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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE CHAIN REACTION (Ian Barry/AU 1980)


"Hans wants to save - but there ain't enough fingers in the world..."

The Chain Reaction (Die Kettenreaktion) ~ AU 1980
Directed By: Ian Barry

Nach einem Unfall in einem australischen Atomkraftwerk, bei dem der Kernphysiker Heinrich Schmidt (Ross Thompson) im Zuge eines Interventionsversuchs stark verseucht wird, gelangt ferner eine große Menge der ausgetretenen Radioaktivität ins Grundwasser. Die Atomlobby versucht mithilfe zweier Finsterlinge (Ralph Cotterill, Patrick Ward), alle Mitwisser, notfalls unter Anwendung von tödlicher Gewalt, zum Schweigen zu bringen. Schmidt, dem die Informierung der Öffentlichkeit am Herzen liegt, gelingt jedoch die Flucht aus dem Krankenhaus. Nach einem Unfall, der eine zwischenzeitliche Amnesie zur Folge hat, gelangt Schmidt auf dem Lande an das Ehepaar Larry (Steve Bisley) und Carmel Stillson (Arna-Maria Winchester), die bald darauf selbst unangenehme Bekanntschaft mit Schmidts Verfolgern schließen.

Barrys in Ansätzen durchaus brauchbarer Atom-Paranoia-Thriller, der sich auf die Spur von Bridges' "The China Syndrome" setzt und dessen Thema mit einer Prise "Mad Max"-Beweglichkeit versetzt (viele Beteiligte dieses Films geben sich auch in "The Chain Reaction" die Klinke in die Hand, darunter Mel Gibson in einem unkreditierten Mini-Cameo), kommt leider erst gegen Ende, im Zuge eines krachenden Showdowns, vollends aus der trägen Hüfte und entwickelt sein eigentliches Potenzial. Zuvor kommt die Story um böse Kernkraft-Kapitalisten (kurz als 'W.A.L.D.O.' eingeführt) und deren Gegner von der Anti-Nuklear-Liga leider nur recht umständlich und schleppend in Gang. Barry lässt zwar durchblicken, dass ihm an seinem ökologisch hehren Ansinnen durchaus gelegen ist und vermeidet auch eine allzu grobe Trivialisierung des Stoffes; das Hin und Her zwischen den im Laufe der Geschichte tangierten Personen bleibt aber zu unbeteiligt, um permanentes Interesse wecken und vor allem aufrecht erhalten zu können.

5/10

Australien Kernkraft Verschwörung Familie Ian Barry George Miller


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THE HUMAN CENTIPEDE (FIRST SEQUENCE) (Tom Six/NL 2009)


"Scheiße! Verdammte Scheiße!"

The Human Centipede (First Sequence) ~ NL 2009
Directed By: Tom Six

Auf ihrem nächtlichen Weg zu einer Party geraten die amerikanischen Touristinnen Lindsay (Ashley C. Williams) und Jenny (Ashlynn Yennie) in irgendeinem nordrhein-westfälischen Waldgebiet in die Fänge des wahnsinnigen Chirurgen Dr. Heiter (Dieter Laser). Dieser plant gerade, einen aus mehreren Probanden bestehenden, menschlichen Tausendfüßler mit durchgängigem Verdauungssystem zu kreieren, bei dem das jeweils nachfolgende "Glied" oral an den Anus des Vorgängers angenäht wird. Mit einem ebenfalls entführten Japaner (Akihiro Kitamura), der den Kopf des Tausendfüßlers bildet, gelingt das Experiment. Es dauert noch einige Zeit, bis die Kripo Heiter auf die Spur kommt.

Menschenkette mal anders: dass die etwas absonderliche Idee, mehrere Individuen hintereinander in Folge an Arsch und Mund zusammenzunähen, gleichwohl als Prämisse für eine ganze Trilogie herzuhalten vermag, hätte der niederländische Regisseur Tom Six anfänglich wohl selbst nicht für möglich gehalten - doch tatsächlich ist für nächstes Jahr bereits der dritte und dem Vernehmen nach letzte Film des "Human Centipede"-Zyklus angekündigt. Es gibt tatsächlich nichts, was es nicht gibt, und das ist auch gut so. Zumindest in diesem ersten Film hält sich Six in visueller Hinsicht noch halbwegs zurück mit seiner Phantasmagorie um perverse Erniedrigung und Zwangs-Koprophagie und recht schnell enthüllt sich, dass sich "The Human Centipede" keineswegs als transgressiver Schocker versteht, sondern "lediglich" als eine böse schwarze Komödie mit surrealem Einschlag. Von Anfang an hinterlässt alles einen gleichermaßen unwirklichen und betont klischierten Eindruck; das Ausgangsszenario, die stark eingeschränkte Raumkonstruktion, der permanent fluchende Japaner, die oberflächliche Misogynie und ganz besonders Dieter Lasers Performance als Madman mit geistesgestörter Vision, die zugleich als wenig codierte Selbst-Ironisierung des offenbar zu sehr pathologischen Späßen aufgelegten Tom Six daherkommt. Begreift man den Film als das, was er letzten Endes sein soll, nämlich als kleine, böse Groteske und Verballhornung ostasiatischer Grenzüberschreitungsversuche, kann er durchaus Spaß machen. Der potenzielle Zuschauer sollte aber ausdrücklich vorgewarnt sein, dass dieser Humor ganz sicher nicht jedermanns Sache ist.

6/10

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CONTAGION (Steven Soderbergh/USA, AE 2011)


"We want forsythia!"

Contagion ~ USA/AE 2011
Directed By: Steven Soderbergh

In Hong Kong bricht ein Virus aus, das die Infizierten binnen weniger Tage schwächt und tötet. Die amerikanische Firmenangestellte und Familienmutter Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) schleppt die Krankheit in den USA ein und sorgt dort als Überträgerin für eine sich rasend schnell ausbreitende Epidemie. Sowohl das Gesundheitsministerium als auch der Seuchenschutz haben fortan massig zu tun. Der skrupellose Internet-Blogger Alan Krumwiede (Jude Law) nutzt die sich ausbreitende, allgemeine Panik derweil ganz bequem zu Popularitätszwecken.

Deutlich hellsichtiger als etwa der vergleichbare "Outbreak" macht sich Soderbergh daran, die hypothetische Frage nach den Folgen einer die Weltbevölkerung unvorbereitet heimsuchenden Pandemie zu stellen. Im bereits traditionsverhafteten Erzählmodus paralleler Handlungsstränge berichtet er von eifrig und mutig rotierenden Wissenschaftlern und Ärzten in den USA und in Hong Kong, stellt einen ängstlichen, wenngleich immunen Familienvater (Matt Damon) vor, dessen Gattin (Paltrow) zugleich die Urwirtin des Seuchenvirus ist, beschreibt das Panikpotential, die Verzweiflung und Unsicherheiten der Bevölkerung, eruiert Versorgungsengpässe und macht die beängstigende Entdeckung, dass die neuen Informationsmedien nicht nur als Segen, sondern gleichermaßen als Fluch fungieren können, wenn sie nur jemand entsprechend missbraucht.
"Contagion" bietet spannendes, gutes Entertainment, wenngleich kein Film, der Originalitätspreise verdient hat oder der seinem daueraktiven Regisseur einen speziellen Höhepunkt bescheren könnte. Für einen regnerischen Sonntagabend aber erstklassig geeignet.

7/10

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THE BLACK SLEEP (Reginald Le Borg/USA 1956)


"Odo is gipsy for 'cat' Cat has nine lives!"

The Black Sleep (Die Schreckenskammer des Dr. Thosti) ~ USA 1956
Directed By: Reginald Le Borg

London, in den 1870ern: Kurz bevor der unschuldig wegen Mordes zum Tode verurteilte Dr. Ramsay (Herbert Rudley) hingerichtet werden kann, verabreicht ihm der Gehirnchirurg Dr. Cadman (Basil Rathbone) bei einem Besuch etwas von seinem indischen Spezial-Narkotikum, genannt "Schwarzer Schlaf". Dessen Einnahme sorgt für einen kurzfristigen Scheintod, so dass Ramsay, für tot und begraben erklärt, von Cadmans Partner Odo (Akim Tamiroff) rechtzeitig wieder ausgebuddelt werden kann. Dass Ramsay bei Cadmans Versuchen als Assistent dienen soll, empfindet dieser zunächst als schmeichelhaft, dann kommt er jedoch hinter das Geheimnis des wahnsinnigen Wissenschaftlers: Um seine im Koma liegende Frau (Louanna Gardner) zu retten, führt Cadman wahllose Hirnoperationen an unfreiwilligen Probanden durch, die dann, geschädigt und entstellt, in seinem hauseigenen Verlies landen...

Ein prachtvolles Horror-Happening hat der günstig, aber versiert arbeitende Reginald Grobel alias Reginald Le Borg da in die Bahn geworfen. Neben dem erwähnten Basil Rathbone sind in kleineren Rollen (zumeist als hirn-teilamputierte Mutanten) zu sehen: Lon Chaney Jr., John Carradine, Tor Johnson und Bela Lugosi in seiner vorletzten Rolle als stummer Cadman-Lakai Casimir. Besonders bei seinen Auftritten packt einen die Wehmut, denn Lugosi, schwer gezeichnet von seiner Morphiumsucht, wirkt in etwa wie ein klassisches Pendant des zu seinen Lebzeiten gern von Helge Schneider eingesetzten Laienakteurs Helmut Körschgen. Keine Spur mehr von der alten Vampirgrafen-Grandezza des einst so stolzen Schauspielers; stattdessen hat es nur mehr einen zittrigen Greis, dessen Engagement wohl eher auf einen Gefallen und den Zuschuss ein paar Extradollars zurückzuführen ist denn auf seine verblichene Klasse. Ähnliches gilt für Lon Chaney Jr., der zwar noch ein paar Jahre vor sich hatte, zu dieser Zeit aber bereits hoffnungslos dem Suff anheim gefallen war und einen ebenfalls dialoglosen Part als von Dr. Cadman zwangsderangierter Arzt mit dem schönen Namen 'Mungo' gab. Zu Tor Johnson muss man wohl kaum mehr etwas sagen. Wirklichen Glamour gibt es allerdings trotzdem noch - solchen bringen der nach wie vor fürstlich aufspielende Rathbone sowie der heimliche Hauptdarsteller Akim Tamiroff mit ein, wobei letzterer mit genau der Mischung aus Professionalität und subtiler Satire zu Werke geht, wie sie ein Werk wie dieses benötigt.
Ein für Connaisseure im Grunde unverzichtbarer Film.

7/10

Reginald Le Borg Mad Scientist England London period piece Trash


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THE DAMNED (Joseph Losey/UK 1963)


"Any bully can command obedience. Only a gentleman can command loyalty."

The Damned (Sie sind verdammt) ~ UK 1963
Directed By: Joseph Losey

Nachdem der in Dorset vor Anker gegangene Amerikaner Simon Wells (Macdonald Carey) die wesentlich jüngere Rockerbraut Joan (Shirley Ane Field) an Bord genommen hat, heißt es erstmal fliehen. Mit Joans cholerischem Bruder King (Oliver Reed), der die beiden prompt verfolgt, ist nämlich alles andere als gut Kirschen essen. Das Paar geht an einer Steilküste vor Anker, an der das unmittelbar an ein streng abgeschottetes Militärgelände grenzende Grundstück der Künstlerin Freya Neilson (Viveca Lindfors) liegt. Als die Wachmannschaft zunächst Simon und Joan und schließlich auch King aufs Korn nimmt, suchen alle drei Zuflucht unterhalb der Steilwand und landen im unterirdischen Quartier von neun gleichaltrigen Kindern, die ein schreckliches Geheimnis umgibt...

Not your usual Hammer flick, was höchstwahrscheinlich primär Joseph Losey zuzuschreiben sein dürfte, der als stilprägender Regisseur seines Jahrzehnts einige elementare, sich ausgiebig bei der zeitgenössischen Popkultur bedienende Werke geschaffen hat. "The Damned" beginnt als subkulturkritischer Film in einem mondänen englischen Seebad, das von der Rockergang des in mehrfacher Hinsicht fehlgepolten King unsicher gemacht wird. Man erinnert sich unwillkürlich an "The Wild One", "Quadrophenia" und die späteren Rockerfilme von Corman & Co.. Allerdings lauern dort noch weitaus abscheulichere Menschenmonster, der geisteskranke Wissenschaftler Bernard (Alexander Knox) zum Beispiel. Dieser gibt sich als besonnener Intellektueller mit gesellschaftlichem Weitblick, als Kunstmäzen und Pädagoge, entpuppt sich gegen Ende jedoch als verantwortungsloser Amoralist. Im Grunde fügt Losey also zwei Filme zu einem zusammen, mit dem Resultat, dass man sich, geplättet und erschüttert nach der zweiten Hälfte, an die erste kaum mehr erinnern kann. Diese wirkt dann fast wie entfernt Vergangenes. "The Damned" ist ferner angefüllt mit politischem und sozialen Subtext und geht damit weit über den üblichen Anspruch des Studios, sorgfältiges Genrekino zu präsentieren, hinaus.
Pflichtveranstaltung!

9/10

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IL MULINO DELLE DONNE PIETRA (Giorgio Ferroni/I, F 1960)


Zitat entfällt.

Il Mulino Delle Donne Pietra (Die Mühle der versteinerten Frauen) ~ I/F 1960
Directed By: Giorgio Ferroni

Irgendwann um die vorletzte Jahrhundertwende kommt der Student Hans von Arnim (Pierre Brice) auf die abgelegene Windmühle des Bildhauers Professor Gregorius Wahl (Herbert Böhme), um eine Abhandlung über dessen Lebenswerk zu schreiben. Professor Wahl unterrichtet zugleich selbst an der Kunstakademie und bewirtschaftet aus Tradition seine alte Mühle, in der er eine makabre Drehbühne voll mit Skulpturen gefolterter und hingerichteter Frauenfiguren vorführt. Als Hans sowohl Professor Wahls Tochter Elfie (Scilla Gabel) als auch den ebenfalls in der Mühle lebenden Dr. Bohlem (Wolfgang Preiss) kennenlernt, überschlagen sich die Ereignisse. Nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht und späteren Aussprache stirbt die an einer seltenen Krankheit leidende Elfie in seinen Armen. Der sich Vorwürfe machende Hans irrt durch die Straßen und weiß später nicht mehr, ob ihm seine Einbildung nur Streiche gespielt hat: Elfie jedenfalls ist mitnichten tot und Professor Wahl und Dr. Bohlem bescheinigen ihm Anflüge von Irrsinn. Doch wer war dann die rothaarige, gefesselte Frau in der Mühle? Und warum ist ein paar Tage später Hansens Verlobte Liselotte (Dany Carrel) spurlos verschwunden?

Ein höchst atmosphärischer Gruselfilm guter alter Schule, noch ganz ohne die späteren typischen Exploitationelemente der Gattung auskommend und sich allein auf seine beklemmenden Bilder und deren Wirkung verlassend. Augenscheinlich manch Unpassendes kommt zusammen in Ferronis Film; die italienisch-französische Produktion, die holländischen Provinzdrehorte, die aus unterschiedlichen Ländern stammende Besetzung. Schließlich gibt es die sich auf sehr geschickte Weise erst nach und nach entblätternde Geschichte, die nach einigen scheinbar unerklärlichen Wendungen ihre Schlüssigkeit demonstriert: Hinter seinen mysteriösen Erlebnissen binnen einer Nacht und eines Tages, die Hans wahlweise als Medikamentenrausch oder als körpereigene Halluzination interpretieren muss, die eine nicht vorhandene Leiche in einer Gruft sowie eine offenbar eingebildete Aussprache beinhalten, verbirgt sich eine ganz nüchterne, vielfach bekannte Auflösung: Professor Wahls Tochter Elfie verfällt immer wieder in todesähnliche Starrzustände und kann nur durch das Blut anderer junger Mädchen wiederbelebt werden. Nach einer solchen Prozedur wächst Wahls Drehkabinett jeweils immer wieder um eine neue Skulptur. Damit entkräftet sich zwar die herrlich mystische Atmosphäre der nebelverhangenen, herbstlichen Grachtenlandschaft etwas und die Geschehnisse erscheinen plötzlich alles andere als verschwurbelt - man erinnere sich nur an den bloß ein Jahr älteren "Les Yeux Sans Visage" - was diesem ausgesprochen schönen Film jedoch keinen Schaden zufügt.
"Il Mulino Delle Donne Pietra" hätte, dessen bin ich mir sicher, auch einen Mario Bava stolz auf sich gemacht.

8/10

Giorgio Ferroni Mad Scientist period piece Niederlande Fin de Siècle Serienmord


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LOS MONSTRUOS DEL TERROR (Tulio Demicheli/E, BRD, I 1970)


Zitat entfällt.

Los Monstruos Del Terror (Dracula jagt Frankenstein) ~ E/BRD/I 1970
Directed By:Tulio Demicheli

Da ihre eigenen Ressourcen erschöpft sind, plant eine Gruppe menschenähnlicher Aliens eine Invasion auf der Erde, mittels eines besonders ausgefuchsten Planes: Der Wissenschaftler Odo Warnoff (Michael Rennie) soll Frankensteins (im Film: Farancksalans) Monster (Ferdinando Murolo), einen Vampirgrafen (Manuel De Blas), den Werwolf Waldemar Daninsky (Paul Naschy) und eine ägyptische Mumie (Gene Reyes) studieren, um dann mit deren Hilfe sämtliche Menschen zu ähnlichen, untoten Monstren zu machen. Der wackere Provinzpolizist Inspektor Tobermann (Craig Hill) versalzt den Außerirdischen jedoch das intrigante Süppchen.

Hübsch zusammengeprötschelter Euro-Trash-Eintopf, der sich wohl in der Tradition der alten Universal-Filme, speziell deren drei, vier Happening-Produktionen aus den Vierzigern sieht, jenen nostalgischen Charme jedoch mit geradezu unheimliche Treffsicherheit verfehlt. "Los Monstruos Del Terror" ist nicht nur der perfekte Film zu Karneval, sondern zudem ein barbrüstig dargebotener Offenbarungseid des monströsen Schwachsinns; dabei durchaus professionell sowie schick hergestellt und mit illustren Namen wie denen von Karin Dor, Paul Naschy und Michael Rennie (in seiner Abschiedsvorstellung) aufwartend. Der Score groovt ordentlich von hinnen, die Laborlämpchen leuchten, die Schlossmauern wackeln. Dazu gibt's eine flotte Synchronregie von Karlheinz Brunnemann.
Für Naschy aka Jacinto Molina Álvarez, den ich trotz angeblicher fünfzehn Jahre Altersunterschied ja schon seit langem für den illegitimen Zwillingsbruder John Belushis halte, war dies der dritte von zu Lebzeiten nicht weniger als zwölf Auftritten als spanischer Werwolf Waldemar Daninsky. Zu Lebzeiten, weil sich wohl niemand ernstlich wunderte, käme Naschy nochmal für einen weitere Lykanthropie-Saga aus seiner Gruft gestiefelt. Am Ende wurde mir jedenfalls mal wieder schmerzlich bewusst, dass ich von seinem monumentalen Werk leider noch viel zu wenig kenne.

6/10

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MISSILE TO THE MOON (Richard E. Cunha/USA 1958)


"Take them to the extermination-chamber!"

Missile To The Moon (Bestie des Grauens) ~ USA 1958
Directed By: Richard E. Cunha

Kurz bevor der Wissenschaftler Dirk Green (Michael Whalen) mit seiner selbstgebauten Rakete Richtung Mond starten will, verirren sich zwei entflohene Häftlinge (Tommy Cook, Gary Clarke) an Bord. Diese kommen dem exzentrischen Green jedoch gerade Recht, denn er braucht noch ein paar helfende Hände für die Bedienung der Maschinen. Zusammen mit den ebenfalls unfreiwillig in der Rakete befindlichen Steve (Richard Travis) und June (Cathy Downs) geht es ab zum Mond. Nach einer Auseinandersetzung während des Fluges segnet Green das Zeitliche und die zum Quartett geschrumpfte Gruppe landet auf dem Erdtrabanten. Dort stößt man auf Steinmonster und ein Amazonenvolk, dessen letzte Sauerstoffreserve bald aufgebraucht sind und das daher eine neue Bleibe sucht. Dummerweise plant die ebenso geile wie machtbesessene Alpha (Nina Bara), die Macht an sich zu reißen und alle Erdenmenschen außer Steve an eine Riesenspinne zu verfüttern...

Neben dem ebenfalls 58 gestarteten "Queen Of Outer Space" die andere große Inspirationsquelle für die wunderbare TV-Hommage "Amazon Women On The Moon" - hier findet man all den in Landis' und Dantes Patchwork-Film liebevoll karikierten Science-Fiction-Blödsinn live und in schwarzweiß. Dabei ist der Film so wunderbar unfreiwillig komisch, dass es eine einzige, vergnügliche Lust ist, ihn sich anzuschauen. Kaum zu fassen, in was für schwachsinnige Stoffe findige Geldgeber in den Fünfzigern und Sechzigern ihre Kohlen investierten, nur um mit den Teenieknutschern im Drive-In-Kino ihren schnellen Dollar zu verdienen. "Missile To The Moon" hat jedenfalls alles, was es braucht: Sorgsam klischierte Charaktere, miesest hingerotzte Spezialeffekte, vier oder fünf sparsam möbilierte set pieces und die wohl dümmste Story, die in einem zeitgenössischen SciFi-Streifen der Kategorie Z anzutreffen ist. Gerade das macht ihn aber nur toll. Wirklich bedauerlich, dass der Hawaiianer Cunha, dessen unbekümmerte, dabei jedoch keineswegs dilettantische Herangehensweise an das Medium ich sehr mag, nur sechs Filme inszenieren konnte.

6/10

Richard E. Cunha Mond Amazonen Trash Monster Independent


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THE LAND UNKNOWN (Virgil W. Vogel/USA 1957)


"Hold onto your parkas!"

The Land Unknown (Der Flug zur Hölle) ~ USA 1957
Directed By: Virgil W. Vogel

Eine Südpol-Expedition endet für den Militärwissenschaftler Hal Roberts (Jock Mahoney), die beiden Piloten Carmen William Reynolds) und Miller (Phil Harvey) sowie die Reporterin Maggie (Shirley Patterson) tief unter der Erde: Hier haben sich Flora und Fauna seit Jahrmillionen nicht verändert und es existieren in tropischer Schwüle noch urzeitliche Pflanzen und Saurier. Ferner stoßen sie auf den unfreiwillig eremitierten Dr. Hunter (Henry Brandon), den die lange Zeit der Abgeschiedenheit sehr absonderlich hat werden lassen.

Immerhin von der Universal produziert, dürfte "The Land Unknown" dennoch eher als Abschreibungsobjekt gegolten haben: Als SciFi-Film wirkt Vogels dritte und letzte Arbeit fürs Kino jedenfalls sehr possierlich und ohne den genreimmanenten Schrecken, den etwa Jack Arnolds unter ähnlichen Produktionsbedingungen entstandene Werke evozieren konnten. Von einigen netten Miniaturtricks abgesehen, sind die F/X eher einfallslos; besonders der Tyrannosaurier sieht mit seiner eher als debiles Grinsen denn als Zähnefletschen identifizierbarer Miene selten dämlich aus. So ist der ganze Spuk auch schon nach kurzen eineinviertel Stunden wieder vorbei und dürfte sich mutmaßlich auch nicht allzu tief ins Gedächtnis des Zuschauers eingraben.

5/10

Virgil W. Vogel Antarktis Expedition Dinosaurier Monster Trash


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SCREAM AND SCREAM AGAIN (Gordon Hessler/UK 1970)


"Fastest transition in the world: from human to corpse."

Scream And Scream Again (Die lebenden Leichen des Dr. Mabuse) ~ UK 1970
Directed By: Gordon Hessler

Während sich im Geheimen eine faschistische Militärorganisation anschickt, demnächst die Herrschaft über Großbritannien zu übernehmen, kreiert der Wissenschaftler Dr. Browning (in der deutschen Fassung Dr. Mabuse, Vincent Price) zusammengestoppelte, bärenstarke Frankenstein-Monster. Der Prototyp (Michael Gothard) dieser Homunculi läuft Amok und saugt seinen aus Discos abgeschleppten, weiblichen Opfern das Blut aus. Superintendent Bellaver (Alfred Marks) und der Pathologe Sorel (Christopher Matthews) haben verständlicherweise alle Mühe, die Zusammenhänge zu entwirren.

Wilder Horror-Sci-Fi-Hybrid aus den späten Swinging Sixties, der sich allerlei Beklopptheiten erlauben kann, ohne sich je eine besondere Blöße zu geben und dem man all seine Dummheiten nur zu gern abkauft. Das Niveau sowie die inhaltliche Struktur der Story bewegen sich in etwa in den Bahnen der vor einigen Dekaden erschienen "Larry Brent"-Groschenromane, falls sich der eine oder andere noch an diese erinnern kann. Vincent Price, der jedem noch so klammen Schmarrn eine Goldkante zu verleihen wusste, ist mal wieder göttlich; derweil es für seine groß angekündigten Grauensgenossen Peter Cushing und Christopher Lee jeweils nur für Cameos reicht. Sonst ist aber alles toll: Die set pieces sind von ausgesuchter britischer Noblesse, die gezeigten Beat-Clubs lassen einen innigst wünschen, dass bald endlich die Zeitmaschine erfunden wird und es tritt eine dufte Glam-Rock-Band namens The Amen Corner auf, die unter anderem den großartigen Titelsong zum Besten gibt. Ganz toll ist auch das Filmplakat, das ich mir gern zum nächsten Geburtstag schenken ließe. Auf welchem Mist der "Dr. Mabuse" aus dem deutschen Titel bzw. der deutschen Synchronfassung gewachsen ist, weiß ich nicht, ist aber auch völlig unerheblich. Hesslers greller Film mundet selbst so noch außerordentlich.

7/10

Gordon Hessler London mad scientist Madness Militär Frankenstein





Filmtagebuch von...

Funxton

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