
(OT: The Shrine | Kanada 2010 | Regie: Jon Knautz)
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Um ihre Karriere zu retten, entschließt sich die Journalistin Carmen (Cindy Sampson) dazu, dem plötzlichen Verschwinden eines amerikanischen Rucksacktouristen im polnischen Hinterland nachzugehen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sara (Meghan Heffern) und ihrem Freund, dem Fotografen Marcus (Aaron Ashmore), reist sie nach Polen um am letzten bekannten Aufenthaltsort des Verschwundenen mit ihren Recherchen zu beginnen. Doch in dem kleinen Nest schlägt dem Trio offene Feindseligkeit entgegen und in den nahegelegenen Wäldern machen Carmen, Sara und Marcus schließlich eine schreckliche Entdeckung...
The Shrine ist der aktuelle Film von Regisseur Jon Knautz, der im Jahr 2007 mit seinem ersten Langfilm, dem extrem spaßigen Fun-Splatter-Streifen Jack Brooks: Monster Slayer, ja mehr als eine Duftmarke gesetzt hat. Ich hab die Blu-ray von The Shine also mit freudiger Erwartung in den Player geschoben und ich wurde tatsächlich nicht enttäuscht. Jeder, der sich allerdings einen Film im Stil des Erstlingswerks erhofft, sollte diese Hoffnungen schnellstens begraben. The Shrine ist keine weitere Jack Brooks: Monster Slayer-Variante, sondern ein vollkommen eigenständiger Film, der auf humoristische Anteile gänzlich verzichtet und sich stattdessen als reiner Horrorfilm entpuppt. Und wer aufgrund des Handlungsortes irgendwo im polnischen Hinterland jetzt vielleicht mit einer weiteren Hostel-Variante rechnet, dem sei gesagt, dass Jon Knautz mit The Shrine definitiv nicht auf den Spuren von Eli Roth wandelt.
Damit der Streifen funktioniert, muss man natürlich - wie bei eigentlich fast allen Horrorfilmen - über gewisse Schwächen hinwegsehen können, die das Horrorgenre nun mal so mit sich bringt. Als überkritischer Spaßverderber könnte man sich durchaus die Frage stellen, weswegen unsere Journalistin aus den USA ihre Karriere ausgerechnet mit einer Story über einen in Polen verschwundenen Rucksacktouristen retten will. Oder weshalb in einem kleinen Kaff im polnischen Hinterland kleine Kinder - und sonst niemand - relativ gut und fließend die englische Sprache beherrschen. Und natürlich verhalten sich die drei Protagonisten in so mancher Situation wieder mal extrem behämmert. Aber schließlich müssen die ja auch irgendwie in ihre prekäre Lage geraten.
Wer sich auf diese typischen Horrorfilm-Schwächen einlassen kann, wird dafür mit einem richtig guten Genrevertreter belohnt, der mit einer spannenden Story, dichter Atmosphäre, einem wirklich netten Twist am Ende und so einigen Schauwerten zu überzeugen weiß. Letztere insbesondere aufgrund der Tatsachen, dass Hauptdarstellerin Cindy Sampson in der Rolle der Carmen ein echter Hingucker ist und Regisseur Jon Knautz hier ganz offensichtlich ein etwas größeres Budget zur Verfügung stand als beim Vorgänger. Knautz setzt erfreulicherweise erneut auf handgemachte Masken und Effekte. Aber während diese in Jack Brooks: Monster Slayer teilweise noch etwas amateurhaft wirkten, gibt es hier qualitativ gar nichts zu mäkeln. Die ganz offensichtlich von Genreklassikern wie Tanz der Teufel und Der Exorzist inspirierten Masken sind richtig gut gelungen und auch die vereinzelten Splattereffekte können sich absolut sehen lassen.
Fans von Horrorfilmen sollten The Shrine definitiv eine Chance geben!
TRAILER:
Jon Knautz 2010er
Zufall: ich habe mir "The Shrine" auch heute angesehen. Ich gehöre zu den "Spaßverderbern", die vom Film weniger begeistert sind als Du. Die Protagonisten handeln im Film häufig dämlich und begeben sich fast "absichtlich" in Gefahr. Diese Schwäche und die schönen aber minderbegabten Schauspieler sind jedoch nicht der Grund, weshalb der Film letztendlich gescheitert ist, denn wie Du zu Recht darauf hinweist, muß man als Horrorfan häufig diese Schwächen ignorieren.
Wenn aber bei einem Horrorfilm die Schockmomente nicht richtig gesetzt (geschnitten) sind, dann hat er verloren. Bei diesen wenigen Gore-Szenen kommt es vor allem, neben dem Härtegrad der Gezeigten, darauf an, wie schlagartig und unerwartet sie uns Zuschauer überraschen. Ich jedenfalls mußte zu keinem Zeitpunkt zusammenzucken.
Die Masken sind ohne Zweifel gelungen (Kompliment an den/die Maskenbildner) und die Geschichte enthält viele Wendungen, die den Zuschauer bei Laune halten. Manche Szenen konnte man als Huldigung an die alten 50-60er Jahren Hammer-Produktionen verstehen (obskure Kirchenmänner im Habit foltern vor billigen Kulissen), ich glaube jedoch auch hier mangelte es einfach nur an Geld ;-)
Ich finde "The Shrine" weist Mängel bei der Inszenierung, bei dem Drehbuch und bei den Schauspieler-Leistungen auf, bietet jedoch (Dank den Masken und Wendungen) leidlich Spannung und Unterhaltung, damit er nicht als Totalausfall bezeichnet werden kann. Horrorfans können hier einen Blick riskieren, aber gesehen muß man "The Shrine" nicht unbedingt. Note: knapp 5/10 Punkte
PS: ich frage mich ob es überhaupt Amerikaner gibt, die mutig genug sind nach Osteuropa zu reisen? bei den Horrorfilmen der letzten 10 Jahre ...