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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE INVISIBLE MAN'S REVENGE (Ford Beebe/USA 1944)


"You've got to believe what you can't see!"

The Invisible Man's Revenge (Der Unsichtbare nimmt Rache) ~ USA 1944
Directed By: Ford Beebe

Der einst in Afrika zurückgelassene, totgeglaubte Abenteurer Robert Griffin (Jon Hall) kommt zurück nach England, um sich den rechtmäßigen Anteil am von ihm und dem Ehepaar Herrick (Gale Sondergaard, Lester Matthews) entdeckten Diamantenfeld zu sichern. Die Herricks jedoch wollen sich des ungehalten auftretenden Griffin sogleich wieder entledigen, was diesen nur noch mehr in Rage versetzt. Per Zufall gerät er an Dr. Drury (John Carradine), der ein Unsichtbarkeitsserum erfunden hat und es sogleich an Griffin testet. Dieser dreht daraufhin endgültig durch, schreckt auch vor Mord nicht zurück und drangsaliert die Herricks im eigenen Hause.

Der finale Eintrag in Universals "Invisible"-Reihe nach vier Vorgängern ("The Invisible Woman" folgt an dieser Stelle noch in Kürze) liebäugelt deutlich manifester als bislang gewohnt mit den campigen Subebenen, die dem Archetypus einer Geschichte um unsichtbare Irre wohl wesentlich innewohnt. Wiederum ist John Hall in der Rolle der Titelfigur zu sehen; er trägt wie der originale Unsichtbare den Familiennamen Griffin, wenngleich dies im vorliegenden Falle wohl eher auf reinen Zufall, respektive stoische Rechtenutzung oder auch eine Laune des Scriptautoren zurückzuführen ist. Robert Griffin ist nämlich kein Chemiker, sondern ein eher unterbelichteter Instinkttyp, dessen Gier und Rachegelüste ihm die unflätigsten Flausen in den Kopf setzen. Als (slightly mad) scientist ist stattdessen der ehrwürdige John Carradine zu bewundern, der unsichtbare Haustiere hält und mit dem Feuer spielt, als er Griffins Ehrgeiz, seinen Mut unter Beweis zu stellen, bei der Wurzel packt.
Ich fand dieses letzte Sequel, das, die Dart-Sequenz verrät's - auch Carl Gottliebs vortrefflichen "Amazon Women On The Moon"-Beitrag "Son Of The Invisible Man" primär inspiriert haben dürfte, wieder etwas unterhaltsamer als den Vorgänger "Invisible Agent". Wahrscheinlich war der Agent mir schlicht nicht wahnsinnig genug.

7/10

Ford Beebe Unsichtbarkeit Sequel Madness Univeral-Monster


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INVISIBLE AGENT (Edwin L. Marin/USA 1942)


"Are you insane?" - "No, just transparent."

Invisible Agent (Der unsichtbare Agent) ~ USA 1942
Directed By: Edwin L. Marin

Gestapo und Japaner versuchen vereint, Frank Raymond (Jon Hall), dem Enkel des legendären "Unsichtbaren Mannes" Jack Griffin, die revolutionäre Formel seines Großvaters abzuluchsen. Raymond weigert sich heldenhaft, erkennt jedoch, dass sein Familiengeheimnis in den richtigen Händen kriegsentscheidend sein kann. Im Auftrag der Briten nimmt Frank den Unsichtbarkeitstrunk zu sich und reist im Geheimen nach Berlin, um von den neuesten Eroberungsplänen der Nazis zu erfahren. Dort lernt er die Agentin Maria (Ilona Massey) kennen und lieben, kämpft gegen übles Gesocks wie Gestapochef Stauffer (Cedric Hardwicke), und dessen Buckler Heiser (J. Edward Bromberg) sowie den geheimnisvollen Japaner Ikito (Peter Lorre) und erfährt, dass Hitler in die USA einmarschieren will.

Ein loser Eintrag in das "Invisible"-Franchise der Universal, sowie der einzige Fall, in dem sich einer der klassischen Monsterzyklen des Studios mit dem hollywood'schen Propagandafilm jener Tage kombiniert fand. Die Geschichte ist natürlich schlüssig: Die einst von Wells ersonnene Unsichtbarkeitsformel muss die Phantasie eines jeden Kriegsstrategen in höchstem Maße beflügelt haben und bot somit auch Platz für eine entsprechende Kinophantasie. Hier ist von dem buchstäblichen Irrsinn, der die früheren Konsumenten des Serums noch binnen kurzer Zeit befiel, nichts mehr verlautbart; der Unsichtbare, dargestellt von Universals B-Flynn der Vierziger, Jon Hall, ist der Held ein strahlender Abenteuer, dessen Scherze gegen das dekadente Herrenmenschenpack, allen voran den ebenso feisten wie geilen Kleiser, der die Eroberung der Anrainer-Staaten vor allem zur Aufbesserung seines kulinarischen Arsenals nutzt, sogar mit dem Screwball-Fach liebäugeln. Von dem in "The Invisible Man Returns" immerhin noch ansätzlich nachvollziehbaren Horrorwurzeln der Story ist bei Marin und Siodmak derweil nichts mehr zu spüren. "Invisible Agent" ist nicht mehr und nicht weniger denn ein wohllauniger, kleiner Reißer, der auf komische Weise Front gegen Hitler und seine Schergen macht und mit Peter Lorre die erwartungsgemäß größte personelle Stärke aufbietet.

6/10

Edwin L. Marin Curt Siodmak George Waggner Universal-Monster Nationalsozialismus WWII Unsichtbarkeit Berlin Spionage Propaganda


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THE INVISIBLE MAN RETURNS (Joe May/USA 1940)


"I'd like me to know what that invisible man looks like..."

The Invisible Man Returns (Der Unsichtbare kehrt zurück) ~ USA 1940
Directed By: Joe May

Der Mineneigner Geoffrey Radcliffe (Vincent Price) wartet in der Todeszelle auf seine Hinrichtung: Er soll seinen Bruder Michael ermordet haben, ein Verbrechen, dessen er freilich unschuldig ist. Um Geoffrey die Möglichkeit zur Flucht zu geben, verabreicht ihm sein bester Freund Frank (John Sutton), Bruder des einst wahnsinnig gewordenen Jack Griffin, dessen legendäres Unsichtbarkeitsserum. Geoffrey kann entkommen und sogar seinen Kompagnon Richard (Cedric Hardwicke) als wahren Mörder entlarven, doch es dauert nicht lang, bis sich auch bei ihm die unerwünschte Nebenwirkung des Mittels bemerkbar macht: Größenwahn und gewalttätige Tendenzen. Und Frank hat noch immer kein Gegenmittel entwickelt...

Schönes, sorgfältig und witzig gefertigtes Sequel zu Whales exzellenter Wells-Adaption "The Invisible Man", im Gegensatz zu den meisten anderen Universal-Monster-Franchises (mit Ausnahme der "Mummy"-Fortsetzungen) erst mit einiger Verspätung gestartet. Dabei steckt doch hinreichend erkennbares Potenzial in der Mär des unsichtbaren Mannes, der über den Gebrauch des Mittels dem schleichenden Irrsinn anheim fällt und seine Fähigkeiten nutzt, um Böses zu tun. Im Grunde eng verwandt mit dem "Jekyll/Hyde"-Motiv, zaubert auch die Unsichtbarkeit auf der Leinwand klassischerweise die 'Es'-Instanz des steifen Biedermannes hervor und lässt diese nach und nach die Oberhand ergreifen. In "The Invisible Man Returns", in dem sich die Griffin-Familie durch die heldenhaften Bemühungen des Doktors sozusagen rehabilitiert findet, ist der Wettlauf um die Suche nach dem Antidot zugleich auch ein Kampf um Geoffrey Radcliffes geistige Gesundheit. Immerhin wartet eine schöne Verlobte (Nan Grey) ebenso auf ihn wie der juristische Freispruch. Und der Tradition folgend wird auch Vincent Prices Antlitz erst in den letzten Sekunden sichtbar.

8/10

Joe May Curt Siodmak Universal-Monster Unsichtbarkeit Sequel Madness


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THOR: THE DARK WORLD (Alan Taylor/USA 2013)


"Are you mad?" - "Possibly."

Thor: The Dark World (Thor - The Dark Kingdom) ~ USA 2013
Directed By: Alan Taylor

Nach den Ereignissen um Lokis (Tom Hiddleston) gescheiterte Erden-Invasion bringt Thor (Chris Hemsworth) seinen Adoptivbruder heim nach Asgard, wo er von Odin (Anthony Hopkins) ins Gefängnis gesteckt wird. Ferner hat der Donnergott allerlei damit zu tun, die neun Welten zu befrieden, während sich die "Konvergenz", ein nur alle paar tausend Jahre auftretender Dimensonsriss zwischen den Planeten Yggdrasils, nähert. Damit lauert auch die heiß ersehnte Chance für den Dunkelelfen-Herrscher Malekith (Christopher Eccleston), der mithilfe einer furchtbaren Waffe, des "Äther", das gesamte Universum in Dunkelheit zu stürzen und zu beherrschen trachtet. Thors Geliebte Jane Foster (Natalie Portman) unterstützt Malekiths Streben unbewusst durch ihre wissenschaftliche Neugier. Thor bleibt nur eine Möglichkeit, aus dem von seinem Vater hermetisch abgeriegelten Asgard zu entkommen und gegen Malekith zu ziehen: er muss sich mit dem verschlagenen Loki verbünden...

Ein ordentlicher Popcorn-Film, laut, knallig und audiovisuell ohne Unterlass affizierend, wenngleich hier und da etwas zu vehement nach den jüngst von mir geschauten, späteren "Star-Trek"-Filmen duftend. Romulaner, Remaner, Dunkelefen? Alles irgendwie ein Süppken. Als zweiter Film der zweiten Welle von Marvel-Abenteuern, die wohl im nächsten Jahr mit "The Avengers: The Age Of Ultron" einen hoffentlich wiederum glorreiches Finale erleben wird, fällt "The Dark World" eigentlich eher weniger ins Gewicht, wobei ich einräumen muss, dass mich Thor von allen Marvel-Helden stets mit am wenigsten interessiert hat. Dennoch hat mir der über sich selbst staunende Vorgänger leicht besser gefallen.
Dass der wiederum brillante Tom Hiddleston nicht nur die interessantere Rolle spielt, sondern im Vergleich zu Hemsworth auch der wesentlich charismatischere (und befähigtere) Schauspieler ist, wird neuerlich deutlich, wie der Film auch sonst auf eine sympathische Figuren- und Darstellerriege präsentiert. Aber das ist eben das verschlungene Comic-Wurzelwerk; dessen unerschöpfliches Potenzial an Geschichten, Querverweisen und Charakteren machen es den qualitativ nicht oder nur unwesentlich nachlassenden Marvel-Adaptionen in Kombination mit der wirklich liebevollen Produktion fast unmöglich, größflächig zu scheitern. Etwas gestört haben mich die dummen Witzchen und Sprüchelchen, für die in erster Instanz Portmans sidekick Kat Dennings (so heißt tatsächlich nicht die Figur, sondern die Actrice) zuständig ist. Gewohnt witzig dafür wie üblich der Cameo von unser aller Großmeister Stan "The Man". Excelsior!

7/10

Alan Taylor Marvel Comic Superhelden Thor Götter Aliens London Sequel


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EMBRYO (Ralph Nelson/USA 1976)


"No. Don't."

Embryo ~ USA 1976
Directed By: Ralph Nelson

Der Genetik-Wissenschaftler Paul Hollison (Rock Hudson) fährt nachts auf regennasser Straße eine trächtige Dobermann-Hündin an. Das Tier stirbt, doch Hollison gelingt es, einen der Föten mithilfe einer von ihm entwickelten, placentalen Lösung außerhalb des Mutterleibs am Leben zu erhalten. Binnen einer Rekordzeit von wenigen Tagen entwickelt sich das kleine Wesen nicht nur zu einem ausgewachsenen, prächtigen Hund, sondern erweist sich zudem als hyperintelligent, lernbegierg und vor allem von insgeheim grausamem Wesen. Hollison beschließt, dasselbe Experiment mit einem menschlichen, weiblichen Embryo durchzuführen. Er erhält ein Versuchsobjekt, dessen Mutter Selbstmord begangen hat. Auch hier gelingt die Anordnung mit derselben Rasanz wie bei der 'No. 1' getauften Hündin. 'Victoria' (Barbara Carrera) wächst rasch zur erwachsenen, superintelligenten Schönheit heran. Hollison gibt sie als Assistentin aus und verliebt sich in sie, derweil Victorias Alterungsprozess nach wenigen Tagen Pause wieder rapide einsetzt. Um zu überleben, benötigt sie die Zellen eines sechs Monate alten Fötus. Und ausgerechnet Hollisons Schwiegertochter (Anne Schedeen) ist just in der passenden Schwangerschaftswoche...

Wie viele eigentlich keinem Genre direkt verpflichteten Filmemacher versuchte sich auch Ralph Nelson Mitte der Siebziger an einem phantastischen Stoff: Ein Retortenbaby, äußerlich und innerlich perfekt, dabei jedoch zugleich von folgerichtiger emotionaler Kälte, wird zur femme fatale, die um des eigenen Überlebens Willen die Familie ihres "Erschaffers" zerstört. Erst viel zu spät erkennt Paul Hollison, der sich von der faszinierenden Schönheit und Intelligenz Victorias blenden ließ, welch gottlosen Fehler er gemacht hat und versucht hernach mit aller Vehemenz, diesen wieder auszuwetzen. Hierin liegt zugleich auch die Unentschlossenheit des ansonsten durchaus respektablen Films: Er findet keine vollwertige Balance zwischen seinem grellen Horrorthema einerseits und dem Drama des frankenstein'schen Geschöpfs andererseits. Wie alle Homunculi in Literatur und Film will Victoria lediglich das, was ihr von der Sekunde ihrer "Geburt" an metamoralisch zusteht: Mehr Leben. Dass sie, um sich jenes anzueignen, Schritte unternehmen muss, die andere Existenzen gefährden, ist weniger einem wie auch immer gearteten, bösartigen Naturell zuzuordnen, sondern ihrer emotionalen Ungeschliffenheit: Durch ihren überlegenen Genotyp ist Victoria zwar in der Lage, sich körperlich und geistig bis zur Vollkommenheit zu entwickeln, ihre Fähigkeit zur Empathie, zu emotionaler Reife somit, muss jedoch im Stadium eines eine Woche alten Kindes verbleiben. Folglich bleibt Nelson seinem Publikum vor allem zum Ende hin die Frage schuldig, ob er eher klassischen SciFi-Horror oder ein fortschrittskritisch-existenzialistisches Drama intendierte.

6/10

Ralph Nelson amour fou mad scientist Hund Schwangerschaft Experiment Genforschung


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WAR OF THE COLOSSAL BEAST (Bert I. Gordon/USA 1958)


"A colossal freak, Major, and he's my brother!"

War Of The Colossal Beast (Gigant des Grauens) ~ USA 1958
Directed By: Bert I. Gordon

Der riesige Colonel Glenn Manning (Dean Parkin) ist mitnichten beim Sturz von der Mauer des Hoover-Staudamms zu Tode gekommen. Er konnte sich stattdessen retten und lebt mittlerweile, durch seinen Unfall schwer entstellt, in den mexikanischen Bergen, wo er mit Lebensmitteln beladene Trucks entführt und leerfuttert. Seine Schwester Joyce (Sally Fraser) ahnt nach der Beschwerde eines verdutzten Herrn (George Bewcar), der seinen Pick-Up vermisst, dass nur ihr mutierter Bruder hinter der Sache stecken kann. Zusammen mit Major Baird (Roger Pace) macht sie ihn ausfindig und kann ihn unter Betäubung nach Los Angeles schaffen. Doch Glenn ist längst nicht mehr Herr seiner Sinne und flieht aus der Gefangenschaft.

"He IS heavy - he's my brother" mag die herzensgute Joyce Manning sich selbst im Angesicht ihres riesenwüchsigen Monsterbruders vorgesummt haben. Ich finde ja das Sequel, offenbar im Gegensatz zum Rest der Welt, ein klein wenig gelungener als den Erstling "The Amazing Colosaal Man", da hier einfach mehr los ist und die Effektarbeit trotz nach wie vor offenbarer Schwächen einmal vollzogene Patzer auszubügeln trachtete. Glenn Manning, diesmal von einem gewissen Dean Parkin interpretiert, sieht mit seiner halb skelettierten Visage hübsch gruselig aus und verleiht dem Amok laufenden Riesen einen zusätzlichen, dämonischen Zug. Wie es sich für eine Billigproduktion gehört, hat es im Mittelteil eine umfangreiche Rückblende mit den komprimierten Höhepunkten des Vorgängers, die ordentlich Erzählzeit einspart. Groß in jedem Falle wieder Mannings Bummel durch die Gemeinde: Diesmal besucht er eine Sternwarte (könnte dieselbe sein wie in "Rebel Without A Cause") und droht, einen Bus mit frühadoleszenten Teenagern durch die Gegend zu werfen. Ziemlich stark, ebenso wie die folgende, zur Betonung des allgegenwärtigen spectaculums eingefärbte Freitodszene, in der Manning sich selbst mittels einer Hochspannungsleitung röstet und in Luft auflöst. Hat ja nun auch doch ein paar Leichen im Keller, der Gute.

6/10

Bert I. Gordon Mexiko Los Angeles Militär Monster Riese Atombombe Sequel


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DOOMSDAY (Neil Marshall/UK, USA, SA, D 2008)


"In the land of the infected, the immune man is king."

Doomsday ~ UK/USA/SA/D 2008
Directed By: Neil Marshall

2008 bricht das hoch ansteckende "Reaper-Virus" in Schottland aus. Da die Regierung der Pandemie nicht so schnell Herr werden kann, wie sie um sich greift, wählt man eine besondere Form der Schadensbegrenzung: Der Insel-Norden wird vom Süden durch eine gigantische, wohlfeil bewachte Mauer separiert, die Kranken sich selbst überlassen. Anarchie und Kannibalismus brechen in den Zentren um Edinburgh und Glasgow aus und irgendwann werden die Zustände als gegeben akzeptiert und ad acta gelegt. 27 Jahre später taucht das Reaper-Virus plötzlich in London auf. Da es jenseits der Mauer mittlerweile Menschen gibt, die immun gegen die Seuche zu sein scheinen, schickt man die Superpolizistin Eden Sinclair (Rhona Mitra) ins Niemandsland, um nach dem verschollenen Virologen Kane (Malcom McDowell) zu fahnden. Dieser hat sich mittlerweile wie ein Feudalherr auf einer Burg eingerichtet und führt Krieg gegen seinen verrückten Sohn Sol (Craig Conway).

Klotzhohl im Geiste berichtet "Doomsday", wie mich dünkt, vor allem so Einiges über seinen Ersinner und Ausführer Neil Marshall, dessen Obsessionen und Hang zur Nabelschau. Wollen mal sehen: Megacoole, windschnittige Kampfweiber ohne Gnade - check; ausführliche Blutduschen - check; Wiedergabe der höchsteigenen Filmsozialisation und -vorlieben - check; historische Szenarien - check; Anarchos vs. Imperialisten - check. Ein mächtiger Quirl, in den Marshall das kurz darauf in "Centurion" um Einiges authentischer durchgespielte Szenario um eine Römer-Expedition nach jenseits des Hadrianwalls, wo man auf die atavistisch lebenden Pikten traf, ebenso hineinversenkt wie seine aus "The Decent" bekannte Vorliebe für martialische Kämpferinnen und, überdeutlich, seine "persönlichen Einflüsse". "Escape From New York", die beiden "Mad Max"-Sequels, "The Warriors" werden unmittelbar zitiert (böse Zungen mögen zischen: kopiert). So weit, so mittelmäßig. Dass eine solche Kombination, zumal kalkuliert-exaltiert und von vornherein auf die alleinige Befriedigung niederster Faboy-Instinkte ausgelegt, keine Sternstunde des Kinos hergibt, ist wenig überraschend. Am Besten an "Doomsday" gefällt mir immer noch seine 'strictly British attitude', der (hoffentlich) hier und da unfreiwillige appeal, einem eigentlich typisch amerikanischen Genrefilm aus britischer (Arbeiter-)Geistesfabrik beizuwohnen. Dafür trägt schon die kleine, aber geschmackvolle Auswahl an 80er-Insel-Popklassikern mitsamt Ska-Variation vom "Can-Can" Verantwortung. Ich verbleibe somit bei einem knappst heruntergebrochenen: strohdoof, aber irgendwie doch noch.

5/10

Zukunft Dystopie Virus Neil Marshall Hommage Splatter Schottland London Kannibalismus


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THE AMAZING COLOSSAL MAN (Bert I. Gordon/USA 1957)


"I don't want to grow anymore."

The Amazing Colossal Man (Der Koloss) ~ USA 1957
Directed By: Bert I. Gordon

Um einem abgestürzten Flugzeug-Piloten zur Hilfe zu kommen, verlässt Colonel Glenn Manning (Glenn Langan) während eines Atombombentests ind der Wüste Nevadas seinen schützenden Unterstand und setzt sich damit ungebremst der Plutonium-Strahlung aus. Seine zunächst vollständig verbrannte Körperoberfläche regeneriert sich jedoch zum Erstaunen der behandelnden Ärzte bereits nach wenigen Stunden, doch ist Mannings Leiden damit nicht beendet. Im Gegenteil: Er beginnt, unaufhörlich zu wachsen, um etwa eineinhalb Meter täglich. Während seine Verlobte Carol (Cathy Downs) sich alle Mühe gibt, den Verzweifelnden zu beschwichtigen, eröffnet ihr Dr. Linstrom (William Hudson), dass Mannings langsamer wachsendes Herz seinen Körper bald nicht mehr wird versorgen können und dass seinem in Kürze zu erwartenden Tode noch der mentale Verfall vorausgehen wird. Man scheint endlich ein Heilmittel gefunden zu haben, als Manning, mittlerweile 20 Meter groß, aus der Militärbasis ausbricht und auf den weg nach Las Vegas macht...

Mit denselben Rückprojektionseffekten, mittels deren Einsatz schon siebzehn Jahre zuvor Rex Ingram als riesiger Djinn über den fernen Inselstrand in "The Thief Of Bagdad" schritt, ließ Bert I. Gordon, in den Credits stolz als F/X-Verantwortlicher aufgeführt, den mit Glatze, Wampe und Spandexwindel frappant an Ingram erinnernden Glenn Langan durch Nevada und Vegas tapern. Dass sein Riese sich manchmal doch eher schlampig ins Gesamtbild fügt und hier und da durchsichtig wird - okay. Leider beschränkt sich Colonel Mannings Amoklauf allerdings auf das letzte Fünftel des Films - zuvor müht man sich, ähnlich wie Jack Arnold in "The Incredible Shrinking Man", den Leidensweg eines sich auf den Kopf gestellten Naturgesetzen unterworfen findenden Individuums zu illustrieren. Wo jedoch Scott Carey sich mit seinem schrumpfenden Körper noch bislang ungekannten Erfahrungen ausgesetzt fand; sich aufgrund wechselnder Herausforderungen stets aufs Neue mit seiner Umwelt zu arrangieren hatte, und daher keine Zeit hatte, sich Depressionen zu widmen, gibt es für Glenn Manning nurmehr den folgerichtigen Weg in den Wahnsinn und damit ins Kaputtmachen. Dennoch vermisst man wie bereits oben moniert etwas das in solchen Filmen unabdingbaren Sensationalismus, tatsächlich scheint noch nichtmal jemand ernstlich zu Schaden zu kommen bei Mannings allzu possierlich geratenem Stadtrundgang.

6/10

Bert I. Gordon Atombombe Militär Monster Riese Nevada Las Vegas


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ELYSIUM (Neill Blomkamp/USA 2013)


"What's in it for the hippo?"

Elysium ~ USA 2013
Directed By: Neill Blomkamp

Mitte des 22. Jahrhunderts hat die sozialökonomische Schere endgültig auch ihre lokale Entsprechung gefunden: Die Superreichen leben nicht mehr auf der vom Pöbel übervölkerten Erde, sondern auf der im Orbit kreisenden Raumstation 'Elysium' mit souveräner Regierung und strengsten Sicherheitsvorkehrungen, die ein unbefugtes Eindringen möglicher asozialer Elemente verhindern. Nachdem der Arbeiter Max Da Costa (Matt Damon) sich tödlicher Strahlung ausgesetzt und nurmehr fünf Tage zu leben hat, gibt es für ihn nur den letzten Ausweg, nach Elysium zu gelangen, wo seine Krankheit binnen Sekunden geheilt würde. Dafür muss er jedoch zunächst für den Schwarzmarkthändler Spider (Wagner Moura) einen Auftrag erfüllen: Er soll einen der Bonzen abfangen und sein Gedächtnis scannen. Ausgerüstet mit einem kräftepotenzierenden Exo-Skelett wählt Max für diesen Job seinen Boss (William Fichtner) und schlittert damit nichtsahnend mitten in eine Verschwörungsaffäre.

Ähnlich wie in "District 9" bleibt der Vortrag um eine sozialkritisch angelegte Dystopie, die letzten Endes doch bloß bereits etablierte, gegenwärtige Verhältnisse widerspiegelt, völlig oberflächlich und vulgär. Wer Blomkamp abnimmt, dass er zuvorderst darauf aus ist, hellsichtiges SciFi-Kino mit parabolischer Metaebene zu schaffen, der versucht wahrscheinlich auch, im Zoo die Eisbären zu kraulen. "Elysium" ist vor allem ein futuristischer, zugegeben kompetent gemachter Actionfilm mit knackiger Gewalt, dessen gesamtes Ideenkonglomerat sich aus klassischen Genreversatzstücken speist. Blomkamps Film kracht hier und da ordentlich, hat mit dem neuerlich besetzten Südafrikaner Sharlto Copley einen schön bekloppten Schurken an Bord, ist spaßig und nett anzuschauen. Sein (möglicher) Versuch allerdings, eine intelligente Allegorie im rezeptionsattraktiven Gewand reinen Unterhaltungskinos unters Volk zu bringen, überbietet garantiert zu keiner Sekunde das Niveau allerordinärster Thekenphilosophie.

6/10

Neill Blomkamp Zukunft Dystopie Los Angeles


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STAR TREK INTO DARKNESS (J.J. Abrams/USA 2013)


"The enemy of my enemy is my friend."

Star Trek Into Darkness ~ USA 2013
Directed By: J.J. Abrams

Nachdem Kirk (Chris Pine), um den in einem ausbrechenden Vulkan eingeschlossenen Spock (Zachary Quinto) zu retten, vorsätzlich die oberste Direktive verletzt und die Enterprise einem primitiven Sternenvolk zu erkennen gegeben hat, wird er von der Sternflottenkommandatur degradiert. Zeitgleich zerstört ein mysteriöser Terrorist namens John Harrison (Benedict Cumberbatch) ein geheimes Föderationslabor in London und verübt kurz darauf einen Anschlag auf die folgende Krisensitzung der obersten Offiziere in San Francisco an, der auch Kirk beiwohnt und dem sein Förderer Pike (Bruce Greeenwood) zum Opfer fällt. Kirk kann seinen Vorgesetzten Admiral Marcus (Peter Weller) überreden, ihm das Kommando über die Enterprise zurückzugeben und den sich auf Kronos versteckenden Harrison zu stellen. Vor Ort findet Kirk heraus, dass Harrison in Wirklichkeit der vor 300 Jahren zum Tiefschlaf verdammte, genetisch optimierte, aber zutiefst bösartige Khan Noonien Singh ist, der von Admiral Marcus aus dem Kryogenese geweckt wurde, um ihm strategische Schützenhilfe beim drohenden Krieg gegen die Klingonen zu leisten. Der rachsüchtige Khan jedoch hat sich selbstständig gemacht und bedroht nun die gesamte Föderation. Kirk und Spock können ihn mithilfe des zwischenzeitlich ausgeschiedenen Scotty (Simon Pegg) unter größter Gefahr aus der Reserve locken und bezwingen.

Nachdem ich mir auch J.J. Abrams erstes Reboot nochmals zu Gemüte geführt und hernach diesen neuesten Eintrag in die "Star Trek"-Serie begutachtet habe, bleiben mir nurmehr stehende Ovationen für den bravourös durchdachten Neu-Ansatz des Regisseurs und seines Autorenteams. Abrams, neben Joss Whedon sicherlich das derzeit größte Frontgenie, wenn es darum geht, popkulturelle Mythenkonstrukte zu durchblicken und für eine junge Generation aufzubereiten, ist mit der Reanimierung der alten Crew um Kirk und Spock in verjüngtem Gewand nichts minder als ein kommerzstrategisch brillanter Schachzug geglückt. Der Kniff in seinem "Star Trek", die bösen Romulaner unter ihrem Rädelsführer Nero (Eric Bana) aus der späteren Zukunft in die Vergangenheit des Jahres 2233 zurückschicken und durch dessen zerstörerische Aktionen die "Star Trek"-Aficionados bestens vertraute Historie nach eigenem Gutdünken beliebig umzugestalten, erlaubt ihm völlig neue Erzählmöglichkeiten und -alternativen zu altbekannten Ereignissen. Besonders gefällt daran, dass die alte Chronologie sich der neuen rein inhaltlich nicht beugen muss, sondern durch diese lediglich "ergänzt" wird. So tauchen in "Star Trek Into Darkness" diverse aus der TV-Folge "Space Seed" bzw. "The Wrath Of Khan" (jener bereits selbst "ein zweiter Teil"...) bekannte Figuren wieder auf bzw. werden auf neue Weise reintegriert, allen voran der böse Khan, von Benedict Cumberbatch deutlich distinguierter, aber weit weniger charismatisch und diabolisch interpretiert als dereinst von Ricardo Montalban, oder Kirks zeitweilige Flamme Carol Marcus (Alice Eve), mit der ja dereinst ein nachhaltiges Techtelmechtel anstand, aus welchem ganz bestimmt im nächsten oder übernächsten Film ihr gemeinsamer Sohn David hervorgehen wird.
Wie erwähnt, die Möglichkeiten zur Schaffung inhaltlicher Brücken und Reminiszenzen, Seite an Seite mit deren Neuverhandlungen, scheinen derzeit grenzenlos. Hinzu kommt nicht zuletzt, dass Abrams temporeiche, kompetente Actionfilme aus dem Hut zu zaubern weiß, die ganz nebenbei dazu taugen, auch Fan-Generationen zu verbinden. Wie vergleichsweise kalt und lähmend waren dagegen doch die vier "TNG"-Filme...

8/10

Star Trek J.J. Abrams Zukunft Sequel Aliens Reboot London San Francisco 3-D





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Funxton

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