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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE ILLUSTRATED MAN (Jack Smight/USA 1969)


"Don't you ever call them tattoos!"

The Illustrated Man (Der Tätowierte) ~ USA 1969
Directed By: Jack Smight

Während der Depressionszeit treffen sich zwei umherreisende Wanderer an einem abgelegen See in der Wildnis: Willie (Robert Drivas), der jüngere der beiden, ist auf dem Weg nach Kaifornien, wo Arbeit auf ihn wartet, Carl (Rod Steiger), der ältere, ein Zirkusarbeiter, ist auf der Suche nach einem mysteriösen Haus, das von einer Dame (Claire Bloom) bewohnt werden soll, die ihm einst binnen einer einzigen Nacht den gesamten Körper halsabwärts tätowiert hat. Doch sind dies keine gewöhnlichen Bilder: Betrachtet man sie länger, blickt man in die Zukunft und kann sogar seinen eigenen Tod sehen. Fasziniert beschaut sich Willie drei von Carls Zeichnungen und erblickt Absonderliches, das sich dereinst in fernen Jahren zutragen soll: 1.) Ein Ehepaar (Rod Steiger, Claire Bloom), das sich Sorgen macht wegen der zunehmend vielen Zeit, die seine zwei Kinder (Tim Weldon, Christine Matchett) in virtuellen Realitäten verbringen, wird von selbigen in deren Lieblings-Spielillusion gelockt, eine originalgetreue Kopie der afrikanischen Savanne, in der hungrige Löwen umherziehen... 2.) Vier Astronauten (Rod Steiger, Robert Drivas, Don Dubbins, Jason Evers) sind auf der Venus abgestürzt, auf der es unaufhörlich wie aus Eimern regnet. Auf der Suche nach einer von mehreren dort installierten 'Sonnenkuppeln', die Licht, Trockenheit und Wärme bieten, fallen drei der Gestrandeten dem Wahnsinn anheim. 3.) Ein idyllisch lebendes Ehepaar (Rod Steiger, Claire Bloom) erfährt, dass in der folgenden Nacht die Welt aufhören soll zu existieren - eine große Gruppe von Hellsehern hatte durchweg denselben, apokalyptischen Traum. Für die Kinder, die das Schreckliche nicht miterleben sollen, bekommen alle Familienväter 'Einschläferungspillen' mit nach Haus. Am nächsten Morgen stellen die Erwachsenen fest, dass die Prophezeiung falsch war - die Kinder jedoch haben ihre Dosis erhalten... Entsetzt sieht Willie schließlich auch seinen eigenen Tod: Carl wird ihn erwürgen. Um ihm zuvor zu kommen, versucht Willie, Carl mit einem Stein zu erschlagen...

Ray Bradbury selbst hasste diesen Film dem Vernehmen nach sehr - warum allerdings, das finde ich reichlich unverständlich. Gut, wenn jemanden das Recht auf Kritik an Literaturadaptionen obliegt, dann wohl primär dem Urheber der Vorlage. Ich als deren Student jedoch mag beide(s). Während allerdings die zugrunde liegende Anthologie inklusive der Rahmenstory ganze neunzehn Geschichten teils unterschiedlichster Stimmung und Konsequenz beinhaltet, fanden davon nur vier ihren Weg in Smights Verfilmung, jene jedoch in derart liebevoll-unspektakulärer Art umgesetzt, dass ich Bradburys ablehnende Haltung noch umso verwunderlicher finde. Steiger, Bloom und Drivas führen als Leitpersonal durch fast alle Episoden, wobei insbesondere Steigers Leistung wieder einmal als exorbitant eingestuft werden muss. Die dystopischen Settings finden ihren Platz ohne großen Aufhebens; ob zukünftiger Haushalt, Planet Venus oder Sonnenkuppel - alles wirkt funktional und unmanieristisch, entgegen den meisten Pop-Visionen der Zeit. Jerry Goldsmiths wie immer fabelhafter Score verleiht dem Ganzen den letzten Schliff. Sehenswert, bitteschön.

8/10

Jack Smight Ray Bradbury Great Depression Episodenfilm Dystopie Raumfahrt Wisconsin Zukunft


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QUEEN OF OUTER SPACE (Edward Bernds/USA 1958)


"You call THAT civilization?" - "Frankly, no."

Queen Of Outer Space (In den Krallen der Venus) ~ USA 1958
Directed By: Edward Bernds

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist die bemannte Raumfahrt weit fortgeschritten. Captain Neal Patterson (Eric Fleming) und sein aus den zwei Witzbolden Mike Cruze (Dave Willock) und Larry Turner (Patrick Waltz) bestehendes Team haben den Auftrag, den Astronomen Professor Konrad (Paul Birch) zu einer von ihm mitkonstruierten Weltall-Station zu eskortieren. Doch vor ihren Augen wird jene Station von einem Energiestrahl zerstört. Dieser scheint von der Venus zu kommen. Patterson fliegt die Rakete sogleich dorthin und nach einer langen Schlafphase landet man auf dem Planeten, der zu aller Erstaunen ausschließlich von Frauen bevölkert und regiert wird. Oberste Herrscherin ist die hasserfüllte, entstellte Königin Yllana (Laurie Mitchell), die die Erde mittels ihres tödlichen "Betastrahls" zu vernichten plant. Glücklicherweise finden Patterson und die anderen ein paar Ladys, die gern zu den traditionellen, patriarchalischen Strukturen zurückkehren möchten und ihnen helfen, eine Revolte anzuzetteln.

Urkomische, bereits zeitgenössisch satirisch aufbereitete Altherren-Phantasie (nach einer Grundidee des zwischenzeitlich wegen spektakulären Schusswaffengebrauchs inhaftierten Produzenten Walter Wanger), die gegen feminine Selbstbestimmung und das neue Selbstbewusstsein der Frau zu Felde zieht, zudem hauptsächliches Vorbild für die exzellente Komödie "Amazon Women On The Moon". Genese und Funktion der Venus-Gesellschaft erklärt "Queen Of Outer Space" wie folgt: Da die Männer stets nur Kriege führen mussten, übernahmen irgendwann die (seltsamerweise alle im gleichen Alter zwischen Anfang und Ende 20 befindlichen) Frauen die Regierung, allen voran die gesichtsentstellte und damit tief beleidigte, weil nicht mehr begehrenswerte Yllana. Irgendwann jedoch schälte sich eine Gegenfraktion unter der hübschen Talleah (Zsa Zsa Gabor) heraus, die das Mannsvolk doch gern wieder an der Seite hätten, weil - so die vordringlichste Aha-Erkenntnis - Frauen allein sowieso nicht in der Lage sind, ein ordentliches Gesellschaftssystem aufracht zu erhalten. So ist "Queen Of Outer Space", abgesehen von seinem ohnehin super-campigen Erscheinungsbild nebst Technicolor, CinemaScope und unvermeidlicher Monsterspinne, ein ebenso erzreaktionärer wie misogyner Film, dessen tumb-simplifiziertes Geschlechtsbild einen juchzen macht. Ein Hämmerchen!

7/10

Edward Bernds Raumfahrt Venus Camp Trash Aliens


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MOONTRAP (Robert Dyke/USA 1989)


"That's what we are - spare parts."

Moontrap ~ USA 1989
Directed By: Robert Dyke

Die NASA-Astronauten Grant (Walter Koenig) und Tanner (Bruce Campbell) finden eine gewaltige, extraterrestrische Raumschiff-Ruine im All, gemeinsam mit einer mumifizierten Leiche und einem Football-ähnlichen Gebilde. Zurück auf der Erde entpuppt sich dieses im Labor als 14.000 Jahre alter Techno-Organismus, der sich prompt sämtliche Apparaturen in seiner Nähe assimiliert und als Killer-Android zum Angriff übergeht. Grant und Tanner können ihre Vorgesetzten überreden, die Spur der Aliens auf dem Mond zurückzuverfolgen. Hier finden sie eine bereits vor Ewigkeiten entführte Erdenfrau (Leigh Lombardi) im Tiefschlaf und sehen sich einer ganzen Armee der Robot-Invasoren gegenüber, die nicht nur tote, sondern auch organische Materie assimilieren und mithilfe von Grants und Tanners Mondlandefähre als letztem fehlenden Puzzlestück für ihr defektes Schiff die endgültige Übernahme der Erde planen.

Nette B-Fiction, im Gefolge stilistischer Einflüsse der Cameron-Filme "The Terminator", "Aliens" und "The Abyss" als späte Invasions-Mär entstanden. Aus seinen recht bescheidenen Produktionsmitteln holt Robert Dyke das Bestmögliche heraus, findet Zeit für ein wenig Exploitation und bringt die ansonsten eher bescheidene Dramaturgie damit brauchbar über die Runden. Walter Koenig, wohlbekannt als eher unglorioser Maschinenpultler Chekov aus "Star Trek", als 'leading man' einzusetzen, ist sicherlich nach wie vor etwas streitbar, funktioniert aber dann doch irgendwie. Für Bruce Campbell gibt es nach seinem (zu frühen) Heldentod immerhin noch ein angemessenes Requiem und die anfänglich etwas lächerlich wirkenden Elektro-Außerirdischen erweisen sich erst in ihrer "reinrassigen" Form als durch Sehnen und Muskeln verbundene Mordmaschinen zu ihrem wahren Potenzial. Der Showdown an Bord der Fremden ist sogar ziemlich toll geworden, wobei Grants Überlistung der Androiden doch etwas einfältig von Statten geht. Dennoch, als - wenngleich unbedeutendes - Genre-Relikt einen Blick wert.

6/10

Robert Dyke Raumfahrt Aliens Mond Freundschaft Invasion


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BLUTGLETSCHER (Marvin Kren/A 2013)


"Würden Sie die Güte besitzen und aufhören zu fressen während Sie weinen?"

Blugletscher ~ A 2013
Directed By: Marvin Kren

Ein tauender Gletscher in den Tiroler Alpen: Kurz vor der öffentlichkeitswirksamen Stippvisite einer prominenten Ministerin (Brigitte Kren) sieht sich eine in abgeschiedener Höhe arbeitende Gruppe von Klimaforschen mitsamt dem ortskundigen Janek (Gerhard Liebmann) einer bizarren Bedrohung ausgesetzt: Die Gletscherschmelze hat offensichtlich uralte Einzeller freigesetzt, die, von Insekten aufgenommen und von größeren Tieren weiterverspeist, die beteiligten DNA-Stränge durcheinanderwirbeln und für die Entstehung aggressiver Mutantenwesen sorgen. Bald sehen sich alle Beteiligten einer kleinen Monster-Armada gegenüber, mit der es fertig zu werden gilt.

Marvin Kren macht deutschsprachiges Genrekino, wie es mir gefällt. Mit einem feinen Sinn für Humor ohne je ins Alberne fortzurutschen, mit einem ausgeprägten Sinn für die "Klassiker", die ebenso kompetent zitiert wie fortgeschrieben werden. Als man "Blutgletscher" in eher hilfloser, überseeischer Kategorisierungssucht als 'österreiche Antwort auf "The Thing"' einordnete, wurde man Krens zweitem Spielfilm damit trotz augenscheinlicher Parallelen zwischen beiden Stoffen nicht sonderlich gerecht. "Blutgletscher" findet sich thematisch in der Tradition des traditionellen Monsterfilms, der vor dem sorglosem Raubbau des Menschen an ökologischen Systemen warnte; uns mitzuteilen versuchte, dass manche Geheimnisse besser verborgen, manche Kräfte besser ungenutzt, manche Verschmutzung besser ungeschehen bleiben mochten. Kren verbindet (zumindest halbwegs exklusiv) die Auswirkungen des Klimawandels direkt mit einem Genrestück: Die Monster und Mutanten sind hierin Folgeerscheinungen eines durch die Tauvorgänge freigesetzten Mini-Organismus, der die Welt blitzschnell ins Chaos stoßen könnte, bekäme er die Chance dazu. Die Viecher, die (in glücklicherweise streng limitierter Anzahl) durch Krens Bilder fliegen, krabbeln und palavern, zeugen dabei von hübscher, nicht zu bärbeißiger Phantasie. Das Beste: Die CGI-gepimpten Effekte bleiben vereinzelt und angenehm überschaubar!

8/10

Marvin Kren Alpen Österreich Monster Mutanten Belagerung Klimawandel


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WHAT WAITS BELOW (Don Sharp/UK 1985)


"This can't be human."

What Waits Below (Das Geheimnis der Phantom-Höhlen) ~ UK 1985
Directed By: Don Sharp

Der in Mittelamerika tätige Söldner Rupert 'Wolf' Wolfsen (Robert Powell) wird nach Belize gerufen, um dort eine aus Höhlenforschern und Militärs bestehende Gruppe zu unterstützen. Man will in Vorarbeit für ein globales Manöver einen Sender in einem riesigen Höhlenkomplex installieren und benötigt dafür die Sprengerfahrungen Wolfsens. Doch in den Höhlen lauert eine unbekannte Gefahr in Form von lichtscheuen, aggressiven Wesen, die offenbar bereits vor Äonen von den Sternen kamen, hier gestrandet sind und sich unter der Erde in albinöse Kreaturen mit primitiver Sozialordnung zurückverwandelt haben.

Don Sharps letzte Arbeit fürs Kino ist, man kennt das bereits durch etliche andere Beispiele, nicht der große Abgesang, der sie sie eigentlich hätte sein müssen. Der zumindest betreffs seiner Grundprämisse ein wenig an die Quatermass-Storys erinnernde Plot erweist sich als zu wenig ergiebig, um daraus einen tragfähigen B-Film machen zu können. Alles ist ein wenig seltsam - ein aus dem Stein kommendes, riesenwurmartiges Monster mit Fangzähnen markiert da noch den schicksten Einfall. Design und Gebahren der im Abspann als 'Lemurians' bezeichneten, schlohweißen Gesellen, die infolge ihres beschränkten Genpools vermutlich inzestuös derangiert sind, liebäugelt ein wenig mit dem der Morlocks aus Pals "The Time Machine", wobei die dann doch noch eine gute Portion hässlicher waren. Der Einfall, die Lemurians mittels Walgesängen kommunizieren zu lassen, entpuppt sich als Mixtur aus albern und innovativ - ich konnte mich bis dato noch nicht recht entscheiden. Den SciFi-Subplot, der den Hinweis darauf gibt, dass die albinösen Grottenolme tatsächlich Aliens sein müssen (man findet eine verrostete Raumschiff-Armatur) und dem Film damit einen überflüssigen von-Däniken-Touch mitgibt entzaubert das Ganze redundanterweise ein wenig. Mediokres Genre-Entertainment von einem einstmals zuverlässigen Handwerker, der seine großen Zeiten spürbar lang hinter sich hat.

5/10

Don Sharp Aliens Mutanten Höhle Belize Freddie Francis


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DR. CYCLOPS (Ernest B. Schoedsack/USA 1940)


"Strange, how absorbed man has been in the size of things!"

Dr. Cyclops (Dr. Zyklop) ~ USA 1940
Directed By: Ernest B. Schoedsack

Eine imposant angelegte Expedition in den Amazonasdschungel, wo der geniale Biologe Dr. Thorkel (Albert Dekker) seine geheimen Experimente durchführt, erweist sich für die Beteiligten - den exzentrischen Dr. Bulfinch (Charles Halton), seine Kollegin Dr. Robinson (Janice Logan), den Abenteurer Stockton (Thomas Coley), den Muli-Züchter Baker (Victor Kilian) und den Einheimischen Pedro (Frank Yaconelli) als Farce: Thorkel benötigt lediglich einen kurzen Ersatz für seine schwer nachlassende Sehkraft und kanzelt die Angereisten hernach kurzerhand ab. Weil man sich jedoch nicht so ad hoc wieder nach Hause schicken zu lassen gedenkt, wird man aufdringlich. Thorkel quittiert dies mit einer schrecklichen Strafe: Er offenbart kurzerhand die wahre Natur seiner Versuche und schrumpft die fünf Expeditionsteilnehmer auf eine Größe von 25 Zentimetern. Der folgende Kampf gegen den wahnsinnigen Wissenschaftler und die Tücken des Urwalds ist hart.

Ein schöner Genreklassiker, ausnahmsweise nicht aus den führenden Genre-Studios Universal oder RKO, sondern von der Paramount produziert. Im Grunde eine weitere Abhandlung des Topos aus "The Most Dangerous Game" - eine Kleingruppe muss sich auf exotisch-unwirklichem Terrain gegen einen veritablen Madman zur Wehr setzen - nur dass in diesem Falle die Gejagten auf ein Siebtel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft sind und der Jäger ein durchgedrehter, zudem kurzsichtiger Forscher ist. Etwas notdürftig hergestellte Analogien zur Zyklopen-Episode der Odyssee bestimmen den Titel. Die Größenverhältnis- und Rückprojektions-Effekte sind liebevoll gefertigt und mit Albert Dekker eine nachgerade ikonische Gattungsfigur erschaffen. Über den naiven, durchaus infantilen Abenteuerplot mag man hinwegsehen. Der größte Star des Films ist sowieso das zu jener Zeit für phantastische Stoffe höchst ungewöhnlich gewählte, wunderschöne Drei-Streifen-Technicolor, das sogar einem ordinären Papagei eine halluzinatorische Aura verleiht.

8/10

Ernest B. Schoedsack Miniaturisierung Dschungel Madness mad scientist


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WARLORDS OF THE 21ST CENTURY (Harley Cokeliss/NZ 1982)


"I hate you." - "And I love you."

Warlords Of The 21st Century (Der Kampfkoloss) ~ NZ 1982
Directed By: Harley Cokeliss

Nachdem die Menschheit ihre Gier nach Öl mit einem zivilisationsauflösenden, dritten Weltkrieg bezahlen musste, terrorisiert der despotisch veranlagte General Straker (James Wainwright) das Land. Mit einem gepanzerten Truck fährt er plündernd und mordend überland, derweil seine ihn verabscheuende Tochter Corlie (Annie McEnroe) immer wieder versucht, ihm zu entfliehen. Eines Tages stößt sie auf den Einzelgänger Hunter (Michael Beck), der sie in Gewahrsam nimmt und in die kleine Enklave Clearwater schafft, wo eine Gruppe Menschen versucht, ein funktionierendes Sozialsystem aufzubauen. Doch irgendwann gelangt Straker auch nach Clearwater und bekommt Corlie mithilfe des Verräters Judd (Randy Powell) zurück. Doch Hunter, der sich in Corlie verliebt hat, lässt sich das nicht gefallen.

Endzeit-Filme gab es im Gefolge von "The Road Warrior" viele, wobei die meisten davon sogar mehr oder weniger exakte Rip-Offs von George Millers alles überstrahlendem Action-Archetypen (der seinerseits im Kern eigentlich selbst bloß eine "Shane"-Variation vor verändertem Setting darstellte) lieferten. Ein solches ist auch Harley Cokeliss' "Warlords Of The 21st Century", auch unter dem kürzeren, knackigeren Titel "Battle Truck" vermarktet. Wie immer im Plagiatsbereich gibt es allerdings auch in diesem Falle qualitätsbewusstere und schlampigere Vertreter. Letztere kamen, obschon auch sie stets grundehrlichen Spaß zu bereiten pflegen, wie so häufig eher aus dem italienischen Umfeld, während der anglophone Teil der Welt eher zurückhaltend agierte. Eine Ausnahme bildete der vorliegende Film, der, anstatt auf marodierende Rocker- und Punk-Subkulturen mit wilden Gefährten auf eine realistischer konnotierte Lumpen-Postapokalyptik setzt, in der aus den verbliebenen Ressourcen Funktionales entsteht. Die überlebende Menschheit fällt in mediävistische Strukturen zurück, wobei die an Wertewahrungen interessierten Gruppen gegenüber den rücksichtslos agierenden Tyrannen fraglos im Nachteil sind. Es bedarf also eines Helden zur Rettung. Einen solchen inkarniert der dem Solipsismus anhängende Hunter, Kriegsveteran ohne Beziehungsambitionen, vermutlich einst durch persönliche Verluste schwer getroffen und somit zum Neurotiker geworden. Doch auch in ihm schummert noch genügend Kampfgeist, um es bei Bedarf mit den militanten Neo-Faschisten aufnehmen zu können. Cokeliss setzt dieses Szenario ansprechend um, schielt wiederum erfolgreich zu den Western-Mythen aus Übersee herüber und vermochte somit einen ansprechenden, harten Subgenre-Vertreter zu schaffen, Plagiatismus hin oder her.

7/10

Harley Cokeliss Neuseeland Apokalypse


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MEGAFORCE (Hal Needham/USA, HK 1982)


"It's all on the wheel, it all comes around."

Megaforce ~ USA/HK 1982
Directed By: Hal Needham

Wenn's kriselt und nichts mehr hilft, muss die 'Megaforce' her - eine geheime, aufeinander eingespielte Eliteeinheit von Supersoldaten, die mit unfassbarem technischen Equipment Herr jeder Lage wird. Um die Krise zwischen den beiden Wüstenstaaten Sardun und Gamibia beizulegen, ruft man die Megaforce unter Commander Ace Hunter (Barry Bostwick) ins Feld. Als dieser erfährt, dass sein alter Söldnerkumpel Guerera (Henry Silva) die gegnerischen Truppen befehligt, freut er sich bereits auf ein Wiedersehen.

Was dazumal noch jeden Kindergeburtstag bereicherte, zumal aufgrund der (eventuellen, hier hatten wir sie) Indizierung ein hübsch heißes Eisen, kann sich anno itzo eines ziemlich käsigen Aromas nicht erwehren. Man kennt das als entsprechender Generationsvertreter ja zur Genüge; ein für diese Art der Entzauberung dermaßen akutes Beispiel wie Hal Needhams "Megaforce" jedoch begegnet einem nur alle Jubeljahre mal. Dieser Film, entstanden zwischen den beiden "Cannonball Run"-Epen und wiederum mit Produktionsflanke von Golden Harvest in Hong Kong, lässt einen wahlweise mit zerstörtem Kortex oder offenem Mund (möglicherweise auch beidem) zurück. Obschon das Ganze in der Gegenwart angesiedelt ist, ziehen die Helden mit Geländefahrzeugen wie aus den Endzeitfilmen ins Feld, arbeiten mit Laserstrahlern, Hologrammen und fliegenden Motorrädern und kleiden sich wie zum Gang in die Schwulendisco in hautenge, goldene Spandex-Anzüge. Rainer Brandt hat wieder mal erkannt (sic!) was die Stunde geschlagen hat und das Ganze mit einer wundervoll affigen Flapsvertonung garniert, wobei "Megaforce" sich wohl auch schon im Original nicht allzu bierernst genommen haben wird. Dass sich das Wesen des Krieges hierin völlig gewaltlos und infantilisiert zum Abenteuerspiel für Heranwachsende im Grundschulalter simplifiziert findet, an dessen Ende sich zwei Kumpels nochmal grinsend zusammenraufen, wird der eigentliche Grund für das langfristige Verharren dieses wahrlich albernen Trashtakels auf dem deutschen Index gewesen sein. Als hätte Needham vorsätzlich die damals frisch gegründeten Grünen ärgern wollen. Heutzutage noch sehr viel undenkbarer als das allermeiste Andere aus jenen Jahren.

5/10

Hal Needham Trash Wüste


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DOPPELGÄNGER (Robert Parrish/UK 1969)


"See you in three weeks."

Doppelgänger (Unfall im Weltraum) ~ UK 1969
Directed By: Robert Parrish

In naher Zukunft entdeckt man einen zehnten Planeten im Sonnensystem, der sich exakt auf derselben Umlaufbahn der Erde um die Sonne und mit derselben Geschwindigkeit bewegt, nur, dass er eine 180°-Drehung von uns entfernt liegt und somit stets genau auf der anderen Sonnenseite kreist. Die beiden Raumfahrer Glenn Ross (Roy Thinnes) und John Kane (Ian Hendry) werden zur Erkundung des unbekannten Planeten dorthin entsandt, möglichst rasch, um die von einem Spion (Herbert Lom) dem Ostblock zugespielten Informationen über die sensationelle Entdeckung im All im Wettlauf um die Raumeroberung nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Unsanft auf der fremden Welt angekommen, Kane liegt nach dem Crash im Koma, realisiert der sich zunächst wieder daheim wähnende Ross die unglaubliche Wahrheit nur langsam: Der unbekannte Planet ist ein exaktes Spiegelbild unserer Erde, mit vertauschten Polen, entgegengesetzt laufenden Uhren und Schriften und auch sonst jeder nur denkbaren Seitenverkehrung, ansonsten aber identisch. Man kommt zum Schluss, dass der Glenn Ross dieser Welt zeitgleich auf der anderen Erde gelandet sein muss und versucht, den Gestrandeten wieder zurückzuschicken...

Die faszinierende Idee einer Parallelwelt, in der sämtliche uns selbstverständlich erscheinenden Richtungs- und Rechts-Links-Abläufe vertauscht sind, spielt dieser zu Unrecht häufig übersehene Genreklassiker durch. Einem Wunderland im Kaninchenbau gleich taucht Glenn Ross, zunächst ohne Registrierung der ihn auf der Zwillingserde umgebenden, auf den Kopf gestellten Naturgesetze, ein in die identische und doch fremde Realität; sie hilft ihm, sich endgültig seiner kaputten Ehe bewusst zu werden und vielleicht auch weltpolitische Dinge klarer zu sehen. Einer übernatürlichen Mahnung gleich, die eroberungsgierigen Finger nach der Fremde nicht allzu weit auszustrecken, erscheint Ross' finaler Absturz, der (freilich auf beiden Erden) sämtliche Daten und Mitwisser mit Ausnahme des Projektinitiators Webb (Patrick Wymark) zerstört und in den Tod reißt und den einzig Überlebenden als vermeintlich geisteskrank zurücklässt.
Reizvoll erschien mir zwischenzeitlich die Idee, das Gedankenspiel um die Spiegelwelt noch weiter zu treiben, insofern etwa, dass nicht nur die geschriebene, sondern auch die gesprochene Sprache rückwärts liefe, und auch sonst diverse selbstverständlich scheinende Prozesse umgekehrt würden. Bis zur letzten Konsequenz dürfte diese Prämisse im Sinne eines funktionellen plots jedoch kaum durchführbar sein, insofern kann man schon für die bloße, von "Doppelgänger" weitestgehend geschickt vorgetragene Geschichte dankbar sein.

8/10

Robert Parrish Zukunft Kalter Krieg Portugal


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THE WORLD'S END (Edgar Wright/UK, USA, J 2013)


"Drink up. Let's Boo-Boo."

The World's End ~ UK/USA/J 2013
Directed By: Edgar Wright

Nach 23 Jahren kommt der ewig pubertierende Gary (Simon Pegg) auf die Idee, eine dereinst angesetzte und nie vollendete Kneipentour endlich zu ihrem verdienten Abschluss zu bringen. Also mobilisiert er seine vier Kumpels von damals, mittlerweile allesamt fest im Establishment verankert, zu einem zünftigen Bier-Revival. Die eher skeptischen buddys Andy (Nick Frost), Oliver (Martin Freeman), Steven (Paddy Considine) und Peter (Eddie Marsan) treten dennoch an zur Unsichermachung der "Goldenen Meile" ihrer einstigen Heimatstadt Newton Haven, an deren Ende der legendäre Pub "World's End" auf sie wartet. Doch Newton Haven ist zu einem von 2000 terrestrischen Invasionsankern einer interplanetarischen Wirtschafts-Ägide geworden, die nicht nur das globale Kommunikationsnetz stiftet und kontrolliert, sondern auch den Planeten in ihre Galaktische Union eingemeinden will. Wer sich wehrt oder aufmuckt, wird durch einen blaublütigen Androiden ersetzt. Für Gary und Andy ein unhaltbarer Zustand.

"World's End" - das war bis dato in meinem persönlichen inneren Lexikon der präfinale Abschnitt von Neil Gaimans "Sandman-Zyklus, in dem der reisende Angestellte Brant Tucker infolge eines Realitätssturm in einen Autounfall und dann in das titelgebende Gasthaus gerät, um sich dort Geschichten verschiedenster (Fabel-)Individuen aus unterschiedlichen Realitssphären erzählen zu lassen. Diese Geschichte mündet schließlich in die Ereignisse um Morpheus' Tod.
Ob der Abschluss von Edgar Wrights so genannter "Blood-&-Ice-Cream"-Trilogie von Gaimans einzigartiger Fabulierkunst beeinflusst wurde, lässt sich lediglich mutmaßen, der Schluss jedoch liegt nahe. Wrights Film jedenfalls hat mir, soviel vorweg, nicht gut gefallen. Die allermeisten Gags wollten bei mir nicht zünden und erschienen mir wie tausendmal vorgekaut und abgespult, was jedoch noch schwerer wog, war das latente Gefühl, dass alles, wovon der Film im Kern erzählt-, die verjährte Freundschaft der Helden, ihre Kleinstadtwurzeln, ihre Weiterentwicklung in der großen Welt, ihr Alkoholkonsum und insbesondere die vorgeblich komische, insgeheim jedoch dramatische und kritische Beurteilung von Garys stoischem Lebenswandel, - viel mehr bloße Behauptung bleibt denn herzliche Involvierung. Das Ganze zu einem Invasionsfilm mit zombieesken Androiden aufzublähen, denen man ihrer Künstlichkeit wegen, geschmackssicher und stets lustig die Gliedmaßen und Häupter zwangsamputieren kann, ohne dass die Freundin gleich das Kino verlassen möchte, ist vielleicht die größte Verschwendung der Filmgeschichte. Hätte man es bei der Kneipentour belassen, die die Jungs bis zum Ende unter zotigem Philosophieren über das Erwachsenwerden natürlich bis zum Ende hätten durchstehen müsen - der Film wäre vermutlich toll geworden. Das was er in seiner endgültigen Form darstellt, mitsamt all seinem satirischen Gebahren über Zwangsglobalisierung und Bankenimperialismus, hinterlässt einen überaus faden Nachgeschmack.
Dabei ist die Songauswahl des Soundtracks sowas von traumhaft, ein repräsentatives Rave-On- und Brit-Pop-Revival der goldenen Jahre dieser Musik zwischen 89 und 91, dem nur The Farm fehlt. Wrights Film indes gibt kaum mehr her denn ein Manifest tragisch verschenkter Ressourcen.

4/10

Edgar Wright England Freundschaft Alkohol Aliens Invasion Apokalypse Androiden Satire Groteske





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