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One Night Stands und wahre Liebe


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THE FAST AND THE FURIOUS


THE FAST AND THE FURIOUS THE FAST AND THE FURIOUS (DVD: Universal/Columbia TriStar, Deutschland)
(OT: The Fast and the Furious | Deutschland/USA 2001 | Regie: Rob Cohen)

Infos zum Film:
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Eine Reihe von Überfällen auf Trucks bereitet der Polizei von Los Angeles Kopfzerbrechen. Die Ermittler vermuten, dass Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine Gang, die Inszenatoren illegaler Straßenrennen, hinter den Verbrechen stecken. Um Toretto auffliegen zu lassen, wird der Undercover-Cop Brian O’Conner (Paul Walker) in die Welt der illegalen Rennen eingeschleust. Doch O’Conner droht schon bald eine Faszination für den Adrenalinrausch, den charismatischen Toretto und insbesondere für dessen attraktive Schwester Mia (Jordana Brewster) zu entwickeln…

The Fast and the Furious ist 08/15-Blockbusterkino des neuen Jahrtausends. Eiskalt durchkalkuliert (für das weibliche Publikum gibt es Vin Diesel und Paul Walker, für das männliche Publikum aufgemotzte Karren, spektakuläre Car-Chase-Sequenzen und eine verdammt süße Jordana Brewster), mit der typischen Bruckheimer/Simpson/Bay-Optik aufpoliert und einer Story vom Reißbrett ausgestattet. Die Geschichte über einen Undercover-Cop, der plötzlich damit beginnt, Sympathien für die dunkle Seite der Macht zu entwickeln und sich auch noch in die Schwester des charismatischen Bösewichts verliebt, gewinnt nun sicher keinen besonderen Innovationspreis.
Nüchtern betrachtet ist das Kino ohne Herz, Seele und Verstand. Als reines Affektkino, als oberflächliches "guilty pleasure" zur netten Berieselung ist The Fast and the Furious, der gleichzeitig so etwas wie das "Meisterwerk" innerhalb der Filmographie von Regisseur Rob Cohen darstellt (was bei sonstigen Arbeiten wie Stealth und Konsorten auch keine große Kunst ist), dennoch ganz gut geeignet. Über fehlende Schauwerte kann man sich nun wahrlich nicht beschweren und auch die Gefahr aufkommender Langeweile ist definitiv nicht gegeben.
Was dieser modernen Variante des guten alten Carsploitation-Films einfach fehlt, ist der Mut, die Wege des typischen Mainstream-Films zu verlassen und das Publikum auch mal zu schockieren. Es gibt da eine Sequenz am Ende, in der das überdeutlich wird. Diesel und Walker rasen in ihren Karren auf einen Bahnübergang zu, es nähert sich ein Zug, die Bremsen versagen. Natürlich passieren die beiden kurz vor dem Zug noch die Gleise. Eine ähnliche Szene gibt es auch in dem grandiosen Dirty Mary Crazy Larry aus dem Jahr 1974. Auch dort nähern sich die Protagonisten in voller Geschwindigkeit einem Bahnübergang, auch dort nähert sich ein Zug. Der Wagen knallt in den Zug und explodiert, der Abspann beginnt zu laufen. So ein Ende würde ich mir auch mal von einem Blockbuster neueren Datums wünschen. Aber dafür fehlen ihnen in der Traumfabrik einfach die Eier.

TRAILER:


Rob Cohen Paul Walker Vin Diesel Michelle Rodriguez Jordana Brewster 2000er Los Angeles car chase Carsploitation


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5 Fragen oder Die Weitergabe des Filmstöckchens


Normalerweise bin ich ja kein Fan von Kettenbriefen, da mir dieser hier aber von Whoknows mit der lobenswerten Absicht zugeschoben wurde, die Bekanntheit von Filmforen - und auch meines kleinen, bescheidenen Blogs hier - ein bisschen zu pushen, nehme ich das “Filmstöckchen“ gerne an, beantworte artig die Fragen und reiche es anschließend weiter.

Zunächst das Regelwerk:

1. Verlinke die Person, die dich getaggt hat.
2. Beantworte die Fragen, die dir gestellt wurden.
3. Tagge anschließend 5 weitere Leute.
4. Gib den Personen Bescheid, die getaggt wurden.
5. Stelle anschließend 5 Fragen an die, die getaggt wurden.

Nun zu den Fragen von Whoknows:

1. Der amerikanische Produzent, für den du neuerdings arbeitest, ist ein hoffnungsloser Sissi-Fan, und er möchte das Leben der Kaiserin unbedingt hollywoodgerecht verfilmen. Nun weiß er, dass die Amis von dem guten Kind keine Ahnung haben und der Titel "Sissi" keine Sau in die Kinos lockt. Er braucht aber einen Blockbuster, und er bittet dich, einen Titel zu finden, der Erfolg garantiert, ob er nun etwas mit Sissi zu tun hat oder nicht. - Wie heißt dein Sissi-Film made in USA?

Ich würde ihn davon überzeugen, Spielberg und Bay mit ins Boot zu holen und den Film dann einfach STEVEN SPIELBERG PRESENTS: MICHAEL BAY’S SISSI nennen.

2. Viel unnützes Zeugs wurde gedreht. Auch du bist überzeugt, dass es aber einen Film gibt, der unbedingt noch gedreht werden müsste. Wie heißt er, und wer wäre der ideale Regisseur?

Ich liebe das View Askewniverse und bedaure sehr, dass Regisseur Kevin Smith dieses Universum mit Clerks II beendet hat. Der Film, der noch gedreht werden müsste, heißt somit Clerks III: A New Beginning und auf dem Regiestuhl würde sich selbstverständlich Kevin Smith niederlassen.

3. In einer Kneipe setzt sich ein dämlich grinsender Typ neben dich. Da er einsam aussieht, fühlst du dich verpflichtet, ein wenig mit ihm zu reden - und erzählst ihm, dass du Filmblogger bist. "Und wie finden Sie denn mein filmisches Werk?", fragt dich der dämlich grinsende Typ interessiert. Wie lautet deine Antwort auf die Frage von Hansi Hinterseer?

Moment, ich muss schnell auf die Toilette und mich übergeben...

4. Du bist Mitglied von filmforen.de, wo sich der Thread "Wir haben abgebrochen" großer Beliebtheit erfreut. Welchen Film, den du tatsächlich abgebrochen hast, würdest du dort nie erwähnen? Und warum nicht?

Ob man mir nun Glauben schenkt oder nicht: Ich habe bis jetzt erst einen einzigen Film abgebrochen und das war Harry Potter and the Deathly Hollows: Part 1, ca. 20 Minuten vor dem Ende, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte. Den würde ich aber jederzeit im benannten Thread erwähnen. Ansonsten kann ich mich wirklich nicht daran erinnern, jemals einen Film abgebrochen zu haben.

5. Da du Film-Blogger bist, hat man dich verdientermaßen zum Tod durch den Strang verurteilt. Den letzten Abend verbringst du trübselig in deiner Zelle, als der Gefängniswärter hereinkommt und zu dir sagt: "Ihre letzte Mahlzeit dürfen Sie sich wie üblich selber aussuchen. Und nennen Sie uns den Film, den Sie sich dazu ansehen möchten!" - Also: Welchen Film wünschst du dir zu deiner Henkersmahlzeit?

Wahrscheinlich würde ich einen Film wählen, der a.) möglichst lange dauert, den ich b.) von ganzem Herzen liebe und der mich c.) immer wieder so sehr begeistert, dass ich während der Sichtung die Welt um mich herum vergessen kann. Unter Berücksichtigung auf die Laufzeit würde ich mir dann wohl die Director’s-Cut-Version von Almost Famous ansehen wollen.



So, und nun wird das “Filmstöckchen“ weitergereicht. Da ich mich selbst in der Blogger-Szene nicht so extrem gut auskenne, habe ich mir von Whoknows ein paar Tipps geben lassen. Das Stöckchen geht an ChristiansFoyer, It’s just a film, FILM!, EquilibriumBlog und außerdem an Settembrini hier im Forum, der mich deshalb hoffentlich nicht virtuell steinigen wird. Wer keine Lust auf das Stöckchen hat: Einfach ignorieren!

Und hier nun meine 5 Fragen:

1.) Das Gutfinden mancher Filme ist einem ja mitunter peinlich. Was ist Dein peinlichster Lieblingsfilm und warum ist er Dir peinlich?
2.) Mit welchem anerkannten Meisterwerk der Filmgeschichte kannst Du so rein gar nichts anfangen und aus welchen Gründen?
3.) Wer ist Dein Lieblingsregisseur und welchen Film würdest Du einem Interessierten als Einstieg in die Welt dieses Regisseurs empfehlen?
4.) Welche SchauspielerInnen haben bei Dir einen Stein im Brett? Wer muss also die Hauptrolle spielen, damit Du Dir einen Film ansiehst, der Dich ansonsten nicht die Bohne interessiert hätte?
5.) Was sind Deine 10 Lieblingsfilme, die nicht aus Hollywood stammen?



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DER KLEINE HORRORLADEN


DER KLEINE HORRORLADEN DER KLEINE HORRORLADEN (DVD: Warner, Deutschland)
(OT: Little Shop of Horrors | USA 1986 | Regie: Frank Oz)

Infos zum Film:
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Mr. Mushnik (Vincent Gardenia) ist Inhaber eines miserabel laufenden Blumenladens in einem heruntergekommenen Stadtviertel in New York. Als sein Angestellter Seymour (Rick Moranis) eines Tages jedoch eine außergewöhnliche Pflanze im Schaufenster ausstellt, scheint diese eine magische Anziehung auf die potentiellen Kunden auszuüben. Mushniks Laden erlebt durch sie einen regelrechten Boom und die Geschäfte laufen so gut wie nie zuvor. Doch die Pflanze entwickelt schon bald ein gefährliches Eigenleben...

Im Jahr 1960 drehte Roger Corman innerhalb von 2 Tagen und 1 Nacht den Film The Little Shop of Horrors, in dem u.a. ein gewisser Jack Nicholson einen seiner ersten Leinwandauftritte hatte. Der Film wurde zum absolut Kulthit und später als Musical für die Bühne adaptiert. Und dieses Bühnen-Musical nahm sich schließlich Muppets-Schöpfer Frank Oz zur Brust und verfilmte Cormans Streifen im Jahr 1986 als Musical-Version nochmals neu. Rick Moranis, bekannt vor allem wegen seiner Rolle in Ghostbusters, ist Seymour Krelborn, der in einem kleinen Blumenladen eine außergewöhnliche Pflanze hegt und pflegt, welche sich langsam aber sicher als blutdurstiges Monstrum entpuppt. Herrlich verschrobene Charaktere, jede Menge skurrile Einfälle, nett choreographierte Musical-Nummern, ein wunderbares Creature Design und nicht zuletzt tolle Gastauftritte von Stars wie Steve Martin, Bill Murray, James Belushi und John Candy machen Der kleine Horrorladen zu einem echten Genre-Highlight. Insbesondere Steve Martin in der Rolle des durchgeknallten Zahnarztes gibt hier eine seiner denkwürdigsten Vorstellungen ab. Oz’ Film, der gleichzeitig auch eine augenzwinkernde Hommage an die Monsterfilme der 50er Jahre darstellt, läuft vor erinnerungs- und zitierwürdigen Szenen praktisch über und verbreitet über seine komplette Laufzeit einfach nur richtig gute Laune. Klasse!

TRAILER:


Frank Oz Steve Martin Bill Murray James Belushi John Candy 1980er Oscar Nominee New York Alien Remake


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HOBO WITH A SHOTGUN


HOBO WITH A SHOTGUN HOBO WITH A SHOTGUN (Blu-ray: Momentum, Großbritannien)
(OT: Hobo with a Shotgun | Kanada 2011 | Regie: Jason Eisener)

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In einer amerikanischen Kleinstadt möchte ein namenloser Landstreicher (Rutger Hauer) ein neues Leben beginnen und sieht sich schon bald mit der Tatsache konfrontiert, dass sich die Stadt und ihre Einwohner fest in der Hand des skrupellosen Gangsterbosses Drake (Brian Downey) befindet, der hier mit Hilfe seiner beiden psychopathischen Söhne Slick (Gregory Smith) und Ivan (Nick Bateman) ein regelrechtes Terrorregiment führt. Der Landstreicher entschließt sich dazu, dem Verbrechen den Kampf anzusagen und schreitet mit einer Schrotflinte bewaffnet zur Tat...

Manche Filme walzen regelrecht über einen hinweg und legen praktisch alles in Schutt und Asche. Hobo with a Shotgun ist einer von ihnen und stellt einen weiteren Höhepunkt der nun schon seit einigen Jahren andauernden Welle moderner Exploitation-Filme dar. Wie Machete basiert auch Hobo with a Shotgun auf einen Trailer aus dem Grindhouse-Projekt von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, genauer gesagt auf den Sieger-Trailer des im Rahmen des Projektes veranstalteten Trailer-Wettbewerbs. Und an dem, was Regisseur Jason Eisener hier abliefert, müssen sich künftige Exploiter messen lassen. Und die Messlatte liegt verdammt hoch. Hobo with a Shotgun dürfte zu den durchgeknalltesten, abgefahrensten, chaotischsten und respektlosesten Streifen gehören, die ich je gesehen habe. Im Grunde ist der als eiskalter Rachestreifen getarnte Hobo with a Shotgun eine amoklaufende Komödie, ein Film, der zu keiner Sekunde einen Zweifel daran lässt, dass er unbedarfte Zuschauer gehörig vor den Kopf stoßen möchte und den man um Gottes willen nicht ernst nehmen darf. Davon zeugt schon der ganze Look des Films. Denn der ist einfach nur bunt, kunterbunt sogar. Hobo with a Shotgun leuchtet in so extrem grellen Farben, man könnte der Ansicht sein, Eisener wolle den Zuschauer davon überzeugen, Hobo with a Shotgun sei der erste Farbfilm, der je gedreht worden ist. Und dann diese ganzen komplett überdrehten Effekte und diese einfach nur herrlich überzeichneten Charaktere, denen der Cast ein regelrechtes Denkmal setzt. Praktisch alle Schauspieler agieren mit einem solch enthusiastischen Overacting, dass man meinen könnte, es gäbe kein Morgen mehr und insbesondere Rutger Hauer gibt in der Titelrolle des Hobo eine absolute Granatenleistung ab. Laut, grell, bunt, grandios!

TRAILER:


Jason Eisener Rutger Hauer 2010er female nudity Rache


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SPIDERHOLE - JEMAND MUSS BEZAHLEN


SPIDERHOLE - JEMAND MUSS BEZAHLEN SPIDERHOLE - JEMAND MUSS BEZAHLEN (Blu-ray: I-On New Media, Deutschland)
(OT: Spiderhole | Irland 2010 | Regie: Daniel Simpson)

Infos zum Film:
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Der Traum vom mietfreien Wohnen bringt 4 Studenten (u.a. Amy Noble) auf die Idee, ein scheinbar leer stehendes Haus in London zu besetzen. Doch bereits nach der ersten Nacht, stellen die Freunde entsetzt fest, dass sie nicht alleine zu sein scheinen. Sämtliche Ausgänge wurde versperrt und eine Flucht aus dem Haus scheint unmöglich zu sein…

Ich hab ja immer ein Herz für kleinere Independent-Produktionen und erste Gehversuche unbekannter Filmemacher und so kann ich dann am Ende des Tages auch Spiderhole nicht wirklich böse sein, obwohl diese irische Produktion natürlich ziemlich weit davon entfernt ist, ein guter Film zu sein.
Regisseur Daniel Simpson hat Streifen wie Saw, Hostel oder Martyrs definitiv gut studiert, die Fußstapfen, in die er zu treten versucht, erweisen sich aber dann doch als übergroß. Spiderhole kommt insbesondere in Sachen Intensität zu keiner Zeit an seine offensichtlichen Vorbilder heran. Und auch die Ausgangssituation ist absoluter Blödsinn. Vier Freunde, die nun wirklich nicht so aussehen, als ob sie am Existenzminimum leben müssten, besetzen im Jahr 2010 ein komplett heruntergekommenes Haus. Da hätte man sich auch einen anderen Aufhänger ausdenken können, um die vier Protagonisten ihrem Peiniger auf dem Silbertablett zu servieren. Und wie sich die Knallchargen dann in dem Haus verhalten, als sie merken, dass sie sich definitiv in einer ausgesprochen brenzligen Situation zu befinden scheinen, ist halt auch mal wieder komplett bescheuert und hanebüchen - aber das ist ja nun keine Schwäche, die Spiderhole exklusiv für sich verbuchen könnte. Daran kranken ja fast 95 % aller Horrorstreifen.
Es gibt aber auch Lichtblicke: Die Effekte können sich sehen lassen, das Setting in dem heruntergekommenen Anwesen ist durchaus gelungen, die größtenteils in der Dunkelheit spielenden Szenen sind ziemlich gut ausgeleuchtet und das in dunklen Szenen ja oft vorhandene Problem, dass man einfach nichts erkennen kann, ist hier glücklicherweise praktisch nicht existent. Zudem gelingt es Regisseur Daniel Simpson mit Hilfe des Settings durchaus, eine zuweilen ausgesprochen bedrohliche und klaustrophobische Atmosphäre zu entfalten und ab und zu kommt sogar so etwas wie Spannung auf (und das ist dann sogar ein Aspekt, in dem Spiderhole - überspitzt formuliert - praktisch der kompletten Saw-Reihe überlegen ist). Wer das Horrorgenre so liebt wie ich, kann Spiderhole auf jeden Fall eine Chance geben.

TRAILER:


Daniel Simpson 2010er female nudity Torture Porn


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NEVERLOST


NEVERLOST NEVERLOST (Blu-ray: I-On New Media, Deutschland)
(OT: Neverlost | Kanada 2010 | Regie: Chad Archibald)

Infos zum Film:
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Josh Higgins (Ryan Barrett) hat den Tod seiner großen Liebe Kate (Emily Alatalo) nie verkraftet, leidet seit Ewigkeiten an Schlaflosigkeit und ist in seiner jetzigen Beziehung todunglücklich. Als ihm starke Medikamente endlich doch zu Schlaf verhelfen, findet sich Josh in seiner Traumwelt plötzlich in den Armen von Kate wieder und ist erstmals seit langer Zeit wieder glücklich. Für Josh wird es zum Lebensinhalt, sich in diese Traumwelt zu flüchten...

Mal wieder ein kleiner Ausflug in den Bereich des Independent-Kinos. Regisseur Chad Archibald erzählt auf ausgesprochen ruhige, aber auch sehr eindringliche Art und Weise die Geschichte eines Menschen, dessen Festhalten an der Vergangenheit schon fast selbstzerstörerische Züge annimmt. Die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen immer mehr - nicht nur für Josh, sondern auch für den Zuschauer, der sich zeitweise selbst nicht mehr ganz sicher sein kann, welche Realität nun wahr und welche nur geträumt ist. So könnte das “reale Leben“ von Josh durchaus auch nur ein Abbild seiner Verlustängste sein und die scheinbar “alternative Realität in der Traumwelt“ der tatsächlichen Realität entsprechen. Es hat bei der Sichtung dieses kleinen Films durchaus Spaß gemacht, entsprechende Möglichkeiten durchzuspielen.
Neverlost ist eine kleine Produktion, mit einem schmalen Budget von gerade mal 125.000 kanadischen Dollar gedreht, und es ist klar, dass hier nicht alles perfekt geraten ist. Insbesondere die Postproduktion hat wohl unter den geringen finanziellen Mitteln gelitten und vor allem das Sound Design des Streifens ist nicht wirklich gut gelungen. Dialoge sind oft viel zu leise abgemischt und teilweise schwer zu verstehen, häufig liegt ein regelrechtes Hallen auf der Tonspur. Glücklicherweise sind auf der Blu-ray von I-On New Media optional zuschaltbare Untertitel enthalten. Den Film im Originalton zu genießen, wäre ohne diese fast nicht möglich gewesen. Es spricht für den Film, dass er es trotz dieser technischen Mängel schafft, den Zuschauer mit seiner Geschichte zu fesseln und über seine komplette Laufzeit bei der Stange zu halten. Und es lohnt sich wirklich, Neverlost eine Chance zu geben, allein schon wegen des Finales. Die letzten 15 Minuten des Streifens sind der absolute Hammer, kriechen regelrecht unter die Haut und jagen einem kalte Schauer über den Rücken.

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Chad Archibald 2010er female nudity


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OHNE LIMIT - DIE DROGE FÜR REICHTUM UND MACHT


OHNE LIMIT - DIE DROGE FÜR REICHTUM UND MACHT OHNE LIMIT - DIE DROGE FÜR REICHTUM UND MACHT (Extended Cut) (Blu-ray: Concorde, Deutschland)
(OT: Limitless | USA 2011 | Regie: Neil Burger)

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Der schon seit längerer Zeit an einer Schreibblockade leidende Schriftsteller Eddie Morra (Bradley Cooper) wurde gerade von seiner Freundin (Abbie Cornish) verlassen und trifft nur wenige Minuten später zufällig auf seinen früheren Schwager Vernon (Johnny Whitworth). Der lädt ihn sogleich auf einen Drink ein und bietet ihm zur Besserung seines Gemütszustandes eine Pille an. Nach anfänglichem Zögern nimmt Eddie das noch nicht für den Markt freigegebene Medikament ein und mit einem Mal offenbart sich ihm eine völlig neue Welt. Das Medikament optimiert auf beeindruckende Art und Weise die Funktionen des Gehirns und Eddie stehen mit Hilfe der Pille praktisch alle Türen offen. Eddie will mehr von diesem Wundermittel und begibt sich mit seinem Verlangen in ernsthafte Gefahr...

Tja, das war wohl nichts. Regisseur Neil Burger sollte man mal stecken, dass visuelle Spielereien allein - die Kamerafahrten durch das nächtliche New York sind allerdings tatsächlich atemberaubend - noch lange keinen guten Film machen. Die oben beschriebene Ausgangssituation der Story ist schon mal komplett hanebüchen. Damit könnte man auch durchaus noch leben, wenn der Film doch nur in irgendeiner Weise spannend geraten wäre. Aber Spannung sucht man in diesem aufpolierten Hochglanzprodukt vergebens. Und das liegt vor allem an der Tatsache, dass Regisseur Burger bei der Charakterentwicklung des von Bradley Cooper gespielten Eddie Morra praktisch komplett versagt. Den Typ kann man weder hassen, noch kann man mit ihm bangen - sein Schicksal ist einem im Endeffekt scheißegal. Und so plätschert Ohne Limit mit ein paar netten visuellen Einfällen so vor sich hin, die Story wird von Minute zu Minute lächerlicher, Actionsequenzen und verzweifelte Versuche eines Spannungsaufbaus verpuffen wirkungslos. Mittendrin schaut dann auch mal kurz Robert De Niro vorbei, spielt auf Autopilot und dürfte sich am Set ganz vorzüglich gelangweilt haben. Graue Durchschnittsware, die man ganz schnell wieder vergessen kann. Wie der Film in der IMDB eine derzeitige Durchschnittsnote von immerhin 7,3/10 erreicht hat, ist mir ein einziges Rätsel.

TRAILER:


Neil Burger Bradley Cooper Robert De Niro 2010er New York


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SCHULMÄDCHEN-REPORT 13 - VERGISS BEIM SEX DIE LIEBE NICHT


SCHULMÄDCHEN-REPORT 13 - VERGISS BEIM SEX DIE LIEBE NICHT SCHULMÄDCHEN-REPORT 13 - VERGISS BEIM SEX DIE LIEBE NICHT (DVD: Kinowelt, Deutschland)
(OT: Vergiss beim Sex die Liebe nicht - Der neue Schulmädchenreport, 13. Teil | Deutschland 1980 | Regie: Walter Boos)

Infos zum Film:
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Während einer Probe des Schultheaters entwickelt sich zwischen dem Lehrer Dr. Burkhard (Tonio von der Meden) und seinen Schülern (u.a. Renate Langer) eine angeregte Diskussion zum Thema Sex und Liebe, bei der die Schüler mit Beispielen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis ihre jeweiligen Standpunkte untermauern…

Vor knapp 6 Jahren habe ich mit der Sichtung der Schulmädchen-Report-Reihe begonnen, nun rotierte der 13. und letzte Teil im Player. Da kommt fast ein bisschen Wehmut auf, dass keine weiteren Streifen mehr folgen werden. Denn rückblickend betrachtet hat die Reihe - was Schau- und Unterhaltungswert angeht - doch ziemlich viel Spaß bereitet, so einige Episoden aus den einzelnen Filmen bleiben im Gedächtnis (insbesondere die Sequenz mit Christina Lindberg aus dem 4. Teil) und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir die Reihe irgendwann mal wieder zu Gemüte führen werde. Der 13. Teil stellt dann auch einen würdigen Abschluss der Reihe dar, bietet die gewohnte Mischung aus komischen und ernsthaften Episoden, welche wieder in eine hauchdünne Rahmenhandlung eingebettet worden sind, und lässt mich abermals staunend ob des Faktes zurück, dass diese Streifen tatsächlich mal erfolgreich im Kino gelaufen sind und nicht nur von gestörten Exploitation-Liebhabern wie mich goutiert wurden. Was von diesem Film speziell im Gedächtnis bleibt, sind Kleinigkeiten. Beispielsweise die Tatsache, dass es hier erstmals richtige Anfangscredits mit Schauspielerangaben gibt und hierfür der altbekannte Vorspann samt des Titelthemas von Komponist Gert Wilden geopfert wurde. Und die extrem schnuckelige Renate Langer, die Darstellerin der Thea in der Rahmenhandlung, die leider keine Möglichkeit hatte, in ihrer Rolle blank zu ziehen (muss mal nach anderen Filmen mit ihr Ausschau halten). Oder bloße Verwunderung darüber, wie es möglich gewesen ist, Katja Bienert zum damaligen Zeitpunkt so zu zeigen. Und in diesem Zusammenhang noch größere Verwunderung über die FSK-Freigabe dieses Streifens. In diesem Sinne: Mach’s gut Schulmädchen-Report-Reihe. War ne schöne Zeit mit dir. Bis irgendwann mal wieder.

Walter Boos 1980er female nudity Sequel Sexploitation Teensploitation


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MILL OF THE STONE WOMEN


MILL OF THE STONE WOMEN MILL OF THE STONE WOMEN (DVD: Mondo Macabro, USA)
(OT: Il mulino delle donne di pietra | Frankreich/Italien 1960 | Regie: Giorgio Ferroni)

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In einer alten Mühle in der Nähe von Amsterdam befindet sich ein morbides Figurenkabinett, welches nun schon seit 100 Jahren von der Familie von Professor Wahl (Herbert A.E. Böhme) betrieben wird und das steinerne Frauenfiguren in verschiedensten Todesposen präsentiert. Anlässlich des Jubiläums möchte der Student Hans von Arnim (Pierre Brice) einen Artikel über das Kabinett schreiben und begibt sich aus diesem Grund in die alte Mühle, in der ihm während seiner Arbeit plötzlich eine mysteriöse, überaus lebendige junge Frau über den Weg läuft…

Bevor Pierre Brice als Apachenhäuptling Winnetou hierzulande berühmt wurde, spielte er die Hauptrolle in diesem kleinen Gruselfilm, der auf den deutschen Titel Die Mühle der versteinerten Frauen hört und in dem für den von Brice gespielten Hans mit dem Kennenlernen der mysteriösen, jungen Dame das Unheil seinen Lauf nimmt. Mill of the Stone Women steht dabei ganz im Zeichen des Gothic Horror. Die französisch-italienische Co-Produktion von Regisseur Giorgio Ferroni aus dem Jahr 1960 erinnert stark an die Filme der britischen Hammer Studios. Wenn man nicht immer wieder Außenaufnahmen der Mühle - die sich in diesen unzweifelhaft als Modell entpuppt - zu Gesicht bekommen würde, man könnte fast meinen, man wäre auf dem Schloss des Grafen Dracula oder dem mondänen Anwesen von Baron Frankenstein zu Gast. Ferronis Film verwöhnt mit praktisch allen Zutaten, die man als Genrefan von einem Streifen dieser Art erwartet. Ein altes Gemäuer voll unheimlicher Schatten, einen Mad Scientist, einen Helden der langsam aber sicher in den Wahnsinn abzudriften droht und natürlich eine mysteriöse Schönheit mit einem schrecklichen Geheimnis. Und dann gibt es da im Finale noch ein paar erstaunlich freizügige Einstellungen der attraktiven Dany Carrel zu bewundern, die zum damaligen Zeitpunkt sich für einiges Aufsehen gesorgt haben dürften. Klar, Mill of the Stone Women kann ein heutiges Publikum nicht mehr wirklich schocken, aber er überzeugt mit einer schaurig-schönen Atmosphäre, tollen Settings und einer sympathischen Gruselgeschichte. Kurzweilig, unterhaltsam, schön!

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Giorgio Ferroni Pierre Brice 1960er female nudity


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MANHATTAN MURDER MYSTERY


MANHATTAN MURDER MYSTERY MANHATTAN MURDER MYSTERY (DVD: Sony, Großbritannien)
(OT: Manhattan Murder Mystery | USA 1993 | Regie: Woody Allen)

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Nach dem plötzlichen Tod seiner Ehefrau ist Witwer Paul House (Jerry Adler) etwas zu schnell zu gut gelaunt. Dieser Ansicht ist zumindest Carol Lipton (Diane Keaton), die gelangweilte Gattin des Verlegers Larry Lipton (Woody Allen). Carol ist davon überzeugt, dass Paul hinter dem Tod seiner Frau steckt und beginnt damit, ihren Nachbarn regelrecht zu überwachen...

Manhattan Murder Mystery gehört zu Allens New-York-Filmen. Der wunderbare "auteur" ist hier einmal mehr in der Rolle des sympathischen Neurotikers zu sehen. Als Verleger Larry Lipton versucht Woody Allen verzweifelt seine Filmfrau Diane Keaton davon abzubringen, den gemeinsamen Nachbarn zu beschatten. Es bleibt beim Versuch, letztendlich begibt sich das Paar zusammen auf Verbrecherjagd und bringt dabei nebenbei auch noch die etwas eingeschlafene Ehe wieder in Schwung. Man merkt, dass dies hier nicht die erste Zusammenarbeit von Woody Allen und Diane Keaton ist. Die beiden standen ja schon in sehr vielen Filmen zuvor gemeinsam vor der Kamera, verstehen sich praktisch blind und harmonieren auch hier wieder einfach nur hervorragend miteinander. Manhattan Murder Mystery dürfte dabei zu den eingängigsten Filmen von Woody Allen gehören und könnte für Leute, die sich bisher - aus welchen Gründen auch immer - noch nicht an Allen herangewagt haben, vielleicht einen guten Einstieg in dessen Werk darstellen. Manhattan Murder Mystery ist federleicht inszeniert, überzeugt einmal mehr durch einen ungemeinen Wortwitz und jede Menge Situationskomik, findet eine perfekte Mischung aus spannenden und lustigen Momenten und ist gleichzeitig eine augenzwinkernde Hommage an den Film Noir. Und das Finale im Kino zu Orson Welles' The Lady from Shanghai kann in meinen Augen nur als absolut magisch bezeichnet werden. Toller Film!

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Woody Allen Diane Keaton Anjelica Huston Zach Braff 1990er New York


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ROLE MODELS (Extended Cut)


ROLE MODELS (Extended Cut) ROLE MODELS (Extended Cut) (Blu-ray: Universal, Großbritannien)
(OT: Role Models | Deutschland/USA 2008 | Regie: David Wain)

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Die beiden Freunde und Kollegen Danny (Paul Rudd) und Wheeler (Seann William Scott) werden, nachdem Danny in seiner Frustration das Firmenfahrzeug geschrottet hat, vor die Wahl gestellt: 30 Tage Gefängnis oder 150 Stunden soziale Arbeit. Danny und Wheeler entscheiden sich für das scheinbar kleinere Übel und landen in einer Tagesstätte für Kinder und Jugendliche, in der jedem Erwachsenen ein Kind zur Betreuung zugeteilt wird. Während Wheeler sich mit dem frühreifen Ronnie (Bobb'e J. Thompson) herumschlagen muss, soll sich Danny um den begeisterten Rollenspieler Augie (Christopher Mintz-Plasse) kümmern…

Wer aufgrund des Mitwirkens von Seann William Scott seine ganzen Hoffnungen und Erwartungen in einen Film der Marke Ey Mann - Wo is' mein Auto? setzt, dürfte von Role Models ziemlich enttäuscht werden. Scott ist zwar auch hier wieder in einer weiteren Variante seiner Stammrolle des liebenswerten Chaoten zu sehen und es gibt auch den einen oder anderen etwas derberen Gag zu bewundern sowie ein paar nackte Tatsachen zu bestaunen, aber das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten zu American Pie & Co. Role Models ist ein ziemlich ruhiger Vertreter seiner Zunft und würde auch ganz gut in das Universum von Judd Apatow passen. Regisseur David Wain legt viel Wert auf eine anständige Entwicklung seiner Charaktere - der Streifen ist bevölkert mit jeder Menge liebenswerter und verschrobener Typen - sowie seiner Geschichte, nimmt seine Figuren ernst und lacht lieber mit ihnen und weniger über sie. Natürlich ist der Verlauf der Handlung relativ vorhersehbar. Anfangs gar nicht von ihrer neuen Aufgabe begeistert, beginnen die beiden Chaoten Danny und Wheeler schon bald eine Bindung zu den ihnen anvertrauten Kids aufzubauen. Eine Liaison, von der am Ende natürlich beide Parteien profitieren werden. Diese Vorhersehbarkeit ist aber nicht sonderlich schlimm, denn Role Models ist so sympathisch, kurzweilig und ausgesprochen witzig, dass man ihm diese vermeintliche Schwäche gerne verzeiht.

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David Wain Seann William Scott Elizabeth Banks 2000er female nudity


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NORDWAND


NORDWAND NORDWAND (Blu-ray: 20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Nordwand | Deutschland/Österreich/Schweiz 2008 | Regie: Philipp Stölzl)

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Die beiden Freunde Toni (Benno Fürmann) und Andi (Florian Lukas) sind begeisterte Bergsteiger und wollen nach anfänglichem Zögern nun doch versuchen, die als unbezwingbar geltende Nordwand des Eiger als erste zu besteigen…

Regisseur Philipp Stölzl erzählt in Nordwand die Geschichte der beiden Bergsteiger Toni Kurz und Andi Hinterstoisser, die im Sommer 1936 den Versuch unternommen haben, als erste die berüchtigte Eiger-Nordwand zu bezwingen. Ein Versuch, der in einer Katastrophe enden sollte. Benno Fürmann und Florian Lukas haben sich mit intensivem Bergsteig-Training über 1 Jahr auf ihre Rollen vorbereitet, der Film wurde teilweise an Originalschauplätzen in 3.000 Meter Höhe gedreht. Und diesen großen Aufwand sieht man dem Streifen auch an. Nordwand ist in seinen Bergsteig-Sequenzen tatsächlich unglaublich fesselnd und visuell absolut beeindruckend geraten. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Denn ausgerechnet in der Figurenzeichnung offenbart Nordwand deutliche Schwächen. Nicht nur, dass Benno Fürmann mit Johanna Wokalek ein doch ziemlich nerviges Love Interest zur Seite gestellt wurde, welches es in Wahrheit gar nicht gab und das die ganze Angelegenheit wohl noch ein bisschen dramatischer gestalten sollte, nein, der Film spielt aufgrund der zugrundeliegenden Ereignisse dummerweise zur Nazizeit und anscheinend fühlt sich jeder deutsche Filmemacher dazu berufen, einen solchen historischen Kontext unbedingt thematisieren zu müssen. Auch wenn das hier gar nicht notwendig gewesen wäre. So werden die von Fürmann und Lukas gespielten Kurz und Hinterstoisser als liebenswerte Rebellen gezeichnet, die den Militärdienst quittieren und beim Verlassen der Kaserne den Hitlergruß mit einem lässigen Servus erwidern. Und dann gibt es auch noch Ulrich Tukur in der Rolle eines schmierigen Sensationsjournalisten, der plant, die bevorstehende Besteigung durch die beiden ehemaligen Gebirgsjäger als Triumph des deutschen Volkes auszuschlachten und der darüberhinaus auch noch Fürmanns Love Interest anbaggert. Das alles ist unnötig, unglaubwürdig und klischeehaft und wirft doch einen ziemlichen Schatten auf diesen Film, der in seinem innersten Kern der Geschichte - nämlich des dramatischen Versuchs, mit menschlicher Kraft die Urgewalt der Natur zu überwinden - eigentlich absolut zu überzeugen weiß.

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Philipp Stölzl 2000er 30er Jahre


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THE EXPENDABLES (Director’s Cut)


THE EXPENDABLES (Director’s Cut) THE EXPENDABLES (Director’s Cut) (Blu-ray: Splendid, Deutschland)
(OT: The Expendables | USA 2010 | Regie: Sylvester Stallone)

Infos zum Film:
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Söldner Barney Ross (Sylvester Stallone) und seine Männer (u.a. Jason Statham und Jet Li) werden angeheuert um den Diktator (David Zayas) einer südamerikanischen Bananenrepublik zu stürzen. Eigentlich ein Routineauftrag für Ross und sein Team, doch die Durchführung gestaltet sich komplizierter als erwartet…

Die Absicht, einen Old-School-Actionfilm zu drehen, hatte Stallone ja schon etwas länger. Der Cast sollte sich vorwiegend aus Actionhelden der 80er und 90er Jahre zusammensetzen und die Fans fingen wild zu spekulieren an. Die Actiongemeinde hoffte auf Namen wie Jean-Claude Van Damme, Steven Seagal, Chuck Norris, Michael Dudikoff, Kurt Russell, Carl Weathers, Wesley Snipes, usw. Und tatsächlich wurden auch einige dieser Namen (Van Damme, Seagal, Snipes, Russell) von Stallone angefragt, doch alle sagten aus verschiedenen Gründen ab. Snipes durfte wegen seiner Steuerschulden nicht aus den USA ausreisen, Russell hatte keine Lust auf einen Ensemble-Film, Seagal konnte den Produzenten nicht leiden und Van Damme war die Rolle zu anspruchslos (WTF!?!). Von den alten Recken gab es für die Fans am Ende Dolph Lundgren, Mickey Rourke, Gary Daniels und Eric Roberts. Dazu gesellten sich aktuellere (B-Movie-)Action-Stars wie Jason Statham, Jet Li, Randy Couture und Steve Austin. Nicht zu vergessen natürlich die Kurzauftritte von Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis, die gemeinsam mit Stallone in einer kurzen Sequenz zu sehen sind. Eine durchaus annehmbare Besetzung, die Hoffnung auf ein echtes Spektakel machte.
Und ja, The Expendables ist sicher kein schlechter Film und hat mit dieser gemeinsamen Szene von Stallone, Schwarzenegger und Willis auch einen echten, magischen Moment zu bieten. Das hat schon was, diese drei Action-Helden gemeinsam vor der Kamera zu erleben (auch wenn sie in keiner einzigen Einstellung tatsächlich zu dritt im Bild zu sehen sind). Und trotzdem bleibt die große Begeisterung für The Expendables bei mir aus. Mit dieser Besetzung, nach den Ankündigungen von Stallone und auch mit dem Fakt im Hinterkopf, dass Stallone 2 Jahre zuvor mit dem 4. Teil der Rambo-Saga einen der grandiosesten Action-Filme der letzten Jahre gedreht hat, ist The Expendables schon fast eine kleine Enttäuschung. Und das liegt insbesondere an der Tatsache, dass der Film für mein Empfinden handwerklich einfach nicht gut gelungen ist. Die im Dunklen spielenden Sequenzen sind teilweise miserabel ausgeleuchtet, die Actionszenen sind oft zu unübersichtlich geraten und für einen Film, der eine Liebeserklärung an das Actionkino der 80er Jahre darstellen soll, viel zu schnell geschnitten. Und die Inszenierung des Raums ist oft eine mittlere Katastrophe. Insbesondere im Finale weiß man eigentlich nie so recht, wer sich gerade wo aufhält und was tut. Und auch auf so manchen CGI-Effekt hätte man vielleicht lieber verzichten sollen. Das alles führt dazu, dass The Expendables eben kein richtig geiler, sondern "nur" ein leicht über dem Durchschnitt liegender Film geworden ist. Irgendwie schade.
Auf Teil 2 freue ich mich trotzdem. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass hier dann auch noch Chuck Norris und Jean-Claude Van Damme mit von der Partie sind und wohl auch Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger in etwas größeren Rollen zu sehen sein werden. Die Fortsetzung könnte vielleicht tatsächlich - zumindest in der Unrated-Fassung - all die Versprechungen einlösen, die der Vorgänger gemacht hat.

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Sylvester Stallone Jason Statham Jet Li Dolph Lundgren Mickey Rourke Bruce Willis Arnold Schwarzenegger Charisma Carpenter 2010er car chase


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PULP FICTION


PULP FICTION :love: PULP FICTION :love: (DVD: Miramax/Buena Vista, Deutschland)
(OT: Pulp Fiction | USA 1994 | Regie: Quentin Tarantino)

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Gemeinsam mit seinem Partner Jules Winfield (Samuel L. Jackson) beschafft der Gangster Vincent Vega (John Travolta) für seinen Boss Marsellus Wallace (Ving Rhames) zuerst einen Aktenkoffer, kümmert sich anschließend auf dessen Geheiß einen Abend lang um dessen attraktive Frau Mia (Uma Thurman) und erhält danach den Auftrag, den flüchtigen Boxer Butch (Bruce Willis) ausfindig zu machen, der für Marsellus eigentlich einen Boxkampf verschieben sollte, stattdessen aber seinen Gegner im Ring getötet hat. Und bei jeder dieser Aufgaben gibt es schwerwiegende Komplikationen…

In den 90er Jahren habe ich Tarantinos Pulp Fiction - der, man kann es kaum glauben, mittlerweile auch schon fast 2 Jahrzehnte auf dem Buckel hat - praktisch rauf und runter geschaut, zum letzten Mal dürfte ich ihn nun vor ca. 8 Jahren gesehen haben. Höchste Zeit für ein Wiedersehen und natürlich war ich erneut komplett begeistert von Tarantinos Meisterwerk. Mit Pulp Fiction hat sich der umstrittene Regisseur nicht nur ein Denkmal gesetzt, nein, er hat gleichzeitig auch einen der wichtigsten und einflussreichsten Filme der jüngeren Filmgeschichte - vielleicht sogar aller Zeiten - gedreht. Und das im Endeffekt mit einem Streifen, der - provokant ausgedrückt -, ähnlich wie alle anderen Streifen von Tarantino, ja nicht mehr ist als eine Hommage an die diversen Lieblingsfilme seines Regisseurs aus den verschiedensten Genres und den verschiedensten Epochen, praktisch eine Art Best Of der Filmgeschichte. Tarantino hat da - bildlich gesprochen - unzählige Zitate gemeinsam mit ein paar eigenen Ideen in einen Topf geschüttet und daraus etwas vollkommen Neues erschaffen. Seit Pulp Fiction ist das (Genre-)Kino nicht mehr so wie es zuvor gewesen ist. Tarantinos Stil wurde unzählige Male - mal mehr, mal weniger erfolgreich - kopiert, der Begriff der "Coolness" wurde durch diesen Streifen praktisch neu definiert und über den Einfluss von Pulp Fiction auf die Populärkultur könnte man wohl Doktorarbeiten schreiben. Das ist einer dieser Filme, bei denen einfach alles perfekt geraten ist. Selbst der kleinste Nebendarsteller gibt noch eine absolut überzeugende Vorstellung ab, jede Einstellung ist perfekt gewählt, jede Dialogzeile sitzt, die Musikauswahl könnte nicht passender sein und an erinnerungswürdigen Szenen läuft dieser Film fast über.
Wenn mich jemand nach meinem Lieblingsfilm fragt, antworte ich - wohl auch aus nostalgischen Gründen - schon seit Jahrzehnten immer mit The Terminator. Gäbe es Camerons Sci-Fi-Klassiker nicht, Pulp Fiction wäre meine unangefochtene Nummer 1! :love: :love: :love:

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Quentin Tarantino John Travolta Samuel L. Jackson Uma Thurman Bruce Willis Harvey Keitel Ving Rhames Tim Roth Rosanna Arquette Steve Buscemi Christopher Walken 1990er Oscar Winner Oscar Nominee Los Angeles


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DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE


DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE :love: DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE :love: (DVD: Universal, Deutschland)
(OT: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain | Deutschland/Frankreich 2001 | Regie: Jean-Pierre Jeunet)

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Als die etwas schüchterne Amélie Poulain (Audrey Tautou) hinter einer Fliese in ihrer Wohnung ein kleines Kästchen entdeckt, in dem vor vielen Jahren offensichtlich ein kleiner Junge seine größten Schätze aufbewahrt hat, entschließt sie sich dazu, das Kästchen seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben und ändert dadurch dessen Leben auf absolut positive Art und Weise. Von diesem Erlebnis beflügelt, begibt sich Amélie auf eine regelrechte Mission. Heimlich agierend, beeinflusst sie die Leben der Menschen um sie herum und macht diese durch viele kleine “Wunder“ ein bisschen lebenswerter…

Ich hatte mal wieder große Lust auf Kino zum Wohlfühlen. Und da ich Jeunets wunderbares Märchen über die Macht der Fantasie schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe, fiel meine Wahl auf Die fabelhafte Welt der Amélie, der in meinen Augen schon fast so etwas wie eine Definition des Begriffs Feel-Good-Movie darstellt. Die fabelhafte Welt der Amélie ist ein echter Glücksgriff von einem Film, eine Liebeserklärung an das Leben und diese vielen, kleinen Dinge, die es lebenswert machen, ein regelrechtes Fest für die Sinne und ein eindrucksvoller Beweis für die Magie des Kinos, mit einer Hauptdarstellerin, wie sie bezaubernder nicht sein könnte. Ein Film, in den man sich einfach nur Hals über Kopf verlieben kann. Wie Amélie Poulain versucht, das Leben ihrer Mitmenschen in positiver Weise zu beeinflussen, etwas farbenfroher zu gestalten, mit vielen kleinen, auf den ersten Blick vielleicht sogar unscheinbaren Gesten, ist einfach nur berührend und ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass es tatsächlich Zuschauer gibt, die - selbst wenn ihnen der Film nicht gefällt - von Die fabelhafte Welt der Amélie gänzlich unberührt bleiben. Es ist mir unerklärlich, dass Die fabelhafte Welt der Amélie bei den Oscars 2002 keine Trophäe bekommen hat. Für mich ist das einer der schönsten und faszinierendsten Streifen aller Zeiten. :love: :love: :love:

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Jean-Pierre Jeunet Audrey Tautou 2000er Oscar Nominee Paris female nudity


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WOLFMAN (Director's Cut)


WOLFMAN (Director's Cut) WOLFMAN (Director's Cut) (Blu-ray: Universal, Deutschland)
(OT: The Wolfman | USA 2010 | Regie: Joe Johnston)

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Um das plötzliche Verschwinden seines Bruders aufzuklären, kehrt Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) nach langen Jahren in das elterliche Anwesen in der Nähe des kleinen Städtchens Blackmoor zurück. Dort angekommen muss Lawrence erfahren, dass die entstellte Leiche seines Bruders mittlerweile gefunden wurde. Lawrence entschließt sich, den Mörder dingfest zu machen. Doch sein Bruder bleibt kein Einzelfall. Immer mehr Bewohner von Blackmoor fallen dem Täter zum Opfer…

In den 30er und 40er Jahren schufen die Universal Studios mit Filmen wie Dracula, Frankenstein, The Mummy und The Wolf Man ja einige der bedeutendsten Horrorfilme aller Zeiten. Vor einigen Jahren hat Universal nun damit begonnen, seine klassischen Filmmonster erneut auf die Leinwand zu bringen. The Wolfman von Regisseur Joe Johnston ist dabei das aktuellste Reboot eines solchen Klassikers.
Während Johnstons Kollege Stephen Sommers mit The Mummy im Jahr 1999, dessen Fortsetzung aus dem Jahr 2001 und insbesondere mit Van Helsing im Jahr 2004 dem puren Eskapismus fröhnte und reine Nummernrevuen ablieferte, nähert sich Johnston der Wiederauferstehung des Wolfsmenschen auf deutlich seriöserem Wege.
Mit einer ausgesprochen ruhigen Erzählweise und einer schaurig-schönen Gruselatmosphäre versucht The Wolfman beim Zuschauer zu punkten. Das gelingt allerdings nicht vollends. Rein handwerklich gibt es an dem Streifen zwar sicher nichts auszusetzen - die Verwandlungsszenen sind toll geworden, Effekte und Makeup überzeugen auf ganzer Linie, die Wahl der Locations und das Set Design sind wahrlich superb (egal ob nun das riesige Anwesen der Talbots oder die bedrohlich wirkenden Wälder) und Kameramann Shelly Johnson hat da so einige Szenen abgelichtet, die man sich gerahmt an die Wand hängen könnte -, am Ende des Tages droht The Wolfman jedoch regelrecht in handwerklicher Schönheit zu sterben. Die Balance zwischen den ruhigen Sequenzen und den vorhandenen Actionszenen haut in meinen Augen nie so richtig hin, es schleichen sich immer wieder einige Längen ein und auch zu den Charakteren findet man keinen richtigen Zugang. Das liegt vielleicht auch an Anthony Hopkins und seinem nun schon seit 2 Jahrzehnten andauernden Hannibal-Syndrom. Hopkins ist sicher ein großartiger Schauspieler, aber er scheint einfach in der Rolle des Hannibal Lecter gefangen zu sein. Egal was er spielt, der charismatische Kannibale lugt immer wieder hervor. Hier war das mal wieder ein gewisser Störfaktor.

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Joe Johnston Benicio Del Toro Anthony Hopkins Hugo Weaving 2010er Oscar Winner Remake Werwolf 19. Jahrhundert


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DIE ADDAMS FAMILY IN VERRÜCKTER TRADITION


DIE ADDAMS FAMILY IN VERRÜCKTER TRADITION DIE ADDAMS FAMILY IN VERRÜCKTER TRADITION (DVD: Paramount, Deutschland)
(OT: Addams Family Values | USA 1993 | Regie: Barry Sonnenfeld)

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Gomez (Raul Julia) und Morticia (Anjelica Huston) bekommen Nachwuchs und ihre beiden Kinder Wednesday (Christina Ricci) und Pugsley (Jimmy Workman) setzen alles daran, das neue Familienmitglied möglichst schnell um die Ecke zu bringen. Um dem Einhalt zu gebieten, holen sich die stolzen Eltern ein Kindermädchen (Joan Cusack) ins Haus und geraten dabei an eine abgebrühte Heiratsschwindlerin, die auf das Vermögen von Fester (Christopher Lloyd) scharf ist und auf deren Geheiß Wednesday und Pugsley erst mal in ein Feriencamp abgeschoben werden...

Natürlich folgt auch Die Addams Family in verrückter Tradition der Regel aller Fortsetzungen und funktioniert nach dem "Höher, schneller, weiter"-Prinzip. Im Gegensatz zu manch anderen Filmreihen klappt das hier aber richtig gut. Die Addams Family in verrückter Tradition hat vielleicht nicht mehr ganz den Charme des Vorgängers, macht dieses vermeintliche Defizit aber mit einer gehörigen Steigerung des schwarzen Humors locker wieder wett. Allein die Versuche von Wednesday und Pugsley, den ungeliebten kleinen Bruder wieder loszuwerden sind zum Schreien komisch und die Theateraufführung im Sommercamp schlägt die schon wirklich göttliche Schulaufführung im Vorgänger noch mal um Längen. Böse Scherze, schwarzer Humor, ein erneut ausgesprochen liebevolles und detailreiches Set Design und insbesondere eine Christina Ricci in Hochform - wie die hier mit ihren damals gerade mal 13 Jahren auf staubtrockene Art und Weise einen Kracher nach dem nächsten raushaut ist wirklich mehr als beeindruckend - zeichnen Die Addams Family in verrückter Tradition aus und machen diesen Film mindestens genauso sehenswert wie den Vorgänger. Und es sind natürlich auch wieder diese vielen Kleinigkeiten, die Die Addams Family in verrückter Tradition so ungemein sympathisch machen. Beispielsweise dieses ständige Anschmachten zwischen Gomez und Morticia oder dieser hübsche Effekt, dass Morticias Augenpartie - auch in den dunkelsten Sequenzen - immer im Licht zu sehen ist.

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Barry Sonnenfeld Anjelica Huston Christina Ricci Cynthia Nixon 1990er Oscar Nominee Sequel


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THE DIVORCEE


THE DIVORCEE THE DIVORCEE (DVD: Warner, USA)
(OT: The Divorcee | USA 1930 | Regie: Robert Z. Leonard)

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Ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag findet Jerry Martin (Norma Shearer) heraus, dass ihr Mann Ted (Chester Morris) sie betrogen hat. Ein Seitensprung, der letztendlich zur Scheidung der Ehe führt. Jerry beginnt, die so gewonnene Freiheit exzessiv zu nutzen…

The Divorcee stammt - ebenso wie der vor einigen Wochen gesehene Baby Face - aus der Zeit vor der Einführung des Production Codes und geht mit seinem für damalige Verhältnisse ausgesprochen pikanten Thema entsprechend locker um. Norma Shearer spielt eine Ehefrau, die den Betrug ihres Mannes in der Weise ausgleicht, dass sie ebenfalls fremdgeht. Doch der gehörnte Gatte sieht den Betrug seiner Frau mitnichten so locker, wie er seinen eigenen Betrug zuvor gesehen hat. Die Ehe wird geschieden und die geschiedene Ehefrau fängt schließlich damit an, sich nach ihrer Scheidung so richtig auszutoben. The Divorcee, der aus einer Zeit stammt, in der sie das Wort Emanzipation wahrscheinlich nicht mal richtig buchstabieren konnten, ist - auch wenn der Streifen ein “Happy End“ findet, ganz so radikal wollte man im Jahr 1930 wohl doch nicht sein - bei genauerer Betrachtung ein flammendes Plädoyer für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, in dem Norma Shearer in der Hauptrolle der Jerry Martin eine wahrhaft erinnerungswürdige Vorstellung abgibt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass The Divorcee in all seiner Offenheit zu Zeiten des Production Codes nur schwer möglich gewesen wäre. Da dieser unsägliche Code über 30 Jahre Bestand hatte und man vom klassischen Hollywood dann doch hauptsächlich Filme kennt, die während dessen Gültigkeit entstanden sind, ist es immer wieder erfrischend zu sehen, wie modern die Filmemacher mit ihren Botschaften während dieser Pre-Code-Ära doch waren. Wie schon für Baby Face gibt es auch für The Divorcee von mir eine glasklare Empfehlung.

Robert Z. Leonard Norma Shearer 1930er Oscar Winner Oscar Nominee 20er Jahre Pre Code


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THE WRESTLER


THE WRESTLER THE WRESTLER (Blu-ray: Kinowelt/Arthaus, Deutschland)
(OT: The Wrestler | Frankreich/USA 2008 | Regie: Darren Aronofsky)

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Die guten Zeiten des Wrestlers Randy 'The Ram' Robinson (Mickey Rourke) sind schon lange vorbei. Randy hält sich mit kleinen Schaukämpfen über Wasser, seine Tochter Stephanie (Evan Rachel Wood) will nichts mehr von ihm wissen und sein praktisch einziger sozialer Kontakt ist die Stripperin Cassidy (Marisa Tomei). Als Randy auch noch einen Herzinfarkt erleidet, muss er das Wrestling endgültig aufgeben. Doch im normalen Leben findet sich Randy einfach nicht zurecht und so scheint die Rückkehr in den Wrestling-Zirkus nur eine Frage der Zeit zu sein…

Das fulminante Comeback von Mickey Rourke. Der gefallene Superstar der 80er und frühen 90er Jahre hat sich mit dieser Rolle wohl so etwas wie ein Denkmal gesetzt und ist seitdem wieder richtig gut im Geschäft. Ich will gar nicht wissen, wie viel von Rourke selbst in der Rolle des gealterten Wrestlers steckt. Es dürfte jede Menge sein, denn die Parallelen sind meines Erachtens nicht zu übersehen. Wenn der vom Leben gezeichnete Randy "The Ram" Jackson 20 Jahre nach seiner großen Zeit bei kleinen Schaukämpfen von seinen alten Fans gefeiert wird, dann kann man das in meinen Augen schon mit Rourke selbst vergleichen, der über Jahre hinweg keine großen Rollen mehr spielen konnte und nur in reinen Genreproduktionen wie bspw. Sin City von einer bestimmten Zielgruppe gefeiert wurde. Regisseur Darren Aronofsky setzt in The Wrestler auf Realismus und Glaubwürdigkeit. Das gilt für den Blick hinter die Kulissen des Wrestling-Zirkus ebenso wie für die Zeichnung der handelnden Charaktere. Die Handkamera ist immer ganz nah an Rourke dran, der Film ist teilweise schon fast im halbdokumentarischen Stil gedreht. Man leidet und bangt mit diesem Mann, hofft, dass er am Ende sein Glück finden wird. Aronofsky gönnt dem Zuschauer ein offenes Ende. So kann jeder Zuschauer über das Schicksal von Randy "The Ram" Jackson selbst entscheiden. In meiner Version wird Randy seinen letzten Kampf überleben und mit der von Marisa Tomei gespielten Cassidy glücklich werden.
Mickey Rourke wurde für seine wirklich tolle Leistung mit einem Oscar nominiert. Die Auszeichnung ging 2009 jedoch an Sean Penn für seine Rolle in Milk. Ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, Penn hätte die Trophäe nicht verdient gehabt. Ich persönlich hätte sie Mickey Rourke jedoch von Herzen gegönnt. Aber wie schon Bill Murray, der sich im Jahr 2004 ebenfalls Sean Penn geschlagen geben musste, bleibt für Rourke am Ende des Tages eben "nur" diese Nominierung auf dem Briefkopf stehen. Schade. Weiß der Geier, ob Rourke oder Murray jemals wieder die Chance auf eine solche Auszeichnung bekommen. In einer besseren Welt hätte zumindest einer dieser beiden wunderbaren Schauspieler den Oscar mit nach Hause nehmen dürfen.

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Darren Aronofsky Mickey Rourke Evan Rachel Wood 2000er Oscar Nominee female nudity


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KILL THE BOSS (Extended Cut)


KILL THE BOSS (Extended Cut) KILL THE BOSS (Extended Cut) (Blu-ray: Warner, Deutschland)
(OT: Horrible Bosses | USA 2011 | Regie: Seth Gordon)

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Die drei Freunde Nick (Jason Bateman), Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason Sudeikis) haben eine große Gemeinsamkeit: sie alle würden ihren jeweiligen Boss (Kevin Spacey, Jennifer Aniston und Colin Farrell) am liebsten auf den Mond schießen. Und je länger ihre Leidenszeit dauert, desto mehr sind sie davon überzeugt, dass nur ein toter Boss ein guter Boss sein kann…

Drei Freunde leiden in ihren verschiedenen Berufen unter ihrem jeweiligen Boss und entschließen sich dazu, das jeweilige Chef-Problem gemeinsam mit radikalen Methoden zu beseitigen. Natürlich läuft alles schief, was nur schief laufen kann. Regisseur Seth Gordon hat da eine extrem spaßige Mischung aus Krimi und Komödie gedreht in der sich zudem ein richtiges Staraufgebot versammelt hat. Die Bosse werden von Kevin Spacey, Colin Farrell und Jennifer Aniston gespielt, in Nebenrollen geben sich Jamie Foxx und Donald Sutherland die Ehre und die drei männlichen Hauptrollen bekleiden Jason Sudeikis, Charlie Day und Jason Bateman. Seth Gordon gelingt die Balance zwischen Witz und Spannung ausgesprochen gut. Kill the Boss lädt ebenso zum Mitfiebern ein wie zum herzhaften Lachen. Highlight des Films sind natürlich die drei extrem fiesen Bosse - insbesondere Kevin Spacey ist absolut in seinem Element und gibt eine Vorstellung ab, für die man ihn wirklich nur von ganzem Herzen hassen kann. Überraschung des Films ist Jennifer Aniston - sie genießt die für sie doch etwas ungewohnte Rolle des "bad girl" sichtlich und ist in diesem Streifen einfach nur "hot as hell"! Schade, dass sie nicht ein bisschen mehr Screentime abbekommen hat.

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Seth Gordon Jason Bateman Jennifer Aniston Colin Farrell Kevin Spacey Jamie Foxx Donald Sutherland 2010er car chase


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LANCE - STIRB NIEMALS JUNG


LANCE - STIRB NIEMALS JUNG :love: LANCE - STIRB NIEMALS JUNG :love: (DVD: Attraction Movies, Deutschland)
(OT: Never Too Young to Die | USA 1986 | Regie: Gil Bettman)

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Der wahnsinnige Velvet Van Ragnar (Gene Simmons) plant die Trinkwasserversorgung zu vergiften und benötigt hierzu eine bestimmte Diskette. Diese hat der Geheimagent Drew Stargrove (George Lazenby), noch kurz bevor er von Van Ragnar ermordet wurde, seinem Sohn Lance (John Stamos) zukommen lassen. Und Lance, der nichts vom wahren Beruf seines Vaters wusste, gerät schon bald ins Visier des verrückten Terroristen…

Die Erfahrung mit Der Tanz des Drachen lässt sich noch steigern, wenn man danach Lance - Stirb niemals jung einlegt. Ein Film, der nicht von dieser Welt, nicht einmal aus diesem Universum zu stammen scheint. In diesen Streifen haben sich u.a. Ex-Bond-Darsteller George Lazenby und Robert "Freddy Krueger" Englund verirrt und in der Rolle des Bösewichts ist KISS-Mastermind Gene Simmons zu sehen. Die Story ist komplett irrsinnig, die Requisiten wurden wahrscheinlich vom Set des ein Jahr zuvor gedrehten dritten Teils der Mad Max-Saga geklaut und auch hier sind Frisuren, Make-up und Kostüme wieder jenseits von Gut und Böse. Es fällt mir schwer, diesen Film überhaupt zu beschreiben. Man muss ihn tatsächlich gesehen haben, um begreifen zu können, was hier von Regisseur Gil Bettman auf die Menschheit losgelassen wurde. Lance - Stirb niemals jung kann irgendwie Alles und Nichts und das gleichzeitig. Ein unfassbarer geiler Film!
Das Bindeglied zwischen Der Tanz des Drachen und Lance - Stirb niemals jung heißt übrigens Vanity. Die spielt in beiden Streifen die weibliche Hauptrolle und legte damit einen durchaus "beeindruckenden" Einstieg in eine leider relativ kurze Karriere hin! Schade, dass sie ihren perfekten Körper nur in einer relativ kleinen Anzahl von Filmen zur Schau stellen durfte. Für mich war das eine der attraktivsten Darstellerinnen der 80er Jahre.

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Gil Bettman Vanity George Lazenby Robert Englund 1980er car chase female nudity


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BERRY GORDY'S THE LAST DRAGON


BERRY GORDY'S THE LAST DRAGON BERRY GORDY'S THE LAST DRAGON (DVD: Sony, USA)
(OT: Berry Gordy's The Last Dragon | USA 1985 | Regie: Michael Schultz)

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Um die höchste Stufe seiner Kampfkünste zu erreichen, begibt sich der leicht naive Leroy Green (Taimak) auf die Suche nach dem Meister. Auf seinem Weg macht er Bekanntschaft mit dem fiesen Sho'nuff (Julius Carry) und rettet eher zufällig die attraktive Laura Charles (Vanity) vor einem skrupellosen Musikproduzenten…

Ein Schwarzer, der sich für einen Chinesen hält, macht sich auf die Suche nach dem wahren Meister der fernöstlichen Kampfkünste und stolpert dabei von einer Keilerei in die nächste. Der Tanz des Drachen ist ein kunterbunter, herrlich bescheuerter Film. Eine echte Wundertüte, bei der man sich nie sicher sein kann, welche Überraschung in der nächsten Sequenz aus dem Hut gezaubert wird. Ich liebe beispielsweise den ersten Auftritt des von Julius Carry wahnwitzig gespielten Sho'nuff im Kino. Sein Outfit hätte einen eigenen Credit im Abspann des Films verdient gehabt. Und natürlich liebe ich diese unglaubliche Naivität, mit der sich der von Taimak gespielte Leroy Green auf die Suche nach dem "Glow" macht, befürchte allerdings, dass diese Naivität keinesfalls gespielt ist. Außerdem ist es auch immer wieder spaßig, wen man in solchen Streifen entdeckt. Hier "blamieren" sich beispielsweise William H. Macy und Chazz Palminteri in kleineren Rollen. Und im Finale dreht Der Tanz des Drachen dann komplett hohl und verlässt die Grenzen jeder irdischen Logik. Must be seen to be believed! Und die Leute, die für Frisuren, Make-up und Kostüme verantwortlich waren, dürften ihre Arbeit damals definitiv unter extremen Drogeneinfluss verrichtet haben. Ein halbwegs nüchterner Mensch kann sich solche Designs nicht mal in den 80ern ausgedacht haben. Unfassbar!

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Michael Schultz Vanity 1980er New York


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SUPER


SUPER SUPER (Blu-ray: Koch Media, Deutschland)
(OT: SUPER | USA 2010 | Regie: James Gunn)

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Der unscheinbare Frank D’Arbo ist Angestellter in einem Fast-Food-Restaurant und zieht die einzige Freude in seinem Leben aus seiner Ehe mit der wunderschönen Sarah (Liv Tyler). Als diese ihn eines Tages Hals über Kopf wegen des Drogendealers Jacques (Kevin Bacon) verlässt, bricht für Frank eine Welt zusammen. Als alle Versuche scheitern, Sarah dem Einfluss des Verbrechers wieder zu entziehen, brennen bei Frank alle Sicherungen durch. Inspiriert von der Comicbuchverkäuferin Libby (Ellen Page) besorgt sich Frank ein Kostüm und geht als mit einer Rohrzange bewaffneter Superheld auf Verbrecherjagd...

Nach Defendor (den ich leider noch nicht kenne) und Kick-Ass ist Super nun schon der dritte "Loser Turns Superhero"-Film in relativ kurzer Zeit und natürlich zieht man als Zuschauer Vergleiche. Ich kann Super nur mit Kick-Ass vergleichen und bei diesem Vergleich geht Vaughns Film als ganz knapper Sieger hervor. Kick-Ass empfand ich persönlich einfach als etwas kurzweiliger, unterhaltsamer und schlichtweg stylisher. Aber auch Super hat seine unbestrittenen Qualitäten und das liegt an seiner ungemeinen Rohheit. Super kommt in meinen Augen deutlich heftiger und derber rüber als Kick-Ass und verpasst dem Zuschauer so die eine oder andere volle Breitseite. Erstens sind Rainn Wilson und Ellen Page in den Rollen des Superhelden und seines Sidekicks so dermaßen asozial, abgedreht und durchgeknallt, dass es ziemlich schwer fällt, sie überhaupt als Identifikationsfiguren zu akzeptieren, zweitens resultiert das aus der Inszenierung von James Gunn, in der extrem ruhige Passagen von geradezu irrsinnigen Gewaltexzessen (allein die Szene vor dem Kino - meine Fresse!!!) immer wieder unterbrochen werden. Super ist roh, derb und ungeschliffen und überschreitet dabei genau die Grenzen, die Kick-Ass nur leicht gestreift hat. Und Ellen Page ist mal wieder einfach nur g-r-a-n-d-i-o-s! Das ist meines Erachtens - ich kann mich einfach nur gebetsmühlenartig wiederholen - die derzeit talentierteste (Nachwuchs-)Schauspielerin in Hollywood. Filme, in denen sie mitspielt, lohnen sich immer!

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James Gunn Rainn Wilson Ellen Page Kevin Bacon Liv Tyler Lloyd Kaufman Rob Zombie 2010er female nudity


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FROM DUSK TILL DAWN


FROM DUSK TILL DAWN :love: FROM DUSK TILL DAWN :love: (Blu-ray: Miramax/Lionsgate, Großbritannien)
(OT: From Dusk Till Dawn | USA 1996 | Regie: Robert Rodriguez)

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Die beiden gemeingefährlichen Brüder Seth (George Clooney) und Richard Gecko (Quentin Tarantino) wollen vor der Polizei nach Mexiko flüchten und nehmen in einem Motel den früheren Priester Jacob Fuller (Harvey Keitel) sowie dessen Sohn Scott (Ernest Liu) und dessen Tochter Kate (Juliette Lewis) als Geiseln. Die Familie soll die beiden Gangster in ihrem Wohnmobil über die Grenze schmuggeln, was tatsächlich auch gelingt. Doch die Einreise in Mexiko bedeutet für die Geiseln noch nicht die Freiheit. Eine Nacht müssen sie noch gemeinsam mit den Geckos verbringen, bis diese am nächsten Morgen ihren Kontaktmann treffen können. Im Titty Twister, einem Nachtclub irgendwo im Nirgendwo, wollen die Geckos gemeinsam mit ihren Geiseln die Zeit bis zum Morgengrauen überbrücken. Doch im Nachtclub erwartet sie schon bald eine böse Überraschung...

Schon knapp 8 Jahre nicht mehr gesehen, definitiv eine viel zu lange Zeit. Und man hat bei solchen Filmen ja dann doch immer gewisse Bedenken, ob die Begeisterung von früher auch heute noch Bestand haben wird. Allen Bedenken waren unbegründet, From Dusk Till Dawn bleibt für mich auch nach dieser erneuten Sichtung neben Peter Jacksons Braindead ohne Frage einer der besten Genrefilme der 90er. Rodriguez’ Mischung aus Road Movie und Vampirhorror läuft vor denk- und zitierwürdigen Szenen fast über und ist dabei gleichzeitig eine einzige Hommage an verschiedenste Genrefilme. Das fängt schon mit der Besetzung in den Nebenrollen an. Da tummeln sich Leute wie Cheech Marin (gleich in 3 Rollen), Effekt-Guru Tom Savini und Exploitation-Altmeister wie John Saxon, Fred Williamson und natürlich Danny Trejo. Und dann diese vielen, wunderbaren Zitate. Das Titty Twister erinnert an die Bar aus Russ Meyers Up!, der Rollenname von Salma Hayeks Charakter ist der Titel eines alten, mexikanischen Nunsploitationfilms und das T-Shirt von Harvey Keitels Sohn mit der Aufschrift "Precinct 13" ist eine Referenz an Carpenters Assault on Precint 13. Und diese Liste ließe sich noch durchaus fortsetzen. Dann hat der Streifen noch die geilste Tanzszene aller Zeiten zu bieten und George Clooney und Quentin Tarantino sind im Bereich des Genrefilms das vielleicht beste Psychopathen-Duo, das je das Licht der Leinwände erblickt hat. Und ich liebe dieses Ende mit Marins und Clooneys "Psychos"-Dialog ("So, what, were they psychos, or..." - "Did they look like psychos? Is that what they looked like? They were vampires. Psychos do not explode when sunlight hits them, I don't give a fuck how crazy they are!"). Ein Kultklassiker! Wer das Gegenteil behauptet, lügt! :D

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George Clooney Quentin Tarantino Harvey Keitel Juliette Lewis Salma Hayek Cheech Marin Danny Trejo Tom Savini Fred Williamson John Saxon Kelly Preston 1990er female nudity Vampir


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CHINATOWN


CHINATOWN CHINATOWN (DVD: Paramount, Deutschland)
(OT: Chinatown | USA 1974 | Regie: Roman Polanski)

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Los Angeles in den 30er Jahren. Als sich Privatdetektiv J.J. Gittes (Jack Nicholson) zur Übernahme eines reinen Routinefalles bereit erklärt, ahnt er noch nicht, dass er mit seinen anstehenden Ermittlungen in ein regelrechtes Wespennest aus Betrug, Mord und Korruption stechen wird...

Bei manchen Filmen ist es einem ja schon fast peinlich, zuzugeben, dass man sie tatsächlich erst jetzt zum ersten Mal gesehen hat. Aber manche Filme sieht man dann halt auch einfach besser zu spät als nie. Chinatown ist genau so ein Kandidat, denn Polanskis Klassiker ist tatsächlich erst jetzt zum ersten Mal im heimischen Player gelandet. Und was soll ich zu einem Film, den eh schon jeder kennt und dessen Status in der Filmgeschichte unumstritten sein dürfte, schon noch groß sagen? Der Streifen hat mich ziemlich weggeblasen. Regisseur Roman Polanski hat da einen wendungsreichen Thriller im Stil des klassischen Film Noir aus den 40er und 50er Jahren gedreht. Ein wieder mal großartiger Jack Nicholson in der Rolle des coolen Privatdetektivs, eine nicht minder überzeugende Faye Dunaway als mysteriöse Femme fatale und ein diabolischer John Huston in der Rolle des Bösewichts machen Chinatown zu einem echten Erlebnis. Ein Film, der seine Spannung von Minute zu Minute mehr aufbaut und dessen ganz eigene Atmosphäre viel dazu beiträgt, dass man vollkommen in ihn eintauchen kann und die Welt um sich herum für 2 Stunden einfach vergessen möchte. Großes Kino, mal wieder aus den 70er Jahren. Für mich mittlerweile das Jahrzehnt, in dem die wohl besten Filme gedreht wurden.

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Roman Polanski Jack Nicholson Faye Dunaway John Huston 1970er Oscar Winner Oscar Nominee female nudity 30er Jahre Los Angeles New Hollywood Femme fatale


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FREUNDSCHAFT PLUS


FREUNDSCHAFT PLUS FREUNDSCHAFT PLUS (Blu-ray: Paramount, Deutschland)
(OT: No Strings Attached | USA 2011 | Regie: Ivan Reitman)

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Schon seit 15 Jahren laufen sich Emma (Natalie Portman) und Adam (Ashton Kutcher) immer mal wieder über den Weg und landen schließlich irgendwann gemeinsam im Bett. Doch Emma hat keine Lust auf eine richtige Partnerschaft mit allen Konsequenzen und so einigen sich die beiden auf eine Beziehung ohne Verpflichtung, die auf rein sexueller Basis basiert. Anfangs klappt alles noch hervorragend, doch mit der Zeit beginnt sich Adam in Emma zu verlieben. Die will von seinen Gefühlen allerdings nichts wissen...

Regisseur Ivan Reitman, der seine Karriere einst mit dem wilden Cannibal Girls begann und dem Kinopublikum in den 80ern die beiden Ghostbusters-Filme schenkte, ist mit seinem aktuellsten Film im Genre der romantischen Komödie vom Reißbrett angekommen. Ob man das nun tragisch finden soll, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. In Freundschaft Plus lassen sich Natalie Portman und Ashton Kutcher auf eine Beziehung ein, die auf rein sexueller Basis passieren soll. Natürlich ist von vornherein klar, wie die Story verlaufen wird. Die beiden werden sich ineinander verlieben, werden Dinge unnötig verkomplizieren, werden sich trennen und am Ende dann doch wieder zueinander finden. Die Regeln des Genres sind seit Jahrzehnten etabliert und werden sich wohl auch nicht mehr so schnell ändern. Reitman hat seine 08/15-Story federleicht inszeniert, Natalie Portman ist "sweet as candy" und ein paar richtig nette Gags sind auch enthalten. Als "guilty pleasure" und zur unbeschwerten Berieselung und Unterhaltung funktionieren Filme wie Freundschaft Plus für mich persönlich immer wieder ganz vorzüglich. Und viel mehr will dieser Streifen ja auch gar nicht sein.

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Ivan Reitman Ashton Kutcher Natalie Portman Kevin Kline 2010er


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THE ADDAMS FAMILY


THE ADDAMS FAMILY THE ADDAMS FAMILY (DVD: Paramount, USA)
(OT: The Addams Family | USA 1991 | Regie: Barry Sonnenfeld)

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Schon seit 25 Jahren wird Fester (Christopher Lloyd), der Bruder von Gomez Addams (Raul Julia), vermisst. Als Fester plötzlich wieder auftaucht, traut Gomez seinen Augen nicht und nimmt den verlorenen Bruder überglücklich wieder bei sich zu Hause auf. Doch irgendetwas scheint mit Fester nicht zu stimmen...

Willkommen bei den Addams, einer der wohl außergewöhnlichsten TV- und Filmfamilien aller Zeiten. Die Kinoversion der TV-Serie aus den 60er Jahren ist eine ausgesprochen spaßige Angelegenheit. Ich hab den Film nun seit einer halben Ewigkeit mal wieder gesehen und war absolut angetan von dem Streifen. Jede Menge skurrile Einfälle, makabre Scherze und ein Set Design von morbider Schönheit sind die großen Trümpfe diese teils wirklich extrem komischen Films. Wobei mir die größtenteils ausgesprochen subtile Art des Humors besonders gut gefallen hat. Für oberflächliche Scherze und platte Gags ist hier kein Platz und der eher ruhige und hintergründige Humor tut dem Film ausgesprochen gut. Außerdem ist der Streifen mit u.a. Raul Julia (R.I.P.), Anjelica Huston, Dan Hedaya, Christina Ricci und natürlich Christopher Lloyd, dem Doc Brown aus der Zurück in die Zukunft-Reihe, den ich in der Rolle des Uncle Fester fast nicht erkannt hätte, ganz vorzüglich besetzt. Mein persönliches Highlight des Films: die Schultheateraufführung der etwas anderen Art. Einfach herrlich!

TRAILER:


Barry Sonnenfeld Anjelica Huston Christina Ricci 1990er Oscar Nominee


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HAROLD & KUMAR ESCAPE FROM GUANTANAMO BAY


HAROLD & KUMAR ESCAPE FROM GUANTANAMO BAY HAROLD & KUMAR ESCAPE FROM GUANTANAMO BAY (DVD: New Line, USA)
(OT: Harold & Kumar Escape from Guantanamo Bay | USA 2008 | Regie: Jon Hurwitz/Hayden Schlossberg)

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Die beiden Freunde Harold (John Cho) und Kumar (Kal Penn) haben sich kurzerhand dazu entschlossen, Harolds Flamme Maria (Paula Garcés) in Amsterdam zu besuchen. Doch die beiden kommen nicht weit. Als sich Kumar in der Toilette des Flugzeugs mit einem eigens konstruierten Spezialbong die volle Dröhnung geben will, wird er dabei zufällig entdeckt, der Bong für eine Bombe und die beiden Freunde für Terroristen gehalten und kurzerhand nach Guantanamo verfrachtet...

4 Jahre nach Harold & Kumar Go to White Castle wurde diese Fortsetzung nachgeschoben, bei der Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg, die beiden Drehbuchautoren des Vorgängers, neben dem Verfassen des Skripts auch gleich noch den Regiejob übernommen haben. Harold & Kumar Escape from Guantanamo Bay schließt nahtlos an das Ende des ersten Teils an. Harold hatte sich dort ja ein Herz genommen, und durchaus mit Erfolg endlich sein Glück bei der von ihm angebeteten Maria versucht, nur um zu erfahren, dass seine Flamme jetzt erst mal für einige Zeit nach Amsterdam verschwinden muss. Von Kumar entsprechend beeinflusst, entschließen sich die beiden Chaoten dazu, selbst nach Amsterdam zu reisen und dort Maria zu überraschen und landen aufgrund widriger Umstände jedoch in Guantanamo Bay! Und die Flucht aus Guantanamo gestaltet sich dann auch ähnlich unterhaltsam wie die Suche nach dem Fast-Food-Restaurant aus dem ersten Teil. Derber Humor, politisch ausgesprochen unkorrekte Gags und eine komplette Breitseite gegen die in den USA teilweise vorherrschende Terrorismus-Paranoia - Harold & Kumar Escape from Guantanamo Bay steht dem Vorgänger praktisch in nichts nach und sorgt für ausgesprochen kurzweilige Unterhaltung. Die hier präsentierten Schauwerte sind mindestens genauso grandios wie im Vorgänger - absolutes Highlight ist natürlich die Unten-Ohne-Party -, der Humor ist ähnlich derb ausgefallen - allein die Ku-Klux-Klan-Sequenz (wtf!?!) - und sogar mit Neil Patrick Harris, der sich abermals selbst spielt, gibt es ein Wiedersehen. Und dann gibt es in einer Nebenrolle auch noch Beverly D'Angelo aus den Vacation-Filmen als Puffmutter zu bewundern. Klasse!

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Jon Hurwitz Hayden Schlossberg Beverly DAngelo 2000er female nudity Sequel Teensploitation


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QUILLS - MACHT DER BESESSENHEIT


QUILLS - MACHT DER BESESSENHEIT QUILLS - MACHT DER BESESSENHEIT (DVD: 20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Quills | Deutschland/Großbritannien/USA 2000 | Regie: Philip Kaufman)

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Wegen seiner obszönen Schriften wurde der Marquis de Sade (Geoffrey Rush) von der Obrigkeit einst in das Irrenhaus von Charleston gesteckt. Doch mit Hilfe der einfachen Magd Madeleine (Kate Winslet) gelingt es dem Marquis auch weiterhin, seine Schriften zu vertreiben. Als ein Verleger tatsächlich den vom Marquis geschriebenen Roman “Justine“ veröffentlicht, wird der Psychiater Dr. Royer-Collard (Michael Caine) nach Charleston geschickt, um den Willen des Marquis endgültig zu brechen und die Herstellung weiterer Schriften zu verhindern. Mit welchen Mitteln auch immer...

Hoppla, was war denn das? Auf den ersten Blick und oberflächlich betrachtet ist der im Jahr 2000 unter Mitwirkung eines der größten Hollywood-Studios in die Kinos gekommene, ein Jahr später mit 3 Oscar-Nominierungen bedachte und mit ausgesprochen prominenten Namen besetzte Quills wohl "nur" ein typisches Kostümdrama. Aber unter der Oberfläche brodelt es ganz gewaltig. Immerhin geht es hier um den Marquis de Sade, den wohl berühmtesten Schmuddelpoeten aller Zeiten. Und immerhin nahm hier Philip Kaufman auf dem Regiestuhl Platz. Ein Mann, der mit Streifen wie The Wanderers, Die Körperfresser kommen, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins und Henry & June nicht nur einmal auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Exploitation wandelte. Ich bin mir sicher, wäre Quills 25 Jahre früher gedreht worden, er würde definitiv als das identifiziert werden, was er meines Erachtens auch ist: ein lupenreiner Exploiter in den sich ein paar richtig große Namen verirrt haben. Quills kam mir die ganze Zeit wie eine Mischung aus einem beliebigen Nunsploitation-Film und Hexen bis aufs Blut gequält vor. Hier gibt es eine ganz gehörige Portion Sleaze, so einige selbstzweckhafte Sequenzen, abartige Foltermethoden im Namen des Herrn, wirklich verstörend wirkende Insassen in der Irrenanstalt (dem Hauptsetting des Films), einen Michael Caine als schmierigen Arzt, einen Joaquin Phoenix als den fleischlichen Versuchungen nicht abgeneigten Priester, eine - in der wohl verstörendsten Sequenz zu Ende auch mal wieder ziemlich nackige - Kate Winslet, die in der Rolle als de Sades Muse vollkommen aufgeht und zu guter Letzt natürlich einen Geoffrey Rush in der Rolle des Marquis, der hier irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn aufspielt. Und in der letzten halben Stunde dreht Quills dann irgendwie vollkommen durch. Must be seen to be believed!

TRAILER:


Philip Kaufman Kate Winslet Michael Caine Joaquin Phoenix 2000er Oscar Nominee female nudity 19. Jahrhundert


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SPEEDY


SPEEDY SPEEDY (DVD: Universal, Deutschland)
(OT: Speedy | USA 1928 | Regie: Ted Wilde)

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Harold “Speedy“ Swift (Harold Lloyd) hat wegen seiner großen Liebe zum Baseball schon mehrere Jobs verloren und Pop Dillon (Bert Woodruff), der die letzte, von einem Pferd gezogene Trambahn in New York betreibt, und den die Eisenbahngesellschaft lieber heute als morgen aus dem Geschäft drängen will, ist nicht gerade davon überzeugt, dass Harold der richtige Mann für seine Enkelin Jane (Ann Christy) ist. Doch der gerade mal wieder ohne Arbeit dastehende Harold nutzt die Gunst des Augenblicks und springt Pop in dessen Zwist mit der Eisenbahngesellschaft zur Seite und versucht so unter Beweis zu stellen, dass er alles andere ist als ein verträumter Taugenichts...

Ein kleiner Ausflug in die Zeit des Stummfilms und der Slapstick-Komödie. Hauptdarsteller Harold Lloyd war einer der ganz großen Stars der Stummfilm-Ära und spielte in den 10er und 20er Jahren in über 150 (!!!!) Lang- und Kurzfilmen mit. Speedy war sein letzter Stummfilm, zählt zu seinen absoluten Karriere-Höhepunkten und stellt leider auch so etwas wie den Endpunkt seiner Karriere dar. Auch Lloyd gehörte zu den vielen Stummfilmstars, die es im Tonfilm einfach nicht mehr schaffen sollten. Nach Speedy, bei dessen Dreh Lloyd erst 35 Jahre alt war, wirkte er zwischen 1929 und 1947 nur noch in sieben weiteren Filmen mit.
In Speedy geht es um einen jungen Mann, der aufgrund seiner Liebe zum Baseball einen Job nach dem anderen verliert und es sich letztendlich zur Aufgabe macht, die Existenz des Großvaters seiner Freundin zu retten. Die Geschichte wird als eine Art Nummernrevue erzählt, Speedy lebt von seinen gemäßigten Slapstick-Einlagen - Klamauk der Marke Stan Laurel und Oliver Hardy gibt es hier nicht zu sehen -, seiner Situationskomik mit wirklich perfekt getimeten Gags und seinen zahlreichen Actionsequenzen, die - hält man sich das Alter des Films vor Augen - einfach nur fulminant geraten sind. Es gibt da beispielsweise eine Episode im Film, in der Lloyd einen Job als Taxifahrer übernimmt und in der auf wirklich unglaubliche Art und Weise das Gefühl von Geschwindigkeit vermittelt wird. Dann gibt es eine toll choreographierte Massenschlägerei zu bewundern und die finale Verfolgungsjagd ist einfach nur grandios gefilmt. Ein wirklich ungemein unterhaltsamer Streifen!

CLIP:


Ted Wilde Harold Lloyd 1920er New York car chase





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