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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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JUDGE DREDD (Danny Cannon/USA 1995)


"I am the law!"

Judge Dredd ~ USA 1995
Directed By: Danny Cannon

Um der überschäumenden Gewalt im postapokalyptischen, fortgeschrittenen dritten Jahrtausend Herr zu werden, wird die Rechtsprechung in den wenigen noch existenten Mega-Cities stark abgekürzt. Hier haben die 'Judges' das Sagen, eine elitäre Polizei-Einheit, deren Mitglieder sämtliche Gewalten in sich vereinen und nach eigenem Gudünken mit Gesetzesbrechern verfahren können. Der Gefürchtetste und Härteste unter ihnen ist Judge Dredd (Sylvester Stallone). Eine von dem machtgierigen Judge Griffin (Jürgen Prochnow) eingeleitete Verschwörung, an der auch Dredds früherer, kriminell gewordener Freund und Kollege Rico (Armand Assante) beteiligt ist, macht Dredd jedoch zur persona non grata. Von seinem ebenfalls abgesetzten Mentor Judge Fargo (Max von Sydow) erfährt Dredd, dass er nicht nur ein Klon, sondern zudem ein Opfer von Griffins Machenschaften geworden ist. Mithilfe der ihm zugetanen Judge Hershey (Diane Lane) macht sich Dredd auf, alles wieder ins (buchstäblich) rechte Licht zu rücken...

Eiserne Fanboy-Puristen waren und sind von Danny Cannons "Judge Dredd"-Adaption eher wenig angetan. Der in den betont karikaturistisch gefärbten Comics stets unhinterfragt agierende Albtraum-Bulle bekam hier eine Vergangenheit, einen Charakter und vor allem ein Gesicht, nämlich das Sylvester Stallones. Während die obere Hälfte seines Antlitz' üblicherweise stets unter dem berühmten Helm verborgen blieb, wurde sie im Film recht früh und unter bombastischem Geläut hervorgezeigt. Zudem ging es darum, eine von der Strip-Manier der Vorlage losgelöste Spielfilm-Geschichte zu erzählen, die ohne personelle Identifikationsbasis bekanntermaßen leicht problematisch werden kann. So bedeutete "Judge Dredd" in vielerlei Hinsicht eine Abkehr von diversen, ungeschriebenen Comic-Gesetzen.
Doch auch auf der Haben-Seite gibt es Einiges zu vermelden: Was seine Äußerlichkeiten, das ausufernde Produktionsdesign, die rasant inszenierte Action, den vorzüglichen Score und die diversen Gadgets und Roboter anbelangt, ist der Film reinster Zucker und spielt noch heute in der oberen Liga. Ferner ist eine hinreißende Besetzung mit von der Partie, die bis auf eine Ausnahme durchweg Erfreuliches bietet und die auch im Film noch subtil durchschimmernde Faschismus-Satire vorzüglich trägt. Es gibt viele Hommages an bekannte cineastische Vorbilder; Dredds Einführung, in der er einen Bürgeraufstand um James Remar niederringt, bildet etwa eine überdeutliche Reminiszenz an seinen filmischen Ahnherrn Marion Cobretti aus "Cobra"; ferner sind ganze Einstellungen der futuristischen urbanen Topographie unverhohlen von "Blade Runner" übernommen worden. Das gliedert sich alles vorzüglich ins Gesamtkonzept. Wer nun allerdings auf die tödliche Idee gekommen ist, Rob Schneiders "Fergee"-Figur als comic relief in das Script hineinzuschreiben, der gehört noch nachträglich gesteinigt. Nicht nur, dass jedwede Szene mit ihr tödlich unwitzig ist, sie unterminiert geradezu die sonstigen Qualitäten des Films und steht vermutlich als widersprüchlichstes, tatsächlich komplett redundantes Element inmitten des Zelluloid-Gewitters da.

7/10

Danny Cannon Dystopie Zukunft Comic Judge Dredd Verschwörung Klone


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UNDERWORLD (George Pavlou/UK 1985)


"Here's to your new friends."

Underworld ~ UK 1985
Directed By: George Pavlou

Unterweltboss Motherskille (Steven Berkoff) heuert den harten Schnüffler Roy Bain (Larry Lamb) an, um die unter höchst merkwürdigen Umständen entführte Edelhure Nicole (Nicola Cowper) wiederzufinden, mit der Bain einst selbst ein Verhältnis hatte. Über den geheimnisvollen Dr. Savary (Denholm Elliott) macht Bain schließlich eine Gruppe im Untergrund lebender Mutanten ausfindig, die, ebenso wie Nicole, allesamt nach einer von Savary kreierten Droge namens "White Man" süchtig sind. White Man verschafft seinen Opfern wundervolle Visionen, ruft jedoch körperliche Missbildungen und kompromisslose Abhängigkeit hervor. Bei Nicole jedoch scheint White Man anders zu wirken, konserviert es doch ihre äußere Jugend. Damit wird sie zu einem besonders begehrten Objekt für alle Beteiligten.

Ganz nette Vorstudie zu Barkers später von ihm selbst inszenierten "Nightbreed", die auf einer reinen Scriptidee des Meisterautors basiert. Der typisch barkersche Figurenkosmos, bevölkert von Nachtkreaturen, Schattenwesen und geheimnisvoll-introvertierten Individuen, findet sich hier bereits in vollster Ausprägung. Zusätzliche Einflüsse gehen ganz offensichtlich zurück auf Walter Hills "Streets Of Fire", der ja eine ganz ähnliche, hyperreale Storyprämisse verfolgt. Dass die Geschichte von "Underworld", der in den Staaten unter dem deutlich unpassenderen Titel "Transmutations" lief, zudem eine lokale und zeitliche Entrückung geradezu forciert, passt wiederum zu Barker, der sich für seine Berichte ja gern in zwischenweltlichen Sphären und Spiegelwelten niederlässt. Auch hier haben es ihm die Ausgestoßenen angetan, die, von der Gesellschaft aufgrund deren Perfektionsstreben geächtet, eine subterrane Parakultur gegründet haben. Wobei in "Underworld" anders als in "Nightbreed" zudem Drogen eine elementare Rolle spielen: Die Freaks sind hier keine genotypisch determinierten Monster, sondern Opfer von bizarren pharmakologischen Experimenten.
Etwas ausgewogener als kurz darauf in "Rawhead Rex" wirkt auf mich zudem die Regie George Pavlous, der zudem auf einen ganz vorzüglich arbeitenden Beleuchter zurückgreifen konnte.

6/10

George Pavlou Clive Barker Mutanten Drogen Independent neo noir Empire


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MIMIC (Guillermo del Toro/USA 1997)


"Have you ever seen anything like this before?"

Mimic ~ USA 1997
Directed By: Guillermo del Toro

Um eine in Manhattan ausgebrochene Kinderseuche zu bekämpfen, deren Überträger Kakerlaken sind, züchtet die Entomologin Dr. Tyler (Mira Sorvino) eine mutierte Schabenart, die die gefährlichen Viruswirte und sich selbst nach ihrem Aussetzen binnen einer Generation ausrotten sollen. Drei Jahre nachdem die Krankheit als erfolgreich gebannt gilt,bemerkt Dr. Tyler jedoch per Zufall, dass ihre Kakerlaken mitnichten von der Bildfläche verschwunden sind, sondern sich stattdessen zu mannshohen Monstern entwickelt haben, die sich zudem per Mimikry weithin unbemerkt in den nächtlichen New Yorker Straßen fortbewegen können. Nun heißt es, die Viecher ein für allemal vom Erdboden zu tilgen.

Auch hiervon ein Director's Cut, der nach del Toros Statements im Bonusmaterial der Blu-Ray zwar nur ansatzweise seine ursprüngliche Vision widerspiegelt, anhand der Verwendung des noch verfügbaren Materials aber zumindest die nahestmögliche Form darstellt. Ich hatte "Mimic" bis dato nur einmal gesehen, nämlich, als er vor etwa vierzehn Jahren aktuell im Kino lief und Guillermo del Toro "lediglich" durch den besonders damals kaum Insider-Status übertreffenden "Cronos" bekannt war. Mit dem Backup des bisherigen Nachfolge- und Gesamtwerks lässt sich sein zweiter Langfilm jedoch wesentlich besser erschließen und einordnen. Geschichte und Narration erweisen sich nunmehr als banales Beiwerk; Figuren-Arsenal, Form und Technik indes als beinahe vollendet. Del Toro gelingen wunderhübsch beleuchtete und perspektivierte Bilder des subterranen Kampfes zwischen Mensch und Monster, einen fast schon absolutistischen Ästhetik-Begriff reflektierend. Viele Momente wirken nun wesentlich gespenstischer und prägnanter auf mich als bei der eher enttäuschend verlaufenen Erstbeschau, so dass ich wirklich superfroh bin, mich nochmal an "Mimic" (in dieser Form) herangetraut zu haben.

8/10

D.C. Guillermo del Toro New York U-Bahn Insekten Tierhorror Virus Monster


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BATTLE FOR THE PLANET OF THE APES (J. Lee Thompson/USA 1973)


"No, Aldo, no!"

Batlle For The Planet Of The Apes (Schlacht um den Planet der Affen) ~ USA 1973
Directed By: J. Lee Thompson

Einige Jahre nach seiner Revolution müht sich Caesar (Roddy McDowall), der mittlerweile eine Familie gegründet hat, als weiser König Menschen und Affen in Frieden miteinander leben zu lassen - ganz zum Widerwillen des kämpferischen Gorillas Aldo (Claude Akins). Ein Ausflug in die "Verbotene Stadt", das infolge eines Atomblitzes zerschmolzene Los Angeles, erweist sich schließlich als weniger gute Idee: Die unter den Trümmern lebenden Strahlungsopfer, allen voran Caesars alter Feind und Folterer Kolp (Severn Darden), sinnen noch immer auf Rache und verfolgen Caesar und seine Begleiter zurück zur Affenstadt, wo die Gorillas bereits auf eine neuerliche Revolte sinnen...

Etwas hilfloses Wald- und Wiesen-Finale der Affen-Saga, das nach all den Schrecken, die die bisherigen Teile speziell im jeweiligen Finale aufwiesen, endlich einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft wagt: Per Rückblende erzählt ein weiser Orang Utan (John Huston) einer gleichberechtigt lauschenden Gruppe von Affen- und Menschenkindern von der letzten Schlacht, die ihre Vorväter endgültig zur friedlichen Koexistenz veranlasst hat. Wie die Sache allerdings zweitausend Jahre weiter ausschaut, wenn Charlton Heston aus der Vergangenheit vorbeikommt, das kann uns der vegetarische Schlaumeier im hellbraunen Leder nicht verklickern. Überhaupt macht sich "Battle" selbst zum Opfer einiger Unlogik: Wie etwa haben die Affen, von denen im unmittelbaren Vorgänger noch keiner sprechen konnte, plötzlich nur diesen intragenerationären Evolutionssprung bewerkstelligt, der die Orangs urplötzlich zu weisen Philosophen werden lässt, die, nachdem sie ein paar Jährchen zuvor noch Teller spülten und Angst vor Feuer hatten; gar über das Wesen von Raum und Zeit parlieren, so dass selbst ihr großer Boss ein Fragezeichen in der Denkblase hat? Ferner verwundert die blitzartige Neuinstallierung der Zivilisation sowie die Unkenntnis sämtlicher Beteiligten über ihre unmittelbar benachbarte Topographie. Der lustige Wechsel zwischen Ost- und Westküsten-Setting verwunderte schon zu Beginn von "Escape", doch hier, wo man ganz offensichtlich New York und Los Angeles verwechselt, wird er noch etwas akuter.
Das inszenatorische Desinteresse Thompsons schließlich, der seinen Regieauftrag hier ganz offensichtlich mit hochgezogenen Augenrauen absolviert haben wird, adelt "Battle" auch nicht eben. Alles in allem ein überflüssiger Abschluss, der, aufrichtig gesprochen, neben seinem nach wie vor präsenten Entertainmentfaktor keinerlei weitere Existenzberechtigung vorweisen kann.

5/10

J. Lee Thompson Atombombe Apokalypse Affen Planet Of The Apes Sequel Dystopie Mutanten


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CONQUEST OF THE PLANET OF THE APES (J. Lee Thompson/USA 1972)


"The Ape Management is in the hands of the apes!"

Conquest Of The Planet Of The Apes (Eroberung vom Planet der Affen) ~ USA 1972
Directed By: J. Lee Thompson

1991, achtzehn Jahre nach den tragischen Ereignissen um die Ermordung von Cornelius und Zira: Nachdem eine Seuche wie von Cornelius angekündigt alle Hunde und Katzen der Welt hinweggerafft hat, ist man dazu übergangen, sich Affen als Haustiere zu halten. Damit nicht genug werden die Primaten in "Umerziehungszentren" zu Sklaven geschult und müssen den Menschen dienstbar sein. Doch die Affen rotten sich hier und da bereits unerlaubt zusammen und warten nur auf den Augenblick der Befreiung. In diese explosive Situation kommt der Zirkusdirektor Armando (Ricardo Montalban) mit seinem Mündel, dem Schimpansen Caesar (Roddy McDowall) - Cornelius' und Ziras Sohn - um Werbung für sein Unternehmen zu machen. Durch Caesars Unbeherrschtheit gerät Armando in Gefangenschaft und schließlich zu Tode, während Caesar, sich stumm und naiv gebend, als Hausaffe angelernt und verkauft wird. als seine wahre Identität auffliegt, kann er sich mithilfe des ihm freundlich gesonnenen Regierungsmitarbeiters MacDonald (Hari Rhodes) befreien und zettelt eine blutige Revolution an.

Der "Spartacus"-Beitrag der "Planet-Of-The-Apes"-Reihe, mit trockener Emotionalität und karger, immanenter Schönheit in grandioser Kulisse von Altmeister J. Lee Thompson inszeniert. Caesars Werdegang geriert sich dabei tatsächlich exakt wie der des von Kubrick porträtierten Sklavenaufrührers im antiken Rom: Er wird geknechtet, muss lernen, Kinder zeugen und wird schließlich verkauft. Nur seiner angeborenen Intelligenz verdankt er, dass er schließlich in der Position ist, die überfällige Revolte loszubrechen. Die Vorarbeit wird per Guerillataktik im Untergrund geleistet, Gleichgesinnte schart Caesar um sich und lässt sie, dank seiner Fähigkeit zu schreiben, für sich arbeiten. Am Ende steht dann die "Nacht des Großen Feuers", die bereits in genau jene Zukunft weist, die in den ersten beiden Teilen der Serie installiert wurde. Die Affen reißen die Herrschaft an sich; weltweit werden noch viele Caesars Beispiel folgen und die Menschheit sich letzten Endes nicht anders zu helfen wissen, als Atombomben zu werfen um damit ihre eigenen ziviliatorischen Errungenschaften zur Hölle zu schicken, von denen die genügsamen Affen ohnehin keinen Gebrauch machen würden. Der Sieg ist langfristig auf Seite der Affen und Caesar wird zu jenem Heilsbringer und Gesetzesverfasser, von dem man zuvor schon soviel gehört hat.
Als bereits rein themenbedingt erwachsenster Film des Franchise, von dem auch das aktuelle Prequel noch stark zehren konnte, wies Thompsons Urschnitt einige noch weitaus unbequemere Sequenzen auf, die jedoch aus Freigabegründen entschärft, entfernt oder umgemodelt werden mussten. Eine Veröffentlichung des unzensierten Originalschnitts täte in diesem Falle wirklich mal Not, wenngleich "Conquest" auch in dieser Form bereits ein bemerkenswertes Beispiel für ein Sequel abgibt, das durch Eigenständigkeit und Kreativität trumpfen kann.

8/10

J. Lee Thompson Planet Of The Apes Revolution Sklaverei Affen Zukunft Dystopie


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ESCAPE FROM THE PLANET OF THE APES (Don Taylor/USA 1971)


"Man might kill his brother, but he could not kill his dog!"

Escape From The Planet Of The Apes (Flucht vom Planet der Affen) ~ USA 1971
Directed By: Don Taylor

Zira (Kim Hunter), Cornelius (Roddy McDowall) und ihrem Freund Milo (Sal Mineo) ist es gelungen, rechtzeitig vor der Explosion der Erde mit Taylors Raumschiff in die Vergangenheit zurückzufliegen. Dort werden sie, gestrandet an der Westküste, von der Öffentlichkeit zunächst mit Begeisterung aufgenommen; der misstrauische Zukunftsforscher Hasslein (Eric Braeden) sähe die beiden jedoch am liebsten tot. Als er erfährt, dass Zira schwanger ist und Cornelius unbeherrscht einen Pfleger erschlägt, hat er die ganze Legitimation, die er braucht, um die Affen zur Strecke zu bringen.

Nun also zurück in die Gegenwart, just zu dem Zeitpunkt, wo Taylors Verschwinden der Weltraumforschung noch Rätsel aufgibt - von seinen Mitreisenden oder von einem Brent ist freilich keine Rede mehr. Aber die waren ja auch nicht Charlton Heston. Stattdessen steigen also drei aufrecht gehende Schimpansen in Astronautenanzügen aus der Raumfähre. Und welch Sensation - Sie sprechen, sind gar gebildet und bald der popkulturelle Hit in jeder Happening-Runde en vogue. Zwischen Feministinnen-Klub, Salongewäsch und Partygesellschaft mitsamt all ihren 'Huchs' und 'Hachs' geht erstmal nichts mehr ohne Zira und Cornelius (Milo wurde derweil bereits leider von einem primitiven Gorilla erwürgt). Doch kein eitel Sonnenschein ohne trübe Wolke am Horizont: Dr. Hassleins anfängliche Verwunderung über die Affen weicht bald einem irregeleiteten Fanatismus, was zu dem wie üblich niederschmetternden Showdown in der Affenserie führt - diesmal jedoch nicht ohne die Hinterlassenschaft eines finalen Hoffnungsschimmers. Ihre Gesellschafts- und Militärkritik behält die Reihe zumindest in abgemilderter Stärke bei; ansonsten gibt sich "Escape" formal und topologisch deutlich moderater als der direkte Vorläufer. Andererseits fehlt es ihm womöglich ein bisschen an Verrücktheit und Konsequenz: Die Schimpansen werden hier deutlich mehr vermenschlicht und in Humanformen gepresst, als es ihnen selbst gefiele.

7/10

Don Taylor Planet Of The Apes Affen Zeitreise Sequel Zirkus Militär Los Angeles


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BENEATH THE PLANET OF THE APES (Ted Post/USA 1970)


"Man is evil! Capable of nothing but destruction!"

Beneath The Planet Of The Apes (Rückkehr zum Planet der Affen) ~ USA 1970
Directed By: Ted Post

Während Taylor (Charlton Heston) in einer merkwürdigen Felsgrotte mit Feuerwänden und ähnlichem vom Fleck weg verschwindet, landet sein Nachfolger Brent (James Franciscus) in der irdischen Affenzukunft. Prompt begegnet ihm Taylors Gespielin, die schöne, aber troglodyte Nova (Linda Harrison), die ihm eine kurze, aber prägnante Einführung in den zukünftigen Zustand der Welt eröffnet. Dabei begegnet er auch Zira (Kim Hunter) und Cornelius (David Watson). In der Verbotenen Zone, die nichts anderes als die Ruinen New Yorks darstellt, entdeckt Brent schließlich eine Sekte verstrahlter, telepathisch befähigter Mutanten, die eine scharfe Atombombe anbeten. Als die kriegsschreierischen Gorillas aus der Affenstadt die Mutanten angreifen, zündet der tödlich getroffene Taylor mit letzter Kraft die Bombe. Die Erde vergeht in einem riesigen Feuerball.

Trashige, nichtsdestotrotz aber recht flotte Weiterführung der Ereignisse des ersten "Planet Of The Apes", wenngleich mit deutlich bescheideneren Mitteln bei ebensolch hohen Ansprüchen. Dabei geht es hier kaum mehr um die Affen als Abbild humaner Gesellschaftsformen, als vielmehr um den "Last Man On Earth"-Topos, der Franciscus im Widerstreit mit den wahnsinnig gewordenen, bösen Mutanten zeigt. Die zwischendurch allein zu Straffungs- und Actionzwecken eingeschobenen Fluchtszenen mit Brent und Nova haben keine weitere Funktion für den Gesamtkontext. Gegen Ende entfaltet der Film dann sein gesamtes, bizarres Potenzial: Golden steht sie da, die "kobaltummantelte" Bombe, gefährlicher als alles, was "diese verfluchten Idioten" bereits im Dritten Weltkrieg verfeuert haben; die ultimative Weltvernichtungsmaschine. Und hier offenbart sich dann endlich auch Taylors Schicksal. Er, der bereits im Vorgänger längst als Zyniker und Misanthrop entlarvte Gegenwartsexilant, ist nämlich hier, um die Erde ihrer letzten Bestimmung zuzuführen. Als seine Nova, mit der er eine Familie gründen wollte, angeschossen in seinen Armen stirbt und auch Kollege Brent den finalen Kopfschuss erhält, gibt es keinen Grund mehr, diese Welt noch länger im Kosmos zu belassen. Selbst die Affen sind mittlerweile von der militärischen Geilheit der Gorillas übermannt worden, history repeats itself. Da bleibt nichts anderes als das große 'Bumm': "In one of the countless billions of galaxies in the universe, lies a medium-sized star, and one of its satellites, a green and insignificant planet, is now dead."
Die deutsche Titelschmiede stellte übrigens bei diesem und den Folgefilmen nachdrücklich unter Beweis, dass sie nocht nicht einmal des korrekten Gebrauchs des Dativs fähig ist. Eben eine echte Lach- und Schießgesellschaft, die Jungs.

7/10

Ted Post Planet Of The Apes Dystopie Affen Zukunft Sequel Groteske Zeitreise Atombombe Sekte Mutanten Camp


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PLANET OF THE APES (Franklin J. Schaffner/USA 1968)


"It's a mad house! A mad house!"

Planet Of The Apes (Planet der Affen) ~ USA 1968
Directed By: Franklin J. Schaffner

Ein Astronautenquartett reist rund 3000 Jahre in die Zukunft, um augenscheinlich auf einem Planeten zu landen, auf dem die Evolution Purzelbäume geschlagen hat. Hier sind die Affen die Beherrscher der Welt, verfügen über Sprache, Vernunft, Zivilisation und ein eigenes Staatssystem, in welchem wiederum Wissenschaft und Glaube eine verhängnisvolle Symbiose eingehen. Die Menschen indes leben völlig verwildert, unorganisiert, keiner Verbalkommunikation mächtig und die Feldfrüchte der Affen plündernd. Man kann sie im Zoo oder im Museum beobachten, in denen sie von den sie knechtenden Affen eingepfercht und studiert werden. Als einziger (vollwertig) Überlebender der Raumfahrer findet Taylor (Charlton Heston) schließlich Gehör bei den liberalen Schimpansen Zira (Kim Hunter) und Cornelius (Roddy McDowall), die ihm die Flucht aus der Affenstadt ermöglichen, geradewegs in die 'Verbotene Zone', wo Taylor schließlich das schreckliche Geheimnis des Affenplaneten aufdeckt.

Eine der formvollendetsten Dystopien der Filmgeschichte, zugleich so faszinierend, unbequem und grotesk, dass man sich angesichts ihres bis heute einschlägigen Erfolges als Franchise nurmehr wundern muss. "Planet Of The Apes" fungiert sowohl als Parabel gegenwärtiger Verhältnisse wie auch als Panoptikum möglicher Zukunftswelten nach dem großen Knall; viviseziert die menschliche Natur und kehrt die der bedrohlichen Situation des Kalten Krieges innewohnenden Ängste, nur, um sie dann umso absurder gestaltet vor seinen Zuschauern auszubreiten. Natürlich sind die Affen ein Spiegel der (amerikanischen) Sozietät der späten sechziger Jahre; eine Bande von größenteils halbgebildeten Kreationisten, deren bigotte Religiosität allein fadenscheiniges Machtinstrument einer elitären Führungsgilde ist, und die unter einem schweren Rassentrauma leidet. Gorillas, Schimpansen und Orang Utans haben nur soviel wie gerade nötig miteinander zu schaffen; die intelligenten, altehrwürdigen Orangs stellen Klerus und Regierung, die latent aggressiven Gorillas Polizei und Militär, die sanftmütigen Schimpansen die liberale, jedoch stets in Schach gehaltene Protestkultur und Intelligenzia.
Taylor, dem schließlich die ganze Verzweiflung der humanen Selbstverkrüppelung obliegt, kann darüberhinaus froh sein, dass die Affenzivilisation sich industriell betrachtet gerade auf einem mittelalterlichen Entwicklungsstand [der zumindest etwaig ebenfalls eine Folge der akuten Zukunftsängste Dr. Zaius' (Maurice Evans) sein könnte] befindet; ansonsten gelänge ihm die Flucht zu Pferde vermutlich wesentlich weniger reibungslos. Ganz fabelhaft noch die kleinen Kulturverweise, etwa die drei Orang Utans am Richtertisch, die nichts Böses sehen, hören und sprechen wollen oder Taylors und Ziras Abschiedskuss. Meisterwerk.

10/10

Franklin J. Schaffner Pierre Boulle Affen Dystopie Zukunft Apokalypse Atombombe Groteske Satire Parabel Planet Of The Apes Zeitreise


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ATTACK THE BLOCK (Joe Cornish/UK 2011)


"Smells like a shit did a shit."

Attack The Block ~ UK 2011
Directed By: Joe Cornish

Als mitten in der Guy Fawkes Night ein merkwürdiges, hundegroßes Alien vom Himmel über South London stürzt und sogleich den jugendlichen Gangboss Moses (John Boyega) attackiert, rächt sich dieser umgehend und bringt das Vieh zur Strecke. Ein dummer Fehler, denn nur kurze Zeit später folgt dem extraterrestrischen Wesen noch eine gewaltige, aggressive Nachhut und nimmt Moses und seine Freunde in die Zange. Damit nicht genug bekommt Moses auch noch Ärger mit dem üblen Gangster Hi-Hatz (Jumayn Hunter)...

Erfreulich laxer und gegenwartsoffener Genrebeitrag, der sich auf zweierlei Arten lesen lässt: Als handelsübliche Invasionsgeschichte in etwas befremdlicher Ghetto-Gewandung oder gleichermaßen als seherische Parabel über die von Tottenham ausgegangenen riots im Spätsommer des letzten Jahres. Daraus, dass die Lage hier permanent kurz vorm Überkochen steht, macht Cornish von Anfang an keinen Hehl - da kommt die Invasion der gefährlichen, aber tumben Säbelzahn-Aliens zur Vereitelung schlimmerer Geschehnisse gerade recht. Sie trägt nämlich zu wechselseitigem Verständnis bei - alters-, demografie- und rassenbezogen. So zaubert Joe Cornish eine kleine, didaktisch überaus wertvolle Sozialstudie hervor, die, von den "richtigen" Personengruppen konsumiert, auf unterhaltsame Weise ein bisschen was über Ethos und funktionierendes Miteinander vermittelt, ohne sich dabei zeitgleich als lehrfilmartig oder moralinsauer präsentieren zu müssen. Außerdem ist es verdammt beruhigend, zu erfahren, dass Aliens die Erde nicht per se von Nordamerika aus zu entern versuchen.

8/10

Joe Cornish London Slum Aliens Invasion Gangs Nacht Marihuana


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THE THING (Matthias van Heijningen Jr./USA 2011)


"Burn it."

The Thing ~ USA 2011
Directed By: Matthias van Heijningen Jr.

Eine Gruppe norwegischer Wissenschaftler entdeckt 1982 in der Nähe ihrer antarktischen Forschungsstation ein gewaltiges Ufo, das offenbar bereits seit vielen Jahrtausenden dort begraben liegt. Der schiffbrüchige, im Eis eingefrorene Pilot wird geborgen, ins Labor gebracht und mithilfe einiger amerikanischer Kollegen untersucht. Der unvorsichtigen Vorgehensweise des arroganten Teamleiters Dr. Halvorson (Ulrich Thomsen) ist es schließlich zu verdanken, dass der noch immer höchst lebendige Außerirdische sich bald befreien und die Stationsbesatzung attackieren kann. Das Alien reproduziert dabei die Zellen seiner zuvor assimilierten Opfer und bringt fast hundertprozentig exakte Kopien derselben hervor, so dass bald niemand mehr weiß, wer überhaupt noch menschlich ist und wer nicht. Die tapfere Paläontolgin Kate (Mary Elizabeth Winstead) versucht verzweifelt, einem Entkommen des 'Ding' und somit der tödlichen Gefahr für die gesamte Welt vorzubeugen.

Dieses Prequel zu Carpenters brillanter Neuverfilmung der klassischen Campbell-Story "Who Goes There?" lässt sich vorbehaltlos als gelungen bezeichnen, wenngleich es den immensen Qualitätsmaßtab, den Carpenter mit seinem Film vor bereits dreißig Jahren setzen konnte, natürlich nicht erreicht.
Ich bin nun bestimmt alles andere als ein Sexist, aber wenn ich behaupte, dass die trockene, klaustrophobische Atmosphäre des Originals mitsamt seines meisterlichen Soundtracks sich vermutlich schon allein deshalb kaum umweglos replizieren lässt, weil eine reine Männerbesetzung in einer gegenwärtigen Studioproduktion mit teilweisem Naserümpfen begegnet würde, dann habe ich mir darüber vorher schon einige Gedanken gemacht. Die rein ethisch nicht ganz unbefleckte Rolle von Kurt Russell, der einst als MacReady eine vorzügliche Mischung aus Posthippie und paranoidem McCarthyist zu präsentieren wusste, übernimmt nunmehr die nicht sonderlich auffällige Mary Elizabeth Winstead. Das tut sie mit einigem Elan, kann zugleich jedoch nicht verhindern, dass sich die Story durch den femininen Blick auf die Dinge aufweicht und ein deutlich höheres Bequemlichkeitslevel erreicht, das dem Gesamtresultat natürlich schadet. Ansonsten passt aber das Meiste: Rein formal müht sich der Film zumindest in weiten Teilen um eine eher retrogrades Aussehen, so dass sich der fast schon forcierte Folgekonsum von Carpenters Fassung halbwegs flüssig gestaltet. Und die F/X sind wiederum von einer wohlig-unangenehmen Kreativität, wenngleich sie durch den teilweisen CGI-Einsatz ebenfalls hinter denen des Vorbildes zurückbleiben. Grandios vollzogen schließlich der vor dem Abspann gestaltete Übergang zum 82er-"Thing".
Insgesamt ein erfreuliches Erlebnis.

8/10

Matthias van Heijningen Jr. Prequel Antarktis Invasion Virus period piece Aliens





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