Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

IT CAME FROM OUTER SPACE (Jack Arnold/USA 1953)


"They'll be back."

It Came From Outer Space (Gefahr aus dem Weltall) ~ USA 1953
Directed By: Jack Arnold

In der Nähe des Wüstenstädtchens Sand Rock geht ein außerirdisches Raumschiff nieder und wird kurz darauf durch einen Erdrutsch verschüttet. Während der Hobby-Astronom und Schriftsteller John Putnam (Richard Carlson) ganz genau um die Existenz des Ufos weiß (er hat es noch rechtzeitig sehen können), glaubt ihm sonst nur noch seine Freundin Ellen (Barbara Rush); der Rest der Einwohner von Sand Rock, allen voran der bodenständige Sheriff (Charles Drake), hält seine Berichte für Phantastereien. Als die Piloten des Raumschiffs sich zu zeigen beginnen und mittels formwandlerischer Kräfte die Gestalt von Menschen annehmen, fühlt Putnam sich bedroht - nicht ganz zu Recht, denn die Außerirdischen wollen eigentlich bloß ihr Schiff wieder flott machen.

Wer sind hier eigentlich die Bösen? Dieser Frage ging das "It Came From Outer Space" zugrunde liegende Treatment von Ray Bradbury nach, das der suggestionsempfänglichen Bürgerschaft der USA einen recht unangenehmen Spiegel vorhielt: Weil die lediglich aus Versehen gecrashten Aliens nicht unseren ästhetischen Maßstäben genügen und außerdem aus dem Weltraum kommen, wollen der ganz offensichtlich halbgescheite Sheriff und die übrigen Landeier sie prompt über den Haufen schießen. Gut - die Strategie der Außerirdischen, einige Einwohner von Sand Rock als Geiseln zu nehmen, um für die Zeit ihres Aufenthalts in Ruhe gelassen zu werden, mag vielleicht nicht eben die cleverste sein - dass der schießwütige Polizist und seine Vasallen durch ihre maßlose Aggression jedoch eine Invasion durch die offenbar technisch viel höher entwickelten Aliens provozieren könnten, leuchtet niemandem ein. Außer dem als Bildungsbürger (und damit Sonderling) exponierten John Putnam natürlich, der am Ende noch so gerade eben die Kastanien aus dem Feuer holen kann.
"It Came From Outer Space", der sogar noch kurz vor dem ungleich aufwändigeren "The War Of The Worlds" die Leinwände enterte, bildete Jack Arnolds ersten Ausflug ins Areal des Phantastischen, dem die Universal ja noch einige bekannte Arbeiten folgen ließ. Dabei vermochte Arnold es stets, für die meisten seiner Kreaturen, Monstren und mad scientists zumindest teilweise Verständnis und Mitgefühl zu evozieren - eine Qualität, die er vielen Kollegen voraushatte. Das vorliegende Beispiel ist dafür, speziell inmitten all der zeitgenössischen, unumwunden bösen Invasoren, als ganz besonders vordringlich zu werten.

8/10

Jack Arnold Aliens Ray Bradbury Kalifornien


Foto

THE WAR OF THE WORLDS (Byron Haskin/USA 1953)


"They seem to murder everything that moves!"

The War Of The Worlds (Kampf der Welten) ~ USA 1953
Directed By: Byron Haskin

Außerirdische vom Mars starten aus Gründen des Ressourcenschwunds eine Invasion auf der Erde. Mit zahllosen, mit tödlichen Strahlern ausgestatteten Raumjägern greifen sie praktisch sämtliche strategisch wichtigen Punkte der Erde an und machen diverse Metropolen und Stäte dem Erdboden gleich. Sämtliche der gegen sie eingesetzten Waffen, darunter selbst Atombomben, erweisen sich als wirkungslos; erst eine Epidemie rafft die Invasoren dahin.

Nach Orson Welles' berühmtem Radio-Hörspiel, das bei seiner Ausstrahlung anno 1938 - so zumindest will es die Legende - Massenpaniken verursachte, weil die Hörer es für authentisch hielten, bildete Haskins Filmversion die nächste nennenswerte Adaption von H.G. Wells' berühmter Invasionsstory. "The War Of The Worlds" bietet denn auch die volle Breitseite dessen, was im Nachhinein als 'Paranoiakino' in der Geschichte des Sci-Fi-Films einen festen Platz bekleiden sollte: Symbolisch formulierte Ängste vor einer kommunistischen Machtübernahme, die Furcht vor dem Totalitarismus, der, so die landläufigen Vorstellungen im Westen, sämtliche roten Systeme unbarmherzig beherrscht. Wahlweise bekam man es in den phantastischen Filmen, die jene Panikhaltung verbildlichten, mit sämtlichen mehr oder weniger perfiden Methoden des offenen Angriffs und/oder Unterwanderung zu tun: Schläferangriffe ("The Thing"), Assimilation und Gleichmacherei ("Invasion Of The Body Snatchers") oder erbarmungslose Frontalattacke ("The War Of The Worlds") - den Menschen musste gegen Ende der fünfziger Jahre zwangsläufig eines sonnenklar geworden sein: Sollte es irgendwo da draußen intelligentes Leben geben, dann ganz gewiss keinen Klaatu, der mit freundlichem Human-Antlitz vor der Massenvernichtung warnt. Nein, vielarmige Zyklopen, Krakenwesen, riesige Augen, Sporen oder gar körperlose Wesen warteten nur darauf, uns, jener roten Seuche gleich, einzugemeinden oder gleich ganz auszulöschen. In Haskins Film geschieht dies in prächtigem Technicolor und mit einer zwingenden Effektivität. Noch fast sechzig Jahre später beeindruckenden die Einstellungen der zerstörten Stadtkulisse von Los Angeles, wobei der Film eines ganz besonders richtig macht: Am Nachhaltigsten fräsen sich die Bilder der bevölkerungsinternen Rücksichtslosigkeit in den Rezipientenkopf; kurz vor dem Ende denkt jeder mal wieder nur noch an sich selbst, es wird geplündert und geprügelt, was das Zeug hält. So bleibt schließlich jener unbequeme Fingerzeig bestehen, nach dessen Positionierung fraglich ist, ob solch eine Menschheit überhaupt noch eine Chance verdient...

8/10

Mars Los Angeles Kalifornien Aliens Invasion H.G. Wells George Pal Byron Haskin Atombombe Apokalypse


Foto

THE DAY THE EARTH STOOD STILL (Robert Wise/USA 1951)


"The decision rests with you."

The Day The Earth Stood Still (Der Tag, an dem die Erde stillstand) ~ USA 1951
Directed By: Robert Wise

Der Außerirdische Klaatu (Michael Rennie) kommt in bedrohlicher Mission zur Erde. Seine Aufgabe besteht darin, den führenden Menschheitsköpfen ein Ultimatium zu stellen: Sollten die Erdenbewohner sich nicht entschließen, künftig in Frieden zu leben oder es gar wagen, ihre kriegerischen Aggressiuonen auf den interstellaren Bereich auszuweiten, so müsse die Erde mit der Zerstörung rechnen. Bevor Klaatu seine Botschaft mitteilen kann, wird er von den tumben Militärs in Washington D.C. verfolgt, gehetzt und in blinder Furcht fast getötet.

Gleich zu Beginn der später von Paranoia und Hetzparolen gezeichneten Sci-Fi-Welle der fünfziger Jahre stand deren wahrscheinlich besonnenster und klügster Beitrag: Die Aliens sind hier keine wild zusammenphantasierten Tentakelwesen mit einem Auge und Fletschzähnen (dazu gibt es sogar ein, zwei durchaus komische Gags während des Films), sondern von uns nicht zu unterscheidende Humanoide. Sie haben sich eine Art Polizeistaat geschaffen, der jedwede kriegerische Aggression bereits im Keim erstickt - wie Klaatu einräumt, nicht die beste denkbare Lösung, aber doch eine höchst wirkungsvolle. Und ein höchst reizvolles Gedankenspiel noch dazu: Ist der einzige Weg, den Krieg abzuschaffen, der, jedweden Aggressor sofort und öhne zu zögern aus der Welt zu tilgen? Und ließe sich diese "Methode" überhaupt bis zur letzten Konsequenz durchspielen? Wie dem auch sei, die naiven Antworten, die "The Day The Earth Stood Still" bereithält, sind von einer unbestreitbaren, manchmal gar bestechenden, wenn auch infantilen Logik. In jedem Fall verrät der Film viel über die Sensationsgier und die pardoxe Art der Menschen, mit Urängsten umzugehen bzw. ihnen stattzugeben. Im Vergleich zu den deutlich fortgeschritteneren Außenweltlern sehen wir da verdammt blass aus mit unserer weitaus niedrigeren Lebenserwartung und unseren zuweilen impulsiv gefällten Entscheidungen. Zumindest haben wir dafür aber auch guten, schmutzigen Spaß...

9/10

Robert Wise Aliens Roboter Washington D.C. Kalter Krieg


Foto

STAKE LAND (Jim Mickle/USA 2010)


"I hate those damn vampires!"

Stake Land (Vampire Nation) ~ USA 2010
Directed By: Jim Mickle

Irgendwann in naher Zukunft wird die Welt von einer Vampirseuche überrannt. Jeder, der gebissen oder gar ausgesaugt wird, verwandelt sich selbst in eines der untoten Monster, die bis auf ihre Fähigkeiten jedoch als tumbe, der Sprache nicht mehr mächtige Bestien durchs Land vegitieren, die mit dem klassisch-literarischen Vampir nichts mehr gemein haben. Zugleich macht eine wachsende Gruppe kannibalischer Sektierer, die sich "Bruderschaft" nennt und über zahlreiche technologische Ressourcen verfügt, das Land unsicher. In dieser apokalyptischen Welt begegnet der junge, verwaiste Martin (Connor Paolo) dem abgeklärten Mister (Nick Damici). Zusammen begeben sich die Beiden, jeweils in wechselnder Begleitung Mitpilgernder, nach Norden, in Richtung kanadischer Grenze. Dort gibt es eine angeblich sichere Enklave namens 'New Eden'.

Vielleicht der Film, der "Zombieland" hätte sein können und für mich persönlich damit zugleich eine Art Reparationsleistung für selbigen. Ganz ohne den verfehlten Flachhumor, aus dem Fleischers enervierender Film sein gesamtes Wesen bezieht, erzählen Jim Mickle und Nick Damici eine leise, poetische Endzeitgeschichte, die sich ganz bewusst kaum von den vielen ähnlich gearteten Filmen speziell der jüngeren Welle dieser Gattung abhebt, sondern einfach nur ihr betont uninnovatives Ding durchzieht. "Stake Land" benötigt weder eine rasante Montage noch einen aufdringlichen Score; mit in unseren hektischen Genretagen beneidenswerter Ruhe erzählt er seine Geschichte von Verlust und Wiederfinden vor der Kulisse des systemischen Zusammenbruchs und entwickelt seine Charaktere fast unmerklich im Hintergrund. Damit ähnelt er mehr einem Film wie "Into The Wild" als thematisch Anverwandtem wie "Daybreakers". Immer wieder durchziehen ausgesucht schöne Naturpanoramen als formaleklektische Aufhänger die Szenerie und holen das Publikum sozusagen wieder zurück auf den Boden des Irdischen. Es scheint fast, als setze sich in diesem Falle die Natur selbst gegen den "Virus Mensch" zur Wehr.

8/10

Jim Mickle Vampire Sekte Apokalypse Dystopie Road Movie Coming of Age Virus


Foto

EARTH VS. THE SPIDER (Bert I. Gordon/USA 1958)


"Uh, I don't see any spider."

Earth Vs. The Spider (Die Rache der schwarzen Spinne) ~ USA 1958
Directed By: Bert I. Gordon

Auf der Suche nach Carols (June Kenney) verschwundenem Vater (Merritt Stone) entdecken sie und ihr Freund Mike (Eugene Persson) eine gigantische Spinne in einem noch gigantischeren Höhlensystem. Per DDT kann das Tier vermeintlich erlegt werden - tatsächlich fällt es jedoch lediglich in ein Koma, das ebenso abrupt wieder durch die Probe der örtlichen Schüler-Rock'n-Roll-Band beendet wird. Die Spinne läuft Amok und kehrt schließlich zurück in ihren Bau, wo sie abermals - diesmal per Stromschlag und wohl endgültig - ausgeschaltet werden kann.

Neben "Tarantula" der zweite populäre Monsterspinnenfilm der Fünfziger, leider in nicht ganz so prächtiger Ausfertigung wie Jack Arnolds Film und eher beseelt vom Geiste der preisgünstigen Schnellschüsse jener Tage. Tatsächlich finden sich neben der bisweilen schlampigen Effektarbeit inhaltliche Stupiditäten en masse in Gordons billigem Bauchklatscher (mein Favorit: das verhungerte Skelett in der Spinnenhöhle, das zu Lebzeiten noch kurz das Datum seines Verschwindens in den Stein über ihm gemalt hat) und so ist er denn auch weniger interessant bezüglich einer etwaigen genrehistorischen Betrachtung denn als das, was er unleugbar ist: Ein ebenso trashiger wie charmanter Schnellschuss, gemacht für knutschende und kreischende Popcornfresser im Autokino, nunmehr stark angestaubt aber gerade deshalb so liebenswert.

5/10

Bert I. Gordon Monster Spinne Teenager Tierhorror


Foto

LA BESTIA NELLO SPAZIO (Alfonso Brescia/I 1980)


Zitat entfällt.

La Bestia Nello Spazio (Die Bestie aus dem Weltraum) ~ I 1980
Directed By: Alfonso Brescia

Weltraumschiffcaptain Madison (Vassili Karis) muss mit seiner Crew zum fernen Planeten Lorigon aufbrechen, um die dort befindlichen Bestände des wertvollen Metalls Autalium zu bergen. Auf Lorigon angekommen machen Madison und seine Leute Bekanntschaft mit einem durchgedrehten Riesenroboter und dem notgeilen Satyr Onaf (Claudio Undari), der alle in einen nymphomanischen Rauschzustand versetzt. Nur der aufgeweckte Schmuggler Juan (Valentino Venantini) kann sie noch retten...

Gee, welch eine lustige Möhre aus italienischer Manufaktur! Die flotte, an den korrekten Stellen wohlbestückte Sirpa Lane, die schon in Borowcyks "La Bête" wollüstige Bekanntschaft mit einem superpotenten Pimmelmonster machen musste, bekommt es hier mal wieder gehörigst verpasst, diesmal von einem standfesten Satyr (oder wahlweise Faun; erstere Bezeichnung gefällt mir besser), also einem torsal humanen Stelzbock mit zwei Rossbeinen und Pferdegemächt. Damit ist eigentlich auch schon das Wesentliche zu "La Bestia Nello Spazio" notiert, es sei denn, den bemitleidenswerten Unbedarften interessieren noch die aller Müllhaldenfantasie spottenden Tricks und Kostüme, das mal wieder grandios unterbelichtete Weltraum-Zukunftstechnik-Vokabular, der Spielzeugroboter des Bösen oder die Armee schwuler, golden-blecherner Androiden-Heinos, die am Schluss plattgemacht werden muss, um sicheres Geleit zurück zur Erde zu bekommen. So, nun ist mein Bericht aber doch noch wahrlich erschöpfend ausgefallen.
Ich empfehle zur besseren Einstimmung auf dieses Schlock-Spektakel nebenbei den Vorab- oder begleitenden Konsum von mindestens zwei Gramm Northern Lights, einer überaus bekömmlichen Sorte Cannabis. Ich selbst kiffe ja schon seit vielen Jahren nicht mehr, was ich angesichts der Erlebnisse solch sagenhafter Quarkfilme doch hin und wieder bedauere. Der Grasgenuss dürfte in diesem Falle nämlich von besonders euphorisierender Wirkung sein!

2/10

Alfonso Brescia Roboter Weltraum Zukunft Orgie Aliens Trash Europloitation


Foto

DINOSAURUS! (Irvin S. Yeaworth Jr./USA 1960)


"Come on, caveman!"

Dinosaurus! (Mördersaurier) ~ USA 1960
Directed By: Irvin S. Yeaworth Jr.

Der Ingenieur Bart Thompson (Ward Ramsey) soll auf einer kleinen Karibikinsel (nicht auf einer Pazifikinsel, wie in mancher Synopse fälschlicherweise behauptet wird) einen Hafen bauen, um das Eiland für den Tourismus attraktiver zu machen. Bei Sprengarbeiten vor der Küste entdeckt man dann zwei Dinosaurier, einen harmlosen Brontosaurier und einen umso gefährlicheren Tyrannosaurus Rex, sowie einen Höhlenmenschen (Gregg Martell), die dort aus unerklärlichen Ursachen Jahrmillionen überwintert haben. Die scheinbar toten Tiere werden an Land gehievt und bald darauf von einem Blitzschlag reanimiert, derweil der Troglodyt von ganz allein wieder erwacht. Nun laufen alle drei Amok und gefährden das Wohl der friedliebenden Inselbewohner.

"Dinosaurus!" beendete die inoffizielle, schöne kleine Sci-Fi-Trilogie, die Yeaworth Jr. für den Produzenten Jack H. Harris gemacht hatte. Nach "The Blob" und "4D Man" kam dieser eher für ein kindliches Publikum gemachte Abenteuerfilm, der mit einer gerüttelten Portion naiven Witzes ebensowenig geizt wie mit eher hausbackenen Effekten und allerlei schmarrenhaften inhaltlichen Idiotien, die das Nachgrübeln ganz bestimmt nicht lohnen. Tatsächlich ist die Haupt-Identifikationsfigur nicht nur ein kleiner Junge (Alan Roberts), der sich naturgemäß besser mit den Sauriern auskennt als die anwesenden Erwachsenen, das mit allen Wassern gewaschene Kerlchen bringt dem Höhlenmenschen auch noch - mehr weniger erfolgreich - bei, seinen Kuchen mit der Gabel zu essen und reitet, da schlägt's dann doch mal kurz 13, auf dem Rücken des Brontosauriers durch die Inselwälder. Die besten Szenen des Films gehören Gregg Martell, der als Neanderthaler den vollen Durchblick hat, in was auf einer Gaudi er da antreten muss und einen vorzüglichen Sinn für Humor beweist. Jene Sequenz, in der er durch Tante Erna ihr klein Häusken schleicht und alles, was ihm ungeheuerlich erscheint, mit der Feueraxt bearbeitet, sichert "Dinosaurus!" jedenfalls seinen garantierten Status als inoffizieller Klassiker der Klammer-, äh, Kammerkomödie!
Wat heb wi' lacht!

6/10

Irvin S. Yeaworth Jr. Dinosaurier Monster Höhlenmensch Trash Karibik Insel


Foto

THE PHILADELPHIA EXPERIMENT (Stewart Raffill/USA 1984)


"What the hell are you dressed like that for?"

The Philadelphia Experiment ~ USA 1984
Directed By: Stewart Raffill

Im Jahre 1943 wird der Navy-Kreuzer "USS Eldridge" für eine Experiment zur Radarunterwanderung benutzt. Das Schiff stürzt jedoch in ein Zeitloch, das ins Jahr 1984 führt. Hier landen die beiden Infanteristen David Herdeg (Michael Paré) und Jim Parker (Bobby Di Cicco), die nicht schlecht staunen über das, was ihnen passiert ist und was sich in den letzten vierzig Jahren so verändert hat. Während Jim von der Raum-Zeit-Anomalie zurückgerissen wird, erweist es sich als Davids Aufgabe, mithilfe der Schauspielerin Allison (Nancy Allen) dafür zu sorgen, dass der Tunnel sich wieder schließt und die Welt somit gerettet ist.

Knackig-schnörkelloses Sci-Fi-Kino, wie man es aus den Achtzigern gewohnt ist: Mit wenigen, dafür pointierten F/X, einer konzentrierten Inszenierung und ohne großen Schnickschnack haut Raffill uns seine Geschichte um die Ohren, verwendet wenig Zeit für Erläuterungen oder physikalisches Brimborium und stellt das Publikum kurzerhand vor die gegebenen Fakten: Held/Heldin/Zeitreise/Welt in Gefahr. Fertig, Punkt. Dass David Herdeg sich auch einiges an Stress hätte sparen können, wenn er nicht permanent vor den Militärs geflüchtet, sondern gleich mit ihnen gekommen wäre, lässt sich einem immerhin halbwegs logischen Script-Kniff zuzuschreiben. Ansonsten hält "Philadelphia Experiment" einen gut bei der Stange und ist nach wie vor ein rundum sympathisches Genrestück, das immer wieder für eineinhalb schöne Stündchen gut ist. Außerdem ist dies der erste Film mit dem "Häh? Reagan ist Präsident???"-Gag. "Back To The Future" hat da nur nachgezogen.

7/10

WWII Stewart Raffill John Carpenter Zeitreise Schiff Experiment Militär


Foto

GHOSTS OF MARS (John Carpenter/USA 2001)


"Tide's up. Time to stay alive."

Ghosts Of Mars ~ USA 2001
Directed By: John Carpenter

Auf dem kolonialisierten und industriell ausgebeuteten Mars gibt es seit jüngerer Zeit immer wieder seltsame "Zwischenfälle", die die politische Hoheit mit Besorgnis erfüllen. Als eine Polizeitruppe um die junge Lt. Melanie Ballard (Natasha Henstridge) den gesuchten Schwerverbrecher James "Desolation" Williams (Ice Cube) von einer Minenkolonie aus ins Gefängnis eskortieren soll, werden die Mars-Cops Zeuge eines jener Ereignisse: Sämtliche der Arbeiter sind entweder tot und verstümmelt oder haben sich in wilde, archaisch anmutende Krieger verwandelt, die denn auch sogleich auf alles losgehen, was sich bewegt. Wie Ballard von der Wissenschaftlerin Whitlock (Joanna Cassidy) erfährt steckt dahinter ein uraltes, auf dem Mars beheimatetes Geistergeschlecht, das, einem Inkubus gleich, als körperlose Wesen einen Wirt in Besitz nehmen und komplett beherrschen kann. Die Schlacht zwischen Menschen und Dämonen um die Vorherrschaft auf dem Planeten bricht los...

Eine trotz ihrer vermeintlich hintergründigen Imperialismus-Parabel ziemlich infantile Kiste sowie Carpenters letzter Film vor einer kürzlich beendeten, zehnjährigen (Leinwand-)Schaffenspause; ich weiß gar nicht ob selbst- oder zwangsverordnet - für beides hätte ich Verständnis. Von der früheren inszenatorischen Sensibiltät, die Carpenters Regie so auszeichnete, ist hier nichts mehr zu spüren. "Ghosts Of Mars" ist kaum mehr denn wenig innovatives ("Event Horizon" und besonders "Pitch Black" lassen grüßen) Holzhammerkino, das mit enervierend lautem Thrash-Metal auf der Soundspur und verworrenen Rückblenden beharrlich darum ringt, sein Publikum nicht dem Schlummer der Langeweile anheim fallen zu lassen. Hier und da rollen ein paar Häupter; die physiognomisch etwa zwischen Bantu und Bava Jr.s "Dämonen" einzuordnenden Besessenen sind nämlich Kopfjäger. Natasha Henstridge in der Hauptrolle fand ich überraschend angenehm, dafür chargieren so gut wie alle anderen Darsteller bloß wild herum und können ebensowenig atmosphärische Schwingungen evozieren, wie der Rest des an diesem selbsternannten Humbug beteiligten "Kreativ"-Teams.
Im Prinzip bietet "Ghosts Of Mars" einmal mehr exakt jene im Film unselten vorkommende Obskurität, lustig sein zu wollen und dabei doch kläglich auszusehen. Für Regisseur XYZ fiele das nicht weiter ins Gewicht, für Carpenter ist es ein weiterer, trauriger Schritt in eine mir unerfindliche Burn-Out-Richtung.

4/10

Kolonialismus Mars John Carpenter Drogen


Foto

ESCAPE FROM L.A. (John Carpenter/USA 1996)


"Sad story. You got a smoke?"

Escape From L.A. (Flucht aus L.A.) ~ USA 1996
Directed By: John Carpenter

2013 weilt der Haudegen und Söldner Snake Plissken (Kurt Russell) noch immer unter den Lebenden, hat sich jedoch neuerlichen Ärger mit der Regierung eingehandelt, so dass er in die nach einem gewaltigen Beben vom Festland abgetrennte Enklave Los Angeles abgeschoben werden soll. Dort hält sich der gesammelte moralische Abschaum der Staaten auf. Der US-Präsident (Cliff Robertson) jedoch braucht Plissken: Seine aufmüpfige Teenie-Tochter Utopia (A.J. Langer) hat sich mitsamt einer Blackbox, mit deren Hilfe jedweder Stromfluss auf dem Globus angehalten werden kann, nach L.A. abgesetzt und sich mit einem rebellischen Pseudo-Che-Guevara namens Cuervo Jones (George Corraface) zusammengetan. Plissken soll die Blackbox zurückbringen und Utopia eliminieren. Weigert er sich, wird er zum Opfer eines rasch wirkenden Designervirus, das sich bereits in seiner Blutbahn befindet.

Schwer enttäuschender Wiederaufgriff des wunderbaren "Escape From New York", die weniger als Fortsetzung denn als schlampig modifiziertes Remake durchgeht. Bis in inhaltliche Details gleicht das Sequel dem Original, bedient sich jedoch einer seltsam-grellen Form des Humors und wandelt den bärbeißigen Zynismus des Vorläufers in durchsichtige und zudem flache Allerweltsironie. Ein paar nette Einfälle wie der auf einer gigantischen Abwasserwelle ("Tsunami!") surfende Peter Fonda retten den Film ebensowenig wie seine en gros betrachtet wirklich wunderbare Besetzung, die an allen Ecken und Enden mit sympathischer Prominenz aufwartet, diese jedoch letztlich bloß böse verheizt.
Carpenter, nunmehr deutlich auf dem absteigenden Ast befindlich, macht sich hier selbst zum Opfer eines kreativen Tiefs, bleibt inszenatorisch zwar auf routinierter Höhe, kann jedoch nicht verhehlen, dass desolate Ideenlosigkeit eine von mehreren treibenden, negativen Kräften dieses Projekts gewesen sein muss. Die einstmals tatsächlich vorhandene Coolness der Plissken-Figur weicht hier einer müden Selbstkarikatur; die mittlerweile zum Kino-Alltag gehörende Darstellung von Dystopien macht aus der einst gedankenspielerischen Story um das abgeschotteten Manhattan eine bloße Vorlage für Camp und hochbudgetierten Trash. Dann gibt es noch ein paar blamabel-unausgereifte CGI-Effekte und vorbei ist der wilde Ritt. Ist auch besser so. Bitte keine neuerliche Plissken-Reanimation mehr.

4/10

Mission Los Angeles John Carpenter Dystopie Zukunft Sequel





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare