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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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WAR AND PEACE (King Vidor/USA, I 1956)


"I have sinned, Lord, but I have several excellent excuses."

War And Peace (Krieg und Frieden) ~ USA 1956
Directed By: King Vidor

Moskau zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Während Napoleon (Herbert Lom) dabei ist, seinen sich später als katastrophaler Fehlschlag erweisenden Russlandfeldzug vorzubereiten, ahnt die altehrwürdige Aristokratie noch nichts von den künftigen Enbehrungen. Der linkische Pierre Besúchow (Henry Fonda), ein ebenso pazifistischer wie leichtlebiger Intellektueller, heimlich in Natáscha (Audrey Hepburn), die jüngste Tochter des Grafen Rostów (Barry Jones) verliebt. Diese jedoch erlebt ihre romantische Erweckung erst später, als sie während eines Jagdausfluges zufällig Pierres alten Freund, den verwitweten Offizier Andrej Bolkónski (Mel Ferrer) kennenlernt. Andrejs standesbedachter Vater (Wilfred Lawson), ist gegen eine überhastete Heirat und erwartet, dass Andrej zunächst ein Jahr im diplomatischen Außendienst tätig wird. Tatsächlich lässt sich Natáscha während dieser Zeit von dem verruchten Anatól Kurágin (Vittorio Gassman) freien, wovon Andrej im Feld erfährt und Natáscha daraufhin verlässt. Die Schlacht von Borodino fordert derweil viele Opfer, darunter auch Andrej, der schwer verletzt wird. Die Rostóws müssen bald darauf ihr innenstädtisches Haus verlassen und aufs Land flüchten. Natáscha begegnet Andrej wieder, der ihr verzeiht und sich von ihr pflegen lässt, jedoch nicht mehr lang am Leben bleibt. Pierre gerät in französische Gefangenschaft, aus der er ausgerechnet von seinem alten Rivalen Dólochow (Helmut Dantine) befreit werden kann. In der Ruine des rostówschen Anwesens begegnen sich Pierre und Natáscha schließlich wieder, bereit, endlich ein gemeinsames Leben zu beginnen.

Weniger eine adäquate Tolstoi-Adaption als vielmehr ein grandioses Kräftemessen von Hollywod und Cinecittà. Nur die Besten und Größten ihrer Zunft vereinten sich hinter und vor der Kamera für dieses ausgemachte Prestige-Projekt: Carlo Ponti und Dino De Laurentiis wagten eine einzigartige Produzentenehe, die Paramount sprang für den internationalen Verleih ein, Stab und Besetzung vereinten jeweils internationale Fachgrößen mit ausgemachter Hollywood-Grandezza an der Spitze. Als Selznick und die MGM, die sich ebenfalls mit dem Gedanken trugen, Tolstois opus magnum glamourös aufzubereiten, erfuhren, dass die damals auf ihrem Karrierehöhepunkt befindliche Audrey Hepburn für die weibliche Hauptrolle unter Vertrag stand, gaben sie angeblich schleunigst klein bei.
Sechs Millionen Dollar wurden für den Film verpulvert und davon ist, wie es so schön heißt, jeder einzelne Cent sichtbar. Erlesene Ausstattungsgegenstände, Interieurs und Kostüme, gewaltige Statistenaufmärsche, Ball- und Schlachtenszenen von ausgemachtem Pomp: primär und besonders ist "War And Peace" eine opulentes Festmahl fürs Auge, das seine romantischen (Sub-)Kontingente wohlweislich ganz obenanstellt, um aus dem personenreichen Gesellschaftsstück einen Schmachtfetzen von internationaler Erfolgsgarantie zu formen. Mit vollstem Erfolg; Audrey Hepburn, tatsächlich bezaubernd wie eh und je, trägt das Epos auf federleichte Weise, die traurigen Krieger Ferrer und Fonda, sich ihrer untergeordneten Funktion durchaus bewusst scheinend, dienen ihr vornehmlich als Stichwortgeber und ist sie einmal nicht leinwandpräsent, so sehnt man sich gleich ihre nächste Szene herbei. Weitere Rollengeschenke finden sich - natürlich - für Herbert Lom, der einen fabelhaften Napoleon vorstellt, Oscar Homolka als weisen russischen Feldmarschall und Wilfrid Lawson als misanthropisch angehauchten Knauseradligen. Vielleicht in all seiner überstürzten Selbstpräsentation etwas zu naiv, ist "War And Peace" in der Hauptsache etwas für Apologeten des leicht größenwahnsinnigen, monumentalen Silver-Age-Hollywood. Diese allerdings dürften sich immer wieder aufs Neue verlieben.

9/10

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HITCHCOCK (Sacha Gervasi/USA 2012)


"The only worse than a visit to the dentist is a visit to the censor."

Hitchcock ~ USA 2012
Directed By: Sacha Gervasi

Nach "North By Northwest" gerät Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins) in eine kreative Talsohle, die sich mit der Lektüre von Robert Blochs Roman "Psycho" sehr schnell wieder verflüchtigt. Als er von der Paramount eine Absage bezüglich der Produktionskosten erhält, übernimmt Hitchcock zusammen mit seiner Frau Alma Reville (Helen Mirren) selbst die Finanzierung. Gesundheitliche Probleme, Almas Liebäugelei mit einem promisken Scriptautoren (Dany Huston) und schließlich der Druck von Verleih und Zensur machen die Dreharbeiten alles andere als einfach. Der spätere, triumphale Erfolg jedoch gibt dem Meister Recht in all seinen Entscheidungen.

Nett, ehrenwert, possierlich auch: Ein großer Wurf ist Sacha Gervasi mit "Hitchcock", der vielleicht besser "The Making Of "Psycho"" oder ähnlich gehießen hätte, nicht geglückt. Dafür ist sein Film, schon infolge des verhandelten Sujets - Filmemacher besiegt inner Dämonen und rettet seine kriselnde Ehe durch professionelle Sublimierung - schlichterdings zu überraschungsarm und bieder geraten. Ein paar schöne Ideen wie Hitchcocks mental geführte Zwiegespräche mit Ed Gein (Michael Wincott) oder eine nächtliche Pastetenfressorgie vor dem Kühlschrank vermögen es nicht, die selbst dem Laien altbekannten Themen wie Hitchcocks mehr oder weniger heimliche Obsessionen bezüglich seiner Hauptdarstellerinnen und seine daraus resultierenden Ehekrisen mit Alma, sein merkwürdiges Verhältnis zu Eros und Thanatos sowie seine Exzentrik im Umgang mit Financiers und Zensoren an innovativer Kraft aufzuwiegen. Immerhin bekommt man mal Ralph Macchio (als Scriptautor Joe Stefano) wieder zu sehen, der, man glaubt es kaum, tatsächlich gealtert ist. Nun, unterhaltsam ist "Hitchcock" sicherlich und man merkt den Beteiligten samt und sonders die Ehrfurcht an, an der dramatisierten Dokumentierung der Entstehung eines solch monolithischen Kunstwerks mitwirken zu dürfen; ein vereinzelter, schnell gedachter Gedanke an den eigentlichen 'Stein des Anstoßes' veranschaulicht jedoch überaus rasch wieder den Unterschied zwischen Kunst und Mediokrem.

6/10

Alfred Hitchcock Ed Gein Film im Film Hollywood period piece Historie Sacha Gervasi Hommage Biopic Ehe


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ONCE UPON A TIME IN AMERICA (Sergio Leone/USA, I 1984)


"It's just the way I see things."

Once Upon A Time In America (Es war einmal in Amerika) ~ USA/I 1984
Directed By: Sergio Leone

Um 1920 bilden die jüdischstämmigen Freunde Noodles (Scott Tiler), Max (Rusty Jacobs), Patsy (Brian Bloom), Cockeye (Adrian Curran) und Dominic (Noah Moazezi) eine eingeschworene Truppe in der Lower East Side. Mit kleinen Gaunereien verdienen sie sich hier und da einen Dollar, was dem etwas älteren Gangboss Bugsy (James Russo), der im Viertel die Karten in der Hand hält, nicht passt. Als Bugsy den kleinen Dominic erschießt, tötet Noodles ihn im Gegenzug und wandert dafür ins Gefängnis. Rund zwölf Jahre später wird Noodles als Erwachsener (Robert De Niro) entlassen. Max (James Woods), Patsy (James Hayden) und Cockeye (William Forsythe) sind unterdessen groß ins Alkoholgeschäft eingestiegen und betreiben unterhalb des Cafés ihres Kumpels Moe (Larry Rapp) einen ebenso frivolen wie gutgehenden Club mit Schnaps- und Champagnerausschank. Max schweben derweil noch weit höhere Ziele vor: Er liebäugelt mit der Politik und knüpft im Hintergrund sowohl Kontakte zu größeren Gangsterbossen wie Frankie Manoldi (Joe Pesci) als auch zum Gewerkschaftsführer Jimmy Conway (Treat Williams). Als seine Pläne sich auf einen potenziell selbstmörderischen Bankeinbruch konzentrieren, sieht Noodles seine letzten Chance, Max' Leben zu retten, im Verrat: Bei einer nächtlichen Schmuggelaktion, die Noodles an die Polizei verrät, werden Max, Patsy und Cockeye getötet. Das gemeinsam angesparte Vermögen ist spurlos verschwunden. Voller Schuldgefühle verlässt Noodles New York Richtung Buffalo - und kehrt rund fünfunddreißig Jahre später zurück, als er eine Nachricht erhält, die besagt, dass der alte jüdische Gemeindefriedhof aufgelöst und die Gräber verlegt werden. Noodles findet ein feudales Mausoleum für seine alten Freunde auf einem Privatfriedhof sowie das seinerzeit verschwundene Geld. Dann flattert dem zunehmend Verwirrten eine Einladung zu einer Party des unter öffentlicher Kritik stehenden, korrupten Staatssekretärs Bailey zu, der mit Noodles' alter Liebe Deborah (Elizabeth McGovern) ist und einen Sohn (Rusty Jacobs) hat...

Eine etwas gewagtes Thesenkonstrukt, das ich bereits seit vielen Jahren unausgegoren verfolge, mir jedoch heute wieder ganz präsent ist: Erst mit "Once Upon A Time In America" hat Sergio Leone zur eigentlichen künstlerischen Vollendung gefunden. Ich mag und liebe zumindest teilweise jeden seiner vorhergehenden Filme, in denen er seinen individuellen, elegischen Stil mehr und mehr perfektionierte. Beginnend bereits mit "Per Qualche Dollaro In Più" entwickeltte er seinen Hang zur großen inszenatorischen Pose und zur Bildgewalt, die in Kombination mit Ennio Morricones operesker Musik Dialoge zum Beiwerk degradierte und eine vorrangig visuelle Publikumskommunikation präferierte. Allerdings empfinde ich - Majestätsbeleidigung hin oder her - das Westernmilieu für Leones Arbeit als kleinen Bremsklotz, der stets einen letzten Rest latenter Vulgarität nicht verleugnen konnte, welcher Landsmännern wie Visconti oder Bertolucci, die ihre Epik mit originärer Landesgeschichte verknüpften, erspart blieb. Zwar sorgten seine Western für Leones nachhaltige internationale Popularität und ebneten den Weg zum Höhepunkt, dennoch halte ich den Genrefilm bezogen auf Authentizität und wesentliches Verständnis seitens seiner Wesenhaftigkeit und seiner schlussendlichen Inszenierung für eine strikt amerikanische Domäne. Mit "Giù La Testa" beginnt dann gewissermaßen Leones Emanzipation von der Gattung; das bereits in "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo." gestriffene, revolutionäre Sujet liefert ihm, dem Bauchregisseur, die verhältnismäßig späte Möglichkeit, abseits von Pomp undäußerer Perfektion auch persönliches Herzblut einfließen zu lassen. Obwohl Leone noch immer nicht zu seinen nationalen Wurzeln findet, nach Mexikanern und Iren mit "Once Upon A Time In America" schließlich die jüdische Ethnie in den Blick nimmt, scheint er hier als Meisterregisseur endgültig zu sich selbst gefunden zu haben: die vormalige Dichotomie von Form und Inhalt ist aufgehoben; beide Größen erhalten eine schlussendlich gleichrangige Importanz und dienen einander, statt sich wie bisher zu hierarchisieren. Das handelnde Personal besteht nun nicht mehr aus Archetypen, sondern aus Individuen, die chronologische Verschachtelung wirkt nicht selbstzweckhaft, sondern, speziell angesichts der letzten Einstellung, als unvermeidbar für eine schlüssige Schilderung der Ereignisse. Schließlich finde ich in "Once Upon A Time In America", einem meiner liebsten Filme überhaupt (den ich mir jedoch mittlerweile nurmehr selten anschaue, weil er mich emotional so stark involviert), noch zweierlei: Die filmgeschichtlich bislang dichteste Annäherung zwischen europäischem (italienischem) und amerikanischem Kino sowie den letzten großen Seufzer des klassischen Kinos, der schon zu seiner Uraufführungszeit wie eine finale Zäsur dastand. Danach dann nur noch: Postmodernismus.

10*/10

Sergio Leone ethnics period piece New York Freundschaft


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LEPRECHAUN 4: IN SPACE (Brian Trenchard-Smith/USA 1996)


"As Shakespeare said, shit happens."

Leprechaun 4: In Space (Space Platoon) ~ USA 1996
Directed By: Brian Trenchard-Smith

Im späten 21. Jahrhundert hat eine Gruppe Marines die Aufgabe, ein vermeintliches Alien, das die Golderträge einer interplanetaren Handelsgesellschaft dezimiert, dingfest zu machen. Tatsächlich handelt es sich mitnichten um ein außerirdisches Wesen, sondern um einen Leprechaun (Warwick Davis), der gerade dabei ist, auf einem entlegenen Planeten seine Hochzeit mit einer verwöhnten Königstochter (Rebecca Carlton) vorzubereiten. Die Marines führen den Auftrag vermeintlich erfolgreich durch, lassen den Leprechaun scheinbar tot zurück und nehmen die komatöse Prinzessin mit an Bord eines Raumschiffes des verrückten Wissenschaftlers Dr. Mittenhand (Guy Siner). Doch hier materialisiert sich der Leprechaun wieder und möchte gern schleunigst seine ihm zuvor entwendeten Dinge zurück.

Herrlich gaga, dieser wiederum von Trenchard-Smith vorgelegte Viertauftritt des Leprechaun. Die Reihe wandelt sich mit dieser Folge noch mehr zur Groteske als zuvor ohnehin schon und veranstaltet unter semi-verzweifelter Akzeptanz ihrer schmalen Produktionsbedingungen einfach ein betont schlechtes Trashfest, das eine Menge von absurdem Theater hat. Tatsächlich ist "Leprechaun 4" einer jener Filme, deren Unverwechselbarkeit man wohl selbst 'erfahren' haben muss, um sich einen treffende Vorstellung machen zu können von dem Gebotenen. An der Splatterfront lässt das Drittsequel derweil stark nach, die wenigen visuellen Effekte sind so hanebüchen, dass man offenbar nicht mehr davon zeigen konnte - oder wollte. So passt sich die schmierige "The Fly"-Hommage am Ende, die der Einfachheit halber gleich Original und Remake in ein und derselben Szene zitiert, dem übrigen Niveau des Films an: Himmelschreiend. Aber eben auch urkomisch.

5/10

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LEPRECHAUN 3 (Brian Trenchard-Smith/USA 1995)


"For pulling this trick, I'll chop off your dick!"

Leprechaun 3 (Leprechaun - Tödliches Spiel in Las Vegas) ~ USA 1995
Directed By: Brian Trenchard-Smith

Der in Las Vegas ansässige Pfandleiher Gupta (Marcelo Tubert) kauft von einem durchreisenden Kunden einen in Stein eingefassten Leprechaun (Warwick Davis). Unvorsichtigerweise nimmt er diesem das Medaillon vom Hals und schon fängt der Kobold zu wüten an. Parallel dazu kommt das Landei Scott (John Gatins) auf dem Weg nach L.A. durch die Glitzerstadt und lernt die Magiergehilfin Tammy (Lee Armstrong) kennen. Nachdem Scott im Casino sein komplettes Studienbudget verjubelt hat, gerät er per Zufall an eine von des Leprechauns Münzen - der Auftakt für eine irrwitzige Verfolgungsjagd, in deren Verlauf sich Scott selbst in einen Leprechaun verwandelt...

Mit ihrem dritten, vom langjährig in Australien arbeitenden Briten Brian Trenchard-Smith inszenierten Teil landete die Slasher-Reihe im DTV-Segment - und lieferte damit kurioserweise ihren besten Beitrag. "Leprechaun 3" vollzieht den finalen Schritt zur Splatterkomödie nach dem bereits in den Vorgängern zunehmend präsenten Hang zu humoriger Groteske. Vor dem Schauplatz Las Vegas gerät das Franchise endgültig zum ausgelassenen Kasperletheater mit enormer Gagdichte und bringt mit hemmungslos albernen Scherzen und einigem Blutzoll sein Publikum zum wiehern. Als sich das Szenario im letzten Viertel in ein Krankenhaus verlagert, in das sich Scott von Tammy einliefern lässt, um seine Mutation zum Leprechaun zu bremsen, gibt es endgültig kein Halten mehr; nutzt der Film jene Szenen doch zu einigen grenzbrillanten Seitenhieben (nicht nur) gegen das amerikanische Gesundheitssystem. Gekrönt wird die Befriedigung primär männlicher Evokationsbedürfnisse schließlich durch die wohlproportionierte Augenweide Lee Armstrong, die nahezu durch den gesamten Film im großzügig dekolletierten Lederdress stiefelt.

7/10

Brian Trenchard-Smith Leprechaun Las Vegas Casino Krankenhaus Satire Splatter Slasher Sequel DTV


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THE YEAR OF LIVING DANGEROUSLY (Peter Weir/AU, USA 1982)


"Starvation is a great aphrodisiac."

The Year Of Living Dangerously (Ein Jahr in der Hölle) ~ AU/USA 1982
Directed By: Peter Weir

Indonesien, 1965: In den sich zuspitzenden Spannungssituation um den drohenden Staatsstreich des kommunistischen Diktators Sukarno (Mike Emperio) muss sich der junge australische Journalist Guy Hamilton (Mel Gibson) in Jakarta zurechtfinden. Dabei hilft ihm vornehmlich der kleinwüchsige einheimische Fotograf Billy Kwan (Linda Hunt), der Hamilton zur Seite gestellt wird und ihm etwas von der wütenden Stimmung der unter Misstrauen, Armut und Korruption leidenden Bevölkerung vermitteln kann. Er macht Guy zudem mit der britischen Diplomatin Jill (Sigourney Weaver) bekannt – der Beginn einer stürmischen Affäre. Als die Kommunisten nach einer riesigen Waffenlieferung, über die Guy nach einer vertraulichen Information Jills berichtet, putschen, fühlen sich seine Freunde hintergangen. Ein politischer Verzweiflungsakt Billys zieht dessen Ermordung durch systemtreue Soldaten nach sich; Guy wird schwer verletzt und der künftige islamische Diktator Suharto dirigiert einen Gegenputsch. Schließlich muss sich Guy zwischen beruflicher Integrität und persönlichem Glück entscheiden.

Eines von Weirs früheren Meisterwerken, das zunächst in mancherlei Hinsicht befremdlich wirkt, bereits früh im Laufe seiner Erzählzeit jedoch einen geradezu magisch anmutenden atmosphärischen Sog entwickelt. Die Ambition des Films, Indonesien als Drittwelt-Land unter einem durch kontrastierende politische Kräfte ächzenden Umbruch zu porträtieren und durch eine zwar engagierte, in ihrem Bemühen um berufliche Objektivität letztlich jedoch zwangsläufig opportune Westperspektive begreifbar zu machen, dürfte als beispielhaft gelten. Hinzu kommt Linda Hunts tief ins Mark treffende Darstellung des (männlichen!) kunstbeflissenen Intellektuellen, dem als eine Art Hofnarr zunächst noch sämtliche Türen in den Sphären der Macht offen stehen, der infolge einer späten Erkenntnis der wahren Gewaltverhältnisse und des darauf folgenden, Aufbegehrens den eigenen Tod bereitwillig in Kauf nimmt. Ein majestätischer, mitreißender Film, der durch Maurice Jarres Traummusik in seiner kompromisslosen Wirksamkeit noch zugespitzt wird.

9/10

Peter Weir period piece Indonesien Historie Jakarta Freundschaft Militärputsch Diktatur Journalismus


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LEPRECHAUN 2 (Rodman Flender/USA 1994)


"The only whiskey is Irish whiskey!"

Leprechaun 2 ~ USA 1994
Directed By: Rodman Flender

Ein unter der Villa des Entfesselungskünstlers Houdini gefangener Leprechaun (Warwick Davis) wartet seit 1000 Jahren darauf, eine neue Braut freien zu können. Diese findet er in Bridget (Shevonne Durkin), der Freundin des abgebrannten Hollywood-Touristenführers Cody (Charlie Heath). Der Leprechaun entführt und sperrt sie in sein unterirdisches Verlies, derweil Codys versoffener Onkel Morty (Sandy Baron) von dem Schatz des Leprechaun erfährt, und diesen um jeden Preis in seinen Besitz bringen will. Cody gerät an eine der Goldmünzen und will mittels dieser wieder freipressen. Doch der Leprechaun lässt sich nicht ohne weiteres übers Ohr hauen…

Der launige zweite Teil des „Leprechaun“-Franchise kultiviert das nerdige Horror-Potenzial des Vorgängers zu Ungunsten der Fantasy-Elemente. Der hier involvierte Leprechaun (wenngleich Warwick Davis stets die Titelrolle in gleicher Maske und Kostümierung übernahm, handelte es sich offenbar doch immer wieder um unterschiedliche Vertreter der garstigen irischen Mythologievertreter) geht noch um einiges kompromissloser zur Sache als sein Vorgänger und lässt sich recht fiese Scherze einfallen, um selbst halbwegs Unbeteiligte, die das Pech haben, seinen Weg zu kreuzen, ins Jenseits zu befördern, so dass man mit diesem Sequel endgültig von der Kreierung einer Slasher-Reihe sprechen kann. Unter seiner charmanten Maskierung blüht der mit seiner ansonsten so sympathischen Mimik kokettierende Warwick Davis förmlich auf in der Rolle des Killerkobolds, dessen dämonisches Grinsen selbst durch die dick aufgetragenen Latexschichten authentisch wirkt. Als wirklich hervorragender Nebendarsteller mitsamt einigen spaßigen Kneipenszenen sorgt der großartige Sandy Baron für zusätzlichen Lustgewinn, so dass der erste Nachfolger das domestizierte, noch halbwegs familientaugliche Original gründlich überbügelt und, gewissermaßen, optimiert.

6/10

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WRONG TURN 5: BLOODLINES (Declan O'Brien/USA 2012)


"It's my boys!"

Wrong Turn 5: Bloodlines ~ USA 2012
Directed By: Declan O'Brien

Die drei Kannibalenbrüder (Radoslav Parvanov, George Karlukovski, Borislav Iliev) sind in einen anderen Teil der Appalachen geflüchtet und betreiben dort ihr blutiges Handwerk mit der Unterstützung des nicht entstellten, aber dennoch genauso abartig veranlagten Verwandten Maynard (Doug Bradley). Als in dem kleinen Städtchen Fairlake zu Halloween das "Mountain Man"-Rock-Festival stattfindet, bekommt das Quartett einiges zu tun: Maynard wird nach einer Attacke auf eine Gruppe von Studenten gefangen genommen und wandert in das örtliche Gefängnis. Für die drei Mutanten eine vortreffliche Gelegenheit zu üblen Spielchen...

"Wrong Turn", "Rio Bravo"-Style: Hawks' und Bracketts bewährte Vorlage um die berühmte Gefängnisbelagerung stand mittlerweile so häufig Pate für allerlei Filmszenarien, das jede weitere halbwegs brauchbare Verwendung sich als eher erfreulich denn ermüdend gestaltet. So ist es auch in diesem Fall. Man kann "Wrong Turn 5" keinesfalls unterstellen, ein schlüssiges Script zu besitzen, dafür ist er in dramaturgischer Hinsicht faktisch offensiv undurchdacht und spielt geradezu aufreizend frech mit der Toleranz seines Publikums bezüglich seiner eigenen logischen Unzulänglichkeit. Dies erweist sich jedoch irgendwann als vollkommen nebensächlich - wie schon im Vorgänger scheinen die Mutanten weniger daran interessiert, sich Vorräte für den Winter anzulegen als daran, ihre Opfer möglichst effektiv zu quälen, bevor sie sie eines spektakulären Todes sterben lassen, notwendigenfalls auch ohne spätere Verwendungsmöglichkeiten. Die unzensierte Fassung präsentiert somit einige übergebührliche Gemeinheiten, die sich ein bisschen als Referenz-Quiz bezüglich analoger klassischer Szenen gestaltet. Eine weitere unterhaltsame Fortsetzung, wie mir die komplette Betrachtung der Reihe resümierend einigen verschmitzt-bösen Spaß bereitete.

6/10

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BETTER OFF DEAD... (Savage Steve Holland/USA 1985)


"Two dollars!"

Better Off Dead.. (Lanny dreht auf) ~ USA 1985
Directed By: Savage Steve Holland

Als seine heißgeliebte Freundin Beth (Amanda Wyss) ihn sitzen lässt, macht sich bei dem Oberprimaner Lane Meyer, genannt 'Lanny', eine gewisse, wenngleich nicht allzu ernstzunehmende Todessehnsucht breit. Doch will er andererseits gegen Roy (Aaron Dozier), seinen Nachfolger an Beths Seite, nicht einfach so abstinken. Daher nimmt sich Lanny vor, Roy auf dessen Spezialgebiet, der Ski-Abfahrt, herauszufordern. Dafür bedarf es jedoch noch einer ordentlichen Portion Selbstbewusstseins, die ihm die französische Austauschschülerin Monique (Diane Franklin) eintrichtert.

Hübsch absurde Rabauken-Komödie, die dem Teenagerflüsterer John Hughes und seinen Vasallen vermutlich viel zu albern gewesen wäre. Es geht ja in "Better Off Dead..." auch weniger darum, Generationsnöte transparent zu machen und jene bierernst zu analysieren, als vielmehr um den Spaß an der Blödelei sowie dem Nachspüren der ewigen Lebensfrage nach "der Richtigen", die einem vielleicht gerade dann zuläuft, wenn man am wenigsten damit rechnet. John Cusack hat sich ja damals auch nie recht zum Brat-Pack-Kern gesellen wollen - einerseits war er wohl etwas zu jung, andererseits hat er jedoch immer lieber den ausgelasseneren Slapstick-Flügel der teenage comedy bedient. Dabei verfügt "Better Off Dead..." bei aller grotesken Absurdität durchaus über eine ernstzunehmende Basis wie auch über viele schöne visuelle Einfälle: Tanzende Hamburger oder lebendig werdende Papierzeichnungen. Für hinreichend Spaß ist gesorgt.

7/10

Savage Steve Holland Coming of Age Teenager Familie Kalifornien Weihnachten Wintersport


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WRONG TURN 4: BLOODY BEGINNINGS (Declan O'Brien/USA, D 2011)


"I think they just turned Porter into a Porterhouse Steak!"

Wrong Turn 4: Bloody Beginnings ~ USA/D 2011
Directed By: Declan O'Brien

Eine achtköpfige Studentengruppe will ein entspanntes Wochenende auf einer Schneehütte in den Bergen West Virginias verbringen. Nachdem sie sich mit ihren Snowmobiles verfranst haben, entdecken sie ein leerstehendes Sanatorium, in dem vor dreißig Jahren die inzestgeschädigten Mutanten der Appalachenwildnis festgehalten wurden, bis sie ausbrechen und ein blutiges Schlachtfest mit dem Personal veranstalten konnten. Ein Trio von Ex-Insassen, drei kannibalische Brüder (Sean Skene, Dan Skene, Scott Johnson), hat in dem verlassenen Bau sein Winterdomizil eingerichtet und freut sich über die unerwartete Fleischeinlage.

Nach dem mauen dritten Teil kommt, zurück in Kanada und wiederum unter Declan O'Briens inszenatorischer Ägide, der bislang wohl härteste Beitrag zum "Wrong Turn"-Franchise, der sich mit seinem ziemlich pathologischen Zeigebedürfnis faktisch mühelos den "Hostel"- und "Saw"-Reihen angleicht und diese in despektierlicher Hinsicht teils vielleicht sogar noch überbietet. Eine Aufzählung der wohlfeil platzierten, liebevoll ersonnenen und exzellent getricksten Sadismen, von denen jeder einzelne mindestens doppelt - ach was schreibe ich, dreifach - so lange ausgeweidtet wird wie dramaturgisch nötig, erübrigt sich, aber es darf konstatiert werden, dass sich selbst hartgesottene Gore-Veteranen ein Stöhnen hier und da nicht werden verkneifen können. Erinnernd an den reaktionären Slasher der achtziger Jahre und gepaart mit einem wie bereits im zweiten Teil ausgekosteten, ultraperfiden schwarzen Humor ergibt das ein abartiges Blutfest erster Garnitur, nach dessen "Genuss" bloß niemand behaupten möge, es sei zuviel für ihn gewesen. "Wrong Turn 4" gibt seinem potenziellen Publikum nämlich lediglich ganz unverhohlen, wonach es lechzt - und für den einen oder anderen ist garantiert noch eine Extraportion Gesottenes mit dabei. Holy Moly!

7/10

Declan OBrien DTV Kannibalismus Virginia Appalachen Schnee Winter Splatter Exploitation Slasher torture porn Sequel Backwood





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