"I have to return some videotapes."
American Psycho ~ USA 2000
Directed By: Mary Harron
Patrick Bateman (Christian Bale) lebt gegen Ende der Achtziger als Broker in Manhattan. Sein Lebensinhalt besteht aus Hautpflegemitteln, teuren Restaurants und Clubs, seichter Popmusik und barbarischer Gewalt. In einer sich bereitwillig selbst anonymisierenden Gesellschaft braucht er sich noch nichtmal Sorgen darüber zu machen, für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Als er nach einem Amoklauf einbricht und seinem Anwalt (Stephen Bogaert) telefonisch seine Missetaten gesteht, zeigt dieser sich leidlich interessiert. Es bleibt eine Gewissensfrage.
Ellis' gewaltige Bestandsaufnahme der Spätachtziger filmisch zu adaptieren entspricht einer von vornherein zum Scheitern verurteilten Idee, da die für eine halbwegs adäquate Verfilmung notwendigen Ingredienzien eine visuelle und akustische Ausnahmesituation schaffen würden, der sich kein Massenpublikum freiwillig zu stellen bereit wäre. Harrons Film ist daher vor allem Reduktion. Sie und ihre Coautorin Guinevere Turner retten vermutlich, was zu retten ist; schälen, entkernen, interpretieren, deuten, planieren, begradigen und schaffen somit einen gemeinhin gefälligen Kinospaß, der sich im Gegensatz zum Buch keine Gedanken über kontroverse Aufnahme beim Feuilleton machen muss, es sei denn, dieses möchte dann vielleicht doch etwas mehr Quellenanbindung.
Harron feminisiert die Perspektive des Romans, der nach seinem Erscheinen Feministenverbände auf die Barrikaden hat steigen lassen, derweil Ellis sich damals, infolge der offen geäußerten Meinung, unter anderem auch ein radikal feministisches Buch geschrieben zu haben, mit nur vorgeblich unverständiger Miene amüsiert haben dürfte. Um der Linie von "American Psycho" umsetzerisch halbwegs zu folgen, bedarf es des Mutes zur Monotonie, zur Beiläufigkeit, zur Ausdehnung, auch in Bezug auf die zur Komplettierung unerlässlichen Darstellung von Batemans Gewaltakten. Von alldem jedoch entfernt sich der Film. Er wählt die satirische Antenne des Romans als vordringlichen Energiespender - ein legitimer, aber eben überaus halbgarer Ansatz. Ferner ist Christian Bale, der Harrons und Turners Ansatz bedingungslos folgt, eine, wenn auch charmante, Fehlbesetzung in der Hauptrolle.
Immerhin befindet sich auf der US-DVD mit der Interviewsammlung "The 80s: Downtown" eine grandiose kleine Doku, die das Erlebnis des nach meiner Auffassung in Ehren misslungenen Films wieder halbwegs ausgleicht.
4/10
Mary Harron period piece New York Wall Street Serienmord Madness Yuppie Satire
American Psycho ~ USA 2000
Directed By: Mary Harron
Patrick Bateman (Christian Bale) lebt gegen Ende der Achtziger als Broker in Manhattan. Sein Lebensinhalt besteht aus Hautpflegemitteln, teuren Restaurants und Clubs, seichter Popmusik und barbarischer Gewalt. In einer sich bereitwillig selbst anonymisierenden Gesellschaft braucht er sich noch nichtmal Sorgen darüber zu machen, für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Als er nach einem Amoklauf einbricht und seinem Anwalt (Stephen Bogaert) telefonisch seine Missetaten gesteht, zeigt dieser sich leidlich interessiert. Es bleibt eine Gewissensfrage.
Ellis' gewaltige Bestandsaufnahme der Spätachtziger filmisch zu adaptieren entspricht einer von vornherein zum Scheitern verurteilten Idee, da die für eine halbwegs adäquate Verfilmung notwendigen Ingredienzien eine visuelle und akustische Ausnahmesituation schaffen würden, der sich kein Massenpublikum freiwillig zu stellen bereit wäre. Harrons Film ist daher vor allem Reduktion. Sie und ihre Coautorin Guinevere Turner retten vermutlich, was zu retten ist; schälen, entkernen, interpretieren, deuten, planieren, begradigen und schaffen somit einen gemeinhin gefälligen Kinospaß, der sich im Gegensatz zum Buch keine Gedanken über kontroverse Aufnahme beim Feuilleton machen muss, es sei denn, dieses möchte dann vielleicht doch etwas mehr Quellenanbindung.
Harron feminisiert die Perspektive des Romans, der nach seinem Erscheinen Feministenverbände auf die Barrikaden hat steigen lassen, derweil Ellis sich damals, infolge der offen geäußerten Meinung, unter anderem auch ein radikal feministisches Buch geschrieben zu haben, mit nur vorgeblich unverständiger Miene amüsiert haben dürfte. Um der Linie von "American Psycho" umsetzerisch halbwegs zu folgen, bedarf es des Mutes zur Monotonie, zur Beiläufigkeit, zur Ausdehnung, auch in Bezug auf die zur Komplettierung unerlässlichen Darstellung von Batemans Gewaltakten. Von alldem jedoch entfernt sich der Film. Er wählt die satirische Antenne des Romans als vordringlichen Energiespender - ein legitimer, aber eben überaus halbgarer Ansatz. Ferner ist Christian Bale, der Harrons und Turners Ansatz bedingungslos folgt, eine, wenn auch charmante, Fehlbesetzung in der Hauptrolle.
Immerhin befindet sich auf der US-DVD mit der Interviewsammlung "The 80s: Downtown" eine grandiose kleine Doku, die das Erlebnis des nach meiner Auffassung in Ehren misslungenen Films wieder halbwegs ausgleicht.
4/10
Mary Harron period piece New York Wall Street Serienmord Madness Yuppie Satire