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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE NAKED AND THE DEAD (Raoul Walsh/USA 1958)


"I hate everything which is not in myself."

The Naked And The Dead (Die Nackten und die Toten) ~ USA 1958
Directed By: Raoul Walsh

Während des Zweiten Weltkriegs: Der gefürchtete Lieutenant Croft (Aldo Ray) wird mit seinem Platoon von Hawaii aus Richtung Südpazifik abkommandiert und soll den standesdünkelnden Offizier General Cummings (Raymond Massey), der mit seinem eigensinnigen Adjutanten Hearn (Cliff Robertson) hadert, dabei unterstützen, eine von den Japanern besetzte Anhöhe auf einer strategisch bedeutenden Insel zu nehmen. Nachdem seine Frau (Barbara Nichols) ihn daheim hat sitzen lassen, ist Croft mehr und mehr zu einem egomanischen Misanthropen geworden, was seine Männer in Kenntnis seiner Führungsqualitäten zumeist toleriert haben. Crofts kleine Extravaganzen wie die, Gefangene grundsätzlich zu exekutieren und ihnen sämtliche Wertsachen bis hin zu den Goldzähnen abzunehmen, zählen dazu. Als Croft jedoch anfängt, die eigenen Männer um des unwahrscheinlichen Sieges Willen zu opfern, beginnen diese aufzubegehren.

Den zeitgenössischen (Pazifik-) Kriegsfilm schreibt man rückblickend primär Experten wie Sam Fuller oder Robert Aldrich zu, in deren Œuvre stets auch und insbesondere Grenzsituatives seinen Platz fand. Bei Walsh, der in seinem gigantischen Werk vor allem Western und Abenteuerfilme trumpfen ließ und eine eindeutige formale oder motivische Identifizierbarkeit nie ganz entwickelte, bildete "The Naked And The Dead" eine relative Ausnahme. Norman Mailers gleichnamiger Roman gilt als einer der vorrangigen Bestseller des vergangenen Jahrhunderts, entsprechend prestigeträchtig die Adaption. Ein großes Staraufgebot kam, wie bei Kriegsfilmen damals üblich, nicht zueinander, eher ein kerniges Ensemble von gediegener Professionalität. Einige brillante Dialogszenen wie jene, in der Cummings gegenüber dem liberalen Hearn angesichts einer in seinem Zelt bewusst zertretenen Kippe über innermilitärische Machtverhältnisse referiert und ihn in diesem Zuge seine faktische Bedeutungslosigkeit spüren lässt, wurden in Script und Film hinübergerettet und machen somit auch Walshs Arbeit zu etwas Großem.
Letzten Endes verrät "The Naked And The Dead" nichts entscheidend Neues, er differenziert lediglich etwas sorgfältiger als gewohnt: Gut und Böse koexistieren seit jeher in der Weltgeschichte, sie bedürfen sogar notwendig einander um ihre jeweilige Existenz zu rechtfertigen. Auch im Kriege.

8/10

Raoul Walsh WWII Pazifikkrieg Militär Norman Mailer


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BAIT (Kimble Rendall/AU, CN 2012)


"It's coming back!"

Bait ~ AU/CN 2012
Directed By: Kimble Rendall

Seit einem Unfall, bei dem sein bester Freund Rory (Richard Brancatisano) Opfer eines Weißen Hais geworden ist, leidet der frühere Rettungsschwimmer Josh (Xavier Samuel) unter einem schweren Schuldkomplex, der ihn bereits seine Freundin Tina (Sharni Vinson) - zugleich Rorys Schwester - gekostet hat. Als ein schwerer Tsunami über die Küste hinwegfegt, bekommt Josh die Chance, sich seinem Trauma zu stellen: Der Supermarkt, in dem er als Hilfskraft arbeitet, wird überflutet und steht unter Wasser. Zwei Weißhaie geraten mit in die Überschwemmungszone und machen sich umgehend daran, die wenigen Überlebenden zu attackieren, darunter den Geschäftsführer (Adrian Pang), eine Ladendiebin (Phoebe Tonkin) und ihren Polizistenpapa (Martin Sacks) sowie zwei Gangster (Julian McMahon, Dan Wyllie), die den Laden just überfallen wollten.

Ich habe mich den flutgleich über den Heimkinomarkt schwappenden Monsterepen der Produktionsfirma "Asylum" bislang nicht gewidmet. Es werden ja praktisch täglich mehr und allein der Versuch, den Überblick zu wahren, erscheint mir leicht müßig. Wenn ein Hai- oder Kroko-Film es jedoch hier und da mal ins Kino schafft, dann werde ich regelmäßig wieder hellhörig. "Bait", eine australisch-chinesische Coproduktion, ist insofern rührend, als dass er sich und sein Szenario allem ersichtlichen Geldmangel zum Trotze durchaus ernstnimmt, sich weiterhin geschickt auf überschaubare Innenräume beschränkt und seinen Killertieren, die nicht 400, sondern bloß gesunde vier Meter lang sind, damit ein gänzlich ungewohntes Aktionsterrain zur Verfügung stellt. Allein aus diesen Gründen erhält er dem selbstreflexiven Blödeltrash der Konkurrenz gegenüber meinerseits den Vorzug. "Bait" leidet allerdings dennoch unter vielem: Er wirkt teilweise hoffnungslos überambitioniert, stützt sich auf miese, unfertig wirkende Computereffekte und vor allem ein lächerlich aufgeweichtes Beziehungsgeflecht, das die miese Nachwuchsbesetzung zu keiner Sekunde tragen kann. Die sich auf den 3D-Faktor stützenden Schockeffekte erinnern an den seligen "Jaws 3-D", der sich mit Scott Spiegels "Intruder" gekreuzt findet. Eine durchaus komische Melange, die einen einmal riskierten Blick wohl rechtfertigt, keinesfalls jedoch bedingt.

5/10

Kimble Rendall Supermarkt Australien Haiangriff Heist 3-D Tierhorror


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THE TEAHOUSE OF THE AUGUST MOON (Daniel Mann/USA 1956)


"I've lost faith in chemicals. You kill all your worms."

The Teahouse Of The August Moon (Das kleine Teehaus) ~ USA 1956
Directed By: Daniel Mann

Okinawa, 1946: Der insgeheim als "unbrauchbar" verschriene Captain Fisby (Glenn Ford) soll das verschlafene Dörfchen Tobiki am Südzipfel der Insel im Zeichen des westlichen Imperialismus umkrempeln: Die Errichtung einer pentagonförmigen Schule gehört ebenso dazu wie das Halten von Seminaren zur demokratischen Indoktrinierung der Landbevölkerung. Doch kaum dass Fisby Kontakt zu dem als Dolmetscher tätigen, einheimischen Schlitzohr Sakini (Marlon Brando) knüpft, ist es um ihn geschehen: Zur Ankurbelung der Wirtschaft lässt er unter der Hand Kartoffelschnaps brennen und verschiffen und baut den Dörflern statt der erwünschten Schule ein Teehaus, in dem unter anderem Geishas ausgebildet werden. Ebenso wie Fisby verliebt sich auch der Neurologe und Pflanzenliebhaber McLean (Eddie Albert) in die Exotik vor Ort. Als Fisbys Vorgesetzter (Paul Ford) Wind von den Aktivitäten seiner Männer vor Ort bekommt, ist er dem Nervenzusammenbruch nahe.

Ich habe "The Teahouse Of The August Moon" vor etwa 25 Jahren einmal sehr geliebt und damals sehr oft angeschaut, ihn dann in den Neunzigern ziemlich aus den Augen verloren und im DVD-Zeitalter nahezu komplett vergessen. Erst durch die aktuelle, kaum beworbene DVD-Veröffentlichung bin ich wieder auf den Film gestoßen und konnte jetzt wieder feststellen, warum ich ihn nach wie vor so sehr mag: Im Prinzip ist er thematisch -, nicht formal -, eng verwandt mit Bill Forsyths knapp dreißig Jahre jüngerem "Local Hero", einem meiner Lieblingsfilme, mit dem geringfügigen Unterschied, dass dieser Okinawa gegen Schottland und militärischen Imperialismus gegen großindustrielle Ausbeuterschaft tauscht. Ansonsten sind die Parallelen eigentlich mehr als augenfällig: Zwei im Grunde liebenswerte Typen in okkupatorischem Auftrag treffen auf einen schlitzohrigen Einheimischen, der sie mittels subtiler Methoden "umdreht" und ihnen die Schönheit des Lokalkolorits vor Augen führt, woraufhin auch der spätere Initiator der Magie des Platzes anheim fällt. "Teahouse" jedoch, das darf man nicht vergessen, ist im Gegensatz zu der kleinen Brit-Produktion "Local Hero" ein Prestige-Studio-Projekt aus Hollywood, das militaristische Praktiken und Interventionen im Südpazifik recht unverblümt anprangert und statt verbohrter Kommisköpfigkeit und Eisenfresserei Lebensfreude, Individualität und Miteinander befürwortet.
Bis heute ist Manns Film - möglicherweise sein schönster - nicht besonders wohl gelitten und fast vergessen. Vermutlich, weil ihn die mitunter eitle amerikanische Filmgeschichtsschreibung hinterrücks noch immer als politischen Nestbeschmutzer kategorisiert.

9/10

Daniel Mann Japan Imperialismus Satire Alkohol Freundschaft Militär based on play period piece


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JO (Jean Girault/F 1971)


Zitat entfällt.

Jo (Hasch mich - ich bin der Mörder) ~ F 1971
Directed By: Jean Girault

Der zu hysterischer Hektik neigende Theaterautor Antoine Brisebard (Louis de Funès) gerät in die Klemme, als er eines Abends aus Versehen Riri (Jean Droze), den Kompagnon des kriminellen Jo erschießt, der ihn bereits mehrfach in Bezug auf die zwielichtige Herkunft seiner Frau Sylvie (Claude Gensac) erpresst hat. Die einzige Möglichkeit, den Toten rasch und unauffällig verschwinden zu lassen, bietet sich im noch zu gießenden Fundament des neuen Gartenpavillons. Doch unter den Füßen einer Flamenco-Gruppe zerbricht das gute Stück und Riri liegt fast wieder frei. Der ermittelnde, jedoch mit einiger Blindheit geschlagene Inspecteur Ducros (Bernard Blier) findet all das ungeheuer interessant und verdächtigt Brisebard bis hinter die Ohren. Dieser jedoch kann der Polizei mithilfe seiner Frau und mit der von Gevatter Zufall immer wieder ein Schnippchen schlagen.

Einer der schönsten späteren Filme um den energiegeladenen Komödianten, der hier einmal mehr aus dem bewährten inhaltlichen Rezept, aus einer grundsätzlich ausweglosen Situation heraus mittels diverser völlig absurder Wendungen den Tag zu retten, Kapital schlägt. De Funès' Filme lebten und/oder zehrten häufig von MacGuffins respektive von Ausgangssituationen, die im Stile eines MacGuffin eingesetzt wurden und die letzten Endes einzig und allein dazu dienten, die spektakulären Nervenzusammenbrüche und Verschmitztheiten des Protagonisten hinreichend rechtfertigen zu können. In "Jo", dessen Titel bereits wunderbar unverbindlich ist und der selbst im Nachhinein keine wesentliche Konnexion zum filmischen Geschehen mehr aufzeigt, repräsentieren eine Leiche bzw. die existenziell notwendige Motivation, jene verschwinden zu lassen, dieses Objekt. Bisebard ist eigentlich ein netter Typ, weswegen der psychologische Trick, den Zuschauer zum Komplizen des Bösewichts zu machen, wie es etwa in "Rope" vonnöten war, bereits entfällt. Tatsächlich soll Riri im Nachhinein gar nicht erschossen werden; der tödliche Schuss löst sich ganz zufällig. Dennoch begeht Brisebard eine moralische Missetat, indem er den Unfall verschweigt und ihn zu vertuschen sucht, weshalb man ihn auch nicht einfach reingewaschen aus dem Film entlässt.

8/10

Jean Girault based on play Leiche Groteske


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SUDDEN FEAR (David Miller/USA 1952)


"You know what happened to Nietzsche?" - "What?" - "He's dead."

Sudden Fear (Eiskalte Rache) ~ USA 1952
Directed By: David Miller

Die erste Begegnung zwischen der populären Broadway-Autorin Myra Hudson (Joan Crawford) und dem Akteur Lester Blaine (Jack Palance) fällt alles Andere als erbaulich aus: Bei einem Vorsprechen für die Hauptrolle in Myras neuestem Stück lehnt sie ihn vehement ab, was er mit beleidigtem Stolz quittiert. Einige Zeit später treffen sie sich nur scheinbar zufällig im Zug von New York nach San Francisco wieder. Myra verliebt sich unsrerblich in Lester und das Paar heiratet kurz darauf. Doch der nach wie vor gekränkte Darsteller spielt Myra bloß eine vortreffliche Charade vor und hat es einzig und allein auf ihr stattliches Vermögen abgesehen. Um an dieses zu gelangen, muss er Myra natürlich zunächst um die Ecke bringen, wobei ihm seine wirkliche Flamme Irene (Gloria Grahame) zu unterstützen sucht. Myra jedoch erfährt rechtzeitig von den sinistren Plänen ihres Gatten und seiner Gespielin und dreht den Spieß um...

Großartiger, kanonisch leider hoffnungslos unterrepräsentierter film noir, der eine nicht mehr ganz junge Joan Crawford im Zuge eines ihrer Versuche, wieder nach oben zu kommen, präsentiert. Ihr zur Seite stellte man den rund dreizehn Jahre jüngeren Jack Palance, dessen vulkanische Physiognomie schon damals immens beeindruckte und die seinem Charakter besonders im letzten Akt, als der ertappte Heiratsschwindler der angsterfüllten Panik anheim fällt, perfekt in die Hände spielt. Doch auch Millers Inszenierung gehört ein ausgesprochenes Lob zugedacht; seine Fähigkeit, durch unkonventionelle Dramaturgie eine solch suggestive Zugkraft zu evozieren, ist famos. Auch hier wäre insbesondere das Finale zu erwähnen, das nach einem sorgfältig arrangierten Präludium eine nahezu explosive Konfrontation der Antagonisten auf den nächtlichen Straßen San Franciscos zeigt.

9/10

San Francisco film noir Ehe Rache Theater


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BATMAN: THE DARK KNIGHT RETURNS (Jay Oliva/USA 2013)


"It's finally here, isn't it? The moment we've both dreamed about..."

Batman: The Dark Knight Returns ~ USA 2013
Directed By: Jay Oliva

Um die Mitte der 1980er ist Batman alias Bruce Wayne bereits seit zehn Jahren von der Bildschwäche verschwunden. Im Zuge eines Regierungsdekrets, das sämtlichen Superhelden bis auf den großen Rotblauen den Einsatz verbietet, hat er sich auf Wayne Manor zurückgezogen und vegetiert als verbitterter Todessehnsüchtiger durch seine Fünfziger. Bis äußere Ereignisse Batman zurück auf den Plan rufen: Eine entfesselte, vielköpfige Gang namens "Mutanten" schickt sich an, die Stadt in Ausnahmezustände zu versetzen, Harvey Dent wird als vermeintlich geheilt aus Arkham entlassen und der lange Zeit katatonische Joker bekommt von seinem idiotisch-liberalen Psychiater Wolper auf dem Silbertablett die Chance für seinen großen finalen Massenmord kredenzt. Parallel dazu verwickelt sich die Regierung Reagan auf der Insel Corto Maltese in einen Konflikt mit der Sowjetunion, der in den Dritten Weltkrieg zu münden droht. Die Welt braucht, sie schreit geradezu nach Batman...

Frank Millers revolutionäre Miniserie gilt neben Alan Moores "Watchmen" immer noch zu Recht als Meisterwerk des Mediums. Vor gut dreißig Jahren haben die beiden von DC herausgebrachten Reihen nicht nur die neunte Kunst, sondern speziell das Superhelden-Subgenre endgültig von den letzten verbliebenen Barrieren der Infantilität befreit und dem Massenpublikum demonstriert, wie sich vermeintlich triviale Literaturartefakte zu großer Kunst ausbauen lassen, wenn sich bloß die richtigen Köpfe damit befassen. Batman war in "The Dark Knight Returns", einer Geschichte, die dem 'Elseworlds'-Konzept von DC zuzuordnen ist, welches altbekannte Figuren und deren Entstehungsgeschichten in andere zeitliche und/oder inhaltliche Kontexte setzt, seinem eigenen Raum entrückt und mehr als eine Dekade in die Zukunft katapultiert worden; ein grauhaariger, einsamer Mann, der unter schweren Neurosen und dem zeitlichen Wandel zu leiden hat. Der erste Robin ist fort, der zweite im Einsatz verstorben. Doch besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen: Kurz bevor das Chaos Gotham City zu überrennen droht, taucht Batman aus der Versenkung auf und mit ihm ein neuer (weiblicher) Robin. Dass Batmans Nemesis multiple Formen annimmt, derer er endlich auf unterschiedliche Art Herr werden kann, bevor er endlich das alte Kostüm abstreifen und als moderner Stadtguerillero in den Kampf ziehen kann, zeigt sich im Kampf gegen diverse Bedrohungen: Der Joker läuft Amok und muss endgültig gebändigt werden; Superman ist zum Schoßhündchen einer faschistoiden Wildwest-Regierung geworden und kann Richtig nicht mehr von Falsch trennen. Gegen alle diese Herausforderungen besteht Batman auf die eine oder andere Art, mit blanker Gewalt oder Gewitztheit, und sieht am Schluss einer neuen biographischen Ära entgegen.
Abgesehen von Millers und Klaus Jansons brillantem Strich adaptiert diese neue, in zwei Teilen veröffentlichte Verfilmung der gewaltigen Graphic Novel ganz ähnlich wie bereits "Year One" größenteils 1:1. Ganze Panels finden sich übernommen und mit geringfügigen Modifikationen filmisch aufbereitet, selbst zahlreiche Kleinstdetails bekommen ihren revisualisierten Platz zugewiesen. Als besonders großartig erweist sich die düstere zweite Hälfte der Umsetzung, die um die letzten Schandtaten Jokers und Batmans Duell mit Superman kreist. Hier erreicht Oliva nahezu die atmosphärische Intensität der Vorlage. Von den bisherigen DC-DTV-Animationsfilmen erscheint mir "The Dark Knight Returns" somit als der bisher gelungenste. Was die formale Umsetzung angeht, so mag jedoch ruhig noch etwas mehr Sorgfalt und Aufwand in die bildlichen Hintergründe investiert werden. Ansonsten gern weiter so. "Arkham Asylum" mag kommen.

8/10

Batman Superhelden Comic Superman period piece Apokalypse Kalter Krieg Atombombe Dystopie DC Comics


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THE HANGOVER PART III (Todd Phillips/USA 2013)


"But that's the point! It's funny!"

The Hangover Part III ~ USA 2013
Directed By: Todd Phillips

Nachdem Alans (Zach Galifianakis) Eskapaden seinem Vater (Jeffrey Tambor) rendgültig und buchstäblich das Herz brechen, halten alle es für das Beste, den exzentrischen Herrn mit dem imposanten Vollbart zur Therapierung in den sicheren Mauern einer geschlossenen Anstalt zu überreden. Doch bereits auf dem Weg wartet die nächste Katastrophe auf das 'Wolf Pack': Der Gangster Marshall (John Goodman) besteht darauf, dass Alan, Phil (Bradley Cooper) und Stu (Ed Helms) den entflohenen Mr. Chow (Ken Jeong) ausfindig machen, der Marshall einst um ein beträchtliches Kontingent Goldbarren erleichtert hat. Doug (Justin Bartha) behält Marshall als menschliches Wertpfand gleich in Gewahrsam. Keine leichte Mission: Der koksgeladene Chow ist jedoch flinker als ein tollwütiger Katteker...

Enttäuschender Abschluss der Regressionstrilogie, die dereinst, als sie noch keine solche war, mit einem durchaus formidablen Auftakt begann und einen immerhin würdigen ersten Nachfolger reüssieren konnte. Urplötzlich jedoch scheint man allen postpubertären Humor eingebüßt zu haben; nurmehr ganz wenige gute Gags zieren die Abenteuer der vier Freunde. Möglicherweise war der zugrunde liegende Gedanke auch, einen unbequemen Schlussstrich unter das Kapitel "Hangover" zu ziehen, um der wachsenden Fanzahl auf subtile Art und Weise klar zu machen, dass es in diesem speziellen Fall nichts mehr zu berichten gibt. Gut, ein weiterer Junggesellenabschied mit Roofies oder ähnlichem Gebräu wäre bereits grundsätzlich lächerlich ausgefallen, also verzichtet man diesmal auf drogeninduzierte Amnesien und kredenzt stattdessen einen halbgaren Gangsterplot um einen völlig desinteressiert auftretenden John Goodman. Kugeln fliegen, Leute sterben - besonders komisch ist das alles jedenfalls nicht.
Das schlussendliche Fazit, dass im Leben eines jeden Mannes Verantwortung und Bindung ihre vorgeebneten Positionen einnehmen müssen, um das entsprechende Objekt vor psychischem Verfall zu bewahren, mutet schließlich an wie der Verrat am eigenen Lebenswerk. Soll das etwa bedeuten, dass ausgerechnet Todd Phillips, der Mann, dem die Welt "Old School" verdankt, plötzlich sich selbst und uns, seine Jünger, die wir uns doch so tapfer weigern, erwachsen zu werden, verleugnet? Sollte dem so sein, hat er sich dafür eine denkbar mediokre Formulierung erwählt: seinen bis dato mit Abstand unleidlichsten Film nämlich.

4/10

Todd Phillips Las Vegas Mexiko Grenze Gold Freundschaft Sequel


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THE LONG VOYAGE HOME (John Ford/USA 1940)


"What'd Yank do?"

The Long Voyage Home (Der lange Weg nach Cardiff) ~ USA 1940
Directed By: John Ford

Das Handelsschiff 'Glencairn' ist auf dem Weg zurück von der Karibik nach Europa. Geladen hat es Explosivmaterial, um die Alliierten im Kampf gegen die Nazis zu unterstützen. Eine brisante Fracht - denn die Wehrmacht hat längst herausgefunden, dass unscheinbare Zivilschiffe häufig in geheimer Mission unterwegs sind. Die Besatzung hat derweil ganz eigene Probleme: Jeder von ihnen träumt insgeheim davon, den Weltmeeren ein für allemal Lebewohl zu sagen und dennoch schafft keiner jemals den Absprung; sie sind an die Seefahrt gekettet wie Süchtige an die Nadel. Die ganze Hoffnung der alternden Matrosen personifiziert sich daher in dem jungen Schweden Olsen (John Wayne), der nach dieser Passage endlich heimkehren will zu seiner Familie. Doch zuvor gilt es noch manche Unwägbarkeit zu meistern...

Dramatisch gewichtete Liebeserklärung an die raue Einsamkeit der Seeleute, basierend auf vier frühen Stücken von Eugene O'Neill und konzentriert zu einer Geschichte. Für Duke Wayne war es nach "Stagecoach" die zweite Zusammenarbeit mit John Ford, jedoch täuscht man sich, wenn man seine Nennung an der Besetzungsspitze mit seiner Bedeutung für den Film gleichsetzt. Im Gegenteil, Wayne hat nur wenige Dialogzeilen und spielt, von seiner beinahe metaphysischen Bedeutung für seine Kameraden abgesehen, im inhaltlichen Gefüge von "The Long Voyage Home" eine eher untergeordnete Rolle. Das Schwergewicht liegt eher auf Seiten Thomas Mitchells, als Driscoll so etwas wie der Anührer und die gute Seele der kleinen Matrosenschar sowie bei dem mysteriösen Smitty, dem gegenüber der Verdacht, möglicherweise ein deutscher Spion zu sein, gehegt wird, der sich dann jedoch als nicht mehr denn ein kläglicher Trinker herausstellt auf der Flucht vor Entzug, Verantwortung und Familie. Noch deutlich melancholischer als in späteren Jahren geht Ford hier zu Werke; eine komische Ikone, wie sie dereinst häufig von Victor McLaglen oder Andy Devine gespielt werden wird, fehlt - obgleich sich aus der internationalen Konstellation der Glencairn-Besatzung mancherlei situativ bedingte Bizarrerien herstellen lassen. Ein bleiern trauriges Poem und eine der unbekannteren Schönheiten in Fords Werk.

9/10

John Ford Eugene ONeill Atlantik Seefahrt WWII Alkohol Freundschaft


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THE WINGS OF EAGLES (John Ford/USA 1957)


"I'm gonna move that toe!"

The Wings Of Eagles (Dem Adler gleich) ~ USA 1957
Directed By: John Ford

Der Navy-Commander Frank 'Spig' Wead (John Wayne) ist ein das Leben liebendes Fliegeras. Mit seinen trinkfreudigen Späßen eckt er immer wieder bei Vorgesetzten und Kommandatur an, lässt sich jedoch durch nichts den Spaß verderben - bis ausgerechnet ein häuslicher Treppensturz-Unfall seinem Frohsinn ein jähes Ende setzt: Eine Notoperation kann ihm zwar das Leben retten, doch er ist hüftabwärts gelähmt und gibt sich und seine Ehe mit seiner Frau Min (Maureen O'Hara) auf. Dem unermüdlichen Einsatz seines besten Freundes Jughead Carson (Dan Dailey) verdankt Spig schließlich, dass er zumindest an Stöcken gehen kann. Von der Navy retiriert, beginnt Spig, Drehbücher für Hollywood zu schreiben, darunter viele, die mit der Navy und der Army zu tun haben. Erst Jahre später rauft er sich wieder mit Min zusammen. Nach dem Überfall auf Pearl Harbor bittet Spig um seine Wiederaufnahme in den aktiven Dienst und leistet mit seiner Idee der Jeep-Carrier, kleiner Ersatz-Flugzeugträger für die Schlachtennachhut, einen wertvollen strategischen Beitrag im Pazifikkrieg.

Wundervbar vitales Biopic, dass Ford über seinen Freund 'Spig' Wead "machen musste, weil es sonst ein anderer gemacht hätte". Mit Duke Wayne und Maureen O'Hara vereint er zum dritten Mal seine zwei bevorzugten Hauptdarsteller nach "Rio Grande" und "The Quiet Man". Die unglaublich authentisch wirkende Harmonie zwischen den beiden wird gleich von Beginn des Films an als völlig selbstverständlich exponiert - im Grunde wirkt es fast lachhaft fehlgeleitet, dass sie nicht auch privat eine Lebensallianz geschmiedet haben. "The Wings Of Eagles" ist trotz der phasenweisen existenziellen Schwere seiner Geschichte - die Weads verlieren ihr erstes Baby, geraten häufig aneinander; schließlich Spigs Unfall und später noch seine hinzukommende Herzkrankheit - ein alterslockeres Ford-Werk geworden, das die vom Meister als solche erachteten Lebensqualitäten hervorhebt, festen Mut verbreitet und vor allem als liebevolle Ode an einen Freund Bestand hat. Alkohol spielt eine wichtige, auf der Leinwand ausnahmsweise einmal didaktisch unverbrämte Rolle in Weads Biographie. Tatsächlich verdankt er seine Rekonvaleszenz vornehmlich der ungetrübten Whiskeylaune seines Kumpels Jughead, der hinter der Spiegelkommode von Spigs Krankenzimmer ein ganzes Arsenal an Buddeln per Kleiderbügel verstaut. Auch Maureen O'Hara trinkt gerne mal ein doppeltes Schlückchen on the rocks und die herbe Freundschaft zwischen Spig und seinem Army-Kollegen Hazard (Kenneth Tobey) fußt vornehmlich auf alkoholgetränkten Prügelgelagen. It was a man's world back then.

8/10

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DALLAS (Stuart Heisler/USA 1950)


"You're going to be the shortest lived marshal on record."

Dallas (Todfeindschaft) ~ USA 1950
Directed By: Stuart Heisler

Kurz nach dem Bürgerkrieg terrorisieren der zwielichtige Grundstücksmakler Will Marlow (Raymond Massey) und seine beiden brüder Bryant (Steve Cochran) und Longfellow (Zon Murray) die Gegend um die im Wachsen begriffene Stadt Dallas. Als Notbehelf kommt der Bostoner Marshal Weatherby (Leif Erickson) in den Süden, der sich am Colt jedoch als eine völlige Niete entpuppt. Anstelle des ursprünglich als Schützenhilfe angedachten Wild Bill Hickok (Reed Hadley) gesellt sich der steckbrieflich gesuchte Ex-Konföderierten-Offizier und Vigilant Blayde Hollister (Gary Cooper), der seit Kriegsende gegen Redlegs und andere Plünderer aus dem Norden vorgeht, incognito zu Weatherby. Hollister hat mit den Marlows noch eine private Rechnung offen, da er sie im Verdacht hat, dereinst seine Farm niedergebrannt zu haben. Zusätzliche Komplikationen ergeben sich, als Weatherbys Verlobte Antonia (Ruth Roman) und Hollister sich ineinander verlieben.

Erst ab der Hälfte nimmt Heislers kleiner Farbwestern die Fahrt auf, derer er gleich von Anfang an bedurft hätte - dann jedoch entwickelt er sich zu einem durchaus flott gemachten Genrestück mit vielen Verfolgungsjagden, Schauwerten und lauen emotionalen Wechselbädern. Eine neu erstandene Freundschaft - ausgerechnet zwischen Nord- und Südstaatler - muss sich bewähren, und das nicht nur vor dem Hintergrund der noch immer omnipräsenten Mentalitätsdifferenzen, sondern zudem angesichts einer von beiden geliebten Frau. So weit, so gut. Heisler besitzt allerdings keinerlei Gespür für die Dynamik von Schießereien. Sobald zwei gunslinger gegeneinander antreten, und just dieses geschieht in "Dallas" nicht eben selten, wirkt das folgende Duell wie auf einem Kinderspielplatz mit Plastikpistolen aufgenommen.
Der große Gary Cooper, der um diese Zeit etwas an Popularität eingebüßt hatte und dessen Comeback mit "High Noon" und einigen anderen formidablen Western von Mann, Daves oder Aldrich noch Zukunftsmusik war, hat solche mediokren Zweitgeigensoli eigentlich nicht verdient. Er überstrahlt förmlich den gesamten Film mit seiner bloßen Gegenwart. Zudem liegt hier eine, im klassischen Synchronfach überaus seltene, stimmliche Fehlbesetzung in der deutschen Fassung vor. Coop, der einen Wolfgang Lukschy oder Heinz Engelmann brauchte, um auch auf deutsch adäquat zu klingen, wird hier von Siegfried Schürenberg gesprochen - besonders, da Lukschy auf Massey besetzt wurde und somit zur Verfügung stand, eine Tatsache, die noch immer fürchterlich unmotiviert und unpassend erscheint.

6/10

Stuart Heisler Texas Südstaaten Dallas Freundschaft





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