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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SUSPECT (Peter Yates/USA 1987)


"I spend all of my day with murders and rapists and, what's really crazy, I like them."

Suspect ~ USA 1987
Directed By: Peter Yates

Die Pflichtverteidigung des wegen Mordes angeklagten, taubstummen Vietnamveteranen Carl Anderson (Liam Neeson) wird für Kathleen Riley (Cher) zu einem Spießrutenlauf. Der obdachlose Mann hat sich sämtliche Bindungen an soziale Normen völlig abgewohnt und reagiert, auch aufgrund seiner Behinderung, oftmals wie ein eingepferchtes Tier auf seine Umwelt. Dennoch glaubt Kathleen nicht an die Schuld des Angeklagten. Zusammen mit dem als Geschworenen eingesetzten Milch-Lobbyisten Eddie Sanger (Dennis Quaid) findet sie einige Hinweise auf einen möglichen Schuldigen in deutlich höherer Position...

Solides Courtroom-Drama, das die Problematik der Obdachlosen in der Landeshauptstadt recht geschickt in seine Geschichte einbindet, insgesamt betrachtet jedoch vielleicht etwas zu wenig Nutzen aus ihr zieht. Yates' Regie ist zurückhaltend und gewährt den Hauptraum seinen Akteuren, allen voran der um diese Zeit gefragten und auf ihrem darstellerischen Karrierehöhepunkt befindlichen Cher. Liam Neeson lässt durchblicken, dass Größeres auf ihn wartet und Quaid spielt jenen unangenehmen Achtziger-Windebeutel im Yuppie-Gewand, der im Zuge des Filmplots tatsächlich aus seinem schmierigen Naturell eine geschäftemacherische Ader herausdestilliert hat. Den mir heuer am positivsten im Gedächtnis verbliebenen Auftritt hat jedoch der in einer Nebenrolle als Richter besetzte John Mahoney, der mit Cher noch im selben Jahr in Jewisons Meisterwerk "Moonstruck" zu sehen war. "Suspect" ist wohlfeiles, weithin kantenloses Entertainment, das man sich alle Jahre wieder, wenn die ohnehin unwichtige Auflösung wieder im Grau der Langzeitgedächtnisdämmerung verschwunden ist, gern anschaut.

7/10

Peter Yates Courtroom Washington D.C. Obdachlosigkeit Veteran


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KALIFORNIA (Dominic Sena/USA 1993)


"Feeling remorse. Dealing with guilt. Confronting a conscience. Early never did."

Kalifornia ~ USA 1993
Directed By: Dominic Sena

Auf ihrer Autofahrt ins gelobte Land Kalifornien, mit diversen Zwischenstopps an Mordschauplätzen, zu denen später ein Buch veröffentlicht werden soll, nehmen die Bohémiens Brian (David Duchovny) und Carrie (Michelle Forbes) das White-Trash-Pärchen Early (Brad Pitt) und Adele (Juliette Lewis) mit. Während Carrie Early gegenüber sogleich ein ungutes Gefühl fernab ihrer "natürlichen" Arroganz gegenüber Unterschichtsmenschen hat, braucht Brian etwas länger, um die Wahrheit zu erkennen: Early ist ein geistesgestörter Serienkiller.

Long time no see, zählte "Kalifornia" in den mittleren Neunzigern noch zu allabendlich aufgetischtem Pflicht- und Dauerprogramm. Der Abstand der Zeit zur letzten Rezeption hat dem Film in keinster Weise geschadet. Seine transgressiven Elemente kamen mir diesmal sogar noch deutlich markiger und packender vor als noch zuletzt. Außerdem scheint mir die tief verwurzelte, charakterliche Konfrontationsebene des Films, die in geradezu brillanter Weise diese beiden völlig unterschiedlichen Paare gegenüberstellt und zugleich Möglich- und Unmöglichkeiten einer tiefergehenden Freundschaft eruiert, sehr gewachsen zu sein. Oder ich verstehe sie nunmehr schlicht besser. Da gibt es einen gleichermaßen wunderschönen und traurigen Moment, in dem die von Juliette Lewis gespielte, geistig etwas lädiert wirkende Adele Carrie ihre naiven, emotionalen Träume von einer gemeinsamen freundschaftlichen Zukunft in Kalifornien unterbreitet, was die stets eiskalt wirkende Fotokünstlerin mittels einer gleichermaßen verlegenen wie bemitleidenden und belustigenden Reaktion repliziert. Adele jedoch versteht, und zwar mehr als gut. In dieser Szene erreicht "Kalifornia" seine eigentliche empathische Klimax, die sehr viel intensiver und berührender daherkommt als die späteren Mordsequenzen.
Zudem, was auch mal gesagt werden muss, ein Vorzeige-Beispiel für deutsche Synchronisations-Kunst.

9/10

Freundschaft Dominic Sena Südstaaten Wüste Road Movie Serienmord Madness Couple on the Loose


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BLOOD BEACH (Jeffrey Bloom/USA 1980)


"That's not the way we do it in Chicago."

Blood Beach ~ USA 1980
Directed By: Jeffrey Bloom

Ein unterirdisch hausendes Monster macht einen idyllischen, südkalifornischen Strand unsicher und zieht diverse Opfer unter den Sand, um sie dort seiner hauseigenen Vorratskammer einzuverleiben. Der Rettungsschwimmer Harry Caulder (David Huffman) und die ortsansässige Polizei haben einige Schwierigkeiten, das Ungetüm ausfindig zu machen.

"Blood Beach" stellt so etwas wie die Monsterfilm-Variante von Coscarellis "Phantasm" dar; verschroben-dickköpfiges Auteur-Kino im kleinen, aber dafür umso großzügiger gefassten Genre-Korsett. Immer wieder werden die Gattungs-Stereotypismen von liebevoller Milieuschilderung durchbrochen, die oftmals vergessen lässt, in was für einer Art Film man sich hier eigentlich befindet. Stattdessen wähnt man sich zuweilen in einer Art Proletariervariante von "Cannery Row".
Ohnehin erblickt das Untier erst in den letzten Filmminuten das Scheinwerferlicht der Kameras; zuvor hält es sich genau dort auf, wo niemand, einschließlich dem Publikum, es zu sehen bekäme. Irgendwie bewerkstelligt Bloom es jedoch, dass man das Vieh auch überhaupt nicht vermisst; stattdessen lässt man sich von Charakterköpfen wie Burt Young und John Saxon, als Polizisten zu sehen, sanft wogend durch die in Hamilton-Manier weichgefilterten Bilder lotsen und schaut ohne zu hinterfragen. Allein eine solch relaxte Atmosphäre zu erstellen bedarf es einiges schreiberischen Talents, das Bloom sichtbar vozuweisen hat.

6/10

Independent Jeffrey Bloom Kalifornien Strand Monster


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JUDGE DREDD (Danny Cannon/USA 1995)


"I am the law!"

Judge Dredd ~ USA 1995
Directed By: Danny Cannon

Um der überschäumenden Gewalt im postapokalyptischen, fortgeschrittenen dritten Jahrtausend Herr zu werden, wird die Rechtsprechung in den wenigen noch existenten Mega-Cities stark abgekürzt. Hier haben die 'Judges' das Sagen, eine elitäre Polizei-Einheit, deren Mitglieder sämtliche Gewalten in sich vereinen und nach eigenem Gudünken mit Gesetzesbrechern verfahren können. Der Gefürchtetste und Härteste unter ihnen ist Judge Dredd (Sylvester Stallone). Eine von dem machtgierigen Judge Griffin (Jürgen Prochnow) eingeleitete Verschwörung, an der auch Dredds früherer, kriminell gewordener Freund und Kollege Rico (Armand Assante) beteiligt ist, macht Dredd jedoch zur persona non grata. Von seinem ebenfalls abgesetzten Mentor Judge Fargo (Max von Sydow) erfährt Dredd, dass er nicht nur ein Klon, sondern zudem ein Opfer von Griffins Machenschaften geworden ist. Mithilfe der ihm zugetanen Judge Hershey (Diane Lane) macht sich Dredd auf, alles wieder ins (buchstäblich) rechte Licht zu rücken...

Eiserne Fanboy-Puristen waren und sind von Danny Cannons "Judge Dredd"-Adaption eher wenig angetan. Der in den betont karikaturistisch gefärbten Comics stets unhinterfragt agierende Albtraum-Bulle bekam hier eine Vergangenheit, einen Charakter und vor allem ein Gesicht, nämlich das Sylvester Stallones. Während die obere Hälfte seines Antlitz' üblicherweise stets unter dem berühmten Helm verborgen blieb, wurde sie im Film recht früh und unter bombastischem Geläut hervorgezeigt. Zudem ging es darum, eine von der Strip-Manier der Vorlage losgelöste Spielfilm-Geschichte zu erzählen, die ohne personelle Identifikationsbasis bekanntermaßen leicht problematisch werden kann. So bedeutete "Judge Dredd" in vielerlei Hinsicht eine Abkehr von diversen, ungeschriebenen Comic-Gesetzen.
Doch auch auf der Haben-Seite gibt es Einiges zu vermelden: Was seine Äußerlichkeiten, das ausufernde Produktionsdesign, die rasant inszenierte Action, den vorzüglichen Score und die diversen Gadgets und Roboter anbelangt, ist der Film reinster Zucker und spielt noch heute in der oberen Liga. Ferner ist eine hinreißende Besetzung mit von der Partie, die bis auf eine Ausnahme durchweg Erfreuliches bietet und die auch im Film noch subtil durchschimmernde Faschismus-Satire vorzüglich trägt. Es gibt viele Hommages an bekannte cineastische Vorbilder; Dredds Einführung, in der er einen Bürgeraufstand um James Remar niederringt, bildet etwa eine überdeutliche Reminiszenz an seinen filmischen Ahnherrn Marion Cobretti aus "Cobra"; ferner sind ganze Einstellungen der futuristischen urbanen Topographie unverhohlen von "Blade Runner" übernommen worden. Das gliedert sich alles vorzüglich ins Gesamtkonzept. Wer nun allerdings auf die tödliche Idee gekommen ist, Rob Schneiders "Fergee"-Figur als comic relief in das Script hineinzuschreiben, der gehört noch nachträglich gesteinigt. Nicht nur, dass jedwede Szene mit ihr tödlich unwitzig ist, sie unterminiert geradezu die sonstigen Qualitäten des Films und steht vermutlich als widersprüchlichstes, tatsächlich komplett redundantes Element inmitten des Zelluloid-Gewitters da.

7/10

Danny Cannon Dystopie Zukunft Comic Judge Dredd Verschwörung Klone


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HOLLYWOODLAND (Allen Coulter/USA 2006)


"Go on, I'm ready. Prove one fuckin' thing."

Hollywoodland (Die Hollywood-Verschwörung) ~ USA 2006
Directed By: Allen Coulter

Der als 'Superman' in einem TV-Serial zu Beliebtheit gelangte Schauspieler George Reeves (Ben Affleck) wird im Sommer 59 nach seinem Suizid in seinem Haus in Hollywood aufgefunden. Doch war es wirklich Selbstmord, oder steckt dahinter möglicherweise eine der Frauen aus Reeves' Leben? Die Mutter (Lois Smith) des Toten beauftragt den kleinen Privatschnüffler Louis Simo (Adrien Brody), sich auf die - von ihm medienwirksam gestaltete - Suche nach der Wahrheit zu begeben. Während dieser vergegenwärtigt sich der Detektiv seine eigenen Existenztrümmer.

Die schmutzigen Rätsel von Tinseltown - wer einmal Kenneth Angers zwei "Hollywood Babylon"-Bände gelesen hat, weiß um deren schillerndes Wesen. Morde, Selbstmorde, Sex-Skandale und Karrierebrecher, das golden- und silver age der Filmstadt war voll davon. Eines jener längst zu einer Art Meta-Pulp-Realität verklärten Mysterien ist der Selbstmord des Fernseh-Superman George Reeves, dessen wankelmütige Existenz vor seinem Ableben auch ganz andere Rückschlüsse zuließ. So wäre etwa die Affäre mit der älteren Produzentengattin Toni Mannix (Diane Lane) zu nennen, die sich in einem mehrfachen Eifersuchtsdrama auflöste, das sowohl Toni selbst als auch ihren als skrupellos berüchtigten Ehegatten Eddie (Bob Hoskins) sehr frustriert zurückließ. Außerdem seine geplante Ehe mit dem großmäuligen Starlet Leonore Lemmon (Robin Tunney), bei dem Reeves ohrenkundig wenig zu lachen hatte. "Hollywoodland", der ebenso mühelos wie geschickt zwischen seinen beiden Protagonisten hin- und herwechselt, enthält sich einer eindeutigen Interpretation der Ereignisse, liebäugelt aber doch mit der beruhigenden Auflösung, dass Reeves, zunehmend deprimiert von seiner abwärts deutenden Karriere, sich die Pistole doch selbst an die Schläfe gehalten haben könnte. Ob solcherlei De-Mystifikation dem alten Hollywood eher guttut oder schadet, liegt wohl im Auge des Betrachters. Coulters weitgehend gelungenen Film, der der von ihm porträtierten Ära so oder so neue Vitalität einhaucht, schadet sie jedenfalls überhaupt nicht. Der irreführende deutsche Titel ist derweil eine Beleidigung.

7/10

Allen Coulter period piece Hollywood Superman Kalifornien film noir


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THE BOYS IN COMPANY C (Sidney J. Furie/USA, HK 1978)


"Move it up until the private in front of you smiles."

The Boys In Company C (Die Boys von Kompanie C) ~ USA/HK 1978
Directed By: Sidney J. Furie

1968 durchlaufen einige junge Marine-Rekruten einen harten Drill, bevor sie nach Vietnam entsendet werden, um dort einige ihnen teils äußerst widerstrebende Missionen durchzuführen. Ein völlig inkompetenter Platoon-Führer (Scott Hylands), die miese, imperalistische Moral der US-Armee und andere Angelegenheiten machen ihnen ihren lebensgefährlichen Job alles andere als leicht.

In der zweiten Welle von Vietnamkriegs-Filmen gegen Ende der Siebziger befand sich neben den beiden großen Meisterwerken "The Deer Hunter" und "Apocalypse Now" auch dieses Kleinod, dass ganz ohne große Skandale, zwanghafte Regisseure oder Stars auskommen musste und seine Sache dennoch vortrefflich bewerkstelligt. Der sich bei Cimino als Identitätsverlust und bei Coppola als metaphorische Bilderwelt manifestierende Kriegsirrsinn zeigt sich in "The Boys In Company C" Furie im Zuge einer höchst realistischen Schilderung: Einige stinknormale Prä-Twens, teils auf der Flucht vor bürgerlichen Existenzfallen, teils auf der Suche nach lockeren Geschäften oder auch einfach nur Opfer der eigenen Bildungsferne, lässt sich anwerben, um für die USA Weltpolizei zu spielen. In Südostasien angekommen stehen sie einer Mischung aus Fremdkultur und Entwicklungsland gegenüber, werden in einen für sie kaum nachvollziehbaren Bürgerkrieg verwickelt, mit Geschlechtskrankheiten infiziert oder heroinsüchtig. Von Sperrfeuer, Landmienen und Guerillaangriffen gar nicht zu reden. Furie involviert sich selbst nur so weit wie eben nötig in seine Inszenierung und scheut selbst vor banal erscheinenden Allerweltsepisoden nicht zurück. Es bedarf eben nicht immer gleich Wagner, um großes Kino zu machen. Dass am Ende ein Amateur-Fußballspiel über persönliche Ehrbegriffe entscheidet, krönt "The Boys From Comany C" geradezu. Schließlich hat's noch R. Lee Ermey, realer Veteran und Ex-Drill-Instructor, in seiner ersten von diversen zumeist sehenswerten und bisweilen bereits legendären Filmrollen ebendiesen Zuschnitts.

8/10

Sidney J. Furie Vietnamkrieg Vietnam period piece Militär Ausbildung Freundschaft Fußball


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UNDERWORLD (George Pavlou/UK 1985)


"Here's to your new friends."

Underworld ~ UK 1985
Directed By: George Pavlou

Unterweltboss Motherskille (Steven Berkoff) heuert den harten Schnüffler Roy Bain (Larry Lamb) an, um die unter höchst merkwürdigen Umständen entführte Edelhure Nicole (Nicola Cowper) wiederzufinden, mit der Bain einst selbst ein Verhältnis hatte. Über den geheimnisvollen Dr. Savary (Denholm Elliott) macht Bain schließlich eine Gruppe im Untergrund lebender Mutanten ausfindig, die, ebenso wie Nicole, allesamt nach einer von Savary kreierten Droge namens "White Man" süchtig sind. White Man verschafft seinen Opfern wundervolle Visionen, ruft jedoch körperliche Missbildungen und kompromisslose Abhängigkeit hervor. Bei Nicole jedoch scheint White Man anders zu wirken, konserviert es doch ihre äußere Jugend. Damit wird sie zu einem besonders begehrten Objekt für alle Beteiligten.

Ganz nette Vorstudie zu Barkers später von ihm selbst inszenierten "Nightbreed", die auf einer reinen Scriptidee des Meisterautors basiert. Der typisch barkersche Figurenkosmos, bevölkert von Nachtkreaturen, Schattenwesen und geheimnisvoll-introvertierten Individuen, findet sich hier bereits in vollster Ausprägung. Zusätzliche Einflüsse gehen ganz offensichtlich zurück auf Walter Hills "Streets Of Fire", der ja eine ganz ähnliche, hyperreale Storyprämisse verfolgt. Dass die Geschichte von "Underworld", der in den Staaten unter dem deutlich unpassenderen Titel "Transmutations" lief, zudem eine lokale und zeitliche Entrückung geradezu forciert, passt wiederum zu Barker, der sich für seine Berichte ja gern in zwischenweltlichen Sphären und Spiegelwelten niederlässt. Auch hier haben es ihm die Ausgestoßenen angetan, die, von der Gesellschaft aufgrund deren Perfektionsstreben geächtet, eine subterrane Parakultur gegründet haben. Wobei in "Underworld" anders als in "Nightbreed" zudem Drogen eine elementare Rolle spielen: Die Freaks sind hier keine genotypisch determinierten Monster, sondern Opfer von bizarren pharmakologischen Experimenten.
Etwas ausgewogener als kurz darauf in "Rawhead Rex" wirkt auf mich zudem die Regie George Pavlous, der zudem auf einen ganz vorzüglich arbeitenden Beleuchter zurückgreifen konnte.

6/10

George Pavlou Clive Barker Mutanten Drogen Independent neo noir Empire


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RAWHEAD REX (George Pavlou/UK, IE 1986)


"He was here before Christ, before civilisation. He was king here!"

Rawhead Rex ~ UK/IE 1986
Directed By: George Pavlou

Just während der US-Alterumsforscher Hallenbeck (David Dukes) mit seiner Familie im Schlepptau in einem irischen Provinznest nach religiösen Kultstätten aus grauer Vorzeit ausschaut und den Ahnenwurzeln seiner Frau (Kelly Piper) nachspürt, befreit ein ahnungsloser Farmer den einst auf seinem Feld bestatteten, archaischen Dämonen Rawhead (Heinrich von Schellendorf). Das Monster geht umgehend zu Werke und tötet nahezu jeden Menschen, dessen er habhaft werden kann. Als die verschlafenen Polizisten auf Rawheads Auftauchen reagieren, ist es längst zu spät, zumal sich der Koloss nicht mit herkömmlichen Waffen aufhalten lässt. In einem Kirchenaltar verborgen findet Hallenbeck jedoch eine frühmenschliche Fruchtbarkeitsskulptur...

Immerhin unter selbstverfasstem Script von Clive Barker entstandene Mär von dessen eigener, imposanter Kurzgeschichte, deren extrem blutig-groteske Effektivität der Film jedoch durch seine recht billige Erscheinung kaum beibehalten kann. An der Maske des Monsters, die auf Standbildern und Film-Caps eigentlich recht wirkungsvoll erscheint, ist vieles okay; ein noch beweglicheres Äußeres, speziell, was das Gesicht der Kreatur anbelangt, hätte jedoch manches für die von Rawhead verbreitete Schrecken tun mögen. Ansonsten modifizierte der mit dem fertigen Film wohl alles andere als zufriedene Barker ein paar Details für die Kinofassung seiner Story. Aus dem Dörfchen Zeal in Kent wurde nun eine Ortschaft in Ost-Irland und aus der Londoner Familie Milton, die sich auf den Lande häuslich niederzulassen plant, die amerikanische Touristenfamilie Hallenbeck auf Reisen. Rawhead macht sich bei
Pavlou deutlich zahmer an sein blutiges Werk als in der Vorlage, in der seine Lieblingsspeise aus möglichst kleinen Kindern besteht und er seine Opfer übelst massakriert, bevor er sie teilverspeist. Andererseits wundert es mich immer wieder aufs Neue, dass die legendäre Szene, in der Rawhead dem bigotten Küster (Ronan Wilmot) eine Urindusche verpasst, den Film schmücken darf.

6/10

George Pavlou Clive Barker Independent Irland Trash Monster Splatter Empire


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MIMIC (Guillermo del Toro/USA 1997)


"Have you ever seen anything like this before?"

Mimic ~ USA 1997
Directed By: Guillermo del Toro

Um eine in Manhattan ausgebrochene Kinderseuche zu bekämpfen, deren Überträger Kakerlaken sind, züchtet die Entomologin Dr. Tyler (Mira Sorvino) eine mutierte Schabenart, die die gefährlichen Viruswirte und sich selbst nach ihrem Aussetzen binnen einer Generation ausrotten sollen. Drei Jahre nachdem die Krankheit als erfolgreich gebannt gilt,bemerkt Dr. Tyler jedoch per Zufall, dass ihre Kakerlaken mitnichten von der Bildfläche verschwunden sind, sondern sich stattdessen zu mannshohen Monstern entwickelt haben, die sich zudem per Mimikry weithin unbemerkt in den nächtlichen New Yorker Straßen fortbewegen können. Nun heißt es, die Viecher ein für allemal vom Erdboden zu tilgen.

Auch hiervon ein Director's Cut, der nach del Toros Statements im Bonusmaterial der Blu-Ray zwar nur ansatzweise seine ursprüngliche Vision widerspiegelt, anhand der Verwendung des noch verfügbaren Materials aber zumindest die nahestmögliche Form darstellt. Ich hatte "Mimic" bis dato nur einmal gesehen, nämlich, als er vor etwa vierzehn Jahren aktuell im Kino lief und Guillermo del Toro "lediglich" durch den besonders damals kaum Insider-Status übertreffenden "Cronos" bekannt war. Mit dem Backup des bisherigen Nachfolge- und Gesamtwerks lässt sich sein zweiter Langfilm jedoch wesentlich besser erschließen und einordnen. Geschichte und Narration erweisen sich nunmehr als banales Beiwerk; Figuren-Arsenal, Form und Technik indes als beinahe vollendet. Del Toro gelingen wunderhübsch beleuchtete und perspektivierte Bilder des subterranen Kampfes zwischen Mensch und Monster, einen fast schon absolutistischen Ästhetik-Begriff reflektierend. Viele Momente wirken nun wesentlich gespenstischer und prägnanter auf mich als bei der eher enttäuschend verlaufenen Erstbeschau, so dass ich wirklich superfroh bin, mich nochmal an "Mimic" (in dieser Form) herangetraut zu haben.

8/10

D.C. Guillermo del Toro New York U-Bahn Insekten Tierhorror Virus Monster


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TROPIC THUNDER - DIRECTOR'S CUT (Ben Stiller/USA, UK, D 2008)


"We're supposed to be a unit!" - "Suck my unit."

Tropic Thunder - Director's Cut ~ USA/UK/D 2008
Directed By: Ben Stiller

Um einige Derbheiten reicher gestaltet sich der rating-freie Director's Cut von Ben Stillers frecher Studio-Satire, für den, um man ihn hierzulande sehen zu können, man einen Blu-ray-Player benötigt. Insgesamt hat mir der Film dennoch etwas weniger gut gefallen als beim ersten Mal und die Satire kam mir nicht mehr ganz so schnittig vor sowie um den einstigen, seinerzeit Staunen machenden Überraschungseffekt beraubt. Trotzdem bleibt "Tropic Thunder" ein recht erquicklicher Spaß um den Traumfabrik-Wahnsinn der alles verschlingenden US-Filmindustrie, der jedoch als Produkt ebendieser Dienstleistungssparte wiederum genügend Vernunft wird walten lassen, um niemandem aus dem realen Biz wirklich ans Bein zu pinkeln. Dass die Darsteller allesamt zur Eigenverballhornung fähig sind, wenn nicht sogar neigen, haben sie ja längst alle mal unter Beweis gestellt. Ben Stiller zum Beispiel ist ja eine wandelnde Selbstparodie (und sieht dennoch stets aus wie aus dem Ei gepellt, der eitle Geck), insofern soll er ruhig den leicht debilen Star auf Oscar-Fang geben. Im Endeffekt ist das vermutlich ohnehin er selbst.

7/10

D.C. Ben Stiller Frat Pack Satire Groteske Vietnam Heroin Drogen Film im Film Hollywood





Filmtagebuch von...

Funxton

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