Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

GORGO (Eugène Lourié/UK 1961)


"Is that possible?" - "Yes, it's possible."

Gorgo ~ UK 1961
Directed By: Eugène Lourié

Die beiden Seeleute Joe Ryan (Bill Travers) und Sam Slade (William Sylvester) entdecken vor der irischen Westküste ein riesiges Ungeheuer, das offenbar durch einen unterseeischen Vulkanausbruch hochgeschreckt wurde. Sie schaffen es, das Biest zu fangen und an einen Londoner Zirkusbesitzer (Martin Benson) zu verscherbeln, der es 'Gorgo' tauft und als Sensation in seiner Menagerie zur Schau stellt. Als die skeptischen Wissenschaftler der Universität zu Dublin ihre Warnungen aussprechen, ist es bereits geschehen: Gorgo ist lediglich ein Jungtier, dessen noch vielfach größere Mutter sich bereits zur Rettung ihres Kleinen Richtung London aufmacht und alles, was ihr den Weg versperrt, in Schutt und Asche legt. Als Mutter und Kind vereint sind, kehren sie friedlich ins Meer zurück, eine Schneise der Verwüstung hinter sich lassend.

Diverse Monsterfilme von "King Kong" über Louriés eigenen "The Beast From 20,000 Fathoms" standen Pate für diesen schönen, britischen Genre-Epigonen, der auf stop motion verzichtet und stattdessen mit monster suit und prima Rückprojektionen seinen stoffeligen Charme entwickelt. Speziell das Finale, in dem Gorgos Mutter die wichtigsten Londoner Wahrzeichen kaputthaut und in dem die nächtliche Stadt von Explosionen, Feuerschein und Neonreklamen eingefärbt und erhellt wird, ist visuell durchaus beeindruckend geraten. Zusätzlich besprochen wird der Monster-Amok von einem rhetorisch gar vollblütigen Fernsehmann, der die Attacken des Tieres mindestens so blumig kommentiert wie ein WM-Finale. Ein Film, den ganz besonders die kleinen und großen Kinder des Atomzeitalters lieben dürften.

7/10

Eugène Lourié Monster Irland London Zirkus


Foto

THE WOLVERINE (James Mangold/USA, UK 2013)


"I feel violated."

The Wolverine (Wolverine - Weg des Kriegers) ~ USA/UK 2013
Directed By: James Mangold

Nach den tragischen Ereignissen um die zum Bösen konvertierte Jean Grey (Famke Janssen) plagen Logan (Hugh Jackman) Selbstzweifel, die ihn in die Isolation der kanadischen Bergwelt treiben. Dort macht ihn die wehrhafte junge Japanerin Yukio (Rila Fukushima) ausfindig, die ihn mit einiger Überredungskunst nach Tokio lotst, vorgeblich, um dort von dem Großindustriellen Yashida (Hal Yamanouchi) Abschied zu nehmen. Logan hatte ihm einst während der Bomberdierung Nagasakis das Leben gerettet. In Japan angekommen, muss Logan erfahren, dass der schwer krebskranke Yashida ganz andere Wünsche an ihn hat: Er interessiert sich für dessen Selbstheilungskräfte und seine scheinbar ewige Jugend und wie man diese nutzbar machen beziehungsweise übertragen kann. Logan winkt ab. Kurz vor seinem Tod überträgt Yashida die Gewalt über sein Firmenimperium an seine Enkelin Mariko (Tao Okamoto) anstatt an seinen Sohn Shingen (Hiroyuki Sanada) und sorgt damit für einen Eklat. Mariko wird von ihrem gierigen Vater aufs Korn genommen und von Killern verfolgt. Logan verliebt sich in Mariko und beschützt sie vor den förmlich auf sie einstürzenden Bedrohungen, so auch vor dem geheimnisvollen Silver Samurai und der Mutantin Viper (Svetlana Khodchenkova), die Logan seine Selbstheilung nimmt...

Im Gegensatz zum ersten filmischen Soloabenteuer des Mutanten Wolverine, das bezüglich seiner rein inhaltlichen Konstruktion (Stichwort 'Sabretooth') mitunter ziemlich schlampig daherkam, müht sich dieses zweite um Kontinuitätsanbindung, ohne die es mittlerweile jedoch im filmischen Marvel-Universum aus Übersichtlichkeitsgründen ohnehin nicht mehr ginge. "The Wolverine" zentriert nochmal die Ereignisse aus "X-Men: The Last Stand", an dessen Logan ja gezwungen war, die entfesselte Jean Grey alias Phoenix zu töten, um ihren mörderischen Amoklauf aufzuhalten. Nun hat er mit den traumatischen Folgen zu kämpfen, die ihn zunächst veranlassen, seine Mutantenkräfte nie mehr zu gebrauchen. Da kommt ihm der Einsatz in Japan gerade recht, denn hier kann Logan das unbändige Tier in sich gegen Yakuza und Ninjas endlich wieder entfesseln.
Basierend auf dem von Chris Claremont geschriebenen und von Frank Miller meisterlich illustrierten, klassischen Vierteiler, der mittlerweile bereits dreißig Jahre auf dem Buckel hat, bindet Mangold also dieses nette Fernost-Abenteuer als eine Art Brückenschlag zum nächsten "X-Men"-Film in die Mutanten-Reihe ein. Im japanischen Gangster- und Ninja-Milieu hat der mittlerweile tatsächlich mit einer comicesken Superheldenphysis ausgestattete Jackman ausgiebig Gelegenheit, die Adamantiumkrallen auszufahren und zu wetzen, so dass "The Wolverine" sogar mit der einen oder anderen Blutfontäne kokettiert - das PG-13-Rating natürlich stets einkalkulierend. Da ich mir gleich die verlängerte Fassung angeschaut habe, weiß ich nicht, inwieweit sie sich vom Kino-Cut unterscheidet. Insgesamt etwas wertiger und ernsthafter als "X-Men Origins: Wolverine" scheint mir Mangolds Film, wobei wohl erst eine Zweitbeschau genaueren Aufschluss bringen wird. Wie immer beschert uns Nerds vor allem der abschließende Appetizer einen heimlichen Höhepunkt.

7/10

James Mangold Marvel Superhelden Mutanten X-Men Kanada Japan Tokio Ninja Yakuza Comic D.C. WWII Pazifikkrieg Atombombe


Foto

BLUE SUNSHINE (Jeff Lieberman/USA 1978)


"I'll get your Wayne! He's gone crazy from that acid you sold him, and so did your wife!"

Blue Sunshine ~ USA 1978
Directed By: Jeff Lieberman

Nachdem sein bester Freund Frannie (Richard Crystal) auf seiner eigenen Party durchgedreht ist, einen der weiblichen Gäste in den offenen Kamin geschubst hat und hernach auf der Flucht von einem Auto überfahren wird, gilt zunächst der ahnungslose Jerry Zipkin (Zalman King) als verdächtig. Doch Jerry kann und will sich damit nicht einfach abfinden: Wieso trug Frannie eine Perücke über einer gut versteckten Glatze? Und woher stammte seine urplötzlich auftretende Raserei? Bald erfährt Jerry von ähnlichen Fällen, die sich allesamt in der Person des im Wahlkampf befindlichen, künftigen congressman Ed Flemming (Mark Goddard) führen: Dieser hat offensichtlich vor zehn Jahren in Stanford einen LSD-Verschnitt namens 'Blue Sunshine' an diverse ahnungslose Konsumenten verhökert, die es nun mit dem Langzeiteffekt zu tun bekommen...

Insgesamt ein feiner zweiter (Lang-)Film des mittlerweile leider nurmehr rar arbeitenden Jeff Lieberman, hier und da ungeachtete seines Minimalbudgets jedoch auch versehen mit mancher Kritikschanze. Dass "Blue Sunshine" heute anmutet wie ein früher, etwas kantenloserer Cronenberg, ist okay, in diesem Punkt ist Lieberman sicherlich kein Vorwurf zu machen. Der aufstrebende Politiker als insgeheimer Schweinhund mit finsterer Drogendealer-Vergangenheit, auch das ist, wenn schon wenig innovativ, so dennoch eine probate Idee zur Plotentschlüsselung. Dann aber ergeben sich hier und da auch manche, zumeist inhaltlich bedingte, lose Enden: Jerry scheint irgendeine Art von PSI-Kräften zu besitzen, er kann Tatort-Szenarien nachempfinden und Gefahren vorausahnen - ein Faktum, das der Zuschauer allerdings als gegeben und ohne weitere Erklärungsnöte tolerieren muss. Auch die Rolle von Jerrys Doktorkumpel Blume (Robert Walden) bleibt mysteriös: Ist er nun selbst ein ehemaliger "Blue-Sunshine"-Konsument oder einfach nur so etwas durch den Wind? Zudem erscheinen die (zumindest wenigen) Actionsequenzen ziemlich unbeholfen und wie unter Zwang inszeniert. Man spürt deutlich, dass dies Liebermans Sache nicht war. Der Film bleibt alles in allem unter seinen Möglichkeiten.
Dennoch, bei aller, sich zugegebenermaßen sehr verwöhnt darstellenden, obigen Nörgelei meinerseits sticht "Blue Sunshine" markant aus dem damaligen Genregros heraus und ist noch heute sehr sehenswert, zumal als satirische kolorierte Abrechnung mit hohlen 68er-Träumereien.

7/10

Jeff Lieberman Drogen LSD Los Angeles Independent


Foto

THE FACULTY (Robert Rodriguez/USA 1998)


"I don't think that a person should run unless he's being chased."

The Faculty ~ USA 1998
Directed By: Robert Rodriguez

Die Herrington High in Ohio wird zum Ausgangspunkt einer Alien-Invasion. Als erster bemerkt der als Klassenarsch verschriene Casey Connor (Elijah Wood), dass das Lehrerkollegium sich in auffallender Weise verändert: Das zuvor ratlose und eher resignierende Lehrpersonal gibt sich nämlich urplötzlich aufgeweckt und offensiv. Da kann was nicht stimmen! Zusammen mit fünf Mitschülern (Josh Hartnett, Clea DuVall, Sjawn Hatosy, Jordana Brewster, Laura Harris) entschließt sich Casey, gegen die sich rasant ausbreitende, außerirdische Körperübernahme vorzugehen: mit eigens gekochten Drogen als patentiertes Allheilmittel!

Nicht nur auf den zweiten Blick frönt Horror-Hughes Kevin Williamson in "The Faculty" wieder seinem ureigenen Teenager-Vivisektionsauftrag, der mit den üblichen popkulturellen Avancen hausiert. In diesem Fall sind Heinlein und Finney, die Ersinner der 'Puppet Masters' und der 'Body Snatchers', Pflichtlektüre für den im Anti-Invasionskampf bewanderten, jugendlichen Connaisseur-Guerilla. Die schleimigen Tentakelwesen mitsamt recht früh offensichtlich getarntem Oberboss sind allerdings sowieso die heimlichen Stars des Ganzen. Ansonsten gestaltet sich "The Faculty" als ziemlich offensichtlich und erwartbar: Das sich gegen die Aliens zusammenschließende Teenagerkonglomerat entspricht nahezu exakt der altbekannten "Breakfast Club"-Konstellation aus Highschool-Archetypen, die ihre jeweiligen Stärken und Schwächen zum Einsatz bringen können. Wobei der vormalige Oberloser natürlich zum Überhelden wird, der am Ende die schniekste Biene abbekommt. Da nahm sich Hughes noch vergleichsweise realitätsgebunden aus. "The Faculty" ist also nicht nur in puncto Monsterpräsentation überaus märchenhaft angelegt...

6/10

Robert Rodriguez Kevin Williamson Hommage Aliens Invasion Schule Satire Lehrer Drogen Monster


Foto

GIANT FROM THE UNKNOWN (Richard E. Cunha/USA 1958)


"Hello? Who's there?"

Giant From The Unknown (In den Klauen des Giganten) ~ USA 1958
Directed By: Richard E. Cunha

Im idyllisch gelegenen 'Teufelstal' im Norden Kaliforniens kommt es seit Neuestem immer wieder zu seltsamen Gewaltexzessen, denen sowohl Tiere als auch Menschen zum Opfer fallen. Die Kadaver und Leichen sind jeweils schwer verstümmelt und zerfetzt. Der ortsansässige junge Geologe Wayne Brooks (Ed Kemmer) ahnt bereits, dass die Geschehnisse etwas mit seiner jüngsten Entdeckung im Teufelstal zu tun haben: Eine längst als ausgestorben geltende Eidechse hat, eingeschlossen in bleihaltigem Felsgestein, über 500 Jahre überlebt. Zusammen mit dem auf der Spur der Conquistadoren befindlichen Archäologen Dr. Cleveland (Morris Ankrum) und seiner Tochter Janet (Sally Fraser) stößt Wayne schließlich auf den uralten Eroberer Vargas (Buddy Baer), der sich wie ein Berserker durch die Gegend metzelt.

Richard E. Cunha war ein guter Mann fürs Billige. Seine hoffnungslos unterbudgetierten Genrestreifen sind stets eine Riesengaudi, weil sie ihre hanebüchnen Sujets so wunderbar ernst nehmen und Cunha aus den ihm zur Verfügung stehenden Mindermitteln nonchalant eine Tugend zu machen pflegte. 1958 war ein produktives Jahr für ihn: Vier seiner insgesamt sechs Regiearbeiten wurden darin uraufgeführt, so auch "Giant From The Unknown". In diesem tritt mit einem uralten, angeblich riesenhaften Conquistadoren ein höchst irdisches "Monster" auf den Plan, das mit seinen geschätzten 1,95 und ziemlich babyhaften Patschehändchen eigentlich nicht sonderlich monströs wirkt. Dennoch vermag Cunha es, mittels geschicker Suggestion zumindest im ersten Drittel hier und da wohlige Spannung zu erzeugen. Als dann erstmals Buddy Baers freundliches Rübezahl-Gesicht erscheint, ist es damit freilich vorbei. Den Monumentalfreunden noch als stiertötender Ursus aus "Quo Vadis" geläufigen, putzigen Protz als gnadenlosen Wüterich zu besetzen, muss als ziemlich doofer Witz kategorisiert werden. Den Vogel schießt jedoch eine 'Romantikszene' mit Kemmer und Fraser ab, die vor einer nächtlichen Seekulisse turteln sollen. Während Kemmer noch schwärmt, wie gern er "immer wieder an diesen wunderbaren Platz zurückkehre", hat der Zuschauer zwangsläufig längst gemerkt, dass die beiden vor einer ziemlich dilettantisch ins Bild gesetzten, vergrößerten Fototapete herumstehen. Ouch. But that's C, ain't it?

6/10

Richard E. Cunha Wald Monster Riese Kalifornien


Foto

PACIFIC RIM (Guillermo del Toro/USA 2013)


"Fortune favors the brave."

Pacific Rim ~ USA 2013
Directed By: Guillermo del Toro

In naher Zukunft öffnet sich auf dem Grund des Pazifiks ein Dimensionstor, dass in regelmäßigen Abständen gigantische Monster ausspuckt, die nach ihrer japanischen Bezeichnung als 'Kaju' berüchtigt sind. Diese richten gewaltige Zerstörungen in den Küstenstädten an, denen man erst mit der Konstruktion und dem Einsatz der 'Jaeger', gewaltiger, von zwei mental miteinander verbundenen Piloten gesteuerter Kampfmechas, vorübergehend Einhalt gebieten kann. Als die Abstände zwischen den Kaju-Attacken jedoch immer kleiner werden, während die auftauchenden Monster sich analog dazu zusehends größer und gefährlicher ausnehmen, steht für Stacker Pentecost (Idris Elba), den Leiter des von der Einstampfung bedrohten Jaeger-Programms, fest, dass man der Ursache für die Kaiju-Angriffe auf die Spur kommen muss, um die Erde vor ihrem letzten Stündlein zu bewahren.

Als der gewaltige Kindergeburtstag, den er im Prinzip darstellt, lässt sich "Pacific Rim" durchaus goutieren. Die Story ist gerade naiv genug, eine (freilich nicht existente) Spielzeugreihe für kleine Jungs zu unterfüttern; im Grunde geht es ja um nichts anderes denn effektiv präsentierte Duelle zwischen Riesenmonstern und Riesenrobotern. Ergänzend dazu gibt es das übliche, kleine "Fachvokabular", das den unverhohlen geekigen Charakter des Gesamtwerks unterstreicht: der 'Breach' ist die interdimensionale Spalte, aus denen die Kaiju hervorbrechen, als 'Drifting' wird die Ankopplung der zwei Pilotenhirne eingeordnet. Die Mechas tragen hübsche Bezeichnungen wie 'Crimson Typhoon' oder 'Gypsy Danger', die Piloten, auch als 'Ranger' bekannt (und populär), heißen durchweg wie Groschenromanhelden. Die actionreiche Gigantomanie des Films verzichtet denn auch auf die tatsächliche Grundierung eines veritablen Endzeitszenarios, sondern pendelt sich atmosphärisch irgendwo im Niemandsland zwischen "Top Gun" und "Starship Troopers" ein, allerdings, und das ist durchaus wohltuend, ohne Evozierung jedweder politischer Implikationen. Andererseits kommt die beabsichtigte Kreierung zwischenmenschlicher Beziehungsgeflechte nicht über ein recht schlichtes Maß hinaus.
Wahre Höhen erreicht "Pacific Rim" im Zuge der mit Fug und Recht stolzen Präsentation seines liebevollen set designs. Das Innere der Jaeger-Zentrale in Hong Kong wäre da zu nennen, die neonleuchtende Darstellung jenes gebeutelten Pazifik-Anrainers nebst Hannibal Chaus (Ron Perlman) verrücktem kleinen Kaiju-Verarbeitungsversteck. Und hinter den beiden Wissenschaftlerspinnern Geiszler (Charlie Day) und besonders Gottlieb (Burn Gorman) verbergen sich waschechte Del-Toro-Figuren, die nicht zuletzt klar machen, wessen soniges Baby das hier eigentlich ist.

8/10

Guillermo del Toro Apokalypse Monster Hong Kong Alaska Zukunft Invasion Aliens


Foto

BODY PARTS (Eric Red/USA 1991)


"I want this arm off!"

Body Parts ~ USA 1991
Directed By: Eric Red

Der Kriminalpsychologe Bill Crushank (Jeff Fahey) verliert bei einem Autounfall seinen rechten Arm. An dessen Statt transplantiert ihm die Chirurgin Dr. Webb (Lindsay Duncan) unter Einwilligung von Bills verzweifelter Frau Karen (Kim Delaney) den Arm eines unbekannten Spenders. Wider Erwarten erweist sich das substituierte Gliedmaß als überaus funktionstüchtig, tatsächlich scheint ihm sogar eine besondere Kraft innezuwohnen. Doch schon bald beginnt der Arm, sich selbstständig zu machen und Dinge zu tun, die Bill gar nicht möchte: Er schlägt seinen Sohn (Nathaniel Moreau), würgt Karen im Schlaf und präsentiert sich äußerst aktiv bei einer Kneipenschlägerei. Bill, der, um sie zu schützen, seine Familie vorübergehend verlässt, ahnt bereits, dass all dies mit dem früheren Besitzer des Arms zu tun haben muss - wie sich herausstellt, ein vielfacher Mörder namens Charley Fletcher (John Walsh), von dem auch die anderen, nicht minder unzuverlässigen Extremitäten neue Besitzer gefunden haben. Eines Tages will der mitnichten tote Fletcher dann seinen Körper zurück...

Ich bin, das stelle ich unregelmäßig immer wieder fest, Eric Reds leider sehr schmalem Œuvre sehr zugetan, sei es bezüglich seiner Arbeiten als reiner Scriptautor oder auch jenen als auteur - der sich mittlerweile leider sehr rar machende Mann hat ein paar tolle Sachen vorzuweisen. So auch seine zweite (lange) Regiearbeit "Body Parts", den selbst der ziemlich unsympathische Jeff Fahey nicht kaputtmachen kann. Im Gegenteil - Reds Vorliebe für grundsätzlich ambivalente Heldenfiguren kommt Fahey sehr zugute. Dass irgendwo in den psychischen Untiefen dieses braven Familienvaters ein latenter Schweinehund schlummert, nimmt man Fahey gern ab, wenn es eben auch erst den vermeintlich diabolischen Einfluss eines angenähten Armes braucht, um jene Dämonen zu entfesseln. Die darin schlummernde Metaebene gibt "Body Parts" am Ende zwar zugunsten einer etwas windigen "Frankenstein"-Wende auf, was ihm allerdings wiederum auch nicht schadet. Der in der Biolösung der irren Dr. Webb (eine biedere Frau als mad scientist - das gibt's auch nicht alle Tage) schlummernde, sich windende Torso des Charley Fletcher ist immer wieder ein Hingucker und wie freut man sich mit Bill, wenn er diesem per Schrotflinte endlich den überfälligen Garaus macht und hernach in den Schoss seiner ohne ihn halbseitig gelähmten Familie zurückkehren kann.
Red ist ein sauberer Genrefilm geglückt, mit dem jeder, der wie ich seinen übrigen Sachen zugetan ist, ruhig einmal sein Glück probieren sollte.

8/10

Eric Red Serienmord mad scientist Chirurgie Madness Familie Unfall


Foto

DREAMSCAPE (Joseph Ruben/USA 1984)


"Everybody dies."

Dreamscape ~ USA 1984
Directed By: Joseph Ruben

Der telepathisch begabte Alex Gardner (Dennis Quaid) wird mehr oder weniger freiwillig von seinem früheren Mentor Novotny (Max von Sydow) in ein geheimes wissenschaftliches Projekt gezogen, bei dem es Menschen wie Alex mittels einer Übertragungsmaschine möglich gemacht wird, in die Träume von Versuchsprobanden einzudringen und darin sogar aktiv mitzuwirken. Mittelfristig soll diese Versuchsreihe in ein tiefenpsychologisches Hilfsmittel zur Heilung schwerer Neurosen münden. Der stützende Hintermann des Projekts und hohe Regierungsbeamte Bob Blair (Christopher Plummer) hat jedoch ganz anderes im Sinn: Er plant, mithilfe des extrem psychotischen Traumkillers Tommy Ray Glatman (David Patrick Kelly), den Präsidenten (Eddie Albert) zu ermorden, bevor dieser ein großflächiges Abrüstungsprogramm initiieren kann...

Was ein wunderbarer, tatsächlich gar exemplarischer Stoff für David Cronenberg hätte sein können, landete bei dem dann doch wesentlich konventioneller arbeitenden Regisseur Joseph Ruben. Skrupellose Wissenschaftler, spielballgleiche Versuchsprobanden, Traumsphäre, schweißtreibende Visionen der Apokalypse: sämtlich Motive, mit denen Cronenberg sich unter anderem während seiner damaligen Schaffensphase befasste. Die Idee eines "Traumduells" zwischen einem aufrechten Helden und einem wahnsinnigen Killer, in die die Story sich nach einigem episodischen Vorgeplänkel überführt wird, bietet nebenbei multiple Möglichkeiten für phantasmagorische Kreationen und Setgestaltungen, die jedoch, primär vermutlich einem begrenzten Budget geschuldet, leider bloß ansatzweise Entsprechungen finden. Nichtsdestotrotz nimmt sich "Dreamscape" als ein für seine Verhältnisse ambitioniert hergestellter, gewissermaßen typologischer Genrefilm der frühen Mittachtziger mit einer formidablen Besetzung aus, der seinen Charme über die Jahre bewahren konnte. Was allerdings Meister Cronenberg aus dieser Steilvorlage gemacht hätte, lässt sich leider bloß erahnen...

8/10

Joseph Ruben Traum Verschwörung Madness Duell Kalifornien Kalter Krieg


Foto

THE CASTLE OF FU MANCHU (Jess Franco/UK, BRD, I, E, LI 1969)


Zitat entfällt.

The Castle Of Fu Manchu (Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD/I/E/LI 1969
Directed By: Jess Franco

Nachdem er sich den Palast eines anatolischen Opiumbarons unter den Nagel gerissen hat, plant Fu Manchu (Christopher Lee), mithilfe der geheimnisvollen Kristalle des Wissenschaftlers Professor Henderson (Gustavo Re), die den Aggregatzustand von Wasser ändern können, neuerlich die Unterjochung der Welt. Zusammen mit dem Herzspezialisten Kellner (Günther Stoll) und seiner Assistentin Marie (Maria Perschy) können Nayland Smith (Richard Greene) und Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) des Doktors sinistren Plan zunichte machen.

Opiumpfeifen, der Bosporus und Jess Franco in person als lethargischer, Kette rauchender, türkischer Polizeichef: Wenngleich die imdb-Wertung eine andere Sprache spricht, findet das "Fu Manchu"-Franchise mit seinem letzten Beitrag nochmal einen kleinen, finalen Höhepunkt. Zwar fällt die billige Exposition des Films durch schamlose Verwurstung auf (das Finale von "The Brides Of Fu Manchu" wird einfach gegen die Sinkszenen aus "A Night To Remember" geschnitten), spätere in Istanbul gefilmte Szenen kunden jedoch davon, dass Señor Manera sich vor Ort keineswegs unwohl gefühlt haben dürfte. Die an Bava gemahnende, violett-grüne Beleuchtung in Fu Manchus "Folterkammer" (wobei es eine solche überhaupt nicht gibt) baut noch weitere Assoziationen zum velvet underground auf; allerdings hat man ihm wohl die nackten Miezen aus "Blood" wieder verboten. Schade, aber nichtsdestotrotz bildet "The Castle Of Fu Manchu" einen wie erwähnt würdigen Abschluss.

6/10

Jess Franco Fu Manchu Sax Rohmer Harry Alan Towers Türkei Istanbul Sleaze


Foto

THE BLOOD OF FU MANCHU (Jess Franco/UK, BRD, E, USA 1968)


Zitat entfällt.

The Blood Of Fu Manchu (Der Todeskuss des Fu Man Chu) ~ UK/BRD/E/USA 1968
Directed By: Jess Franco

Fu Manchu (Christopher Lee) hat sich diesmal in einem halbverfallenen Inka-Palast, der 'verlorenen Stadt', im lateinamerikanischen Dschungel abgesetzt, wo er junge Mädchen mit dem für sie selbst ungefährlichen Gift einer Schlange infiziert. Jeder von ihnen verabreichte Kuss wirkt mittelfristig tödlich auf die männlichen Opfer, wobei jene erst erblinden, um dann beim nächsten Vollmond das Zeitliche zu segnen. Weltweit sollen nun Fu Manchus Feinde mit dem 'Todeskuss' behandelt werden. Auch der arme Nayland Smith (Richard Greene) wird zum Opfer. Seinem Partner Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) bleibt nicht viel Zeit, um ein Heilmittel zu finden. Vor Ort hadert Fu Manchu derweil mit weiteren Gegnern und Semi-Verbündeten: Smiths Sonderagent Jansen (Götz George) ist dem Bösewicht auf der Spur und der dicke Desperado Sancho Lopez (Ricardo Palazios) kann sich nicht recht für eine Seite entscheiden...

Mit Franco kommt der Sleaze zu Fu Manchu - oder Fu Manchu zum Sleaze, je nach Belieben. Urplötzlich hüpfen diverse nackte Schönheiten durch des chinesischen Gangsters Kellergewölbe oder balzen mit beleibten Revolverhelden. Götz George, von Francos exzentrischen Manierismen sichtlich genervt, macht wie immer alle Stunts selbst und dabei dennoch eine nicht ganz so propere Figur wie in den Karl-May-Filmen. Er fühlte sich offenbar tatsächlich spürbar unwohl. Umso strahlender Ricardo Palazios als mexianischer (oder guatemaltekischer, das weiß wohl niemand so recht) Pistolero, der seinen Wanst schwungvoll durchs brasilianische Grünareal bewegt und "The Blood Of Fu Manchu" eine gute Portion Launigkeit verleiht. Ansonsten kann man der Reihe attestieren, bei aller francoüblichen Albernheit nochmal die Kurve bekommen zu haben, denn sein erster Beitrag macht wirklich gehörig Spaß und wirft einiges an des Regisseurs individuellem Flair mit in die Waagschale: Ein bisschen verrückt, das Ganze, aber für Franco- und Europloitation-Komplettisten unbedingt sehenswert.

6/10

Fu Manchu Harry Alan Towers Sax Rohmer Jess Franco period piece Sleaze Camp





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare