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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DR. JEKYLL & SISTER HYDE (Roy Ward Baker/UK 1971)


"How are you today, Mrs. Hyde?"

Dr. Jekyll & Sister Hyde ~ UK 1971
Directed By: Roy Ward Baker

Der besessene Wissenschaftler Dr. Jekyll (Ralph Bates) sucht krampfhaft nach einem Mittel, das der Menschheit universelle Immunität gegen jedwede Infektionskrankheit gewährt. Das Insistieren seine Freundes Robertson (Gerald Sim) bringt ihn jedoch auf eine ganz neue Idee: Die Suche nach dem ewigen Leben. Ein Trunk, bestehend aus dem Sekret weiblicher Hormondrüsen, verwandelt Jekyll im Selbstexperiment schließlich in die eiskalte Mrs. Hyde (Martine Beswick), die sich im Hause als Jekylls verwitwete Schwester vorstellt. Um ihre stets nur befristete Existenz weiterhin zu gewährleisten und auszuweiten, geht Mrs. Hyde im East End auf die Jagd nach jungen Prostituierten.

Der wohl einzige Film, der eine Schnittmenge bildet aus den drei großen Schauermotiven des viktorianischen London: Jekyll & Hyde, Jack The Ripper sowie die beiden Leichendiebe Burke (Ivor Dean) und Hare (Tony Calvin) landen rigoros in einem Topf und werden zu einer schmackhaften Gemengelage verquirlt, die zum Besten gehört, was Hammer in den Siebzigern noch vorzuzeigen hatte. Unabhängig von den etwas wild zusammengewürfelten Ausgangsfiguren ist "Dr. Jekyll & Sister Hyde" nämlich die durchaus ernstzunehmende Parabel einer geschlechtlichen Identitätslosigkeit. Hier dient die alte Geschichte von der Persönlichkeitsspaltung in Es und Über-Ich einmal nicht dazu, den urtümlichen Konflikt zwischen Trieb und Ethos zu illustrieren, sondern vielmehr zur Freisetzung eines lange lauernden Fetisch. Als Mrs. Hyde erfreut sich Jekyll über sein prächtiges Paar Brüste und stolziert im roten Abendkleid durch Whitechapel, stets die neiderfüllten Blicke der armen Huren auf sich spürend. Ein sexuelles Interesse an Männern ist dabei bestenfalls peripher vorhanden: Mrs. Hyde will an die Hormonausschüttungen ihrer Geschlechtsgespielinnen, um Jekyll endgültig in den intergrund drängen zu können. Mit famoser Ausstattung und einem trotz des etwas krude anmutenden Sujets völlig konzentriert arbeitenden Regisseur relativiert "Dr. Jekyll & Hyde" den etwas hilflosen Humor aus "The Horror Of Frankenstein" wieder und untermauert Ralph Bates' Status als später Studiostar. Außerdem ist die zwischen kühl und feurig chargierende Martine Beswick wahrlich zum Anbeißen.

8/10

Hammer Roy Ward Baker mad scientist Madness Jekyll und Hyde Victorian Age period piece Jack The Ripper Robert Louis Stevenson Burke & Hare Serienmord London


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THE HORROR OF FRANKENSTEIN (Jimmy Sangster/UK 1970)


"Good boy. Well done."

The Horror Of Frankenstein (Frankensteins Schrecken) ~ UK 1970
Directed By: Jimmy Sangster

Baron Victor Frankenstein (Ralph Bates), einem gewissenlosen Dandy, ist zur Verfolgung seiner Ziele jedes Mittel Recht. Frankenstein plant, den Tod selbst zu besiegen und leblose Körper mittels galvanischer Kräfte neue Vitalität einzuhauchen. Seine Experimente kulminieren in der Schaffung eines aus Leichenteilen bestehenden, bösen Flickwerkmonsters (David Prowse), das mit Ausnahme seines Herrn und eines kleinen Mädchens (Carol Jeayes) jedwede Person ins Jenseits befördert, die zufällig seine Wege kreuzt.

Anstatt nach fünf "Frankenstein"-Filmen mit Peter Cushing nonchalant den sechsten Teil hinterher zu schieben (dieser ließ noch vier weitere Jahre auf sich warten, hatte dann aber wiederum David Prowse im Gepäck, diesmal als haarigen Affenmenschen), entschloss sich die Hammer zunächst für etwas, das im gegenwärtigen Kino in aller Munde ist: Ein Reboot. "The Horror Of Frankenstein" lässt sich im Direktvergleich zu den durchweg traditionellen Cushing-Filmen denn auch recht eindeutig als eine schwarze Komödie einordnen. Ralph Bates ist als großmäuliger, arroganter Youngster zu sehen, dessen Egomanie so weit geht, dass er zu keiner weiteren gefühlsmäßigen Regung denn zur Autoerotik fähig ist und dass er jeden Menschen, der ihm etwas bedeuten sollte, kurzerhand aus dem Weg räumt. Als sein Vater (George Belbin) ihm den Geldhahn zudreht, präpariert er dessen Lieblingsflinte, als sein bester Freund Wilhelm (Graham James) ihm den Rücken zukehrt, setzt Frankenstein ihn unter Strom. Diverse Mitwisser und Erpresser werden ebenfalls von ihm oder seinem ungeschlachten Hausfaktotum eliminiert. Ferner nutzt er die Notlage der schönen, ihn liebenden Elisabeth (Veronica Carlson) schamlos aus und engagiert sie - als Hausmädchen!
Das Beste jedoch: Wo Peter Cushing jeweils am Ende der omnipräsenten Kinomoral, derzufolge Verbrechen sich nicht lohnt, nachzugeben hatte, kommt Ralph Bates ungeschoren davon. Das einzige Beweismittel für seine Skrupellosigkeit endet zwar unreiwillig im Säurebad - das war's aber auch schon. Am Ende bleibt nur sein etwas genervtes Antlitz im Closeup - muss eben ein neues Ungetüm her. Selbiges blieb jedoch Wunschdenken, denn das zweite, potenzielle "Frankenstein"-Franchise aus dem Hause Hammer blieb bei diesem recht obskuren, aber zumindest witzigem, singulären Einzelschuss.

6/10

Jimmy Sangster Hammer Frankenstein Groteske Schwarze Komödie period piece mad scientist Madness


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MAXIMUM OVERDRIVE (Stephen King/USA 1986)


"Honeybun! This machine just called me an asshole!"

Maximum Overdrive (Rhea M... Es begann ohne Warnung) ~ USA 1986
Directed By: Stephen King

Für genau acht Tage gerät die Erde in den Schweif des vorbeiziehenden Kometen Rhea M. Dessen unheiliger Einfluss sorgt dafür, dass diverse, batterie- und netzbetriebene Nutzmaschinen urplötzlich ein mörderischesEigenleben entwickeln und Jagd auf jene machen, denen sie eigentlich dienstbar sein sollten: Die Menschen. Eine kleine Schar davon verschanzt sich in einer Tankstelle mitten in der Provinz von North Carolina, belagert von einer aggressiven Schar führerloser Trucks.

Stephen Kings erste und bis heute einzige Regiearbeit wurde so leidenschaftlich gehasst und geschasst, dass es den Vielschreiber seither nie mehr auf den Regiestuhl zurücktreiben konnte. Eigentlich schade, denn wenngleich "Maximum Overdrive" allzu selbstverliebt erscheint, um dem Phantastischen Film einen wirklich progressiven Beitrag zu bescheren, ist er doch in seiner Mischung aus freiwilliger und unfreiwilliger Komik noch immer einen Blick wert. Vermutlich haben die Leute gänzlich falsche Erwartungen an den Film gesetzt: Wenn Stephen King einen Film macht, so wird man zuversichtlich geglaubt haben, dann muss dieser doch zwangsläufig kreuzunheimlich und ein Ausbund an subtiler Spannung sein. Doch weit gefehlt; "Maximum Overdrive", basierend auf des Meisters eigener short story "Trucks", mag sich vielleicht als Actionfilm oder möglicherweise auch als freche Komödie einordnen lassen - zum wohligen Grusel sollte man jedoch besser ein Häuschen weiter ziehen. Die völlig überzeichneten Figuren lassen das apokalyptische Szenario ganz schnell wieder erkalten und selbst tolle Ideen wie zu Killern werdende Getränkeautomaten oder ein Glockenspiele trällernder Eiswagen - ohnehin ein oftmals auf cineastischem Wege pervertiertes Sinnbild spießigen, US-amerikanischen Vorstadtidylls - verhindern nicht, dass man sich weder um Emilio Estevez noch um den gesicherten Fortbestand der restlichen Menschheit jedwede Sorgen macht. Auch die für die gesamte Soundtrackspur verantwortlichen AC/DC sollten nicht eben die erste musikalische Wahl sein, wenn es darum geht, spitzfindige Suspense-Partituren zum Einsatz zu bringen. Keine Ahnung, was das alte Vierauge sich dabei gedacht hat... Anyway, lieber eine Runde Spaß haben, zwei bis zehn Bier dazu trinken, und die Chose stimmt.

6/10

Stephen King North Carolina Südstaaten Belagerung Trucks Monster Aliens Invasion Apokalypse


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JURASSIC PARK III (Joe Johnston/USA 2001)


"Reverse Darwinism - survival of the most idiotic."

Jurassic Park III ~ USA 2001
Directed By: Joe Johnston

Das Ex-Ehepaar Kirby (Téa Leoni, William H. Macy) hat seinen Sohn Erik (Trevor Morgan) bei einem Kite-Trip über der Isla Sorna verloren. Da sie glauben, dass der Junge noch leben müsse, schleppen sie den mittlerweile von Dr. Sattler (Laura Dern) getrennt lebenden Dr. Grant (Sam Neill) mehr oder weniger unfreilligerweise zu einer Rettungsmission mit zur Insel. Erik kann zwar bald gefunden werden, doch das Entkommen von der Insel gestaltet sich als besonders kompliziert...

"Jurassic Park III" illustriert besonders schön, wie Spielberg im Vergleich zu einem "herkömmlichen" Durschschnittsregisseur wie Joe Johnston inszeniert, der als Techniker sicherlich stets einwandfreie Arbeit leistet, der andererseits dem bloßen Routinement allerdings nie wird entkommen können. Abgekürzt formuliert soll dies heißen: "Jurassic Park III" fehlt ganz eindeutig die unverkennbare formale Signatur der beiden Vorgänger. In diesem dritten Teil des Franchise, der um gut ein Viertel Laufzeit kürzer ist als die beiden anderen, geht es nurmehr um den reinen Spaß am familiären Kinoausflug und nicht mehr um die Kunst, das Publikum nicht bloß kurzfristig, sondern möglicherweise sogar nachhaltig beeindruckt zurückzulassen. Johnstons Film jedoch ist reinste Nummernrevue, vergleichbar in etwa mit einer Fahrt auf der Wildwasserbahn: sauber und mit einiger affektiver Bandbreite konstruiert, garantiert jedoch ohne Hinterlassung bleibender Eindrücke oder gar Schäden mit Ausnahme von zwei drei Tröpchen auf der Bluse. Klar, der Spinosaurus und die Pteranodons sind bestimmt dufte Hingucker, Sam Neills und Laura Derns neuerliche Auftritte liebenswert. Ansonsten spickt Johnston (ja, das reimt sich) seine mediokre Dinomär permanent mit Zitaten und Verweisen an den Erstling und feilt damit nur weiter an seinem durchsichtigen, kreativen Offenbarungseid. Er ist eben nur die Zweit-, wenn nicht gar die Drittbesetzung auf dem "JP"-Regiestuhl.

6/10

Joe Johnston Steven Spielberg Dinosaurier Insel Genforschung Sequel Monster


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THE LOST WORLD: JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1997)


"I'll be back in five or six days." - "No, you'll be back in five or six pieces."

The Lost World: Jurassic Park (Vergessene Welt - Jurassic Park) ~ USA 1997
Directed By: Steven Spielberg

Der kurz vor dem finanziellen Ruin stehende John Hammond (Richard Attenborough) eröffnet Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), dass sich rund neunzig Meilen entfernt von Isla Nublar, jener Insel, auf der einst der 'Jurassic Park' eröffnet werden sollte, das gentechnologische Zentrum und die eigentliche Brutstätte für seine Klon-Experimente befinden - auf der nicht minder urtümlichen Isla Sorna. Um die sich dort munter fortpflanzenden Saurier vor einer neuerlichen kommerziellen Ausbeutung durch seinen gierigen Großneffen Ludlow (Arliss Howard) zu bewahren und ihre Existenz in den öffentlichen Fokus zu rücken, entsendet Hammond ein kleines Dokumentationsteam, zu dem auch der höchst ungehaltene Malcolm gehört. Kurz nach ihnen treffen auch Ludlow und diverse Großwildjäger auf Isla Sorna ein, die für ein neuerliches Chaos sorgen.

Wenngleich sich David Koepps Script gut die Hälfte der teils doch recht flauen Dialogwitzchen hätte sparen können und einige Charaktere des im Vergleich zum Vorgänger quantitativ deutlich angehobenen Figureninventars an Redundanz kaum mehr zu überbieten sind, kann auch "The Lost World" diverse Stärken vorweisen. Dazu zählen ganz besonders Spielbergs nochmals perfektionierte Spannungsdramaturgie, die einige Sequenzen, so etwa jene mit dem von dem T-Rex-Paar attackierten Trailer, zu einer wahren Tour de Force innerhalb des vom Regisseur aus der Taugfe gehobenen Achterbahnkinos machen. Die Tiere sind wiederum mit brillant eingesetzter Technik zum Leben erweckt worden; wobei nach wie vor Stan Winstons animatronische Kreationen den CGI-Effekten deutlich überlegen sind.
Der sich offenbar tatsächlich ernst nehmende Ethikdiskurs um menschliche Intervention in geschlossenen Ökosystemen erweist sich allerdings als recht lächerlich und vor allem angesichts des Sujets als fast schon paradox. Umso beruhigender das wie ein Sicherheits-Bypass angelegte Finalfünftel, in dem der Tyrannosaurus durch San Diego strolchen darf und das als bravouröse Hommage an den klassischen Monsterfilm durchgeht; mitsamt possierlicher Fressszene am Ende. Inhaltlich kann man sich "The Lost World: Jurassic Park" wirklich zur Gänze schenken, dagegen wirkt selbst das bereits eindimensionale Original noch pulitzerpreisverdächtig. Formal dürfte Spielberg hier indes eines seiner Hauptwerke hingelegt haben; eine solche fiebrige inszenatorische Organik wie hier war in seinem Œuvre hernach bestenfalls noch in "War Of The Worlds" zu spüren.

8/10

Steven Spielberg Insel Dinosaurier Monster Genforschung Sequel Michael Crichton


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JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1993)


"I spared no expenses."

Jurassic Park ~ USA 1993
Directed By: Steven Spielberg

Der reiche Spaßunternehmer John Hammond (Richard Attenborough) hat im Geheimen und mithilfe modernster Gentechnik einen Inselpark vor der Küste Costa Ricas aufgebaut, in dem lebende Dinosaurier zu sehen sind. Ausgerechnet an dem Wochende, als ein Wissenschaftler-Trio bestehend aus dem Paläontolgen Alan Grant (Sam Neill), der Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern) und dem Probabilistiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum) eingeladen ist, um Hammond eine postive Versicherungsexpertise zu erstellen, setzt der gierige Industriespion Dennis Nedry (Wayne Knight) das gesamte Sicherheitssystem im Park außer Kraft. Auch Hammonds Enkelkinder (Joseph Mazzello, Adriana Richards) sind von der tödlichen Gefahr bedroht, die einige der losgelassenen Saurier auf der Insel verursachen.

Spielbergs meisterhaft inszenierter Blockbuster hat nun schon beinahe zwanzig Jahre auf dem Buckel und wirkt noch immer frisch und formperfekt wie am ersten Tag. Die brillante Achterbahn-Spannungsdramaturgie, derer sich Spielberg noch ganz ohne die seitdem ja klammheimlich zu zweifelhaften Branchen-Standards gewordenen technischen Mätzchen befleißigt, ist von einer Kunstfertigkeit, die ihn nach wie vor als brillanten Thrill-Ingenieur ausweisen. Dabei braucht es gar nicht immer den visuellen Einsatz der Riesenechsen - Allerweltsrequisiten wie ein herabstürzendes Auto oder ein elektrisch geladener Zaun generiert Spielberg wie schon in den "Indiana Jones"-Filmen zu szenischen MacGuffins, die in Cliffhangermanier selbst bei der x-ten Betrachtung noch für Handklämme zu sorgen vermögen.
Der klassische Monsterfilm pflegte stets einen moralethischen Fingerzeig vorzuweisen und einen sorglosen Umgang mit ökologischen Ressourcen ebenso wie verantwortungslos missbrauchte, moderne Technologien als humanen Schöpfungsverrat zu denunzieren. In dieser Tradition stehen auch Crichtons Vorlage und Spielbergs Film, die gleichsam einleuchtend aufzeigen, warum man weder die Gefahr gentechnologischen Unmaßes noch den Hang zu kommerziell gefärbter Megalomanie in ihrer gefährlichen Effektivität keinesfalls unterschätzen sollte. Ob der Film derlei im Prinzip obsolete Diskurse wirklich nötig hat, steht auf einem anderen Blatt; wirklich wichtig ist lediglich ihre Funktion als zusätzliche Spannungsträger.
Schließlich gehören hier noch die fabulösen Darsteller erwähnt - speziell der wie meist superwitzige Jeff Goldblum und der in strauchelndes Zweifeln geratende Richard Attenborough liefern deutlich mehr, als ein herkömmliches Mainstream-Produkt verdient gehabt hätte.

9/10

Steven Spielberg Michael Crichton Vergnügungspark Dinosaurier Monster Genforschung Insel


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JASON X (James Isaac/USA 2001)


"He's not pausing." - "Yeah, I know that."

Jason X ~ USA 2001
Directed By: James Isaac

Im Jahr 2455 ist die Erde unbewohnbar geworden. Die Menschheit hat sich auf einem anderen, 'Erde 2' getauften Planeten niedergelassen und veranstaltet interstellare Erkundungsflüge. Eine Gruppe junger Studenten nimmt bei einer Exkursion zum Crystal Lake ein kurioses Souvenir an Bord: Zwei kryogenisch gefrorene Personen, nämlich die flotte Wissenschaftlerin Rowan (Lexa Doig) und den untoten Serienmörder Jason Voorhees (Kane Hodder), der, einmal aufgetaut, die Schiffsbesatzung im Nullkommanix auf ein Mindestmaß dezimiert und im Laufe seiner neuesten Berserkerei sogar zu einem unzerstörbaren Killer-Cyborg upgegradet wird.

Pünktlich zu seiner US-Volljährigkeit ging Jason in die zehnte Runde und landete, wie viele Horror-Seriengestalten von den Critters über Pinhead und den Leprechaun im Weltall der Zukunft. Ansonsten verblieb man bei der sattsam bekannten Struktur der Serie: Dumme, großmäulige Jugendliche fordern durch ihr unbekümmert-promiskes Gehabe die reaktionärmoralische Rache des Mannes hinter der Maske heraus und bekommen, was sie letzten Endes auch verdienen. Zukunft und Technik bieten Jason einige Gelegenheiten zu allerlei Zwangspenetrationen mit Metallgegenständen und generell zum innovativen Töten. "Schöner morden", möchte man konstatieren. Ansonsten nimmt der just leider verstorbene Regisseur seinen Film wieder mal nicht allzu ernst, sondern fertigt ein unentwegt mit der Trashsektion liebäugelndes, ausgewiesenes Fanprodukt an, das gar nichts anderes will, als ein mehr oder minder elitäres Zielpublikum zu erreichen und zu erfreuen. Allein für solcherlei vorsätzliches Pfeifen auf kommerzielles und feuilletonistisches Echo gebührt "Jason X" natürlich die Goldene Machete am Band zur Scherpe.

6/10

James Isaac Jason Voorhees Sean S. Cunningham Zukunft Raumschiff Splatter Sequel Slasher


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FRIDAY THE 13TH PART VII: THE NEW BLOOD (John Carl Buechler/USA 1988)


"Okay, you big hunk of a man, come and get me!"

Friday The 13th Part VII: The New Blood (Freitag der 13. - Jason im Blutrausch) ~ USA 1988
Directed By: John Carl Buechler

Die telekinetisch begabte Tina (Lar Park-Lincoln) leidet unter einem schweren Schuldkomplex, weil sie einst als kleines Mädchen der Ertrinkungstod ihres Vaters (John Otrin) im Crystal Lake verursachte. Am Ausgangsort ihres Traumas soll Tina nun eine Konfrontationstherapie mithilfe des Psychologen Dr. Crews (Terry Kiser) absolvieren. Im Nachbarhaus ist zugleich eine Clique Jugendlicher zu Gast, die eine Überraschungsparty feiern wollen. Als Tina eines Nachts in heller Aufregung mittels ihrer Kräfte versehentlich den im See gefangenen Jason (Kane Hodder) befreit, lässt die zu erwartende Metzelserie sich nicht lange bitten.

Von den genuin selbstreflexiven Ansätzen der Vorgänger hielt John Carl Buechler offenbar nur wenig und führte die "Friday"-Reihe wieder zu einem ernsteren Habitus zurück. Da der arme Tommy Jarvis wahrscheinlich das einzig Richtige getan und nach seiner letzten Konfrontation mit Jason das Weite gesucht hatte, musste nun ein neuer Duellant bzw. eine neue Duellantin her, die man mittels der Figur der über Psychokinese-Kräfte verfügende und Jason damit ebenbürtige Tina Shepherd ins Bild setzte. Die Gute liefert dem mittlerweile noch übler verunstalteten und von den Fischchen angenagten Zombie-Terminator einen veritablen Zweikampf - freilich erst, nachdem dieser sich wieder zur Genüge und auf kreativste Art (ständig zaubert Jason neue Mordwerkzeuge aus dem Hut, pardon, der Maske, und niemand weiß, woher) durch die Reihen der blöden, geilen und wiederum kiffenden Teenager geschlachtet hat. So ist denn auch der lange Showdown einer der spannendsten der Serie geworden.
"The New Blood" ist in Fankreisen dafür berühmt und berüchtigt, neben Teil 2 unter allen "Friday"-Filmen derjenige zu sein, der am meisten MPAA-Federn lassen musste. Tatsächlich beließ man vom blutigen Treiben Jasons zwangsweise so wenig Detailliertheiten im fertigen Film, dass die letztlich freigegebene Fassung sogar in Deutschland ungeschoren die FSK passieren konnte, was im Rahmen der "Friday"-Reihe schon eine kleine Besonderheit darstellte. Zuvor war diese Ehre nur dem allerersten Film und dem dritten, beschlagnahmten Part zuteil geworden. Ich erinnere mich auch noch an die für den Laien etwas "schwierig" gestaltete Videoauswertung der Filme. CIC, die Paramount und Universal unter einem Dach vereinte, hatte es sich damals zur Angewohnheit gemacht, diverse TV-Reihen noch vor ihrer deutschen Ausstrahlung in die Videotheken zu stellen, so dass dann eine ganze Reihe "Airwolf", "Stark Trek TNG" oder "Miami Vice" in den Regalen beieinander stand. Die fast schon seriell inszenierten "Friday"-Filme wurden damals ebenso stiefmütterlich vermarktet wie o.g. Fernsehserien, in Hamburg synchronisiert und auch äußerlich dem Reihenschema angepasst. Da war es für meine in den Achtzehner-Bereich hinterm Vorhang vorgeschickte, gebeutelte Mama immer besonders schwer, ihrem Filius auch wirklich den richtigen Anhänger vom Häkchen zu fischen. Dies führte zu diversen, mehr oder minder unfreiwilligen Doppel- und Dreifachausleihen und -Betrachtungen. Nur eine kleine Anekdote am Rande.

6/10

John Carl Buechler Jason Voorhees Sequel Splatter Slasher PSI


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BUCK ROGERS IN THE 25TH CENTURY (Daniel Haller/USA 1979)


"Di-Biddi-Biddi-Biddi."

Buck Rogers In The 25th Century (Buck Rogers) ~ USA 1979
Directed By: Daniel Haller

Nach einem unfreiwilligen, fünfhundert Jahre andauernden Kälteschlaf erwacht der im Jahre 1987 gestartete Astronaut Buck Rogers (Gil Gerard) im 25. Jahrhundert, nachdem einige intrigante Draconianer sein Schiff im All aufgefangen haben. Zurück auf der Erde verdächtigt man ihn der Gegenspionage. Buck steht also zwischen den Fronten und hat in dem Computerhirn Dr. "Theo" Theopolis und der Robot-Drohne Twiki seine einzigen Freunde. Da Buck seinerseits längst herausgefunden hat, dass die Draconianer das geplante Handelsabkommen mit den Terranern nur als Vorwand für eine Invasion benutzen, entschließt er sich zum Guerilla-Gegenangriff...

Buck Rogers ist neben Flash Gordon der zweite große SciFi-Pulpheld der dreißiger Jahre, der immerhin sogar mit swechs Jahren Vorsprung das Licht der Schmierblättchenwelt erblickte. Wie Flash Gordon und Tarzan wurde auch Buck Rogers von dem damaligen Muskel-Heros und Schwimmstar Larry "Buster" Crabbe in einem Movie-Serial gegeben.
Der vorliegende Pilotfilm der gleichnamigen kleinen Fernsehserie aus dem Stalle Glen A. Larsons ist einer meiner Kindheitsschätze, den ich zu Grundschulzeiten mindestens einmal die Woche gesehen habe. Die unübersehbaren Parallelen zu "Battlestar Galactica" fand ich sogar damals schon aufgenfällig, doch das nur nebenbei. Über meinen lieben Forenfreund Außenseiter bin ich nun jedenfalls in den Genuss gekommen, den Film nach geschätzten zwanzig Jahren endlich wieder mit seiner Originalsynchronisation sehen zu können, die ihm seinerzeit für den hiesigen Kinoeinsatz in Berlin angepasst wurde. Die spätere Münchner TV-Synchro fällt im Direktvergleich fast zum Davonlaufen fade aus.
So ein Wiedersehen nach großzügiger Pause verläuft ja nun manchmal auch eher unerfreulich, da sich zwar nicht der Film, aber die Rezeptionsgewohnheiten und Wahrnehmungsschwellen des Rezipienten u.U. stark verändert haben. Jetzt fiel mir beispielsweise erstmals auf, wie bieder TV-like Hallers Film, den ich als Kind stets als einen supertollen "Star-Wars"-Nachzügler erachtet habe, doch eigentlich ist, was zunächst etwas befremdlich anmutete. Rasch jedoch fanden sich die alten Rezeptoren nostalgie-feinjustiert und der sich einstellende Spaß war wieder ganz der alte, wenn auch unter leicht anderen Vorzeichen Gil Gerards völlig bekokste Performance, der herrlich steife Twiki, der schwule Computer Theo, die auf ihre Weise jeweils hocherotischen Erin Gray und Pamela Hensley, der große, dünne Henry Silva, postnukleare Mutanten, eine dufte Ballszene mit heißem Zukunfts-Discofox; vor allem aber der unvergessliche, wunderschöne Song "Suspension" mitsamt schick abgekupferten Bond-Titeln.
"Buck Rogers" mag vielleicht kein leuchtender Genrestern sein, hat aber noch immer hübsch viel zu bieten und zu teilen.

7/10

Pulp Buck Rogers Daniel Haller Zukunft Apokalypse Aliens Glen A. Larson TV-Film Serien-Pilot Invasion


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KILLER KLOWNS FROM OUTER SPACE (Stephen Chiodo/USA 1988)


"I made it through Korea, I can make it through this bullshit!"

Killer Klowns From Outer Space (Space Invaders) ~ USA 1988
Directed By: Stephen Chiodo

Gefräßige Aliens, die aussehen wie monströse Zirkusclowns, machen mit ihrem Raumhobel Halt in der US-Provinz, um das Kleinstädtchen Crescent Grove im wahrsten Sinne des Wortes "auszuschlachten". Die Killerclowns mögen nämlich am Liebsten in rosa Zuckerwatte konserviertes Menschenfleisch. Der emsige Cop Dave (John Allen Nelson) und die beiden Teenager Mike (Grant Cramer) und Debbie (Suzanne Snyder) lassen sich die derben Narreteien der extraterrestrischen Spaßmacher jedoch nicht gefallen und holen zum Gegenschlag aus.

Leider genießt Chiodos Film zumindest großflächig hierzulande nicht den Ruf, der ihm eigentlich zukäme und den er in seinem Herkunftsland innehat, weil es ihm bei uns schlicht an Bekanntheit mangelt. Allzu stiefmütterlich die bisherige Rezeptionsgeschichte - was sich möglicherweise mit dem aktuellen, überfälligen DVD-Release etwas reguliert. Stephen Chiodo, der sich diese völlig irrsinnige Geschichte mit seinen Brüdern Charles und Edward ausgedacht hat, zieht alle Register für seine liebenswerte Hommage an die Invasionsfilme der fünfziger Jahre und macht mit und aus seinem Kleinbudget ein regelrechtes Ideenfeuerwerk. Eine Vielzahl abgefahrener visueller Gags, die nahezu jedes typische Clown-Klischee zu einem Horror-Geistesblitz werden lässt - darunter ein lebendig werdendes Fingerschattenspiel, macht die "Killer Klowns" zu einer wirklich erklecklichen Genre-Comedy, die sich rühmen darf, zu den heimlichen Schätzchen des Achtziger-Kinos zu gehören.

7/10

Stephen Chiodo Aliens Monster Invasion Clowns Zirkus Kleinstadt





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Funxton

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