Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0



Foto

BATMAN: THE DARK KNIGHT RETURNS (Jay Oliva/USA 2013)


"It's finally here, isn't it? The moment we've both dreamed about..."

Batman: The Dark Knight Returns ~ USA 2013
Directed By: Jay Oliva

Um die Mitte der 1980er ist Batman alias Bruce Wayne bereits seit zehn Jahren von der Bildschwäche verschwunden. Im Zuge eines Regierungsdekrets, das sämtlichen Superhelden bis auf den großen Rotblauen den Einsatz verbietet, hat er sich auf Wayne Manor zurückgezogen und vegetiert als verbitterter Todessehnsüchtiger durch seine Fünfziger. Bis äußere Ereignisse Batman zurück auf den Plan rufen: Eine entfesselte, vielköpfige Gang namens "Mutanten" schickt sich an, die Stadt in Ausnahmezustände zu versetzen, Harvey Dent wird als vermeintlich geheilt aus Arkham entlassen und der lange Zeit katatonische Joker bekommt von seinem idiotisch-liberalen Psychiater Wolper auf dem Silbertablett die Chance für seinen großen finalen Massenmord kredenzt. Parallel dazu verwickelt sich die Regierung Reagan auf der Insel Corto Maltese in einen Konflikt mit der Sowjetunion, der in den Dritten Weltkrieg zu münden droht. Die Welt braucht, sie schreit geradezu nach Batman...

Frank Millers revolutionäre Miniserie gilt neben Alan Moores "Watchmen" immer noch zu Recht als Meisterwerk des Mediums. Vor gut dreißig Jahren haben die beiden von DC herausgebrachten Reihen nicht nur die neunte Kunst, sondern speziell das Superhelden-Subgenre endgültig von den letzten verbliebenen Barrieren der Infantilität befreit und dem Massenpublikum demonstriert, wie sich vermeintlich triviale Literaturartefakte zu großer Kunst ausbauen lassen, wenn sich bloß die richtigen Köpfe damit befassen. Batman war in "The Dark Knight Returns", einer Geschichte, die dem 'Elseworlds'-Konzept von DC zuzuordnen ist, welches altbekannte Figuren und deren Entstehungsgeschichten in andere zeitliche und/oder inhaltliche Kontexte setzt, seinem eigenen Raum entrückt und mehr als eine Dekade in die Zukunft katapultiert worden; ein grauhaariger, einsamer Mann, der unter schweren Neurosen und dem zeitlichen Wandel zu leiden hat. Der erste Robin ist fort, der zweite im Einsatz verstorben. Doch besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen: Kurz bevor das Chaos Gotham City zu überrennen droht, taucht Batman aus der Versenkung auf und mit ihm ein neuer (weiblicher) Robin. Dass Batmans Nemesis multiple Formen annimmt, derer er endlich auf unterschiedliche Art Herr werden kann, bevor er endlich das alte Kostüm abstreifen und als moderner Stadtguerillero in den Kampf ziehen kann, zeigt sich im Kampf gegen diverse Bedrohungen: Der Joker läuft Amok und muss endgültig gebändigt werden; Superman ist zum Schoßhündchen einer faschistoiden Wildwest-Regierung geworden und kann Richtig nicht mehr von Falsch trennen. Gegen alle diese Herausforderungen besteht Batman auf die eine oder andere Art, mit blanker Gewalt oder Gewitztheit, und sieht am Schluss einer neuen biographischen Ära entgegen.
Abgesehen von Millers und Klaus Jansons brillantem Strich adaptiert diese neue, in zwei Teilen veröffentlichte Verfilmung der gewaltigen Graphic Novel ganz ähnlich wie bereits "Year One" größenteils 1:1. Ganze Panels finden sich übernommen und mit geringfügigen Modifikationen filmisch aufbereitet, selbst zahlreiche Kleinstdetails bekommen ihren revisualisierten Platz zugewiesen. Als besonders großartig erweist sich die düstere zweite Hälfte der Umsetzung, die um die letzten Schandtaten Jokers und Batmans Duell mit Superman kreist. Hier erreicht Oliva nahezu die atmosphärische Intensität der Vorlage. Von den bisherigen DC-DTV-Animationsfilmen erscheint mir "The Dark Knight Returns" somit als der bisher gelungenste. Was die formale Umsetzung angeht, so mag jedoch ruhig noch etwas mehr Sorgfalt und Aufwand in die bildlichen Hintergründe investiert werden. Ansonsten gern weiter so. "Arkham Asylum" mag kommen.

8/10

Batman Superhelden Comic Superman period piece Apokalypse Kalter Krieg Atombombe Dystopie DC Comics


Foto

BATMAN: MASK OF THE PHANTASM (Eric Radomski, Bruce W. Timm/USA 1993)


"Sal Valestra, your Angel of Death awaits."

Batman: Mask Of The Phantasm (Batman und das Phantom) ~ USA 1993
Directed By: Eric Radomski/Bruce W. Timm

Als Batman sieht sich Bruce Wayne mit einem neuen, tödlichen Gegner konfrontiert, dem "Phantom". Dieses schickt mehrere alternde Mobster ins Jenseits, bevor Batman sein wahres Geheimnis lüften kann. Parallel dazu taucht nach vielen Jahren Bruces alte Liebe Andrea Beaumont wieder in Gotham auf und verdreht ihm erneut den Kopf.

Parallel zur damals bei Fans wie bei Neueinsteigern wie eine Bombe einschlagenden Animated-TV-Serie gab es dieses ersten abendfüllenden Trickfilm fürs Kino. Meisterlich in Umsetzung und Stil, mit multiplen künstlerischen Einflüssen von Will Eisner bis Jugendstil und Art Déco und voll von gepflegt-unaufdringlichen Reverenzen an die Comichistorie Batmans, bildete "Mask Of The Phantasm" wiederum nicht nur für eingefleischte Liebhaber etwas ganz Besonderes. Er emanzipierte zugleich die Protagonisten des Animated-Universums als Neuinstallationen in ihrer eigenen Welt, das waghalsige Kunststück vollführend, zugleich den Charakter der Vorlagenfigur zu transportieren als ihn auch in einen gänzlich neuen stilistischen Kontext zu setzen. In Comictermini würde man dies als eine "Elsewords"- bzw. "What if...?"-Geschichte bezeichnen, eine Story also, die bekannte Figuren in ein ungewöhnliches Szenario verpflanzt, das aufgrund seiner narrativen Radikalität zumeist nur für ein singuläres Abenteuer taugte. Dass Bruce Wayne einst eine Geliebte gehabt haben soll, die ihn zunächst von seinem determinierten Vigilantenpfad abhielt, um ihn dann gezwungenermaßen sitzen zu lassen, ist eine schöne und durchaus Sinn stiftende, aber eben "erfundene" Fußnote in der Charakter-Biographie. Ähnliches gilt für den Joker, dessen erst kurz zuvor von Alan Moore in "The Killing Joke" festgesetzte origin die Autoren schlicht ignorieren. Alles kleine Faux-pas, mit denen man leben kann - weil der Film sie aufgrund seiner Geschlossenheit rasch vergessen macht.

8/10

Batman Comic Serienmord Rache Duell Amour fou Mafia


Foto

CARODEJUV UCEN (Karel Zeman/ČSSR, BRD 1978)


Zitat entfällt.

Čarodějův Učeň (Krabat) ~ ČSSR/BRD 1978
Directed By: Karel Zeman

Die Lausitz zu Beginn des 18. Jahrhunderts: Der lebenslustige Betteljunge Krabat wird durch einen magischen Ruf zur Mühle am schwarzen Wasser gerufen, wo er künftig als einer von zwölf Lehrlingen in die Schule des Meisters geht. Diese besteht allerdings nicht nur darin, sich im Müllerhandwerk ausbilden zu lassen, sondern vor allem im Erlernen der schwarzen Künste. Jedes Jahr muss sich einer der Lehrlinge mit dem Meister im Zauberkampf messen - und unterliegt, so dass immer wieder ein Nachfolger gesucht werden muss. Als Krabat sich in eine schöne Kantorka aus einem benachbarten Dorf verliebt, ist die Reihe an ihm, gegen seine Meister zu bestehen.

Spätes Meisterwerk des großen Animationskünstlers Karel Zeman, der verschiedene Stile von Trickkunst auf eine beinahe schmerzlich schöne Weise miteinander kombiniert: "Herkömmliche", zweidimensionale Zeichenkunst, Scherenschnitt, Rotoskopie und die Kombination mit real abfotografierten Naturelementen komponiert Zeman zu einem prachtvollen, höchst atmosphärischen Kaleidoskop von (und für) höchste(n) ästhetische(n) Ansprüche(n). Dass Preußlers große Vorlage um ein paar schauerliche Elemente und Details (darunter die allquartärliche Ankunft des mysteriösen Höllenkutschers, für den der Müller Säcke von Leichen zermahlen muss) erleichtert bzw. um einige Phantasmagorien (etwa die Magieduelle des Meisters mit seinen Schülern) angereichert wurde, ist der kreativen Freiheit des Adapteurs geschuldet und gliedert sich derart harmonisch in Zemans Variation ein, dass dessen Homogenität und Integrität niemals angetastet werden. Tadellos, als Literaturadaption wie als eigenständiges Kunstwerk.

10/10

Märchen Lausitz Großer Nordischer Krieg Coming of Age Ottfried Preußler Zeichentrick Sage period piece Karel Zeman Magie


Foto

PINOCCHIO (Hamilton Luske, Ben Sharpsteen/USA 1940)


"What does an actor want with a conscience, anyway?"

Pinocchio ~ USA 1950
Directed By: Hamilton Luske/Ben Sharpsteen


Eine gute Fee erfüllt dem Tischler Gepetto den Wunsch, dass seine Holzpuppe Pinocchio zum Leben erwachen möge. Doch bis zum "richtigen" Jungen aus Fleisch und Blut ist es noch weit hin: Zunächst muss Pinocchio lernen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, dass ohne Bildung nichts geht im Leben und nur wahre Redlichkeit sich am Ende auszahlt.

Es ist weniger Carlo Collodis etwas hausbackene, mit preußischer Eisenpädagogik gespickte Geschichte des dummen Jungen, dessen Holzkopf erst mit Eselsohren garniert werden muss, bevor er sein Väterlein schlussendlich glücklich machen kann, als Disneys so übermütige wie liebenswert-saubere Animation, die "Pinocchio" zum Klassiker des Animationsfilms macht. Ganz abgesehen davon, dass die Adaption der Geschichte, wie bei Disney üblich, auf sehr losgelöstem Wege geschieht, sind es ohnehin primär die Figuren nebst ihrer Gestaltung, die Rührung und Spannung hervorrufen: Pinocchio selbst, der sympathische alte Gepetto, seine Haustiere Figaro und Cleo, Jiminy Grille, die per Rotoskopie zum Leben erweckte Fee und sogar die beiden Halunken Fuchs und Kater, denen ich persönlich sowieso noch nie böse sein konnte.
Immerhin erst Disneys zweiter Langfilm nach "Snow White And The Seven Dwarves" und dennoch bereits von atemberaubender Perfektion.

9/10

Walt Disney Hamilton Luske Ben Sharpsteen Maerchen Kinder Puppe


Foto

FANTASTIC MR. FOX (Wes Anderson/USA, UK 2009)


"Just buy the tree." - "Okay."

Fantastic Mr. Fox (Der fantastische Mr. Fox) ~ USA/UK 2009
Directed By: Wes Anderson


Der Fuchs Mr. Fox verspricht seiner Frau, nachdem es einmal besonders brenzlig wird, und sie ihm offenbart, dass sie bald Eltern würden, in Zukunft die Finger vom Hühnerdiebstahl zu lassen und stattdessen einer "ehrlichen" Arbeit nachzugehen. Mr. Fox wird also Zeitungskolumnist, doch es dauert nicht allzu lange, da juckt es ihm wieder in den Fingern und mit seinem gemütlichen Freund, dem Opossum Badger, macht er sich daran, die drei Bauern der Gegend um ihre jeweiligen Hauptprodukte zu erleichtern. Diese reagieren sehr ungehalten und gehen zum Gegenangriff auf Fox, seine Familie und die anderen Waldbewohner über, was einen regelrechten Kleinkrieg zwischen Mensch und Tier entfesselt.

Auf der Leinwand erlebt der gescheite Kindergeschichtenautor Roald Dahl bereits seit den neunziger Jahren eine Renaissance, die sich schon aufgrund der unikalen, atmosphärischen Erzählweise des Literaten je in sicheren Regisseurshänden wie denen von Nicolas Roeg, Henry Selick und Tim Burton lag, allesamt recht eigensinnige Filmemacher mit einer jeweils entsprechend persönlichen, teils bekanntlich durchaus morbiden Signatur. Wes Anderson nun, den ich nicht von ungefähr bereits einen Eintrag tiefer als 'Familienchronist' bezeichnete, knöpfte sich - na was wohl - eine von Dahls die Familie thematisierenden Fabeln vor. Zwar behalten die zivilisierten Tiere ihre jeweils typischen Eigenschaften; sind also wahlweise neugierig, flink, gefräßig, klug, solipsistisch veranlagt und so fort; sind jedoch auch den Menschen zivilisatorisch ebenbürtig, der Menschensprache mächtig, können Motorrad fahren, Erpresserbriefe schreiben, philosophieren etc.. Dass Anderson diese Gegebenheiten als selbstverständliche Rahmenbedingungen für seine herrlichen, erdfarbenen Stop-Motion-Bilder verwendet, war zu erwarten, ebenso wie die Tatsache, dass der pubertierende Sohn des Ehepaars Fox in Ermangelung der Allmacht rettender väterlicher Achtung einen mittelschweren Neurotiker abgeben durfte. Bis auf die ungewohnte, respektive ungewöhnliche Art der Erzählung - nebenbei ist dies des Regisseurs erster Film seit "Bottle Rocket", für den er auf das Scope-Format verzichtet - bleibt dieses Anderson-Erlebnis, was seinen Skurillitätsfaktor und den Oszillationsgrad zwischen tieftraurig und juchzend komisch anbelangt, irgendwie ein angenehm vertrautes.

8/10

Fabel Roald Dahl Wes Anderson


Foto

WIZARDS (Ralph Bakshi/USA 1977)


"So, what are elves good for?"

Wizards (Die Welt in 10 Millionen Jahren) ~ USA 1977
Directed By: Ralph Bakshi


Zehn Millionen Jahre nach einem verheerenden Atomkrieg wird die Erde (wieder, wie die Stimme von Susan Tyrrell bzw. Inken Sommer im Prolog weissagt) von Elfen, Mutanten und Robotern bevölkert, die sich im Wesentlichen in zwei Richtungen orientieren, die wiederum zufällig von einem bis auf den Tod verfeindeten Bruderpaar bestimmt werden: Avatar und Blackwolf. Der eine ist ein lustiger, zerzauster alter Magier, versoffen und spitz wie Nachbars Lumpi, der eine ein böser Dämon, der sich mit dokumentarischen Blitzkriegsfilmen und Aufnahmen alter Hitlerreden seine Armeen untertan macht. Als Blackwolf einmal mehr versucht, Avatar durch einen seiner Killerroboter töten zu lassen, macht der lustige Zauberer sich zwecks endgültiger Entscheidung mit der drallen Elfenprinzessin Elinore, dem Krieger Weehawk und dem "umgedrehten", jetzt 'Peace' heißenden Roboter auf nach dem Lande Scortch, wo Blackwolf auf seinem sinistren Nazischloss hockt.

Ralph Bakshis Filme zu mögen ist nicht unbedingt leicht; seine Herangehensweise an die ihn bewegenden Themen häufig eine unkonventionelle und die Methode der Umsetzung, die ihre Wurzeln bei Robert Crumb und im Underground-Comic hat, im Prinzip ein diametraler Gegenentwurf zu jeder Form von klassischer Animation im US-Zeichentrickfilm. Dennoch hatte Bakshi einst "seine" Dekade, in den elf Jahren zwischen "Fritz The Cat" und "Fire And Ice" um genau zu sein, in der viel möglich war im amerikanischen Kino, in der verschiedene Animationsstile von der klassisch-zweidimensionalen bis hin zur Rotoskopie wild mit Realfilmaufnahmen gemixt werden durften, ohne dass jemand gleich laut 'Eklektizismus!' schrie, in der wilde LSD-Phantasien, offener Sexismus und Blut als hoffähige Elemente firmierten, in der Blaxploitation sogar Zeichentrick sein durfte. Für Bakshi war diese Phase ideal, um seinen Phantasien Ausdruck zu verleihen. Leider sank sein Stern ebenso schnell wie er zuvor aufgestigen war. "Wizards", den Bakshi im Interview als Familienfilm zu verkaufen sucht, ist eigentlich genau das Gegenteil eines solchen, auch wenn hier und da der obskure Humor ein infantiles Niveau noch unterschreitet. Die irrsinnigen Farbexplosionen vor den wie selbstverständlich zum Filminventar gehörenden Nazi-Memorabilia ist nicht eben leicht zu schlucken und für jedes Kind unter 12 Jahren vermutlich nur über Umwege zu interpretieren. Aber sei's drum; das ist ja gar kein Bewertungsmaßstab. Als Supporter für Rauschzustände könnte ich mir den Film geradezu formidabel vorstellen, leider war ich selbst bei meiner Betrachtung einfach nur müde und vor allem nüchtern. Nicht die besten Voraussetzungen um einen Bakshi-Film gebührend zu würdigen. Beim nächsten Ml bin ich besser vorbereitet.

7/10

Elfen Apokalypse Dystopie Nationalsozialismus Ralph Bakshi Mutant Roboter


Foto

THE PRINCESS AND THE FROG (Ron Clements, John Musker/USA 2009)


"Don't make me light my butt!"

The Princess And The Frog (Küss den Frosch) ~ USA 2009
Directed By: Ron Clements/John Musker


New Orleans in den zwanziger Jahren. Die ehrgeizige Kellnerin Tiana versagt sich jegliches Privatvergnügen, um den Traum ihres verstorbenen Vaters finanzieren zu können: Ein eigenes Restaurant. Als zum jährlichen Mardi Gras der schnöselige, mittellose Prinz Naveen in der Stadt auftaucht, um Tianas ebenfalls schnöselige, dafür aber umso reichere Freundin Charlotte zu heiraten, wird der sinistre Voodoopriester Dr. Facilier hellhörig. Flugs verwandelt er Naveen in einen Frosch und gibt Naveens missgünstigen Diener James die Gestalt des Prinzen, um diesen als willfährigen Mittelsmann zu missbrauchen. Nach einem folgenschweren Kuss von Frosch-Naveen verwandelt sich auch Tiana in einen grünen Hoppler. Gemeinsam landet man im Bayou, gewinnt ein paar neue Freunde und holt sich Rat bei der weisen Uralt-Zauberin Mama Odie: Wenn Naveen und Tiana noch vor Mitternacht von der mittlerweile geadelten Charlotte geküsst werden, erhalten sie ihre Menschengestalt zurück.

Disney macht nach einer bislang nie dagewesenen, fünfjährigen Pause doch tatsächlich wieder einen abendfüllenden 2D-Animationsfilm fürs Kino - der Welt ist ein Stück Ordnung zurückgegeben. Damit nicht genug, beschäftigen die Mickymäuse sogar ein eigens für die Abteilung Zeichentrick aus der Taufe gehobenes Sublabel (Walt Disney Animation Studios) - es scheint also, als könne man sich auf noch mehr freuen.
"The Princess And The Frog" ist seit dem wunderbaren "Treasure Planet" vom selben Team darüberhinaus der schönste Trickfilm des Studios. Temporeich, vor liebevollen Details und netten Songs trotzend sowie mit einer gewaltigen, an vergangene Großtaten erinnernden Reminiszenzbreite versehen, lässt der Film tatsächlich jenes alte, wohlige Gefühl aufkommen, dass manch einem von uns bereits seit frühesten Kindheitstagen vertraut sein dürfte. Eruptive Farb- und Formexplosionen während der surrealen Musiknummern (die es nebenbei locker mit denen in "Treasure Planet" aufnehmen können) nebst verrückter Einfälle wie dem Trompete spielenden, in der deutschen Fassung von Bill Ramsey gesprochenen Alligator Louis dürften darüberhinaus vor allem den rauschaffinen Disney-Gucker freudig stimmen, gemahnen sie doch an die großen LSD-Klassiker "Fantasia" und "Alice In Wonderland"
A sort of homecoming.

8/10

John Musker Ron Clements Musik Sumpf Jazz New Orleans Suedstaaten Maerchen Disney Kinder


Foto

CORALINE (Henry Selick/USA 2009)


"How dare you disobey your mother!"

Coraline ~ USA 2009
Directed By: Henry Selick


Hinter einer übertapezierten Tür ihres neuen Hauses entdeckt die kleine Coraline den Eingang in eine Art Parallelwelt. Dort waren ihre "anderen Eltern" auf sie, welche im Gegensatz zu ihrer realen Mum und ihrem realen Dad, die für das Mädchen von Berufswegen nur wenig Zeit haben, überaus fürsorglich sind - nur dass sie Knöpfe anstelle von Augen haben. Coraline bekommt hier köstliches Essen serviert, hat ein traumhaftes Kinderzimmer und wird in der Nachbarschaft zu prächtigen Shows und Revueen eingeladen. Irgendwann jedoch muss sie feststellen, dass all das nur Fassade ist und ihre "andere Mutter" eine bösartige Hexe, die es nur darauf abgesehen hat, Coraline, wie schon andere Kinder zuvor, für immer an ihre Welt zu binden.

Nicht ganz so atmosphärisch dicht daherkommend wie Neil Gaimans an Lewis Carroll orientierte, zauberhafte Vorlage, bewahrt Selicks per prachtvoller Stop-Motion animierte Adaption dennoch den Geist des Romans. Es geht um erste pubertäre Widerborstigkeitsphasen,jenes seltsam unentschlossene Gefühl zwischen dem Eindruck eines sich peu à peu einschleichenden Aufmerksamkeitsmangels von "oben" und dem Drang zur persönlichen Mündigkeit sowie der schließlich unweigerlichen Gewissheit, eines gewissen Unzufriedenheitspotenzials zum Trotze am Ende doch stets das sichere eigene statt eines alternativen Zuhauses zu wählen. Wie Myriaden anderer Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden muss auch Coraline (nicht etwa Caroline) Jones diese notwendige Erfahrung machen - auf beschwerliche, wenn auch umso phantastischere Art und Weise. Möglicherweise ist auch alles bloß ein Produkt ihrer überbordernden Phantasie - aber wen interessiert das letzten Endes?

8/10

3-D Henry Selick Kinder Neil Gaiman Hexen


Foto

UP (Pete Docter, Bob Peterson/USA 2009)


"Adventure is out there!"

Up (Oben) ~ USA 2009
Directed By: Pete Docter/Bob Peterson


Für den 78-jährigen Witwer Carl Fredericksen läuft es nicht allzu gut: Ein Baukonzern pflastert alles um sein beschauliches Häuschen herum mit Wolkenkratzern zu und will ihn aus seinem Eigenheim vertreiben. Der letzte notwendige Vorwand ist gefunden, als Carl einem der Arbeiter eins mit der Gehhilfe verpasst. Bevor man ihn aber ins Senioreheim verfrachten kann, lässt Carl sein Haus mithilfe tausender Luftballons in Richtung Südamerika, zu den legendären Paradiesfällen. Der Pfadfinderjunge Russell reist als zunächst blinder Passagier mit. Am Reiseziel angelangt trifft Carl dann auf sein Jugendidol, den Abenteurer und Kryptozoologen Charles Muntz, der sich als gar nicht so heldenhaft erweist, wie Carl ihn sich immer vorgestellt hat.

Das schwammige Prädikat "rundum liebenswert" ist trotz seiner mangelnden Aussagekraft vielleicht das eheste, das man mit Pixar-Filmen in Verbindung zu bringen geneigt ist. Mit ihren letzten Werken stieg die Animationsschmiede zunehmend in den Arthousesektor auf, die Storys wurden gewagter und irrwitziger, ebenso die Gewandung der Filme, deren Fantasiehorizont man mit Fug und Recht zwischen 'überbordernd' und 'endlos' ansiedeln darf.
Als gerontologische Studie angelegt, fragt man sich bezüglich "Up" darüberhinaus zunächst einmal, inwiefern selbiger überhaupt noch unbefleckt als Kinderfilm durchzuwinken ist. Nach der Betrachtung des Films jedoch wird die Sache einleuchtender: Der Versuch, Kindern die Umstände, Charakteristika und Probleme des Altwerdens nahezubringen bzw. transparent zu machen, ist als Grundgedanke bereits durchaus ehrbar, die Umsetzung schließlich, wie man respektvoll anerkennen muss, wunderbar gelungen. "Up" spielt mit Symbolen und Zeichen, schlägt eine Brücke zwischen den Generationen und schafft all das mit jener Pixar eigenen, luftigen Leichtigkeit, die in diesem Falle sogar als physikalisches Phänomen zutage tritt.

8/10

Parabel Bob Peterson Kinder Disney Pete Docter Pixar




Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare