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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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COMPULSION (Richard Fleischer/USA 1959)



"Please, Artie - I'll do anything you say."

Compulsion (Der Zwang zum Bösen) ~ USA 1959
Directed By: Richard Fleischer

Chicago in den Zwanzigern. Den beiden jungen Studenten Artie Straus (Bradford Dillman) und Judd Steiner (Dean Stockwell) ist ihre materiell-verwöhnende und zugleich emotional vernachlässigende Erziehung zu Kopf gestiegen: Artie ist ein eitler, selbsträsonistischer Narziss, Judd hat eine dependente Persönlichkeitsstörung. Was sie eint, ist der mitunter sadistische Hang zu maß- und vor allem sinnloser Gewalt. Als sie einen kleinen Jungen aus der Nachbarschaft entführen und töten, werden sie durch einige missgünstige Zufälle überführt und landen bald vor Gericht. Als Verteidiger engagieren ihre Eltern Anwalt Wilk (Orson Welles), einen engagierten Gegner der Todesstrafe...

Beachtliches Kriminaldrama, das ebenso wie Hitchcocks "Rope" auf dem realen Fall um die beiden Gewaltverbrecher 'Leopold & Loeb' basiert, die 1924 das perfekte Verbrechen planen und durchführen wollten und dabei einen vierzehnjährigen Jungen aus der Nachbarschaft umbrachten. Der zum Entstehungszeitpunkt von "Compulsion" noch lebende, wieder entlassene Leopold versuchte, den Film zu torpedieren, jedoch erfolglos.
Bei Fleischers kinohistorisch vergleichsweise wenig beachteten Film handelt es sich um ein erfreulich wenig tendenziöses und dennoch sicher formuliertes Plädoyer gegen die Todesstrafe. Der an vorderster Stelle genannte Orson Welles taucht zwar erst im letzten Drittel der Geschichte auf, beherrscht diese jedoch vollkommen durch seine darstellerische Präsenz, an deren Finale - wie könnte es anders sein - ein flammendes, ausgedehntes Plädoyer wider den populistisch-rachsüchtigen Justizblutdurst seiner Zeitgenossen steht; auch dieses freilich authentisch. Die ersten beiden Akte dienen indes der sorgfältigen Ausgestaltung der beiden Charaktere Straus und Steiner und ihrer verhängnisvoll maßgeschneiderten Beziehung zueinander. Die Zwei lassen sich genealogisch als Urahnen von Ellis' Patrick Bateman einordnen, denen der familiäre Wohlstand einen psychischen Strick dreht und die, wenngleich von ganz unterschiedlicher diagnostischer Provenienz, ein fatales Duo bilden, an deren Negierung jedweder sozialen Werte schließlich jenes unfassliche Verbrechen steht. Fleischers Interesse an der differenzierten Darstellung brüchiger Täter-Personae, die sich später wieder in "The Boston Strangler" und "10 Rillington Place" manifestieren sollte, steht hier bereits deutlich im Vordergrund.
Zukunftsweisendes Qualitätskino von ungebrochener Aktualität kam dabei heraus.

9/10

period piece Chicago Courtroom Madness Richard Fleischer Todesstrafe



Filmtagebuch von...

Funxton

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