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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SAVAGE STREETS (Danny Steinmann/USA 1984)


"Who the fuck are you - the principal?"

Savage Streets (Savage Street - Straße der Gewalt) ~ USA 1984
Directed By: Danny Steinmann

Ein Streit zwischen der toughen Mädchengang der renitenten High-School-Schülerin Brenda (Linda Blair) und den Jungs des fiesen Jake (Robert Dryer) eskaliert, als das Quartett Brendas taubstumme kleine Schwester (Linnea Quigley) vergewaltigt und krankenhausreif prügelt. Als ein weiteres Mädchen (Debra Blee) von Jake ermordet wird, kennt Brendas Rache kein Halten mehr.

Ein Exploiter wie man ihn sich wünscht: Schmierig, hart und hormongeschwängert, angereichert zudem mit übelster Achtziger-Synthie-Hardrockmucke aus einer der unteren Schubladen. Wenngleich es hier vordergründig um eine pausbackige Heldin geht, ist "Savage Streets" natürlich ausschließlich für Jungs gemacht, vornehmlich solche, die sich entwicklungsmäßig gerade irgendwo zwischen Prä- und Postpubertät befinden. In kognitiver genügt freilich auch das frühe Säuglingsalter. Die zahlreichen Dummheiten des Films, die ihn so herrlich komisch machen, erscheinen retrospektiv so dreist, dass sie einem fast wie beabsichtigt vorkommen. Dass Highschool-Kids aussehen wie 25 bis 30 ist im amerikanischen Film keine Seltenheit, aber Linda Blair schießt da wortwörtlich schon den Vogel ab. Natürlich per Armbrust, denn ein markentypisches Mordinstrument braucht jeder Vigilant, das wissen wir nicht erst seit dem "Exterminator". Danny Steinmanns Gespür für Geschmacklosigkeiten darf heute jedenfalls als semilegendär bezeichnet werden. Leider hat sich der Mann nach einem Porno in den frühen Siebzigern und drei waschechten Genrestücken in der Folgedekade nichts mehr von sich hören lassen. Verdammt schade!

6/10

Danny Steinmann Sleaze Exploitation Los Angeles Schule Rache Rape & Revenge Selbstjustiz


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FRITT VILT II (Mats Stenberg/NO 2008)


Zitat entfält.

Fritt Vilt II (Cold Prey 2 Resurrection - Kälter als der Tod) ~ NO 2008
Directed By: Mats Stenberg


Nach den schrecklichen Ereignissen in dem verlassenen Hotel wird die entkräftete Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal) auf der Straße aufgelesen und in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Entsprechend ihrer Schilderungen findet man bald darauf auch die Leichen in der Gletscherspalte, darunter die des Killers Geir Olav Brath (Robert Follin), die in der Pathologie desselben Hospitals landen. Brath erwacht bald zu neuem, unheilvollem Leben und setzt seinen Amoklauf durch das nächtliche Krankenhaus fort. Am Ende stehen sich Jannicke und Brath erneut gegenüber.

Mit dem Sequel geriert sich die grobe Orientierungslinie der nunmehr zum Franchise gewordenen "Fritt Vilt"-Reihe überdeutlich: Wie weiland das erste "Halloween"-Sequel von Rick Rosenthal gestaltet sich diese Fortsetzung, bezogen auf ihren Inhalt, ihre Ort- und Zeit-Einheit, den erhöhten visuellen Härtegrad sowie, ganz ordinär, ihre atmosphärische Gestaltung. Es mutet angesichts dessen beinahe schon verwunderlich an, dass Geir Olav Brath keine parapsychologische Origin erhält (man muss sich einfach so damit zufrieden geben, dass er "nicht ganz normal" und von außerordentlich hartnäckiger Körperkonstitution ist), geschweige denn er und Jannicke zu Geschwistern ernannt wurden. Doch es geht auch so. Wenngleich Stenbergs Fortführung der Ereignisse von - diplomatisch formuliert - stumpfer und himmelschreiend unlogischer Färbung ist, so kann man ihm doch nachsagen, spannendes, versiertes Slasher-Entertainment abgeliefert zu haben, das jeden Genrefreund zumindest für die Dauer seiner kurzen Spielzeit hinreichend zufriedenstellen sollte. Jetzt muss ich mir noch das Prequel besorgen, das wird ja nun auch nicht wesentlich schlechter ausfallen. Geir Olav Brath ist jedenfalls schon jetzt mein heimlicher Osterheld 2012!

6/10

Mats Stenberg Norwegen Krankenhaus Slasher Splatter Sequel Serienmord Duell


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FRITT VILT (Roar Uthaug/NO 2006)


Zitat entfällt.

Fritt Vilt (Cold Prey - Eiskalter Tod) ~ NO 2006
Directed By: Roar Uthaug

Die fünf Freunde Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal), Morten Tobias (Rolf Kristian Larsen), Eirik (Thomas Alf Larsen), Mikal (Endre Martin Midtstigen) und Ingunn (Viktoria Winge) fahren zum Snowboarden in einen einsamen Teil von Norwegens verschneiter Winterlandschaft. Als sich Morten Tobias einen Knöchel bricht, sucht man erste Zuflucht in einer offenbar schon seit längerem verlassenen Hotelanlage. Doch das Quintett ist hier mitnichten allein: Im Keller des Gebäudes haust ein schon seit dem Kindesalter dort ansässiger Hüne, der offenbar bereits Dutzende von Ski-Touristen auf dem Gewissen hat. Gnadenlos jagt und ermordet er die Freunde mit Ausnahme von Jannicke, die sich ihrer Haut zu wehren weiß...

Weniger das 'Was' ist interessant an dieser skandinavischen Slasher-Variante, sondern vielmehr das 'Wie'. Mit dem dick eingepackten Hinterwäldler-Riesen Geir Olav Brath (Rune Melby) hat sich das norwegische Kino jedenfalls seinen eigenen Michael Myers-/Jason Voorhees-Verschnitt erschaffen. Warum auch nicht, jedes Land, und möge es auch noch so dünn besiedelt sein, hat schließlich ein Recht auf seine unzerstörbaren Popkultur-Maniacs. Roar Uthaug inszeniert seine als Hommage goutierbare Mördermär spannend und versiert und hält sich bezüglich der graphischen Ausschmückung der unangenehmen Filmgeschehnisse bewusst zurück - auch in dieser Hinsicht eine klare Orientierung an Carpenters "Halloween", in dem ja ebenfalls niemals die schauerliche Atmosphäre auf Kosten vordergründiger Blutduschen preisgegeben wurde. Der hervorragend in Szene gesetzte Schauplatz des verlassenen Hotels mit seinen surrenden Neonlampen hinterlässt wohligen Grusel; schließlich besitzt Uthaugs Art, seinen Butzemann durch dessen Terrain stapfen und ungerührt sein Mordhandwerk verrichten zu lassen, eine gewisse Kaltschnäuzigkeit, die im neueren Slasherkino aus Hollywood, mit Ausnahme vielleicht von Rob Zombies "Halloween"-Revivals, zur Rarität geworden ist. "Fritt Vilt" hat mir jedenfalls durchaus gefallen.

7/10

Norwegen Schnee Hotel Slasher Serienmord Roar Uthaug


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THE LITTLE DRUMMER GIRL (George Roy Hill/USA 1984)


"I believe in things. I believe in helping end the suffering."

The Little Drummer Girl (Die Libelle) ~ USA 1984
Directed By: George Roy Hill

Der Mossad wird auf die in London tätige US-Theater-Schauspielerin Charlie (Diane Keaton) aufmerksam, die sich bezüglich Nahost-Konflikt-Fragen öffentlich und überdeutlich auf Seiten der Palästinenser positioniert. Dennoch gelingt es den Israelis mit spezieller Unterstützung des charismatischen Agenten Joe (Yorgo Voyagis), in den sich Charlie verliebt, die junge Frau auf ihre Seite zu ziehen. Charlie soll dem Mossad dabei helfen, den arabischen Terroristen Khalil (Sami Frey) und dessen Operationsbasis zu enttarnen. Zu diesem Zweck muss sie sich unerkannt von der PLO anwerben lassen und Khalids Vertrauen gewinnen, was ihr auch gelingt. Dass am Ende der vertrackten Mission ihr eigener psychischer Zusammenbruch stehen könnte, ignoriert Charlie im Vorhinein konsequent...

John Le Carrés Thriller-Beitrag zur ewig schwelenden Nahost-Krise, von George Roy Hill gediegen und fast gänzlich unter Verzicht auf oberflächliche Schaueffekte verfilmt sowie die Intelligenz seines Publikums fordernd statt beleidigend. Diane Keaton einmal fernab von Clinch-Situationen mit Woody Allen zu beobachten bzw. von ihr nicht das amerikanische Hausmütterchen mit schneidigem Verstand aufs Erdnussbutter-Sandwich gelegt zu bekommen, ist ebenfalls eine Wohltat, ebenso wie einen fast domestiziert erscheinenenden Kinski, der einen ungewohnt entspannten Eindruck hinterlässt und seine Regieanweisungen tatsächlich angenommen haben dürfte. Dass er nahezu jede Szene, in der er auftritt, allein durch seine Präsenz souverän dominiert, gehört eben zur Natur dieses Irrwischs. Die einzigen mir erwähnenswert scheinenden Schwächen des durchaus auch als Allegorie auf abendländisches Unverständnis bezüglich orientalischer Mentalitätskonflikte lesbaren Films liegen in seiner etwas klischierten und vor allem allzu ausgewalzten Präsentation des Verhältnisses zwischen Charlie und Joe. Diese mag vielleicht inhaltlich von elementarer Bedeutung sein, inszenatorisch hätte hier jedoch durchaus auch gern auch mal Schmalhans Küchenmeister sein dürfen.

8/10

George Roy Hill John Le Carré Libanon Beirut Freiburg London Terrorismus Nahost-Konflikt undercover


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LAS GARRAS DE LORELEI (Amando de Ossorio/E 1974)


Zitat entfällt.

Las Garras de Lorelei (The Loreley's Gasp - Die Bestie im Mädchen-Pensionat) ~ E 1974
Directed By: Amando de Ossorio

Als einer jungen Braut (Betsabé Ruiz) just in der Nacht vor ihrer Hochzeit das Herz von einer noch unidentifizierten Bestie aus dem Leib gerissen wird, wird man in der kleinen Stadt Sankt Goarshausen am Rhein hellhörig. Steckt womöglich gar die Lorelei persönlich hinter dem grausamen Mord auf ihrer Suche nach ewiger Jugend und Schönheit? Das ängstliche Direktorium eines benachbarten Mädcheninternats ist jedenfalls besonders vorsichtig und engagiert den schmucken Jäger Sigurd (Tony Kendall), um dort nächtens auf Patrouille zu gehen. Hin- und hergerissen zwischen der attraktiven Lehrerin Elke (Silvia Tortosa) und einer in den Auen wohnhaften, blassen Dame (Helga Liné), bleibt Sigurd bald nurmehr die Wahl zwischen irdischem und überirdischem Dasein...

Wunderbares Schund- und Schmuddelkino der allerfeinsten Sorte, zwischen billiger Exploitation und schönster Trivialpoesie angesiedelt. Da vermischt man wild die Sagen von Lorelei und Rheingold, faselt etwas von Walhalla und Asgard und lässt um der international etablierten Konvention Willen die deutschen Provinzler dastehen wie biertrinkende Vollidioten, die seit dem Mittelalter keinerlei progressive Entwicklung durchgemacht haben. Von Rhein ist - mit Ausnahme von Archivaufnahmen - freilich nichts zu sehen. Gedreht wurde bei Madrid. Andererseits kommt diese Verweigerung lokaler und chronologischer Realität dem ohnehin surrealen Ton des Films durchaus zugute. Die Jugend, das sind die zu flotter Beatmusik umherhüpfenden Mädchen des Internats, die den feschen Sigurd am liebsten mitsamt Motorrad allesamt prompt unter ihre duftigen Nachthemdchen ließen. Der jedoch, wenngleich durchaus und sichtlich geschmeichelt, wendet sich lieber dem älteren Weibsvolk zu - dem man andererseits sein (wahres) Alter überhaupt nicht ansieht. Für die just erfolgte deutsche Veröffentlichung gab es dann sogar eine längst überfällige Synchronisation, die man als recht gelungen bezeichnen darf. Die ihresgleichen suchende Einfalt der Dialoge liegt vermutlich ohnehin in der originalen Natur des exponentiell absonderlichen Geschwafels, dessen man hier hörhaft wird. Ganz wunderbar etwa eine Szene, in der die zutiefst aufgebrachten Dörfler bewaffnet mit Heugabeln, Fackeln und Gartenharken zu Fuße des bürgermeisterlichen Balkons stehen: "Uns reicht es nun endgültig, Herr Bürgermeister. Wir haben große Angst um unsere Familien. Wir ziehen jetzt sofort los und machen diesem Ungeheuer den Garaus." - "Nein, Freunde. Wartet noch. Geht nach Hause und verschließt eure Fenster und Türen. Morgen reden wir dann weiter." - "Na gut." So geht es permanent von dannen und erfreut den Zuschauer mit ergo höchster Unterhaltsamkeit. Fazit: Spanischer Film der Kategorie G.G. (Geheimtippo Grande)!

6/10

Amando de Ossorio Europloitation Splatter Trash Internat Rhein Sage Lorelei Nibelungen Monster


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MURDER, MY SWEET (Edward Dmytryk/USA 1944)


"I felt pretty good - like an amputated leg."

Murder, My Sweet (Mord, mein Liebling) ~ USA 1944
Directed By: Edward Dmytryk

Von dem ebenso hünenhaften wie geistig minderbemittelten Ex-Knacki Moose Malloy (Mike Mazurki) erhält Philip Marlowe (Dick Powell) den Auftrag, eine gewisse Velma Valento zu suchen, mit der Moose vor acht Jahren mal etwas hatte. Kurz darauf bittet ihn noch ein windiger Kleiderständer namens Lindsay Marriott (Douglas Walton), ihn bei einer Geldübergabe zu eskortieren - es ginge um gestohlenen Jadeschmuck und dessen Wiederbeschaffung. Hinterrücks zusammengeschlagen landet Marlowe zunächst bei der Polizei - und Marriott im Leichenschauhaus. Nachdem er seine Unschuld an Marriotts Tod einigermaßen glaubhaft versichern kann, gerät Marlowe an die Familie Grayle - den reichen, alten Patriarchen (Miles Mander), seine nette Tochter Ann (Anne Shirley) und deren Stiefmutter (Claire Trevor), eine auf den ersten Blick sehr gefährliche Dame. Hier liegt auch der Schlüssel zu aller Unbill. Doch bevor Marlowe diesen endlich findet, geht er noch zweimal k.o..

Einer der maßgeblichen und stilprägenden Filme des Vierziger-Jahre-hardboiled-Detektiv-Genres, das ja bekanntlich als eine der nachhaltigsten Spielarten des film noir im populärkulturellen Gedächtnis verankert ist. Noch zwei Jahre bevor sich Bogey in "The Big Sleep" als Philip Marlowe auf eine überaus komplizierte Frauen- und Verbrecherjagd begab, interpretierte Dick Powell erstmals auf der Leinwand jenen zynischen Privatschnüffler. Mitsamt arschcooler Voice-Over-Narration, die aber immerhin einen gewissen Beitrag zur Orientierung innerhalb der irre Haken schlagenden Geschichte lieferte. Hawks und Faulkner degradierten die Story wohlweislich zum eher lästigen Schmuck, zum Alibi, um Bogey und Bacall ihr erotisches Tänzchen aufführen zu lassen. Ob der eher unglamouröse Powell letzten Endes die bessere Interpretation des Detektivs lieferte, bleibt Makulatur - in jedem Fall kommt er wohl Chandlers Vorstellung eines schmierigen Dreckwühlers deutlich näher. Das primäre, große Verdienst von Dmytryks Arbeit liegt darin, L.A. als urbanen Rotlicht-Moloch zu verkaufen, als Hort von Lügen und miesen Geschäften und von bösen blonden Frauen, die gewaltige Männer als Marionetten missbrauchen. Am Ende müssen sie alle dran glauben und jedwede Schuld wird getilgt - außer der von Marlowe, dessen Scotch-Eskapaden, soviel ist gewiss, in Kürze in die nächste Runde gehen werden.

8/10

Edward Dmytryk film noir hardboiled Los Angeles femme fatale Philip Marlowe Raymond Chandler


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FLETCH LIVES (Michael Ritchie/USA 1989)


"It takes a big man to admit when he's wrong. I am not a big man."

Fletch Lives (Fletch II - Der Troublemaker kehrt zurück) ~ USA 1989
Directd By: Michael Ritchie

Als Reportr Irwin 'Fletch' Fletcher (Cheva Chase) davon erfährt, dass er von seiner Tante ein stattliches Südstaaten-Anwesen in Mississippi geerbt hat, kündigt er kurzerhand seinen Job und jettet zum Magnolienstaat. Dort angekommen macht sich schnell Ernüchterung breit, denn der alte Bau ist doch recht verfallen. Als nach einer Liebesnacht mit der Notarin (Patricia Kalember) diese tot aufgefunden wird, sitzt Fletch sogleich wieder in der Patsche. Bei seinen Folgeermittlungen stößt er u.a. auf einen durchgeknallten Fernsehprediger (R. Lee Ermey), dessen Tochter (Julianne Phillips), eine Horde ungeschlachter Motorrad-Rocker und einen nur vorgeblich tumben 'Haussklaven' (Cleavon Little).

Dem ersten Film praktisch und faktisch nahezu ebenbürtiges Sequel, das dem bewährten Duo Ritchie/Chase vor allem dazu dient, den nur allzu verlockend-parodistischen Südstaatenmief aufs Korn zu nehmen: Bigotterie, Rassenhass und eine kaum wegzuleugnende, genetisch bedingte, der hiesigen Landbevölkerung möglicherweise durch inzestuöse Fortpflanzung eingepflanzte Debilität finden bei "Fletch Lives" reißenden Absatz. Geoffrey Lewis hat einen formidablen Auftritt als gelangweilter KKK-Wizard und die Szene, in der Chevy Chase als Geisterheiler in Reverend Farnsworths (Ermey) TV-Show auftritt und einen Bedauernswerten (Ebbe Roe Smith) von seiner Kurzzeit-Migräne befreit, gehört mit Sicherheit zu den Sternstunden im Œuvre des Komikers. Zudem schmücken einige große Namen die Nebenbesetzungsliste. Spaß in Tüten also.

7/10

Michael Ritchie Sequel Südstaaten Mississippi Journalismus Kirche Rocker


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FLETCH (Michael Ritchie/USA 1985)


"You using the whole fist, Doc?"

Fletch ~ USA 1985
Directed By: Michael Ritchie

Seine Undercover-Ermittlungen bezüglich des florierenden Drogenhandels an einem trüben Strandabschnitt von L.A. treiben den Enthüllungsjournalisten Irwing 'Fletch' Fletcher (Chevy Chase) schließlich zu einer großangelegten Heroin-Verschwörung, an der unter anderem ein bigamistischer Milliardärsschwiegersohn (Tim Matheson) sowie der Polizeichef (Joe Don Baker) höchstpersönlich beteiligt sind.

Ganz auf Chevy Chases so typische, bizarre Unschuldsminen-Wort-Komik zugeschnittene Komödie, von der produzierenden Universal ganz offensichtlich als Konkurrenz zum Paramount-Zugpferd und Superseller "Beverly Hills Cop" ins Rennen geschickt. Wie SNL-Kollege Eddie Murphy alias Axel Foley schlüpft der großklappige Amateur-Detektiv Fletch permanent in irgendwelche überzogenen Spontanrollen (allerdings hier zusätzlich unter Zuhilfenahme teils genialischer Verkleidungstricks), die ihm dazu helfen, irgendwo herein- und somit bei seinen Ermittlungen weiterzukommen. Dabei befleißigt sich Fletch zudem permanent lustiger Codenamen wie "Dr. Rosenpenis" oder "Ted Nugent" (letzterer in der deutschen Fassung etwas derber zu "John MacPimmel" zusammengestrichen). Im Direktvergleich geht Murphy jedoch als Sieger aus dem Duell hervor, nicht zuletzt, da Axel Foley einfach mehr Schneid, Tempo und Credibility mitbringt. Chases Improvisationstalent dürfte zudem so manches Mal in Aktion getreten sein, zumindest suggerieren dies seine stets herrlichen Auftritte im Film.
Urkomisches Achtziger-Gold also, wenngleich mit unübersehbaren, leichten Abblätterungserscheinungen.

7/10

Michael Ritchie Los Angeles Utah Journalismus Heroin Verschwörung undercover


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FROM NOON TILL THREE (Frank D. Gilroy/USA 1976)


"But... I AM Graham Dorsey!"

From Noon Till Three (Zwischen zwölf und drei) ~ USA 1976
Directed By: Frank D. Gilroy

Vor der Nacht eines geplanten Banküberfalls hat Graham Dorsey (Charles Bronson), Mitglied der ansonsten durchweg eher unterbelichteten Bowers-Gang, einen unangenehmen Albtraum, in dem er und der Rest des Quintetts von den Bürgern der Stadt aufs Korn genommen und zusammengeschossen werden. Als sich am nächsten Tag sein Pferd einen Huf bricht, ist für ihn klar, dass er aus der Sache raus muss. Dabei kommt ihm die schöne Witwe Amanda Starbuck gerade recht: Während die übrige Truppe sich dem Coup widmet, bleibt Dorsey bei Amanda. Eine stürmische, nur drei Stunden währende Liaison bahnt sich zwischen den beiden an. Bald darauf erfährt man, dass Bowers (Douglas Fowley) und die anderen tatsächlich gefasst wurden und ihrer Hinrichtung harren. Die romantisch veranlagte Amanda nötigt Dorsey förmlich dazu, seine Freunde herauszuhauen, wenngleich dieser eigentlichen keinen Pfifferling für diese gäbe. Unterwegs tauscht er die Identität mit einem Wander-Zahnarzt (Howard Brunner) und wird kurzerhand für Scharlatanerie verknackt, während der Zahnarzt erschossen wird. Dessen Leiche präsentiert man der geschockten Amanda, die einige Zeit später ein zum weltweiten Kult-Bestseller avancierendes Buch über ihre kurze Romanze veröffentlicht. Als Dorsey ein Jahr später aus dem Knast kommt, will ihn niemand mehr erkennen, am wenigsten Amanda...

Heute bin ich angetreten, um für dieses viel zu wenig beachtete Meisterwerk endlich einmal eine längst überfällige Lanze zu brechen: Im Geiste von Fords großmächtiger Geschichtsallegorie "The Man Who Shot Liberty Valance" und Penns brillanter Satire "Little Big Man" stehend, inszenierte der als Regisseur eher unbekannte Frank D. Gilroy einen auf eigenen Schriften basierenden Film, in dem der mündlich und medial hyperromantisierte Westen schlussendlich zu einem reinen Tollhaus im wahrsten Wortsinne wird. Darüber hinaus ist "From Noon Till Three" das schönste cineastische Geschenk an die vielköpfige Partnerschaft der Eheleute Bronson/Ireland. Von deren spürbar knisternden und vor allem aufrichtigen Zuneigung füreinander lebt Gilroys Film in der ersten Hälfte, nur um ihr dann in der zweiten gleichermaßen einen herzzereißenden Arschtritt zu versetzen. Danach ist es Bronson im Alleingang vorbehalten, sein eigenes Image zu demontieren. Wo die nach Trivialitäten lechzende Öffentlichkeit einen hochgewachsenen, schneidigen Schurken vom Schlage eines Rhett Butler vor Augen hat, erscheint dieser gedrungene Zausel mit slawischer Einwanderer-Physiognomie und flucht wie ihm die Schnauze gewachsen ist. Vergangenheit und Verklärung haben, mit ein wenig Unterstützung durch die Zeit, die Realität längst überholt und singuläre Momente, zumal ohnehin von etwas absurder Gestalt, lassen sich nicht mehr revitalisieren. Liebe und Romantik sind nur fadenscheinige Valenzen ohne jegliche Wirklichkeitsverankerung.
Am Schluss, nachdem Graham Dorsey der ihn mit Gewalt ignorierenden Welt zum letzten Mal den Mittelfinger präsentiert hat, sperrt man ihn wie einen "eingebildeten Napoleon" in die geschlossene Psychiatrie. Dort, in einer Art letzten Sackgasse der Wahrheit, akzeptiert man ihn, heißt ihn freudig willkommen und weiß längst um seine Identität. Vermutlich sind es sogar Billy The Kid, Jesse James, Wild Bill Hickok und John Wesley Hardin, die ihn hier schon im weißen Kittel erwarten. Und möglicherweise sind auch Liberty Valance und Ransom Stoddard dabei.

9/10

Frank D. Gilroy Satire Parabel Heist


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SOLDIER OF FORTUNE (Edward Dmytryk/USA 1955)


"I thought you were already back in the U.S. ..." - "I just came near the airport."

Soldier Of Fortune (Treffpunkt Hongkong) ~ USA 1955
Directed By: Edward Dmytryk

Um ihren Mann Louis (Gene Barry), einen nassforschen Fotojournalisten, der in Kanton von den Rotchinesen gefangen gehalten wird, zu befreien, kommt die Amerikanerin Jane Hoyt (Susan Hayward) nach Hong Kong. Ihre anfänglichen Schwierigkeiten, sich in der Kronkolonie zurechtzufinden führen sie alsbald zu dem reichen Reeder und Abenteurer Hank Lee (Clark Gable), der sich prompt in Jane verliebt, dessen Ehre als Gentleman ihm jedoch gebietet, zunächst Louis Hoyt herauszuhauen, bevor auch er sich gänzlich im Herzen der schönen Amerikanerin einnisten kann.

Ein eher zu vernachlässigendes Werk des während dieser Zeit vielbeschäftigten Dmytryk, der zu dieser Zeit zahlreiche Auftragsarbeiten für die Fox und andere Studios erledigte. Dabei handelte es sich primär um flamboyantes Abenteuer- und Romantikkino, das in erster Linie dazu angetan war, die Vorteile der Kombination von CinemaScope und Technicolor herauszustellen sowie dazu, seine Mitarbeiter und ergo im Nachhinein auch das Publikum an irgendwelche exotischen Schauplätze zu (ent-)führen. In exakt diese Kategorie fällt auch das x-te, uneheliche "Casablanca"-Ripoff "Soldier Of Fortune". Jenes fährt neben seinem Protagonistenpaar eine illustre Reihe prächtiger Nebendarsteller auf, so zum Beispiel Michael Rennie, Alex D'Arcy, Tom Tully, Richard Loo und Jack Kruschen, deren geballtem Einsatz der Film am Ende sehr viel von seinem Charme verdankt. Ansonsten handelt es sich um eines jener üblichen, teuren Kinokataloge über und aus Anderland, das in erster Linie die eskapistische Funktion besaß, durch die ausbeuterische Zurschaustellung einer exotischen Kultur dem abendländischen Malocher und/oder seinem Hausweibe ein paar anerkennende Seufzer abzuringen. Nichts Besonderes also, aber irgendwie doch immer wieder schön - besonders in der Retrospektive.

7/10

Edward Dmytryk Hong Kong Macao Söldner Ernest K. Gann





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