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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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ESCAPE FROM THE PLANET OF THE APES (Don Taylor/USA 1971)


"Man might kill his brother, but he could not kill his dog!"

Escape From The Planet Of The Apes (Flucht vom Planet der Affen) ~ USA 1971
Directed By: Don Taylor

Zira (Kim Hunter), Cornelius (Roddy McDowall) und ihrem Freund Milo (Sal Mineo) ist es gelungen, rechtzeitig vor der Explosion der Erde mit Taylors Raumschiff in die Vergangenheit zurückzufliegen. Dort werden sie, gestrandet an der Westküste, von der Öffentlichkeit zunächst mit Begeisterung aufgenommen; der misstrauische Zukunftsforscher Hasslein (Eric Braeden) sähe die beiden jedoch am liebsten tot. Als er erfährt, dass Zira schwanger ist und Cornelius unbeherrscht einen Pfleger erschlägt, hat er die ganze Legitimation, die er braucht, um die Affen zur Strecke zu bringen.

Nun also zurück in die Gegenwart, just zu dem Zeitpunkt, wo Taylors Verschwinden der Weltraumforschung noch Rätsel aufgibt - von seinen Mitreisenden oder von einem Brent ist freilich keine Rede mehr. Aber die waren ja auch nicht Charlton Heston. Stattdessen steigen also drei aufrecht gehende Schimpansen in Astronautenanzügen aus der Raumfähre. Und welch Sensation - Sie sprechen, sind gar gebildet und bald der popkulturelle Hit in jeder Happening-Runde en vogue. Zwischen Feministinnen-Klub, Salongewäsch und Partygesellschaft mitsamt all ihren 'Huchs' und 'Hachs' geht erstmal nichts mehr ohne Zira und Cornelius (Milo wurde derweil bereits leider von einem primitiven Gorilla erwürgt). Doch kein eitel Sonnenschein ohne trübe Wolke am Horizont: Dr. Hassleins anfängliche Verwunderung über die Affen weicht bald einem irregeleiteten Fanatismus, was zu dem wie üblich niederschmetternden Showdown in der Affenserie führt - diesmal jedoch nicht ohne die Hinterlassenschaft eines finalen Hoffnungsschimmers. Ihre Gesellschafts- und Militärkritik behält die Reihe zumindest in abgemilderter Stärke bei; ansonsten gibt sich "Escape" formal und topologisch deutlich moderater als der direkte Vorläufer. Andererseits fehlt es ihm womöglich ein bisschen an Verrücktheit und Konsequenz: Die Schimpansen werden hier deutlich mehr vermenschlicht und in Humanformen gepresst, als es ihnen selbst gefiele.

7/10

Don Taylor Planet Of The Apes Affen Zeitreise Sequel Zirkus Militär Los Angeles


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BENEATH THE PLANET OF THE APES (Ted Post/USA 1970)


"Man is evil! Capable of nothing but destruction!"

Beneath The Planet Of The Apes (Rückkehr zum Planet der Affen) ~ USA 1970
Directed By: Ted Post

Während Taylor (Charlton Heston) in einer merkwürdigen Felsgrotte mit Feuerwänden und ähnlichem vom Fleck weg verschwindet, landet sein Nachfolger Brent (James Franciscus) in der irdischen Affenzukunft. Prompt begegnet ihm Taylors Gespielin, die schöne, aber troglodyte Nova (Linda Harrison), die ihm eine kurze, aber prägnante Einführung in den zukünftigen Zustand der Welt eröffnet. Dabei begegnet er auch Zira (Kim Hunter) und Cornelius (David Watson). In der Verbotenen Zone, die nichts anderes als die Ruinen New Yorks darstellt, entdeckt Brent schließlich eine Sekte verstrahlter, telepathisch befähigter Mutanten, die eine scharfe Atombombe anbeten. Als die kriegsschreierischen Gorillas aus der Affenstadt die Mutanten angreifen, zündet der tödlich getroffene Taylor mit letzter Kraft die Bombe. Die Erde vergeht in einem riesigen Feuerball.

Trashige, nichtsdestotrotz aber recht flotte Weiterführung der Ereignisse des ersten "Planet Of The Apes", wenngleich mit deutlich bescheideneren Mitteln bei ebensolch hohen Ansprüchen. Dabei geht es hier kaum mehr um die Affen als Abbild humaner Gesellschaftsformen, als vielmehr um den "Last Man On Earth"-Topos, der Franciscus im Widerstreit mit den wahnsinnig gewordenen, bösen Mutanten zeigt. Die zwischendurch allein zu Straffungs- und Actionzwecken eingeschobenen Fluchtszenen mit Brent und Nova haben keine weitere Funktion für den Gesamtkontext. Gegen Ende entfaltet der Film dann sein gesamtes, bizarres Potenzial: Golden steht sie da, die "kobaltummantelte" Bombe, gefährlicher als alles, was "diese verfluchten Idioten" bereits im Dritten Weltkrieg verfeuert haben; die ultimative Weltvernichtungsmaschine. Und hier offenbart sich dann endlich auch Taylors Schicksal. Er, der bereits im Vorgänger längst als Zyniker und Misanthrop entlarvte Gegenwartsexilant, ist nämlich hier, um die Erde ihrer letzten Bestimmung zuzuführen. Als seine Nova, mit der er eine Familie gründen wollte, angeschossen in seinen Armen stirbt und auch Kollege Brent den finalen Kopfschuss erhält, gibt es keinen Grund mehr, diese Welt noch länger im Kosmos zu belassen. Selbst die Affen sind mittlerweile von der militärischen Geilheit der Gorillas übermannt worden, history repeats itself. Da bleibt nichts anderes als das große 'Bumm': "In one of the countless billions of galaxies in the universe, lies a medium-sized star, and one of its satellites, a green and insignificant planet, is now dead."
Die deutsche Titelschmiede stellte übrigens bei diesem und den Folgefilmen nachdrücklich unter Beweis, dass sie nocht nicht einmal des korrekten Gebrauchs des Dativs fähig ist. Eben eine echte Lach- und Schießgesellschaft, die Jungs.

7/10

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PLANET OF THE APES (Franklin J. Schaffner/USA 1968)


"It's a mad house! A mad house!"

Planet Of The Apes (Planet der Affen) ~ USA 1968
Directed By: Franklin J. Schaffner

Ein Astronautenquartett reist rund 3000 Jahre in die Zukunft, um augenscheinlich auf einem Planeten zu landen, auf dem die Evolution Purzelbäume geschlagen hat. Hier sind die Affen die Beherrscher der Welt, verfügen über Sprache, Vernunft, Zivilisation und ein eigenes Staatssystem, in welchem wiederum Wissenschaft und Glaube eine verhängnisvolle Symbiose eingehen. Die Menschen indes leben völlig verwildert, unorganisiert, keiner Verbalkommunikation mächtig und die Feldfrüchte der Affen plündernd. Man kann sie im Zoo oder im Museum beobachten, in denen sie von den sie knechtenden Affen eingepfercht und studiert werden. Als einziger (vollwertig) Überlebender der Raumfahrer findet Taylor (Charlton Heston) schließlich Gehör bei den liberalen Schimpansen Zira (Kim Hunter) und Cornelius (Roddy McDowall), die ihm die Flucht aus der Affenstadt ermöglichen, geradewegs in die 'Verbotene Zone', wo Taylor schließlich das schreckliche Geheimnis des Affenplaneten aufdeckt.

Eine der formvollendetsten Dystopien der Filmgeschichte, zugleich so faszinierend, unbequem und grotesk, dass man sich angesichts ihres bis heute einschlägigen Erfolges als Franchise nurmehr wundern muss. "Planet Of The Apes" fungiert sowohl als Parabel gegenwärtiger Verhältnisse wie auch als Panoptikum möglicher Zukunftswelten nach dem großen Knall; viviseziert die menschliche Natur und kehrt die der bedrohlichen Situation des Kalten Krieges innewohnenden Ängste, nur, um sie dann umso absurder gestaltet vor seinen Zuschauern auszubreiten. Natürlich sind die Affen ein Spiegel der (amerikanischen) Sozietät der späten sechziger Jahre; eine Bande von größenteils halbgebildeten Kreationisten, deren bigotte Religiosität allein fadenscheiniges Machtinstrument einer elitären Führungsgilde ist, und die unter einem schweren Rassentrauma leidet. Gorillas, Schimpansen und Orang Utans haben nur soviel wie gerade nötig miteinander zu schaffen; die intelligenten, altehrwürdigen Orangs stellen Klerus und Regierung, die latent aggressiven Gorillas Polizei und Militär, die sanftmütigen Schimpansen die liberale, jedoch stets in Schach gehaltene Protestkultur und Intelligenzia.
Taylor, dem schließlich die ganze Verzweiflung der humanen Selbstverkrüppelung obliegt, kann darüberhinaus froh sein, dass die Affenzivilisation sich industriell betrachtet gerade auf einem mittelalterlichen Entwicklungsstand [der zumindest etwaig ebenfalls eine Folge der akuten Zukunftsängste Dr. Zaius' (Maurice Evans) sein könnte] befindet; ansonsten gelänge ihm die Flucht zu Pferde vermutlich wesentlich weniger reibungslos. Ganz fabelhaft noch die kleinen Kulturverweise, etwa die drei Orang Utans am Richtertisch, die nichts Böses sehen, hören und sprechen wollen oder Taylors und Ziras Abschiedskuss. Meisterwerk.

10/10

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THE LAST DRAGON (MIchael Schultz/USA 1985)


"Kiss my Converse!"

The Last Dragon (Der Tanz des Drachen) ~ USA 1985
Directed By: Michael Schultz

Der in seinen eigenen Sphären schwebende, jugendliche Kung-Fu-Kämpfer Leroy Green (Taimak) gerät an den verrückten Manager-Gangster Eddie Arkadian (Christopher Murney) und an Sho'nuff (Julius Carry) den selbsternannten "Shogun von Harlem". Während Arkadian der berühmten Videoclip-Präsentöse Laura Charles (Vanity) nachstellt, um seine eigenen Clips bei ihr promoten zu können, will Sho'nuff Leroy permanent zum Duell herausfordern, um ihm zu seigen, wer denn hier der größte Mack vor Ort ist. Am Ende schlägt der wackere Junge alle(s) mit einer Klappe.

Eines dieser prachtvollen Achtziger-Traumlogik-Relikte der Kategorie "Muss man erstmal gesehen haben, um es glauben zu können". Oszillierend zwischen Martial Arts, Tanz- und Popfilm, Kinder- und Märchenfantasy, black zeitgeist und MTV, ist "The Last Dragon" eine unwirkliche Verquirlung populärer Vorbilder, von "Saturday Night Fever" über "Streets Of Fire" und "Purple Rain" bis hin zu "Karate Kid". Dass diese eigenwillige Mixtur ihren eigenen Spaßcharakter entwickelt und zur naiven Hochkunst gerät, verwundert angesichts solcher Vergleiche kaum mehr. Alles ist hier bonbonfarbener Pop, und zugleich less than keimfreier halbgarer Achtiger R'n'B, wie ihn die mittlerweile völlig korrumpierte Motown nach den großen Sechzigern und Siebzigern, den Zeiten von Genies wie Marvin Gaye und Stevie Wonder, auszukotzen pflegte. Abgesehen von Rap wurde die schwarze Musik orientierungslos, Gaye war erschossen worden, Wonder brachte beliebigen Synthiezucker, Michael Jackson war schon damals weißer als gekochte Abtrocknentücher und Prince blieb wohlweislich für sich. Angesichts solcher ethnischer Orientierungslosigkeiten brauchte es neue Sphären, die man im schon zehn Jahre zuvor bemühten Eastern-Sektor suchte und fand und für die man frische Gesichter wie das des später kaum mehr bemühten Strahlemanns Taimak benutzte. Michael Schultz, der schon immer Pfade zwischen weißer Massen- und schwarzer Nischenkultur zu beschreiten suchte, war der richtige Mann dafür. Und Bruce Lee der richtige Mentor - wenn er mal nicht, wie vermutlich bald darauf auch angesichts des unweit gelagerten "No Retreat, No Surrender", in seinem Seattler Grabe rotiert ist. Knallah, anyway.

8/10

New York Harlem Chinatown Blaxploitation Martial Arts Michael Schultz Motown Berry Gordy Ethnics Musik Tanz Magie Camp


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DIE HINRICHTUNG (Denis Héroux/BRD, I, F, CA 1976)


"Be quiet. Nothing's gonna happen to you. I promise."

Die Hinrichtung ~ BRD/I/F/CA 1976
Directed By: Denis Héroux

Auf dem Nachhauseweg landet der in Vietnam desertierte G.I. Cain (Mathieu Carrière) im ebenfalls von Unruhen durchgeschüttelten Belfast, wo er ein paar Nächte in einem Obdachlosenheim verbringt. Als er auf ein Schwesternwohnheim aufmerksam wird, bricht Cains Psychose vollends durch. Er bringt die acht jungen Frauen in seine Gewalt und tötet sie eine nach der anderen.

Der Beweis dafür, dass Terrorfilme rein sujetbedingt noch lange keinen exploitativen Charakter aufzuweisen haben. Laut Héroux' in "Die Hinrichtung" gezeichnetem Weltbild ist der gesamte Planet (neben Vietnam und Nordirland wird gegen Ende auch der Nahe Osten kurz ins Spiel gebracht) einem global um sich greifenden Irrsinn erlegen, der die Menschen sogartig assimiliert und schlimmstenfalls zu tickenden soziopathischen Zeitbomben macht. Nicht umsonst basieren die dargestellten Ereignisse auf realen Begebenheiten (die sich allerdings wiederum kommentarisch in den Film einbezogen finden). "Die Hinrichtung" wirkt gerade dadurch verstörend, dass er sich so prononciert nüchtern und unbeteiligt gibt. Mit fast dokumentarischer Genauigkeit verfolgt Héroux den Weg des psychisch vollkommen zertrümmerten Vietnam-Veteranen, der, anders als etwa ein Krug Stillo und seine Gang, niemals zu einem vollwertigen Hassobjekt des Publikums verkommt. Weder ist Cain Adamson besonders unsympathisch noch je übermäßig aufbrausend. In stoischer Gleichmut verrichtet er sein Wahnsinnswerk, das, wäre es nicht von derart unmenschlicher Barbarei, auch als nachdrückliche Protestaktion gegen den gegenwärtigen Zustand der Welt verstanden werden könnte - immerhin wählt der Täter für seinen Anschlag auf die Conditio humana ausgerechnet eine Gruppe von Menschen, für die Barmherzigkeit nicht nur ein Tagesgeschäft darstellt, sondern die sogar ihm selbst zuvor noch mit offenen Armen begegnet ist.
Ein paar - vor allem im Hinblick auf eine Massenrezeption - grenzwertiger Einstellungen zum Trotz hält sich Héroux daher auch ganz bewusst vom Sleaze fern und wirkt dadurch nur umso abgründiger. Und was war Carrière doch einst für ein phantastischer Schauspieler...

8/10

Denis Héroux Nordirland Belfast Vietnamkrieg Terrorfilm Madness Nacht Massenmord Veteran


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THE NUN'S STORY (Fred Zinnemann/USA 1959)


"Do good, then disappear."

The Nun's Story (Geschichte einer Nonne) ~ USA 1959
Directed By: Fred Zinnemann

Nachdem die Chirurgentochter Gabrielle Van Der Mal (Audrey Hepburn) als Nonne in ein belgisches Konvent eingetreten ist, findet sie sich unter einer andauernden inneren Konfliktsituation: Der weltliche Stolz auf ihre generöse Arbeit als Krankenpflegerin steht nämlich in höchstem Widerspruch zu ihrem Bescheidenheitsgelöbnis als Ordensschwester. Nach einigen Jahren Tätigkeit im Kongo muss sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nach Belgien zurückkehren, wo sie, wiederum konträr zu ihrer Berufung, passiv den Widerstand unterstützt und die Nazis hassen lernt. Als Konsequenz verlässt sie den Orden endgültig.

Sanftmütig ausformuliertes Nonnendrama, das Zinnemanns kunstvoller Regie und Hepburns intensivem Spiel alles verdankt. Der Regisseur ist sich der wesensimmanenten Kitschbeladenheit seiner Geschichte jederzeit vollends bewusst und umschifft somit gekonnt jedwede melodramatische Steilvorlage, die andere Studio-Filmemacher - man denke an Henry King oder William Wyler - nur umso mehr gereizt hätten und "The Nun's Story" zu heillosem (unfreiwilligem) Camp hätten werden lassen. In dieser Form jedoch, die mittels denkbar besonnener, ausgiebiger Narration die Vita einer Nonne als entbehrungsreiche und harte, wenn nicht gar abstoßende Existenzspielart bar jeglicher überflüssiger Romantisierung einordnet, wird der Film allerdings zu genau jener intellektuell tragfähigen Auseinandersetzung, die dem Thema gebührt. Selbst für ein ordinär-weltliches Publikum wie meinereiner.

8/10

Fred Zinnemann Belgien Brügge Kongo Afrika Kloster Nonnen period piece Biopic WWII Krankenhaus Psychiatrie


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TATORT - EINZELHAFT (Theodor Kotulla/BRD 1988)


"Alles, was ich hier will, ist ORDNUNG! Und RUHE!!"

Tatort - Einzelhaft ~ BRD 1988
Directed By: Theodor Kotulla

Der in U-Haft sitzende Rolf Vogtländer (Hans Böhm) bittet Schimanski (Götz George), sich um eine seine Tochter Ilona (Brigitte Karner) betreffende Morddrohung zu kümmern. Vogtländer befindet sich im Gefängnis, weil er im dringenden Verdacht steht, seine Frau Eva - Ilonas verhasste Stiefmutter - vom Balkon gestoßen zu haben. Ilona jedoch ist von der Unschuld ihres Vaters überzeugt und will diese nun auf eigene Faust nachweisen. Zu diesem Zweck arbeitet sie zum Schein als Taxifahrerin und stochert in der unrühmlichen Vergangenheit Evas herum. Diese war nämlich offenbar reges Mitglied eines Menschenhändlerrings, der junge Jugoslawinnen nach Deutschland überführt, um sie dort als Prostituierte anschaffen zu lassen. Schimanski, der Ilona eindringlich warnt, als Amateurdetektivin tätig zu sein, gerät bald an den aalglatten Spediteur Plewitsch (Juraj Kukura)...

Mit Menschenhandel und Prostitution hatten Schimanski und Thanner es ja bereits mehrfach zu tun - diesmal führt die Spur jedoch über allerlei Stolpersteine und Umwege, die die Story konstant wach- und den Zuschauer bei Aufmerksamkeit halten. Regisseur Kotulla, mit dem George bereits die fulminante NS-Bio "Aus einem deutschen Leben" gemacht hatte, wahrt seinen herrlich stoischen Stil, von dem besonders Eberhard Feik zu profitieren weiß, der als Thanner am permanenten Rande des Nervenzusammenbruchs einige der komischsten Auftritte seiner Ermittler-Karriere hinlegen darf. Einmal gerät er mit einem frechen Hafenarbeiter aneinander, dann mit einem renitenten Hausmeister, um dann auf der Wache, als Huren, Mörder und Schimanski eine Massenjschubserei abhalten, endgültig auszurasten. Großes Spiel des wunderbaren Feik, das mal wieder nachdrücklich beweist, dass ein Schimmi ohne sein' Thanner ooch nur die halbe Miete is'.

8/10

Tatort TV-Film Schimanski Duisburg Ruhrpott Selbstjustiz Prostitution Menschenhandel


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SPASMO (Umberto Lenzi/I 1974)


Zitat entfällt.

Spasmo ~ I 1974
Directed By: Umberto Lenzi

Am Strand lernt der Millionenerbe Christian Baumann (Robert Hoffmann) scheinbar zufällig die schöne Barbara (Suzy Kendall) kennen, die sich zunächst geheimnisvoll gibt. Dieser schicksalsschweren Begegnung folgt jedoch noch eine ganze Reihe seltsamer Ereignisse nach, die Christian mehr und mehr seinen Verstand hinterfragen lässt. Als er schließlich die Wahrheit über jene Vorkommnisse und auch sich selbst erfahren muss, ist es, als sause geradwegs das Damoklesschwert auf ihn hernieder...

Lenzis Film entfaltet sich über seine nicht immer inspiriert genutzte Distanz leider nur allzu träge, um als wirklich bedeutsamer Beitrag zum italienischen Thrillerkino der Siebziger mit der bewussten Konkurrenz mithalten zu können. Wenngleich Signore Lenzi als Regisseur einen recht akkuraten Job hinlegt: Die anfängliche Richtungslosigkeit des Films wird durch die mauen Darsteller und den ominösen Dialog nurmehr gestützt. Zudem hätte hier etwas mehr Mut zur audiovisuellen Verzerrung Not getan - immerhin ist die Reflektorperson und damit auch die Identifikationsfigur des Publikums ein wahnsinniger Serienmörder mit amnesischen Bewusstseinszuständen. Als sich im letzten Drittel herauskristallisiert, in welche Richtung der Hase läuft, ist es, als werde man durch einen kurzen Seitenknuff aus der Lethargie gerissen, nur um dann wieder selig in derselben zu versinken. Schade, Potenzial ist hier hinreichend vorhanden, so dass "Spasmo" ein durchaus großartiger Film hätte werden können. So aber verbleibt er lediglich im gut gemeinten Mittelmaß.

5/10

Umberto Lenzi Serienmord Madness Brüder Toskana Giallo


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ATTACK THE BLOCK (Joe Cornish/UK 2011)


"Smells like a shit did a shit."

Attack The Block ~ UK 2011
Directed By: Joe Cornish

Als mitten in der Guy Fawkes Night ein merkwürdiges, hundegroßes Alien vom Himmel über South London stürzt und sogleich den jugendlichen Gangboss Moses (John Boyega) attackiert, rächt sich dieser umgehend und bringt das Vieh zur Strecke. Ein dummer Fehler, denn nur kurze Zeit später folgt dem extraterrestrischen Wesen noch eine gewaltige, aggressive Nachhut und nimmt Moses und seine Freunde in die Zange. Damit nicht genug bekommt Moses auch noch Ärger mit dem üblen Gangster Hi-Hatz (Jumayn Hunter)...

Erfreulich laxer und gegenwartsoffener Genrebeitrag, der sich auf zweierlei Arten lesen lässt: Als handelsübliche Invasionsgeschichte in etwas befremdlicher Ghetto-Gewandung oder gleichermaßen als seherische Parabel über die von Tottenham ausgegangenen riots im Spätsommer des letzten Jahres. Daraus, dass die Lage hier permanent kurz vorm Überkochen steht, macht Cornish von Anfang an keinen Hehl - da kommt die Invasion der gefährlichen, aber tumben Säbelzahn-Aliens zur Vereitelung schlimmerer Geschehnisse gerade recht. Sie trägt nämlich zu wechselseitigem Verständnis bei - alters-, demografie- und rassenbezogen. So zaubert Joe Cornish eine kleine, didaktisch überaus wertvolle Sozialstudie hervor, die, von den "richtigen" Personengruppen konsumiert, auf unterhaltsame Weise ein bisschen was über Ethos und funktionierendes Miteinander vermittelt, ohne sich dabei zeitgleich als lehrfilmartig oder moralinsauer präsentieren zu müssen. Außerdem ist es verdammt beruhigend, zu erfahren, dass Aliens die Erde nicht per se von Nordamerika aus zu entern versuchen.

8/10

Joe Cornish London Slum Aliens Invasion Gangs Nacht Marihuana


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MEATBALLS (Ivan Reitman/CA 1979)


"What? No mustard?"

Meatballs (Babyspeck und Fleischklößchen) ~ CA 1979
Directed By: Ivan Reitman

Ein Sommer in Camp Northstar, wo dumme Streiche an der Tagesordnung sind, Autorität nichts gilt, Liebe und Freundschaft dafür aber umso mehr. Da kann selbst die uniformierte Konkurrenz vom benachbarten Camp Mohawk nicht mithalten...

Die Mutter aller Sommercamp-Filme, echtes nordamerikanisches Kulturgut, von dem es in den Achtzigern und Neunzigern speziell auf dem Video- und Fernsehmarkt Dutzende von lauwarmen Rip-Offs respektive Nachzüglern hagelte. Für Bill Murray in der Hauptrolle des ebenso flapsigen wie gutherzigen Camp-Vizechefs Tripper bietet sich hier ausreichend Gelegenheit für eine ausgedehnte One-Man-Show, deren Erfolg neben seiner wunderbar lässigen Komik wohl auch seinem Improvisationstalent zu verdanken ist. Ansonsten zieht nicht unbedingt jeder Gag, dafür sind manch andere umso witziger. Von der übrigen Besetzung, die durchweg aus frischen und sympathischen Jungtalenten besteht, hat es meines Wissens jedenfalls keiner mehr zu größerem Erfolg gebracht. Eigentlich verwunderlich angesichts des durchaus netten Ensembles.
"Meatballs" ist nun gewiss nichts Besonderes, aber rustikale Qualitätsarbeit und grundehrliches Handwerk, was man ihm noch heute zu jeder Sekunde anmerkt.

7/10

Ivan Reitman Kanada Feriencamp Ferien





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