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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE TRUMAN SHOW (Peter Weir/USA 1998)


"Cue the sun!"

The Truman Show ~ USA 1998
Directed By: Peter Weir

Um das adoptierte Baby Truman Burbank herum wird eine eigens für ihn kreierte TV-Show in einem hermetischem Interieur in Form einer gewaltigen Kuppel konzipiert, die fortan weltweit vierundzwanzig Stunden live zu sehen ist und das gesamte Leben des Protagonisten wiedergibt. Dass Truman, der nichts anderes als die kleine Welt von "Seahaven" kennt, im Laufe der Jahre auch individuelle, nicht steuerbare Wesenszüge entwickelt, versuchen die Macher der Show durch mehr oder weniger unbeholfene Konditionierungspraktiken abzuwenden. Doch erfolglos: Als Truman (Jim Carrey) sein dreißigstes Lebensjahr erreicht hat, wird der Drang, seinem unsichtbaren Käfig zu entfliehen, existenziell.

Eine bei genauerer Betrachtung sehr grimmige, böse TV-Dystopie eröffnen Weir und Scriptautor Andrew Niccol uns mit der Geschichte des Truman Burbank, eine, die bezüglich ihrer durchaus realitätsverhafteten Perfidie all die Live-Menschenjagd-Klassiker von "Das Millionenspiel" über "Le Prix Du Danger" bis hin zu "The Running Man" locker in den Schatten stellt. Der Einfall, eine komplette Existenz zum reinen Zwecke der Einschaltquote in einen totalitären Mini-Kosmos zu packen und dort rundum zu steuern, deren sämtliche Lern- und Sozialisationsprozesse unter einer bonbonfarbenen, pervertierten Werberealität zu fassen und dabei die weitgehend freie Entwicklung eines Menschen rein kommerziellen ["Truman"-Erfinder Christof (Ed Harris) würde natürlich sagen: künstlerischen] Zwecken zu opfern, ist wohl eine der grandiosesten und auch grausamsten Satire-Ideen, die das Kino zum Thema Fernsehen hervorgebracht hat. Für den bis dato stets albernen Jim Carrey bot sich endlich die Gelegenheit, sein sechs Jahre lang kultiviertes (und von mir übrigens leidenschaftlich verachtetes) Image des grimassierenden Vollidioten ad acta zu legen und sich Ernsthafterem zu widmen. Carrey verleiht dem Film eine ganz wesentliche Nuance; die der Märchenhaftigkeit nämlich. Mit einem anderen Hauptdarsteller wäre "The Truman Show" in seiner konsequenten Albtraumhaftigkeit vermutlich kaum zu ertragen. Ähnliches gilt für Weirs hypersensible Inszenierung. Was ein vulgärer Regisseur mit dem Stoff hätte anstellen können, darüber mag man besser gar nicht weiter nachsinnieren.

9/10

Simplicissimus Hollywood Biopic Satire Peter Weir Andrew Niccol Dystopie Fernsehen


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WILD BEASTS - BELVE FEROCI (Franco E. Prosperi/I 1984)


Zitat entfällt.

Wild Beasts - Belve Feroci ~ I 1984
Directed By: Franco E. Prosperi

Eine überhöhte PCP-Dosis im Frankfurter Trinkwasser lässt nicht nur den gutmütigen Blindenhund Barko sowie die Ratten aus der Kanalisation, sondern auch die Tiere im Zoo durchdrehen. Einige von ihnen reißen aus und machen die Frankfurter Innenstadt unsicher und greifen diverse Menschen an, die die Attacken zumeist nicht überleben. Der Veterinär Dr. Berner (John Aldrich), die Journalistin Laura (Lorraine De Selle) und Inspektor Braun (Ugo Bologna) haben alle Hände voll zu tun, nicht nur die Ursachen des wilden Treibens aufzudecken, sondern auch damit, den verängstigten Leuten zu helfen.

Ein mittlerweile praktisch vergessener Tierhorror-Streifen aus der Fertigung des "Mondo"-Wizards Franco E. Prosperi (nicht zu verwechseln übrigens mit dem gleichnamigen Regisseur Franco "Francesco" Prosperi - allerdings ohne "E." in der Mitte - der ebenfalls für manch derben Exploitationkracher steht), der wundersamer Weise zu großen Teilen in Frankfurt a.M. entstand und die nächtliche Stadt zu einem faszinierenden weiteren Hauptdarsteller kürt. Die zum Kampf gegen ihre humanen Gegenüber an- und auftretenden Tiere, darunter diverse Großkatzen, Elefanten, eine Horde Gnus und sogar ein Eisbär, sind durch die Bank echt und rangeln mit ihren Trainern herum. Die hier und da dennoch beachtlichen Gore-Momente beschränken sich daher auch erwartungsgemäß auf die späteren Leichenfunde, respektive entsprechend schön gestaltete Dummys (hübsch: zwei Krankenwagenfahrer laden ein völlig zernagtes Rattenopfer ein und lassen dabei ein verächtliches: "Weg damit!" fahren). Interessant wird es dann vor allem gegen Ende, als der PCP-Effekt plötzlich auch ein paar Kinder irrsinnig werden lässt.
Dass solche Filme mittlerweile in vorzüglicher Qualität und mit schönem Bonusmaterial aufbereitet wieder aus der Versenkung gehievt werden, ist Merkmal einer Entwicklung, die man gar nicht genug lobpreisen kann. In diesem Sinne.

6/10

Frankfurt Zoo Tierhorror Drogen Europloitation Splatter Ratten Nacht Großkatzen Franco E. Prosperi


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DEF-CON 4 (Paul Donovan/CA 1985)


"I'm sorry, Jordan."

Def-Con 4 ~ CA 1985
Directed By: Paul Donovan

Während ihrer Geheimmission auf einem mit Atombomben bestückten Satelliten im Orbit erfahren die drei Astronauten Howe (Tim Choate), Walker (John Walsch) und Jordan (Kate Lynch), dass auf der Erde ein Atomkrieg ausgebrochen ist. Zwei Monate später landen sie mitten in der Ödenei. Walker wird sogleich das Opfer von Kannibalen und Howe versucht, Hilfe zu organisieren. Dabei stößt er zunächst auf den Einzelgänger Vinny (Maury Chaykin) und später auf den wahnsinnigen Offizierssohn Hayes (Kevin King), der sich zum Despoten aufspielt einen kleinen Hofstaat aus Militärs und Gefolgsleuten errichtet hat. Hayes besitzt außerdem die Koordinaten zu einem unverseuchten Fleckchen Erde, das nurmehr über den Seeweg zu erreichen ist und plant, sich abzusetzen. Zuvor jedoch sollen Howe, Jordan und Vinny noch massenwirksam exekutiert werden...

Kanadisches Endzeit-Kleinod aus den Achtzigern, mit billigen Mitteln produziert, dabei jedoch deutlich klüger, eigenwilliger und stilsicherer inszeniert als die meisten zeitgleich erschienenen Gattungsgenossen, die ja in erster Linie als mehr oder weniger deutliche "Mad Max"-Epigonen durchgehen. Bei "Def-Con 4" fühlt man sich jedoch rein atmosphärisch eher an die postapokalyptischen Dystopien der frühen Siebziger erinnert, trotz diverser, nicht zu leugnender Zugeständnisse an den Zeitgeist. Die unangenehme Gefühle und Ängste angesichts des aus der Distanz betrachteten, atomar hervorgerufenen Zivilisationsendes mit all seinen schrecklichen Para- und Post- Erscheinungen schürt Robinsons Film in nicht zu unterschätzender Weise. Freilich muss man einräumen, dass der Film hier und da auch recht zerfahren wirkt - die imdb listet drei beteiligte Regisseure (darunter den in Genrekreisen recht bekannten Tony Randel), was diesen Effekt zumindest etwaig erklären könnte. Andererseits hinterlassen die zuweilen abrupt erscheinenden narrativen Wendungen zugleich den nach meinem Dafürhalten wiederum positiv zu wertenden Eindruck der Eigenwilligkeit.

6/10

Dystopie Kalter Krieg Paul Donovan Apokalypse Atombombe WWIII Kannibalismus


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THE KINDRED (Stephen Carpenter, Jeffrey Obrow/USA 1987)


"He is NOT my brother!"

The Kindred (Anthony) ~ USA 1987
Directed By: Stephen Carpenter/Jeffrey Obrow

Nach einem schweren Autounfall bittet die Genwissenschaftlerin Amanda Hollins (Kim Hunter) ihren ebenfalls forschenden Sohn John (David Allen Brooks), zu ihrem Landhaus hinauszufahren und sämtliche dort auffindbaren Versuchsprotokolle zu vernichten. John habe außerdem noch einen Bruder namens 'Anthony', von der junge Mann jedoch noch nie zuvor gehört hat. Zusammen mit seinem Team sucht er das nur scheinbar verlassene Domizil auf, ohne zu ahnen, was sich im Keller desselben verbirgt...

Kleiner B-Videoschlager aus den Achtzigern, den ich als Piccolo sehr gern mochte und der itzo eine leider unterdurchschnittliche DVD-Umsetzung erfahren musste. Schon allein deshalb büßte "The Kindred" viel von seinem früheren, nostalgischen Charme bei mir ein. Doch auch sonst erweist sich der Abschreibungsstreifen mit dem Abstand der Jahre als ziemlich doof; das Monster und seine kleinen Sprösslinge sind mehr schlecht als recht dem Design von Gigers "Alien"-Kreatur nachempfunden, während die schleimigen Spritz- und Ekeleffekte ihre Ursprünge vermutlich in Cronenbergs "The Fly" hatten. Selbst von einem halbwegs durchdachten Plot kann keine Rede sein, Hand und Fuß bleiben stets außer Sichtweite. man wartet ständig auf den ganz großen Twist, aber es tut sich nichts, selbst auf den obligatorischen creature cliffhanger verzichtete man stoisch. Inmitten all diesen Humbugs wandelt noch ein schwer hypertonischer und mit bescheuertem Toupet ausgestatter Rod Steiger durch die Reihen, dem die abgestandene Phrase "hat auch schon bessere Tage gesehen" angesichts seiner unfasslich miesen Darbietung wie ein ausgewachsenes Kompliment erscheinen sollte. Ziemlicher Rübeneintopf, das.

3/10

Independent Trash Hybrid Monster Jeffrey Obrow Stephen Carpenter


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SOURCE CODE (Duncan Jones/USA, F 2011)


"It's the same train, but it's different."

Source Code ~ USA/F 2011
Directed By: Duncan Jones

Der bei einem Einsatz schwerverletzte Offzier Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) hat den sozusagen 'postaktiven' Auftrag, mittels eines 'Source Code' genannten, achtminütigen Zeitfensters in den Geist eines Explosionsopfers zu schlüpfen, um so den Verursacher der betreffenden Katastrophe zu ermitteln und außerdem einen weiteren, noch viel verheerenderen Anschlag zu verhindern. Jene "Reise" muss er allerdings diverse Male unternehmen, da die Puzzleteile sich nur langsam zusammensetzen und Stevens parallel zu seinem Auftrag auch etwas über seinen persönlichen Verbleib in Erfahrung zu bringen sucht, über den man ihm nichts sagen möchte...

Spannender Zweitfilm von Bowie-Filius Duncan Jones, mit einem weitaus großzügigeren Budget ausgestattet, deshalb jedoch nicht etwa ökonomischer Korruption anheim gefallen oder gar minder gelungen. Jones hat sich vom Ruf des Mainstreamkinos fürs Erste nicht vereinnahmen lassen und verfolgt weiter seine Linie des an Dick orientierten Identitätskrisen-ScFi-Films, dessen vollständiges Bild sich erst nach und nach erschließt und das bei kurzer Erzählzeit einen durchaus anregenden Effekt zu hinterlassen vermag. Dabei überzeugt vorrangig seine strenge formale Komposition, die sich etwa durch den sehr überschaubaren Gebrauch an Handlungsorten und eine entsprechend konzentrierte Raumgestaltung auszeichnet.
Aus älteren Genrefilmen bekannte motivische Versatzstücke kommen dabei zu repetitivem Einsatz; an die Komödie "Groundhog Day" fühlt man sich am Häufigsten erinnert und tatsächlich obliegt beiden Filmen der identische, philopsophische Grundgedanke. Dann fallen einem zwangsläufig noch "Strange Days", "Minority Report" und "Deja Vu" ein und sogar eine Prise "RoboCop" macht sich gegen Ende bemerkbar. Große Vorbilder also, geschickt rekonstruiert und zusammengefügt. Einen Originalitätspreis würde ich "Source Code" folglich vielleicht nicht unbedingt verleihen wollen, aber dass er dereinst als beseeltes Frühwerk eines talentierten Regisseurs Bestand haben wird, daran habe ich ebensowenig Zweifel.

8/10

Identitätskrise Duncan Jones Parallelrealität Chicago Zug Militär Terrorismus Atombombe Zeitschleife


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ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND (Michel Gondry/USA 2004)


"Constantly talking isn't necessarily communicating."

Eternal Sunshine Of The Spotless Mind (Vergiss mein nicht!) ~ USA 2004
Directed By: Michel Gondry

Aus verschmähender Rache an seiner Ex-Freundin Clementine (Kate Winslet), die zuvor denselben Schritt unternommen hat, wendet sich der Angestellte Joel Barish (Jim Carrey) an die Firma 'Lacuna Inc.', die damit wirbt, ihren Kunden Gedanken an unliebsame Personen oder Ereignisse vollständig aus dem Gedächtnis zu löschen und somit ein unkomlizierteres Leben zu ermöglichen. In einer wie üblich nächtlichen Aktion nehmen sich zwei Mitarbeiter (Mark Ruffalo, Tobey Maguire) also das Hirn des schlafenden Joel vor, dessen Unterbewusstsein sich jedoch stark zu wehren beginnt gegen die bevorstehende Zwangs-Amnesie. Schließlich müssen sowohl Joel als auch Clementine lernen, dass Gehirne sich vielleicht austricksen lassen, Herz und Schicksal jedoch (noch) nicht.

Ein - darf man's überhaupt so formulieren ohne rot zu werden? - typischer Kaufman, der sich diesmal der Mental-Science-Fiction eines Phillip K. Dick befleißigt, um sein wiederum metaleptisches Storykonstrukt zu installieren und damit einmal mehr bahnbrechendes Erzählkino zu liefern. "Eternal Sunshine" beginnt mit einer Vorausblende, die bereits vorwegnimmt, dass am Ende eine glückliche conclusio wartet, nachdem zuvor die tragikomische Leidensgeschichte eines hirninternen Beziehungs-Aborts vorgenommen werden muss. So steht denn auch die Flucht Joels durch die Windungen seines Geistes und seiner Erinnerungen im dramaturgischen Vordergrund; er versucht, Clementine überall dort zu verstecken, wo die Gedächtnisklempner von Lacuna nicht hinfinden, doch ist die organische Topographie eines Hirns leider wesentlich überschaubarer als die grenzenlose Imaginationsbefähigung des menschlichen Geistes. Am Ende wird zwar Joels Kopf ein Schnippchen geschlagen, nicht jedoch der längst existenten Seelenverwandtschaft zwischen ihm und seiner Clementine, die trotz entlarvend-gehässiger Audio-Cassetten (!) mit gegenseitigen Hasstiraden startklar sind für einen Neuanfang wider (?) aller Vernunft.
Ich mag die beiden Zusammenarbeiten von Gondry und Kaufman nicht so sehr wie die von Jonze und Kaufman, da letztere mir nicht nur wagemutiger erscheinen, sondern sie mich auch an intellektuell und emotionalio deutlich erregbareren Punkten zu treffen vermögen. Dennoch hat "Eternal Sunshine" natürlich seine spezielle Poesie, seinen speziellen Reiz und lohnt nicht zuletzt deshalb, weil er Carrey und Winslet einmal recht weit außerhalb ihrer üblichen Bahnen präsentiert.

8/10

Michel Gondry Amnesie New York Charlie Kaufman


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X2 (Bryan Singer/USA, CA 2003)


"Have you ever tried... not being a mutant?"

X2 ~ USA/CA 2003
Directed By: Bryan Singer

Der Militärwissenschaftler und Mutantenhasser Stryker (Brian Cox), der Wolverine (Hugh Jackman) einst in einem furchtbaren Experiment sein Adamantium-Skelett verabreicht hat, fädelt eine großkalibrige Verschwörung ein, an deren Ende die Verunglimpfung und der Tod aller Mutanten der Erde stehen sollen. Dazu baut er Professor Xaviers (Patrick Stewart) Psychocomputer 'Cerebro' nach und kidnappt den Kopf der X-Men für seine Zwecke. Um Strykers irrsinige Pläne zu durchkreuzen und den Professor zu befreien, gehen Logan (Hugh Jackman), Jean Grey (Famke Janssen) und die anderen sogar eine kurzfristige Allianz mit Magneto (Ian McKellen) und Mystique (Rebecca Romijn-Stamos) ein, die ersterer jedoch für seine sinistren Zwecke auszunutzen weiß.

Die Figuren und ihre alternierende Realität etabliert, die Storyprämisse gesetzt - beste Voraussetzungen für ein Sequel, das das Original an Tempo und Gewandtheit sogar in den Schatten stellt. "X2" ist eine der bislang erfreulichsten Comic-Adaptionen, da sie den überaus gewinnbringenden Vorteil des Sequels genießt, sich nicht erst mit langwierigen Origins herumschlagen und dadurch Dramaturgie und Narration blocken zu müssen. Im Gegenteil zieht Singers Film aus ebendieser Prämisse seinen größte Rendite, kann daher gleich zu Beginn in die Vollen gehen und sein dichtes, verzweigtes Storygeflecht so konzentriert wie ökonomisch abwickeln. Es werden weitere beliebte Charaktere aus den Comics etabliert, wie der deutsche Teleporter Kurt Wagner (Alan Cumming) alias Nightcrawler, oder der leider nur in einem Kurzauftritt zu sehende Peter Rasputin (Daniel Cudman) alias Colossus, der seine Haut bei Bedarf in Stahl verwandeln kann. Bobby Drake (Shawn Ashmore) alias Iceman, der im Comic ohnehin zur ersten Originalbesetzung der X-Men zählt, kommt zu einer deutlich umfassenderen appearance und Wolverine darf endlich seinen von den Fans so geschätzten Killerinstinkt ausleben und feindliche Agenten mithilfe seiner imposanten Krallen gleich en gros zerschnetzeln, freilich in den Bahnen jugendverträglicher Ästhetik. Eine durchweg hervorragende Leinwand-Fortschreibung des X-Franchise gibt es somit zu genießen, lose basierend auf einer seiner besten Comic-Storys, nämlich der klassischen Graphic Novel "God Loves, Man Kills" von Chris Claremont.

9/10

Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden Sequel Verschwörung Comic


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X-MEN (Bryan Singer/USA 2000)


"Welcome to Mutant High!"

X-Men ~ USA 2000
Directed By: Bryan Singer

Die beiden in Kanada umherstreifenden Mutanten Logan (Hugh Jackman) alias Wolverine und Marie (Anna Paquin) alias Rogue geraten an den mächtigen Telepathen Professor Xavier (Patrick Stewart) und dessen Schule für Mutantenkinder. Dem Professor gelingt es mithilfe seiner Leute nur knapp, Rogue vor dem Zugriff seines Erzfeindes Magneto (Ian McKellen) zu schützen, der die Kräfte des Mädchens für einen gewaltigen Coup gegen die politischen Führungspersönlichkeiten der Welt benötigt. Magneto plant, ebenjene im Zuge einer Versammlung selbst in Mutanten zu verwandeln, um die zunehmend brisante Debatte um die globale Meldepflicht für Mutanten im Keim zu ersticken.

Das Prequel "X-Men: First Class" war eine gute und vor allem appetitanregende Gelegenheit, die alte "X-Trilogie" zum wiederholten Male zu besehen. Dieser erste, invasive Film sorgte vor gut zehn Jahren für eine mittlere Sensation, immerhin markierte er mit Ausnahme von "Blade" den ersten großbudgetierten und vor allem ausnehmend gelungenen Versuch, die Adaption eines Marvel Comics für die Kinoleinwände flott zu machen. Zuvor hatte es lediglich diverse TV-Formate und B-Pictures wie Goldblatts erste "Punisher"-Verfilmung oder Pyuns "Captain America" gegeben, die wahlweise für beinharte Fans oder "Kenntnislose" entstanden waren und denen zu Recht kein kommerzielles Potenzial zugetraut worden war. Nun jedoch nicht nur ein elaborierter, beseelter Probelauf mit hinreichend eigenem Verstand, sondern zudem das erste Mal, dass gleich ein ganzes Heldenteam im Kino aufkreuzte. Umso erfreulicher, wie die der Vorlage eigene, stets an den McCarthyismus angelehnte, öffentliche Ablehnung der Mutanten auch ihren Weg in das Filmscript fand und wie aus dem zu dieser Zeit bereits an reichhaltiger Komplexität kaum mehr überschaubaren X-Universum eine sinnige und vor allem sich selbst hinreichend ernst nehmende Essenz destilliert werden konnte.
Da Qualität sich glücklicherweise doch noch manchmal auszahlt, dauerte es nur noch gute zweieinhalb bis drei Jahre, bis die erste große Welle von Marvel-Filmen ihre Kino-Invasion antreten und praktisch über Nacht ein neues Subgenre begründen konnte: Das des Superhelden-Films.

8/10

Bryan Singer X-Men Mutanten Marvel Superhelden WWII Holocaust Comic


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X-MEN: FIRST CLASS (Matthew Vaughn/USA 2011)


"They're just kids..."

X-Men: First Class (X-Men: Erste Entscheidung) ~ USA 2011
Directed By: Matthew Vaughn

1962 lernen sich die beiden Mutanten kennen, die später zu den Mächtigsten ihrer Art und zu erbitterten Widersachern werden sollen: Charles Xavier (James McAvoy) alias Professor X und Erik Lehnsherr (Michael Fassbender) alias Magneto. Mithilfe der engagierten Regierungsagentin Moira MacTaggert (Rose Byrne), die eine Verschwörung böser Mutanten unter dem skrupellosen Sebastian Shaw (Kevin Bacon) ausgemacht hat, gründen die beiden Freunde die "School for Gifted Youngsters", aus der die berühmten X-Men hervorgehen. Gemeinsam bekämpft man Shaw und seine Mitstreiter, wobei Magneto noch eine höchst persönliche Rechnung mit dem früheren Faschisten Shaw offen hat und seinem Fanatismus alsbald freien Lauf lässt...

Abgesehen von einigen inhaltlichen Ungereimtheiten und Unpässlichkeiten, die in den X-Filmen jedoch spätestens seit "Wolverine" zur Grundausstattung zählen, ist Vaughn ein sehr gelungenes Prequel geglückt, an dem im Großen und Ganzen das Meiste stimmt und stimmig ist. Die Idee, eine in die frühen Sechziger verlegte Vorgeschichte zu erstellen (basierend auf den Miniserien "Children Of The Atom" von Joe Casey bzw. "First Class" von Jeff Parker), erweist sich als Glücksfall für die Kreation einer für das Superhelden-Genre ungewohnten Atmosphäre, die zwar die klugen Subtexte und ästhetischen Vorgaben der ursprünglichen Trilogie wieder aufgreift, ansonsten jedoch ihr ganz eigenes Süppchen kocht, und das wahrhaft nicht schlecht. Mit MacAvoy und Fassbender hat man optimale Jung-Pendants für die beiden englischen Gentlemen Patrick Stewart und Ian McKellen ausfindig machen können, wobei ich bereits gespannt bin, wie MacAvoys bereits mehrfach angedeuteter Haupthaarverlust den Jungakteur künftig zieren wird. Ohne In-Jokes geht es nicht und so gibt es derer mehr als genug. Schade bloß, dass, besonders angesichts des "Cold War"-Plots nicht mal Samuel L. Jackson als Nick Fury vorbeigeschaut hat, aber ein solcher Gag hätte sich wohl studiointern zu kompliziert, zu teuer und vielleicht auch zu verwirrend gestaltet.
Wie dem auch sei, ich bin auch so rundum zufrieden mit dem Film.

8/10

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EARTH VS. THE FLYING SAUCERS (Fred F. Sears/USA 1956)


"Unidentified Flying Object reported flying due West, sir. Probably a buzzard."

Earth Vs. The Flying Saucers (Fliegende Untertassen greifen an) ~ USA 1956
Directed By: Fred F. Sears

Ohne es zu bemerken, erhält der frisch vermählte Dr. Russell Marvin (Hugh Marlowe) eine von einem Ufo abgestrahlte Botschaft. Dahinter stecken Aliens aus einem fremden Sonnensystem, die sich auf der Erde niederlassen wollen und im Gegensatz zu anderen Artgenossen scheinbar zu vertrauensselig sind, um einen Blitzkrieg mit uns Terranern vom Zaun zu brechen. Tatsächlich fordern sie Verhandlungen nach einer ausgedehnten Bedenkfrist, die Dr. Marvin, nachdem er die zerstörerische Kraft ihrer Raumschiffe erlebt hat, wohlweislich nutzt, um eine wirksame Schallwellenwaffe gegen die Außerirdischen zu entwickeln.

"Earth Vs. The Flying Saucers" gilt als der letzte der maßgeblichen Invasions- und Alienfilme der fünfziger Jahre, was nicht weiter verwunderlich scheint angesichts der zunehmenden Ausreizung des Themas. Erstmals scheinen ferner die (von Ray Harryhausen wie gewohnt überaus sorgfältig gefertigten) Effekte im Vordergrund zu stehen und weniger das blanke Entsetzen, das die außerirdischen Antagonisten üblicherweise evozieren. Tatsächlich wackeln die Aliens, so sie ihre Schiffe mal verlassen, permanent in irgendwelchen albernen Raumanzügen durch die Gegend, die etwas über ihre evolutionär verkümmerten Sinnesorgane verraten und sie gleich viel weniger fürchterlich erscheinen lassen. Kein Vergleich zu den Hardlinern vom Mars in "The War Of The Worlds", die ohne zu fragen alles kurz und klein ballern und jedwede Verhandlung von vornherein ablehnen. Selbst die glubschäugigen Wabbelmonster aus "It Came From Outer Space" ließen noch einiges mehr an Respekt aufflammen. Tatsächlich erweisen sich die hier angreifenden Extraterrestrier darüber hinaus noch als ungemein schlechte Strategen, die am Ende zwar noch flugs einige schöne Washingtoner Denkmäler demolieren, ansonsten jedoch eher wenig Eindruck hinterlassen. Eine eher possierliche Mini-Invasion.

6/10

Fred F. Sears Ray Harryhausen Aliens Invasion Washington D.C.





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