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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE VENGEANCE OF FU MANCHU (Jeremy Summers/UK, BRD, IE, HK 1967)


Zitat entfällt.

The Vengeance Of Fu Manchu (Die Rache des Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD/IE/HK 1967
Directed By: Jeremy Summers

Fu Manchu (Christopher Lee) und Lin Tang (Tsai Chin) haben sich tief in die chinesische Bergwelt zurückgezogen und sämtliche öffentlichen Verkehrswege zu ihrer Festung gesprengt. Von hier aus plant der Supergangster, mithilfe des amerikanischen crime king Ronny Moss (Horst Frank) ein global umspannendes Netzwerk des Verbrechens zu organisieren und sämtliche Gegner in aller Welt durch die Taten willenloser Doppelgänger in Misskredit zu bringen. Darunter auch Nayland Smith (Douglas Wilmer), der soeben dabei ist, an der Gründung von Interpol teilzunehmen. Bei dem darauffolgenden Irland-Urlaub wird Smith unbemerkt durch sein Double ersetzt, das sich fortan völlig apathisch gibt, bis es Smiths armes Hausmädchen (Mona Chong) stranguliert. Alle Welt hält natürlich Smith für den Mörder, der sich längst in Fu Manchus Gewahrsam befindet. Ebenso wie der Chirurg Lieberson (Wolfgang Kieling), der gezwungenermaßen die Gesichtstransplantationen übernimmt, dessen Tochter (Suzanne Roquette) und die Nachtclubsängerin Ingrid (Maria Rohm), Moss' Exfreundin.

Paradoxerweise ist "The Vengerance Of Fu Manchu" der am saubersten inszenierte und zugleich unaufregendste Beitrag der Reihe, da mit Jeremy Summers offenbar ein überaus routinierter Regisseur gefunden ward, der sich um die inhärent campige Attitüde des Serials nicht weiter scherte, sondern bloß seinen Job möglichst sauber und pointiert über die Bühne bringen wollte. Dies, so muss man ihm neidlos zugestehen, gelang Summers auch um einiges erfolgreicher als Don Sharp bei seinem Erstesequel, das im Direktvergleich um einiges billiger und schludriger erscheint. "Vengeance" ist somit ein wirklich hübscher, äratypischer Eurokrimi mit gewohnter Bond-Spoof-Atmosphäre, dem es auf der anderen Seite ein wenig an jener Grellheit fehlt, die Streifen dieser Art zu einem spezifischen Zeitzeugnis machen. Was den Film allerdings wirklich aufwertet, ist der Auftritt des wie immer phantastischen Horst Frank, dessen Präsenz sowieso jedes noch so schwache Produkt adelt. Lee indes wird sich mit Spitzbart und Augenprothesen mittlerweile zunehmend blöd vorgekommen sein. Ein Megaterrorist, dessen Welteroberungspläne regelmäßig in die Binsen gehen, ist so 'mega' vielleicht dann doch nicht...

6/10

Fu Manchu Sax Rohmer Harry Alan Towers period piece China Shanghai


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THE BRIDES OF FU MANCHU (Don Sharp/UK, BRD 1966)


Zitat entfällt.

The Brides Of Fu Manchu (Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD 1966
Directed By: Don Sharp

Fu Manchu (Christopher Lee) und Tochter Lin Tang (Tsai Chin) haben die Zerstörung des tibetanischen Bergklosters überlebt und im libanesischen Tempel von Karna ein neues Versteck gefunden. Von hier aus plant der Massenmörder seinen neuen Coup: Die Umformung gewaltiger Sprengkraft in Radiowellen und damit die Möglichkeit, an jedem beliebigen Punkt der Erde gewaltige Explosionen erzeugen zu können. Diverse Wissenschaftler, deren Töchter der Lump entführt und sich zu Willen gemacht hat, stehen unter Fu Manchus erpresserischem Einfluss. Doch wie immer ist ihm sein alter Feind Nayland Smith (Douglas Wilmer) bereits auf der Spur. Behilflich sind ihm diesmal mehrere Assistenten, darunter der wackere Chemiker Franz Baumer (Heinz Drache).

Ein großes Hallo bot die zweite "Fu Manchu"-Adaption von Towers und der Constantin zumindest auf der Leinwand: "Wallace"-Standard Heinz Drache gab es zu bewundern, "Winnetou"-Fans freuten sich über Marie Versini und Harald Leipnitz und selbst Clouseaus Hausdiener Burt "Kato" Kwouk findet sich drunten in Fu Manchus Geheimquartier. Über die vor Blödheit strotzende Geschichte macht man sich am besten ebensowenig Gedanken wie über die alberne Dreitonfolge, die jedesmal erklingt, wenn Fu Manchu eine neue Bedrohung ausstößt oder über die Tatsache, warum in einem Tempel im Libanon ägyptische Götterstatuen herumstehen. Schön dämlich auch der Subplot um die dreizehn hübschen, wundersamerweise allesamt gleichaltrigen und stets im Unterrock umherspalkenden Wissenschaftler-Töchter, mit denen unser Fiesling seine unfreiwilligen Helfershelfer erpresst: Gut allerdings für den geneigten männlichen Zuschauer, dass keine der hohen Kapazitäten einen hässlichen Filius um die fünf zu haben scheint. In der deutschen Synchronfassung ersparte man dem Publikum (einen Film lang) die Verwirrung, sich an einen "neuen" Nayland Smith gewöhnen zu müssen: Bei uns heißt Douglas Wilmer 'Dennis Spencer'. Dass dieser rein zufällig ebenfalls mit dem freundlichen Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) als Kollegen aufwartet und ein asiatisches Hausmädchen (Francesca Tu) beschäftigt, scheint niemanden ernstlich gewundert zu haben.

5/10

Dr. Fu Manchu Don Sharp Harry Alan Towers Sax Rohmer period piece Libanon London Fremdenlegion


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THE FACE OF FU MANCHU (Don Sharp/UK, BRD 1965)


Zitat entfällt.

The Face Of Fu Manchu (Ich, Dr. Fu Man Chu) ~ UK/BRD 1965
Directed By: Don Sharp

Da anstelle des wirklichen Superterroristen Dr. Fu Manchu (Christopher Lee) lediglich ein Dopuble hingerichtet wurde, muss sich die Welt gegen neue Untaten des Asiaten wappnen. In alten Munitionsgängen unter der Themse hat er sein neues Hauptquartier errichtet und plant von dort aus die Unterjochung des Globus mithilfe eines aus tibetanischem Mohn gewonnen Gifts. Doch Fu Manchus alter Gegner Nayland Smith (Nigel Green) von Scotland Yard ist dem Meisterverbrecher bereits auf der Spur.

Ein weiteres deutsch-internationales Standbein des Sechziger-Kriminalfilms neben den Wallace-Verfilmungen , "Dr. Mabuse", "Jerry Cotton" und "Kommissar X" wurde die von der Constantin mitproduzierte und verliehene "Fu Manchu"-Reihe, die zwischen 1965 und 1969 entstand und insgesamt fünf Teile umfasst. Wie bei den beiden ganz ähnlich gelagerten "Sumuru"-Filmen handelt es sich um eine in dder Hauptsache von Harry Alan Towers beschirmte Sax-Rohmer-Adaption, die von einer diffusen "Asiophobie" seitens des Autors zeugt: Dr. Fu Manchu eint all die Westängste vor der mysteriösen Fernost-Kultur, die, gegen die westliche Welt gewandt, von allerhöchster Bedrohlichkeit sein muss! Fu Manchu, das weiß man als Kinofreund bereits seit dem schönen Karloff-Klassiker, ist ein kriminelles Genie und zudem ein sadistischer Meister der Folter, dem sein paraphiles Töchterlein (hier: Tsai Chin) in nichts nachsteht. Doch jede klassische Seriengestalt, ob Held oder Schurke, benötigt seinen ewigen Widerpart. Wie Holmes seinen Moriarty und Dracula seinen Van Helsing ist dies im Falle Fu Manchus der erzbritische Nayland Smith, der mit Nigel Green in der leider einzigen Verkörperung der Figur zugleich auch seine denkwürdigste erhielt. Für uns Krauts fuhr man in gewohnten Rollen noch Blacky Fuchsberger als wackerer Semiheld und die gute Karin Dor als Kidnapping-Opfer auf, womit sich "The Face Of Fu Manchu" endgültig quasi-teutonisierte.

6/10

London Tibet Themse Harry Alan Towers Sax Rohmer Dr. Fu Manchu Don Sharp period piece


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MAN OF STEEL (Zack Snyder/USA, CA, UK 2013)


"This man is not our enemy!"

Man Of Steel ~ USA/CA/UK 2013
Directed By: Zack Snyder

Der kleine Kal-El wird als letzter Überlebender des infolge der Arroganz seiner Bewohner untergehenden Planeten Krypton von seinen Eltern Jor-El (Russell Crowe) und Lara Lor-Van (Ayelet Zurer) zur Erde geschickt. Seine Raumkapsel landet bei Smallville, Kansas, wo er von dem kinderlosen Farmerpaar Jonathan (Kevin Costner) und Martha Kent (Diane Lane) aufgezogen wird. Schon früh entdeckt der hier als Clark Kent lebende Außerirdische, dass ihm unter unserer gelben Sonne gewaltige Fähigkeiten und Kräfte zuteil werden. Im Wissen um seine wahre Herkunft und zum sozialen Außenseiter degradiert, begibt sich Clark auf die Suche nach sseinen Wurzeln. Im hohen Norden wird er fündig: hier liegt im ewigen Eis ein uralter Forschungsgleiter aus seiner wahren Heimat begraben. Jener strahlt nach Clarks Aktivierung ein Signal ab, dessen auch der im All umherirrende, kryptonische Putschist Zod (Michael Shannon) gewahr wird. Im Wissen um Kal-Els Anwesenheit droht er, die Erde zu einem zweiten Krypton zu machen, was jedoch zugleich den Untergang der Menschheit bedeutete. Clark muss eine Entscheidung treffen: für sein genetisches oder für sein Adoptivvolk...

Nach vergleichsweise kurzen sieben Jahren der nächste Versuch eines "Superman"-Reboots, nachdem das letzte, noch als spätes Sequel der Originalfilme mit Christopher Reeve, nicht ganz das gewünschte Echo in der Fangemeinde erreichen konnte. Snyders, Nolans und David Goyers neue Version versucht unter Verwendung diverser Originalzitate einen Brückenschlag zwischen dem Erbe der ersten beiden Filme von Richard Donner und Richard Lester sowie den neueren Comic-Origins und Auffrischungen der Superman-Historie, die nicht zuletzt durch DCs höchstselbst arrangierten, jüngsten Rückgang auf Null im Gefolge der Miniserie "Flashpoint" ermöglicht wurde.
Superman kann seine extraterrestrische Herkunft nun nicht länger verhehlen und muss sich gleich zu Beginn seiner kostümierten Karriere als Gast im eigenen Hause offenbaren, was seine Beziehung zu den Menschen auf eine ganz neue Beziehungsstufe absenkt. Heuer muss er sich dem xenophoben Wesen von uns Erdenbewohnern zunächst beweisen, um Vertrauen zu erlangen, nicht umgekehrt. Und auch der Held im Angesicht seiner selbst muss seine wahre Identität erst noch finden, bevor er sich seines Menschseins wirklich sicher sein kann. Jener Ansatz ist sicherlich interessant, wird jedoch zugunsten des Spektakels nicht durchgängig konsequent verfolgt. Überhaupt gilt es dem alteingesessenen Aficionado, sich an einige Neuerungen zu gewöhnen. Mit der althergebrachten Tradition, der zufolge die kostümierten Helden ihre Unterhosen über dem Dress tragen, wurde nunmehr nun endgültig gebrochen und selbst der große Blaurote hatte seine seit 75 Jahren des Öfteren variiertes, am Ende jedoch immer wieder der Tradition höriges Äußeres nun endlich der Moderne anzugleichen. So kann auch Henry Cavill, dessen durchaus verdammt dicht am Ideal befindlicher "Superman"-Auftritt tatsächlich an Christopher Reeves bald messianisches Charisma heranreicht, sich eines revisionierten Looks erfreuen, der natürlich stellvertretend steht für die gesamte filmische Reform. Jene symbolisiert, in verständlicher Konkurrenz zu den alten Duellisten von Marvel, ganz offensichtlich auch einen Auftakt zu noch größerem Geplanten. "Batman vs. Superman" steckt ja bereits in der Präproduktionsphase, "Green Lantern" und der gerade im TV antretende (Green) "Arrow" stehen im Prinzip ebenfalls bereit. Gepimpte Versionen von Wonder Woman und Flash, wobei Aquaman, Atom, der Martian Manhunter und Hawkman nicht weniger gern gesehen wären, und die "Justice League" wäre bereit für die Leinwand. Fehlten lediglich hinreichend Traute, langer Atem und Ambition, und der dicke Reibach wartete auf seine Abnehmer. Mit mir jedenfalls gern.

8/10

Zack Snyder Christopher Nolan Superhelden Invasion Aliens Kansas Superman Comic DC Comics


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INNERSPACE (Joe Dante/USA 1987)


"The Tuck Pendleton machine: zero defects."

Innerspace (Die Reise ins Ich) ~ USA 1987
Directed By: Joe Dante

Das Ex-Fliegeras Tuck Pendleton (Dennis Quaid) gilt mittlerweile als ausgebrannt und abgeschrieben, als sich ihm ein neuer Auftrag bietet: Die Teilnahme an einem Miniaturisierungsexperiment, im Zuge dessen Tuck mikroskopisch verkleinert und in die Blutbahn eines Versuchskaninchens injiziert werden soll. Doch eine Gruppe gewissenloser Industriespione platzt mitten in die Versuchsanordnung. Tuck landet nach einer wiulden Hetzjagd versehentlich im Körper des neurotischen Kassierers Jack Putter (Martin Short), kann jedoch via Seh- und Hörkanäle mit seinem sich zunächst wahnsinnig wähnenden Wirt kommunizieren. Gemeinsam macht mit Tucks Freundin Lydia (Meg Ryan) man sich auf die Suche nach den entwedeten Mikrochips, denn Tucks Sauerstoffvorrat reicht nur noch ein paar Stunden...

Wunderbares Werk von Dante, eines seiner schönsten, wie ich gar finde. Besonders die kleinen humorigen, in erster Linie personell gewichteten Spitzen abseits von der massenkompatiblen SciFi-Story, wie sie in den 80er-Werken von Dante und auch John Landis typisch waren, sind es, die "Innerspace" zu einem Volltreffer machen: Kevin McCarthy und sein Husky, Vernon Wells als 'Mr. Igoe', Cameo-Auftritte von Kathleen Freeman und Kenneth Tobey und natürlich die umfassende Besetzung der ewigen Dante-Allstars in vortrefflichen Kurzauftritten und Nebenrollen: Robert Picardo, Henry Gibson, Wendy Schaal und natürlich Dick Miller, allesamt einfach nur exquisit. Leider muss man (wie danach noch einmal in "The 'Burbs") auf Belinda Balaski verzichten. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens entpuppt sich "Innerspace" immer wieder aufs Neue als ein quicklebendiges, einziges, großes Happening für Dante- und Genre-Aficionados mit manchmal tollen, manchmal bewusst albernen Effekten, irrwitzigen Verfolgungsjagden und einer spürbaren Portion allseitigen Enthusiasmus'. Herrlichst.

9/10

Joe Dante Steven Spielberg Kalifornien San Francisco Miniaturisierung Industriespionage


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NIGHT OF THE BLOOD BEAST (Bernard L. Kowalski/USA 1958)


"How could I be that naive?"

Night Of The Blood Beast (Das Grauen kam um Mitternacht) ~ USA 1958
Directed By: Bernard L. Kowalski

Der Astronaut Steve Dunlap (John Baer) überlebt den Raketenabsturz nach seinem Heimflug scheinbar nicht, doch seine von seiner Erdmannschaft geborgene Leiche ist bald wieder von neuem Leben erfüllt. Damit nicht genug war Steve nicht allein an Bord des Raumschiffs, auch ein mannsgroßes Alien (Ross Sturlin), das nunmehr geflüchtet ist und sich versteckt, befand sich mit ihm in der Kapsel. Als der Astronom Dr. Wyman (Tyler McVey) auf grauenhafte Weise ermordet wird, ist klar, dass nur der Außerirdische dafür verantwortlich sein kann. Doch Steve will die Kreatur vor seinen Kollegen beschützen, zumal er mit ihr in mentaler Verbindung steht...

(Buchstäblicher) C-Heuler aus der Corman-Factory, das unter allergünstigen, um nicht zu sagen: amateurhaften Bedingungen entstanden ist, um dessen notwendige Effektarbeit man sich kaum geschert hat und dessen Monster, ein papageiengesichtiges Lumpen-Gummi-Tier mit Typ drunter der helle Wahnsinn ist. Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, dass selbst solchem Billigschmalz aus Tante Hedwigs Quetschkommode immer noch deutlich spürbar mehr Leib und Seele innewohnen, als vielem von dem großbudgetierten Formelkram, der heute so durch die Imaxe flimmert. Bei aller periodesken Albernheit haben die Leute ihren Film ehedem immerhin ernst genommen und, so schlecht er auch sein mag, an ihn geglaubt. Und das ist wohl fraglos unbedingt mehr wert als 250 nutzlos verpulverte Milliönchen.

5/10

Bernard L. Kowalski Roger Corman Monster Aliens Invasion Raumfahrt Trash


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PIRANHA DD (John Gulager/USA 2012)


"Josh cut off his penis because something came out of my vagina!"

Piranha DD (Piranha 2) ~ USA 2012
Directed By: John Gulager

Der rücksichtslose Spaßbaderbe Chet (David Koechner) hat den Plan, das erhaltene Wasserparadies mit einer "Adult"-Sektion samt nackt badenden Stripperinnen und neckischen Scherzen wie Unterwasserkameras "anzureichern". Seine Nichte Maddy (Danielle Panabaker) ist davon wenig angetan, zumal sie bemerkt, dass Chet, um Wasserkosten zu sparen, ein unterirdisches Flusssystem angezapft hat, in dem sich die bösen Ur-Piranhas aus dem Lake Victoria tummeln. Es kommt, wie es kommen muss...

Im Grunde besitzt "Piranha DD", ein - soviel dürfte bereits im Vorhinein klar sein - rückhaltlos doofer Film, bloß die Chuzpe, die mit dem Vorgänger angedeutete Richtung konsequent weiterzuverfolgen. In diesem wollte Aja sich nicht recht zwischen Funsplatter und Terrorfilm entscheiden, John Gulager, Sohnemann von Clu (der in "Piranha DD" naturellement seine Szene hat), fackelt da nicht lang und beschreitet mit großen Taperschritten ersteren Pfad. Dialoge wie der oben zitierte kultiviert der Film über die volle Distanz, macht Geschmacklosigkeiten nebst billiger CGI und 3D-Hokuspokus, wie er in dieser miesen Form zuletzt im seligen "Jaws 3-D" zu sehen war, zu seinem ureigenen Metier und gibt sich lustvoll sexistisch. Ein langer Weg, dereinst von unabhängig Produziertem wie "The Evil Dead", "Re-Animator" und "Braindead" geebnet, scheint mir nun endgültig vervollkommnet: Die Melange aus hartem Splatter und der Groteskkomödie Marke ZAZ, mit dem Qualitätsstempel der Weinsteins versehen. "Piranha DD" schwingt die grobe Harke und lässt sie tiefe Furchen ziehen, perfektioniert in seinen engmaschig gezogenem Konzept von einem David Hasselhoff, der eine so unnachgiebig harte Selbstparodie (eigentlich müsste es "Selbstanalyse" heißen) liefert, wie ich sie noch nie zu Gesicht bekommen habe. "Welcome to the rock bottom." That's exactly it, baby.

6/10

John Gulager Sequel Fisch 3-D Monster Splatter Groteske Slapstick Arizona Vergnügungspark Parodie Trash Exploitation Marcus Dunstan Tierhorror


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WORLD WAR Z (Marc Forster/USA, MT 2013)


"Mother Nature is a serial killer."

World War Z ~ USA/MT 2013
Directed By: Marc Forster

Ein unbekanntes Virus verwandelt die Menschen mittels rasantester Inkubationszeiten in widerstandsfähige Untote. Höchst aggressiv, blitzschnell und instinktgesteuert greifen die Betroffenen die Nichtinfizierten an und reißen sie mit ins Verderben. Der UN-Mitarbeiter Gerry Lane (Brad Pitt) schafft es mit knapper Not, seine Familie aus dem explosionsartig angesteckten Philadelphia zu retten und auf ein Navy-Schiff zu lotsen. Dort erhält er den Auftrag, zusammen mit dem Virologen Fassbach (Elyes Gabel) an dem mutmaßlichen Ursprungsort der Pandemie in Südkorea nach Hinweisen bezüglich eines Impfstoffes zu fahnden. Fassbach kommt jedoch nicht weit und Lane reist über Israel weiter nach Wales, wo ihm in einem mit Mühe und Not erreichen WHO-Labor eine entscheidende Entdeckung gewahr wird.

Für einen Film ohne Seele ist "World War Z" eigentlich ganz okay. Nach Jahrzehnten des subkulturellen Nischendaseins hat sich die Figur des Zombie - respektive dessen von Romero via "Night Of The Living Dead" modifizierte Interpretation des Menschenfleisch vertilgenden Seuchenopfers - innerhalb seiner Phänomenologie binnen kürzester Zeit ins mediale Massenbewusstsein vorgearbeitet, wo er nach langer Zeit des geradezu zwanghaft mit ihm konnotierten Schmuddelcharakters [dereinst in den Achtzigern wurden "Zombiefilme" zusammen mit so genannten Frauengefängnis-, Kannibalen- und Ninja-Filmen (bzw. -"Videos") bekanntermaßen als Wurzel allen pädagogischen Übels erachtet] globale Akzeptanz erfährt. Andere Zeiten, andere Sitten. Mit Danny Boyles "28 Days Later" gab es ein erstes Vordringen in Richtung des achtbaren Feuilletonismus, die "Resident Evil"-Serie eroberte parallel dazu bislang ungeahnte kommerzielle Sphären. Romero durfte plötzlich für ein Studio arbeiten, ein allseits beliebtes TV-Serial (ohnehin das untrüglichste Indiz für das Ankommen jedweder Topoi im globalen Wohnzimmer) entstand und heuer findet sich der Zombie sogar als romantisierter teenage lover in entsprechendem Ambiente ("Warm Bodies") funktionalisiert.
Ein Film wie "World War Z", ganz profanes Effektespektakel mit selbst im von mir betrachteten 'unrated cut' noch relativ moderatem Gewaltfaktor, offenkundig geplant als Franchise-Auftakt, ganz kalkulierter Blockbuster durch und durch, bei dem allein die sichtbar ungeheure logistische Planung jedweden Ansatz von Kreativität bereits im Keim erstickt haben dürfte, getragen von einer wiederum eher zu einem Videospiel passenden (in episodischer Form muss sich der Held von Mission zu Mission weiterkämpfen), absolut banalen Dramaturgie, adaptiert sich da nunmehr lediglich an den vorherrschenden common sense. Auffallend integrativ wird der Terminus 'Zombie' befleißigt, auch das vormals eher ein kleines Tabu im Subgenre. Ansehnlich und hier und da spannend ist das alles dennoch und damit gewissermaßen ein letzter Schlüssel für das finale Eindringen des Zombie in die gewaltige Suppenküche assimilierter Mythen.

7/10

Marc Foster Apokalypse Zombies Familie Israel Philadelphia Südkorea Wales Cardiff Virus


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IRON MAN 3 (Shane Black/USA 2013)


"Stop stopping!"

Iron Man 3 ~ USA 2013
Directed By: Shane Black

Nach der Vereitelung der durch die Chitauri angestifteten Invasionspläne in New York leidet Tony Stark (Robert Downey Jr.) unter Panikattacken. Er vernachlässigt seine Freundin Pepper (Gwyneth Paltrow) und interessiert sich hauptsächlich für die Ausweitung seines "Iron Man"-Projekts, das nunmehr auch durch ihn selbst und seinen Computer Jarvis ferngesteuerte Drohnen beinhaltet. Da kommt die unheilige Allianz zwischen einem international gesuchten Terroristen, dem Mandarin (Ben Kingsley), und dem dereinst von Stark missachteten, verschrobenen Wissenschaftler Aldrich Killian (Guy Pearce) nicht gerade zum passenden Zeitpunkt. Killian hat ein Serum entwickelt, das bei regelmäßiger Injizierung Versuchsprobanden zu tickenden Zeitbomben macht und bedroht damit den Präsidenten (William Sadler). Stark fordert den Mandarin derweil unvorsichtigerweise zum direkten Duell und muss eine böse erste Schlappe hinnehmen, Pepper wird kurz darauf entführt. Zusammen mit seinem alten Kumpel Bobby Rhodes, vormals 'War Machine' und jetzt 'Iron Patriot', geht Stark gegen das Duo des Bösen vor...

Mit dem dritten Teil emanzipiert sich das filmische Marvel-Universum erfolgreich weiter von seinen comicesken Wurzeln, liefert gleichbleibend perfektes, hysterisch-selbstironisches Qualitätsblockbusterkino und ist sich selbst für ein Quäntchen Medien- und Systemschelte nicht zu schade. Gut, die Idee, den klassischen "Iron-Man"-Villain 'Mandarin' völlig zu überarbeiten und dessen nicht mehr ganz zeitgemäße origin als orientalischer Quasi-Fu-Manchu umzukrempeln, wird einige eherne Anhänger des Comics zu Recht vor den Kopf gestoßen haben; dafür entsteht aus Ben Kingsleys fadenscheiniger Interpretation heraus eine der witzigsten und grandiosesten Figuren der bisherigen Marvel-Kinowelle. Da wird auf klassische Weise Ironie evoziert ohne zynisch zu werden, kluger Humor, ohne je ins Käsige abzugleiten. Auch scheinen sich die einzelnen Geschichten trotz bombastischer Effektarbeit langsam einer narrativen Erdung zuzuwenden - die Entstehungsgeschichten sind erzählt und bekannt, die Charaktere etabliert. Jetzt ist es Zeit für klassisches storytelling. Ob sich diese Marschrichtung mit den kommenden "Thor: The Dark World" und "Captain America: The Winter Soldier" weiter linearisieren wird, lässt sich momentan nicht voraussehen, aber es scheint zumindest so. Mir jedenfalls hat's wieder superviel Spaß bereitet, einem der Recken zuzuschauen und meine Vorfreude auf kommende Ereignisse bleibt ungebrochen.

8/10

Shane Black Kalifornien Superhelden Marvel Iron Man Terrorismus Jon Favreau


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THE STEPFORD WIVES (Bryan Forbes/USA 1975)


"Well, that's why we're moving to Stepford."

The Stepford Wives (Die Frauen von Stepford) ~ USA 1975
Directed By: Bryan Forbes

Die Familie Eberhart zieht vom lauten, schmutzigen New York in das upstate gelegene, scheinbar beschauliche Kleinstädtchen Stepford. Die emanzipierte Ehefrau und Mutter Joanna (Katharine Ross) fühlt sich dort alles andere als wohl: Die in Stepford vorherrschenden Strukturen sind streng patriarchalisch geprägt; die Männer verdienen allesamt gutes Geld als hochgestellte Technikingenieure und Manager, derweil die Frauen ihre beschränkten Rollen als emsige Hausmütterchen auch noch mit großer Zufriedenheit ausfüllen. In der resoluten Bobbie Markowe (Paula Prentiss) findet Joanna eine gute Freundin und Gesinnungsgenossin, doch die Versuche der beiden Frauen, andere Geschlechtsgenossinnen mit sich zu ziehen und zu mehr Selbstbewusstsein zu führen scheitern an deren stumpfer Apathie. Als sich nach einem vorgeblichen Wochende außerhalb schließlich auch die vormals lustige Bobbie in eine biedere Hausfrau verwandelt hat, sieht Joanna ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden: Die Frauen von Stepford sind nicht sie selbst...

Brillante Levin-Verfilmung, die sich die Invasions- und Indoktrinationsfilme der Fünfziger zum Vorbild nimmt, in denen immer mehr Menschen aus der kleinstädtischen Nachbarschaft durch Substitute ersetzt werden und sich urplötzlich allesamt emotional neutralisiert und gleichförmig zu benehmen beginnen, man denke an "Invaders From Mars", "It Came From Outer Space" oder "Invasion Of The Body Snatchers". Die damals subtil vorgetragene, westliche Paranoia bezüglich einer kommunistischen Unterwanderung konkretisiert und modernisiert "The Stepford Wives" in einer klugen Feminismus-Satire. In Stepford, einer verbalen Verballhornung des Industrieslogangs "a step forward", gehen die Männer einen reaktionären Pakt ein: Um die Frauen zu bekommen, die sie wollen - unterwürfig, unkompliziert, ein bisschen dumm, kinderlieb, häuslich, treu, arbeitsam, sauber und besonders ins sexueller Hinsicht nicht nur angepasst, sondern stets aufopferungsvoll, lassen sie sie durch äußerlich identische Androiden ersetzen. Hauptkonstrukteur dieser permanent lächelnden, seelenlosen Armee braver Hausmütterlein ist der ehemalige Disneyland-Techniker Dale Coba (Patrick O'Neal), ein offen misogyner Mann, der die Geschlechterrollen gern um ein Jahrtausend zurückgedreht wüsste. Feminine Mündigkeit ist für ihn wie für seine männlichen Mitbewohner ein unmögliches Paradoxon, also tut er etwas dagegen. Zwar sind seine Geschöpfe technisch nicht immer ganz ausgereift; kleine Verletzungen etwa bringen ihre Schaltkreise durcheinander, doch solche Störungen lassen sich beheben. Anders als zum Beispiel eine handfeste Ehekrise oder gar Scheidung. Dass die Geschichte am Ende den Mut zur Konsequenz besitzt, zeichnet sie nur umso mehr aus.

10/10

Bryan Forbes Familie Feminismus Kleinstadt Androiden Misogynie Satire Ira Levin Dystopie mad scientist





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