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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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DIE SIEBEN MÄNNER DER SUMURU (Jess Franco/BRD, E, USA 1969)


"I hate men."

Die sieben Männer der Sumuru ~ BRD/E/USA 1969
Directed By: Jess Franco

Die teuflische Sumuru (Shirley Eaton) hat die Spengung ihrer Insel überlebt und sich gleich unter dem Zuckerhut eine persönliche Stadt namens 'Femina' errichtet, die ausschließlich von ihr und ihrer durchweg weiblichen Privatarmee bevölkert wird. Die Entführung einer Bankierstochter (Marta Reves) hätte sie jedoch besser bleiben lassen, denn deren Papa (Walter Rilla) hetzt Sumuru den Superschnüffler Jeff Sutton (Richard Wyler) auf den Hals, der noch Jede rumgekriegt hat...

Wie alle verdienten, großen kleinen Gestalten des Kinos bekam auch Sax Rohmers Sado-Maso-Hexe Sumuru ein zeitnahes Sequel spendiert - diesmal von dem stilistisch deutlich ausgewogener arbeitenden Jess Franco inszeniert, der einen besseren und vor allem schöner anzuschauenden Film hingelegt hat als sein Kollege und Vorgänger Lindsay Shonteff. Bei Franco gibt es, naturalmente, nebenbei auch viel t&a's, ein nettes Gespür für Architekturen (Oscar Niemeyer) und urbane Momentaufnahmen sowie stets wechselnde Haarfarben für Sumuru. Dass es am Ende noch die vermutlich mieseste Filmexplosion aller Zeiten zu bejaulen gibt, sei dem "Dschäs" (Erwin C. Dietrich) verziehen, immerhin gewährte er uns vorher noch den einen oder anderen pittoresken Einblick in den Karneval von Rio und eine Momentaufnahme von sich selbst als Gitarrenspieler, der Richard Wyler und Maria Rohm dabei bezeugt, wie sie von einem messerbewährten Clown-Quintett angegriffen werden. Ja, "Die sieben Männer der Sumuru" (international auch bekannt als "The Girl From Rio", "Future Women", "Mothers Of America", und, mein persönlicher Lieblingstitel, "Rio 70") hat schon was; vor allem ordentlich Tinte aufm Füller! Die just erschienene, deutsche DVD lohnt übrigens auch für Besitzer der ohnehin verpflichtenden Blue-Underground-Scheibe, denn sie präsentiert eine gänzlich andere Schnittfassung und die unverzichtbare deutsche Vertonung ("Ich bin doch nicht aus dem Lande Doof!" etc.)

6/10

Jess Franco Harry Alan Towers Sax Rohmer Rio de Janeiro Brasilien Sequel Camp


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THE MILLION EYES OF SU-MURU (Lindsay Shonteff/UK 1967)


"I hate men."

The Million Eyes Of Su-Muru (Sumuru - Die Tochter des Stans) ~ UK 1967
Directed By: Lindsay Shonteff

Die verrückte Supergangsterin und Erz-Emanze Sumuru (Shirley Eaton) will mithilfe ihrer Mädchen-Armee die Welt unterjochen und das Patriarchat durch eine Amazonengesellschaft ersetzen. Dazu plant sie, die Mächtigen des Globus nach und nach zu stürzen. Aktuell steht Boong (Klaus Kinski), der weibstolle Präsident des ostasiatischen Staats Sinonesien auf ihrem Speiseplan. Und ausgerechnet der britische Agent Nick West (George Nader) soll Sumuru helfen, an Boong heranzukommen. Doch da hat sich die Gute mächtig in den Finger geschnitten, denn sie vergisst um Wests geradezu magnetische Verführungsqualitäten...

Albernes Bond-Plagiat, das mit Shirley Eaton immerhin das ikonische, vergoldete Mädchen aus "Goldfinger" eine direkte Verwandtschaft zum großen Vorbild aufweist. Ansonsten kann man dem vorliegenden Film allerdings kaum vorwerfen, sich um jedwede Form gepflegter Eleganz verdient zu machen. Vielmehr war man sich hier - zumindest augenscheinlich - längst um die autoparodistischen Elemente der vielen Agentenheuler dieser Tage bewusst und gab sich diesen dann auch entsprechend gelassen hin. So ist "The Million Eyes Of Su-Muru" auch eher als eines der vielen medialen Camp/Pop-Artefakte seiner Zeit genießbar denn als der formaltechnisch letztlich dilettantische Versuch eines Genrefilms, den er nüchtern betrachtet darstellt. Schmalzsänger Frankie Avalon ("Why"), besetzt als Nick Wests Buddy und Millionenerbe Tommy Carter, diente wohl vornehmlich der Erschließung zusätzlicher weiblicher Publikumsschichten, wobei ich bezweifeln möchte, dass dieser Plan aufgegangen sein mag. Wie so oft in seinen legionären Stuss-Auftritten bildet hier Kinski immer noch den größten Hingucker. Der Rest ist Lärm.

5/10

Lindsay Shonteff Sax Rohmer Harry Alan Towers Bond-Spoof Rom Hong Kong Camp


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LA FEMME INFIDÈLE (Claude Chabrol/F, I 1969)


Zitat entfällt.

La Femme Infidèle (Die untreue Frau) ~ F/I 1969
Directed By: Claude Chabrol

Der wohlhabdende Anwalt Charles Desvallees (Michel Bouquet) findet heraus, dass seine Frau Hélène (Stéphane Audran) ihn hintergeht. Zwei- bis dreimal die Woche, das findet ein Detektiv für ihn heraus, trifft sich Hélène mit dem leichtlebigen Autoren Victor Pegala (Maurice Ronet) zum Techtelmechtel in dessen Wohnung. Charles besucht Pegala und gibt sich zunächst gelassen und unbeeindruckt, bis er durchdreht und seinen Nebenbuhler erschlägt. Die Leiche entsorgt er ohne großes Aufsehen. Bald schon bekommen die Desvallees Besuch von der Kriminalpolizei, die sofort Lunte wittert. Zwar wissen Charles und Hélène ohne darüber zu sprechen von den Geheimnissen des jeweils anderen, doch sie bewahren trotz aller Widrigkeiten Stillschweigen. Zumindest bis Charles verhaftet wird...

Der diskrete Mief der Bourgeoisie - hier nahm Chabrol ihn einmal mehr zum Anlass, den Einbruch von psychischer und bald auch physischer Gewalt in ein nur scheinbar idiosynkratisches Familienidyll zu demonstrieren. Nach außen hin glücklich, haben Charles und Hélène Desvallees sich nichts mehr zu sagen. Er geht tasgsüber arbeiten, sie fährt in die Stadt zum Bummeln. Ihr Sohn ist wohlgeraten, den Haushalt erledigt das Mädchen. Abends wird gemeinsam ferngesehen und ein Glas Whiskey getrunken, dann geht's ab ins Bett. Weitere Kinder sind nicht geplant, also herrscht koitale Flaute. Dass Hélène angesichts solcher Lebensumstände den Ausbruch sucht, ist ihr nicht zu verdenken, denn angesichts solch desaströser Lebensumstände muss jede Blume irgendwann zwangsläufig zum Kaktus werden. Charles' Wahnsinnstat, ohnehin einem abrupten Impuls geschuldet, erweist sich somit eher eine verzweifelte Reaktion auf die Erkenntnis, seine Ehe vor die Wand gefahren zu haben denn als die Kanalisierung leidenschaftlicher/rasender Eifersucht. Auf die kunstvolle Schlusseinstellung war Chabrol selbst besonders stolz: Unter verfremdeter Verwendung von Hitchcocks "Vertigo"-Zoom entfernt sich die Kamera, stellvertretend für die Perspektive Charles' von seiner Familie, um im gleichen Moment an sie heranzuzoomen. Ein verzweifeltes Klammern, wiederum zum Scheitern verurteilt. Wie alles rund um Charles' Bestreben.

8/10

Claude Chabrol Paris Ehe Familie


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THE LORDS OF FLATBUSH (Martin Davidson, Stephen Verona/USA 1974)


"You want a ring? I got a ring for ya. In my bathtub."

The Lords Of Flatbush (Brooklyn Blues - Das Gesetz der Gosse) ~ USA 1974
Directed By: Martin Davidson/Stephen Verona

Brooklyn, Ende der Fünfziger. Die vier unzertrennlichen Kumpels Chico (Perry King), Stanley (Sylvester Stallone), Butchey (Henry Winkler) und Wimpy (Paul Mace) sind die "Lords" - ausgestattet mit den größten Klappen des Viertels, frech wie Rotz, renitent in der Schule, hinter jedem greifbaren Rock her und brav zu ihren Mamas. Als Chico mit seinen Sprüchen bei der etwas besser gestellten Jane (Susan Blakely) abblitzt und Stanley Freundin Frannie (Maria Smith) schwanger wird, linst langsam das Erwachsenwerden um die Ecke.

Die Probleme der frühen Adoleszenz - wir alle kennen sie. In "The Lords Of Flatbush", einem filmischen Bindeglied zwischen Scorseses "Mean Streets" und Kaufmans "The Wanderers", das freilich weder die existenzialistische Beschwernis des ersteren noch die exakte Milieubeobachtung des letzteren gebraucht, sondern einfach nur umweglos und unkompliziert seine kleine Geschichte erzählen möchte, treten sie wiederum zu Tage. Das Leben scheint einen nicht zu wollen und erst die Erkenntnis, dass der Globus sich auch ohne einen weiterdreht, ganz egal, wie quer man sich stellt, bringt eine gewisse Form der Erleichterung mit sich. Am Ende steht, wie schon Generationen zuvor, der Sprung ins Familienleben und zugleich in das vorstädtische Mini-Establishment. Man heiratet in den Bahnen der eigene Ethnie (hier: italoamerikanisch); das gibt keine Probleme und ist gut fürs Blut. Der Mikrokosmos sucht und findet neue Opfer. Das kann man deprimierend finden oder als karmischen Lauf der Dinge abtun - als Film ist es nett anzusehen und tut niemandem weh.

6/10

Martin Davidson Stephen Verona Brooklyn New York period piece Subkultur Teenager Coming of Age Freundschaft Gangs


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CIRCLE OF IRON (Richard Moore/USA 1978)


"It's hard to kill a horse with a flute."

Circle Of Iron (Das Geheimnis des blinden Meisters) ~ USA 1978
Directed By: Richard Moore

Der Kämpfer Cord (Jeff Cooper) begibt sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem nahezu unschlagbaren Zetan (Christopher Lee), Hüter eines magischen Buches. Auf seiner Reise hat Cord diverse metaphysische Prüfungen zu meistern und lässt sich von den kryptischen Weisheiten eines blinden Nomaden (David Carradine) leiten.

Nun hat ja nicht der große Zen-Philiosoph Wischiwaschi sondern angeblich niemand Geringeres als Bruce Lee diesen leicht gewöhnungsbedürftigen Haufen Götterspeise ersonnen. Er hatte zu Lebzeiten wohl noch die Rolle(n) Carradines übernehmen wollen und seinen Kumpel James Coburn als Cord im Auge gehabt. Vielleicht wäre der Streifen dann noch witziger geworden, wer weiß.
Als Kids sind wir jedenfalls voll auf "Circle Of Iron", der des Öfteren unter dem ZDF-Label 'Der Phantastische Film' gesendet wurde, abgefahren; warum, das erschließt sich mir heute nur noch in sehr nebulösen Bahnen. Vielleicht haben wir hinter all dem ominösen Geschwätz David Carradines, hinter Jeff Coopers unsäglichem Haarverbrechen oder Eli Wallachs Auftritt als Gelehrter, der per Ölfassaufenthalt seinen Schniedel unbrauchbar machen will, eine infantile Ahnung von Avantgarde ausgemacht. Vielleicht standen wir auch einfach nur auf allen möglichen Scheiß, der im Nachtprogramm o.g. Reihe lief - keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich gestern Zachi Noy in einer Mini-Einstellung entdeckt, die noch nichtmal in der imdb gelistet ist. Ich bin gut. Dieser Film nicht ganz so.

4/10

Richard Moore Suche Zen Martial Arts


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RED WHITE & BLUE (Simon Rumley/USA 2010)


"Where is she?"

Red White & Blue ~ USA 2010
Directed By: Simon Rumley

Durch nachbarlichen Zufall lernen sich die beiden verlorenen Seelen Erica (Amanda Fuller) und Nate Noah Taylor) kennen - sie eine sich treiben lassende, promiske, in ihrer Kindheit missbrauchte und HIV-positiv diagnostizierte Frau mit übermächtigen Bindungsängsten, er ein ausgebrannter Golfkriegsveteran mit einem tief verwurzelten Hang zum Sadismus. Beide scheinen die jeweils gewaltigen Löcher im Leben des anderen zu füllen, bis Erica ihre lotterlebige Vergangenheit zum Verhängnis wird. Ein seinerzeit unwissentlich von ihr angesteckter Musiker (Marc Senter) steht plötzlich vor den Trümmern seiner Existenz und rächt sich an Erica. Für Nate wiederum wirkt ihr Verschwinden wie der Selbstauslöser einer schlummernden Zeitbombe...

Simon Rumley, eigentlich aus England stammend, siedelt seine zweite Regiearbeit in Austin, Texas an, also einem der "amerikanischsten" amerikanischen Orte. So kommt wohl auch der ungewöhnliche Titel zustande, der nur wenige Rückschlüsse auf das Geschehen im Film zulässt. Man weiß über Nate nur, dass ihm ein latenter Wahnsinn innewohnt, der, einmal zum Ausbruch gebracht, seine letzte Konsequenz fordert, bis er wieder abgestellt werden kann. Offenbar ist er nebenbei auch die Sorte Patriot, die die USA sich eigentlich nicht wünscht, von der es aber hinreichend viele gibt: Ein bereits psychisch schwer gestörter Mann, dem der Kriegseinsatz noch mehr zugesetzt hat und der aufgrund seiner phasenhaften Skrupellosigkeit sogar von der CIA als sdchlafender "Mann für besondere Fälle" benutzt wird. Dass ausgerechnet dieses Monster von ein paar unwissenden, dummen Garagenrockern von der Leine gelassen wird, muss zwangsläufig mit Blut und Tod vergolten werden. Zwar bleiben die entspechenden visuellen Auswüchse Simon Rumleys relativ zurückhaltend; allein deren Andeutung setzt dem Betrachter jedoch schon genug zu. Dem Regisseur ist eine harter, intensiver und höchst sehenswerter Dreiakter gelungen, den sich jeder, der den Glauben an das mainstreamferne US-Kino zu verlieren droht, mal gönnen sollte. Es lohnt.

9/10

Simon Rumley AIDS Rache Texas Independent Madness


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LONG WEEKEND (Jamie Blanks/AU 2008)


"I just can't stand it anymore."

Long Weekend ~ AU 2008
Directed By: Jamie Blanks

Peter (Jim Caviezel) und Carla (Claudia Karvan), ein von harten Krisen geschütteltes Ehepaar, unternimmt einen Wochenend-Camping-Kurztrip an die Küste von Victoria. Die mit ihnen verabredeten Freunde tauchen nicht auf, stattdessen mehren sich die bizarren Omen und scheint sich die Natur gegen sie aufzulehnen, derweil ihre Beziehung unter einem unmerklichen Druck endgültig zerbirst.

Blanks' Remake von Colin Egglestons frösteln machender Nachhaltigkeits-Parabel sieht schön aus, hat dem Original allerdings auch nichts Wesentliches hinzuzusetzen. Als Eherbietung an den verstorbenen australischen Filmemacher (wie im Film präsentiert und im Abspann erwähnt) kann man "Long Weekend" 08 mögen - muss man eigentlich sogar, denn im Prinzip nimmt sich Blanks Variante mit Ausnahme von ein paar Details wie eine 1:1-Folie des Urfilms aus. Nicht weiter wild, aber eben auch kein Kandidat für den Innovationspreis. Blanks wird seine Gründe gehabt haben, warum er diesen Film machen musste, und da er formal gute Arbeit geleistet hat, ist das auch in Ordnung. Man sollte sich jedoch trotzdem zunächst die dreißig Jahre ältere Urfassung anschauen, bevor man das Remake in Augenschein nimmt. Einfach, weil sie es verdient, und nicht bloß um ihres Originalitätsstatus' Willen.

6/10

Jamie Blanks Remake Australien Parabel Rache


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THE RAID (Hugo Fregonese/USA 1954)


"Take the flag. It's yours."

The Raid (Unter zwei Flaggen) ~ USA 1954
Directed By: Hugo Fregonese

Zusammen mit sechs weiteren Konföderierten-Offizieren gelingt Major Benton (Van Heflin) die Flucht aus einem Unionsgefängnis über die kanadische Grenze. Die Männer erhalten den Auftrag, parallel zu Shermans Vorstoß nach Savannah den Krieg in den Norden zu tragen und dort Kleinstädte im Grenzgebiet zu überfallen. Diese Aktionen sollen dafür sorgen, dass kurzfristig Militär vom Süden abgezogen werden muss. Als erstes steht das beschauliche Städtchen St. Albans auf dem Plan. Hier gibt sich Benton als kanadischer Geschäftsmann aus, der ein Farmgrundstück erwerben möchte. Er kommt bei der Witwe Bishop (Anne Bancroft) unter und verliebt sich in sie. Dennoch drückt Benton seine Pläne mit aller Macht durch, selbst um den Preis hoher persönlicher Verluste.

Eiun kleiner Rohdiamant unter den Kriegswestern, von Fregonese mit einer stattlichen Besetzung (neben Heflin und der Bancroft gibt es Lee Marin, Richard Boone, Peter Graves und Claude Akins zu bewundern) für das Mini-Studio Panoramic gemacht. Verliehen wurde "The Raid" später von der Fox, doch die gedämpften production values, die sich etwa in einer relativ schmucklosen Farbgestaltung widerspiegeln, sind unverkennbar. Als umso wichtiger nimmt sich der Kern der Geschichte aus, der starke Diskurse über persönliches Ethos in Kriegszeiten verhandelt und eine kärgliche, von vornherein zum Scheitern verurteilte Romanze beschreibt.
In höchste moralische Bedrängnis gerät Benton, als er seinen unzuverlässigen Kameraden Keating (Marvin) zu erschießen genötigt wird und von den ahnungslosen Bürgen von St. Albans als Held des Nordens gefeiert wird. Unfähig, die in diesen Momenten höchst akute Wahrheit auszukotzen steht der strahlende Ritter wider Willen hier kurz vorm Zusammenbruch. "The Raid" ist voll von solcherlei Spitzfindigkeiten und mittels einer inneren Spannung komponiert, vor deren Ausgereiftheit man nur den Hut ziehen möchte.

8/10

Hugo Fregonese Sezessionskrieg Militär Vermont


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MY SOUL TO TAKE (Wes Craven/USA 2010)


"Fear ye, the ripper."

My Soul To Take ~ USA 2010
Directed By: Wes Craven

Sechzehn Jahre, nachdem der als "Ripper" in die Annalen der Kleinstadt Riverton eingegangene Mörder Abel Plenkov (Raul Esparza) gestellt und getötet werden kann, zelebrieren sieben am selben Tag geborene Teenager ihr alljährliches "Ripperfest", bei dem die angebliche noch umherirrende Seele des Killers für ein weiteres Jahr zurückgedrängt werden soll. Da der stiefmütterlich aufgezogene Bug (Max Thieriot) in diesem Jahr das Ritual vermasselt, gibt es umgehend die ersten neuen Mordopfer zu beklagen...

An seine alten Rachemonster Freddy Krüger und Horace Pinker erinnert Wes Cravens neuerliches Seelenmonster, der "Riverton Ripper". Den Regisseur lässt die alte Idee um den noch aus dem Totenreich nach Vergeltung suchenden Killer, der ein metaphysisches Medium für seine postumen Anschläge nutzt, scheinbar nicht los. So lässt er seine jüngste Kreation sich der Seele eines Wirts selbst bemächtigen und über diesen seine üblen Taten verrichten. Die Kritik sprang mit "My Soul To Take" wenig schmeichelhaft um und in der Tat ist der etwas sperrig-verschlossene Mikrokosmos, den Craven da rund um seine orientierungslos wirkenden Jugendlichen spinnt, schonmal recht gewöhnungsbedürftig. Dass die Charakterisierungen in diesem Falle so seltsam amorph ausfallen, dürfte aber vielleicht doch eher der farblosen, medial übersättigten Teenagerrealität anno 10 geschuldet sein als Cravens möglicher Ideenarmut. Als subtile Satire funktioniert sein Film somit. Was wiederum dessen Genre-Einbettung anbelangt, so kann man wohl konstatieren, dass Craven sich durchweg an die etablierten Slasher-Strukturen hält und durchweg überraschungsfrei, um nicht zu sagen, altersmüde inszeniert. Am Ende gibt es da noch das übliche Bisschen Whodunit-Verwirrung und gut. Immerhin findet sich die Anti-Langeweile-Mission recht ordentlich erfüllt, zumindest gesetzt dem Falle, man mag sich mit der folgerichtigen Bezeugung der schrittweisen Auto-Demontage eines Altmeisters arrangieren.

6/10

Wes Craven Slasher Serienmord Teenager


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BALADA TRISTA DE TROMPETA (Álex de la Iglesia/E, F 2010)


Zitat entfällt.

Balada Trista de Trompeta (Mad Circus - Eine Geschichte von Liebe und Tod) ~ E/F 2010
Directed By: Álex de la Iglesia

1937 wird ein Zirkusclown (Santiago Segura) unfreiwillig von einer Miliz in die Bürgerkriegswirren hineinbefördert und prompt verhaftet. Sein kleiner Sohn Javier (Jorge Clemente) versucht ihn zu befreien, verursacht bei einer entsprechenden Aktion jedoch den Tod des geliebten Vaters. Als Erwachsener tritt Javier (Carlos Areces) in den frühen Siebzigern einem Zirkus bei - als "trauriger Clown". Prompt verliebt er sich in die schöne Seilartistin Natalia (Carolina Bang), doch diese ist bereits mit dem trunksüchtigen, gewalttätigen Chefclown Sergio (Antonio de la Torre) liiert. Nachdem Sergio Javier und Natalia bei einem harmlosen Tête-à-tête erwischt, bringt er den friedlichen Javier fast um. Dieser dreht daraufhin durch und verstümmelt Sergio zur Unkenntlichkeit, was zugleich das Ende des Zirkus zur Folge hat. Doch die bizarre Dreiecksgeschichte ist damit noch lange nicht zu Ende...

Eine überaus ansehnliche Allegorie über die franquistischen Jahre Spaniens hat de la Iglesia da gefertigt, zugleich eine Hommage an Jodorowskys "Santa Sangre" und natürlich eine der schönsten, wenn nicht gar die schönste Liebesgeschichte im Kino seit der Jahrtausendwende. Natürlich gönnt "Balada Trista" seinem am Ende, nach ungeheuren emotionalen und aktionistischen Turbulenzen zusammengefügten Paar keinen glücklichen Abgang, aber man weiß ja, dass die wahrhaft bezaubernden Romanzen in der Literatur ohnehin stets kurz und heftig sind, bevor sie die Patina der Gewohnheit und Gewöhnlichkeit grau färben kann. Am Schluss bleiben nur Tod und Tränen und die ins Leere laufende Rivalität zweier verlorener Liebesbesessener. Zuvor gibt es freilich noch die Odyssee Javiers durch die franquistischen Wirren zu beobachten, während derer er unter anderem wie ein Wildschwein im Wald hausen und schließlich als (immerhin bissiger) Jagdhund für den Generalissimo en persona herhalten muss. Später dann noch Selbstverstümmelung und Amok; eigentlich gibt es faktisch nichts, was "Balada Trista" nicht aufböte, zumindest nicht nach Sam Fullers altem Kinocredo über die Schlachtfeld-Emotionalität auf der Leinwand.

9/10

Zirkus Álex de la Iglesia Spanien Spanischer Bürgerkrieg Franquismus period piece Parabel Groteske Clowns Madness





Filmtagebuch von...

Funxton

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