Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



Foto

ONCE UPON A SPY (Ivan Nagy/USA 1980)


"No more outer missions, please."

Once Upon A Spy (Agent wider Willen) ~ USA 1980
Directed By: Ivan Nagy

Der eher biedere IT-Spezialist Jack Chenault (Ted Danson) wird vom Geheimdienst für eine Außenmission rekrutiert, weil ein Supercomputer auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Zusammen mit seiner Kollegin Paige Tannehill (Mary Louise Weller) stößt Chenault bald auf die Ursache: Der Multimillonär Jack Valorium (Christopher Lee) hat eine Methode gefunden, jedwedes beliebige Objekt zu miniaturisieren. Um seine größenwahnsinnigen Pläne, die die gesamte Welt in vorübergehendes Chaos stürzen sollen, in die Tat umzusetzen, benötigt Valorium den entwendeten Computer, denn nur mit dessen Hilfe kann er von seinem geheimen Stützpunkt aus agieren. Chenault und Tannehill jedoch setzen Valoriums sinistrem Tun ein Ende.

Fraglos als Pilot für eine nie realisierte TV-Serie kreiert, ist "Once Upon A Spy" der ebenso niedliche wie nachgerade völlig zum Scheitern verurteilte Versuch, eine verspätete amerikanische Bond-Version zu kreieren. Nagys Film veranschaulicht geradezu überdeutlich, was das ursprüngliche Bond-Universum so unikal und begehrenswert gestaltet, indem er ebenjene Werte wahlweise ins Gegenteil verkehrt oder sie zu einer billigen Kirmesshow degradiert: Der Held wird als nerdiger Sonderling und Angsthase eingeführt, zeigt sich aber bald jeder noch so riskanten Situation als todesmutig gewachsen - warum, wieso und woher diese urplötzliche Wendung seines Charakters rührt, das erfährt man nicht. Exotische Schauplätze gibt es nicht, da man sich - vermutlich budgetbedingt - mit US-Drehorten begnügen musste und die exaltierten, teuren set designs eines Ken Adam weichen hier mäßig einfallsreichen Pappkonstruktionen. Die Story schließlich entpuppt sich als mehr oder minder lupenreines Plagiat von der aus "The Pink Panther Strikes Again". Einzig Christopher Lee, der seine Rolle als Francisco Scaramanga aus "The Man With The Golden Gun" reanimiert, indem er wiederum einen steinreichen Superbösewicht gibt, der mit Laserstrahlen herumspielt, verleiht "Once Upon A Spy" ein wenig authentische Grandezza. Ich finde den Film trotz allem recht liebenswert, weil ich warme Kindheitserinnerungen an ihn hege. Das spendiert ihm wie so häufig einen ordentlichen Nostalgiebonus meinerseits, macht ihn aber deshalb freilich nicht besser als er ist.

6/10

Ivan Nagy Bond-Spoof Madness TV-Film Computer Miniaturisierung Mad Scientist Jimmy Sangster


Foto

CASABLANCA (Michael Curtiz/USA 1942)


"Of all the gin joints, in all the towns, in all the world, she walks into mine."

Casablanca ~ USA 1942
Directed By: Michael Curtiz

Das in Marokko liegende Casablanca dient 1942 als Zwischenstation für Nazi-Flüchtlinge, die von hier aus via Lissabon in die Staaten reisen wollen. Dafür benötigt man jedoch Pässe, Ausweise und Papiere die auf dem hiesigen Schwarzmarkt nur für teures Geld zu bekommen sind. Einer der Hauptumschlagsplätze ist "Rick's Café", ein beliebter Nachtclub, der von dem undurchsichtigen und als höchst arrogant geltendem Amerikaner Rick Blaine (Humphrey Bogart) geführt wird. Von dem Kleinganoven Ugarte (Peter Lorre) erhält Rick eines Abends kurz vor dessen Verhaftung zwei von ermordeten deutschen Kurieren gestohlene Transit-Visa, die ungehindertes Geleit nach Lissabon garantieren. Jene sind gedacht für den flüchtigen Widerständler Victor Laszlo (Paul Henreid) und seine Frau Ilsa Lund (Ingrid Bergman). Doch Rick, der einst in Paris eine Affäre mit Ilsa hatte und sich von ihr sitzengelassen glaubt, weigert sich aus trotzigem Stolz, ihnen die Visa zu überlassen. Für Laszlo wird die Situation derweil zunehmend brenzlig: Der Gestapo-Major Strasser (Conrad Veidt) ist ihm auf den Fersen. Ilsa liebt Rick noch immer und will zu ihm zurückkehren, wenn er zumindest Victor Laszlo eines der Visa überlässt. Doch gerade noch rechtzeitig erwacht in dem herzlosen Zyniker Rick der alte, rebellische Widerstandsgeist und sein verdorrtes Herz beginnt wieder zu schlagen...

"Casablanca" ist Meta-Kino in seiner denkbar pursten Form und eine gar nicht oft genug zu genießende, unerlässliche Lektion, wenn man etwas über den amerikanischen Film und Film per se zu lernen wünscht; und dies nicht allein, weil seine vielen Dialogzeilen, Standfotos, Songs und Filmplakate solitär in ganz besonders ihrer geballten Form an Einfluss beispiellose Bestandteile des popkulturellen Kanons sind. "Casablanca" ist sehr viel mehr: die vielleicht schönste Liebesgeschichte des Kinos; in jedem Falle die schönst unerfüllte; er ist ein leuchtendes Fanal für den Sieg von Integrität über Opportunismus; hat den coolsten Protagonisten aller Kinofilme und dazu eine Ménagerie zumeist zwielichtiger, aber, bis auf den Nazi Strasser, durchweg liebenswerter Charaktere. Selbst der ölige Gauner und Kriecher Ugarte erhält seinen Platz im Herzen des Publikums; immerhin hatte er hinreichend Chuzpe, zwei deutsche Funktionäre zu ermorden und ist im Grunde auch nur einer der vielen Träumer in Casablanca, zumindest aber einer, der (vielleicht unbedachten) Aktionismus lähmender Passivität vorzieht. Ferner darf man nicht vergessen: Ugarte ist der eigentliche Motor der geschilderten Ereignisse. Dann wäre da der dicke Sidney Greenstreet als Signor Ferrari, Besitzer des "Blue Parrot", ein unverwechselbarer Typ, der vielleicht älter und unbeweglicher ist als sein Geschäftskonkurrent Rick, ansonsten jedoch ein recht exaktes mentales Pendant zu diesem darstellt. Oberhaupt des ideologisch nebulösen Tribunals ist Louis Renault, der hiesige Polizei-Präfekt, der, wie er selbst eingesteht, sein Fähnchen stets nach dem Wind zu hängen pflegt. Ein ungewöhnlicher Repräsentant einer vormals revolutionären, stolzen Nation, durch die infolge des unglückseligen Teufelspakt Henri Philippe Pétains ein tiefer Riss verläuft: Irgendwo in Renault schlummert noch der ruhmreiche Patriotismus seiner Väter, sein Hang zu Spiel, Alkohl und schönen Frauen jedoch macht ihn zu einem noch unsteteren Wendehals als Rick. So gewinnt "Casablanca" zum Abschluss dann doch noch sein (vielleicht ohnehin einzig denkbares) Happy End - zwei einstmals schätzenswerte Individuen haben zu ihrer alten Klasse zurückgefunden und können mit wechselseitiger Unterstützung einen neuen Lebensabschnitt beginnen, über dem, soviel ist sicher, insbesondere wegen Männern wie ihnen eines Tages nicht mehr die Hakenkreuz-Flagge wehen wird.

10*/10

Michael Curtiz Marokko Casablanca WWII Nationalsozialismus Vichy-Frankreich Freundschaft amour fou based on play Paris Alkohol Widerstand film noir Propaganda Best Picture


Foto

TRUE LIES (James Cameron/USA 1994)


"Kids... 10 seconds of joy, 30 years of misery."

True Lies ~ USA 1994
Directed By: James Cameron

Harry Tasker (Arnold Schwarzenegger) arbeitet seit vielen Jahren als Spitzenagent für den US-Geheimdienst 'Omega', ohne dass seine Frau Helen (Jamie Lee Curtis) etwas davon ahnt. Sie hält Harry für einen biederen Angestellten in der Computerbranche. Während Harry alle Hände voll mit der ergreifung des arabischen Terroristen Aziz (Art Malik) zu tun hat, ist Helen dabei, auf den hochstapelnden Windhund Simon (Bill Paxton) hereinzufallen, dessen Masche ausgerechnet darin besteht, sich als Spion auszugeben, um gelangweilte Ehefrauen ins Bett zu bekommen. Somit muss Harry gleich an zwei Fronten parallel für Sicherheit sorgen: An der nationalen, vor allem aber an der privaten.

Megalomanisch, gigantomanisch... in jedem Falle irgendwie manisch. Nach "Terminator 2: Judgment Day" wurde es für James Cameron sozusagen verpflichtende Ehrensache, jeweils seinen eigenen Rekord des teuersten bis dato hergestellten Films einzustellen, Inflationsbereinigung ausgeklammert. Das Budget für "True Lies" überragte das des Vorgängers nochmals um gute zehn Millionen Dollar und der Film avancierte somit zu einem Wegbereiter für die sich immer weiter potenzierenden Investitionsirrsinn Hollywoods. Mittlerweile rangieren nurmehr "Titanic" und "Avatar" unter den hundert Kostspieligsten, wobei 98 Prozent davon nicht älter als fünfzehn Jahre sind. Diesbezügliche Bedenklichkeiten hin oder her ist Cameron mit "True Lies" ein wirklich ordentlicher Film geglückt, wenngleich die basale Idee bekanntermaßen keine originäre ist, sondern auf dem nur drei Jahre zuvor entstanden "La Totale!" von Claude Zidi fußt.
1994 hatte es seit immerhin fünf Jahren keinen neuen Bond-Film mehr gegeben, unter anderem, da das Franchise mit dem Fall des Eisernen Vorhangs zum geflissentlichen Anachronismus geworden war. Neue Feindbilder waren jedoch rasch zur Hand in Form radikalmuslimischer Nahost-Terroristen, wobei insbesondere die noch in den republikanischen Nachwehen liegende US-Regierung darin ihre stets existenznotwendige Nemesis ausmachte. Zeit also für einen amerikanischen James Bond, der eine neue political correctness ganz im Sinne guten alten US-Konservativismus' personifizierte: Daheim ein ordinärer, spießiger Familienvater mit allen dazugehörigen Sorgen und Nöten, der gemeinsam mit Frau und Tochter (Eliza Dushku) am Abendbrottisch sitzt, sich im Feldeinsatz jedoch zur unaufhaltsamen Killermaschine wandelt mit mehr Toten auf dem Konto als John Rambo. Natürlich, so versichert Harry Tasker seiner mittlerweile unsanft erwachten Gattin im späteren Verlauf des Films, handele es sich dabei ausschließlich um "böse Jungs".
Der primäre Grund dafür, warum "True Lies" trotzdem über die gesamte Distanz hinweg delektabel bleibt, ist seine sanfte Ironie. Camerons Film fungiert trotz aller überdimensionaler, in unglaublicher Perfektion dargebrachter Aktion in erster Linie durchweg als klassisch arrangierte, herzige Komödie, die viele wirklich charmante Situationen und Figuren in sich vereint. Selbst der Bösewicht geriert zur Karikatur eines Terroristen, der ständig mit Allerweltsproblemen zu tun hat, wie einer batterieentleerten Kamera während seiner obligatorischen Feindesansprache. Dann der kittende Kuss der Traskers vor dem Atompilz: Beinahe ein Schlüsselbild. Als main comic relief zog man den Komiker Tom Arnold heran, der mit seinen schnippischen Sprüchen zwar Schwarzeneggers oneliner nicht überflüssig werden lässt, sie in punkto deftigen Humors jedoch locker überflügelt. Ganz toll sind auch Bill Paxton, der nach meinem Dafürhalten den besten Part des Films abbekommen hat und ihn auch entsprechend ausfüllt, sowie Jamie Lee Curtis und Eliza Dushku, die die rare Vorstellung eines zugleich rotzigen und nichtnervenden Teenagers zum Besten gibt.

8/10

James Cameron Washington D.C. Schweiz Florida Terrorismus Atombombe Ehe Familie Spionage Remake


Foto

THE QUILLER MEMORANDUM (Michael Anderson/UK, USA 1966)


"Do you smoke?"

The Quiller Memorandum (Das Quiller-Memorandum - Gefahr aus dem Dunkel) ~ UK/USA 1966
Directed By: Michael Anderson

Der US-Agent Quiller (George Segal) soll im Falle zweier Morde an britischen Geheimdienstlern ermitteln, die von einer Neonazi-Untergrund-Loge in West-Berlin ermordet wurden. In der Mauerstadt angelangt sieht sich Quiller sowohl von den "eigenen" Leuten als auch denen der Gegenseite unentwegt beschattet und beobachtet. Eine der Spuren führt zu der Lehrerin Inge Lindt (Senta Berger), mit der Quiller bald eine Liebesaffäre verbindet. Dabei ist auch Inge nie wirklich durchschaubar: Arbeitet sie tatkräftig bei den Neonazis mit oder ist sie tatsächlich so unschuldig, wie sie zu sein vorgibt? Am Ende kann Quiller das Hauptquartier der Gegner unter deren Obmann 'Oktober' (Max von Sydow) lokalisieren und auffliegen lassen, die Beziehung zu Inge jedoch verläuft kärglich im Sande.

Als eine der vielen "seriöser" formulierten Repliken zur Bond-Reihe, die das Leben eines Geheimagenten im Kalten Krieg als das darzustellen versuchten, was es vornehmlich bedeutete, nämlich unglamourös, einsam, bedrohlich und paranoid zu sein, entstand auch dieses beachtenswerte Werk von Anderson. Dabei gestalteten sich wenige Parallelen zum bewussten Pop-Spion, zumal in der deutschen Fassung, als augen- bzw. ohrfällig: Die Musik stammte auch im Falle "The Quiller Memorandum" von John Barry, was bereits eine auditive Analogie herstellte und Segal erhielt Sean Connerys deutsche Stimme, wobei der Sprecher Gert-Günther Hoffmann sich mühte, dasselbe sonor-arrogante Timbre zu treffen. Damit erschöpften sich jedoch die Gemeinsamkeiten bereits wieder: Der unexotische Handlungsort blieb stets derselbe, Quiller ist vergleichsweise unpromisk und auf die immerselbe Erkennungsparole angewiesen, ohne je selbst wirklich klar zu sehen. Er ist kaum zur Aktion gezwungen, wird quälend verhört und zeigt sich alles andere als heldenhaft, wenn er seine Geliebte als mögliches Mitglied der Nazi-Verschwörer im Stich lässt. All diese eher unangenehmen Geschicke machten Quiller ebenso wie Alec Leamas oder Harry Palmer zum veritablen Anti-007.

7/10

Michael Anderson Harold Pinter Berlin Verschwörung Kalter Krieg Spionage


Foto

AVALANCHE EXPRESS (Mark Robson/USA, IE 1979)


"I didn't love you when I involved you."

Avalanche Express (Lawinenexpress) ~ USA/IE 1979
Directed By: Mark Robson

Nachdem der hochgestellte sowjetische General Marenkov (Robert Shaw) die Gegenseite bereits seit längerem mit Insider-Informationen über die sowjetischen Agentenbewegungen im Westen unterrichtet hat, beschließt er, endgültig überzulaufen - aufgrund Marenkovs umfassender Kenntnisse eine überaus wertvolle Chance. Mit der Transferaktion, die Marenkov mit dem 'Atlantikexpress' von Italien aus über die Alpen bis an die Nordsee bringen soll, wird der Spezialist Wargrave (Lee Marvin) betraut. Unterwegs versuchen die Killer von Marenkovs früherem Genossen Bunin (Maxmilian Schell) immer wieder, den Überläufer zu liquidieren, selbst unter Inkaufnahme diverser Kollateralschäden. Schließlich muss sogar eine deutsche Terrororganisation für Bunin in die Bresche springen...

Ein arg verhackstückter Spionagethriller, bei dem es fast schon verwundert, dass er angesichts seiner turbulenten Produktionsgeschichte überhaupt fertiggestellt und vermarktet werden konnte. Sowohl Regisseur Robson als auch Hauptdrsteller Robert Shaw segneten während der Postproduktion infolge von Herinfarkten das Zeitliche - im Falle Shaw bedeutete dies vor allem Probleme mit dem Studio-Dubbing, Robson wurde für die benötigten Nachdrehs durch den zu dieser Zeit immens unterbeschäftigten Monte Hellman ersetzt, der jedoch unkreditiert blieb. "Avalanche Express" hebt sich kaum von den diversen Cold-War- und Espionage-Dramen der Siebziger ab, die häufig nach Vorlagen von Robert Ludlum, Ken Follett, Frederick Forsyth oder John Le Carré entstanden und sich vor allem durch gewichtig erscheinende Blicke hinter die vermeintlichen Kulissen der sich wechselseitig ausspionierenden Kontrahenten sowie eine oft minutiöse, konzentrierte Dramaturgie auszeichneten. Die in "Avalanche Express" (basierend auf einem Roman von Colin Forbes) ausgewalzte Überläufer-Story macht da keine Ausnahmen; selbst die kurze Liebäugelei mit dem Katastrophengenre, der der Film seinen Titel verdankt, hebt ihn nicht hervor. Am bemerkenswertesten ist noch die denkwürdige Besetzung, die internationale Darsteller aller Sparten und Couleurs vereinigt: Neben Marvin, Shaw und Schell bekommt man Linda Evans, Horst Buchholz, Claudio Cassinelli, Sky Dumont, Günter Meisner und David Hess (als verklausulierten Andreas Baader) zu Gesicht. Damit findet sich dann zumindest eine Form der Sensationsgier gestillt.

5/10

Mark Robson Kalter Krieg Alpen Zug Monte Hellman Abraham Polonsky Terrorismus


Foto

INVISIBLE AGENT (Edwin L. Marin/USA 1942)


"Are you insane?" - "No, just transparent."

Invisible Agent (Der unsichtbare Agent) ~ USA 1942
Directed By: Edwin L. Marin

Gestapo und Japaner versuchen vereint, Frank Raymond (Jon Hall), dem Enkel des legendären "Unsichtbaren Mannes" Jack Griffin, die revolutionäre Formel seines Großvaters abzuluchsen. Raymond weigert sich heldenhaft, erkennt jedoch, dass sein Familiengeheimnis in den richtigen Händen kriegsentscheidend sein kann. Im Auftrag der Briten nimmt Frank den Unsichtbarkeitstrunk zu sich und reist im Geheimen nach Berlin, um von den neuesten Eroberungsplänen der Nazis zu erfahren. Dort lernt er die Agentin Maria (Ilona Massey) kennen und lieben, kämpft gegen übles Gesocks wie Gestapochef Stauffer (Cedric Hardwicke), und dessen Buckler Heiser (J. Edward Bromberg) sowie den geheimnisvollen Japaner Ikito (Peter Lorre) und erfährt, dass Hitler in die USA einmarschieren will.

Ein loser Eintrag in das "Invisible"-Franchise der Universal, sowie der einzige Fall, in dem sich einer der klassischen Monsterzyklen des Studios mit dem hollywood'schen Propagandafilm jener Tage kombiniert fand. Die Geschichte ist natürlich schlüssig: Die einst von Wells ersonnene Unsichtbarkeitsformel muss die Phantasie eines jeden Kriegsstrategen in höchstem Maße beflügelt haben und bot somit auch Platz für eine entsprechende Kinophantasie. Hier ist von dem buchstäblichen Irrsinn, der die früheren Konsumenten des Serums noch binnen kurzer Zeit befiel, nichts mehr verlautbart; der Unsichtbare, dargestellt von Universals B-Flynn der Vierziger, Jon Hall, ist der Held ein strahlender Abenteuer, dessen Scherze gegen das dekadente Herrenmenschenpack, allen voran den ebenso feisten wie geilen Kleiser, der die Eroberung der Anrainer-Staaten vor allem zur Aufbesserung seines kulinarischen Arsenals nutzt, sogar mit dem Screwball-Fach liebäugeln. Von dem in "The Invisible Man Returns" immerhin noch ansätzlich nachvollziehbaren Horrorwurzeln der Story ist bei Marin und Siodmak derweil nichts mehr zu spüren. "Invisible Agent" ist nicht mehr und nicht weniger denn ein wohllauniger, kleiner Reißer, der auf komische Weise Front gegen Hitler und seine Schergen macht und mit Peter Lorre die erwartungsgemäß größte personelle Stärke aufbietet.

6/10

Edwin L. Marin Curt Siodmak George Waggner Universal-Monster Nationalsozialismus WWII Unsichtbarkeit Berlin Spionage Propaganda


Foto

MISSION: IMPOSSIBLE - GHOST PROTOCOL (Brad Bird/USA, AE, CZ 2011)


"Our media is no more truthful than yours, American."

Mission: Impossible - Ghost Protocol (Mission: Impossible - Phantom Protokoll) ~ USA/AE/CZ 2011
Directed By: Brad Bird

Der durchgedrehte schwedische Atomwaffen-Experte Kurt Hendricks (Michael Nyqvist) ist der Ansicht, dass nur ein umfassender Atomkrieg eine kathartische Reinigung des Globus bewirken kann. Er benutzt eine auf ihn selbst gerichtete Mission des ahnungslosen Ethan Hunt (Tom Cruise), um einen Atomkoffer aus dem Kreml zu entwenden und eine Bombe im Gebäude detonieren zu lassen. Der IMF wird für die Explosion verantwortlich gemacht und offiziell aufgelöst. Hunt und sein Team, bestehend aus Jane Carter (Paula Patton), Benji Dunn (Simon Pegg) und dem hinzustoßenden William Brandt (Jeremy Renner) nehmen unautorisiert und auf eigene Faust die Verfolgung Hendricks' auf, um die Welt zu retten.

Den mit dem letzten, von J.J. Abrams inszenierten Zweitsequel eingeschlagenen Kurs verfolgt Brad Bird, vormals Stammregisseur bei Pixar, konsequent weiter und präsentiert eine neuerliche Hochglanz-Achterbahnfahrt, die das Prinzip des steten 'worst case scenario' zum dramaturgischen Primärstatut erhebt. Immer wieder stellen sich hunt und seinem emsigen Mitarbeitertrio scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten in den Weg, die diesmal primär auf dysfunktionale Technik und menschliches, wenngleich charmantes Versagen der Helden zurückzuführen sind. Natürlich agieren die vier Agenten in letzter Sekunde jeweils hinreichend professionell, um am Ende alles zum Guten zu wenden. Dabei spielen diverse Versatzstücke der bisherigen Filme kleine Rollen: Einbrüche in streng bewachte Festungen, Klettereien in pervers hohen Höhen (diesmal an der Außenfassade des Burj Khalifa) ein "schwebendes Verfahren" in einem Riesencomputer, eine wunderhübsche Heldin. Dazu gibt es einige hübsche personelle Referenzen an die Vorgänger, wobei die um Andreas Wisniewski, der seine Rolle aus dem ersten Film wiederholt, die netteste ist.
Die schwankende Qualität der Bond-Reihe hat das "Mission: Impossible"-Franchise damit mindestens erreicht, wenn nicht gar überboten. Grandioser Eskapismus mit dem permanenten Ruch einer "Playboy"-Lektüre ist das Resultat; audiovisuelle, exklusiv aufgemachte Reizüberflutung vom feinsten für den mondänen Herrn oder den, der ein solcher sein möchte, ohne jedweden intellektuellen Nachhall. Aber eines solchen verweigert sich die Serie ja - mit Ausnahme des ersten Films von De Palma vielleicht - seit jeher a priori, insofern ist alles in bester Ordnung.

8/10

Brad Bird Russland Moskau Ungarn Budapest Dubai Indien Mumbai Atombombe Madness Sequel J.J. Abrams


Foto

THE CHAIRMAN (J. Lee Thompson/USA 1969)


"By working for you, I'd proof being insane."

The Chairman (Der gefährlichste Mann der Welt) ~ USA 1969
Directed By: J. Lee Thompson

Der Biologe Hathaway (Gregory Peck) lässt sich überreden, nach China zu gehen, um die Formel eines dort beheimateten Kollegen (Keye Luke) für ein Wachstumsenzym, das Kulturpflanzen sogar an unwirtlichsten Orten gedeihen lässt, an sich zu bringen. Man befürchtet im Westen, dass jenes Enzym China ein ökonomisches Monopol verschaffen könnte. Hathaway lässt sich zu der Mission überreden, ahnt allerdings nicht, das der Sender, den man ihm zuvor implantiert, zugleich eine Minibombe ist, die bei Bedarf ferngezündet werden kann.

Ein interessantes Cold-War-Relikt, dessen Titel sich direkt auf Mao Tse-tung bezieht, der im Film als 'Chairman' (bzw. in der deutschen Fassung als 'Vorsitzender') bezeichnet wird und der, gespielt von Conrad Yama, als graue Eminenz im Hintergrund mit dominanter Szene beinahe die filmische Zeichnung eines Bond-Widersachers erhält. Es fehlt sozusagen bloß noch die weiße Katze. Etwas mehr Akzeptanz verschafft sich Thompsons gegen Ende einer überfruchtbaren kreativen Phase (1969 starteten vier Filme von ihm im Kino) entstandenes Werk dadurch, dass es trotz seiner tendenziösen Ausrichtung das Spionagegeschäft ganz allgemein als ein schmutziges denunziert, ein bisschen wie John le Carré. Es sitzen in den Machtzentralen ominöse Herrschaften am buchstäblichen Drücker, die mit einer Krümmung des Fingers Leben auslöschen können. Keine sehr gewogene Vorstellung. In der Fluchtszene Hathaways Richtung russischer Grenze gegen Ende erhält "The Chairman" dann nochmal richtig Drive. Jerry Goldsmith übte ihr zu Gewinn schonmal tatkräftig für seine späteren "First Blood"-Scores.

7/10

Kalter Krieg J. Lee Thompson China


Foto

THE GLASS BOTTOM BOAT (Frank Tashlin/USA 1966)


"She's a pretty strange acting female."

The Glass Bottom Boat (Spion in Spitzenhöschen) ~ USA 1966
Directed By: Frank Tashlin

Der NASA-Wissenschaftler Bruce Templeton (RobertTaylor) verliebt sich während der Arbeit an einem streng geheimen Gravitations-Überwindungsprojekt namens 'GISMO' in die verwitwete Fremdenführerin Jenny Nelson (Doris Day). Ein übereifriger Überwachungsangestellter (Paul Lynde) hält Jenny aufgrund ihrer etwas verwunderlichen Verhaltensweisen, zu denen unter anderem regelmäßige Anrufe zu Hause bei ihrem Hund zählen, fälschlicherweise für eine feindliche Agentin. Da sich parallel zu dieser Konfusion ein echter (Amateur-)Spion (Dom DeLuise) in Templetons Haus einklinkt, gerät die ahnungslose Jenny mehr und mehr unter Verdacht...

Putzig, wie die meisten Doris-Day-Komödien dieser Tage; trotz Frank Tashlin jedoch nicht ganz so schön wie die Clinch-Grotesken mit Rock Hudson. Das bewährte Prinzip der Zähmung der im Mittel zwischen 'brav' und 'widerspenstig' befindlichen Ur-Amerikanerin findet sich auch hierin noch, die Day erotisiert ihre eigenartige, aber wirkungsvolle Hausfrauenerotik zunehmend professionell (und, mit 42 Jahren, freilich in den letzten Zügen), wirkt jedoch etwas braver und demanzipierter. Dass sie sich einmal durch die Blume etwa als dumm bezeichnen lassen muss, steckt sie relativ gelassen weg. Kein Ruhmesblatt für die Frauenbewegung. Und die Cold-War-Satire mag gut gemeint sein, ist aber schlussendlich ebenso ungefährlich wie Days Handtascheninhalt. Fazit: bieder.

6/10

Frank Tashlin Kalifornien Kalter Krieg Raumfahrt Satire





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare