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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





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THE TEAHOUSE OF THE AUGUST MOON (Daniel Mann/USA 1956)



"I've lost faith in chemicals. You kill all your worms."

The Teahouse Of The August Moon (Das kleine Teehaus) ~ USA 1956
Directed By: Daniel Mann

Okinawa, 1946: Der insgeheim als "unbrauchbar" verschriene Captain Fisby (Glenn Ford) soll das verschlafene Dörfchen Tobiki am Südzipfel der Insel im Zeichen des westlichen Imperialismus umkrempeln: Die Errichtung einer pentagonförmigen Schule gehört ebenso dazu wie das Halten von Seminaren zur demokratischen Indoktrinierung der Landbevölkerung. Doch kaum dass Fisby Kontakt zu dem als Dolmetscher tätigen, einheimischen Schlitzohr Sakini (Marlon Brando) knüpft, ist es um ihn geschehen: Zur Ankurbelung der Wirtschaft lässt er unter der Hand Kartoffelschnaps brennen und verschiffen und baut den Dörflern statt der erwünschten Schule ein Teehaus, in dem unter anderem Geishas ausgebildet werden. Ebenso wie Fisby verliebt sich auch der Neurologe und Pflanzenliebhaber McLean (Eddie Albert) in die Exotik vor Ort. Als Fisbys Vorgesetzter (Paul Ford) Wind von den Aktivitäten seiner Männer vor Ort bekommt, ist er dem Nervenzusammenbruch nahe.

Ich habe "The Teahouse Of The August Moon" vor etwa 25 Jahren einmal sehr geliebt und damals sehr oft angeschaut, ihn dann in den Neunzigern ziemlich aus den Augen verloren und im DVD-Zeitalter nahezu komplett vergessen. Erst durch die aktuelle, kaum beworbene DVD-Veröffentlichung bin ich wieder auf den Film gestoßen und konnte jetzt wieder feststellen, warum ich ihn nach wie vor so sehr mag: Im Prinzip ist er thematisch -, nicht formal -, eng verwandt mit Bill Forsyths knapp dreißig Jahre jüngerem "Local Hero", einem meiner Lieblingsfilme, mit dem geringfügigen Unterschied, dass dieser Okinawa gegen Schottland und militärischen Imperialismus gegen großindustrielle Ausbeuterschaft tauscht. Ansonsten sind die Parallelen eigentlich mehr als augenfällig: Zwei im Grunde liebenswerte Typen in okkupatorischem Auftrag treffen auf einen schlitzohrigen Einheimischen, der sie mittels subtiler Methoden "umdreht" und ihnen die Schönheit des Lokalkolorits vor Augen führt, woraufhin auch der spätere Initiator der Magie des Platzes anheim fällt. "Teahouse" jedoch, das darf man nicht vergessen, ist im Gegensatz zu der kleinen Brit-Produktion "Local Hero" ein Prestige-Studio-Projekt aus Hollywood, das militaristische Praktiken und Interventionen im Südpazifik recht unverblümt anprangert und statt verbohrter Kommisköpfigkeit und Eisenfresserei Lebensfreude, Individualität und Miteinander befürwortet.
Bis heute ist Manns Film - möglicherweise sein schönster - nicht besonders wohl gelitten und fast vergessen. Vermutlich, weil ihn die mitunter eitle amerikanische Filmgeschichtsschreibung hinterrücks noch immer als politischen Nestbeschmutzer kategorisiert.

9/10

Daniel Mann Japan Imperialismus Satire Alkohol Freundschaft Militär based on play period piece



Filmtagebuch von...

Funxton

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