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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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COCOON: THE RETURN (Daniel Petrie/USA 1988)


"You're my favorite Martian."

Cocoon: The Return (Cocoon II - Die Rückkehr) ~ USA 1988
Directed By: Daniel Petrie

Fünf Jahre nach ihrer extraterrestrischen Emigration Richtung Antaria kehren drei der Seniorenpaare für einen Kurzaufenthalt wieder zurück auf die Erde, zum einen, weil ihre außerirdischen Gastgeber die im Meer lagernden, durch Seebeben gefährdeten Kokons endgültig abholen wollen, zum anderen aus persönlichen Gründen - um sich von Freunden und Familie noch einmal richtig verabschieden zu können. Doch die wenigen Tage Erdaufenthalt bringen entscheidende Wendungen mit sich: Joes (Hume Cronyn) Tumor macht sich wieder bemerkbar, seine Frau Alma (Jessica Tandy) hat einen schweren Autounfall, Bess (Gwen Verdon) wird schwanger und Ben (Wilford Brimley) und Mary (Maureen Stapleton) hadern mit ihrem unirdisch verlängerten Leben auf Antaria. Derweil kommt Bernie (Jack Gilford) immer noch nicht über den Tod seiner Frau Rose (Herta Ware) hinweg. Als einer der Kokons von Meereswissenschaftlern gefunden, geborgen und in ein Labor gebracht wird, heißt es schließlich für die Truppe, einen letzten gemeinsamen Rettungseinsatz zu begehen.

Von logischer Fortführung kann man im Falle "Cocoon: The Return" kaum sprechen. Viele der inhaltlichen Wendungen stehen gar in vollkommenem Widerspruch zu dem, was der Rezipient im Vorgänger gelernt hat. Das Management der erzählten Zeit (der gesamte Inhalt soll sich in einer Frist von nur drei Tagen zutragen) wirkt geradezu lächerlich verfehlt. In formaler Hinsicht fehlt der Inszenierung ein versierterer Regisseur als der hauptberufliche Fernsehmacher Petrie. Man erhält den zwingenden Eindruck, dass die Fortsetzung, anders als das Original, nicht allein einen Film über Senioren darstellt, sondern zugleich einen für sie. So eine Art 'Love Boat' der Science Fiction. Und dennoch ist Daniel Petrie, vermutlich eher zufällig, mit dem Sequel ein schöner Film gelungen. Er macht nicht den Fehler, eine bloße Kopie des ersten Teils zu liefern (wenngleich strukturelle Analogien sich nicht übersehen lassen), sondern pickt sich eine von dessen Stärken, die Soap-Elemente nämlich, heraus und kultiviert sie. Noch sehr viel episodischer angelegt verwandelt sich "Cocoon: The Return" so zu einem etwas vulgären "Short Cuts", in dem diverse Probleme und Konflikte binnen einer wie erwähnt stark untertrieben kurzen Frist abgehandelt werden wollen. Das alles wird noch sehr viel rührender und gefühlsbetonter dargeboten als in "Cocoon"; James Horners Musik erklimmt passend dazu ihre womöglich tränendrückendsten Sphären ever. Dass das gesamte Ensemble (Brian Dennehy und Herta Ware lediglich in jeweils kurzen Cameos) des ersten Teils wieder zusammenfindet und sich sogar Gelegenheit für ein paar zusätzliche charakterliche Ausbuchtungen ergibt, wie etwa im Falle von Steve Guttenbergs Figur, fand ich an "Cocoon: The Return" immer schon prima.

7/10

Daniel Petrie Sequel Senioren Florida Aliens Freundschaft Krebs Ehe


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COCOON (Ron Howard/USA 1985)


"If this is the foreplay, I'm a dead man..."

Cocoon ~ USA 1985
Directed By: Ron Howard

Ben (Wilford Brimley), Joe (Hume Cronyn) und Art (Don Ameche), drei in Florida lebende, rüstige Rentner, halten sich fit, indem sie auf einem leerstehenden Grundstück den mondänen Swimmingpool benutzen. Nur ihr Freund Bernie (Jack Gilford) hat sich sein Spießertum im Alter bewahrt und hält nichts von solchen Kindereien. Just diesen Swimming-Pool wählen einige als Menschen getarnte Aliens vom Planeten Antaria aus, um eine seit den Zeiten von Atlantis auf dem Meersesgrund in Kokons schlummernde Landmannschaft, die sie zuvor mithilfe des ungläubigen Skippers Jack (Steve Guttenberg) vom Meeresgrund geborgen haben, aufzubewahren Die ihnen zunächst schleierhafte Anwesenheit der Kokons hat eine ungemein vitalisierende Wirkung auf das Seniorentrio: Ben und Art sind fit wie noch nie, beglücken ihre Frauen wie junge Hengste und tanzen Breakdance, Joes Tumor verschwindet wie von selbst. Schließlich gestattet Walter (Brian Dennehy) den Freunden, den Lebenspool weiterhin zu benutzen. Eine unbedachte Bemerkung Bernies jedoch sorgt für eine Katastrophe, die dazu führt, dass die Antarianer in Windeseile die Erde verlassen müssen, um nicht entdeckt zu werden...

Das etwas merkwürdige Subgenre des "gerontologischen Science-Fiction-Films" dauerte in den Achtzigern nur kurz an: Eine Episode in dem Serienrevival "Twilight Zone", "Batteries Not Included" und die beiden "Cocoon"-Filme repräsentierten es.
Besonders "Cocoon", dessen Grundstory um freundliche außerirdische Lichtwesen, die in menschlicher Verkleidung ihre vor Jahrtausenden hier gestrandeten Artgenossen evakuieren wollen, im Grunde kaum mehr denn eine Alibifunktion besitzt um den Hauptteil der Geschichte anzukurbeln: Alte Menschen, die über ihre verbliebene Bedeutung im Gefüge des Lebens nachgrübeln, erhalten eine "zweite Chance" in Form eines buchstäblichen Jungbrunnens, der ihnen Kraft, Geist und Jugend zurückgibt. Ein wunderbares Ensemble von ergrauten Stars aus Hollywoods Golden und Silver Age spielt diese betagten Helden, Lubitsch-, Hitchcock-, Zinnemann-, Mankiewicz-Veteranen. Wobei im Falle Wilford Brimley etwas gemogelt wurde, der ist nämlich gut 25 Jahre jünger als seine vermeintlichen Altersgenossen. Doch sei's drum. Die kleine Faltenclique ist von nachhaltig sympathischer Erscheinung und die abseits von dem ziemlich einfältigen SciFi-Plot erzählte Mär um die offerierte Gelegenheit, das bereits endende Leben auf ewig auszudehnen, nicht uninteressant. Umso fintenreicher die heimlich versteckte Botschaft des Films, den griesgrämigen Bernie Lefkovitz als wahren Helden zu zelebrieren. Dieser besitzt nämlich als einziger der Freunde den Mut, den wahren Erfordernissen und Unwägbarkeiten des Altwerdens zu begegnen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Im Sequel sind dann auch die anderen dazu gezwungen. Man mag von Ron Howard halten, was man will, "Cocoon" tut sein mangelnder Verzicht auf Kitsch und Pathos ungemein wohl. Weil er sonst schlicht belanglos wäre.

8/10

Ron Howard Aliens Florida Senioren Ehe Freundschaft Atlantis


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THE STORY OF LOUIS PASTEUR (William Dieterle/USA 1936)


"Find the microbe - kill the microbe."

The Story Of Louis Pasteur (Louis Pasteur) ~ USA 1936
Directed By: William Dieterle

Paris im Jahre 1860: Der Chemiker Louis Pasteur (Paul Muni) ist sich sicher, dass das in jenen Tagen omnipräsente Kindbettfieber, an dem viele junge Mütter sterben müssen, durch winzig kleine Erreger hervorgerufen wird, die Hebammen und Ärzte durch ungewaschene Hände und Instrumente von einer Patientin zur anderen weitertransportieren. In dem Hofarzt Charbonnet (Fritz Leiber), der diese Theorie für das Zeugnis blanker Scharlatenerie hält, findet Pasteur einen erbitterten Widersacher. Als es aufgrund eines Pamphlets Pasteurs zu einem Mord an einem Arzt kommt, verlässt der Wissenschaftler mit seiner Familie Paris und zieht in die Provinz. Hier entdeckt er Jahre später einen Impfstoff gegen Milzbrand und kann öffentlich beweisen, dass Schafe durch sein Serum vor der gefürchteten Krankheit geschützt werden können. Anschließend arbeitet Pasteur zusammen mit seinem Schwiegersohn (Donald Woods) verbissen an einem Mittel gegen Tollwut. Schließlich muss selbst der stets skeptische Charbonnet anerkennen, dass Pasteur mit seinen Behauptungen nicht nur im Recht war, sondern dass seine Errungenschaften darüberhinaus die Medizin auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten revolutioniert hat.

Eine von mehreren Filmbiographien über Persönlichkeiten des vorvergangenen Jahrhunderts, die der 1930 nach Hollywood emigrierte Filmschaffende William Dieterle in jenen Jahren inszenierte. Regeläßig von der Kritik gefeiert, kam darin vor allem Paul Muni zum Einsatz, der für Dieterle neben Pasteur auch Émile Zola und Benito Juárez spielte. In einem vergleichsweise gedrungenen Erzählzeitraum handelt "Louis Pasteur" lediglich die wichtigsten Stationen der Wissenschaftler-Vita ab, was jedoch einen durchaus positiven Effekt bezüglich der Dramaturgie des Films hinterlässt. Diese wirkt gestrafft, aber nicht gehetzt und erzählt ihren Kerninhalt, nämlich Anfeindung, Aufstieg, Anerkennung und schlussendliche Ehrung Pasteurs vor allem durch seine Antagonisten im Bereich der Medizin, stets spannend und dicht. Selbst das zeitliche Kontigent zur Porträtierung des Privatmannes Pasteur gestattet sich Dieterle binnen seiner ihm zur Verfügung stehenden 80 Minuten: Gelegenheiten für den großartigen Paul Muni zur darstellerischen Reüssierung. Pasteur als liebender Familienvater, ehrgeizig, gehetzt, gestresst, unerbittlich mit seinem Assistentenstab, vor allem aber mit sich selbst. Am Ende, als ihm die uneingeschränkte Ehrerbietung der Kollegen doch noch zuteil wird, kann er - und mit ihm das Publikum - ein Tränchen schließlich nicht unterdrücken. Große Männer dürfen ihren berechtigten Stolz zeigen - auch das macht sie groß.

9/10

William Dieterle period piece Historie Biopic Medizin Frankreich Familie Duell


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SECRET BEYOND THE DOOR... (Fritz Lang/USA 1947)


"We need to talk about David."

Secret Beyond The Door... (Das Geheimnis hinter der Tür) ~ USA 1947
Directed By: Fritz Lang

Die reiche, bisher durch ein eher unstetes Liebesleben aufgefallene Erbin Celia Barrett (Joan Bennett) lernt in Mexiko den Architekten Mark Lamphere (Michael Redgrave) kennen und heiratet ihn vom Fleck weg. Zurück in den USA zieht Celia mit in Marks Haus und stellt fest, dass ihr Gatte ihr nicht nur Manches verschwiegen hat, sondern hinter seiner gutbürgerlichen Fassade außerdem noch einige bizarre Seiten kultiviert. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Mark Witwer ist und aus der ersten Ehe einen Sohn (Mark Dennis) im Teenageralter hat. Zudem lebt im Haushalt Marks scheinbar durch Brandnarben entstellte Sekretärin (Barbara O'Neill), die ihr halbes Gesicht hinter einem Schal verbirgt. Am Mekrwürdigsten mutet jedoch Marks morbides Hobby an: In einem angebauten Flügel des Hauses hat er die Originalschauplätze historischer Frauenmorde nachgestellt. Eine Tür jedoch, die von Zimmer Nummer 7, bleibt verschlossen. Celia verschafft sich eine Kopie des Schlüssels und spürt dem Geheimnis nach.

In "Secret Beyond The Door..." versucht sich Lang an einem thematischen Motive (oder motivischen Thema, ganz nach Belieben), das in diesen Jahren vor allem seinen Berufsgenossen Alfred Hitchcock umtrieb: dem der Psychoanalyse. Hier allerdings bedarf es keines ausgebildeten Therapeuten für die schlussendliche Konfrontation mit Trauma und Neurose. Jene besorgt die treusorgende Ehefrau, die sich nach einigem Hin und Her für den Kampf um ihre Liebe entscheidet und damit damit selbst endgültig aus ihrer früheren Rolle als promiskes Betthupferl ausbrechen und sich Erlösung verschaffen kann. Ähnlich wie es in dem zwei Jahre älteren "Spellbound" um verschleierte Erinnerungen und Zwanghaftigkeiten geht, benötigt auch der männliche Held von "Secret Beyond The Door..." psychotherapeutische Hilfe, indem er mit seiner Vergangenheit zwangskonfrontiert wird und einen unbewusst durch seine eigene Schwester forcierten Mutterkomplex als Ursache für seine latente Misogynie erkennen kann. Um zu akzeptieren, wie geschmiert dies im Rahmen der Handlung funktioniert, muss man allerdings einiges an gutem Willen und Toleranz mitbringen. Deutlich erlesener die formale Ausgestaltung: Die expressionistische Kamera von Stanley Cortez verliebt sich in surreale Szenerien wie die der mexikanischen Hochzeit von Celia und Mark, die in ihrer Düsternis eher einer Totenmesse gleicht und bereits dräuendes Unheil andeutet. Celias spätere Irrwege durch das Lamphere-Haus werden flankiert von einer Armee von scharf geformten Schatten. Am Ende, als das Geheimnis hinter der Tür sich endlich lüftet, rotiert schließlich die Trockeneis-Maschine und der während der Nachkriegsjahre darbende Horrorfilm erhält einen kleinen Platzhalter.

7/10

Fritz Lang Mexiko Ehe Madness film noir


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GWENDOLINE (Just Jaeckin/F 1984)


"Superb, you're superb!"

Gwendoline ~ F 1984
Directed By: Just Jaeckin

Gwendoline (Tawny Kitaen) sucht zusammen mit ihrer Zofe Beth (Zabou Breitman) in China ihren verschollenen Vater, der hier einer seltenen Schmetterlingsspezies auf der Spur war. Zusammen mit dem verruchten Abenteurer Willard (Brent Huff) dringen die beiden Frauen nach diversen Abenteuern zu Lande und zu Wasser in das Reich der Yik-Yak ein, das von einer wahnsinnigen Amazonenkönigin (Berndatte Lafont) beherrscht wird.

Womöglich konzipiert als eine Art "Barbarella" für die Achtziger übernahm der in Angelegenheiten der Hochglanzerotik stets ansprechbare Regisseur Just Jaeckin diese Adaption der Schmutzfinken-Comics um die gleichnamige Titelheldin, deren Schöpfer John Willie die Reihe in den Fünfzigern und Sechzigern zu Papier gebracht hatte. Willie gefiel es als Bondage-Fetischist, seine vollbusigen Heldinnen von engen Fesseln und Knebeln traktieren zu lassen und auf diese Weise ihre - und natürlich seine - geheimen Wünsche zu illustrieren. Tawny Kitaen, deren erste große Darbietung die Rolle der Gwendoline darstellte, war ehedem als Hardrock-Mäuschen bekannt, das durch dieselbe Fönfrisur wie die von ihr angehimmelten Interpreten in den entsprechenden Videos erkennbar war. Zwei Jahre war sie mit David Coverdale von Whitesnake verheiratet und trat regelmäßig in dessen Clips auf. Zusammen mit der damals sogar noch attraktiveren Zabou Breitman lüpft sie gern mal das Blüschen, mehr ist in dieser Hinsicht aber nicht dran. Da punktet "Gwendoline" schon eher mit ein paar frotzeligen Splatter-Einlagen und es kommt Freude auf, wenn ein Paar Ohren am Gefängnisgitter hängenbleibt. Ob die waghalsige Montage, die einen allenthalben glauben lässt, der Film mache urplötzliche Bocksprünge, künstlerische Motive hat oder eher Zeugnis vom Dilettantismus der Hersteller ablegt, vermag ich nicht zu sagen, erstaunt war ich denn aber doch hier und da. Man schaut, man staunt, man schüttelt den Kopf. Gewisse Filme müssen gar nicht mehr leisten.

5/10

Just Jaeckin China Dschungel Exploitation Sleaze Camp Groteske mad scientist period piece Comic


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THE V.I.P.S (Anthony Asquith/UK 1963)


"Pay no attention. Drunks cry very easily. It's only the whiskey."

The V.I.P.s (Hotel International) ~ UK 1963
Directed By: Anthony Asquith

Die Passagiere des vormittäglichen Transatlantikfluges von Heathrow nach Miami via New York haben allen Grund, sich zu ärgern: Wegen erhöhten Nebelaufkommens wird der Flug auf zunächst unbestimmte Zeit verschoben. Die Passagiere der V.I.P.-Lounge werden zur Übernachtung im 'Hotel International' einquartiert, was einigen von ihnen aus besonderem Zeitdruck nicht passt: Die Industriellengattin Frances Andros (Elizabeth Taylor) plant, ihren Gatten Paul (Richard Burton) zu verlassen und mit dem als Gigolo verrufenen Glücksritter Champselle (Louis Jourdan) durchzubrennen; der Traktoren-Fabrikboss Les Mangrum (Rod Taylor) droht, sein Unternehmen an einen Multi zu verlieren, wenn er nicht eine hohe Summe aufbringen kann; der Filmproduzent Max Buda (Orson Welles) hat den britischen Fiskus hintergangen und muss nun um einen Millionenverlust fürchten; die kauzige, verarmte Gräfin von Brighton (Margaret Rutherford) schließlich will in den USA etwas Geld verdienen, um ihren Besitz zu retten.

Liebe, Romantik, Herz und Schmerz: "The V.I.P.s" ist ein ebenso üppig besetzter wie bebilderter Kitschroman in Scope, der die drei Nebengeschichten um den wahrhaft zerreißenden Zentralplot mit Taylor und Burton konstruiert. Von den ehemals großen, ähnlich gelagerten Ensemblefilmen wie "Grand Hotel" bleibt da kaum mehr viel an Delikatesse zurück; hier regieren Prätention und Weichspüler. Letzten Endes bietet das kurz nach "Cleopatra" avisierte Projekt dem mutmaßlich gezielt weiblichen Publikum eine neuerliche Möglichkeit, jenem berühmt-berüchtigten Skandalpaar beim romantischen Clinch beizuwohnen, die Taylor, gefangen zwischen zwei attraktiven Männern, die sie doch -*schluchz*- beide liebt, Burton, gegen Ende des Films offenbar nicht bloß gespielt -*hicks*- besoffen.
Wie so oft liegen die "wahren" Momente des Films eher in seinen leisen Zwischentönen, in feinen Nuancen und Details. Orson Welles befüllt in seinen wenigen Szenen buchstäblich die Leinwand, die schöne Elsa Martinelli als "sein" Starlet ist eine besondere Augenweide und die Liebesgeschichte zwischen Rod Taylor und Maggie Smith tausendmal interessanter als die großartig flankierte um Taylor/Burton. Das wahre Herz des Films schlägt schließlich mit und für die großartige Margaret "Miss Marple" Rutherford, die sich einmal sogar ein Stelldichein mit ihrem Stringer "Mr. Stringer" Davis als Hotelpagen geben darf.

6/10

Anthony Asquith Ensemblefilm Hotel Flughafen amour fou Ehe Taylor/Burton


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END OF WATCH (David Ayer/USA 2012)


"You feel like a hero?" - "No." - "Yeah, me neither."

End Of Watch ~ USA 2012
Directed By: David Ayer

Die beiden in Southcentral Los Angeles Streife fahrenden Polizisten Brian Taylor (Jake Gyllenhaal) und Mike Zavala (Michael Peña) unterscheiden sich im Grunde lediglich durch ihre Uniform und ihre moralischen Grundfesten von den sie umgebenden Gangs, in Habitus und Kodex ähneln sie diesen jedoch sehr. Ihre Frauen (Natalie Martinez, Anna Kendrick) bilden jedoch eine feste Basis in ihrem teils über die Grenzen hinaus gehenden Metier. Als Taylor und Zavala eher versehentlich einem mexikanischen Drogenkartell auf die Finger klopfen und diesem später wiederholt in die Quere kommen, stehen sie auf der Abschussliste.

Der Polizeifilm lebt - dank David Ayer, der dem Subgenre in Wort und/oder Bild regelmäßig ähnlich intensive Beiträge beschert wie dereinst Sidney Lumet, Harold Becker oder Joseph Wambaugh. "End Of Watch" markiert bereits das sechste Projekt, in dem Ayer die Exekutivewaltigen von L.A. seziert, ihre Machtbefugnisse, Möglichkeiten, Gefahren und Grenzen. Nachdem er sich bereits korrupte, drogensüchtige und machthungrige Cops vorgeknöpft hat, hält sich Ayer in "End Of Watch", seinem bisherigen Meisterwerk, an die kleinen Streifenpolizisten - gernegroß, naiv, nicht sonderlich intelligent, aber herzlich, gutgläubig und aufrichtig heroisch, wenn es darauf ankommt. Welche unkontrollierbaren Kräfte sie entfesseln, als sie in ihrem Revier einige gut getarnte Heroinlager hochnehmen, ahnen sie nicht einmal ansatzweise und so sind ihre letztlich kleinen, wenn auch kräftigen Lebenslichter sehr bald zum Verlöschen determiniert. Mit dem suggestiven Stilmittel der subjektiven Kamera - Taylor ist Ex-Filmstudent und dreht einen Dokumentarfilm über seine und Zavalas tägliche Einsätze -, das ja in den letzten Jahren vermehrt im Horrorfilm genutzt wurde, kreiert Ayer eine immens bedrohliche, explosive Atmosphäre. Jump cuts und zusätzliche Wackelbilder verhelfen ihm zu noch unmittelbarerer Authenzität, die trotz großer zeitlicher Sprünge innerhalb der Erzählzeit dann auch permanent bestehen bleibt. Mit "End Of Watch" ist David Ayer nun schlussendlich wirklich das gelungen, was er vermutlich bereits seit "Training Day" anstrebt: Ein Meilenstein des Polizeifilms. Viel sollte es hernach zum Thema nicht mehr zu sagen geben.

9/10

David Ayer Los Angeles Slum embedded filming


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BORN YESTERDAY (George Cukor/USA 1950)


"I'm stupid and I like it."

Born Yesterday (Die ist nicht von gestern) ~ USA 1950
Directed By: George Cukor

Der Schrottmogul Harry Brock (Broderick Crawford), um einen Kongressabgeordneten (Larry Oliver) zu schmieren und möglicherweise selbst in die Politik einzusteigen - im Schlepptau seinen Advokaten (Howard St. John) und seine dümmliche Verlobte Billie (Judy Holliday). Als Brock, selbst kein Ass in gepflegter Lonversation, feststellt, dass Billie nicht vorzeigbar ist, engagiert er den Journalisten Paul Verrall (William Holden), um dem schlichten Blondchen etwas Bildung und akkurates Benehmen einzutrichtern. Es kommt, wie es kommen muss: Das ungleiche Paar verliebt sich ineinander und Billie entschließt sich, nicht weiter Harrys Trampolin zu spielen - was diesem ganz und gar nicht gefällt.

"Pygmalion" in einer komischen Variante, eingebettet ins Gangster- und Politmilieu. Allerdings ist Paul Verrall im Vergleich zu Professor Higgins zumindest über die Distanz der erzählzeit lediglich semierfolgreich im Umpolen seiner künftigen Gespielin und das ist auch gut so. Ihr tatsächlich bezauberndes Potential zieht Judy Holliday schließlich primär aus der Porträtierung eines leicht unterbelichteten Revuemädchens mit Piepsstimme und vulgärer Rede. Eine, angesichts derer die feinen Abgeordnetengattinnen ihren zuvor genippten Tee zurück in die Tasse spucken und deren Lächeln gefriert ob soviel aufrichtiger Unangepasstheit. Man spürt, dass auch Cukor jene erfrischende Kulturlosigkeit als erotische Leitlinie fasziniert haben wird und er die Möglichkeit einer Beziehung, in der der virile Liebhaber zugleich der motivierte Lehrer ist, als probate Alternative zum gesellschaftlichen Einerlei als durchaus funktional erachtete.

9/10

George Cukor based on play Washington D.C.


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THE HINDENBURG (Robert Wise/USA 1975)


"There is no resistance movement, Colonel!"

The Hindenburg (Die Hindenburg) ~ USA 1975
Directed By: Robert Wise

Im frühen Mai des Jahres 1937 startet das deutsche Luftschiff 'Hindenburg', ein vorrangiges Propaganda-Werkzeug der Nazis, zu einem Transatlantikflug nach Lakehurst in New Jersey. Eine exzentrische Hellseherin (Ruth Schudson) aus Milwaukee hatte zuvor einen Warnbrief an die deutsche Botschaft in Washington geschickt, der zufolge die Hindenburg bei ihrer Überquerung New Yorks explodieren werde. Neben dem ohnehin unterschwellig brodelnden Widerstand Grund genug für die Gestapo, den Luftwaffen-Oberst Ritter (George C. Scott) und incognito den SS-Mann Vogel an Bord des Schiffes zu schicken, um eventuelle Saboteure ausfindig zu machen. Tatsächlich entpuppt sich der Wartungsingenieur Karl Boerth (William Atherton) als Bombenleger, der seinen Anschlag jedoch für nach der Landung geplant hat, um die Leben der Passagiere zu schonen. Für diesen Plan findet er sogar Ritters Unterstützung. Doch die Hindenburg kommt mit Verspätung an und auch Vogel hat mittlerweile die Identität des Attentäters herausbekommen...

"The Hindenburg" markierte den wohl ersten, einzigen und darüberhinaus auch ganz bestimmt unbewussten Versuch, einen Brückenschlag zwischen New Hollywood und dem Katastrophenfilm zu wagen. Mit einer wohlfeilen, jedoch nicht größenwahnsinnig anmutenden Starbesetzung spinnt das Script die historisch als weithin unbefriedigend aufgedeckt wahrgenommenen Hintergründe der 'Hindenburg-Katastrophe weiter. Anstatt des unfällig selbstentzündeten Wasserstoffs im Zeppelin wird hier der bereits zu Vorkriegszeiten keimende Widerstand verantwortlich gemacht für den Absturz, der der internationalen Verkehrsluftfahrt ein vorläufiges Ende setzte. Die Spekulativität der Geschichte, in der natürlich auch ein versoffener, systemfeindlicher Künstler (Gig Young), ein falschspielendes Zockerduo (Burgess Meredith, René Auberjonois) sowie die unvermeidliche, kühle Gräfin (Anne Bancroft) mit Zigarettenspitze und behinderter Tochter vorkommen, steht in keinem Verhältnis zu Wises brillanter Regie. Seine von Robert Surtees in ihren Rahmen gesetzten Bilder sind von einnehmender Sorgfalt und Detailverliebtheit, die die Illusion der authentisch gefilmten Luftschiff-In- und Exterieurs hervorrufenden Spezialeffekte sind ebenso zweckdienlich wie unauffällig. Seine wahre Meisterschaft erreicht "The Hindenburg" allerdings an seinem berühmten Ende: Die eigentliche Katastrophe, den Absturz über Lakehurst, zeigt Wise in einer Mischung aus Spielszenen und authentischer Dokumentation, das vollständig in schwarzweiß 'umgekippte' Bild friert hier und da ein, David Shires Musik türmt sich auf zu einer Grauenssymphonie: Höchst suggestives Filmemachen eines vollendeten Spielmeisters.

8/10

Robert Wise Ensemblefilm period piece Nationalsozialismus Fliegerei


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DETECTIVE STORY (William Wyler/USA 1951)


"I built my whole life on hating my father. All the time he was inside me, laughing."

Detective Story (Polizeirevier 21) ~ USA 1951
Directed By: William Wyler

Der als übereifrig berüchtigte Manhattaner Detective McLeod (Kirk Douglas) wittert endlich seine große Chance, den von ihm seit langem verfolgten Kurpfuscher Dr. Schneider (George Macready) dingfest zu machen. Sowohl Schneiders Anwalt Sims (Warner Anderson) als auch McLeods Vorgesetzter (Horace McMahon) haben große Sorge, dass der cholerische McLeod Schneider im unbeobachteten Verhör misshandeln oder gar foltern könnte. Als sich im Laufe des Tages immer mehr Druck um ihn herum aufbaut, der sogar eine unangenehme biographische Episode um McLeods Ehefrau (Eleanor Parker) einfasst, steht der von inneren Dämonen geplagte Polizist schließlich kurz vorm Explodieren...

Um die Vierziger und frühen Fünfziger spielte Kirk Doglas stets Antihelden oder zumindest stark angekratzte Figuren, die ihr moralisches Schuldenkonto am Ende nicht selten um den Preis des eigenen Lebens zu tilgen hatten, so in "Ace In The Hole", "The Big Trees" oder "The Bad And The Beautiful". Die Rolle des fanatischen Detective McLeod dürfte dabei zu seinen vordersten Glanzleistungen zählen. Douglas vermag es, um seinen Charakter herum eine unglaublich dichte, intensive Dunstglocke der Bedrohlichkeit und Unberechenbarkeit aufzubauen, die sich nach anfänglichen Sympathieevokationen durch das Script - man hält ihn zunächst für einen aufrechten Beamten mit gesundem Privatleben und einem möglicherweise etwas reaktionär angehauchten, aber doch ehrbarem Berufsethos - regelrecht forciert ins Gegenteil verkehrt. Zum Schluss, als die Zeitbombe McLeod endlich offenbart, welch pathologische Krüppelseele ihm innewohnt, lässt sich an Douglas' Gesicht die ganze Schrecknis einer schwer traumatisierten Psyche ablesen; eine meisterliche Darstellung. Dabei trägt Douglas "Detective Story" keineswegs allein. Unterstützt durch ein großartiges Ensemble, dem unter anderem der spätere Dr. No Joseph Wiseman als drogeninfizierter Kleingangster und Lee Grant als Kleptomanin vorstehen, entsteht unter Wylers nurmehr als exzellent zu bezeichnender Inszenierung das schon als klassisch zu bezeichnende Abbild eines nicht ganz regulären New Yorker Revieralltags. Wunderbar.

10/10

William Wyler New York based on play Sidney Kingsley Ensemblefilm





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