
(OT: The Divorcee | USA 1930 | Regie: Robert Z. Leonard)
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Ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag findet Jerry Martin (Norma Shearer) heraus, dass ihr Mann Ted (Chester Morris) sie betrogen hat. Ein Seitensprung, der letztendlich zur Scheidung der Ehe führt. Jerry beginnt, die so gewonnene Freiheit exzessiv zu nutzen…
The Divorcee stammt - ebenso wie der vor einigen Wochen gesehene Baby Face - aus der Zeit vor der Einführung des Production Codes und geht mit seinem für damalige Verhältnisse ausgesprochen pikanten Thema entsprechend locker um. Norma Shearer spielt eine Ehefrau, die den Betrug ihres Mannes in der Weise ausgleicht, dass sie ebenfalls fremdgeht. Doch der gehörnte Gatte sieht den Betrug seiner Frau mitnichten so locker, wie er seinen eigenen Betrug zuvor gesehen hat. Die Ehe wird geschieden und die geschiedene Ehefrau fängt schließlich damit an, sich nach ihrer Scheidung so richtig auszutoben. The Divorcee, der aus einer Zeit stammt, in der sie das Wort Emanzipation wahrscheinlich nicht mal richtig buchstabieren konnten, ist - auch wenn der Streifen ein “Happy End“ findet, ganz so radikal wollte man im Jahr 1930 wohl doch nicht sein - bei genauerer Betrachtung ein flammendes Plädoyer für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, in dem Norma Shearer in der Hauptrolle der Jerry Martin eine wahrhaft erinnerungswürdige Vorstellung abgibt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass The Divorcee in all seiner Offenheit zu Zeiten des Production Codes nur schwer möglich gewesen wäre. Da dieser unsägliche Code über 30 Jahre Bestand hatte und man vom klassischen Hollywood dann doch hauptsächlich Filme kennt, die während dessen Gültigkeit entstanden sind, ist es immer wieder erfrischend zu sehen, wie modern die Filmemacher mit ihren Botschaften während dieser Pre-Code-Ära doch waren. Wie schon für Baby Face gibt es auch für The Divorcee von mir eine glasklare Empfehlung.
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