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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



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EXODUS: GODS AND KINGS (Ridley Scott/USA, UK, E 2014)


"Who are you?" - "I am."

Exodus: Gods And Kings (Exodus: Götter und Könige) ~ USA/UK/E 2014
Directed By: Ridley Scott

Ägypten, vor 3300 Jahren: Nachdem der alte Pharao Seti (John Turturro) das Zeitliche gesegnet hat, übernimmt sein Sohn Ramses (Joel Edgerton) die Regentschaft. Setis Ziehsohn Moses (Christian Bale), den der Verblichene lieber als seinen Nachfolger gesehen hätte, erfährt indes von dem alten Nun (Ben Kingsley), dass er, anders als er zeitlebens geglaubt hat, kein Ägypter ist, sondern ein Waisenkind aus den Reihen der versklavten Herbräer. Ramses verbannt Moses daraufhin kurzerhand aus seinem Reich. Jenseits der Grenzen findet der Verstoßene eine Frau (María Valverde) und erhält seine göttliche Bestimmung. Er soll zurück nach Ägypten gehen und sein Volk in die Freiheit führen. Da der Pharao sich zunächst quer stellt und jede von Moses' überbrachten Forderungen mit noch drakonischerer Behandlung der Hebräer beantwortet, lässt Gott zehn Plagen auf die Ägypter herab. Ramses lässt die Hebräer ziehen, will die Schmach jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Moses' Flucht durch das geteilte Rote Meer endet für die ihn unerbittlich verfolgenden Ägypter in einer letzten Katastrophe.

Gewidmet seinem Bruder Tony, der sich ob dessen möglicherweise im Grabe umdreht: In seiner vierten, sich historischen Monumentalwerks annehmender Arbeit (sein großes Debüt "The Duellists" sowie "1492: Conquest Of Paradise" außen vorgelassen), wird Ridley Scott nun also auch noch biblisch. Auch, wenn "Exodus: Gods And Kings", soviel gleich vorweg, DeMilles "The Ten Commandments" in keiner Weise das Wasser reichen kann, so verbindet ihn mit diesem doch vor allem eines: Die Geschichte des Exodus der Hebräer aus Ägypten ist und bleibt purster Bibel-Camp, egal, wie seriös auch der Ansatz sein mag, den ganzen Schmarren möglichst authentisch und vielleicht auch hier und da noch mit physikalischen Erklärungsansätzen für die eine oder andere Plage aufzupeppen. "Gladiator" war ein kraftvoller Actionfilm, "Kingdom Of Heaven" und "Robin Hood" markierten zumindest historisch interessantes Schau-Kino. "Exodus" nun muss jedwede Attribuierungen dieser Art leider entbehren; er erzählt schlicht einen unsympathischen Bibelabschnitt rund um unsympathische Leute. Und wie arrangiert er dies? Folgerichtig auf unsympathische Weise. Christian Bale als zottiger Stammesführer ist noch okay, ein paar Altstars wie Kingsley oder Sigourney Weaver sind immerhin schickes Beiwerk. Eine chargierende Krampe wie Joel Edgerton jedoch ausgerechnet als den hybrischen Ramses zu besetzen, wo doch jeder noch Yul Brynner im Kopf hat, das ist eine von mehreren Todsünden, auf die Scott aus welchen Gründen auch immer, nicht verzichten mochte. Weitere sind der augenscheinliche Verzicht auf Pomp und Pracht: Wo bei DeMille in VistaVision alles golden glänzte, Massen von Statisten dirigiert wurden, die Spezialeffektkunst einen neuen Zenit erreichte und der Himmel über Ägypten knallig blau leuchtete, da ist es bei Scott bloß permanent bewölkt und versandet. Noch nichtmal schön (im Sinne von: ästhetisch) anzuschauen ist sein Film. Immerhin: Dass der Nil sich blutrot färbt, weil Monsterkrokodile auf alles losgehen, was darin kreucht und fleucht (nebst ganzen Schiffsbesatzungen) ist eine urkomische Interpretation, dass Ewen Bremner (Spud aus "Trainspotting") als geschwätziger Frühwissenschaftler dem Pharao auf die Nüsse geht und dann hingerichtet wird, ein seltsam eklektisch-witziges Element. Na ja, und ich gebe zu, dass ich mich allen obigen Gejammers zum Trotze vortrefflich unterhalten habe. Es passiert eben viel in dieser Antik-Soap. Nur ernstnehmen kann man Scotts Jüngsten bei aller (aufrichtigen) Liebe zu dem immer häufiger taumelnden Altmeister leider überhaupt nicht.
Der Gute wird auf seine alten Jahre noch zum ausgewiesenen Zelluloid-Käser. Aber da steht er ja nicht allein.
Immerhin noch eine Hauch weniger albern als "Noah".

6/10

Ridley Scott Bibel Israel Ägypten Camp period piece


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THE STORY OF RUTH (Henry Koster/USA 1960)


"Where are His blessings?" - "You are one of them."

The Story Of Ruth (Das Buch Ruth) ~ USA 1960
Directed By: Henry Koster

Um 1000 v. Chr.: Die moabitische Priesterin Ruth (Elana Eden) ist im strengen Glauben an den Gott Kemosch erzogen worden, dem regelmäßig kleine Mädchen geopfert werden und der den reichen Führungsriege im Lande als Götzenbild dient. Als Ruth den Judäer Mahlon (Tom Tryon) kennenlernt, der ihr von seinem christlichen Gott berichtet, beginnt sie an Kemosch zu zweifeln und stört schließlich die Opferung der von ihr schwesterlich geliebten Tebah (Daphne Einhorn). Daraufhin wird Mahlon zur Arbeit im Steinbruch verdonnert und Ruth zur Besinnung ihrer selbst ins Gefängnis gesteckt. Nach ihrer Entlassung sorgt sie für Mahlons Flucht, doch der Unglückliche wird tödlich verwundet. Zusammen mit Mahlons Mutter Naomi (Peggy Wood) erreicht Ruth schließlich Judäa, wo sie den Grundbesitzer Boaz (Stuart Whitman) kennenlernt, der die Moabiter hasst. Nun ist es an Ruth, einen anderen Menschen zur Besinnung zu bringen und zur Toleranz zu erziehen, über viele Hindernisse hinweg.

Sieben Jahre nach "The Robe" noch ein koster'scher Bibelschinken für die diesbezüglich spezialisierte Fox, diesmal alttestamentarisch gewichtet, jedoch nicht weniger bunt, breit und pathetisch als das Vorbild. Populärere Stars bleiben in "The Story Of Ruth" Mangelware; den bekanntesten Namen stellt bezeichnenderweise Stuart Whitman und die Titelrolle spielt die zuvor gänzlich uneschriebene, israelische Bühnenaktrice Elana Eden, die dem Filmgeschäft danach ganz schnell wieder den Rücken kehrte.
Wie die meisten hollywood'schen Bibel-Adaptionen ist auch "The Story Of Ruth" unglaublich campy und geradezu perfid in seiner vordergründigen Anpreisung des Christentums: Die wesentlich buntere, interessantere weil verruchtere Gottheit wohnt nämlich jenseits des Jordan, in Moab, wo das Gold glänzt, der Prunk prunkt und alte, glatzköpfige Männer junge Mädchen für ihr Vergnügen züchten. Wie langweilig und spießig muten dagegen die Judäaer an, die sich mit kargen, staubigen Ähren begnügen müssen, ihre Nachbarn in Verruf bringen und im Grunde doch kaum minder abergläubisch und blutrünstig sind als ihr Nachbarvolk, nur, dass hier alles unter dem Deckmäntelchen bescheidener Sittsamkeit gärt.
Dabei sind auch die Judäer am Glücklichsten, wenn sie einen Sündenbock steinigen können oder Feste mit Wein, folkloristischem Tanz und willigen Mädchen feiern können. Ob Koster sich jener ambivalenten Dimension seines Films bewusst war, weiß ich nicht. Falls ja, gebührt ihm allerhöchstes Lob. falls nicht, bewies er zumindest unterschwellig ein bravouröses Gespür für die Ausstellung krankhafter Bigotterie.

7/10

Henry Koster Bibel Israel Camp period piece


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GRIZZLY (David Hackl/USA, CA 2014)


"Welcome home."

Grizzly (Red Machine - Hunt Or Be Hunted) ~ USA/CA 2014
Directed By: David Hackl

Nach einer siebenjährigen Gefängnisstrafe wegen Totschlags kehrt Rowan (James Marsden) in sein Heimatstädtchen zurück. Dort ist sein älterer Bruder Beckett (Thomas Jane) nach wie vor Deputy und schlecht auf Rowan zu sprechen. Doch dieser hat einen konkreten Grund, hier zu sein: Mary (Mariel Belanger), die Frau seines alten Kumpels Johnny (Adam Beach), hat ihn hergerufen, um ihr zu helfen. Johnny hat sich offenbar einer Gruppe Bärenwilderer angeschlossen, die bereits seit Tagen in den Wäldern verschollen sind. Der Grund dafür zeigt sich bald - ein riesiger Grizzly läuft Amok und tötet jeden Menschen, der ihm über den Weg läuft. Rowan und Beckett und auch der fanatische Bärentöter Douglas (Billy Bob Thornton) machen sich, zunächst alle unabhängig voneinander, auf den Weg in das undurchdringliche Waldstück 'Grizzly Maze', um den Killer unschädlich zu machen.

Ich bin ja ein Fan von Killer-Grizzlys seit William Girdlers bislang unerreichtem Original, das seinerseits eigentlich bereits ein Plagiat darstellte. Wo Girdler Spielbergs "Jaws" nacheiferte, wagt David Hackl doch tatsächlich das Unglaubliche und versetzt nach über 30 Jahren Michael Andersons ebenfalls sehr schönen "Orca" in das Milieu der Rocky Mountains. Der titelgebende Bär ist nämlich auf einem Rachefeldzug gegen das Raubtier Mensch, nachdem das böse Wilderer-Trio seine Gefährtin mitsamt ihren Jungen dahingeschlachtet hat. Und auch ein Pendant für Richard Harris gibt es: Billy Bob Thornton als eine Art Käpt'n Ahab unter den Grizzly-Jägern dieser Welt!
Angesichts der erwartbar immens löchrigen Story und der kostengünstigen Präsentation des Films (am Ende gibt es eine dermaßen beschissen aussehende CGI-Feuersbrunst, dass ich mich ernsthaft fragte, ob ich da lediglich eines workprint ansichtig war) mutet es schon recht unglaublich an, welch darstellerische Prominenz-Power dieses Abschreibungsobjekt veredelte: Neben den bereits Erwähnten finden sich noch die nach wie vor überaus ansehnliche Piper Perabo (in einer albernen Rolle als taubstumme Naturliebhaberin) und Scott Glenn ein; nicht zu vergessen der unverwüstliche Filmbär Little Bart, Nachfolger des gleichnamigen Originals, das zu seinem Lebensende eine exklusivere Filmographie auf dem pelzigen Nacken hatte als manch menschlicher Star. Dass diese selbst jedem Hollywood-Großprojekt zur Ehre gereichende, natürlich auch etwas überreife Besetzung ausgerechnet einem kleinen Tierhorrorfilm zur Verfügung stand, zeugt möglicherweise von einer neuerlichen Präambel-Verschiebung im Schauspiel-Karussel: "Man muss nehmen, was man kommt - auch wenn es stinkt, ein bisschen." (Helge Schneider)

5/10

David Hackl Tierhorror Bär Jagd Brüder


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LA NOCHE DE LOS BRUJOS (Amando de Ossorio/E 1974)


Zitat entfällt.

La Noche De Los Brujos (Woodoo - Inferno des Grauens) ~ E 1974
Directed By: Amando de Ossorio

Eine kleine Forschergruppe reist in den Dschungel von Bumbasa, um dort bedrohte Wildtiere zu studieren. Niemand von ihnen kann ahnen, dass in direkter Nachbarschaft zu ihrem Zeltlager eine frühere Kultstätte der Eingeborenen liegt, wo selbige einst Frauen geopfert und in Vampirinnen verwandelt haben. Die Zauberer von anno dunnemals sind mitnichten tot und kehren ins Leben zurück, um auch die just angereisten Mädchen zu ihren Sklavinnen zu machen.

Das Interessanteste an Amando de Ossorios Film, den er just nach dem dritten Teil seines Templer-Zyklus zubereitete, ist, wie er es schafft, aus einem nichts an Gehalt einen knapp anderthalbstündigen Spielfilm aufzublähen. "La Noche De Los Brujos" geriert sich merklich als Schnellschuss ohne besondere Ambitionen, gestrickt mit der heißen Nadel und gefilmt zwischen Tür und Angel. Das, was uns hier als zentralafrikanisches Areal verkauft wird, könnte ebensogut der Stadtpark von Bad Tupflingen sein; es gibt lediglich drei Schauplatzwechsel und die Spezialeffekte erschöpfen sich in Vampirzähnen, etwas Kunstblut, Trockeneis und einem Dummy mit appem Haupt. Der von den bösen Zauberern praktizierte Voodoo-Kult entpuppt sich als Gemengelage aus allem, was Ossorio gerade einfiel: afrikanische Folklore, Leopardenmenschen, Zombies und Vampire. Die in Untote verwandelten Girls treten urplötzlich allesamt in Buschbikini-Uniform an und hüpfen in Zeitlupe und mit gefletschten Hauern durch die - ziemlich mies - künstlich umnachteten Bilder, sind jedoch eigentlich ganz einfach zu vernichten: man braucht ihnen bloß den Schal wegzunehmen. Die Rolle des "mysteriösen" Tomunga (José Thelman) bleibt genau das: mysteriös und hier und da gibt es ein ausgesucht schönes Paar Brüste zu bewundern. Jack Taylor wird in einem Fixierbad ersäuft und das Ende wurde schamlos bei "The Fearless Vampire Killers" geklaut.
Wenn ich es mir recht überlege, zeugt die Kombination all dessen dann doch von einem höchst illustren Maß an Fantasie.

5/10

Amando de Ossorio Afrika Voodoo Zombies Vampire Europloitation


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KILLER FISH (Antonio Margheriti/I, USA, BRA, UK 1979)


"I win my wars."

Killer Fish (Piranhas II - Die Rache der Killerfische) ~ I/USA/BRA/UK 1979
Directed By: Antonio Margheriti

Eine in Brasilien umtriebige Räubergang, die ein Vermögen an Edelsteinen aus einer hiesigen Fabrik geklaut hat, rechnet nicht mit der Raffinesse ihres Mastermind Diller (James Franciscus). Dieser hat nämlich, in zielsicherer Ahnung, dass die Anderen versuchen würden, ihn übers Ohr zu hauen, das Gewässer, in dem die Klunker versteckt sind, mit Piranhas verseucht. Die bissigen Fischchen knöpfen sich nunmehr jeden vor, der versucht, die Steine für sich zu kapern. Einzig Dillers Partner Lasky (Lee Majors) ist clever genug, sich von den Piranhas fernzuhalten - bis ein vorbeiziehender Hurricane sie alle nebst dem aparten Model Gabrielle (Margaux Hemingway) und einer kleinen Schar Modefotografen in höchste Bedrängnis bringt.

Als RTL plus damals in NRW in die freie Empfangbarkeit überführt wurde - das war glaube ich im Sommer 88 - zählte "Killer Fish" zu den oft und gern gezeigten Wiederholungen des Senders. Dabei erwies sich der deutsche Titel einmal mehr als Mogelpackung, wie sie die Italiener auch selbst und im Original gern zu verkaufen pflegten; mit Joe Dantes "Piranha" hat Margheritis Film nämlich außer den titelgebenden Beißkollegen nichts gemein. Fairerweise muss man hinzufügen, dass Selbiges auch für das spätere, offizielle Sequel gilt. Wie dem auch sei, "Killer Fish", eigentlich ein Musterbeispiel für internationales Koproduzieren, zählt zu den wenig gelittenen Streifen seiner Ära. Dabei ist er gar nicht so übel - die Besetzung ist durchweg gut aufgelegt und es macht Laune, ihr zuzuschauen; die (leider erst recht spät stattfindenden) Spannungssequenzen mit den Piranhas, die sich mit viel Elan durch die Eingeweide ihrer Opfer fressen (besonders am dicken Roy Brocksmith haben sie ihre Freude), sind Margheriti ordentlich gelungen. Gut, seiner späteren Vorliebe für Pyrotechnik, Miniaturbauten und Rückprojektionen gibt Margheriti vielleicht ein-, zweimal zu oft statt, aber das kennt man ja von ihm. Ich fand dieses Wiedersehen nach langer Zeit jedenfalls durchaus erfreulich.

6/10

Antonio Margheriti Brasilien Piranhas Heist Europloitation


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SINBAD OF THE SEVEN SEAS (Enzo G. Castellari/I, USA 1989


"I'm warning you! You are forcing me to carry out my most devastating act of magical madness!"

Sinbad Of The Seven Seas (Sinbad - Herr der Sieben Meere) ~ I/USA 1989
Directed By: Enzo G. Castellari

Um seinem Freund Prinz Ali (Roland Wybenga) zu helfen, seine Geliebte, die Prinzessin Alina (Alessandra Martines), vor den Traualtar führen zu können, muss Sindbad (Lou Ferrigno) erst der vier magischen Steine von Bazra habhaft werden, die der böse Zauberer Jaffar (John Steiner) in alle Windrichtungen verstreut hat. Jaffar ist selbst scharf auf Alina, doch Sindbad und seine Männer scheuen keine Gefahr, um dem üblen Hundsfott das Handwerk zu legen.

"Sinbad Of The Seven Seas" unterscheidet sich nicht allzu wesentlich von den beiden "Hercules"-Humpen mit Lou Ferrigno, die Luigi Cozzi ein paar Jahre zuvor auf die Menschheit losgelassen hatte. Auch dieser Film, der nach dem neben Castellari federführenden Cozzi als Hommage an die Harryhausen-"Sinbads" gedacht war und angelegt werden, nur selbige um ein exponenzielles Maß an Einfallsreichtum übertreffen sollte (das denke ich mir nicht aus, das sagt der Mann im aktuellen BR-Interview wirklich), gebraucht vermummte Zombie-Statisten als Totenarmeen, einen Pappmachée-Mann als steinernes Monster, eine überstrichene Strandbarkasse als prunkvolle Segelyacht und so fort. Allerdings fliegt diesmal kein Bär in den Orbit. Dennoch lernen wir Wichtiges, so etwa, dass Sindbad nicht nur Seefahrer, sondern auch Bodybuilder war und dass niemand Geringeres als Edgar Allen Poe persönlich die Vorlage für dieses Abenteuer des Weltenbummlers verfasst hat. Italo-Connaisseure freuen sich über Wiedersehen nicht nur mit dem sich selbst übertreffenden John Steiner, sondern auch mit Hal Yamanouchi und Romano Puppo, ebenso wie mit Cannon-Standard Yehuda Efroni (denn auch die beiden Israeli-Vettern hatten hier wieder die unegalen Finger mit drin). Der Gipfel der Bödoidie ist allerdings die Rahmengeschichte, in der eine von Daria Nicolodi gespielte Mutter ihrer Horrortochter (Giada Cozzi) das ganze dicke Ding als Gutenachtgeschichte erzählt - mitsamt völlig imbezilem voiceover. Die Münchener Synchronisation sollte man in diesem Zusammenhang nicht missen. 1001 gute Nächte.

4/10

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THE MASTER OF BALLANTRAE (William Keighley/USA 1953)


"I have a style of my own."

The Master Of Ballantrae (Der Freibeuter) ~ USA 1953
Directed By: William Keighley

Schottland, Mitte des 18. Jahrhunderts: Nach der verlorenen Schlacht bei Culloden irrt Bonnie Prince Charlie, jüngster Repräsentat des alten Königshauses der Stuarts, durch das Hochland, stets auf der Flucht vor den Regierungstruppen Georgs II. Unter den Edelleuten hat er jedoch nach wie vor viele Sympathisanten, so den Gutserben Jamie Durie (Errol Flynn), der als Partisan gegen die englischen Besatzer kämpft, jedoch bald selbst zur Flucht gezwungen ist. Zusammen mit dem Iren Burke (Roger Livesey) glaubt Jamie sich irrigerweise von seinem jüngeren Bruder Henry (Anthony Steel) verraten und gerät über Umwege zu den Westindischen Inseln, wo er sich mitsamt seinem Freund bald mitten im Piraten-Milieu wiederfindet. Zusammen kapert man eine spanische Galeone und reist zurück in die Heimat, um die offenen Rechnungen zu begleichen.

Farbenprächtiges Flynn-Vehikel, das den langsam doch älter werdenden und vor allem infolge seiner privaten Exzesse etwas aufgedunsen wirkenden Hollywood-Charmeur durch seine Atelier-Kulissen jagt. Nicht ganz so berauschend wie der kurz zuvor entstandene "Against All Flags" führt Flynns jüngster Brot- bzw. Whiskey-Erwerb ihn neuerlich zumindest behauptet in sonnige Gefilde, sprich die Karibik. Hier erhält der von daheim Vertriebene und sich verraten glaubende Gentleman die Chance, Manneserfahrungen zu sammeln, indem er einen alten, versoffenen Piratenkapitän (Charles Goldner) aufs Kreuz legt und einen anderen, zudem eitlen, französischen Gecken (Jacques Berthier) im Fechtzweikampf in die Schranken weist. Das alles funktioniert natürlich wie am Schnürchen, so dass die Erzählzeit nicht überstrapaziert wird und Jamie Durie flugs wieder diesseits des Atlantiks zurückfindet. Dort wird dann noch ein par Rotröcken gepflegt der Hintern versohlt, das schwelende, brüderliche Missverständnis aufgeklärt und - geheiratet! Alles wieder im Lot nördlich des Hadrianswalls. Oder zumindest im hauseigenen Umfeld.

7/10

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THE FOUR FEATHERS (Zoltan Korda/UK 1939)


"Why worry? Be a coward and be happy."

The Four Feathers (Vier Federn) ~ UK 1939
Directed By: Zoltan Korda

Unmittelbar vor seiner Abordnung in das unter dem aufständischen Mahdi brodelnde Nordostafrika quittiert der junge Offizier Harry Faversham (John Clements) seinen Dienst, teils aufgrund seiner pazifistischen Überzeugung, teils aus Unsicherheit betreffs seines regelkorrekten Verhaltens im Einsatz. Seine drei besten Soldatenfreunde und auch seine Braut Ethne (June Duprez) quittieren Harrys Entscheidung mit ernüchterter Enttäuschung und lassen ihm als Zeichen ihrer Verhöhnung vier Federn zukommen. Harry, der diese Schmach nicht erträgt, schifft sich insgeheim doch noch Richtung Nil ein und gibt sich vor Ort als geächteter Eingeborener aus. In dieser Rolle erhält Harry die Möglichkeit, seinem im Einsatz erblindeten Freund Durrance (John Richardson) zunächst unerkannt das Leben zu retten und dem später in Khartoum einrückenden Sirdar Kitchener entscheidende Rückendeckung bescheren. Harry kehrt als Held nach England zurück.

Zoltan Kordas prachtvollster Film bereicherte das internationale Kino-Superjahr 1939 um eine weitere Attraktion: Gewaltige Statistenaufmärsche in schönstem Drei-Streifen-Technicolor, aufwändige On-Location-Drehs und eine von wildem Herzschmerz geprägte Geschichte um eine buchstäblich heldenhafte Rehabilation präsentierte eindrucksvoll, das mit großem Abenteuer- und Monumentalkino nicht nur aus Hollywood zu rechnen war. A.E.W. Masons Vorlage trieb Regisseure diverser Kinoepochen um und wurde insgesamt nicht weniger als sechsmal adaptiert. Kordas Fassung gilt als die schönste und sehenswerteste darunter und wenngleich ich sonst nur die beiden jüngsten Verfilmungen kenne, bin ich geneigt, dem zuzustimmen. Um diese mittlerweile ja doch recht anachronistische Fabel um einen schlafenden Krieger im Pazifistenpelz glaubhaft darbieten zu können, bedarf es einem hohen Maß an Flamboyanz und emotionaler Auslieferung durch den Regisseur, wie sie heute, das zeigt etwa Shekhar Kapurs Version von 2002, kaum mehr zu aktivieren ist. Korda indes vermochte Harry Favershams widerwillige "Mannwerdung" noch mit adäquatem Herzblut und voller ehrlicher Inbrunst anzupreisen.

9/10

Zoltan Korda Kolonialismus Ägypten Sudan Khartoum Mahdi-Aufstand Militär Freundschaft A.E.W. Mason


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GUNGA DIN (George Stevens/USA 1939)


"Her Majesty's very touchy about having her subjects strangled."

Gunga Din (Aufstand in Sidi Hakim) ~ USA 1939
Directed By: George Stevens

Nordwestindien in den 1880ern: Die längst zerschlagen geglaubten Thuggees, eine im Zeichen der Todesgöttin Kali operierende Sekte von Attentätern, hat sich heimlich reformiert und plant unter ihrem fanatischen Oberguru (Eduardo Ciannelli) die sukzessive Zerschlagung der britischen Armee. Durch einen eher unbewussten Hinweis des einheimischen Bhisti Gunga Din (Sam Jaffe), der sein Herz für das Militär Ihrer Majestät entdeckt hat, stößt das herzliche Sauf- und Raufboldtrio Cutter (Cary Grant), MacChesney (Victor McLaglen) und Ballantine (Douglas Fairbanks Jr.) auf den verborgenen Haupttempel der Thuggees. Das Quartett gerät in Gefangenschaft und soll als Köder für die Suchmannschaft, die hinterrücks überfallen werden soll, fungieren, doch Gunga Din kann durch eine heldenhafte Aktion das Blatt in letzter Sekunde wenden.

Nach Rudyard Kiplings Heldenballade über einen indischen Wasserträger, der zum glorreichen Soldaten der Kolonialarmee wird und sein Leben für diese gibt, entstand dieser Prestige-Film der 1939 noch auf Höhe befindlichen RKO. Wenngleich Stevens' Werk gleich Kiplings Gedicht den Namen des heldenhaften, im Film von Sam Jaffe gespielten Eingeborenen trägt, spielt Gunga Din erwartungsgemäß nur eine untergeordnete Rolle und muss sich trotz anderslautend voregetragenen Epilogs mit einem realen Status als Nebenfigur begnügen. Stattdessen wird das Trio Grant/McLaglen/Fairbanks Jr. bis in höchste Sphären gejubelt: Eine todesmutige, prügellustige kleine Posse, von denen jeder allein schon mindestens zwanzig Würgern im Dienste Kalis den Hintern versohlen kann, deren geballte Kraft jedoch das Empire widerspiegelt wie nichts sonst. Stevens inszeniert dieses durchaus homoerotisch gefärbte (Fairbanks Jr. will seine von Joan Fontaine gegebene Braut Emmy heiraten, wird jedoch permanent und erfolgreich von seinen beiden Busenfreunden davon abgehalten) Machotum mit einer gewaltigen Portion Ironie, die besonders Cary Grant allerlei Raum für seine Dandy-Späße bietet. Dass sich hinter "Gunga Din" ursprünglich und tatsächlich ein feistes Prosit in Richtung Commonwealth verbirgt, erscheint angesichts des Spaßfaktors, den das hier und da farcenhafte Stück verbreitet, kaum mehr von Bedeutung. Die mehr oder weniger heimliche Liebäugelei mit dem Wildwest-Genre (gefilmt wurde quasi gleich vor der Studiotür in Lone Pine) erkannte man später als gewinnbringende Option für ein entsprechendes Remake und fertigte, unter der Regie von John Sturges, analog dazu den lustigen, aber nicht mehr ganz so schmissigen Rat-Pack-Western "Sergeant's 3".

8/10

period piece Indien George Stevens Kolonialismus Rudyard Kipling





Filmtagebuch von...

Funxton

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