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One Night Stands und wahre Liebe


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FLY ME


FLY ME FLY ME (DVD: Shout! Factory, USA)
(OT: Fly Me | Philippinen/USA 1973 | Regie: Cirio H. Santiago)

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Die frisch gebackene Stewardess Toby (Pat Anderson) führt ihr erster Flug nach Hongkong, wo sie gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen Andrea (Lenore Kasdorf) und Sherry (Lyllah Torena) ein paar Tage Aufenthalt hat. Doch die exotische Stadt zu erkunden, fällt für Toby ziemlich schwer, denn dummerweise hat ihre überprotektive Mutter (Naomi Stevens) es sich nicht nehmen lassen, ihre Tochter auf deren ersten Flug zu begleiten und diese folgt ihr nun auf Schritt und Tritt. Während Toby also verzweifelt versucht, ihre Mutter abzuschütteln, plagen Andrea und Sherry gänzlich andere Sorgen. Während Andrea versucht, ihren wie vom Erdboden verschwundenen Liebhaber aufzufinden, landet Sherry in den Fängen eines Mädchenhändlerringes...

Ein Film, dessen Original-US-Kinoplakat u.a. die verführerische Tagline "See Stewardesses Battle Kung Fu Killers!" ziert, kann nur unglaublich geil oder unglaublich mies sein. Fly Me ist beides gleichzeitig. Regisseur Cirio H. Santiago verzichtet auf solche Banalitäten wie einen echten Plot - hier gibt es nur bruchstückhaft Erlebnisse dreier Stewardessen in Hongkong und Manila zu bestaunen, die auf den ersten Blick einfach überhaupt keinen Sinn ergeben und am Ende mit der berühmten Holzhammertaktik zusammengeführt werden - und konzentriert sich stattdessen lieber auf Schau- und Unterhaltungswerte, die insbesondere aus nackten Tatsachen, ein paar Action-Einlagen und herrlich stümperhaft inszenierten Martial-Arts-Sequenzen bestehen. Letztere sehen tatsächlich aus, als wären sie von einer Handvoll Kindergartenkinder choreographiert worden. Nach exakt 72 Minuten ist der Zauber wieder vorbei. Fly Me, der vom B-Movie-Gott Roger Corman für billiges Geld auf den Philippinen produziert wurde und an dessen Herstellung u.a. Gremlins-Regisseur Joe Dante als Dialogue Director und Das Schweigen der Lämmer-Regisseur Jonathan Demme als Second Unit Director beteiligt waren, ist eine echte Kuriosität und man darf froh sein, dass man Filme wie diesen überhaupt noch zu Gesicht bekommt und sie nicht endgültig in der Versenkung verschwinden.
Das US-Label Shout! Factory hat Fly Me für die Nachwelt gerettet, den Film von einer der letzten existierenden und wohl auch nicht mehr ganz vollständigen Filmrollen (zahlreiche Jumpcuts und abrupte Szenenwechsel deuten darauf hin, dass hier bereits die eine oder andere Sequenz für immer verloren sein dürfte) abgetastet, eindrucksvoll restauriert und auf DVD veröffentlicht. Die Filmwelt wäre ohne Streifen wie diesen ein gutes Stück ärmer.

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Cirio H. Santiago Dick Miller 1970er female nudity New World Pictures Sexploitation Hongkong


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ROLLER GIRL


ROLLER GIRL ROLLER GIRL (Blu-ray: Senator/Universum, Deutschland)
(OT: Whip It | USA 2009 | Regie: Drew Barrymore)

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Schon seit frühester Kindheit wird die sich mittlerweile im Teenageralter befindliche Bliss Cavendar (Ellen Page) von ihrer überehrgeizigen Mutter (Marcia Gay Harden) von einem Schönheitswettbewerb zum nächsten geschleift. Eine Welt, die Bliss mehr und mehr fremd wird und mit der sie immer weniger anzufangen weiß. Bliss versucht auszubrechen und landet eher zufällig in der Welt der Frauen-Rollerderbys…

Auch eine diese kleineren Produktionen von Fox Searchlight Pictures - dem Studio, wenn es um richtig gutes Kino abseits des Blockbuster-Mainstreams geht. Roller Girl ist das Baby von Drew Barrymore, die den Film produzierte, Regie führte und auch in einer Nebenrolle zu sehen ist. Der auf einem Roman und Drehbuch der früheren Roller-Derby-Spielerin Shauna Cross basierende Roller Girl lässt sich am besten als Mischung aus Sportfilm und Coming-of-Age-Flick bezeichnen. Im Zentrum des Films steht die 17 Jahre alte Schülerin Bliss Cavendar, die von ihrer ehrgeizigen Mutter von einem Schönheitswettbewerb zum nächsten gezerrt wird, in ihrer Freizeit als Bedienung in einem Fast-Food-Restaurant arbeitet und einfach nur versucht, aus diesem eingefahrenen Trott auszubrechen. Dies gelingt ihr, indem sie in eine ihr völlig fremde Welt eintaucht. Mit Ellen Page in der Hauptrolle der Bliss Cavendar ist Roller Girl natürlich großartig besetzt und Page nutzt diese Rolle einmal mehr um zu beweisen, was für eine großartige Schauspielerin sie doch ist. Es ist einfach eine Freude, dieser Frau bei der "Arbeit" zuzusehen. Und auch die Besetzung der Nebenrollen mit u.a. Regisseurin Drew Barrymore, Juliette Lewis, Zoë Bell, Kristen Wiig, Marcia Gay Harden und Daniel Stern kann sich absolut sehen lassen. Roller Girl überzeugt darüber hinaus mit einer gelungenen Mischung aus ruhigen Momenten und toll choreographierten Roller-Derby-Sequenzen, die nicht übertrieben spektakulär inszeniert sind und dadurch um so realistischer wirken, einer überhaupt ausgesprochen überzeugenden und glaubwürdigen Darstellung der Roller-Derby-Szene und einer Storyentwicklung, die zwar nicht ganz ohne Klischees auskommt, aber doch so viel Eigenständigkeit besitzt, dass man nie den Verdacht hegen muss, das Drehbuch sei ausschließlich aus typischen Versatzstücken des Coming-of-Age- bzw. Sportfilms zusammengeschustert worden. Ach ja, der Soundtrack des Streifens ist ganz große Klasse und die allerletzte Einstellung des Films ist eine dieser Einstellungen für die Ewigkeit.

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Drew Barrymore Ellen Page Juliette Lewis 2000er


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NEVERLOST


NEVERLOST NEVERLOST (Blu-ray: I-On New Media, Deutschland)
(OT: Neverlost | Kanada 2010 | Regie: Chad Archibald)

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Josh Higgins (Ryan Barrett) hat den Tod seiner großen Liebe Kate (Emily Alatalo) nie verkraftet, leidet seit Ewigkeiten an Schlaflosigkeit und ist in seiner jetzigen Beziehung todunglücklich. Als ihm starke Medikamente endlich doch zu Schlaf verhelfen, findet sich Josh in seiner Traumwelt plötzlich in den Armen von Kate wieder und ist erstmals seit langer Zeit wieder glücklich. Für Josh wird es zum Lebensinhalt, sich in diese Traumwelt zu flüchten...

Mal wieder ein kleiner Ausflug in den Bereich des Independent-Kinos. Regisseur Chad Archibald erzählt auf ausgesprochen ruhige, aber auch sehr eindringliche Art und Weise die Geschichte eines Menschen, dessen Festhalten an der Vergangenheit schon fast selbstzerstörerische Züge annimmt. Die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen immer mehr - nicht nur für Josh, sondern auch für den Zuschauer, der sich zeitweise selbst nicht mehr ganz sicher sein kann, welche Realität nun wahr und welche nur geträumt ist. So könnte das “reale Leben“ von Josh durchaus auch nur ein Abbild seiner Verlustängste sein und die scheinbar “alternative Realität in der Traumwelt“ der tatsächlichen Realität entsprechen. Es hat bei der Sichtung dieses kleinen Films durchaus Spaß gemacht, entsprechende Möglichkeiten durchzuspielen.
Neverlost ist eine kleine Produktion, mit einem schmalen Budget von gerade mal 125.000 kanadischen Dollar gedreht, und es ist klar, dass hier nicht alles perfekt geraten ist. Insbesondere die Postproduktion hat wohl unter den geringen finanziellen Mitteln gelitten und vor allem das Sound Design des Streifens ist nicht wirklich gut gelungen. Dialoge sind oft viel zu leise abgemischt und teilweise schwer zu verstehen, häufig liegt ein regelrechtes Hallen auf der Tonspur. Glücklicherweise sind auf der Blu-ray von I-On New Media optional zuschaltbare Untertitel enthalten. Den Film im Originalton zu genießen, wäre ohne diese fast nicht möglich gewesen. Es spricht für den Film, dass er es trotz dieser technischen Mängel schafft, den Zuschauer mit seiner Geschichte zu fesseln und über seine komplette Laufzeit bei der Stange zu halten. Und es lohnt sich wirklich, Neverlost eine Chance zu geben, allein schon wegen des Finales. Die letzten 15 Minuten des Streifens sind der absolute Hammer, kriechen regelrecht unter die Haut und jagen einem kalte Schauer über den Rücken.

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Chad Archibald 2010er female nudity


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SCHULMÄDCHEN-REPORT 13 - VERGISS BEIM SEX DIE LIEBE NICHT


SCHULMÄDCHEN-REPORT 13 - VERGISS BEIM SEX DIE LIEBE NICHT SCHULMÄDCHEN-REPORT 13 - VERGISS BEIM SEX DIE LIEBE NICHT (DVD: Kinowelt, Deutschland)
(OT: Vergiss beim Sex die Liebe nicht - Der neue Schulmädchenreport, 13. Teil | Deutschland 1980 | Regie: Walter Boos)

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Während einer Probe des Schultheaters entwickelt sich zwischen dem Lehrer Dr. Burkhard (Tonio von der Meden) und seinen Schülern (u.a. Renate Langer) eine angeregte Diskussion zum Thema Sex und Liebe, bei der die Schüler mit Beispielen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis ihre jeweiligen Standpunkte untermauern…

Vor knapp 6 Jahren habe ich mit der Sichtung der Schulmädchen-Report-Reihe begonnen, nun rotierte der 13. und letzte Teil im Player. Da kommt fast ein bisschen Wehmut auf, dass keine weiteren Streifen mehr folgen werden. Denn rückblickend betrachtet hat die Reihe - was Schau- und Unterhaltungswert angeht - doch ziemlich viel Spaß bereitet, so einige Episoden aus den einzelnen Filmen bleiben im Gedächtnis (insbesondere die Sequenz mit Christina Lindberg aus dem 4. Teil) und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir die Reihe irgendwann mal wieder zu Gemüte führen werde. Der 13. Teil stellt dann auch einen würdigen Abschluss der Reihe dar, bietet die gewohnte Mischung aus komischen und ernsthaften Episoden, welche wieder in eine hauchdünne Rahmenhandlung eingebettet worden sind, und lässt mich abermals staunend ob des Faktes zurück, dass diese Streifen tatsächlich mal erfolgreich im Kino gelaufen sind und nicht nur von gestörten Exploitation-Liebhabern wie mich goutiert wurden. Was von diesem Film speziell im Gedächtnis bleibt, sind Kleinigkeiten. Beispielsweise die Tatsache, dass es hier erstmals richtige Anfangscredits mit Schauspielerangaben gibt und hierfür der altbekannte Vorspann samt des Titelthemas von Komponist Gert Wilden geopfert wurde. Und die extrem schnuckelige Renate Langer, die Darstellerin der Thea in der Rahmenhandlung, die leider keine Möglichkeit hatte, in ihrer Rolle blank zu ziehen (muss mal nach anderen Filmen mit ihr Ausschau halten). Oder bloße Verwunderung darüber, wie es möglich gewesen ist, Katja Bienert zum damaligen Zeitpunkt so zu zeigen. Und in diesem Zusammenhang noch größere Verwunderung über die FSK-Freigabe dieses Streifens. In diesem Sinne: Mach’s gut Schulmädchen-Report-Reihe. War ne schöne Zeit mit dir. Bis irgendwann mal wieder.

Walter Boos 1980er female nudity Sequel Sexploitation Teensploitation


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NORDWAND


NORDWAND NORDWAND (Blu-ray: 20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Nordwand | Deutschland/Österreich/Schweiz 2008 | Regie: Philipp Stölzl)

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Die beiden Freunde Toni (Benno Fürmann) und Andi (Florian Lukas) sind begeisterte Bergsteiger und wollen nach anfänglichem Zögern nun doch versuchen, die als unbezwingbar geltende Nordwand des Eiger als erste zu besteigen…

Regisseur Philipp Stölzl erzählt in Nordwand die Geschichte der beiden Bergsteiger Toni Kurz und Andi Hinterstoisser, die im Sommer 1936 den Versuch unternommen haben, als erste die berüchtigte Eiger-Nordwand zu bezwingen. Ein Versuch, der in einer Katastrophe enden sollte. Benno Fürmann und Florian Lukas haben sich mit intensivem Bergsteig-Training über 1 Jahr auf ihre Rollen vorbereitet, der Film wurde teilweise an Originalschauplätzen in 3.000 Meter Höhe gedreht. Und diesen großen Aufwand sieht man dem Streifen auch an. Nordwand ist in seinen Bergsteig-Sequenzen tatsächlich unglaublich fesselnd und visuell absolut beeindruckend geraten. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Denn ausgerechnet in der Figurenzeichnung offenbart Nordwand deutliche Schwächen. Nicht nur, dass Benno Fürmann mit Johanna Wokalek ein doch ziemlich nerviges Love Interest zur Seite gestellt wurde, welches es in Wahrheit gar nicht gab und das die ganze Angelegenheit wohl noch ein bisschen dramatischer gestalten sollte, nein, der Film spielt aufgrund der zugrundeliegenden Ereignisse dummerweise zur Nazizeit und anscheinend fühlt sich jeder deutsche Filmemacher dazu berufen, einen solchen historischen Kontext unbedingt thematisieren zu müssen. Auch wenn das hier gar nicht notwendig gewesen wäre. So werden die von Fürmann und Lukas gespielten Kurz und Hinterstoisser als liebenswerte Rebellen gezeichnet, die den Militärdienst quittieren und beim Verlassen der Kaserne den Hitlergruß mit einem lässigen Servus erwidern. Und dann gibt es auch noch Ulrich Tukur in der Rolle eines schmierigen Sensationsjournalisten, der plant, die bevorstehende Besteigung durch die beiden ehemaligen Gebirgsjäger als Triumph des deutschen Volkes auszuschlachten und der darüberhinaus auch noch Fürmanns Love Interest anbaggert. Das alles ist unnötig, unglaubwürdig und klischeehaft und wirft doch einen ziemlichen Schatten auf diesen Film, der in seinem innersten Kern der Geschichte - nämlich des dramatischen Versuchs, mit menschlicher Kraft die Urgewalt der Natur zu überwinden - eigentlich absolut zu überzeugen weiß.

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Philipp Stölzl 2000er 30er Jahre


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WOLFMAN (Director's Cut)


WOLFMAN (Director's Cut) WOLFMAN (Director's Cut) (Blu-ray: Universal, Deutschland)
(OT: The Wolfman | USA 2010 | Regie: Joe Johnston)

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Um das plötzliche Verschwinden seines Bruders aufzuklären, kehrt Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) nach langen Jahren in das elterliche Anwesen in der Nähe des kleinen Städtchens Blackmoor zurück. Dort angekommen muss Lawrence erfahren, dass die entstellte Leiche seines Bruders mittlerweile gefunden wurde. Lawrence entschließt sich, den Mörder dingfest zu machen. Doch sein Bruder bleibt kein Einzelfall. Immer mehr Bewohner von Blackmoor fallen dem Täter zum Opfer…

In den 30er und 40er Jahren schufen die Universal Studios mit Filmen wie Dracula, Frankenstein, The Mummy und The Wolf Man ja einige der bedeutendsten Horrorfilme aller Zeiten. Vor einigen Jahren hat Universal nun damit begonnen, seine klassischen Filmmonster erneut auf die Leinwand zu bringen. The Wolfman von Regisseur Joe Johnston ist dabei das aktuellste Reboot eines solchen Klassikers.
Während Johnstons Kollege Stephen Sommers mit The Mummy im Jahr 1999, dessen Fortsetzung aus dem Jahr 2001 und insbesondere mit Van Helsing im Jahr 2004 dem puren Eskapismus fröhnte und reine Nummernrevuen ablieferte, nähert sich Johnston der Wiederauferstehung des Wolfsmenschen auf deutlich seriöserem Wege.
Mit einer ausgesprochen ruhigen Erzählweise und einer schaurig-schönen Gruselatmosphäre versucht The Wolfman beim Zuschauer zu punkten. Das gelingt allerdings nicht vollends. Rein handwerklich gibt es an dem Streifen zwar sicher nichts auszusetzen - die Verwandlungsszenen sind toll geworden, Effekte und Makeup überzeugen auf ganzer Linie, die Wahl der Locations und das Set Design sind wahrlich superb (egal ob nun das riesige Anwesen der Talbots oder die bedrohlich wirkenden Wälder) und Kameramann Shelly Johnson hat da so einige Szenen abgelichtet, die man sich gerahmt an die Wand hängen könnte -, am Ende des Tages droht The Wolfman jedoch regelrecht in handwerklicher Schönheit zu sterben. Die Balance zwischen den ruhigen Sequenzen und den vorhandenen Actionszenen haut in meinen Augen nie so richtig hin, es schleichen sich immer wieder einige Längen ein und auch zu den Charakteren findet man keinen richtigen Zugang. Das liegt vielleicht auch an Anthony Hopkins und seinem nun schon seit 2 Jahrzehnten andauernden Hannibal-Syndrom. Hopkins ist sicher ein großartiger Schauspieler, aber er scheint einfach in der Rolle des Hannibal Lecter gefangen zu sein. Egal was er spielt, der charismatische Kannibale lugt immer wieder hervor. Hier war das mal wieder ein gewisser Störfaktor.

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Joe Johnston Benicio Del Toro Anthony Hopkins Hugo Weaving 2010er Oscar Winner Remake Werwolf 19. Jahrhundert


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THE DIVORCEE


THE DIVORCEE THE DIVORCEE (DVD: Warner, USA)
(OT: The Divorcee | USA 1930 | Regie: Robert Z. Leonard)

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Ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag findet Jerry Martin (Norma Shearer) heraus, dass ihr Mann Ted (Chester Morris) sie betrogen hat. Ein Seitensprung, der letztendlich zur Scheidung der Ehe führt. Jerry beginnt, die so gewonnene Freiheit exzessiv zu nutzen…

The Divorcee stammt - ebenso wie der vor einigen Wochen gesehene Baby Face - aus der Zeit vor der Einführung des Production Codes und geht mit seinem für damalige Verhältnisse ausgesprochen pikanten Thema entsprechend locker um. Norma Shearer spielt eine Ehefrau, die den Betrug ihres Mannes in der Weise ausgleicht, dass sie ebenfalls fremdgeht. Doch der gehörnte Gatte sieht den Betrug seiner Frau mitnichten so locker, wie er seinen eigenen Betrug zuvor gesehen hat. Die Ehe wird geschieden und die geschiedene Ehefrau fängt schließlich damit an, sich nach ihrer Scheidung so richtig auszutoben. The Divorcee, der aus einer Zeit stammt, in der sie das Wort Emanzipation wahrscheinlich nicht mal richtig buchstabieren konnten, ist - auch wenn der Streifen ein “Happy End“ findet, ganz so radikal wollte man im Jahr 1930 wohl doch nicht sein - bei genauerer Betrachtung ein flammendes Plädoyer für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, in dem Norma Shearer in der Hauptrolle der Jerry Martin eine wahrhaft erinnerungswürdige Vorstellung abgibt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass The Divorcee in all seiner Offenheit zu Zeiten des Production Codes nur schwer möglich gewesen wäre. Da dieser unsägliche Code über 30 Jahre Bestand hatte und man vom klassischen Hollywood dann doch hauptsächlich Filme kennt, die während dessen Gültigkeit entstanden sind, ist es immer wieder erfrischend zu sehen, wie modern die Filmemacher mit ihren Botschaften während dieser Pre-Code-Ära doch waren. Wie schon für Baby Face gibt es auch für The Divorcee von mir eine glasklare Empfehlung.

Robert Z. Leonard Norma Shearer 1930er Oscar Winner Oscar Nominee 20er Jahre Pre Code


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THE WRESTLER


THE WRESTLER THE WRESTLER (Blu-ray: Kinowelt/Arthaus, Deutschland)
(OT: The Wrestler | Frankreich/USA 2008 | Regie: Darren Aronofsky)

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Die guten Zeiten des Wrestlers Randy 'The Ram' Robinson (Mickey Rourke) sind schon lange vorbei. Randy hält sich mit kleinen Schaukämpfen über Wasser, seine Tochter Stephanie (Evan Rachel Wood) will nichts mehr von ihm wissen und sein praktisch einziger sozialer Kontakt ist die Stripperin Cassidy (Marisa Tomei). Als Randy auch noch einen Herzinfarkt erleidet, muss er das Wrestling endgültig aufgeben. Doch im normalen Leben findet sich Randy einfach nicht zurecht und so scheint die Rückkehr in den Wrestling-Zirkus nur eine Frage der Zeit zu sein…

Das fulminante Comeback von Mickey Rourke. Der gefallene Superstar der 80er und frühen 90er Jahre hat sich mit dieser Rolle wohl so etwas wie ein Denkmal gesetzt und ist seitdem wieder richtig gut im Geschäft. Ich will gar nicht wissen, wie viel von Rourke selbst in der Rolle des gealterten Wrestlers steckt. Es dürfte jede Menge sein, denn die Parallelen sind meines Erachtens nicht zu übersehen. Wenn der vom Leben gezeichnete Randy "The Ram" Jackson 20 Jahre nach seiner großen Zeit bei kleinen Schaukämpfen von seinen alten Fans gefeiert wird, dann kann man das in meinen Augen schon mit Rourke selbst vergleichen, der über Jahre hinweg keine großen Rollen mehr spielen konnte und nur in reinen Genreproduktionen wie bspw. Sin City von einer bestimmten Zielgruppe gefeiert wurde. Regisseur Darren Aronofsky setzt in The Wrestler auf Realismus und Glaubwürdigkeit. Das gilt für den Blick hinter die Kulissen des Wrestling-Zirkus ebenso wie für die Zeichnung der handelnden Charaktere. Die Handkamera ist immer ganz nah an Rourke dran, der Film ist teilweise schon fast im halbdokumentarischen Stil gedreht. Man leidet und bangt mit diesem Mann, hofft, dass er am Ende sein Glück finden wird. Aronofsky gönnt dem Zuschauer ein offenes Ende. So kann jeder Zuschauer über das Schicksal von Randy "The Ram" Jackson selbst entscheiden. In meiner Version wird Randy seinen letzten Kampf überleben und mit der von Marisa Tomei gespielten Cassidy glücklich werden.
Mickey Rourke wurde für seine wirklich tolle Leistung mit einem Oscar nominiert. Die Auszeichnung ging 2009 jedoch an Sean Penn für seine Rolle in Milk. Ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, Penn hätte die Trophäe nicht verdient gehabt. Ich persönlich hätte sie Mickey Rourke jedoch von Herzen gegönnt. Aber wie schon Bill Murray, der sich im Jahr 2004 ebenfalls Sean Penn geschlagen geben musste, bleibt für Rourke am Ende des Tages eben "nur" diese Nominierung auf dem Briefkopf stehen. Schade. Weiß der Geier, ob Rourke oder Murray jemals wieder die Chance auf eine solche Auszeichnung bekommen. In einer besseren Welt hätte zumindest einer dieser beiden wunderbaren Schauspieler den Oscar mit nach Hause nehmen dürfen.

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Darren Aronofsky Mickey Rourke Evan Rachel Wood 2000er Oscar Nominee female nudity


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BERRY GORDY'S THE LAST DRAGON


BERRY GORDY'S THE LAST DRAGON BERRY GORDY'S THE LAST DRAGON (DVD: Sony, USA)
(OT: Berry Gordy's The Last Dragon | USA 1985 | Regie: Michael Schultz)

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Um die höchste Stufe seiner Kampfkünste zu erreichen, begibt sich der leicht naive Leroy Green (Taimak) auf die Suche nach dem Meister. Auf seinem Weg macht er Bekanntschaft mit dem fiesen Sho'nuff (Julius Carry) und rettet eher zufällig die attraktive Laura Charles (Vanity) vor einem skrupellosen Musikproduzenten…

Ein Schwarzer, der sich für einen Chinesen hält, macht sich auf die Suche nach dem wahren Meister der fernöstlichen Kampfkünste und stolpert dabei von einer Keilerei in die nächste. Der Tanz des Drachen ist ein kunterbunter, herrlich bescheuerter Film. Eine echte Wundertüte, bei der man sich nie sicher sein kann, welche Überraschung in der nächsten Sequenz aus dem Hut gezaubert wird. Ich liebe beispielsweise den ersten Auftritt des von Julius Carry wahnwitzig gespielten Sho'nuff im Kino. Sein Outfit hätte einen eigenen Credit im Abspann des Films verdient gehabt. Und natürlich liebe ich diese unglaubliche Naivität, mit der sich der von Taimak gespielte Leroy Green auf die Suche nach dem "Glow" macht, befürchte allerdings, dass diese Naivität keinesfalls gespielt ist. Außerdem ist es auch immer wieder spaßig, wen man in solchen Streifen entdeckt. Hier "blamieren" sich beispielsweise William H. Macy und Chazz Palminteri in kleineren Rollen. Und im Finale dreht Der Tanz des Drachen dann komplett hohl und verlässt die Grenzen jeder irdischen Logik. Must be seen to be believed! Und die Leute, die für Frisuren, Make-up und Kostüme verantwortlich waren, dürften ihre Arbeit damals definitiv unter extremen Drogeneinfluss verrichtet haben. Ein halbwegs nüchterner Mensch kann sich solche Designs nicht mal in den 80ern ausgedacht haben. Unfassbar!

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Michael Schultz Vanity 1980er New York


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SUPER


SUPER SUPER (Blu-ray: Koch Media, Deutschland)
(OT: SUPER | USA 2010 | Regie: James Gunn)

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Der unscheinbare Frank D’Arbo ist Angestellter in einem Fast-Food-Restaurant und zieht die einzige Freude in seinem Leben aus seiner Ehe mit der wunderschönen Sarah (Liv Tyler). Als diese ihn eines Tages Hals über Kopf wegen des Drogendealers Jacques (Kevin Bacon) verlässt, bricht für Frank eine Welt zusammen. Als alle Versuche scheitern, Sarah dem Einfluss des Verbrechers wieder zu entziehen, brennen bei Frank alle Sicherungen durch. Inspiriert von der Comicbuchverkäuferin Libby (Ellen Page) besorgt sich Frank ein Kostüm und geht als mit einer Rohrzange bewaffneter Superheld auf Verbrecherjagd...

Nach Defendor (den ich leider noch nicht kenne) und Kick-Ass ist Super nun schon der dritte "Loser Turns Superhero"-Film in relativ kurzer Zeit und natürlich zieht man als Zuschauer Vergleiche. Ich kann Super nur mit Kick-Ass vergleichen und bei diesem Vergleich geht Vaughns Film als ganz knapper Sieger hervor. Kick-Ass empfand ich persönlich einfach als etwas kurzweiliger, unterhaltsamer und schlichtweg stylisher. Aber auch Super hat seine unbestrittenen Qualitäten und das liegt an seiner ungemeinen Rohheit. Super kommt in meinen Augen deutlich heftiger und derber rüber als Kick-Ass und verpasst dem Zuschauer so die eine oder andere volle Breitseite. Erstens sind Rainn Wilson und Ellen Page in den Rollen des Superhelden und seines Sidekicks so dermaßen asozial, abgedreht und durchgeknallt, dass es ziemlich schwer fällt, sie überhaupt als Identifikationsfiguren zu akzeptieren, zweitens resultiert das aus der Inszenierung von James Gunn, in der extrem ruhige Passagen von geradezu irrsinnigen Gewaltexzessen (allein die Szene vor dem Kino - meine Fresse!!!) immer wieder unterbrochen werden. Super ist roh, derb und ungeschliffen und überschreitet dabei genau die Grenzen, die Kick-Ass nur leicht gestreift hat. Und Ellen Page ist mal wieder einfach nur g-r-a-n-d-i-o-s! Das ist meines Erachtens - ich kann mich einfach nur gebetsmühlenartig wiederholen - die derzeit talentierteste (Nachwuchs-)Schauspielerin in Hollywood. Filme, in denen sie mitspielt, lohnen sich immer!

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James Gunn Rainn Wilson Ellen Page Kevin Bacon Liv Tyler Lloyd Kaufman Rob Zombie 2010er female nudity


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CHINATOWN


CHINATOWN CHINATOWN (DVD: Paramount, Deutschland)
(OT: Chinatown | USA 1974 | Regie: Roman Polanski)

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Los Angeles in den 30er Jahren. Als sich Privatdetektiv J.J. Gittes (Jack Nicholson) zur Übernahme eines reinen Routinefalles bereit erklärt, ahnt er noch nicht, dass er mit seinen anstehenden Ermittlungen in ein regelrechtes Wespennest aus Betrug, Mord und Korruption stechen wird...

Bei manchen Filmen ist es einem ja schon fast peinlich, zuzugeben, dass man sie tatsächlich erst jetzt zum ersten Mal gesehen hat. Aber manche Filme sieht man dann halt auch einfach besser zu spät als nie. Chinatown ist genau so ein Kandidat, denn Polanskis Klassiker ist tatsächlich erst jetzt zum ersten Mal im heimischen Player gelandet. Und was soll ich zu einem Film, den eh schon jeder kennt und dessen Status in der Filmgeschichte unumstritten sein dürfte, schon noch groß sagen? Der Streifen hat mich ziemlich weggeblasen. Regisseur Roman Polanski hat da einen wendungsreichen Thriller im Stil des klassischen Film Noir aus den 40er und 50er Jahren gedreht. Ein wieder mal großartiger Jack Nicholson in der Rolle des coolen Privatdetektivs, eine nicht minder überzeugende Faye Dunaway als mysteriöse Femme fatale und ein diabolischer John Huston in der Rolle des Bösewichts machen Chinatown zu einem echten Erlebnis. Ein Film, der seine Spannung von Minute zu Minute mehr aufbaut und dessen ganz eigene Atmosphäre viel dazu beiträgt, dass man vollkommen in ihn eintauchen kann und die Welt um sich herum für 2 Stunden einfach vergessen möchte. Großes Kino, mal wieder aus den 70er Jahren. Für mich mittlerweile das Jahrzehnt, in dem die wohl besten Filme gedreht wurden.

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Roman Polanski Jack Nicholson Faye Dunaway John Huston 1970er Oscar Winner Oscar Nominee female nudity 30er Jahre Los Angeles New Hollywood Femme fatale


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QUILLS - MACHT DER BESESSENHEIT


QUILLS - MACHT DER BESESSENHEIT QUILLS - MACHT DER BESESSENHEIT (DVD: 20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Quills | Deutschland/Großbritannien/USA 2000 | Regie: Philip Kaufman)

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Wegen seiner obszönen Schriften wurde der Marquis de Sade (Geoffrey Rush) von der Obrigkeit einst in das Irrenhaus von Charleston gesteckt. Doch mit Hilfe der einfachen Magd Madeleine (Kate Winslet) gelingt es dem Marquis auch weiterhin, seine Schriften zu vertreiben. Als ein Verleger tatsächlich den vom Marquis geschriebenen Roman “Justine“ veröffentlicht, wird der Psychiater Dr. Royer-Collard (Michael Caine) nach Charleston geschickt, um den Willen des Marquis endgültig zu brechen und die Herstellung weiterer Schriften zu verhindern. Mit welchen Mitteln auch immer...

Hoppla, was war denn das? Auf den ersten Blick und oberflächlich betrachtet ist der im Jahr 2000 unter Mitwirkung eines der größten Hollywood-Studios in die Kinos gekommene, ein Jahr später mit 3 Oscar-Nominierungen bedachte und mit ausgesprochen prominenten Namen besetzte Quills wohl "nur" ein typisches Kostümdrama. Aber unter der Oberfläche brodelt es ganz gewaltig. Immerhin geht es hier um den Marquis de Sade, den wohl berühmtesten Schmuddelpoeten aller Zeiten. Und immerhin nahm hier Philip Kaufman auf dem Regiestuhl Platz. Ein Mann, der mit Streifen wie The Wanderers, Die Körperfresser kommen, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins und Henry & June nicht nur einmal auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Exploitation wandelte. Ich bin mir sicher, wäre Quills 25 Jahre früher gedreht worden, er würde definitiv als das identifiziert werden, was er meines Erachtens auch ist: ein lupenreiner Exploiter in den sich ein paar richtig große Namen verirrt haben. Quills kam mir die ganze Zeit wie eine Mischung aus einem beliebigen Nunsploitation-Film und Hexen bis aufs Blut gequält vor. Hier gibt es eine ganz gehörige Portion Sleaze, so einige selbstzweckhafte Sequenzen, abartige Foltermethoden im Namen des Herrn, wirklich verstörend wirkende Insassen in der Irrenanstalt (dem Hauptsetting des Films), einen Michael Caine als schmierigen Arzt, einen Joaquin Phoenix als den fleischlichen Versuchungen nicht abgeneigten Priester, eine - in der wohl verstörendsten Sequenz zu Ende auch mal wieder ziemlich nackige - Kate Winslet, die in der Rolle als de Sades Muse vollkommen aufgeht und zu guter Letzt natürlich einen Geoffrey Rush in der Rolle des Marquis, der hier irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn aufspielt. Und in der letzten halben Stunde dreht Quills dann irgendwie vollkommen durch. Must be seen to be believed!

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Philip Kaufman Kate Winslet Michael Caine Joaquin Phoenix 2000er Oscar Nominee female nudity 19. Jahrhundert


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CARRIE


CARRIE CARRIE (DVD: Paramount, Deutschland)
(OT: Carrie | USA 1952 | Regie: William Wyler)

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Mit großen Träumen macht sich die junge Carrie (Jennifer Jones) auf den Weg nach Chicago. Doch bereits ihren ersten Job verliert sie nach kurzer Zeit. Und ohne Job kann sie sich auch die Unterkunft bei ihrer Schwester Minnie (Jacqueline deWit) nur schwer leisten. Unerwartete Hilfe bekommt Carrie von Charles Drouet (Eddie Albert), den Carrie im Zug nach Chicago kennenlernte und der ihr nun eine Bleibe anbietet. Durch Drouet lernt Carrie auch den wohlhabenden George Hurstwood (Laurence Olivier) kennen, der in einer unglücklichen Ehe gefangen ist und sich Hals über Kopf in die junge Frau verliebt...

Mal wieder ein Film von Regisseur William Wyler, von dem mir ja schon diverse Streifen - u.a. Wie klaut man eine Million?, Infam und Die besten Jahre unseres Lebens - ausgesprochen gut gefallen haben. Und auch Carrie fügt sich in die Reihe der richtig guten Filme dieses Regisseurs nahtlos ein. Der Streifen erzählt die Geschichte eines wohlhabenden Mannes, der sich - todunglücklich in seiner Ehe - Hals über Kopf in ein einfaches Mädchen verliebt und bereit ist, alle Konsequenzen zu tragen, um mit dieser großen Liebe seines Lebens zusammen zu sein. Und diese Konsequenzen sind im späten 19. Jahrhundert, in dem Wylers Melodram spielt, durchaus heftig. Je länger der Film dauert, desto fataler werden die Folgen von Hurstwoods Entscheidung und umso sicherer kann man sich als Zuschauer sein, dass die ganze Geschichte kein positives Ende nehmen wird. Carrie ist ein Paradebeispiel für großes Schauspielkino aus den 50er Jahren, in der männlichen Hauptrolle mit einem Laurence Olivier besetzt, der seine Rolle so intensiv spielt und mit Leben füllt, dass einem als Zuschauer gar nichts anderes übrig bleibt, als mit ihm zu leiden, zu hoffen und zu bangen. Und das Finale dieses riesigen Schmachtfetzens bietet pure Gänsehautatmosphäre. Sehenswert!

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William Wyler Laurence Olivier 1950er Oscar Nominee Chicago 19. Jahrhundert


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CIVIC DUTY


CIVIC DUTY CIVIC DUTY (Blu-ray: I-On New Media, Deutschland)
(OT: Civic Duty | Großbritannien/Kanada/USA 2006 | Regie: Jeff Renfroe)

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Als Terry Allen (Peter Krause), der gerade seinen Job verloren hat, feststellt, dass in seiner unmittelbaren Nachbarschaft eine leerstehende Wohnung von einem jungen arabischen Mann (Khaled Abol Naga) bezogen wird, überkommt ihn gleich ein ungutes Gefühl. Die ständigen Mahnungen in den verschiedensten Nachrichtensendungen im Hinterkopf, entschließt sich Terry, sehr zum Missfallen seiner Frau Marla (Kari Matchett), ein Auge auf den neuen Nachbarn zu werfen. Und tatsächlich ist Terry sehr schnell davon überzeugt, es hier mit einem Terroristen zu tun zu haben. In seiner Verzweiflung wendet sich Terry ans FBI, doch der zuständige Agent (Richard Schiff) scheint ihn nicht so recht ernst zu nehmen...

Regisseur Jeff Renfroe hat sich für seinen Thriller Civic Duty eine wohlbekannte Ausgangssituation ausgesucht. Das Motiv des aus einem bestimmten Grund über zu viel Zeit verfügenden Menschen, der plötzlich damit beginnt, seinen Nachbarn einer schlimmen Tat zu verdächtigen und dem kein Mensch in seinem Umfeld Glauben schenken will, zieht sich durch die verschiedensten Genres. Ob nun der im Rohlstuhl sitzende James Stewart in Hitchcocks Das Fenster zum Hof, der durch eine Fußfessel ans Haus gebundene Shia LaBeouf in Carusos Disturbia (wobei der erst ein Jahr nach Civic Duty erschienen ist) oder William Ragsdale als Teenager in Fright Night, sie alle teilen das Schicksal von Peter Krause - der aufgrund seiner Hauptrolle in Alan Balls Geniestreich Six Feet Under sicher jedem bekannt sein dürfte - in Civic Duty. Sie alle haben einen schrecklichen Verdacht und keiner glaubt ihnen. Civic Duty befindet sich also in bester Gesellschaft, u.a. natürlich auch mit Arlington Road, mit dem der Streifen zusätzlich die Terrorismus-Problematik gemein hat. Denn der von Peter Krause wirklich absolut überzeugend und glaubwürdig dargestellte Terry Allen hat die ernsthafte Sorge, dass es sich bei seinem neuen Nachbarn, einem islamischen Studenten, um einen Terroristen handeln könnte. Civic Duty ist sowohl eine Bestandsaufnahme der USA nach 9/11 als auch die eindringliche Studie über einen Mann, der - aufgrund widriger Umstände (Verlust des Arbeitsplatzes, Geldsorgen, Eheprobleme) - für die von der Bush-Administration verbreitete und in den Medien allgegenwärtige Angst vor terroristischen Anschlägen sehr empfänglich ist und ohne es selbst zu registrieren immer mehr in den Wahnsinn abzugleiten droht. Regisseur Jeff Renfroe erzählt seine Geschichte über weite Strecken auf eine angenehm ruhige, aber auch irgendwie beunruhigende Art und Weise und baut seine Spannung bis zum Finale ganz langsam auf. Die Antwort der im Endeffekt schon fast zweitrangigen Frage, nämlich ob Terrys Verdacht berechtigt ist oder nicht, bleibt lange offen, klar ist nur, dass die ganze Angelegenheit - unabhängig ob die Frage nun mit “Ja“ oder “Nein“ beantwortet wird - in einer Katastrophe enden wird. Über das Ende selbst - auf das ich am Ende des Textes nur in den Spoiler-Tags ein kleines bisschen näher eingehen möchte um nichts zu verraten - lässt sich sicher streiten, aber auch unabhängig davon ist Civic Duty ein sehenswerter, nachdenklich machender Film, der darüber hinaus auch noch richtig spannende Unterhaltung zu bieten hat. Wer Lust auf einen guten Paranoia-Thriller hat, macht hier bestimmt nichts falsch.
Und nun noch mein Senf zum Schluss des Streifens:
Spoiler


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Jeff Renfroe 2000er


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NINE


NINE NINE (Blu-ray: Senator/Universum, Deutschland)
(OT: Nine | Italien/USA 2009 | Regie: Rob Marshall)

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Eigentlich sollte Regisseur Guido Contini (Daniel Day-Lewis) schon längst mit den Dreharbeiten zu seinem neuen Film begonnen haben. Doch der Autorenfilmer hat noch nicht einmal ein vorzeigbares Drehbuch und befindet sich in einer kreativen Sackgasse. Statt sich auf sein Projekt zu konzentrieren, schwelgt Contini lieber in ausladenden Fantasien, in denen die verschiedenen Frauen seines Lebens stets eine zentrale Rolle spielen...

Seit dem großen Erfolg von Luhrmanns Moulin Rouge! aus dem Jahr 2001 trauen sie sich in Hollywood in regelmäßigen Abständen immer mal wieder ein Musical zu. Regisseur Rob Marshall, der 2002 mit Chicago schon ein echtes Genre-Highlight abgeliefert hat, wagt sich mit Nine an eine moderne Version des Fellini-Klassikers (den ich mir unbedingt mal wieder ansehen muss) - eine Mission, die eigentlich schon von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Kein Wunder, dass die Kritik Nine regelrecht in der Luft zerrissen hat. Betrachtet man den Film allerdings losgelöst vom übermenschlich großen Vorbild und gibt ihm eine faire Chance, weiß der Streifen meines Erachtens durchaus zu unterhalten. Rob Marshall entführt den Zuschauer in seinem mit Stars nur so gespickten Film - rund um den 2-fachen Oscar-Gewinner Daniel Day-Lewis haben sich mit Marion Cotillard, Penélope Cruz, Nicole Kidman, Sophia Loren und Judi Dench nicht weniger als 5 Oscar-Preisträgerinnen und mit Kate Hudson eine weiter Oscar-Nominierte versammelt - ins Italien der 60er Jahre und erzählt die Geschichte des in einer kreativen Sackgasse steckenden Regisseurs in wirklich wunderschönen Bildern. Nine ist - dank Cruz, Hudson & Co. - verdammt sexy geraten und einfach nur herrlich fotografiert. Die Musical-Nummern sind zudem toll choreographiert (bei den Songs hätte allerdings der eine oder andere Ohrwurm mehr dabei sein können) und den ganzen Film umgibt eine herrlich melancholische, verträumte Grundstimmung. Den Vorwurf, den sich Marshall aber definitiv gefallen lassen muss, ist der, dass er sich einfach zu sehr auf sein Staraufgebot verlässt, sich zu wenig um seine Geschichte an sich kümmert und Nine dadurch eher den Anschein einer Nummernrevue hat als den eines stimmig erzählten Filmes. Da der Streifen aber visuell einfach nur großartig geworden ist, verzeihe ich diese offensichtliche Schwäche gerne. Ja, es hat mir durchaus Spaß gemacht, Guido Contini bei seinen wilden Fantasien zu begleiten.

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Rob Marshall Daniel Day-Lewis Penélope Cruz Kate Hudson Sophia Loren Nicole Kidman Ricky Tognazzi 2000er Oscar Nominee 60e Jahre Remake


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BESSER GEHT'S NICHT


BESSER GEHT'S NICHT BESSER GEHT'S NICHT (DVD: Columbia TriStar, Deutschland)
(OT: As Good as It Gets | USA 1997 | Regie: James L. Brooks)

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Schriftsteller Melvin Udall (Jack Nickolson) ist ein Gewohnheitstier und ein neurotischer Misantroph. In seiner Wohnung will er einfach nur seine Ruhe haben, seinen homosexuellen Nachbarn Simon (Greg Kinnear) und dessen Hund verachtet er zutiefst und in seinem Stammrestaurant sitzt er immer am selben Platz und lässt sich immer von der selben Angestellten (Helen Hunt) bedienen. Doch durch verschiedene Umstände läuft plötzlich nicht mehr alles wie geplant in Melvins Leben und diese Abweichungen von seinem üblichen Tagesablauf drohen ihn regelrecht aus der Bahn zu werfen...

Mal wieder eine filmische Bildungslücke geschlossen. Jack Nicholson in seiner Paraderolle als Schriftsteller Melvin Udall, ein zwangsneurotischer Miesepeter, der einfach nur seine Ruhe haben will und dessen Leben durch verschiedene Umstände komplett aus den geordneten Fugen gerät. Regisseur James L. Brooks hat da wirklich eine ungemein witzige Mischung aus Drama, Komödie und Romanze abgeliefert. Besser geht’s nicht ist perfektes Schauspielerkino, lebt von seinen spitzenmäßigen Dialogen und seinem einfach nur grandios aufspielenden Hauptdarsteller. Es ist jetzt nicht so, dass Helen Hunt, Greg Kinnear oder Cuba Gooding Jr. in ihren Rollen nicht zu überzeugen wüssten, aber Jack Nicholson spielt hier mal wieder alle so dermaßen an die Wand, dass es über 130 Minuten einfach nur eine wahre Freude ist, diesem außergewöhnlichen Schauspieler bei seiner Arbeit zuzuschauen. Wie er hier eine sarkastische Bemerkung nach der anderen auf wirklich staubtrockene Art und Weise abfeuert - ein Highlight unter vielen: als Udall von einer begeisterten Empfangsdame gefragt wird, wie er es schafft, sich so gut in Frauen hineinzuversetzen, antwortet er nur “I think of a man, and I take away reason and accountability“ und lässt den euphorischen Fan einfach stehen bzw. sitzen - und dabei aber auf gewisse Weise, insbesondere im Umgang mit der von Helen Hunt gespielten Carol, auch immer wieder absolut hilflos und überfordert wirkt, ist wirklich einzigartig gut. Das ist wohl tatsächlich einer dieser Filme, die man einfach nur saugut finden kann!

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James L. Brooks Jack Nicholson Helen Hunt Cuba Gooding Jr. Harold Ramis Julie Benz 1990er Oscar Winner Oscar Nominee female nudity New York


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MOULIN ROUGE


MOULIN ROUGE :love: MOULIN ROUGE :love: (DVD: 20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Moulin Rouge! | Australien/USA 2001 | Regie: Baz Luhrmann)

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Der junge Dichter Christian (Ewan McGregor) begibt sich im Jahr 1899 nach Paris um dort sein Glück zu versuchen. Eher zufällig wird er als Autor für eine geplante Theaterproduktion des berühmten Nachtclubs Moulin Rouge engagiert und lernt so die bezaubernde Kurtisane Satine (Nicole Kidman) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie...

Regisseur Baz Luhrmann hat ja schon 5 Jahre vor dem Erscheinen von Moulin Rouge! mit seinem Romeo + Juliet unter Beweis gestellt, dass er es perfekt beherrscht, eine klassische Geschichte mit so einer visuellen Wucht zu erzählen, dass sie einem als Zuschauer gar nicht mehr klassisch und möglicherweise gar angestaubt vorkommt. Mit Moulin Rouge! setzt er noch locker einen drauf! Auch der im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelte Film erzählt eine einfach gestrickte, klassische Geschichte über die Kraft und die Tücken der Liebe. Durch eine zufällige Begegnung verlieben sich ein mittelloser Autor und ein gefeierter Bühnenstar ineinander, müssen ihre Gefühle aber geheim halten, da auch ein mächtiger Geldgeber des Nachtclubs ein Auge auf das attraktive Starlet geworfen hat und dieser möglichst bei Laune gehalten werden soll. Klar, die Story ist sicher nicht literaturpreisverdächtig, aber in Moulin Rouge! geht es auch gar nicht um die Geschichte die erzählt wird, sondern viel mehr um die Art und Weise wie dies passiert. Und das geschieht hier mit solch einer audio-visuellen Pracht, dass es schwer fällt, von dem Ergebnis nicht begeistert zu sein. Regisseur Baz Luhrmann, der mit Moulin Rouge! dem Musical, einem längst mausetoten Genre aus der goldenen Zeit Hollywoods, wieder für kurze Zeit neues Leben einhauchen konnte, hat mit seinem Film ein wahres Fest für die Sinne gedreht. Kostüm- und Set-Design sind der absolute Wahnsinn und die Choreographien der Musical-Nummern sind einfach perfekt gelungen. Und die Musik, natürlich das Kernstück eines jeden Musicals, verursacht eine Gänsehaut nach der anderen. Vor den Musik-Arrangements kann man sich eigentlich nur verbeugen. Wie hier Songs aus alten Hollywood-Klassikern wie The Sound of Music oder Gentlemen Prefer Blondes mit modernen Pop- und Rocksongs von u.a. Elton John, The Police, Madonna, KISS, Nirvana und U2 verschmelzen ist einfach nur großartig. Man möge mir den folgenden Superlativ verzeihen, aber mich hat dieser Streifen - den viele meinetwegen als unerträglichen Kitsch abtun mögen - jetzt schon zum wiederholten Male absolut begeistert zurückgelassen und für mich persönlich ist Moulin Rouge! ein absolutes Meisterwerk, ein Film für die Ewigkeit! :love:

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Baz Luhrmann Ewan McGregor Nicole Kidman 2000er Oscar Winner Oscar Nominee Paris 19. Jahrhundert


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EINFACH ZU HABEN


EINFACH ZU HABEN EINFACH ZU HABEN (Blu-ray: Sony, Deutschland)
(OT: Easy A | USA 2010 | Regie: Will Gluck)

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Weil sie nicht zugeben möchte, dass sie das Wochenende mal wieder allein zu Hause verbracht hat, flunkert Olive (Emma Stone) ihrer besten Freundin Rhiannon (Aly Michalka) auf der Schultoilette vor, sie habe ein Date gehabt. Rhiannon schlussfolgert daraus sofort, dass Olive ihre Jungfräulichkeit verloren haben könnte und Olive lässt sie in diesem Glauben. Dummerweise wird die religiöse Fanatikerin Marianne (Amanda Bynes) Zeugin dieses Gesprächs und so macht das Gerücht schnell die Runde an der ganzen Schule. Während Olive zuvor noch zu den eher unscheinbaren Schülerinnen gezählt hatte, umweht sie plötzlich ein Hauch des Verruchten. Eine Rolle die Olive durchaus schmeichelt und die sie fortan gerne spielt. Mit allerdings fatalen Konsequenzen...

Das sind irgendwie mit die schönsten Filmerlebnisse. Filme, die man sich eigentlich nur zur Berieselung anschauen will, von denen man praktisch nichts erwartet und die einen dann absolut überraschen und begeistern. Einfach zu haben sieht auf den ersten Blick tatsächlich nur wie eine weitere typische Teenie-Komödie aus von der man sich nett unterhalten lässt und die man dann ganz schnell wieder vergisst. Weit gefehlt, denn schaut man genauer hin, erkennt man unter der Fassade einen richtig guten Film mit einer gelungenen Mischung aus Witz und Ernsthaftigkeit und einer glaubwürdigen Emma Stone in der Rolle der "Schlampe wider Willen". Wie sich die kleine Schwindelei der von Emma Stone gespielten Olive verselbstständigt, welche Konsequenzen dies nach sich zieht und wie Olive schließlich mit diesen umgeht ist ebenso witzig wie dramatisch und sollte das anvisierte Hauptzielpublikum des Films hoffentlich ein kleines bisschen zum Nachdenken anregen. Einfach zu haben sieht sich in der Tradition der großen Teenie-Filme aus den 80er Jahren und tatsächlich kommen beim Ansehen Streifen wie The Breakfast Club, Say Anything... oder Can't Buy Me Love in den Sinn. Regisseur Will Gluck hat mit Einfach zu haben im Endeffekt auch eine mehr als gelungene Hommage an das Kino des John Hughes gedreht, zitiert seine Vorbilder eifrig - insbesondere Ferris macht blau - und vergisst bei der ganzen Ehrerweisung an seine Inspirationsquellen jedoch zu keiner Zeit, dass er eine eigene Geschichte zu erzählen hat. Und die ist so interessant und kurzweilig, dass sie auch locker ohne den Hommage-Faktor funktionieren würde.
Zum Abschluss noch eine kurze Anmerkung: Der Soundtrack des Streifens ist der Wahnsinn und die Besetzung der Rollen der erwachsenen Charaktere kann sich mit Leuten wie Thomas Haden Church, Lisa Kudrow, Stanley Tucci und Malcolm McDowell wirklich mehr als sehen lassen.
Wer damals The Breakfast Club & Co. gemocht hat, wird auch diesen Film mögen. Da bin ich mir absolut sicher!

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Will Gluck Emma Stone Lisa Kudrow Stanley Tucci Malcolm McDowell 2010er female nudity


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EINE FRAGE DER EHRE


EINE FRAGE DER EHRE :love: EINE FRAGE DER EHRE :love: (DVD: Columbia TriStar, Deutschland)
(OT: A Few Good Men | USA 1992 | Regie: Rob Reiner)

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Die beiden Marines Dawson (Wolfgang Bodison) und Downey (James Marshall) werden beschuldigt, einen Kameraden getötet zu haben. Lt. Cdr. Galloway (Demi Moore), die davon überzeugt ist, dass die Beschuldigten auf Befehl gehandelt haben, bemüht sich darum, diese in einem Verfahren vertreten zu dürfen, muss sich jedoch damit abfinden, dass ihnen als Verteidiger der auf Urteilsabsprachen spezialisierte Lt. Kaffee (Tom Cruise) zugeteilt wird. Galloway setzt dennoch alles daran, dass der Fall vor einem Gericht verhandelt und nicht per Deal am grünen Tisch entschieden wird…

Rob Reiners auf einem Theaterstück basierendes Gerichtsdrama ist einer dieser Filme, die ich mir immer und immer wieder ansehen kann und die einfach nichts an ihrer Faszination verlieren wollen. Natürlich ist Eine Frage der Ehre bei der mittlerweile gefühlten 20. Sichtung nicht mehr wirklich spannend, aber der Streifen lebt ja auch in allererster Linie von seiner großartigen Besetzung - hier geben sich u.a. Tom Cruise, Jack Nicholson, Demi Moore, Kevin Bacon, Kevin Pollak, Cuba Gooding Jr., Kiefer Sutherland, J.T. Walsh und Xander Berkeley die Ehre -, dem wirklich brillanten Schauspiel aller Beteiligten und der nahezu perfekten Inszenierung. Natürlich stechen die einfach nur großartigen Szenen von Jack Nicholson in gewisser Weise heraus und stellen zweifelsohne die Highlights des Films dar. Das "Verhör" auf dem Stützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba oder natürlich der Auftritt bei der abschließenden Gerichtsverhandlung - Nicholsons Spiel prägt sich ein und einen Großteil seiner Dialoge kann ich mittlerweile fast mitsprechen. In meinen Augen täte man seinen Co-Stars aber unrecht, würde man den Film nur auf ihn reduzieren. Hier liefern alle Beteiligten durch die Bank tolle Darbietungen ab. Eine Frage der Ehre gehört nun schon seit gut 20 Jahren zu meinen absoluten Lieblingen. Einer dieser Filme für die Insel, wobei ich natürlich auch zugeben muss, dass man den Streifen auch durchaus kritisch sehen kann. Die Tat der beiden Angeklagten wird dann am Ende vielleicht doch etwas zu sehr verharmlost und insgesamt betrachtet geht der Film vielleicht etwas zu sorglos mit seinem Thema um.

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Rob Reiner Tom Cruise Jack Nicholson Demi Moore Kevin Bacon Kiefer Sutherland Cuba Gooding Jr. 1990er Oscar Nominee


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BLACK SWAN


BLACK SWAN BLACK SWAN (Blu-ray: 20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Black Swan | USA 2010 | Regie: Darren Aronofsky)

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Ballerina Nina Sayers (Natalie Portman) ist außer sich vor Glück. Sie konnte tatsächlich die Hauptrolle in einer Neuinszenierung von "Schwanensee" ergattern. Doch während ihre Darstellung des weißen Schwans praktisch perfekt ist, hat sie mit der Verkörperung des schwarzen Schwans noch ihre Probleme. Angetrieben von ihrem Ehrgeiz, ihrem Regisseur Thomas Leroy (Vincent Cassel) sowie wie ihrer Mutter (Barbara Hershey) investiert Nina all ihre Kraft in die Vorbereitung auf die Rolle und merkt gar nicht, wie sie langsam daran zu zerbrechen droht…

Auch endlich mal gesehen und ja, ich bin ziemlich begeistert von Aronofskys Black Swan. Der Streifen ist eine wirklich eindringliche Studie über einen Menschen, der langsam aber sicher in den Wahnsinn abzugleiten droht und Natalie Portman spielt die Rolle der zwischen dem weißen und dem schwarzen Schwan hin- und hergerissenen Balletttänzerin wirklich so verdammt gut und überzeugend, dass man fast meinen könnte, es gäbe kein Morgen mehr. Aber nicht nur Portmans Schauspiel hat mich mehr als beeindruckt zurückgelassen, insbesondere visuell und atmosphärisch ist Black Swan eine echte Wucht, wobei man das von Darren Aronofsky ja eigentlich gar nicht anders gewohnt ist. Insbesondere dieses ständige Spiel mit den schier unzähligen Spiegeln fand ich super. Und der stetige Spannungsaufbau mit dieser wirklich mehr als beklemmenden und bedrückenden Atmosphäre hat mich richtiggehend gepackt und einfach nicht mehr losgelassen. Auszusetzen gibt es in meinen Augen an Black Swan nicht sonderlich viel. Vielleicht hätte Aronofsky auf den einen oder anderen vordergründigen Schockeffekt verzichten können. Die wirkten teilweise etwas deplatziert. Und auch die Dialoge, insbesondere zwischen Cassel und seinen Tänzern und Tänzerinnen, wirkten zeitweise eher so, als wolle Aronofsky dem Zuschauer etwas erklären und nicht so, als würde sich hier ein Regisseur mit seinen professionellen Tänzern unterhalten. Da wurde vielleicht ein bisschen zu sehr auf das Massenpublikum geschielt und das ist ja irgendwie auch verständlich. Ein Film, bei dem es auf den ersten Blick "nur" um eine Balletttänzerin geht, ist sicher nicht unbedingt als Publikumsmagnet geeignet. Und auch kleine Independent-Produktionen wie diese hier - das Budget lag bei 13. Mio Dollar, für heutige Verhältnisse schon fast lächerlich und, vor dem Hintergrund, dass sich mit Natalie Portman, Mila Kunis, Vincent Cassel und Winona Ryder ja keine Laufkundschaft vor der Kamera versammelt hat, wirklich erstaunlich niedrig - sollen am Ende des Tages möglichst viel Gewinn abwerfen. Hat dann ja auch ganz locker geklappt.

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Darren Aronofsky Natalie Portman Mila Kunis Winona Ryder 2010er Oscar Winner Oscar Nominee female nudity


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LEBEN & TOD EINER PORNOBANDE


LEBEN & TOD EINER PORNOBANDE LEBEN & TOD EINER PORNOBANDE (Blu-ray: Bildstörung, Deutschland)
(OT: Zivot i smrt porno bande | Serbien 2009 | Regie: Mladen Djordjevic)

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Nach Abschluss seines Studiums hofft Marko (Mihajlo Jovanovic) auf eine erfolgreiche Karriere als Regisseur. Die Realität führt ihn zu dem schmierigen Pornoproduzenten Cane (Srdjan Miletic) und einer Laufbahn im HC-Business. Da sich Marko seine künstlerischen Ambitionen jedoch nicht gänzlich nehmen lassen will, ist das Zerwürfnis mit Cane nur eine Frage der Zeit. Fortan tingelt Marko mit einer Gruppe verschiedener Darsteller durch das Land und versucht mit einem Pornotheater erfolgreich zu sein. Eine dieser Vorstellungen besucht der zwielichtige Franz (Srboljub Milin) und macht Marko im Anschluss ein unfassbares Angebot…

Nachdem ich mir bereits vor ein paar Monaten die Doku Made in Serbia von Regisseur Mladen Djordjevic angesehen habe war nun dessen Leben & Tod einer Pornobande an der Reihe. Und der stellt im Endeffekt eine fiktive Fortsetzung der zuvor gesehenen Dokumentation dar. Was Djordjevic hier abliefert ist natürlich harter Tobak, der unbedarfte Zuschauer gehörig vor den Kopf stoßen dürfte. Die Tatsache, dass der Film in seiner ungekürzten Fassung tatsächlich eine FSK-Freigabe erhalten hat, wundert mich doch sehr. Djordjevic provoziert, lotet Grenzen aus und überschreitet diese, bricht Tabus und wandelt irgendwo zwischen Arthouse und Grindhouse, zwischen Kunst und wilder Exploitation. Djordjevic versucht dabei, den Zuschauer anfangs ein bisschen einzulullen - manche Sequenzen entfalten eine ganz eigene Atmosphäre und sind wirklich ganz großartig gelungen, beispielsweise der Beginn einer jeden Vorstellung des Pornotheaters mit dieser einfach nur grandiosen, musikalischen Einleitung - um ihn dann regelrecht zu überrumpeln und mit gezielten Schocks aus der Fassung zu bringen. So richtig funktioniert hat das bei mir persönlich allerdings nicht. Shocksploitation lebt in meinen Augen in allererster Linie davon, dass man als Zuschauer eine gewisse Bindung zu den handelnden Personen aufbauen kann und einem deren Taten und ihre Folgen auch berühren. Ich glaube nicht, dass Filme wie The Last House on the Left oder I Spit on Your Grave eine ähnliche Wirkung bei mir hinterlassen hätten, wenn ich von den Tätern nicht abgrundtief angewidert gewesen wäre und mit den Opfern nicht entsprechendes Mitleid gehabt hätte. In Leben & Tod einer Pornobande hat mir genau das gefehlt. Der schmierige Franz war als Hauptbösewicht in meinen Augen so extrem klischeehaft gezeichnet, dass man ihn nicht mehr ernst nehmen konnte. Zu Regisseur Marko und seiner Pornobande konnte ich überhaupt keine Beziehung aufbauen und die freiwilligen Snuff-Opfer waren einfach nur da ohne zuvor irgendeine Charakterentwicklung erfahren zu haben. Vielleicht lag das an der halbdokumentarischen und eher nüchternen und unterkühlten Inszenierung, durch die eine gewisse Glaubwürdigkeit erreicht werden sollte. Ich finde, dass Leben & Tod einer Pornobande am Ende genau daran scheitert. Sorry, not my cup of tea!

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Mladen Djordjevic 2000er female nudity Shocksploitation


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DOWNLOADING NANCY


DOWNLOADING NANCY DOWNLOADING NANCY (DVD: Senator/Universum, Deutschland)
(OT: Downloading Nancy | USA 2008 | Regie: Johan Renck)

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Nancy Stockwell (Maria Bello) und ihr Mann Albert (Rufus Sewell) haben sich nach 15 Jahren Ehe nicht mehr viel zu sagen. Ein Sexualleben findet praktisch nicht mehr statt und Albert kümmert sich viel lieber um sein Handicap beim virtuellen Golfspiel als um seine vernachlässigte Ehefrau. Um überhaupt noch Gefühle empfinden zu können, fügt sich Nancy immer häufiger selbst Schmerzen und Verletzungen zu. Als sie im Internet Louis Farley (Jason Patric) kennenlernt, hofft sie, einen Ausweg aus ihrem Leben gefunden zu haben…

Manche Filme muss man einfach erst mal verdauen. Downloading Nancy von Regisseur Johan Renck gehört exakt zu dieser Art von Film. Womit Renck den Zuschauer hier konfrontiert ist definitiv kein Unterhaltungskino, sondern absolut schwere Kost. Das Thema des Films verstört, schockiert und macht nachdenklich - und der Schriftzug "Inspired by True Events" vor dem Abspann nimmt einem dann noch die letzte Hoffnung, dass das Gesehene vielleicht doch nur einer Fantasie entsprungen sein könnte. Es ist Renck hoch anzurechnen, dass er sein sensibles Thema nie ausschlachtet oder für vordergründige Schocks verwendet. Renck nimmt seine Story und seine Charaktere ernst, erzählt die unfassbare Geschichte der Nancy Stockwell - Maria Bello gibt in dieser Rolle wahrscheinlich die Performance ihres Lebens und spielt sich regelrecht die Seele aus dem Leib - in kalten, deprimierenden und hoffnungslosen Bildern und lässt den Zuschauer so an dem wohl unvermeidlichen Schicksal seiner Protagonistin teilhaben. Und mit diesem Schicksal muss man sich als Zuschauer - auch wenn man schon früh ahnt, worauf alles letztendlich hinauslaufen wird - erst mal auseinandersetzen können. Eine nicht wirklich leichte Aufgabe. Downloading Nancy ist ein Film, der unter die Haut geht und den man sicher nicht so schnell wieder vergessen wird. Und das ist auch gut so.

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Johan Renck Maria Bello 2000er female nudity


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THE LOOKOUT


THE LOOKOUT THE LOOKOUT (DVD: Miramax, Großbritannien)
(OT: The Lookout | USA 2007 | Regie: Scott Frank)

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Chris Pratt (Joseph Gordon-Levitt), ein ehemals hoffnungsvoller Eishockey-Spieler, muss nach einem selbst verschuldeten Autounfall mit einem dauerhaften Gehirnschaden leben. Statt einer Profikarriere im Eishockey bleibt ihm so nur der Hausmeisterjob in einer Bank. Und diese Bank wollen ein paar äußerst zwielichtige Gestalten überfallen und dafür den scheinbar einfältigen Chris ausnutzen...

Scott Frank, der u.a. für die Drehbücher zu Minority Report und Out of Sight verantwortlich zeichnete, hat sich für sein ersten Film als Regisseur an einer Mischung aus Drama und Heist Movie versucht. Der Regie-Debütant erzählt die Geschichte des gehirngeschädigten Chris Pratt ausgesprochen behutsam und ruhig und legt das Hauptaugenmark auf eine ordentliche und glaubwürdige Entwicklung seiner Charaktere. Parallel zu dieser Charakterentwicklung baut Frank ganz langsam eine Spannung und Atmosphäre auf, die einen als Zuschauer von Minute zu Minute mehr gefangen nimmt. Und diese Spannung gipfelt letztendlich in einem ausgesprochen erinnerungswürdigen Finale, welches einiges an Gänsehautpotential zu bieten hat. The Lookout ist in allererster Linie Schauspielkino und Filme wie dieser stehen und fallen natürlich mit ihren Darstellern. Und die machen hier ihre Sache durch die Bank richtig gut. Insbesondere Joseph Gordon-Levitt in der Rolle des Chris Pratt gibt eine mehr als überzeugende Vorstellung ab und zeigt sein ganzes großes Talent, welches ihn spätestens nach seiner Hauptrolle in Nolans Inception ja auch in Hollywoods erste Liga katapultiert hat - 2012 wird er u.a. in Nolans The Dark Knight Rises und Tarantinos Django Unchained zu sehen sein.

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Scott Frank Joseph Gordon-Levitt 2000er female nudity Heist Movie


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FUNNY PEOPLE (Extended Cut)


FUNNY PEOPLE (Extended Cut) FUNNY PEOPLE (Extended Cut) (Blu-ray: Universal, Großbritannien)
(OT: Funny People | USA 2009 | Regie: Judd Apatow)

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Als der Filmstar und Komiker George Simmons (Adam Sandler) erfährt, dass er an einer tödlichen Krankheit leidet, entschließt er sich dazu, wieder als Stand-Up-Comedian aufzutreten. So hatte er einst seine Karriere gestartet. Bei einem seiner Auftritte lernt er den Nachwuchs-Comedian Ira Wright (Seth Rogen) kennen. Simmons ist von dem jungen Talent sehr angetan und bietet Ira an, ihn als Gagschreiber zu engagieren…

Judd Apatow hat in den letzten paar Jahren in seiner Tätigkeit als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent ja ein richtiges kleines Universum aufgebaut. Bei den Filmen, in denen er seine Finger im Spiel hatte, handelte es sich meist um dramatische Komödien mit Überlänge, in denen derber Gross-Out-Humor ebenso seinen Platz fand wie leisere Untertöne und die sich vor allem dadurch auszeichneten, dass die handelnden Charaktere sorgfältig entwickelt und ernst genommen wurden. Funny People ist nach The 40 Year Old Virgin und Knocked Up nun der dritte Film, bei dem Apatow selbst Regie geführt hat und ich denke, dass dies wahrscheinlich nicht der beste aber vielleicht der bisher reifste Film im kompletten Universum - welches Streifen wie Superbad, Step Brothers, Pineapple Express oder Forgetting Sarah Marshall umfasst - gewesen sein dürfte.
Das Thema des mit einer mehr als üppigen Laufzeit von gut 2,5 Stunden ausgestatteten Films ist ernsthafter als gewohnt, die wirklich gelungenen Gags animieren eher zum Schmunzeln als zum Mitgröhlen und die etwas derberen Jokes verstecken sich ausschließlich in den Stand-Up-Sequenzen der beiden handelnden Comedians. Vielleicht hätte es dem Film aber gut getan, wenn das Thema um die lebensbedrohliche Krankenheit des von Adam Sandler gespielten George Simmons nicht so schnell mit der plötzlichen Heilung des eigentlich sterbenskranken Komikers abgehakt worden wäre. So zerfällt Funny People - deshalb auch mein Einwurf weiter oben, dass dies wohl nicht der beste Film im Universum sei - in zwei Hälften, die irgendwie nicht so recht zueinander passen wollen. Die eigentliche Ernsthaftigkeit des Streifens wirkt insbesondere im Schlussdrittel etwas konstruiert und aufgesetzt. Aber vielleicht habe ich das auch einfach nur so empfunden.
Adam Sandler hat sich bei mir persönlich mit seinem Auftritt in diesem Film endgültig rehabilitiert. Er gibt meines Erachtens eine mehr als beachtliche Vorstellung ab und beweist mit seinem Auftritt eindrucksvoll, dass er weitaus mehr auf dem Kasten zu haben scheint, als die meisten Leute - mich eingeschlossen - von ihm erwartet hätten. Wer in Sandler bisher hauptsächlich den Pausen-Clown in 08/15-Komödien gesehen hat, kann sich hier gerne vom Gegenteil überzeugen.

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Judd Apatow Adam Sandler Seth Rogen Jonah Hill Eric Bana Eminem 2000er female nudity San Francisco


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BABY FACE


BABY FACE BABY FACE (DVD: Warner, USA)
(OT: Baby Face | USA 1933 | Regie: Alfred E. Green)
Infos zum Film: IMDB | OFDB


Nach dem plötzlichen Tod ihres tyrannischen Vaters entschließt sich die mittellose Lily Powers (Barbara Stanwyck) dazu, nach New York zu gehen und dort mit Hilfe ihrer Attraktivität ihren sozialen Status zu verbessern…

Im Jahr 1934 wurde in Hollywood endgültig der Hays Code durchgesetzt. Filme durften ab diesem Zeitpunkt keinerlei Obszönitäten mehr enthalten und überbordende Gewaltdarstellungen waren fortan ebenso tabu wie Filmenden, in denen der Böse als Sieger hervorgeht. Der angeblich immer größer werdenden Verrohung der Sitten in den Jahren zuvor sollte so Einhalt geboten werden.
Baby Face von Regisseur Alfred E. Green stammt aus dem Jahr 1933, einer Zeit, in der der Code zwar auf freiwilliger Basis schon angewandt werden sollte - was beispielsweise dazu führte, dass der Film um ganze 4 Minuten für den Kinostart gekürzt wurde -, die Filmemacher dies aber, wenn überhaupt, nur halbherzig befolgten. Und Baby Face ist - für damalige Verhältnisse - in der auf DVD netterweise vorliegenden, ungekürzten Pre-Release-Version, tatsächlich ziemlich heftiger Tobak.
Alfred E. Greens Film handelt von einer jungen Frau, die sich direkt aus der Gosse bis in die höchsten Stellen eines erfolgreichen Bankhauses schläft und vor keiner Intrige zurückschreckt, um ihre Ziele zu erreichen. Die Dialoge sind scharfzüngig und eindeutig zweideutig - wunderbar beispielsweise die Szene, in der ein junger John Wayne der verführerischen Femme fatale vorwirft, keine Zeit mehr für ihn zu haben und diese, weil sich ein Stelldichein mit ihm nicht mehr lohnt, da sie den nächsten Karriereschritt schon gemacht hat, darauf nur mit den Worten "I'm working so hard I have to go to bed early every night." antwortet - und Barbara Stanwyck in der Rolle des wortwörtlich über Leichen gehenden Vamp hat eine wirklich unglaubliche Präsenz und spielt einfach nur großartig. Sie ist eiskalt und verführerisch, ebenso verletzlich wie liebens- und hassenswert, auf eine ganz eigene Art und Weise verdammt sexy und für gut 75 Minuten definitiv eine der schönsten Frau, die je auf der großen Leinwand zu sehen waren. Toller Film, der eindeutig Lust auf mehr Filme aus der Pre-Code-Ära macht.

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Alfred E. Green Barbara Stanwyck John Wayne 1930er New York Pre Code Femme fatale


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SHAFT IN AFRIKA


SHAFT IN AFRIKA SHAFT IN AFRIKA (DVD: Warner, Deutschland)
(OT: Shaft in Africa | USA 1973 | Regie: John Guillermin)


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Privatdetektiv John Shaft (Richard Roundtree) wird angeheuert um einen Menschenhändlerring in Afrika das Handwerk zu legen…

Während Gordon Parks in den beiden Vorgängern durch eine eher gemächliche Erzählweise noch langsam Atmosphäre erzeugt und die Spannungsschraube stetig angezogen hat um den Zuschauer letztendlich in jeweils absolut überzeugende Showdowns zu entlassen, kümmert sich Regisseur John Guillermin einen feuchten Kehricht um so "banale" Sachen wie Spannungsaufbau, Atmosphäre oder Charakterentwicklung. Er wirft den Zuschauer gleich von Anfang an mitten ins Geschehen und sonderlich viel Zeit zum Durchatmen bleibt nicht während diesen kunterbunten gut 105 Minuten. Shaft in Afrika hat sich sein Blaxploitation-Siegel redlich verdient, ist er doch tatsächlich ein lupenreiner Exploiter, der seinen Plot einzig und allein dazu nutzt, Schauwerte an Schauwerte zu reihen. Verfolgungsjagden, Prügeleien, Schießereien, nackte Tatsachen - und mittendrin Richard Roundtree als John Shaft, eine Art schwarzer James Bond, für den ganz offensichtlich einst das Wort "Coolness" erfunden wurde. Nein, das hier war defnitiv nicht der beste der drei Shaft-Filme aus den 70ern. Aber unterhaltsam war er, meine Fresse!

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John Guillermin Richard Roundtree Aldo Sambrell 1970er car chase female nudity New York Paris Afrika Sequel Blaxploitation


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LIEBE AM NACHMITTAG


LIEBE AM NACHMITTAG LIEBE AM NACHMITTAG (DVD: MGM/20th Century Fox, Deutschland)
(OT: Love in the Afternoon | USA 1957 | Regie: Billy Wilder)


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Die junge Musikerin Ariane (Audrey Hepburn) lebt gemeinsam mit ihrem Vater (Maurice Chevalier) in einer kleinen Wohnung in Paris und ist von der Arbeit ihres Vaters einfach nur fasziniert. Der hat sich als Detektiv auf Seitensprünge spezialisiert und Ariane liebt es, heimlich in den Akten ihres Vaters zu stöbern und intime Details seiner Fälle herauszufinden. Als sie eines Tages zufällig mitbekommt, wie ein wütender Ehemann ankündigt, den rücksichtslosen Ehebrecher Frank Flannagan (Gary Cooper) umzubringen, entschließt sich Ariane dazu, den amerikanischen Playboy in seinem Hotelzimmer aufzusuchen und zu warnen. Ein Entschluss mit Folgen…

Mein Start ins Filmjahr 2012 begann mit einer klassischen Hollywood-Romanze. Und da ich schon wieder viel zu lange keinen Film mehr von Billy Wilder - der nun schon seit längerer Zeit zum Kreis meiner Lieblings-Regisseure gehört - gesehen habe, fiel die Wahl auf Liebe am Nachmittag. Der mit Audrey Hepburn, Gary Cooper und Maurice Chevalier hochkarätig besetzte Film steht in der Tradition der romantischen Hollywood-Komödien der 30er und 40er Jahre und erzählt die Geschichte des einfachen Mädchens, das sich in einen schwerreichen Playboy verliebt, auf eine herrlich unbeschwerte und wirklich federleichte Art und Weise. Die Dialoge, in meinen Augen der Kernpunkt eines jeden Wilder-Films, sind auch in dieser ersten von zahlreichen Zusammenarbeiten zwischen Billy Wilder und seinem langjährigen Co-Autor I.A.L. Diamond herrlich pointiert ausgefallen, wobei ihnen jedoch die extreme Scharfzüngigkeit und der schwarze Humor manch anderer Wilder-Filme praktisch vollkommen abgeht. Diese Scharfzüngigkeit hätte in diesem wunderbaren Film mit seinem ganz eigenen Flair und seiner einfach nur bezaubernden Audrey Hepburn aber auch irgendwie deplatziert gewirkt. Kino zum Wohlfühlen, dem man einfach nur gebannt und fasziniert folgt und das wie gemacht ist für einen trüben Sonntagnachmittag.

TRAILER:


Billy Wilder Audrey Hepburn Gary Cooper 1950er


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KILL BILL: VOL. 2


KILL BILL: VOL. 2 :love: KILL BILL: VOL. 2 :love: (DVD: Universal, Japan)
(OT: Kill Bill: Vol. 2 | USA 2004 | Regie: Quentin Tarantino)


Infos zum Film:
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2 Namen konnte sie schon von ihrer Liste streichen, 3 stehen noch aus. Und die Braut (Uma Thurman) ist fest entschlossen, ihren begonnenen Rachefeldzug zu beenden…

Während sich Tarantino in Kill Bill: Vol. 1 insbesondere mit dem japanischen Exploitationfilm auseinandergesetzt hat, widmet er sich nun in Kill Bill: Vol. 2 dem Italowestern und dem Kino der Shaw Brothers. Wer damals nach dem Finale des ersten Teils vielleicht erwartet hatte, dass es in der Fortsetzung ähnlich spektakulär weitergeht, dürfte ziemlich enttäuscht gewesen sein. Tarantino lässt es in Kill Bill: Vol. 2 extrem ruhig angehen und actionreiche Höhepunkte sind rar gesät. Das Action-Highlight des Streifens dürfte dabei definitiv der einfach nur perfekt choreographierte Kampf zwischen der Braut und Elle Driver im Wohnmobil von Budd sein. Ansonsten legt Tarantino in der zweiten Hälfte seines gut 4-stündigen Racheepos das Hauptaugenmerk auf seine einfach nur wunderbaren Dialoge - ja, man kann dem Streifen durchaus eine gewisse Geschwätzigkeit vorwerfen - und eine Atmosphäre, die bei mir, unterstützt vom abermals grandios gewählten Soundtrack, eine Gänsehaut nach der anderen auslöst. Kill Bill kann man in meinen Augen eigentlich eh nur als eine Einheit betrachten und in dieser Einheit liebe ich diese mit Vol. 2 betitelte ruhigere Hälfte mindestens genauso sehr wie die Schauwertlieferantin welche auf den Namen Vol. 1 hört.
Auch wenn ich, bei einigermaßen objektiver Betrachtungsweise, definitiv zu dem Schluss kommen müsste, dass Jackie Brown der beste aller Tarantino-Filme ist, so muss ich doch rein subjektiv zugeben, dass mir Kill Bill neben Pulp Fiction am meisten bedeutet und dass ich - aus Sicht des Filmfreaks - Tarantino für Kill Bill am “dankbarsten“ bin. Nicht nur, dass ich selbst - wie beim vorherigen Eintrag schon geschrieben - durch diesen Film meine Liebe zum Exploitationkino entdeckt habe, nein, ich bin mir doch ziemlich sicher, dass es auch Tarantino, seinen Filmen (und von diesen eben insbesondere Kill Bill), seinem Nerdgehabe und seinem ständigen Namedropping in Interviews und öffentlich Auftritten, zu verdanken ist, dass es Filme wie Thriller: A Cruel Picture oder Lady Snowblood überhaupt auf DVD zu kaufen gibt.

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Quentin Tarantino Uma Thurman David Carradine Michael Madsen Daryl Hannah Gordon Liu Chia-Hui Bo Svenson Samuel L. Jackson Sid Haig Larry Bishop 2000er Sequel Rache


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KILL BILL: VOL. 1


KILL BILL: VOL. 1 :love: KILL BILL: VOL. 1 :love: (DVD: Universal, Japan)
(OT: Kill Bill: Vol. 1 | USA 2003 | Regie: Quentin Tarantino)


Infos zum Film:
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Als die Braut (Uma Thurman) nach vier langen Jahren aus dem Koma erwacht, hat sie nur einen Gedanken: Rache an denen zu üben, die sie in diese Lage gebracht hatten und ihr dadurch ihr ungeborenes Kind namen…

Über sechs Jahre liegt die letzte Sichtung von Tarantinos Racheepos nun schon zurück. Es war mal wieder an der Zeit, sich beide Teile hintereinander anzuschauen. Wir haben den Silvesterabend dazu genutzt und das Jahr so ausklingen lassen. Es war ein ausgesprochen schönes Wiedersehen. Kill Bill: Vol. 1 ist für mich auch heute noch genauso faszinierend wie er es damals gewesen ist als ich ihn im Herbst 2003 erstmals im Kino gesehen hatte. Das ist einer der Filme, die mir persönlich verdammt viel bedeuten. Es war dieser Streifen, der mich endgültig für das Genrekino angefixt hat. Ich wollte die zitierten Vorbilder kennen lernen, habe das Internet nach den Referenzfilmen abgegrast und eine Liebe zum Exploitation-Film entwickelt, die nun schon seit über 8 Jahren andauert.
Die jetzige Sichtung von Kill Bill: Vol. 1 nach nun doch schon relativ langer Zeit war für mich insbesondere hinsichtlich der netten “Spot the Reference“-Spielerei ausgesprochen interessant. Man sieht den Film tatsächlich noch mal mit ganz anderen Augen, wenn man einen Teil der Vorbilder - und ich habe jede Menge davon in den letzten Jahren, auch schon vor dem Start dieses Filmtagebuchs, regelrecht in mich aufgesaugt - kennt und dann sieht, wie Tarantino das alles zu einem großen Ganzen verbunden hat. Und man entdeckt auch Kleinigkeiten, kleine Referenzen an Filme und Schauspieler, die einem zuvor nie aufgefallen sind, wie beispielsweise der neue Deckname der von Vivica A. Fox gespielten Vernita Green, die sich nach ihrem Leben als Profikillerin unter dem Namen “Jeannie Bell“ eine neue Identität aufgebaut hat. Wenn man nun wie ich erst ein paar Tage zuvor TNT Jackson gesehen hat, weiß man diesen Namen zuzuordnen.
Aber auch unabhängig von dieser “Spot the Reference“-Spielerei hat mir Kill Bill: Vol. 1 über seine komplette Laufzeit zum wiederholten Male einfach nur irrsinnig viel Spaß gemacht. Der Streifen ist eine echte Wundertüte mit unzähligen magischen Momenten, die oft nur in kurzen Einstellungen und scheinbar unbedeutenden Sequenzen liegen, mir - insbesondere auch im Zusammenspiel mit dem einfach nur grandios ausgesuchten Soundtrack - aber eine Gänsehaut nach der anderen verpassen. Ich liebe diesen Film! :love: :love: :love:

TRAILER:


Rache 2000er Gordon Liu Chia-Hui Daryl Hannah David Carradine Sonny Chiba Michael Madsen Lucy Liu Uma Thurman Quentin Tarantino


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INTIMATE CONFESSIONS OF A CHINESE COURTESAN


INTIMATE CONFESSIONS OF A CHINESE COURTESAN INTIMATE CONFESSIONS OF A CHINESE COURTESAN (DVD: Celestial, Hongkong)
(OT: Ai Nu | Hongkong 1972 | Regie: Chor Yuen)


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Die skrupellose Lady Chun (Betty Pei Ti) benötigt ständig Nachschub für ihr Edelbordell und wird von einer Bande von Gangstern regelmäßig mit neuen, jungen Frauen versorgt, die diese zuvor gekidnappt haben. Dieses Schicksal ereilt auch die ebenso stolze wie attraktive Ai Nu (Lily Ho Li-Li), deren Willen es nun von Lady Chun zu brechen gilt…

Bei dieser Shaw-Brothers-Produktion aus dem Jahr 1972 handelt es sich nicht - wie der internationale, englische Titel vielleicht vermuten lässt - um einen Ausflug in schlüpfrigere Genregefilde, sondern um einen ausgesprochen geradlinigen Rachestreifen. Ich kenne jetzt noch nicht so extrem viele Filme aus dem Shaw-Katalog, aber dieser hier gehört zu den bisher besten Streifen, die ich von dem umtriebigen Studio gesehen habe. Das liegt vor allem an der Übersichtlichkeit, die Intimate Confessions of a Chinese Courtesan auszeichnet. Keine unzähligen Subplots, keine unüberschaubare Anzahl an Charakteren, sondern vielmehr eine spannende, einfach gestrickte Story, die optimal zu unterhalten weiß. Dass mit Lily Ho Li-Li in der Rolle der titelgebenden Ai Nu und Betty Pei Ti in der Rolle der Bordell-Betreiberin Lady Chun zwei ausgesprochen hübsch anzusehende Damen die weiblichen Hauptrollen bekleiden schadet dem Unterhaltungs- und Schauwert-Potential des Streifens natürlich ebenso wenig wie so manche nackte Tatsache (leider entblättert sich keine der schnuckeligen Hauptdarstellerinnen) und das grandiose Finale, in dem dann wieder mal die ausgefeilten Kampfchoreographien der Shaw Brothers bewundert werden können und das zudem mit ein paar hübsch derben Splattereffekten aufwartet. Es gibt Blutfontänen und abgetrennte Körperteile zu bestaunen. :D Ein Film, der riesige Lust auf weitere Streifen dieser Art macht. Mal schauen, wann ich Zeit für den nächsten Film aus dem Shaw-Kosmos finde.

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Chor Yuen 1970er female nudity Rache Shaw Brothers





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