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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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PROMETHEUS (Ridley Scott/USA, UK 2012)


"We must leave."

Prometheus ~ USA/UK 2012
Directed By: Ridley Scott

Im Jahr 2089 entdecken die beiden Forscher Holloway (Logan Marshall-Green) und Shaw (Noomi Rapace) in Nordschottland etwas, was sie rund um die Erde bereits etliche Male gefunden haben: Diverse Jahrtausende alte Höhlenmalereien, die Hinweise darauf geben, dass der Mensch einst von einer außerirdischen Rasse, von Holloway und Shaw "Konstrukteure" genannt, erschaffen wurde. Die Weylan Corporation, ein global und auch extraterrestrisch operierendes Großindustrie-Unternehmen, finanziert bald darauf einen Flug in ein fremdes Sonnensystem, wo man Spuren der humanoiden Aliens entdeckt hat. Zusammen mit ihrem Team stoßen Holloway und Shaw auf dem Ziel-Planeten auf eine Pyramide, in deren Innerem sie sowohl diverse Leichen der Fremden entdecken als auch eine offenbar von ihnen gezüchtete biologische Waffe in Form aggressiver wurmähnlicher Parasiten mit Säureblut, die möglicherweise zur Ausrottung der Menschheit dienen sollten. David (Michael Fassbender), ein mitreisender Androide, infiziert Holloway mit einem der Embryonen jener Wesen, woraufhin sich der Wissenschaftler unseligst verwandelt. Doch die katastrophalen Entdeckungen ziehen noch größere Kreise...

Als Ridley Scott ertönen ließ, dass er sich in das einst von ihm mitkreierte Universum der Facehugger und Xenomorphe zurückbegeben und ein Prequel zum ersten "Alien" inszenieren wolle, waren einige Leute auf unserem Planeten nicht ganz zu Unrecht Feuer und Flamme auf das Endresultat. Hätten sie gewusst, dass dieses sich ziemlich exakt auf dem Niveau der vielen anderen in den letzten zwanzig Jahren geschaffenen Filme zum Topos "Erdenmenschen treffen auf außerirdische Entität" bewegen würde, wäre ihr Enthusiasmus möglicherweise ein wenig verhaltener ausgefallen. Genau in diesen Geraden jedoch bewegt sich "Prometheus". "Event Horizon", "Supernova", "Mission To Mars" und "Red Planet" schießen einem durch den Kopf, wobei sie nicht nur als thematische, sondern sogar als formale Vorbilder für Scotts neue Arbeit gewertet werden können. Der einzige Grund, warum man "Prometheus" als sich von den Genannten abhebend betrachten mag, ist die besagte Plotanbindung an "Alien" - wobei sich der Film ganz eindeutig als Startschuss einer Zweitsaga innerhalb jener Storybahnen versteht. Nicht nur, dass mit den Konstrukteuren eine neue, übermächtige Rasse Aliens ins Boot geholt wird, es umgibt sie darüberhinaus auch ein für die Menschheit existenzielles Geheimnis, das sich Elizabeth Shaw und der derangierte David am Schluss aufmachen zu entschlüsseln. Ansonsten macht "Prometheus" einmal mehr deutlich, dass Analyse, Erläuterung und Versachlichung oft auch mit Demystifizierung und Begradigung einhergehen - jetzt, da ich weiß, wer der geheimnisumwobene 'Space Jockey' ist und wo die Aliens herkommen, bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich das wirklich jemals wissen wollte. Na ja, irgendwie schon, doch.

7/10

Ridley Scott Aliens Zukunft Prequel 3-D


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THE DIVIDE (Xavier Gens/USA, CA, D 2011)


"They're welding us in."

The Divide ~ USA/CA/D 2011
Directed By: Xavier Gens

Als eine Atombombe unbekannten Ursprungs auf New York fällt, verschanzen sich neun Personen im halbwegs geschützten Keller eines zerstörten Hochhauses. Hier hat der 9/11-erfahrene Feuerwehrmann Mickey (Michael Biehn) eine Art Luftschutzbunker voller Vorräte und anderer überlebenswichtiger Dinge angelegt. Vor der Kellertür wird sich indes ein Gewirr aus luftdichten Gängen errichtet, in dem unbekannte Laboranten die Wirkungen von Strahlung und Fallout untersuchen. Nach zwei Konflikten mit den Militärs wird die Tür von außen verschweißt. Als die Übrigen nach einiger Zeit merken, dass Mickey nach einiger Zeit längst nicht alle seiner Objekte zu teilen bereit ist, bricht ein offener Konflikt aus, der schon bald die ersten Toten und neben dem physischen auch zunehmenden psychischen Verfall nach sich zieht...

"The Divide" steht in einer langen Tradition von postapokalyptischen Kammerspielen, die eine kleine, meist zufällig zusammengewürfelte Gruppe von Individuen im Angesicht des finalen Überlebenskampfes präsentiert. Gens' Film sticht aus dieser Phalanx nicht sonderlich hervor, macht ihr allerdings auch keine Schande. Wie es von einem Vertreter der neueren französischen Hardcore-Horror-Welle zwangsläufig zu erwarten ist, steigert sich die misanthropische Atmosphäre der ohnehin schon traumatischen Szenerie im Laufe der Spielzeit mehr und mehr. Die immer maroder werdenden Charaktere verwandeln sich nach anfänglicher Unscheinbarkeit in widerliche Egomanen, die zum Gipfel ihrer immer hitziger auszutragenden Konflikte hin die schlimmsten in ihnen schlummernden Eigenschaften nach außen tragen. Intimi des transgressiven Kinos dürften sich von den forciert unangenehmen Bilderwelten Gens' jedoch nicht erschlagen sehen, auch wenn alles zuerst in einem Scheißebad (Scheißebäder begegnen mir im aktuelleren Kino häufiger) und dann in der endgültigen Hoffnungslosigkeit kulminiert, New York, Fanal der westlichen Industriemächte, liegt in Sack und Asche. So wollen wir dann doch lieber nicht enden, besten Dank auch für die Warnung, Monsieur Gens!

7/10

Xavier Gens Apokalypse Atombombe New York Belagerung Transgression


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THE AMAZING SPIDER-MAN (Marc Webb/USA 2012)


"Secrets have a cost. They're not free. Not now, not ever."

The Amazing Spider-Man ~ USA 2012
Directed By: Marc Webb

Der Schüler Peter Parker (Andrew Garfield) versucht, dem Verbleib seiner verschwundenen Eltern (Campbell Scott, Embeth Davidtz) nachzuspüren und stößt auf Dr. Curt Connors (Rhys Ifans), den früheren Kollegen seines Vaters. Connors, der einen Arm verloren hat, und als führende Autorität in der artübergreifenden Genetik gilt. Der wissenschaftlich ebenfalls höchst versierte Peter beginnt, mit ihm zusammenzuarbeiten und wird im Labor von einer genetisch modifizierten Spinne gebissen. Derweil scheint die Formel zur Regeneration von Stammzellen ausgereift. Connors injiziert sich das Reptilien-DNA enthaltende Serum. Während Peter Superkräfte bei sich entdeckt, mutiert Connors zu einem Monster. Als Peters Onkel Ben (Martin Sheen) von einem Straßenräuber (Leif Gantvoort) ermordet wird, sieht Peter sich gezwungen, Maske und Kostüm anzulegen und von nun als Spider-Man die Straßen New Yorks etwas sicherer zu machen, sehr zum Unwillen der Polizei. Schon bald trifft er auf Connors in seiner Monstergestalt...

Hmm, nun weiß ich also endlich, was ein Reboot ist. Würde dieses, soviel vorweg, wenn schon als dem Wesen nach - gelinde gesagt - überflüssig, so doch immerhin als weithin gelungen einstufen. Zehn Jahre sind ja schon beinahe eine Generation und so ist eine Neubearbeitung zur Erzielung neuer Publikumsschichten gewissermaßen auch probat. Was diese "Spider-Man"-Version gegenüber ihrer Vorgängerfassung von Sam Raimi stärkt, ist ihre in einzelnen Details große Vorlagentreue. Jene verpflichtet sich bereits durch den Titel, immerhin der des ersten Comicserials von 1963. "Spider-Man" bewegt sich nunmehr wirklich exakt so behende wie in der Vorlage und hat wie dort auch stets die Zeit für einen naseweisen Spruch zwischendrin. Der zwischen Arroganz und Unsicherheit pendelnde Garfield scheint mir dem als eher unsicher agierenden Tobey Maguire als Peter Parker allerdings leicht unterlegen. Endlich stammt wiederum das Netz, wie es sich gehört, aus künstlicher Herstellung Marke Eigenbau und Handgelenksvorrichtung, der "Spinnensinn" findet seinen Platz. Unerlässliche Standardfiguren wie Mary Jane Watson oder J.J. Jameson müssten natürlich künftig noch installiert werden, ohne die geht es schließlich nicht. Dass der ursprünglich als schüchterner Bücherwurm eingeführte Peter Parker nun ein slackernder Skaterschönling sein soll, bleibt eine völlig idiotische, sogar fast verhängnisvolle Maßgabe. Eine etwas langschnäuzigere Echse (diese hier hat mir irgendwie zuviel Ähnlichkeit mit Abomination aus dem "The Incredible Hulk") sowie eine etwas hübschere Gwen Stacy (Emma Stone ist nämlich nicht mein Typ) hätten mir auch noch maßgeblich zugesagt. Was Webbs Inszenierung anbelangt, so kann ich dazu momentan nur konstatieren, dass ich sie als "unauffällig" empfand - angesichts der obligatorisch krawalligen Attitüde des Films wohl nicht weiter verwunderlich. Unterm Strich macht all das für mich einen guten, wenngleich keinen wirklich starken Film.

8/10

Marc Webb Marvel 3-D Comic Superhelden New York Coming of Age Familie Monster Duell Reboot Spider-Man Mad Scientist


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PHANTOMS (Joe Chappelle/USA, J 1998)


"Chaos, chaos in the flesh."

Phantoms ~ USA/J 1998
Directed By: Joe Chappelle


Die beiden Schwestern Jennifer (Joanna Going) und Lisa Pailey (Rose MacGowan) kommen in das kleine Städtchen Snowfield in den Rocky Mountains, in dem Jennifer als Hausärztin arbeitet. Sie finden Snowfield jedoch nicht nur völlig entvölkert vor, sämtliche Einwohner scheinen zudem einer merkwürdigen Seuche erlegen zu sein. Als Sheriff Hammond (Ben Affleck) und seine Deputys Wargle (Liev Schreiber) und Shanning (Nicky Katt) auftauchen, fühlen sich die zwei jungen Frauen etwas sicherer, zumindest, bis sie realisieren, welch unheimliche Kräfte hier tatsächlich wirken.
Das wabernde Böse verlangt indes nach dem Klatschjournalisten Dr. Flyte (Peter O'Toole), um seine Existenz der gesamten Welt zu verkünden. Zusammen mit diesem rückt gleich noch das Militär an, doch auch dieses hat dem "uralten Feind" nichts entgegenzusetzen...

Mit angenehmer Schmuddeligkeit, die ein wenig von "The Thing" zehrt und überhaupt lustvoll die Belagerungsmotivik eines John Carpenter (die dieser ja wiederum bei Howard Hawks vorfand) zitiert, kann "Phantoms" auf dem Sektor der leicht trashig angehauchten Phantastik punkten. Es gibt zwar gewiss Produktionen auch niedrigerer Preisklasse, die ähnlich gelagerte Themen mit mehr Chuzpe umsetzen - man denke etwa an die King-Adation "The Mist" - dennoch retten Koontz' viele nette Einfälle, Patsy Clines immer wieder repetiertes "I Fall To Pieces" zählt ebenso dazu wie die wahrhaft adelnde Präsenz Peter O'Tooles, "Phantoms" vor Gröberem. Um allerdings das Zeug zu einem wirklich sehenswerten Genrebeitrag mitzubringen, hätte es womöglich noch mehr Mut zur Größe gebraucht, die sich unter anderem a priori das Engagement von zweitklassigen Darstellern wie Ben Affleck oder Rose MacGowan und einem Routinier wie Joe Chappelle als Regisseur hätte versagen müssen.

6/10

Joe Chappelle Colorado Monster Dean R. Koontz Militär Nacht


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ERCOLE ALLA CONQUISTA DI ATLANTIDE (Vittorio Cottafavi/I, F 1961)


Zitat entfällt.

Ercole Alla Conquista Di Atlantide (Herkules erobert Atlantis) ~ I/F 1961
Directed By: Vittorio Cottafavi

Herkules (Reg Park) und sein Freund Androklus (Ettotre Manni), König von Theben, wohnen einer nervenaufreibenden Vision bei, die nicht nur das Ende Griechenlands, sondern sogar das der ganzen Welt prophezeit. Zusammen mit Herkules' Sohn Illus (Luciano Marin) und dem lustigen Zwerg Timotheos (Salvatore Furnani) bricht man übers Meer auf, die dräuende Gefahr ausfindig zu machen und zu beseitigen. Jene zeigt sich bald in Form der sagenhaften Insel Atlantis respektive deren Königin Antinea (Fay Spain), einer machtgierigen Diktatorin, die ihrem Machterhalt zur Bedingung ohne zu zögern ihre Tochter (Laura Efrikian) opfern will und mithilfe eines mystischen Steines eine Superrasse züchtet, mit deren Unterstützung sie die Weltherrschaft anstrebt.

Noch schöner als Cottafavis erster "Herkules"-Film mit Mark Forest gestaltet sich dieser Meilenstein des Schundfilms. Herrliche, verschwenderisch mit Goldlack bepinselte Plastikbauten, kurzsichtige Maskenbildnerei (Antineas blondbärtige Ariergarde steht den Heino-Zombies aus "Otto - Der Film" in nichts nach), des Recken bemühter Kampf gegen ein teuflisch kindergartenkostümiertes Monster namens Proteus, das sich wahlweise auch in einen sattgefressenenen, dressierten Zirkuslöwen oder in eine dreißig Zentimeter lange Babypython verwandeln kann und natürlich Reg Park selbst, mein persönlicher Lieblings-Herkules, machen Cottafavis Film zu einem Erlebnis. Meine wie immer überheblich konnotierte Schilderung des Films soll dabei der spürbarten Vitalität der Inszenierung, die vor einem fast kindlichen Enthusiasmus sowie dem Mut zur Ernsthaftigkeit inmitten der eigenen Trashprämisse strotzt bitte nicht den Weg abschneiden. "Ercole Alla Conquista Di Atlantide" ist wirklich italienischer Bodybuilder-/Sandalen-Gurkensalat at its finest accomplishment!

8/10

Vittorio Cottafavi Herkules Griechenland Atlantis Europloitation Griechische Mythologie


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TERMINATOR SALVATION (McG/USA, UK, D, I 2009)


"Moto-terminators!"

Terminator Salvation (Terminator - Die Erlösung) ~ USA/UK/D/I 2009
Directed By: McG

Nach meiner Erstbeschau vor knapp drei Jahren habe ich nicht das Gefühl, der drei Minuten längere, itzo betrachtete DC könne den Eindrücken von damals Weltbewegendes hinzusetzen. "Terminator Salvation" gefällt mir noch immer deutlich besser als sein direkter Vorgänger, was, ein weiterer sich vertiefender Eindruck, an seinem (natürlich extrem durchstilisierten) hübsch aufpolierten Schmutzlook liegt sowie daran, dass es hier noch keine amorphen Terminatoren gibt, die sich bei Bedarf verwandeln oder ihre Hände zu Feuerwaffen modifizieren können. Hier sind es noch die guten alten T-800-Modelle, deren reduzierte Endoskelette sich mit ihren roten Pupillen diabolisch dreinblickend durch die industrielle Gegend terminieren. Absolut verblüffend nach wie vor der computergenerierte T-101 im Arnold-anno-'84-Look. Die dialogischen Verweise an die Vorgänger indes stinken nurmehr nach altem Miff und "nerven voll tierisch ab", wie der dreizehnjährige Furlong-Connor wohl sagen würde.
Wenn sie im nächsten Teil noch einmal den verschimmelten "I'll be back"-Gag bringen oder irgendwer "Come with me if you want to live" skandiert, extrahiere ich glaube ich die Kontrolleinheit.

7/10

McG Sequel Zukunft Apokalypse Cyborg Roboter Widerstand D.C.


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TERMINATOR 3: RISE OF THE MACHINES (Jonathan Mostow/USA, UK, D 2003)


"I am unable to comply."

Terminator 3: Rise Of The Machines (Terminator 3 - Rebellion der Maschinen) ~ USA/UK/D 2003
Directed By: Jonathan Mostow

John Connor (Nick Stahl), mittlerweile ein junger Erwachsener Anfang 20, hat die Paranoia seiner verstorbenen Mutter übernommen: Er lebt anonym, unerkannt und obdachlos im Stadtgebiet von L.A., klaut Barbiturate aus Tierarztpraxen und wartet auf den Tag, an dem es doch noch knallt. Dieser ist tatsächlich alles andere als fern: Wieder kommen zwei Terminatoren durch die Zeit zurück, neuerlich ein T-101 (Arnold Schwarzenegger) zum Schutze Johns und seiner zukünftigen Frau Kate Brewster (Claire Danes) und ein nach weiblichem Vorbild konstruierter T-X (Kristanna Lokken), der die Fähigkeiten sämtlicher Vorgängermodelle in sich vereint. Als der T-101 John und Kate eröffnet, dass der Skynet-Aufstand unmittelbar bevor steht, versuchen sie alles, um das Unvermeidliche zu verhindern.

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" wäre eine hübsche deutsche Tagline für das Kinoplakat zu "Terminator 3: Rise Of The Machines" gewesen, zumal der etwas käsige Unterton sich dem gezwungenen Humor des Films sehr gut angepasst hätte. Ich musste häufig an Forenfreund Aussi und sein vollkommen berechtigtes Gezeter über "postmodernistische Scheiße" denken, wie sie "T3" ja in Reinkultur darbietet: Der von Cameron mit dem ersten Sequel bereits selbst vorgepflasterte Weg der Selbstironie wird konsequent weiterbeschritten - allerdings so sehr, dass es schmerzt. Wenn das narrative Gefüge eines Blockbusters schon die Hälfte der Menschheit ausrottet, dann soll man vorher bitteschön wenigstens noch seinen Spaß haben. Arnolds langbärtiger "I'll be back"-Oneliner wird gleich zweimal abgewandelt und auch sonst hat der Maschinenmann jeweils eine Menge passender Sprüche zur passenden Situation auf Lager, ganz zu schweigen von einer fast schon subtilen, elterlichen Souveränität, die er seinen Schützlingen gegenüber aufbringt. Die einstmalige Killermaschine, jetzt für immer zero als stählerner Pausenclown sowie Vaterfigur für Waisenkinder und solche, die es werden wollen.
Richtig peinlich gerät diesmal die obligatorische Textiliensuche: Terminarnold platzt mitten in einen Junggesellinnen-Abschied mit männlichen Strippern, wovon der eine eine pinkfarbig umrahmte, sternchenförmige Sonnenbrille in der Jackentasche hat. Die Damen kreischen vor Vergnügen über den entblößten Bodybuilder, die Tucken auf der Bühne kriegen von ihm dafür was vors Mäppchen. Die Schwuchtelbrille mag der T-101 dann aber doch nicht aufsetzen. Vom geistigen Echo des ersten "Terminator" ist - man ahnt es ergo - kaum mehr etwas zu vernehmen und ist dieser Film ohnehin bereits sehr medioker, so macht ihn der lose Umgang mit den eigenen Wurzeln eigentlich komplett unmöglich. Dann aber: Dieses Finale. Nachdem die beiden Maschinen sich gegenseitig erledigt haben, realisieren John und Kate, dass sie keinesfalls ihren gewünschten Beitrag zur Bewahrung der Menschheit geleistet haben, sondern genau dort angekommen sind, wo der T-101 sie von Anfang an haben wollte: In der Sicherheit eines geheimen Atombunkers nämlich. Draußen rummst es, die Bomben fallen und zwei sich fremde Seelen nehmen sich zaghaft bei der Hand. In diesen drei, vier Minuten entwickelt "T3" eine Ernsthaftigkeit und Intensität, die, hätte der gesamte Film den Mut gehabt, sich ihrer zu bedienen, selbigen kolossal hätte aufwerten können. So bleibt es bei einem immerhin tollen Abschluss-Bild und damit einem vermutlich besseren Gesamteindruck als Mostows Film ihn eigentlich verdient.

5/10

Jonathan Mostow Cyborg Roboter Apokalypse Atombombe Zukunft Los Angeles Militär


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TERMINATOR 2: JUDGMENT DAY (James Cameron/USA 1991)


"Easy money."

Terminator 2: Judgment Day (Terminator 2 - Tag der Abrechnung) ~ USA 1991
Directed By: James Cameron

Einige Jahre nach der Attacke durch den Terminator sitzt Sarah Connor (Linda Hamilton) in der geschlossenen Psychiatrie - sie hat versucht, eine Computerfabrik zu sprengen. Ihr Sohn John /Edward Furlong) ist mittlerweile dreizehn und lebt bei Pflegeeltern (Jenette Goldstein, Xander Berkeley). Da kommen zwei neue Terminators zurück durch die Zeit - ein von dem zukünftigen John Connor umprogrammiertes Modell 101 (Arnold Schwarzenegger), das sein jüngeres Ich beschützen soll und ein aus Flüssigmetall bestehender, hochentwickelter Killerroboter, der jede beliebige Form menschlicher Ausmaße annehmen kann. Nachdem John und der T-101 Sarah befreit haben, ist diese versessen darauf, den vermeintlich für den Maschinenaufstand verantwortlichen Ingenieur Miles Dyson (Joe Morton) zu töten, um so den "Tag des jüngsten Gerichts" abzuwenden.

Ein ambivalenter Film, der eigentlich nur dann zur Gänze genießbar ist, wenn man ihn weniger als Fortsetzung von "The Terminator" betrachtet denn als eigenständiges Werk, als für ein Großpublikum konzipierte Variation, das dann auch das rund fünfzehnfache Budget des Erstlings verschlang und vor allem durch seine glänzende Oberfläche faszinierte. Der vereinnahmende mentale Überbau des Vorgängers weicht einer ästhetikfixierten, grobmotorischen Vulgärphilosophie, die beim Publikum um Familienanbindung buhlt, durch ein ähnliches Gewaltmaß wie beim Vorgänger jedoch parallel dazu probiert, die Anhänger von "The Terminator" nicht zu verprellen. Dies gelingt - zumindest meiner Person betreffs - mitnichten. Allein dadurch, dass ein über Gebühr geschwätziger, altkluger Adoleszenter mit Schmalzscheitel nicht nur zur dritten Haupt-, sondern ganz offensichtlich auch noch zur potentziellen Identifikationsfigur und, am Schlimmsten: zum neuen Messias (!) gekürt wird, dreht sich "Terminator 2: Judgment Day" selbst ein gehöriges Maß an Saft ab. Über die Zeithandhabung in Relation mit dem Original scheint sich freilich auch niemand in der Scriptüberarbeitungsabteilung hinreichend Gedanken gemacht zu haben. Womöglich baute von vornherein auch auf die Toleranz des Publikums. Oder auf dessen Eigenschaft, ohnehin erstmal alles zu schlucken, was gut aussieht. Wer weiß. Man wird jedenfalls förmlich zur Akzeptanz jener Unlogik, derzufolge John Connor gemäß der Realzeit jetzt nicht dreizehn, sondern sechs Jahre alt sein müsste, dass seine Frau Mama aber dennoch nur um ebendiese Zeitspanne gealtert ist, genötigt.
Die Kamera derweil liebt ihre ILM-Effekte ehrfürchtig und führt sie jeweils genüsslich vor, derweil der ohnehin zwangsläufig zur Staffage degradierte Robert Patrick als Killermaschine in Polizeiuniform ein Witz ist gegen Arnolds bedfrohlich-monolithische Präsentation im Vorgänger. Dessen neuerliche Vorstellung nach sieben Jahren völlig diametraler Imagepflege, ist für sich betrachtet wiederum toll, wird allerdings gleich zu Beginn stark ironisiert, als die steirische Eiche zu "Bad To The Bone" ihre neue Biker-Lederkluft spazierenträgt. Diese Szene gibt repräsentativ den Ton des Sequles vor, der den konsequenten Humorverzicht des Erstlings ebenfalls ins Gegenteil verkehrt. Vom Schicksalsdiskurs ganz zu schweigen: "There's a storm coming," hieß es damals noch mit der unausweichlichen Gewissheit des baldigen Untergangs und die wunderbare Finaleinstellung ließ daran keinen Zweifel. "Terminator 2" entmachtet diese an sich doch so maßgebliche Determinante mit einem legeren Handwischen. Jetzt verbildlicht sich die Zukunft als ein "dunkler, nächtlicher Highway" mit unbekannter Richtungsführung. Es wird doch noch alles gut; der Terminator hat seine eigene Existenzgrundlage terminiert. Herzlichen Glückwunsch dazu, du Blödmann.

7/10

James Cameron Los Angeles Apokalypse Cyborg Sequel Coming of Age Zukunft D.C.


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THE TERMINATOR (James Cameron/USA 1984)


"It absolutely will not stop, ever, until you are dead."

The Terminator ~ USA 1984
Directed By: James Cameron

In der nahen Zukunft übernehmen Computer und Maschinen die Weltherrschaft und lösen einen Atomkrieg aus, der den Großteil der Menschheit mit Ausnahme einiger weniger Widerständler von der Erde fegt. Um bereits die Geburt von deren Anführer John Connor zu verhindern entsenden die Maschinen aus dem Jahr 2029 einen Killercyborg (Arnold Schwarzenegger), den Terminator, zurück nach 1984. Dort lebt die ahnungslose Sarah Connor (Linda Hamilton), die spätere Mutter von John, die der Terminator töten soll. Doch auch die Rebellen schicken einen der Ihren zurück durch die Zeit, den Einzelkämpfer Kyle Reese (Michael Biehn). Dieser hat die Mission, Sarah vor dem Terminator zu beschützen.

Erstaunlich, mit welch nahtlos perfekter Ausgestaltung "The Terminator" auch mit nunmehr knapp dreißig Jahren auf dem Buckel noch daherkommt. Als einer der wesentlichsten Filme seines Jahrzehnts ist er nicht nur maßgeblich für Stil und Darreichungsform der repräsentierten Genres, sondern zugleich der definitive Film von James Cameron, der eine dermaßen Ehrfurcht gebietende, konzentrierte Geschlossenheit wie hier dann auch nie mehr erreichen konnte und mittlerweile ja bekanntlich sowieso in ganz eigenen Sphären schwebt.
Wie alle großen Dystopien ist auch "The Terminator" ein Fest für Paranoiiker, Futurologen und Pessimisten, insbesondere vor dem historischen Hintergrund des Kalten Krieges. Schon damals, das zeigt der Film permanent, leben wir in einem hoffnungslos technikdependenten Realitätsgefüge. Keine Regung ist mehr möglich ohne Microchips und Motoren, die Discos tragen bezeichnende Namen wie "Tech-Noir". Der Mensch wird mehr und mehr zum Virus, von dem die nach Reinheit strebenden Computer den Planeten zu befreien trachten - eine maschinell-kühle, aber letzten Endes doch bloß logische Maßnahme, um der Erde eine langfristige Regeneration zu ermöglichen.
Die Zukunft ist zwar nicht geschrieben, sie ist im Gegenteil variabel und beinhaltet multiple Möglichkeiten - das erklärt auch Kyle Reese seinem anfangs noch unfreiwilligen, verstörten Mündel mit ein paar knappen Worten ("Ich kann Ihnen das jetzt nicht genauer erklären...") - aber am Ende wird sich dann doch alles exakt so fügen, wie er es ankündigt. Dafür bürgen Ereignisse, die genau so eintreffen, wie die Zukunft es weissagt. Ein Tod, eine Schwangerschaft, ein Foto.
Das Sequel, ein formal und seinem Wesen nach vollkommen anders angelegter Film, der im Grunde sämtliche Qualitäten des weitaus intelligenteren Erstlings mit klobigen Füßen tritt, wird die Prämisse der Determination dann kurzerhand wieder terminieren. Vielleicht hätte es besser erst gar keines gegeben.

10/10

James Cameron Zukunft Apokalypse Cyborg Zeitreise Nacht Los Angeles


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ANDROID (Aaron Lipstadt/USA 1982)


"You have been here too long..."

Android ~ USA 1982
Directed By: Aaron Lipstadt

Der exzentrische Wissenschaftler Dr. Daniel (Klaus Kinski) und der Android Max 404 (Don Keith Opper) erhalten unerwarteten Besuch auf ihrer ansonsten verlassen Raumstation: Das Ausbrechertrio Maggie (Brie Howard), Keller (Norbert Weisser) und Mendes (Crofton Hardester) landet mit einem beschädigten Gleiter bei ihnen. Für Dr. Daniel eine willkommene Fügung, denn er arbeitet just an Cassandra (Kendra Kirchner), einem weiblichen Nachfolger für Max 404, für dessen Erweckung er noch spezielle hormonelle Impulse einer Frau benötigt. Durch den gealttätigen Mendes eskaliert die Situation jedoch bald und auch Max 404 sieht nicht ein, sich einfach auf den Schrottplatz der Altwaren schicken zu lassen.

"Android" beweist mit seinem leisem, subtilen Humor nicht nur, dass auch billig produzierte Mini-Produktionen intelligentes und spannendes Genrekino hervorzubringen imstand sind, er ist sozusagen auch der etwas vulgäre kleine Bruder des zeitgleich entstandenen, operesken Prestigeobjekts "Blade Runner". Auch hier geht es nämlich um Kunstmenschen, die mit jeder neuen Generation ein Stück mehr an Humanität erlangen, mehr Bewusstsein, mehr Prinzipien, mehr Stolz, mehr Lebenswillen. In der von "Android" entworfenen Zukunft scheint darüberhinaus der Android den Menschen als vollkommenste Lebensform ablösen zu können - trotz ihrer übermenschlichen Stärke muss man erst einen Entmoralisierungs-Chip einsetzen, bevor die Maschine zu Gewalttaten fähig ist. Die drei Menschen, ohnehin Kriminelle, scheitern letzten Endes an ihrer Unfähigkeit zur Bündnisknüpfung, an ihrer Gewaltbereitschaft und ihrem Misstrauen, derweil Max 404 und Cassandra einer neuen Stufe ethischer Perfektion entgegenstreben.
"There are many more of us on earth," sagt Cassandra mit einer leisen Aufbruchstendenz in der Stimme - die Revolution der futuristischen Frankensteinmonster ist nicht mehr fern.

8/10

Aaron Lipstadt Weltraum Zukunft Androiden Coming of Age





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