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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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I CORPI PRESENTANO TRACCE DI VIOLENZA CARNALE (Sergio Martino/I 1973)


Zitat entfällt.

I Corpi Presentano Tracce Di Violenza Carnale (Die Säge des Teufels) ~ I 1973
Directed By: Sergio Martino

Unter der Kunststudierendenschaft Roms geht ein maskierter Killer um. Obschon bereits zwei Mädchen grausam ermordet wurden, reist ein Freundinnen-Quartett in eine mondäne Gebirgsvilla in den Abruzzen, um dort auszuspannen. Der Wahnsinnige befindet sich jedoch nach wie vor auf ihrer Fährte und richtet ein Blutbad unter den jungen Frauen an.

Nach ein paar recht stilbewusst inszenierten Gialli lässt Sergio Martino für "I Corpi Presentano Tracce Di Violenza Carnale" (al allemanno: "Die Körper weisen Spuren körperlichen Missbrauchs auf") so richtig die Sleaze-Sau raus, präsentiert unappetitliche Leichensektionen, diverse Ansichten entkleideter Frauenkörper und ist sich sogar für eindeutige Anlehnungen an den Schmuddelerotik-Sektor nicht zu fein. Da wiederum ein zunächst unerkannt gehaltener Maskenmörder für die ebenfalls deutlich ausformulierten Gewaltakte zuständig bzw. verantwortlich ist, gibt es wiederum ein Whodunit-Element, das zumindest dem auditiv Kundigen Synchrongucker recht schnell abhanden kommt. Ansonsten ist die Identität des Killers bei einigen zunächst offenkundig falsch gelegten Fährten jedoch bestenfalls willkürlich erratbar. So oder so ist die Kehrtwende vom Scope-Giallo in edlem Ambiente hin zu deftiger Slasher-Kultur unverkennbar und sorgt dafür, dass "I Corpi" neben Bavas "Reazione A Catena" so etwas wie die mediterrane Patenschaft für die gegen Ende der Dekade startende US-Slasherwelle übernehmen konnte.

7/10

Sergio Martino Giallo Slasher Splatter Europloitation Sleaze Serienmord Rom Abruzzen


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PERCHÉ QUELLE STRANE GOCCE DI SANGUE DI JENNIFER? (Giuliano Carnimeo/I 1972)


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Perché Quelle Strane Gocce Di Sangue Di Jennifer (Das Geheimnis der blutigen Lilie) ~ I 1972
Directed By: Giuliano Carnimeo

Das Fotomodell Jennifer (Edwige Fenech) findet sich, ausgerechnet gerade, da sie nach einer verkorksten Ehe mit einem spinnerten Liebessektierer (Ben Carra) eine neue große Liebe in der Person ihres Mentors Andrea (George Hilton) gefunden hat, von einem unheimlichen, maskierten Killer bedroht. Der Wahnsinnige tötet diverse Personen in Jennifers Wohn- und Sozialumfeld, bis der Verdacht gegen Andrea sich zusehends erhärtet...

"Warum diese seltsamen Blutstropfen auf Jennifers Körper?" lautet die korrektere Übersetzung des Originaltitels von Carnimeos Giallo. Dass der Gute es nicht nur verstand, großmäulige Westernhelden wie den guten Sartana auf die Leinwand zu bannen, sondern auch in dieser eleganteren Gattung Film durchaus seine Meriten zu verbuchen hat, kann man anhand der vorwiegend erfreulichen Betrachtung von "Jennifer" recht gut nachvollziehen. Nach "Lo Strano Vizio Della Signora Wardh" konnte man die Dublette Fenech/Hilton bereits als eine Art Giallo-Traumpaar bezeichnen, dem hier neuerlich Gelegenheit gegeben wird, sich eines geisteskranken Mörders zu erwehren. Kurz vor Schluss, als der wahre Mörder entlarvt ist und seines gerechten Filmtodes harrt, dichtet man Hiltons Figur noch ein irreversibles Trauma an, derweil der Killer sich einmal mehr als reaktionär-misogyner Spinner entpuppt: Er kann nicht verwinden, dass seine schöne Tochter vom anderen Ufer ist und dreht deswegen am Rad. Ein interessanter, motivischer Brückenschlag zum erst kürzlich wiedergesehenen "Haute Tension".

7/10

Giallo Giuliano Carmineo Stelvio Massi Genua Serienmord


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LA CODA DELLO SCORPIONE (Sergio Martino/I 1971)


Zitat entfällt.

La Coda Dello Scorpione (Der Schwanz des Skorpions) ~ I 1971
Directed By: Sergio Martino

Der Versicherungsdetektiv Peter Lynch (George Hilton) soll herausfinden, ob die überraschend verwitwete Millionenerbin Lisa Baumer (Ida Galli) tatsächlich so unschuldig am Flugzeugabsturz ihres Mannes ist wie sie zu sein vorgibt. Lynch verfolgt sie von London nach Athen, wo sie bald schon bestialisch ermordet wird, derweil der Koffer mit der bar ausgezahlten Lebensversicherung verschwindet. Zusammen mit der Polizeireporterin Cléo (Anita Strindberg) versucht Lynch herauszubekommen, wer nun wirklich hinter den sich mehrenden Gewaltakten steckt...

Ansprechend inszenierter Giallo, der mit für seine Zeit noch unüblichen Härten einiges von der Genre-Typisierung antizipiert bzw. mitdefiniert. Außerdem lässt sich anhand "La Coda Dello Scorpione" wunderbar beobachten, wie unwichtig eine geradlinige Geschichte für diese Art Film ist - Martino lässt sich von rein affektiven Elemente - Lokalitäten, touristische Attraktionen, die Musik von Bruno Nicolai, die künstlichen Brüste der Strindberg und natürlich die Mordmomente - treiben und behält sich vor, nie in allzu grelle Gefilde auszubrechen, sondern seinem Film einen unaufgeregten Fluss hinabtuckern zu lassen. Wirklich angenehme Italokost, das.

7/10

Sergio Martino Giallo Serienmord London Athen Griechenland


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WORKING GIRL (Mike Nichols/USA 1988)


"Nothing happened."

Working Girl (Die Waffen der Frauen) ~ USA 1988
Directed By: Mike Nichols

Die Karrierepläne der New Yorker Bürokraft Tess McGill (Melanie Griffith) scheitern letztlich nicht an ihrer ohnehin nicht zu unterschätzenden Intelligenz, sondern daran, dass sie ihre proletarische Staten-Island-Herkunft in Manhattan nie ganz abstreifen konnte. Als sie bei der arroganten Katharine Parker (Sigourney Weaver) als Sekretärin anfängt, lernt sie von dieser unfreiwillkigerweise einiges über opportunistisches Geschäftsgebahren - Tess' Eintrittskarte zur Welt der Hochfinanz.

Jeder, der behauptet, "Working Girl" gehöre mit zum Unausstehlichsten, was die Kinoindustrie in den achtziger Jahren ausgekotzt hat, der hat wohl vollkommen Recht. Dennoch leistet Nichols' dritter Frauenfilm innerhalb dieser Dekade gleichfalls Beträchtliches. Er bietet nämlich eine historische Lehrstunde über die Ellbogenmentalität der Generation Yuppie sowie ein Transportmittel für die bizarren Auswüchse des amerikanischen Erfolgstraums. Als Schmachtfetzen für all die Kaffekocherinnen und Telefondamen dieser Welt - temporary hair crimes included - begreift er sich wohl ebenso als romantic comedy; diese irrelevante Selbstwahrnehmung hat heute aber kaum mehr Nachhall. Stattdessen erhält man, wie bereits ein Jahr zuvor im Zuge von Herbert Ross' "The Secret Of My Succe$s" die Möglichkeit, einem gutherzigen, sozialen Naivling auf seinem gerechten Weg Richtung Spitze zu begleiten und die Suggestion, sich dabei mit ihm bzw. ihr gut fühlen zu sollen. Dass das Zeugnis solcherlei erzkapitalistisches Strebertumes eher einer Tortur gleichkommt, konnte ich selbst erst mit dem Abstand der Jahre für mich herausfiltern. Lediglich die letzte Einstellung, die demonstriert, auf dem Rücken wie vieler Kleinsträdchen die großstädtische Wirtschaft eigentlich operiert, scheint mir eines einstigen New-Hollywood-Regisseurs würdig. Immerhin: Von all den "kleineren" Gallionsfiguren dieser Periode ist Nichols einer der wenigen, der am Ball bleiben und sich bis heute durchkämpfen konnte. Damit entspricht die Mentalität dieses Films vermutlich auch zu einem gewissen Maß seinem persönlichen Gusto. In memoriam Monte Hellman, Richard Rush, Hal Ashby et. al..
Dennoch muss ich zugeben, "Working Girl" von Zeit zu Zeit noch immer gern anzuschauen. My bad.

5/10

Mike Nichols New York Yuppie Feminismus


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STRAW DOGS (Rod Lurie/USA 2011)


"I got 'em all."

Straw Dogs ~ USA 2011
Directed By: Rod Lurie

Um in Ruhe sein Script zu einem geplanten Stalingrad-Film fertigstellen zu können, reist der Hollywood-Autor David Sumner (James Marsden) mit seiner Frau Amy (Kate Bosworth) zu deren Familiensitz in dem Städtchen Black Water, Mississippi. Mit den ortsansässigen Arbeiter, die David beschäftigt, um eine ruinöse Scheune zu restaurieren, kommt es bald zu gegenseitigen Sticheleien, die sich auf die völlig konträren Persönlichkeiten und Weltbilder von David auf der einen und den Kleinstädtern auf der anderen Seite rekurrieren. Nachdem Amy bereits von zweien der Männer vergewaltigt wurde, darüber jedoch schweigt, eskaliert die Situation vollends, als das Paar dem geistig behinderten Jeremy (Dominic Purcell) Schutz gewährt, der gelyncht werden soll.

Zumindest halbwegs geglücktes Remake von Peckinpahs eruptiver Gewaltstudie, deren allein durch Motiv-, Lokalitäts- und Zeitwechsel absehbarer Schaden sich in Grenzen hält. Weitgehend von der subtilen Bedrohlichkeit des Originals entfernt ist Luries Neuverfilmung zumindest spannend und von von oberflächlicher Affektivität. Die Idee, die Profession des Akademikers von der Mathematik hin zur Drehbuchschreiberei zu verlagern, funktioniert lediglich ansatzweise in ihrem bildhaft-überdeutlichem Entschlüsselungsbestreben. Schließlich sind es gerade die komplexen Kodierungen und Unbegreiflichkeiten, die das ursprüngliche Werk so zutiefst ungemütlich machen. Solche Glättungen waren jedoch zu erwarten. Lieber sollte man die hervohebenswerten Aspekte des Films genießen: Die wunderbar eingefangene, dampfende Südstaaten-Provinz etwa, Kate Bosworths natürliche Schönheit oder James Woods als versoffenen Hinterhof-Patriarchen. Dann, abseits von zwangsläufigen Vergleichsmomenten, kann man mit "Straw Dogs '11" durchaus seinen Spaß haben.

6/10

Rod Lurie Remake Südstaaten Mississippi Selbstjustiz Belagerung Ehe


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SHARK NIGHT 3D (David R. Ellis/USA 2011)


"Get me out of here!"

Shark Night 3D ~ USA 2011
Directed By: David R. Ellis

Sieben College-Freunde und ein Hund, Sherman, veranstalten einen Wochenendtrip in die mitten in den Sümpfen gelegene Ferienvilla der Familie einer (Sara Paxton) der Mitreisenden. Vor Ort angekommen wünschen sie sich baldigst, doch besser zu Hause geblieben zu sein, denn ein paar wüst zuschnappende Haie machen den Bayou unsicher. Damit nicht genug, haben die ortsansässigen Hillbillies auch noch eine äußerst unappetitliche Methode auserkoren, im Internet Kohle zu machen...

Katastrophal mieser Monsterhai-Heuler, bei dessen Herstellung garantiert jeder noch so offensichtliche Faux-pas garantiert auch berücksichtigt wurde und dem man wirklich ausschließlich herbe Fehlleistungen in jedweder Hinsicht bescheinigen kann. Angefangen bei Ellis' oberflächenbetonter, gelackter und dabei völlig alberner Inszenierung über die maskenhaften Katalog-Darsteller bis hin zu den durchweg miesen CGI-Creature-F/X läuft bei "Shark Night 3D" garantiert nichts rund. Der Trashfaktor wurde, wie in neueren Produktionen dieser Kuleur ohnehin längst üblich, von vornherein einkalkuliert - was allerdings lediglich zu unpassender Selbstbeweihräucherung beiträgt und keineswegs zur Wahrung ironischer Distanz oder gar Selbstreflexivität.
Völliger Käse; so beschissen, dass er schon wieder beschissen ist.

2/10

David R. Ellis Louisiana Südstaaten Sumpf Haiangriff 3-D Trash Tierhorror


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HEARTBURN (Mike Nichols/USA 1986)


"I don't believe in marriage." - "Neither do I."

Heartburn (Sodbrennen) ~ USA 1986
Directed By: Mike Nichols

Trotz einiger Bedenken an ihrem Hochzeitstermin lässt sich die zweifelnde Rachel (Meryl Streep) schließlich doch breitschlagen, ihren Mark (Jack Nicholson) zu heiraten. Ihr Zusammenleben entwickelt sich jedoch trotz vieler schöner Episoden zu einer mittleren Katastrophe - verschuldet durch Mark, der nicht aufhören kann, außereheliche Affären zu pflegen.

Als eine Art periodischer, weiblicher Woody Allen verfügte Nora Ephron ehedem über das fabelhafte Talent, Beziehungsebenen und -desaster gleichermaßen pointiert und entlarvend zu vivisezieren. Später verkam diese Beobachtungsgabe dann zu einer Zuwendung hin zum völlig bedeutungslosen Kitsch- und Hausfrauenkino, dem immerhin die klassische Oscar-Damenriege Hollywoods jedoch die Treue hielt. "Heartburn", basierend auf Ephrons gleichnamigem Roman, kann zudem auf die erfahrene Inszenierung Mike Nichols' zurückgreifen, der als einer von Jack Nicholsons drei Hausregisseuren (neben Bob Rafelson und später James L. Brooks) auf hinreichend gute Erfahrungen mit selbigem zurückgreifen und ihn regelmäßig zu Höchstleistungen anzuspornen wusste. So auch hier, wobei des Films primärer Antriebsmotor sich zwar in Person der angenehm methodisch agierenden Streep (in einer komplett diametralen Vorstellung zu ihrer Rolle in "Kramer Vs. Kramer) findet, mit der Besetzung Nicholsons jedoch gleichermaßen eine treffliche Konterkarierung erfährt.
Zudem bietet die Geschichte eine der raren filmischen Gelegenheiten, gelebten Feminismus im Kommerzkino als wahres, wichtiges und vor allem für Männer ungefährliches Zeitzeichen zu goutieren. Qualitätskino im besten, unterhaltendsten Wortsinne.

8/10

Mike Nichols Nora Ephron Washington D.C. New York Ehe Familie


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DREAD (Anthony DiBlasi/UK, USA 2009)


"Call it an experiment in catharsis."

Dread ~ UK/USA 2009
Directed By: Anthony DiBlasi

Der Philosophie-Student und Maler Quaid (Shaun Evans) lernt den Filmakademiker Stephen (Jackson Rathbone) kennen und unterbreitet ihm und seiner Freundin Cheryl (Hanne Steen) die Idee, für ihre Semesterarbeit den Angstkomplexen ihrer Kommilitonen filmisch auf die Spur zu kommen. Quaid, selbst von einem schweren Kindheitstrauma um den gewaltsamen Tod seiner Eltern geplagt, nimmt das Experiment allzu persönlich, setzt seine Neuroleptika ab und steigert sich immer mehr in die Idee, die tief verwurzelten Ängste sowohl seiner Mitmenschen als auch seine eigenen durch bewusste Konfrontationserlebnisse offenlegen und ausräumen zu können. Dabei übertritt er nach und nach immer mehr ethische Grenzen...

Mit der Kurzgeschichte "Moloch Angst" eröffnete Clive Barker einst sein "Zweites Buch des Blutes". Darin lotet der Autor ausnahmsweise weniger phantastische Zwischenwelten aus denn die Untiefen der menschlichen Seele. Der Film bemüht sich, wohl in erster Linie aus Dehnungszwecken um eine etwas komplexere Figurenzeichnung, die der Story um die beiden sich wechselseitig wahnsinnig machenden Studenten eher wenig bekommt. Besonders die Charakterisierung Stephens, dessen Motivation zur Rückkehr in Quaids unheimliches Haus mit seiner blutigen Vergangenheit im Film etwas tumb formulierten Rachegelüsten Platz macht, leidet unter dem Script. Dennoch lässt sich vermelden, dass mit "Dread" wiederum eine - wie in den letzten Jahren üblich ("Book Of Blood" muss und werde ich noch nachholen) - alles in allem gelungene Barker-Adaption vorgelegt wurde, der gegenüber sich die jüngeren King-Litaneien verhalten wie imbeziles Kasperltheater.

7/10

Clive Barker Anthony DiBlasi Studenten Angst Madness Boston


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SECUESTRADOS (Miguel Ángel Vivas/E, F 2010)


Zitat entfällt.

Secuestrados (Kidnapped) ~ E/F 2010
Directed By: Miguel Ángel Vivas

Drei Raubeinbrecher (Guillermo Barientos, Dritan Biba, Martijn Kuiper) dringen eines abends in den Neubau einer wohlhabenden, dreiköpfigen Familie in einem Vorort Madrids ein. Während der Vater (Fernando Cajo) mit einem der Gauner (Barrientos) loszieht, um die Kreditkartenkonten leerzuräumen, bleiben die anderen beiden bei seiner Frau (Ana Wagener) und seiner Tochter (Manuela Vellés). Als ein Polizist (Pepo Suevos) klingelt, um nach dem Rechten zu sehen, eskaliert die sich ohnehin zunehmend explosiv ausnehmende Situation vollends und mündet in ein blutiges Gewaltdrama.

Knüppelharter Terrorfilm aus Spanien, der sein unangenehm gesalzenes Süppchen gar vortrefflich kocht und der lauen amerikanischen Konkurrenz darüberhinaus komplett das Wasser abgräbt. Ein Direktvergleich mit dem ähnlich gelagerten (rein nominellen) "Mother's Day"-Remake bietet sich an und verbietet sich zugleich; mit der auf billigen Suspense gedrillten Mär von Darren Lynn Bousman hat "Secuestrados" bis auf die handlungsstiftende Prämisse jedenfalls wenig gemein. Vivas' Film gräbt sich mit geschickten Mitteln vom intensiven Gebrauch der Handicam über split screens bis hin zu einer überaus clever arrangierten Raumkonstruktion unerbittlich und suggestiv in die Publikumswahrnehmung ein, um erst gegen Ende alles aus seiner zunächst noch subtil aufgebauten Perfidie herauszuholen und den Zuschauer japsend dastehen zu lassen. Überraschend gut.

8/10

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AL TROPICO DEL CANCRO (Giampalo Lomi, Edoardo Mulargia/I 1972)


Zitat entfällt.

Al Tropico Del Cancro (Inferno unter heißer Sonne) ~ I 1972
Directed By: Giampalo Lomi/Edorado Mulargia

Vorgeblich um seine marode Ehe mit der schönen Grace (Anita Strindberg) zu retten, reist Fred Wright (Gabriele Tinti) nach Haiti. Tatsächlich hat Fred jedoch mitbekommen, dass sein alter Bekannter Williams (Anthony Steffen), ein brillanter Pharmakologe, rein zufällig ein mysteriöses Halluzinogen erfunden hat, dessen vermehrte Einnahme wie sich bald herausstellt jedoch zugleich die Neutralisation sämtlicher roter Blutkörperchen und damit den Tod des Konsumenten zur Folge hat. Urplötzlich sind neben dem zunehmend gieriger werdenden Fred noch diverse andere Parteien hinter der entsprechenden Formel her, darunter der feiste Peacock (Alfio Nicolosi) und ein unbekannter Mörder, der jeden, der mit der Formel in Berührung kommt, aus dem Weg schafft.

Ähnlich wie Argentos "Gatto A Nove Code" nutzt "Al Tropico Del Cancro" die Wirren der medizinischen Forschung lediglich als Aufhänger und wissenschaftlichen McGuffin, um einer halbwegs geschmackvoll dargebotenen Abfolge an Gattungsmerkmalen einen plotmäßigen Unterbau zu verschaffen. Ansonsten setzt der Film, der nach dessen eigenem Bekunden allein von Lomi inszeniert wurde, während sein nomineller Co-Regisseur Mulargia sich vor Ort einen faulen Lenz machte (andere Stimmen wie die des Italoploitation-Aficionados Antonio Bruschini behaupten lustigerweise das genaue Gegenteil), vor allem auf die permanent etwas anrüchig-denunzierend daherkommende Darstellung karibischen Lokalkolorits sowie die nackter Haut und ein wenig Gewalt. Dabei kommt es zu einigen aufsehenerregenden Szenen; unter anderem kredenzt Lomi seinem Lechzpublikum ein angeblich authentisch durchgeführtes Voodoo-Ritual, eine geschmackvolle Drogen-Halluzination Anita Strindbergs sowie eine fiese Mordszene für den Nebendarsteller Stelio Candelli, der's mit heißem Dampf verpasst bekommt. Ansonsten wäre noch der flotte Score von Piero Umiliani zu erwähnen.
Was mich anbelangt, so habe ich aus dieser Ecke bestimmt schon Besseres gesehen. Schlechteres aber auch.

5/10

Giampalo Lomi Edorado Mulargia Giallo Haiti Karibik Ehe Voodoo Europloitation





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