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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TATORT - BLUTSPUR (Werner Masten/BRD 1989)


"Immer ruhig bleiben!" - "Ich bin ruhig. Muss nur mal pissen."

Tatort - Blutspur ~ BRD 1989
Directed By: Werner Masten

Während Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) sich tierisch darüber aufregen, dass sie als Mordkommissare irgendeinem windigen "Drachen-Exhibitionisten" hinterherspüren sollen, gerät der als "Schrottpole" bekannte Kleinkriminelle und Polizeispitzel Leszek (Vadim Glowna) in einen mitten im Ruhrgebiet ausgetragenen Konflikt zwischen Palästinensern und radikalen schiitischen Milizen. Leszek hat für die Palästinenser Blutkonservben aus Polen eingeschmuggelt, deren Übergabe ihre Gegner unbedingt verhindern wollen. Inmitten dieser Turbulenzen stoßen die Ermittler noch auf den windigen Ex-Zuhälter Freddie (Rolf Zacher) und dessen früheres "Pferdchen" Ela (Marita Marschall) - jetzt Leszeks Freundin...

Grandiose Auftritte von Zacher und Glowna beinhaltet dieser flott und trotz seines brisanten Themas höchst witzig gestaltete Schimmi-"Tatort" mit der verpflichtenden Seriennummer 222. Thanner gibt sich wie immer als intellektueller Herr der Lage uind faselt ständig etwas vom 'Libanon', derweil er seinem Liebchen, einer von einer noch recht pummligen Veronica Ferres gespielten Döner-Wirtin, mit seinem neuen japanischen Auto imponieren will. Die Schiiten sind derweil ähnlich abstrus dargestellt wie das Araber-Trio in Landis' "Into The Night": Fenster vom Mercedes herunter und mit den Kalshnikovs wild in alle Richtungen geballert, dass es nur so rauscht. Lohnt, wie immer.

8/10

Werner Masten Tatort Schimanski TV-Film Ruhrpott Nahost-Konflikt Prostitution


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LONE STAR (John Sayles/USA 1996)


"Forget the Alamo."

Lone Star ~ USA 1996
Directed By: John Sayles

Sam Deeds (Chris Cooper), sheriff des texanischen Grenzstädtchens Frontera, bekommt es mit der eigenen Familienhistorie zu tun als mitten in der Wüste das Skelett des früheren, von allen gefürchteten Gesetzeshüters Charlie Wade (Kris Kristofferson) gefunden wird. Der einsame Sam, der nach einer langen Zeit außerhalb erst vor Kurzem wieder zurück nach Frontera gekommen ist, muss sich nunmehr dräuenden Fragen betreffs seiner eigenen Vergangenheit und Identität stellen, die noch eine ganze Reihe weiterer Einwohner der Stadt tangieren.

Meisterhaft gescripteter und montierter Ensemblefilm von John Sayles, der sich gleichermaßen als Polizeifilm und Neo-Western begreift, eine südstaatliche Kleinstadt mit all ihren totgeschwiegenen Geheimnissen porträtiert und mittels aller bedurften Gleichmut ein komplexes Beziehungs-Mosaik entwirft. Sayles belegt, dass die alten, geschichtsimmanenten Fragen betreffs Wahrheit und Legende so lange nicht zur Gänze beantwortet werden können, wie alle möglichen kleinen, staubigen Nester im Lande ihre ganz speziellen Pioniersagen um des Fortbestandes Willen benötigen. Somit steht "Lone Star" auch in direkter Ahnenreihe von Fords "The Man Who Shot Liberty Valance", in dem es genau wie in Sayles' Film um Lug, Trug und Vergangenheitsbewältigung in Form bewusster Geschichtsklitterung geht. Darüberhinaus verhandelt der Auteur noch auf höchst integre Art ethnische Platzbestimmungen, die an der Grenze Texas/Mexiko als ein Thema immerwährender Aktualität erscheinen: Indianer, Mexikaner, Weiße, Schwarze und deren Nachkömmlinge, teils längst nicht mehr ohne Weiteres einer Kultur zuzuordnen, finden sich oftmals in einen Frontalzusammenprall mit längst obsoleten Feindbildern involviert. Daraus, dass es neue Hoffnung und Arrangements mit dem Früher geben muss, um weitermachen zu können, macht Sayles keinen Hehl; selbst, wenn dies erst der Bewältigung moralisch höchst prekärer Slalomkurse bedarf.

10/10

John Sayles Grenze Texas Mexiko Ensemblefilm Rassismus Südstaaten ethnics


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DOUBLE EXPOSURE (William Byron Hillman/USA 1983)


"Tell me about your mother."

Double Exposure (Psycho-Killer) ~ USA 1983
Directed By: William Byron Hillman

Der Berufsphotograph und Frauenheld Adrian Wilde (Michael Callan) wird von seltsamen, gewalttätige Träumen verfolgt, in denen er auf grausame Weise Menschen ermordet. Da parallel dazu ein realer Serienkiller Los Angeles unsicher macht, beginnt Adrian an seinem Verstand zu zweifeln: Handelt es sich bei seinen Geisteserlebnissen wirklich nur um Ausgburten seines Unterbewusstseins oder ist er selbst gar der gesuchte Mörder? Sein Psychiater Dr. Curtis (Seymour Cassel) glaubt die Antwort zu kennen...

Ein eigenwilliger Beitrag zum Serienkiller-/Slasher-Genre, der wohl allein der Tatsache, dass er auf der Liste der nach §131 StGB beschlagnahmten Filme erscheint, verdankt, hierzulande überhaupt noch Menschen für sich zu interessieren und das gute Stück dann und wann aus der Versenkung emporhieven zu lassen. Im Prinzip ist das Faktum, dass ein solcher Film, und dies ist ausnahmsweise als durchweg objektive Einschätzung aus meinem Munde bzw. meiner Hand zu werten, heute problemlos unzensiert spätestens im 22-Uhr-Programm der Öffentlich-Rechtlichen ausgestrahlt werden würde, wesentlich diskussionswürdiger als der Film selbst, doch dies würde ja nun seiner ureigenen Position als B-Thriller nicht gerecht. "Double Exposure" lässt sich zunächst mit etwas Mühe als psychoanalytisch gefärbte Charakterstudie eines Serientäters lesen, wobei die Versuche, dessen Motivation auf eine gestörte Mutter-Sohn-Beziehung zurückzuführen, in dramaturgischer Hinsicht ziemlich hilflos daherkommen. Wesentlich interessanter gestaltet sich da die Darstellung der Geschwister-Beziehung: Adrian hat nämlich einen zweieiigen Zwillingsbruder, seines Zeichens Stuntman, der bei einem Unfall beide linksseitige Gliedmaßen einbüßen musste. Seltsamerweise gelingt es beiden, ganz unabhängig von irgendwelchen Handicaps, eher unattraktiven Brüdern permanent, schöne Frauen zu becircen, was manchen Rückschluss auf die nordamerikanische, männliche Selbstwahrnehmung sowie intergeschlechtliche Betrachtungsweisen in den frühen Achtzigern zulässt. Hier genügte nach maskuliner Auffassung in gewissen Kreisen offenbar ein hinreichend schmieriges Auftreten, um Erfolg bei den Damen zu haben - möglicherweise entsprach dies ja sogar der Realität.
Dann wirken die Kurzauftritte renommierter bzw. gesichsbekannter Darsteller in diesem kleinen Film fast schon befremdlich: Neben dem erwähnten Cassavetes-Spezi Seymour Cassel, der sich eigentlich nie für etwas zu schade war, was die Haushaltskasse auffüllte, kann man noch Pamela Hensley, Cleavon Little und Robert Tessier begutachten. Eben ein recht eigenartiges Werk, aber gerade deswegen (und weil es grundsätzlich ein schöner Sport ist, sich jedweden 131er-Film zu beschaffen und/oder anzuschauen) unter Vorbehalt empfehlenswert.

6/10

William Byron Hillman Los Angeles Serienmord Zwillinge Brüder Slasher Psychiatrie Independent


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SWORD OF THE VALIANT: THE LEGEND OF SIR GAWAIN AND THE GREEN KNIGHT (Stephen Weeks/UK 1984)


"Does your mother know you do this?"

Sword Of The Valiant: The Legend Of Sir Gawain And The Green Knight (Camelot - Der Fluch des Goldenen Schwertes) ~ UK 1984
Directed By: Stephen Weeks

Als ein geheimnisvoller Grüner Ritter (Sean Connery) am Hofe des Königs (Trevor Howard) erscheint und ein tapferen Ritter auffordert, ein eigenartiges Spiel mit ihm zu spielen, meldet sich als einziger der Knappe Gawain (Miles O'Keeffe). Für seine Tapferkeit prompt zum Ritter geschlagen, enthauptet Gawain den Fremden mit dessen eigener Streitaxt und auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin. Dieser setzt sich unvermittels seinen Kopf wieder auf und hinterlässt Gawain ein Rätsel, für dessen Lösung der frischgebackene Edelmann ein Jahr Zeit erhält. Nach dessen Verstreichen träfe man sich wieder und es obliege dem Grünen Ritter, Gawains Kopf zu nehmen. Zusammen mit seinem Knappen Humphrey (Leigh Lawson) macht sich Gawain auf, eine Reise in die Magie zu unternehmen, an dessen Ende sein Schicksal wartet.

"Sword Of The Valiant" ist bereits die zweite Adaption des originär mediävistischen Poems um die seltsame Reise des Ritters Gawain durch den englischen Regisseur Stephen Weeks. Während die Vorlage einen engen inhaltlichen Bezug zur Artussage aufweist - Gawain war einer der Ritter der Tafelrunde - verzichten die Verfilmungen auf solche Parallelen, möglicherweise, weil der nicht weiter nominell ausformulierte König jeweils nur eine höchst untergeordnete Rolle spielt und auch sein übriger Hofstaat von keinerlei narrativer Bedeutung ist. Produziert von der Cannon als Versuch, vom Erfolg der damals populären Fantasywelle zu partizipieren sowie als eine weitere Anstrengung, die Karriere des ewigen B- und C-Akteurs Miles O'Keeffe zu pushen, ist "Sword Of The Valiant" jedoch viel zu verschroben und unspektakulär, um mit der zum Teil deutlich spektakuläreren Konkurrenz Schritt halten zu können. Dennoch mochte ich persönlich den Film immer ganz gern, wenngleich diese Sympathie dem Zahn der Zeit nur mit Mühe trotzen kann. Eine erlesene Nebendarstellerriege sowie schöne set pieces und Kostüme fährt die Produktion auf und täuscht über manche inszenatorische Schlamperei hinweg. O'Keeffe hat zwischendurch offenbar nochmal Schauspielunterricht genommen, seine Darstellung als Sir Gawain wirkt jedenfalls deutlich versierter als frühere mimische Holzschnitte. Dafür muss er eine unmögliche blonde Perücke tragen, die eigentlich nur als dummer Scherz oder verlorene Wette durchgeht. Jedenfalls erklärt sich so die spätere Affinität für Gawains Mündel Eisenherz. Der hat nämlich eine ähnlich bescheuerte Frisur.

5/10

Stephen Weeks Mittelalter Magie Artussage Ritter Mission Sword & Sorcery Cannon


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LA ORCA (Eriprando Visconti/I 1976)


Zitat entfällt.

La Orca ~ I 1976
Directed By: Eriprando Visconti

Die Industriellentochter Alice (Rena Niehaus) wird von einer Gruppe Kleingangster entführt und in einem abgelegenen Altbau gefangengehalten. Die von einer grauen Eminenz im Hintergrund organisierten, beteiligten Männer kennen sich weder, noch pflegen sie eine Kommunikation, die das Allernötigste übersteigt. Da der junge und naive Michele (Michele Placido) der Einzige ist, der keinerlei anderweitigen Verpflichtungen nachgehen muss, obliegt ihm die Aufgabe, ruind um die Uhr bei Alice zu bleiben und sie zu bewachen. Bald schon vergisst Michele sich angesichts der dräuenden Umstände und glaubt, dass seine Annäherungsversuche bei Alice auf fruchtbaren Boden stoßen. Ein verhängnisvoller Irrtum.

Der Luchino-Neffe Eriprando Visconti spielt in "La Orca" geschickt mit Rollenerwartungen und Figurenzeichnungen. Neben einer eher beiläufig entworfenen Bestandsaufnahme des zeitgenössischen Italien, in dem die Roten Brigaden wüteten und Entführungsfälle wohlhabender Familienmitglieder faktisch an der Tagesordnung waren, richtet er sein Augenmerk auf die abbildhaft-symbolische Beziehung zwischen Alice und Michele, die sich von Anfang an als Katz-und-Maus-Spiel geriert. Während Michele mehr oder weniger bewusst als Identifikationscharakter eines vorrangig voyeuristisch-libidinös gesteuerten, männlichen Publikums dient und mit seinen sexuellen Nötigungen und Missbrauchsavancen auch noch auf eine Goldader zu stoßen scheint, brodelt in der die Situation aufgrund von Intellekt und Geschlecht bald insgeheim beherrschenden Alice von Anfang an der bloße Freiheitswille. Dass infolge dieser wohlfeil kaschierten Ausgangssituation die Arbeiterklasse am Ende einmal mehr von der Oberschicht dominiert und unmerklich gesteuert wurde, liegt, das macht Visconti dem Publikum am Ende noch einmal ganz klar deutlich, in der - wenngleich ungerechten - Natur der Dinge. In the end, we all lose.

7/10

Eriprando Visconti Kidnapping


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THE DENTIST 2 (Brian Yuzna/USA 1998)


"Truth... or tooth!"

The Dentist 2 ~ USA 1998
Directed By: Brian Yuzna

Nachdem Dr. Feinstone (Corbin Bernsen) aus der Klappsmühle fliehen kann, sucht er zunächst innere Ruhe in einer bereits prophylaktisch sorgfältig arrangierten Zweitsexistenz in dem Kleinstadnest Paradise, Missouri. Hier nennt er sich Caine und es gelingt ihm zumindest anfänglich, sein infolge intensiver Psychotherapie separiertes, böses Ich ruhigzustellen. Als er jedoch seine neue Freundin Jamie (Jillian McWhirter) wiederum der Untreue verdächtigen muss und diverse Störenfriede in seiner Vergangenheit herumzuschnüffeln beginnen, bricht sich seine dunkle Seite den Weg frei...

Für das dem Original fast ebenbürtige Sequel orientiert sich Yuzna an der "Stepfather"-Reihe - neues Ich, neues Glück, neuerliche Suche nach Reinheit und Perfektion. Schon die Tatsache, dass der zuvor so versnobte Dr. Feinstone zu Beginn in Holzfällerhemd und Jeans aus dem Wagen steigt, verspricht allerdings einen zumindest mittelfristigen Therapie-Erfolg, doch er kann sein eigenes, kariöses Inneres nicht lange verleugnen. Der satirische Impact des Erstlings weicht hier einer deutlich ernsteren und professionelleren Inszenierung, die das Gros ihrer Geschmacksausreißer bis zum letzten Drittel zurückhält. Dann aber geht es richtig zur Sache. Die Spannungskurven der beiden Filme sind recht ähnlich gestaltet und spielen jeweils mit dem Wissen, dass die Lunte des Wahnsinnigen irgendwann zu Ende gebrannt sein und dieser endgültig explodieren wird. Allerdings geht "The Dentist 2" diesbezüglich um einiges perfider zu Werke und gemahnt in struktureller Hinsicht an Franklins "Psycho 2": Während Feinstone im Original gleich zu Beginn als hochgradig geistesgestörtes Individuum eingeführt wird, dessen Amoklauf nurmehr unmittelbar bevorsteht, fungiert er im Sequel anfänglich noch als sympathische Identifikationsfigur, der man paradoxerweise eine anhaltende Genesung wünscht, was ja andererseits bereits der Publikumsmotivation zu derlei Filmrezeption von grundauf diametral widerspricht. So erhält auch der durchweg erwachsenere, wenngleich - mit Ausnahme der grandiosen Finaleinstellung - leider kaum mehr anarchische "The Dentist 2" eine gewisse Doppelbödigkeit.

6/10

Brian Yuzna Zahnarzt Splatter Missouri Kleinstadt Madness Rache


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THE DENTIST (Brian Yuzna/USA 1996)


"Open wide!"

The Dentist ~ USA 1996
Directed By: Brian Yuzna

Als der krankhaft penible Neurotiker und Zahnarzt Dr. Feinstone (Corbin Bernsen) eines Morgens seine Frau Brooke (Linda Hoffman) beim buchstäblichen Tête-à-Tête mit dem Poolreiniger (Michael Stedvec) beobachtet, reißt sein letzter Verbindungsfaden zur Beherrschung. Der so unflätig Gehörnte dreht durch und lässt sein gesamtes soziales Umfeld spüren, was passiert, wenn ein geachteter Dentist die Beherrschung verliert.

Abgesehen von ein paar auf der formalen Ebene unübersehbaren Schlenkern ist Yuzna und Gordon da eine herrlich bösartige Satire auf das kalifornische Vorstadt-Snobistentum geglückt, in dem gelangweilte Gattinnen hart arbeitender Großverdiener sich muskulöse Poolboys zur Privatbebürstung kommen lassen (müssen), korrupte Steuerfahnder (Earl Boen) ihren wehrlosen Opfern nachstellen und die geplagten Ehemänner irgendwann zwangsläufig Ratio und Geduld einbüßen. Damit einem solch subtil arrangierten Amoklauf auch der 08/15-Gorehound etwas abgewinnen kann, treibt der als Fachgenie bekannten Dr. Feinstone (wunderbarer Figurenname übrigens) allerlei geschmacklosen Schabernack mit seiner Patientenschaft, die denn auch durchweg aus verdorbenen Sozialsubjekten besteht und ihre schmerzhaften Aderlässe zumindest moralisch absolut verdient. Die (für mich persönlich nie ganz nachvollziehbare) zivilisatorische Urangst vor Zahnarztbesuchen tut dazu natürlich ihr Übriges. Und wie zur Bestätigung dieser These darf am Ende zumindest die "rein gebliebene" Sarah (Virginya Keehne) halbwegs 'unbehandelt' wieder aus dem Zahnarztstuhl aufstehen."The Dentist" braucht denn auch keinen ausufernd-explosiven Showdown mit dreimaligem Aufbäumen des Killers - Dr. Feinstone bricht angesichts der unschuldigen Zartheit einer von ihm auf seiner Flucht zufällig unterbrochenen Arienprobe zusammen und lässt sich widerstandslos verhaften. Not your usual gore flick.

7/10

Brian Yuzna Stuart Gordon Splatter Slasher Satire Rache Zahnarzt Madness Kalifornien Ehe


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FLASHPOINT (William Tannen/USA 1984)


"If you can't fix it, fuck it."

Flashpoint ~ USA 1984
Directed By: William Tannen

Per Zufall entdecken die beiden eng befreundeten texanischen Grenzpolizisten Logan (Kris Kristofferson) und Wyatt (Treat Williams) in der Wüste ein verschüttetes Autowrack, in dem sich eine skelettierte Leiche, ein Sportkoffer nebst Präzisionsgewehr und Angelrute sowie eine Tasche mit 800.000 $ Barem befinden. Während Logan spontan das Geld nehmen und sich absetzen will, ist dem linientreuen Wyatt daran gelegen, die Umstände um den Wagen, der hier offenbar seit rund zwanzig Jahren liegt, aufzudecken. Ihre private Recherche bringt die beiden nicht weiter, dafür wimmelt es in ihrem Büro plötzlich von Anzugträgern des FBI, darunter der mysteriöse Carson (Kurtwood Smith), die angeblich die Funktionsweise eines neuen Scanning-Systems überprüfen sollen. Einige seltsame Vorfälle deuten jedoch an, dass die Agenten etwas ganz anderes im Sinn haben, als sich um banale Grenzübertretungsfälle zu kümmern...

Großartig inszenierter, heute leider praktisch vergessener Copthriller, der primär von seiner frischen Buddy-Kombination Kristofferson/Williams und der übrigen grandiosen Besetzung zehrt sowie von einer sich von der Beiläufig- zur Ungeheuerlichkeit entfaltenden Verschwörungsgeschichte, die im ansonsten eher auf sphärische Flächigkeit oder grelle Komik bedachten Polizeifilm der Achtziger eigentlich eine absolute Rarität repräsentiert. "Flashpoint" führt die kleine, aber feine Phalanx von den von den atmosphärisch ganz ähnlich gestalteten "Borderline", "The Border" (Christopher Leitch) und "The Border" (Tony Richardson) flankierten Grenzcop-Filmen an ihr leider viel zu frühes Ende und offeriert zugleich deren Klimax. Hinter der bildlich zu verstehenden Demarkationslinie, an der Wyatt und Logan hier kratzen, konnte jedoch ohnehin nicht mehr viel kommen - insofern war es vielleicht auch nicht ganz falsch, mit Ausnahme des explosiv-hyperrealistischen "Extreme Prejudice" von Walter Hill nichts Weiteres mehr in dieser Richtung folgen zu lassen. "Flashpoint" jedoch gehört mit seinem brillant entworfenen Szenario unwiderlegbar in eine jede sich vollständig schimpfen wollende Chronik des Achtziger-Polizeifilms!

8/10

William Tannen Grenze Mexiko Texas Verschwörung


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BATTLE FOR THE PLANET OF THE APES (J. Lee Thompson/USA 1973)


"No, Aldo, no!"

Batlle For The Planet Of The Apes (Schlacht um den Planet der Affen) ~ USA 1973
Directed By: J. Lee Thompson

Einige Jahre nach seiner Revolution müht sich Caesar (Roddy McDowall), der mittlerweile eine Familie gegründet hat, als weiser König Menschen und Affen in Frieden miteinander leben zu lassen - ganz zum Widerwillen des kämpferischen Gorillas Aldo (Claude Akins). Ein Ausflug in die "Verbotene Stadt", das infolge eines Atomblitzes zerschmolzene Los Angeles, erweist sich schließlich als weniger gute Idee: Die unter den Trümmern lebenden Strahlungsopfer, allen voran Caesars alter Feind und Folterer Kolp (Severn Darden), sinnen noch immer auf Rache und verfolgen Caesar und seine Begleiter zurück zur Affenstadt, wo die Gorillas bereits auf eine neuerliche Revolte sinnen...

Etwas hilfloses Wald- und Wiesen-Finale der Affen-Saga, das nach all den Schrecken, die die bisherigen Teile speziell im jeweiligen Finale aufwiesen, endlich einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft wagt: Per Rückblende erzählt ein weiser Orang Utan (John Huston) einer gleichberechtigt lauschenden Gruppe von Affen- und Menschenkindern von der letzten Schlacht, die ihre Vorväter endgültig zur friedlichen Koexistenz veranlasst hat. Wie die Sache allerdings zweitausend Jahre weiter ausschaut, wenn Charlton Heston aus der Vergangenheit vorbeikommt, das kann uns der vegetarische Schlaumeier im hellbraunen Leder nicht verklickern. Überhaupt macht sich "Battle" selbst zum Opfer einiger Unlogik: Wie etwa haben die Affen, von denen im unmittelbaren Vorgänger noch keiner sprechen konnte, plötzlich nur diesen intragenerationären Evolutionssprung bewerkstelligt, der die Orangs urplötzlich zu weisen Philosophen werden lässt, die, nachdem sie ein paar Jährchen zuvor noch Teller spülten und Angst vor Feuer hatten; gar über das Wesen von Raum und Zeit parlieren, so dass selbst ihr großer Boss ein Fragezeichen in der Denkblase hat? Ferner verwundert die blitzartige Neuinstallierung der Zivilisation sowie die Unkenntnis sämtlicher Beteiligten über ihre unmittelbar benachbarte Topographie. Der lustige Wechsel zwischen Ost- und Westküsten-Setting verwunderte schon zu Beginn von "Escape", doch hier, wo man ganz offensichtlich New York und Los Angeles verwechselt, wird er noch etwas akuter.
Das inszenatorische Desinteresse Thompsons schließlich, der seinen Regieauftrag hier ganz offensichtlich mit hochgezogenen Augenrauen absolviert haben wird, adelt "Battle" auch nicht eben. Alles in allem ein überflüssiger Abschluss, der, aufrichtig gesprochen, neben seinem nach wie vor präsenten Entertainmentfaktor keinerlei weitere Existenzberechtigung vorweisen kann.

5/10

J. Lee Thompson Atombombe Apokalypse Affen Planet Of The Apes Sequel Dystopie Mutanten


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CONQUEST OF THE PLANET OF THE APES (J. Lee Thompson/USA 1972)


"The Ape Management is in the hands of the apes!"

Conquest Of The Planet Of The Apes (Eroberung vom Planet der Affen) ~ USA 1972
Directed By: J. Lee Thompson

1991, achtzehn Jahre nach den tragischen Ereignissen um die Ermordung von Cornelius und Zira: Nachdem eine Seuche wie von Cornelius angekündigt alle Hunde und Katzen der Welt hinweggerafft hat, ist man dazu übergangen, sich Affen als Haustiere zu halten. Damit nicht genug werden die Primaten in "Umerziehungszentren" zu Sklaven geschult und müssen den Menschen dienstbar sein. Doch die Affen rotten sich hier und da bereits unerlaubt zusammen und warten nur auf den Augenblick der Befreiung. In diese explosive Situation kommt der Zirkusdirektor Armando (Ricardo Montalban) mit seinem Mündel, dem Schimpansen Caesar (Roddy McDowall) - Cornelius' und Ziras Sohn - um Werbung für sein Unternehmen zu machen. Durch Caesars Unbeherrschtheit gerät Armando in Gefangenschaft und schließlich zu Tode, während Caesar, sich stumm und naiv gebend, als Hausaffe angelernt und verkauft wird. als seine wahre Identität auffliegt, kann er sich mithilfe des ihm freundlich gesonnenen Regierungsmitarbeiters MacDonald (Hari Rhodes) befreien und zettelt eine blutige Revolution an.

Der "Spartacus"-Beitrag der "Planet-Of-The-Apes"-Reihe, mit trockener Emotionalität und karger, immanenter Schönheit in grandioser Kulisse von Altmeister J. Lee Thompson inszeniert. Caesars Werdegang geriert sich dabei tatsächlich exakt wie der des von Kubrick porträtierten Sklavenaufrührers im antiken Rom: Er wird geknechtet, muss lernen, Kinder zeugen und wird schließlich verkauft. Nur seiner angeborenen Intelligenz verdankt er, dass er schließlich in der Position ist, die überfällige Revolte loszubrechen. Die Vorarbeit wird per Guerillataktik im Untergrund geleistet, Gleichgesinnte schart Caesar um sich und lässt sie, dank seiner Fähigkeit zu schreiben, für sich arbeiten. Am Ende steht dann die "Nacht des Großen Feuers", die bereits in genau jene Zukunft weist, die in den ersten beiden Teilen der Serie installiert wurde. Die Affen reißen die Herrschaft an sich; weltweit werden noch viele Caesars Beispiel folgen und die Menschheit sich letzten Endes nicht anders zu helfen wissen, als Atombomben zu werfen um damit ihre eigenen ziviliatorischen Errungenschaften zur Hölle zu schicken, von denen die genügsamen Affen ohnehin keinen Gebrauch machen würden. Der Sieg ist langfristig auf Seite der Affen und Caesar wird zu jenem Heilsbringer und Gesetzesverfasser, von dem man zuvor schon soviel gehört hat.
Als bereits rein themenbedingt erwachsenster Film des Franchise, von dem auch das aktuelle Prequel noch stark zehren konnte, wies Thompsons Urschnitt einige noch weitaus unbequemere Sequenzen auf, die jedoch aus Freigabegründen entschärft, entfernt oder umgemodelt werden mussten. Eine Veröffentlichung des unzensierten Originalschnitts täte in diesem Falle wirklich mal Not, wenngleich "Conquest" auch in dieser Form bereits ein bemerkenswertes Beispiel für ein Sequel abgibt, das durch Eigenständigkeit und Kreativität trumpfen kann.

8/10

J. Lee Thompson Planet Of The Apes Revolution Sklaverei Affen Zukunft Dystopie





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