Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

NECRONOMICON - GETRÄUMTE SÜNDEN (Jess Franco/BRD 1968)


Zitat entfällt.

Necronomicon - Geträumte Sünden ~ BRD 1968
Directed By: Jess Franco

Die Künstlerin Lorna Green (Janine Reynaud) tritt in einem Lissaboner Club in einer Avantgarde-Show des Impressario Mulligan (Jack Taylor), zugleich ihr Liebhaber. Immer wieder verfällt Lorna in luftigeTagträumereien, die nach romantischen Einleitungen und erotischen Höhepunkten in Gewaltakten enden. Realität und Fantasie vermengen sich zusehends. Am Ende gibt es tatsächlich jeweils einen Toten, doch hat wirklich Lorna sie auf dem Gewissen?

Ein jazziges Vexierspiel, getränkt in Whiskey und Acid, das es unheimlich schick findet, Kunst zu zitieren um daraus selbst im besten Falle welche zu machen. Unaufhörliches Namedropping gehört ebenso dazu wie lax geführte Diskurse zu Psychoanalyse, unmoderne und zeitlose Kultur. Die vordergründige, abgehobene Arroganz von "Necronomicon" verleiht ihm jedoch zugleich einen höchst campiges Flair, denn bei aller mehr oder weniger angestrengt demonstrierten Unzugänglichkeit befindet man hier natürlich immer noch bei Franco und nicht bei Godard oder Resnais. Dennoch ist "Necronomicon", der trotz seines Titels freilich nichts mit Lovecrafts unheilvollem Zauberbuch zu tun hat, ein merkwürdig wunderbarer, vor allem fest mit seiner Entstehungszeit verketteter Film. Die Reynaud wirkt etwas wie eine verruchte, verdrogte Zwillingsschwester von Jane Fonda und der notorische Howard Vernon ist mal wieder ziemlich lustig. Am Ende raucht einem etwas die Birne, aber der Trip war trotzdem ziemlich 'square'.

8/10

Jess Franco LSD Bohème Berlin Lissabon Camp


Foto

LE AVVENTURE DELL'INCREDIBILE ERCOLE (Luigi Cozzi/I, USA 1985)


"Who art thou?"

Le Avventure Dell'Incredibile Ercole (Die Abenteuer des Herkules, 2. Teil) ~ I/USA 1985
Directed By: Luigi Cozzi

Eine olympische Verschwörung gegen den Göttervater Zeus (Claudio Cassinelli) bewegt diesen, erneut seine Geheimwaffe zu mobilisieren - den superstarken Herkules (Lou Ferrigno)! Dieser hat die Aufgabe, die Insignien von Zeus' Macht, nämlich seine sieben Blitze, ausfindig zu machen und sie ihm zurückzubringen. Die Blitze verbergen sich im Inneren verschiedener Monster und Kreaturen, die Herkules mithile der Amazone Urania (Milly Carlucci) erledigt. Als die machthungrige Hera (Maria Rosario Omaggio) dann auch noch Herkules' alten Erzfeind Minos (William Berger) wieder ins Leben zurückruft, scheint das Böse endgültig zu triumphieren - der Mond bewegt sich geradewegs auf die Erde zu!

Noch verrückter als der Erstling, angereichert mit Wischmopp-Monstern, Schleimwesen und halbgaren Rotoskopie-Tricks, hat Luigi Cozzi auch dieses nicht minder lustige Sequel in die Bahn geworfen. Lou Ferrigno, bereits um einige Filmerfahrungen mit den Italienern reicher (zwischendurch hatte er noch das von mir schmerzlich vermisste "Shinichin No Samurai"-Rip-Off "I Setti Magnifici Gladiatori" gemacht, ebenfalls für die Cannon), wirkt beileibe nicht mehr so strahlend gut aufgelegt wie im Vorgänger und ringt sich bestenfalls mal ein gequältes Lächeln ab. Kein Wunder, bei all dem materialisierten Schwachsinn, der hier aufs Tapet kommt. Der Gipfel wartet am Ende - hier wird Herkules von Zeus zum interplanetarischen Riesen hochgezogen und bringt mit einem kräftigen Hebeldruck Erde und Mond wieder in ihre jeweiligen Umlaufbahnen, bevor sie aufeinanderprallen können. Kein Thema für den guten Lou. Ansonsten, wahrlich, wahrlich, wird jeder, der mit dem Original seinen Spaß hatte, auch hier wieder überaus reell bedient.

5/10

Herkules Luigi Cozzi Cannon Griechische Mythologie Trash


Foto

THE APPALOOSA (Sidney J. Furie/USA 1966)


"The men I killed needed killin' and the women wanted sinnin', and well, I never was one much to argue."

The Appaloosa (Südwest nach Sonora) ~ USA 1966
Directed By: Sidney J. Furie

Für den von einem mexikanischen Farmer aufgezogenen Matt (Marlon Brando) symbolisiert sein edler neuer Apaloosa-Hengst eine goldene Zukunft. Zusammen mit seinem Stiefbruder Paco (Rafael Campos) träumt Matt davon, ein Gestüt aufzubauen und reich zu werden. Diese Pläne zerplatzen wie eine Seifenblase, als Matt sich mit dem mächtigen Desperado Chuy Medina (John Saxon) anlegt, der ihm seinen Appaloosa stiehlt und Matt bis aufs Blut demütigt. Obgleich er eigentlich keine Chance gegen ihn hat, verfolgt der zielstrebige Matt den Gangster bis über die mexikanische Grenze nach Sonora. Chuys gedemütigter Frau (Anjanette Corner) kommt diese Wendung der Ereignisse gerade recht.

Es muss eine bessere Zeit gewesen sein, da ein Regisseur wie Sidney J. Furie Filme wie diesen hat machen können; einen existenzialistischen, stilvollen Western mit unterkühlter Emotion auf Sparflamme, einem brillant agierenden Antagonisten-Duo, dem der einen Durchschnittsweißen spielende Brando und der virile Saxon als grinsender Latino-Bandit zwei Gesichter einer Medaille verleihen. Eine nie ganz durchbrechende, das Geschehen jedoch latent beherrschende Härte wohnt "The Appaloosa" inne, zweifelsohne abgeschaut beim Spaghetti-Western, jedoch unter Berücksichtigung der traditionellen Qualitäten des amerikanischen Genrefilms realisiert. Brando, der um diese Zeit bereits ordentlich an Gewicht zugelegt hatte, dessen Karriere sich nicht nur infolge dessen auf Tiefflug befand und der ergo in zunehmend unpopulären Projekten auftrat, tut es gut, die Rolle dieses träumerischen Jedermann zu spielen: Seine eiserne Entschlossenheit treibt ihn voran, nicht etwa sein Können oder sein Heldentum. Das immer wieder gern zitierte Armdrückduell mit Skorpion-Falle muss er gegen Saxon sogar verlieren. Nur ein Brando konnte sich so etwas leisten, ohne entschieden an Zutrauen einzubüßen. Und wie Furie und Russell Metty mit der Tiefenschärfe jonglieren und wunderbare Einstellungen daherzaubern, das ist nicht etwa prätentiös, sondern wirkliche Kunst.

8/10

Sidney J. Furie Mexiko Duell


Foto

GRIECHISCHE FEIGEN (Siggi Götz/BRD 1976)


"Was guckst'n so blöd?"

Griechische Feigen ~ BRD 1976
Directed By: Siggi Götz

Anstatt wie mit ihren Eltern ausgemacht nach München zu fliegen, bleibt die neunzehnjährige Patricia (Betty Vergès) einfach in Griechenland und veranstaltet vor Ort eine planlose, freizügige Entdeckungsreise. Diese führt sie vor allem durch die Triebwelt maskuliner Begattungsmanöver aller Couleur, führt ihr aber ein ums andere Mal auch ihre eigene Unreife vor Augen. Am Ende erkennt sie, dass man am besten bei dem Mann bleibt, den man wirklich liebt.

Diese von einer Dame namens Patrizia Piccardi (mutmaßlich ein Pseudonym) gescriptete "Coming-of-Age"-Story ist recht untypisch für die LISA-Disco-Komödie jener Tage, da in ihr auf hohle Witzchen weithin verzichtet wird und man stattdessen einen weiblichen Simplicissimus hinaus in die Inselwelt der Ägäis entsendet, um dort das zu lernen, was die Menschheit eigentlich bereits seit ihrem Anbeginn wissen sollte. Gewissermaßen torpediert die Münchner LISA damit ihren äußeren Anspruch, Freizügigkeit und libertinären Lebensstil in frivoler Art und Weise zu kultivieren: Ihre sexuellen Abenteuer und Gelüste lassen die als so selbstbestimmt charakterisierte und ebenso auftretende Patricia nämlich ein ums andere Mal erscheinen wie ein dummes, kleines Rotzbalg, das am Ende dann sowieso nur reumütig zu seinem Liebsten zurückkehren kann. Jener Tom (Claus Richt) kann einem trotz Patricias überaus wohlgeformter Physis andererseits nur leid tun - er wird noch eine harte Zeit mit der rebellischen Antibourgeoise erleben. Vielleicht bekommt sie dann auch endlich mal, wonach sie unterbewusst ohnehin permanent zu verlangen scheint - links und rechts ein paar um die Löffel, gern auch um die hinteren.

5/10

Siggi Götz Griechenland Disco-Komödie Coming of Age Lisa-Film


Foto

ALBINO (Jürgen Goslar/BRD, UK, RSA, RHO 1976)


Zitat entfällt.

Albino (Der flüsternde Tod) ~ BRD/UK/RSA/RHO 1976
Directed By: Jürgen Goslar

Rhodesien in den Siebzigern. Als ein marodierender farbiger Albino (Horst Frank) als Anführer eine Gruppe Guerilleros Sally (Sybil Danning), die Frau des weißen PolizistenTerick (James Faulkner) in dessen Abwesenheit auf seiner heimischen Farm vergewaltigt und umbringt, zieht dieser auf eigene Faust los, um den verhassten Verbrecher zu stellen, seine ehemaligen Kollegen dicht auf den Fersen.

Erstaunlich differenzierte Abhandlung über den Zustand der weißen Kolonialisten in Afrikas Südosten, deren Tage bereits in den Siebzigern längst gezählt waren - glaubt man Goslars finsterer Bestandsanalyse. Die schwierige Situation, es sowohl den Ureinwohnern als auch den Besatzern in der x-ten Generation ein gleichberechtigtes Miteinander zu ermöglichen, wird hier kurzerhand durch die nach außen kanalisierte, blanke Aggression eines in Afrika tatsächlich mythologisierten Wesens gesprengt: Eines schwarzen Albino, den Horst Frank unter einer geradezu unfassbar beklemmenden Maskerade darstellt.
In diversen Gegenden Afrikas werden Albinos noch heute von der Bevölkerung wahlweise geächtet oder als Wesen magischer Kraft mystifiziert; teilweise betreibt man einen florierenden Handel mit ihren Organen und Extremitäten, da diesen Zauberkräfte innewohnen sollen. Daniel Carney, auch Autor der Romanvorlage zu "The Wild Geese", hat dieses Sozialphänomen zum Zentrum seiner Geschichte gemacht: Ausgerechnet jenes außergewöhnliche Menschenexemplar vereint die Wut eines Kontinents in sich und lässt den blutigen Aufschrei der Rebellion durch das altehrwürdige Haus des Feindbildes hallen.
"Albino" setzt weniger auf visuelle Härten, seine unbequeme Atmosphäre, die allenthalben spüren lässt, dass das Leben in diesem äußerlich so schönen Land unter den gegenwärtigen Umständen nur als lebensfeindlich empfunden werden können, da der Hass jederzeit explodieren könnte, macht ihn so sehenswert. Goslars Film, der auch viel von den finsteren Italowestern von Questi und Corbucci in sich vereint, schmeckt vielleicht während des Verspeisens im klassischen Sinne nicht sonderlich deliziös, aber er macht im baldigen Anschluss garantiert für lange Zeit satt und zufrieden.

9/10

Daniel Carney Jürgen Goslar Rape & Revenge Südafrika Afrika Rassismus Transgression


Foto

FLUCHTWEG ST. PAULI - GROSSALARM FÜR DIE DAVIDSWACHE (Wolfgang Staudte/BRD 1971)


"Dir werd' ich's zeigen, du Sau."

Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache ~ BRD 1971
Directed By: Wiolfgang Staudte

Der berüchtigte Verbrecher Willy Jensen (Horst Frank) flüchtet aus dem Gefängnis. Sein Plan, sich abzusetzen, geht jedoch daneben: Willys versteckte Beute ist futsch und sein ehrbarer Bruder Heinz (Heinz Reincke), Taxifahrer auf St. Pauli, hat sich mittlerweile häuslich mit Willys Holder Vera (Christiane Krüger) eingerichtet. Der wütende Willy entführt Vera und begeht einen Einbruch bei dem reichen Ehepaar Berndorf, der mit dem Mord an der Gattin (Heidy Bohlen) endet. Die gestohlenen Klunker will ihm jedoch keiner abnehmen, mit solcherlei Aktionen will masn selbst im Milieu nichts zu tun haben. Für den verzweifelten Willy gibt es nurmehr die Flucht nach vorn...

Prima Kiezkrimi, der nicht ganz den sleazigen Hauch eines Rolf Olsen atmet, sich aber vermutlich gerade deshalb als erstklassiges Zeit- und Lokalporträt über die Runden bringt. Horst Frank ist große Klasse als amoklaufender Gewaltverbrecher, dessen anfangs noch kühle Kalkulationsfertigkeit irgendwann dem nackten Angstschweiß weicht und der analog dazu immer bedrohlicher wirkt. Schicke Mädels gibt's zuhauf im Film, allen voran die schöne Christiane Krüger, die einen mit ihrer unwiderstehlichen Schnittigkeit zuweilen darüber sinnieren lässt, ob und warum die Frauen möglicherweise ehedem eine ganz andere Art der Stilsicherheit besaßen.
Klaus Schwarzkopf ist dabei als besonnener Bulle und damit idealer Antagonist Franks, Heinz Reincke spielt einmal mehr sich selbst. "Fluchtweg St. Pauli" ist ergo gerade so gut, wie er es erwarten lässt.

8/10

Wolfgang Staudte Sleaze Europloitation Kidnapping Kiez Hamburg St. Pauli


Foto

IL CINICO, L'INFAME, IL VIOLENTO (Umberto Lenzi/I 1977)


Zitat entfällt.

Il Cinico, L'Infame, Il Violento (Die Gewalt bin ich) ~ I 1977
Directed By: Umberto Lenzi

Nachdem sein alter Erzfeind Maietto (Tomas Milian), genannt 'Der Chinese', einen Mordanschlag auf Commissario Tanzis (Maurizio Merli) Leben verübt hat, muss dieser untertauchen. Offiziell als tot geltend verzichtet Tanzi jedoch darauf, wie ursprünglich mit seinem Boss (Renzo Palmer) verabredet, im fernen Lausanne unterzutauchen, sondern bleibt stattdessen in Rom. Hier macht er sich für seinen Privatfeldzug gegen die Mafia die wachsende Rivalität zwischen dem Chinesen und dem Gangsterboss Di Maggio (John Saxon) zunutze...

Für "Il Cinico, L'Infame, Il Violento", nach "Roma A Mano Armata" der zweite Film um die Figur des römischen Ermittlers Tanzi, nimmt Umberto Lenzi etwas den Fuß vom Gaspedal. Merli, seiner Polizeimarke entledigt und auf Privatfeldzug, schießt hier nicht gleich, sondern verteilt erstmal gehörig schallende Backpfeifen und Tritte in Weichteile, was den Film zwar nicht gleich zur Familienveranstaltung macht, die Kompromisslosigkeit früherer Poliziottesci aber irgendwie doch vermissen lässt. Die Elemente 'Korruption' und 'Übermacht der Gesetzlosen' weichen einer eher possierlichen Rotlichtromantik, ansonsten bleibt aber alles beim genretypischen Alten: Der Held hat gleich auf mehreren, parallelen Baustellen zu tun, vermag jedoch infolge seiner professionellen Cleverness, diese alle unter einen Hut zu bringen und zur Wahrung der allgemeinen Sicherheit zufriedenstellend zu finalisieren. Dass er am Ende dafür selbst als Vigilant verhaftet und in den Bau gesteckt wird, nimmt Tanzi kommentar- und widerstandslos hin. Immerhin ist ja dem moralischen Recht Genüge getan.

6/10

Umberto Lenzi Poliziottesco Rom


Foto

THE DARK KNIGHT RISES (Christopher Nolan/USA, UK 2012)


"I'm not afraid. I'm angry."

The Dark Knight Rises ~ USA/UK 2012
Directed By: Christopher Nolan

Bruce Wayne (Christian Bale) hat nunmehr acht Jahre die Füße still gehalten, sich von der Außenwelt abgeschottet und im Westflügel seines Herrenhauses verkrochen, nachdem ein Duell mit dem zu Two-Face gewordenen Harvey Dent (Aaron Eckhart) für letzteren tödlich geendet ist. Da zieht eine neue Bedrohung am Firmament Gotham Citys auf: Der Terrorist Bane (Tom Hardy) und seine Gefolgsschaft treten an die Öffentlichkeit und stehlen einen von Wayne Enterprises hergestellten Atomreaktor. In einem harten Duell schafft Bane es sogar, den wiedergekehrten Batman zu besiegen und in ein unterirdisches Gefängnis im Nahen Osten zu verfrachten. Freie Bahn für den stahlharten Bösewicht, der noch diverse Trümpfe im Ärmel hat. Doch mit Batmans unbeugsamer Willenskraft rechnet selbst ein Bane nicht...

Den mit Abstand gelungensten Film seiner "Batman"-Trilogie hat sich Christopher Nolan also für den Schluss aufbewahrt. Auch schön, ausnahmsweise einmal wirklich das Prinzip der qualitativen Potenzierung zu beherzigen, zumal sich ja bereits von "Batman Begins" hin zu "The Dark Knight" eine deutliche Steigerung registrieren ließ. Nun machen Nolan und seine Mitautoren endlich auch jenem ein dickes Geschenk, den sie vorher ignoriert bzw. etwas stiefmütterlich behandelt haben: dem Comicnerd nämlich. Mindestens vier der besten, einflussreichsten Miniserien und Storylines der letzten dreißig Jahre hat man in einen Topf geworfen und daraus ein absolut tadellos funktionierendes Kino-Destillat hergestellt: Wichtige Elemente aus Millers "The Dark Knight Returns", Starlins "The Cult", sowie den Crossovers "Knightfall" und "No Man's Land" halten Einzug in die Story, die natürlich wieder diverse sicherlich nicht unwichtige Details mit Füßen tritt, jenen Makel aber diesmal so eloquent wettmacht, dass man dem Film am Ende wohlgesonnenen Mutes bescheinigen kann, sein Blockbuster-Süppchen exzellent gekocht zu haben. Dass Christopher Nolan zu einer Art inszenatorischer Arroganzia zu avancieren scheint, lässt der Film - im Gegensatz zu einem "Inception" etwa - weitflächig übersehen. Über zweieinhalb durchhängerfreie Stunden atemloser Spannung, der Aktion und des Mitfieberns, präsentiert in einer erquicklichen Stilmelange aus traditionell und innovativ, machen hier selbst den eingefleischten Batfan glücklich. Die kapitalen Fehler der beiden Vorgänger werden relativiert bzw. lösen sie sich in Luft auf und weichen stattdessen der Berücksichtigung von unerlässlichen Kardinalstugenden. Die Filmabteilung von DC lernt entscheidend dazu. "The Man Of Steel" und die "JLA" können kommen. Ich sehe ihnen nach diesem begeisternden Erlebnis mit wachsendem Enthusiasmus entgegen.

9/10

Christopher Nolan Batman Superhelden Sequel Terrorismus Atombombe Comic DC Comics


Foto

ESTHER AND THE KING (Raoul Walsh/I, USA 1960)


"Hang the betrayer!"

Esther And The King (Das Schwert von Persien) ~ I/USA 1960
Directed By: Raoul Walsh

500 Jahre vor Christi Geburt beherrscht Xerxes (Richard Egan), der König der Perser, ein gewaltiges Reich. Als er von einem seiner Feldzüge zurückkehrt und registriert, dass seine Frau (Daniele Rocca) ihn betrogen hat, wird er zum Zahnrädchen in einem allumspannenden Stürzungsplan seines intriganten Würdenträgers Haman (Sergio Fatoni). Dieser sucht eine Judäerin für Xerxes' nächste Ehe und findet sie in der Person der jungfräulichen Esther (Joan Collins). Mit viel Aufopferungsbereitschaft vermag es Esther schließlich, Xerxes zu einem gerechteren Herrscher zu machen und ihn die wahre Natur seines Erzfeindes Haman erkennen zu lassen.

Purer Camp ist dieser Ausflug von Walsh nach Rom geworden, wo er mit einer fast durchgängig italienischen Crew, darunter Mario Bava als DP und unkreditiertem Co-Regisseur, dieses herrliche Stück Bibeltrash aus dem Boden stampfte. Bereits die Besetzung der Collins, die ja zuvor schon Hawks' Ägypten-Epos "Land Of The Pharaohs" einen unwiderstehlichen Schmierfilm verlieh, garantiert für exploitatives Hinguckerkino erster Garnitur. Die Geschichte ein einziger antiker Witz, die Formalia schön, lieb und teuer, die Atmosphäre durchsetzt von schwüler Ränke und säurehaltiger Boshaftigkeit - so liebt man sein kleines Monumentalkabinett. Kokain, appe Köpfe und angedeuteter Sex - für einen Streifen von anno 60 liefert "Esther And The King" beachtliche Schauwerte. Wie sich ausgerechnet Raoul Walsh in diesen amüsanten Killefit verirren konnte, weiß ich nicht genau, aber das ist ja eigentlich auch ganz egal.

6/10

Raoul Walsh Persien Bibel Camp Trash Mario Bava


Foto

ONLY THE VALIANT (Gordon Douglas/USA 1951)


"We've got some bad medicine here. Makes the rocks come tumbling down."

Only The Valiant (Bis zum letzten Atemzug) ~ USA 1951
Directed By: Gordon Douglas

Kavallerie-Captain Richard Lance (Gregory Peck) verhindert die spontane Exekution des marodierenden Apachenhäuptlings Tuscos (Michael Ansara) und nimmt ihn stattdessen mit zum Fort Wilson. Dessen Kommandeur Colonel Drumm (Herbert Heyes) befiehlt den Abtransport Tuscos', bevor seine Stammesgenossen zum Angriff übergehen. Obwohl Lance selbst diese selbstmörderische Mission übernehmen will, ordnet Drumm an, dass Lances Rivale Jennings (Art Baker) den Auftrag durchführt. Für deren Scheitern macht später alle Welt Lance verantwortlich, der ja eigentlich vollkommen unschuldig an der Affäre ist. Um seine Ehre wiederherzustellen, zieht Lance zusammen mit den acht verdorbensten, ihn zudem durchweg verabscheuenden Regimentsbrüdern gegen Tuscos ins Feld.

Ein böses kleines Meisterwerk hat Gordon Douglas da aus dem Ärmel geschüttelt, das beschämenderweise über die Jahre in Vergessenheit geraten ist und erst vor kurzem eine längst überfällige, leider unspektakuläre DVD-Veröffentlichung erfahren durfte. Mit seinem betont hoffnungslosen Weltbild, einem fein nuancierten Hang zur atmosphärischen Kultivierung von Sadismus und Misstrauen und für diese Ära ungewöhnlichen Härten strampelt "Only The Valiant" gegen alles an, was den Western zum familientauglichen Abenteuergenre umzuformen versuchte. Der Hauptschauplatz ist eine im Atelier entstandene Fort-Ruine am strategisch heiklen Ausgang einer Schlucht. Das Gelände gleicht den Seelen seiner Streiter: ausgebrannte, versoffene Opportunisten und Angsthasen, die sich am Ende dennoch durchweg als Helden erweisen und allesamt ihren Ruf zurückerobern. Lance hat ein deutliches Zeichen gesetzt und nicht nur seine eigene Person rehabilitiert.
Dem ansonsten hoch geschätzten Joe Hembus sei hier allerdings ein einziges Mal entschieden widersprochen: Wie er "Only The Valiant" in seiner Genre-Enzyklopädie abkanzelt, das zeugt ausnahmsweise von erschreckender Kurzsichtigkeit und mangelhafter Beschäftigung mit dem Werk. Vielleicht hat er Douglas' Film ja auch einst mit einem netten Mädchen im Kino geschaut und sich mehr für profanere Dinge interessiert...

9/10

Gordon Douglas Kavallerie Indianer Belagerung





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare