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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



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EXODUS: GODS AND KINGS (Ridley Scott/USA, UK, E 2014)


"Who are you?" - "I am."

Exodus: Gods And Kings (Exodus: Götter und Könige) ~ USA/UK/E 2014
Directed By: Ridley Scott

Ägypten, vor 3300 Jahren: Nachdem der alte Pharao Seti (John Turturro) das Zeitliche gesegnet hat, übernimmt sein Sohn Ramses (Joel Edgerton) die Regentschaft. Setis Ziehsohn Moses (Christian Bale), den der Verblichene lieber als seinen Nachfolger gesehen hätte, erfährt indes von dem alten Nun (Ben Kingsley), dass er, anders als er zeitlebens geglaubt hat, kein Ägypter ist, sondern ein Waisenkind aus den Reihen der versklavten Herbräer. Ramses verbannt Moses daraufhin kurzerhand aus seinem Reich. Jenseits der Grenzen findet der Verstoßene eine Frau (María Valverde) und erhält seine göttliche Bestimmung. Er soll zurück nach Ägypten gehen und sein Volk in die Freiheit führen. Da der Pharao sich zunächst quer stellt und jede von Moses' überbrachten Forderungen mit noch drakonischerer Behandlung der Hebräer beantwortet, lässt Gott zehn Plagen auf die Ägypter herab. Ramses lässt die Hebräer ziehen, will die Schmach jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Moses' Flucht durch das geteilte Rote Meer endet für die ihn unerbittlich verfolgenden Ägypter in einer letzten Katastrophe.

Gewidmet seinem Bruder Tony, der sich ob dessen möglicherweise im Grabe umdreht: In seiner vierten, sich historischen Monumentalwerks annehmender Arbeit (sein großes Debüt "The Duellists" sowie "1492: Conquest Of Paradise" außen vorgelassen), wird Ridley Scott nun also auch noch biblisch. Auch, wenn "Exodus: Gods And Kings", soviel gleich vorweg, DeMilles "The Ten Commandments" in keiner Weise das Wasser reichen kann, so verbindet ihn mit diesem doch vor allem eines: Die Geschichte des Exodus der Hebräer aus Ägypten ist und bleibt purster Bibel-Camp, egal, wie seriös auch der Ansatz sein mag, den ganzen Schmarren möglichst authentisch und vielleicht auch hier und da noch mit physikalischen Erklärungsansätzen für die eine oder andere Plage aufzupeppen. "Gladiator" war ein kraftvoller Actionfilm, "Kingdom Of Heaven" und "Robin Hood" markierten zumindest historisch interessantes Schau-Kino. "Exodus" nun muss jedwede Attribuierungen dieser Art leider entbehren; er erzählt schlicht einen unsympathischen Bibelabschnitt rund um unsympathische Leute. Und wie arrangiert er dies? Folgerichtig auf unsympathische Weise. Christian Bale als zottiger Stammesführer ist noch okay, ein paar Altstars wie Kingsley oder Sigourney Weaver sind immerhin schickes Beiwerk. Eine chargierende Krampe wie Joel Edgerton jedoch ausgerechnet als den hybrischen Ramses zu besetzen, wo doch jeder noch Yul Brynner im Kopf hat, das ist eine von mehreren Todsünden, auf die Scott aus welchen Gründen auch immer, nicht verzichten mochte. Weitere sind der augenscheinliche Verzicht auf Pomp und Pracht: Wo bei DeMille in VistaVision alles golden glänzte, Massen von Statisten dirigiert wurden, die Spezialeffektkunst einen neuen Zenit erreichte und der Himmel über Ägypten knallig blau leuchtete, da ist es bei Scott bloß permanent bewölkt und versandet. Noch nichtmal schön (im Sinne von: ästhetisch) anzuschauen ist sein Film. Immerhin: Dass der Nil sich blutrot färbt, weil Monsterkrokodile auf alles losgehen, was darin kreucht und fleucht (nebst ganzen Schiffsbesatzungen) ist eine urkomische Interpretation, dass Ewen Bremner (Spud aus "Trainspotting") als geschwätziger Frühwissenschaftler dem Pharao auf die Nüsse geht und dann hingerichtet wird, ein seltsam eklektisch-witziges Element. Na ja, und ich gebe zu, dass ich mich allen obigen Gejammers zum Trotze vortrefflich unterhalten habe. Es passiert eben viel in dieser Antik-Soap. Nur ernstnehmen kann man Scotts Jüngsten bei aller (aufrichtigen) Liebe zu dem immer häufiger taumelnden Altmeister leider überhaupt nicht.
Der Gute wird auf seine alten Jahre noch zum ausgewiesenen Zelluloid-Käser. Aber da steht er ja nicht allein.
Immerhin noch eine Hauch weniger albern als "Noah".

6/10

Ridley Scott Bibel Israel Ägypten Camp period piece


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THE BAY (Barry Levinson/USA 2012)


"We're all gonna die."

The Bay ~ USA 2012
Directed By: Barry Levinson

Die in der Chesapeake Bay gelegene Kleinstadt Claridge lebt vornehmlich von zwei Hauptwirtschaftspfeilern: Dem Tourismus und der Hühnerzucht. Als die Nachwuchsreporterin Donna Thompson (Kether Donohue) zum 4. Juli ein kleines Feature zu den üblichen Nationaltagsfeierlichkeiten anfertigen will, ahnt sich nicht, welches Grauen Claridge an diesem Tag bevorsteht: Die mit den Tonnen von Hühnerkot ins Meer abgeleiteten Steroide haben nämlich eine winzige Seeassel-Art zu einem aggressiven Räuber mutieren lassen, der seine Opfer als Larve befällt und sie dann binnen Stunden innerlich aushölt. Nach Abertausenden von Fischen in der Bucht nehmen sich die kleinen Parasiten nun die Menschen von Claridge vor...

Und zum Abschluss nochmal Unerwartetes von Barry Levinson - leider jedoch unerwartet Submediokres, das nicht eben dazu angetan ist, seinen doch eher positiv konnotierten Ruf zu zementieren. "The Bay" macht sich das formale Mittel des 'embedded filming' zunutze, indem er eine sich aus unterschiedlichen Materialquellen speisende Mockumentary über die Ereignisse in Claridge am und nach dem 4. Juli vorstellt. Im Zentrum stehen dabei die Erlebnisse der Journalisten Donna Thompson, die gefühlt nahezu jedes ihrer fiktiven Interview-Schnipsel mit einem Satz Marke "If I just had known before what awaited me there..." einleitet. Leider vermag sich Levinson nicht recht zu entscheiden, ob er nun eher einen "ernstzunehmenden" Katastrophen- und Seuchenthriller in der Tradition von "The Crazies" oder "Outbreak" vorzulegen wünscht oder doch eher campig angehauchten creature horror (ein Ansatz, der den Film womöglich hätte retten können). Dann scheint es jedoch immer wieder, als besönne sich Levinson auf seine Wurzeln als "Qualitätskinomacher", dessen Renommee ein allzu ausgewalzter blutiger Wahnsinn dann vielleicht doch eher nicht gut bekäme. In diesen Momenten, die die wenigen wirklich mitreißenden quantitativ hoffnungslos überragen, merkt man Levinson einerseits an, dass er schlichtweg Schiss hatte, konsequenter zu werke zu gehen und dass er andererseits einfach nicht der richtige Mann ist für diese Art Film, s. auch "Sphere". Möge er sie künftig der Einfachheit halber doch bitte anderen überlassen.

4/10

Barry Levinson embedded filming Mockumentary Kleinstadt Maryland Monster Seuche Tierhorror Parasiten


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KILLER FISH (Antonio Margheriti/I, USA, BRA, UK 1979)


"I win my wars."

Killer Fish (Piranhas II - Die Rache der Killerfische) ~ I/USA/BRA/UK 1979
Directed By: Antonio Margheriti

Eine in Brasilien umtriebige Räubergang, die ein Vermögen an Edelsteinen aus einer hiesigen Fabrik geklaut hat, rechnet nicht mit der Raffinesse ihres Mastermind Diller (James Franciscus). Dieser hat nämlich, in zielsicherer Ahnung, dass die Anderen versuchen würden, ihn übers Ohr zu hauen, das Gewässer, in dem die Klunker versteckt sind, mit Piranhas verseucht. Die bissigen Fischchen knöpfen sich nunmehr jeden vor, der versucht, die Steine für sich zu kapern. Einzig Dillers Partner Lasky (Lee Majors) ist clever genug, sich von den Piranhas fernzuhalten - bis ein vorbeiziehender Hurricane sie alle nebst dem aparten Model Gabrielle (Margaux Hemingway) und einer kleinen Schar Modefotografen in höchste Bedrängnis bringt.

Als RTL plus damals in NRW in die freie Empfangbarkeit überführt wurde - das war glaube ich im Sommer 88 - zählte "Killer Fish" zu den oft und gern gezeigten Wiederholungen des Senders. Dabei erwies sich der deutsche Titel einmal mehr als Mogelpackung, wie sie die Italiener auch selbst und im Original gern zu verkaufen pflegten; mit Joe Dantes "Piranha" hat Margheritis Film nämlich außer den titelgebenden Beißkollegen nichts gemein. Fairerweise muss man hinzufügen, dass Selbiges auch für das spätere, offizielle Sequel gilt. Wie dem auch sei, "Killer Fish", eigentlich ein Musterbeispiel für internationales Koproduzieren, zählt zu den wenig gelittenen Streifen seiner Ära. Dabei ist er gar nicht so übel - die Besetzung ist durchweg gut aufgelegt und es macht Laune, ihr zuzuschauen; die (leider erst recht spät stattfindenden) Spannungssequenzen mit den Piranhas, die sich mit viel Elan durch die Eingeweide ihrer Opfer fressen (besonders am dicken Roy Brocksmith haben sie ihre Freude), sind Margheriti ordentlich gelungen. Gut, seiner späteren Vorliebe für Pyrotechnik, Miniaturbauten und Rückprojektionen gibt Margheriti vielleicht ein-, zweimal zu oft statt, aber das kennt man ja von ihm. Ich fand dieses Wiedersehen nach langer Zeit jedenfalls durchaus erfreulich.

6/10

Antonio Margheriti Brasilien Piranhas Heist Europloitation


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GRINDHOUSE (Robert Rodriguez, Quentin Tarantino/USA 2007)


"I never miss."

Grindhouse ~ USA 2007
Directed By: Robert Rodriguez/Quentin Tarantino

Aus Robert Rodriguez' und Quentin Tarantinos dereinst recht vollmundig angekündigtem "Grindhouse"-Projekt, das eine Hommage an das bereits im Titel postulierte "Kleinkunstkino" der siebziger Jahre darstellte, wurden zunächst die beiden Einzelsegmente "Planet Terror" und "Death Proof" destilliert und als eigenständige Arbeit des jeweiligen Regisseurs vermarktet. Gewinnmaximierung, ganz im Sinne jener liebevoll hofierter und karikierter Schmuddelreißer aus besseren Kinotagen. Die beiden solitär genossenen "Hauptfilme" (deren Reihenfolge innerhalb von "Grindhouse" selbst in umgekehrter Provenienz vielleicht etwas geschickter gewesen wäre, aber achronologische Durchmengung gehört ja zu Tarantinos kleinen Spezialitäten), die in ihren Einzelversionen jeweils mit einigen Szenen angereichert und gestreckt wurden, ergeben in ihrer Kompilation mitsamt all den hübschen Trailern ein deutlich passgenaueres Vergnügen. Diverse Darsteller, ja, sogar Charaktere wie der stets gern gesehene, vom zerknirschten Michael Parks gegebene Sheriff Earl McGraw, tauchen ja in beiden Filmen auf, was dem eigentlich intendierten venue sehr zuspricht. Einerseits muss man somit zwar auf Wohlgelittenes wie etwa den Lap Dance von Vanessa Ferlito verzichten, es bleibt einem jedoch auch geflissentlich störender Füllstoff erspart. Die Sinnfälligkeit des Ganzen, insbesondere die von Form und Präsentation jedenfalls erschließt sich zur Gänze erst im Double Feature, das ich den beiden Einzelbeiträgen stets vorziehen würde.

9/10

Robert Rodriguez Quentin Tarantino Texas Hommage Splatter Zombies Virus car chase Freundschaft Exploitation


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THE CASSANDRA CROSSING (George P. Cosmatos/I, UK, BRD 1976)


"Good God, woman! Do you think I would personally send a thousand people to their deaths?"

The Cassandra Crossing (Treffpunkt Todesbrücke) ~ I/UK/BRD 1976
Directed By: George P. Cosmatos

Zwei schwedische Ökoterroristen brechen in die Genfer Zentrale der International Health Organisation ein und kommen dabei mit einem tödlichen Lungenpest-Erreger in Berührung. Während der eine (Stefano Patrizi) von ihnen gefasst werden kann und im Labor stirbt, kann der andere (Lou Castel) sich, bereits schwer gezeichnet, in den Zug nach Stockholm retten, in dem sich noch rund eintausend weitere Passagiere befinden - darunter auch der Nobelpreisträger für Medizin, Dr. Chamberlain (Richard Harris). Während der hochstehende US-Offizier Mackenzie (Burt Lancaster) bereits einen sinistren Notfallplan im Hinterkopf hat, kümmert sich Chamberlain um die bereits infizierten Fahrgäste, die sich jedoch ebenso schnell erholen, wie sie sich angesteckt haben, da das Pestvirus im Kontakt mit Sauerstoff abstirbt. Dennoch will Mackenzie kein Risiko eingehen und den Zug über eine marode Brücke hinter der polnischen Grenze schicken - und damit sämtliche Passagiere in den sicheren Tod.

Carlo Ponti hat die Schirmherrschaft über dieses vornehmlich in Cinécittá gefertigte Starvehikel nach dem Vorbild der damals grassierenden Katatrophenfilm-Welle übernommen. Mit den gigantischen Schauwerten amerikanischer Konkurrenzproduktionen wie "The Towering Inferno" kann Cosmatos' Film zwar nicht mithalten, wirkt im Direktvergleich sogar eher bescheiden, dafür fährt man ein schillerndes vip package auf, das mit seinem internationalen Glanz höchsten Besetzungsansprüchen genügt. Time for some proud namedropping then: neben den Erwähnten sind noch die Diven Sophia Loren, Ingrid Thulin, Alida Valli und Ava Gardner zu bewundern, dazu Martin Sheen, O.J. Simpson, John Phillip Law, Lionel Stander, Ann Turkel, Ray Lovelock, Renzo Palmer und sogar der greise Lee Strasberg in einer Schlüsselrolle als jüdischer Schicksalslenker. Ein personelles Rundum-Sorglos-Paket also, dem es viel Freude macht, bei seinem Ausflug in camp und pulp zuzuschauen und das natürlich den ganzen Film erst wertig macht. Ansonsten ist die haarsträubende Story um ein gefährliches und dann doch wieder ungefährliches Pestvirus und schweinische US-Militärs, verquickt mit diversen kleinen Privatschicksalen von Heroinschmuggel bis KZ-Flucht, nämlich durchsetzt von den üblichen Heulern jener Genre-Dramaturgie, die den erfolgreichen amerikanischen Mustern wiederum in nichts nachstehen. Wenn sich im Zug am Ende eine tapfere kleine Gruppe Mitreisender unter Führung von Richard Harris anschickt, gegen die bösen Soldaten in ihren weißen Schutzanzügen aufzubegehren, gibt es sogar noch ein paar bleihaltige MP-Duelle. Und auch um die innerlich herbeigesehnte Katastrophe wird man nicht beschissen; klar, die macht den Braten schließlich erst richtig fett.

7/10

George P. Cosmatos Schweiz Zug Virus Pest Ensemblefilm Polen


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GODZILLA (Gareth Edwards/USA, J 2014)


"Nature has an order. A power to restore balance. I believe he is that power."

Godzilla ~ USA/J 2014
Directed By: Gareth Edwards

Der in Japan tätige Wissenschaftler Joe Brody (Bryan Cranston) ist bereits seit Jahrzehnten einer mysteriösen Naturgewalt auf der Spur, die sich immer wieder durch seismische, unterseeische und unterirdische Aktivitäten bemerkbar macht und der einst seine eigene Frau Sandra (Juliette Binoche) zum Opfer gefallen ist. Sein mittlerweile erwachsener, im Militärdienst befindlicher Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) hält seinen alten Herrn für einen Spinner, der lediglich Sandras Tod nicht verkraften kann und daher einem Hirngespinst nachjagt. Doch die folgenden, sich überschlagenden Ereignisse geben Brody Senior Recht: In den Ruinen des Atomkraftwerks, für das er einst gearbeitet hat, schlüpft aus einer Art Kokon ein riesenhaftes, flügelbewährtes Ungetüm, das Ähnlichkeit mit einer gigantischen Gottesanbeterin hat. Dieses "MUTO" getaufte Wesen, das sich von radioaktiver Strahlung ernährt und alle Arten von Elektrizität lahmlegen kann, macht sich auf seinen zerstörerischen Weg via Hawaii bis an die Pazifikküste der USA. Dort will es sich mit seinem weiblichen Gegenstück, das in der Wüste Nevadas erwacht, paaren. Doch es gibt noch ein drittes Monster, um den eine geheime Wissenschaftlerloge namens 'Monarch' bereits seit langer Zeit weiß: Den Godzilla, einen riesigen Urzeitdrachen, der auf die beiden MUTOs losgeht. Ford hat alle Hände voll zu tun, die Monster zu bekämpfen und seine Familie zu beschützen.

Wenngleich ich den Edwards' Remake in punkto Zeitmanagment leider sehr ungünstig zuvorgekommen "Pacific Rim" von Guillermo del Toro spaßiger fand, ist "Godzilla" eine ordentlich gerierte Monstermär, die, anders als Emmerichs Variante von 1998, deutlich mehr Respekt für die Ikonografie des Originals aufbringt und diesem mental sehr viel näher steht. Die Japaner haben ihren "Gojira" ja im weiteren Verlauf seiner Filmkarriere einen beinahe messianisch gefärbten Retterstatus zukommen lassen, der zwar stets wenig Rücksicht auf humankulturelle Errungenschaften und entsprechende Kollateralschäden nahm, die Welt jedoch nicht selten vor sehr viel böseren Monstern oder gar Aliens bewahren konnte. In dieser Tradition steht auch diese jüngste Inkarnation des "king of monsters", dem, das zeichnet sich zum Ende des Films bereits ab, vielleicht eine neuerliche Karriere als popkulturelles Artefakt bevorsteht. Godzilla kommt, sieht und siegt, hält ein Schläfchen in den Trümmern von Frisco, um dann wieder in der Tiefsee zu verschwinden, von wo er zum kurzen Besuch an die Oberfläche kam. Der 'Monarch'-Wissenschaftler Serizawa (der bereits im Original als Erfinder der Godzilla bezwingenden Superwaffe vorkam und hier von Ken Watanabe gespielt wird) fasst es in Worte: Godzilla ist nichts anderes als ein Abgesandter von Mutter Natur, der den spezifischen Auftrag hat, den Globus (respektive das Leben auf im) vor archaischen Gefahren zu schützen, derer er (bzw. es) sich selbst nicht erwehren kann. Ohne viel auf die ihn umschwirrenden Ameisen zu geben, die ihn mit ihren kleinen Helikoptern, Panzern und Raketen beharrlich belästigen, bahnt sich der Monsterkönig seinen Weg durch den Ozean bis in die unreiwillige Kampfesarena, um die beiden MUTO zu plätten. Doch auch die Menschheit muss nicht komplett untriumphal ausgehen: Ford Brody gelingt es immerhin, zum Leidwesen der stolzen Mama, die MUTO-Brut zu zerstören.
Gareth Edwards als Regisseur bildet eine glückliche, vielleicht sogar die glücklichste Wahl für "Godzilla" 2014, hat der Brite doch bereits mit seinem "Monsters" unter Beweis stellen können, dass er hinreichend Respekt für bedrohliche Viecher, die zwischen und über uns hinwegstapfen wie riesige Abgötter, aufzubringen imstand ist. Was für Emmerich letzthin alles bloß groß und spaßig und Alibi für desaströse Spielereien war, erhält heuer zumindest einen gesunden Prozentsatz an Sujet- und vor allem Selbstachtung.

7/10

Gareth Edwards Japan Pazifik San Francisco Monster Kaiju Godzilla


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POMPEII (Paul W.S. Anderson/USA, CA, D 2014)


"They who are about to die salute you!"

Pompeii ~ USA/CA/D 2014
Directed By: Paul W.S. Anderson

Der Gladiator Milo (Kit Harrington) ist der letzte Überlebende eines von dem damaligen Feldherrn und jetzigem Senator Corvus (Kiefer Sutherland) gnadenlos niedergeschlagenen Kelten-Aufstands. Als Kind (Dylan Schombing) hatte Milo mit ansehen müssen, wie Corvus höchstpersönlich seine Eltern abschlachtete. Nunmehr steht er im Dienste des Gladiatorenbesitzers Graecus (Joe Pingue), der ihn nach Pompeii bringt, um dort die durch den reichen Patrizier Severus (Jared Harris) geplante Stadtrenovierung mittels seiner Spiele zu begleiten. Milo verliebt sich in Severus' Tochter Cassia (Emily Browning), auf die auch der sich ebenfalls vor Ort befindende Corvus ein Auge geworfen hat und schließt Freundschaft mit einem eigentlichen Todfeind, dem Gladiatoren Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje). Bevor Corvus Severus nötigen kann, ihm Cassia zur Gemahlin zu geben, bricht der Vesuv aus und begräbt die Stadt unter sich - nicht ohne Milo Zeit für seine Rache zu lassen.

Dass derart reuelos gefertigter Camp wie "Pompeii" auch heute noch, da alles nach Perfektion und Reibungslosigkeit strebt, in die Kinos gelangt, mag nicht unbedingt als schlechtes Zeichen gelten. Ich kenne längst nicht alle seine Filme, aber ich schätze, Paul W.S. Anderson zählte und zählt kaum zu den filigraner vorgehenden Studio-Handwerkern. Hier aktualisiert er keinesfalls (und wie ich bis dato glaubte) die berühmte Geschichte von Bulwer-Lytton um Glaucus und Ione, sondern eine neu erfundene Story, die mehr oder minder grob die letzten fünfzehn Jahre popkultureller Aufbereitung des Römischen Reichs unter einen Hut zu bringen versucht. Ohne Gladiatoren geht es also schonmal nicht und weil "Game Of Thrones" momentan alle Welt umtreibt, holte man sich kurzerhand noch Jon Snow für die Hauptrolle hinzu. Das Script und auch seine Umsetzung nehmen sich in etwa so elegant aus wie ein Wikinger-Essen; im Grunde stimmt hier vorne nichts und hinten schon gar nichts. Man mag bei der Inszenierung beginnen, die sich nicht von gängigen TV-Formaten abgrenzen kann (oder will?), beim Script, das aber auch wirklich kein noch so offensichtliches Klischee-Fettnäpfchen auslässt fortfahren und von den Darstellern, von denen bestenfalls Kiefer Sutherland die Leinwand auszufüllen imstande wäre, der sich hier jedoch dem allgemeinen Niveau anpasst, zum Einsatz des audiovisuellen Effektefundus' gelangen, der sich ganz schamlos zum primären Entertainmentfaktor deklariert. Kurzum: "Pompeii" ist unverhohlen strunzdämlich, steht jedoch zu sich und seinem schlichten Geflecht in unerschütterlicher Selbstverleugnung und bereitet gerade deshalb schuldiges Vergnügen. Leider fällt er alles in allem ein wenig zu brav aus. Dennoch: ein glatter Anachronismus, der sicher noch in ein paar Jahrzehnten seine ihm kultisch ergebenen Anhänger haben wird.

5/10

Paul W.S. Anderson Rom period piece Camp Pompeii Vulkan Rache Gladiatoren 3-D


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NIGHT OF THE COMET (Thom Eberhardt/USA 1984)


"I'm not crazy, I just don't give a fuck."

Night Of The Comet (Der Komet) ~ USA 1984
Directed By: Thom Eberhardt

Die gesamte Welt wartet gespannt auf das nächtliche Passieren des periodisch vorbeiziehenden Halleyschen Kometen. Dessen stellarer Einfluss hinterlässt jedoch sehr unschöne Folgen: Wer sich unter freiem Himmel befand, hat sich wahlweise in roten Calcium-Staub aufgelöst oder sich in ein ansteckend irrsinniges, zombieähnliches Wesen verwandelt. Regina (Catherine Mary Stewart), ihre jüngere Schwester Samantha (Kelli Maroney) und der Trucker Hector (Robert Beltran) bleiben jedoch verschont, ebenso wie ein in einer Wüstenbasis operierendes Forscherteam, das bereits emsig nach einem Heilmittel gegen die Seuche sucht. Schon bald kommt es zum Konflikt zwischen den Parteien.

Ein kleines Kronjuwel des subversiven Achtziger-Genrefilms ist dem ohnehin stets zuverlässigen Thom Eberhardt mit "Night Of The Comet" gelungen. Ebenso wie Tobe Hoopers ungerechtfertigterweise ungleich bekannterer "Lifeforce" macht der Film sich die damals grassierende (entsprechende Generationen werden sich erinnern) Manie um den Halleyschen Kometen zunutze, der sich tatsächlich für 1986 anschickte, uns mal wieder "Hallo" zu sagen und dessen angekündigtes Erscheinen ungefestigteren Zeitgenossen Anlass zu gottesfürchtigen Spekulationen gab. Als Protagonistinnen wählte man zwei überaus ordinäre kalifornische teenage girls, die von ihrem militärisch engagierten Vater zufälligerweise in Waffenkunde geschult sind. Die bei Romero noch etwas subtiler gehandhabte Studie einer selbst angesichts des Untergangs noch konsumgeilen Menschheit wird bei Eberhardt zur offenen Satire umgestaltet, wie es überhaupt einige vorzügliche Gags gibt, die die omnipräsente Weltungergangsstimmung prima aufhübschen.
Eigentliches Highlight sind jedoch die Bilder des leergefegten, von einer orange-roten Atmosphäre überlagerten Los Angeles, die wiederum stark an "The Omega Man" gemahnen. Uneingeschränkt ein Klassefilm, international jetzt gleich mehrfach in exzellenten Editionen erschienen und damit zur frohen Wiederentdeckung bereitgestellt.

8/10

Apokalypse Thom Eberhardt Virus Los Angeles Schwestern


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NOAH (Darren Aronofsky/USA 2014)


"Now you're a man."

Noah ~ USA 2014
Directed By: Darren Aronofsky

In grauer Vorzeit: Der dem allmächtigen "Schöpfer" hörige Noah (Russell Crowe) erhält eines Tages eine wegweisende Vision. Ein gewaltiger Regen wird die gesamte Welt überfluten und es ist an ihm, Noah, die Unschuldigen, nämlich die Tiere, in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zwecke soll er ein gewaltiges Schiff bauen, eine Arche, auf der je zwei Exemplare jeder Art Platz finden. Auch Noah und seine Familie dürfen als Erbauer und letzte Human-Vertreter darauf mitfahren. Mithilfe der "Wächter", steinerner Riesen, in deren Innerem sich die himmlischen Heerscharen des Schöpfers verbergen, gelingt Noah der Bau der Arche und auch das Zurückschlagen der anrückenden Horden des Tubal-Kain (Ray Winstone), der dereinst Noahs Vater (Marton Czokas) erschlug. Der Tyrann selbst allerdings kann sich in die Arche einschleichen und sich dort mithilfe von Noahs rachsüchtigem Mittleren Ham (Logan Lerman) verstecken. Derweil ist Noahs zumal unfruchtbare Adoptivtochter Ila (Emma Watson) schwanger. Dies steht jedoch dem Masterplan zur vollständigen Tilgung der Menschheit entgegen. Noah muss eine Entscheidung treffen...

Die Bibel ist ja ein duftes Märchenbuch, wenngleich über weite Passagen ziemlich mies geschrieben und mit allzu vielen Namen unübersichtlich aufgepimpt. Dennoch gab und gibt sie Fernseh- und insbesondere Hollywood-Studios immer wieder Anlass zu Demonstrationen von production values und vor allem zu solchen wahnhaften Vulgärglaubens. In das klassische Segment ebenjener Art Bibel-Adaption fällt auch Darren Aronofskys jüngster Film, dem ja in Kürze noch einige Konkurrenz-Produktionen folgen werden. Bibel ist anno 2014 wieder in. Was liefert nun der vorliegende, betont allegorisch arrangierte Gattungsvertreter? Edeltrash? Ziemlich sicher. Das Exempel eines in Ehren gescheiterten Großprojekts? Ganz bestimmt. Aronofsky gilt ja gemeinhin als ambitioniert zu werke gehender Filmemacher mit höchst spezifischer Note. "Noah" entwickelt erwartungsgemäß mancherlei Parallelen zu Aronofskys bisher unzugänglichstem Werk "The Fountain", das sich ebenfalls als philosophische Flexion verstand und sich verstärkt mit existenzialistischen Topoi auseinandersetzte. Ebenso wie im erwähnten The Fountain" geht es auch in "Noah" um Persistenz. Die der Menschheit selbst nämlich. Fragen über Fragen werden aufgeworfen wie die nach der grundsätzlichen Existenzberechtigung einer vernunftbegabten Spezies in einem an sich idealen natürlichen Gefüge. Ob die Welt nicht vielleicht besser ohne uns drehte, da sich mit dem Einschleichen geistiger Gewandtheit zugleich auch all unsere negativen Attribute potenzierten: maßloser Raubbau an allem, Krieg, Neid, Hass, Gier. Angesichts einer sich weiter drehenden Erde, auf der Dinge geschehen, wie sie aktuell omnipräsent sind, wirft "Noah" gleich noch die dräuende Frage nach dem möglichen Wert einer ultimativen Euthanasie auf, wie sie die biblische Sintflut ja dereinst vollzog: Gänzlich erholen könne sich unsere kranke, faulende Welt nurmehr ohne uns.
Natürlich ist das finale Fazit ein im humanistischen Sinne positives: durch das, was uns wesenhaft auszeichnet, durch Herz, Seele und die Fähigkeit, Barmherzigkeit zu entwickeln, verdienen auch wir weiterhin unsere Chancen; regelmäßige göttliche Warnschüsse vor den Bug allerdings und natürlich inbegriffen.
Dazwischen immer wieder beeindruckend gestaltete, aronofskysche Bilderfluten: von der Schöpfungsgeschichte über die sich forttragende Botschaft des Schöpfers an die Tiere, zur Arche zu kommen; vom Sündenfall bis hin zu Noahs Epiphanien. Ein wenig als drug movie nimmt sich "Noah" somit auch aus, in Kombination mit einer frappierend an die Tolkien-Adaptionen erinnernden Fantasy-Ästhetik allerdings als kein weltbewegendes. Manchmal, da ist er sogar direkt albern.

6/10

Darren Aronofsky Bibel Familie 3-D





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