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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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TWISTED NERVE (Roy Boulting/UK 1968)


"Martin bad. Martin dead."

Twisted Nerve (Teufelskreis Y) ~ UK 1968
Directed By: Roy Boulting

Martin (Hywel Bennett), ein von seiner Mutter (Phyllis Calvert) verhätschelter Twen, Rumtreiber und jüngerer Bruder eines mit dem Down-Syndrom geborenen Behinderten, pflegt nicht nur einen überaus bizarren Humor. Eines Tages wird der Hass auf seinen reichen Stiefvater (Frank Finlay) so übermächtig, dass Martin durchdreht und ihn umzubringen plant. Zu diesem Zweck gibt er vor, nach Frankreich zu reisen, versteckt sich jedoch in einem Vorort Londons im Motel der Witwe Mrs. Harper (Billie Whitelaw). Zudem hat er ein Auge auf deren knackige Tochter Susan (Hayley Mills) geworfen...

Grandiose Fallstudie eines psychischen Zerfalls, motivisch sicherlich stark beeinflusst von Hitchcock und der legendären Killer-Trilogie der Anglo-Amalgamated, dabei aber doch eigenständig und stilsicher genug, um unter Garantie niemals in den Verdacht der Ideenlosigkeit zu geraten. Boulting erweist sich in seinem vielleicht nachhaltigsten Film als versierter Regisseur, der mit der richtigen Unterstützung kleine Film-Pralinés hatte schaffen können: Ein bravourös verfasstes, humorvolles und dennoch nie seine Bosheit aus den Augen verlierendes Script, eine durch die Bank phantastisch aufspielende Besetzung, Bernhard Hermanns buchstäbliche Wahnsinnsmusik mit jenem erst in diesem Jahrtausend zu verspätetem Ruhm gekommenen Pfeifthema - all das sind Ingredienzien für einen der schönsten so genannten "Psychothriller" seines gesamten Jahrzehnts; nicht nur aus dem Königreich, sondern weltweit.
Von historischer Besonderheit zugleich eine (schriftlich und mündlich) prologisch vorgestellte Apologie, welche den Film des Verdachts reaktionärer Genetik-Paraphrasen, die einen Zusammenhang zwischen behinderten und psychotischen Geschwistern suggerieren könnten, zu entheben versucht.

8/10

Roy Boulting Madness London Medizin


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LE FOTO DI GIOIA (Lamberto Bava/I 1987)


Zitat entfällt.

Le Foto Di Gioia (Das unheimliche Auge) ~ I 1987
Directed By: Lamberto Bava

Gioia (Serena Grandi), Ex-Erotik-Starlet und heuer Publizistin eines renommierten Nacktmagazins, sieht sich plötzlich von einem wahnsinnigen Killer verfolgt. Nachdem dieser zunächst zwei ihrer Models mittels "kreativer" Wege beiseite geschafft hat, stellt er auch ihrem persönlichen Freundeskreis nach.

Durchschnitts-Giallo, der von einigen netten visuellen Ideen lebt wie der, die subjektive Perspektive des in den Klimax-Momenten seines Zuschlagens delirierenden Killers jeweils als surreale Realitätsverzerrungen darzustellen. So verwandeln sich unter Rot- und Blaufiltern die Häupter seiner Opfer etwa in riesige Augäpfel oder Insektenköpfe. Ein sich als starke Bremsvorrichtung erweisendes Problem des Films ist derweil seine lustlos bis dilettantisch agierende Besetzung. Ein Fan von Milchkuh und Brass-Muse Serena Grandi war ich zugegebenermaßen sowieso noch nie, doch auch die ohnehin nie ganz unproblematische Daria Nicolodi und der hier mal wirklich extrem redundante George Eastman versagen gänzlich, von dem den behinderten und gleichsam perversen Nachbarn spielenden Karl Zinny gar nicht zu reden. So kann sich "Le Foto Di Giuia" nicht immer sicher davor schützen, ins gepflegt Nervige abzudriften, trotz Bava Jrs. intensiver Bemühungen, genau dem präventiv zu begegnen.

4/10

Lamberto Bava Giallo Serienmord Slasher Rom


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UNA SULL'ALTRA (Lucio Fulci/I, F, E 1969)


Zitat entfällt.

Una Sull'Altra (Nackt über Leichen) ~ I/F/E 1969
Directed By: Lucio Fulci

Nachdem seine asthmakranke Frau Susan (Marisa Mell) wegen einer falsch dosierten Beruhigungsmittelgabe gestorben ist, widmet sich der etwas naive Arzt George Dumurrier (Jean Sorel), der zusammen mit seinem Bruder Henry (Alberto De Mendoza) eine mittelmäßig gehende Klinik bei San Francisco bewirtschaftet, ganz seiner Freundin Jane (Elsa Martinelli). Als George überraschend erfährt, dass seine Frau eine stattliche Lebensversicherung abgeschlossen hat, deren Begünstigter er ist, gerät er zugleich in das Visier der Ermittler. Zudem taucht eine Striptänzerin namens Monica Weston (Marisa Mell) auf, die große Ähnlichkeit mit Susan aufweist. Als deren Leiche exhumiert wird und man feststellt, dass sie vorsätzlich vergiftet wurde, wird George wegen Mordes verurteilt und wandert in den Todestrakt von San Quentin. Kann Jane noch rechtzeitig seine Unschuld beweisen?

Stilvoll gemachter Erotikkrimi, der noch die frühe, andere Seite von Fulci zeigt, die mit seinen späteren harten Horror-Eskapaden bis auf eine markant-eigenwillige Federführung kaum etwas gemein hat. Noch einige Jahre vor De Palma zollt der Italiener der Wiedergänger- und Nekrophilie-Thematik, die Hitchcock mit "Vertigo" etabliert hatte, seinen persönlichen Respekt und schnürt ein schickes Sleaze-Päckchen mit einem starken Score von Riz Ortolani sowie einem ausgeprägten Geschmack für schöne Frauen, nominell Elsa Martinelli und Marisa Mell. Seine etwas eklektizistische, nicht immer entschlossen wirkende Bearbeitung, die mal mit split screens wie denen in "The Thomas Crown Affair" hantiert, sowie jene schätzenswerte, hier besonders stark ausgeprägte, dezidiert europäische Perspektive auf die nordamerikanische Urbanität aufweist, sieht man dem Film nur allzu gern nach, bleibt er doch jederzeit spannend und versteht es, den Zuschauer durch seine undurchsichtige Geschichte durchweg zu affizieren. Nett.

7/10

Lucio Fulci San Francisco Todesstrafe femme fatale neo noir Verschwörung Sleaze


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THE CHARGE OF THE LIGHT BRIGADE (Tony Richardson/UK 1968)


"Has anybody seen my regiment?"

The Charge Of The Light Brigade (Der Angriff der Leichten Brigade) ~ UK 1968
Directed By: Tony Richardson

Im Jahre 1851 kehrt der Indien-Veteran Captain Nolan (David Hemmings) nach England zurück und findet sich fortan dem Oberkommando des exzentrischen Lord Cardigan (Trevor Howard) unterstellt, mit dem er immer wieder aneinandergerät und der ihn schließlich wegen einer etikettischen Lappalie (Nolan trinkt in Cardigans Casino Burgunder statt Champagner) in Haft nehmen lässt. Parallel dazu verlebt Nolan jedoch auch glückliche Tage mit seinem alten Freund Morris (Mark Burns) und dessen Frau Clarissa (Vanessa Redgrave), die ein Auge auf Nolan wirft. Als es zum Krimkrieg kommt, rückt das gesamte Regiment Richtung Schwarzmeer aus. Der legendäre 25. Oktober des Jahres 1854, an dem sie Schlacht von Blaklawa geschlagen wird, erweist sich schließlich für alle Beteiligten als ein von strategischer Fehlplanung, Egomanie und Senilität geprägtes, schwarzes Datum der Militärhistorie.

Richardsons in der bitter-ironischen Tradition seiner bisherigen englischen Dramen stehende Antikriegsgroteske verhält sich in punkto Eleganz, Verve und Authentizitätsverpflichtung im Vergleich zu der alten Hollywood-Version von Michael Curtiz in etwa wie eine Flasche Hendrick's zu einem Tonkrug schwarzgebrannten Kentucky-Moonshine-Fusels. Richardson nutzt die Ereignisse jener legendären Attacke von Cardigans Kavallerie-Regiment zu einer breitgefächerten Offensive gegen die ureigene Arroganz des Commonwealth und den Status der Briten im 19. Jahrhundert als selbsternannte Weltpolizei, die bei etwas bedächtigerem Hinsehen natürlich mühelos auf die damals gegenwärtigen Praktiken der US-Außenpolitik übertragbar ist. Formal unterstützt wird dieses Ansinnen nicht allein durch eine vorzügliche Darstellerriege großer Inselschauspieler, sondern auch durch wunderbare Animationssequenzen von Richard Williams, dessen grandiose Trickeinspieler sich an zeitgenössischen, politischen Karikaturen orientieren und dabei stets voll ins Schwarze treffen. Ein bravouröses, nachhaltig beeindruckendes Filmerlebnis steht am Ende jener kreativen Bemühungen; eines, das einem jeden Verehrer des Free Cinema als eine von dessen Pflichtveranstaltungen nur wärmstens ans Herz gelegt werden kann.

9/10

Tony Richardson period piece Historie Satire Krimkrieg Militär Schwarze Komödie


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THE SCREAMING SKULL (Alex Nicol/USA 1958)


"It wasn't me!"

The Screaming Skull (Der schreiende Schädel) ~ USA 1958
Directed By: Alex Nicol

Zusammen mit seiner neuen Frau Jenni (Peggy Webber) zieht Eric Whitlock (John Hudson) in die Villa seiner ersten, verstorbenen Frau Marianne. Jene hat infolge eines tödlichen Unfalls, bei dem sie offenbar im hauseigenen Gartenteich ertrunken ist, das Zeitliche gesegnet. Jenni wiederum ist schwer traumatisiert durch einen tödlichen Badeunfall ihrer Eltern. Als sich der Geist Mariannes in Form eines überall auftauchenden Totenschädels bemerkbar macht, glaubt Jenni endgültig den Verstand zu verlieren. Oder steckt womöglich ein höchst menschliches Agieren hinter den merkwürdigen Vorfällen? Der imbezile Gärtner Mickey (Alex Nicol) macht jedenfalls einen wenig Vertrauen erweckenden Eindruck...

Dieser kleine Indie-Schocker versuchte, an der Gimmick-Kunst eines William Castle zu partizipieren, indem die Produktion bereits auf dem Kinoplakat einem jedem Zuschauer, der vor Angst dahinbleichen sollte, eine kostenlose Beerdigung versprach. Mit ganz kleinem Geld und an einem einzigen Handlungsschauplatz, dafür aber hinreichend Herz und Seele gedreht, erinnert allerdings auch die Geschichte an die vielen pulpigen "Gaslicht"-Grusler, in denen ein skrupelloser, habgieriger Ehemann sich schlussendlich als eiskalter Erbschleicher erweist, der hinter den Vermögenswerten seiner ebenso psychisch labilen wie gutgläubigen Gattinnen her ist. Wo sich in den meisten dieser Filme am Ende jedoch eine höchst irdische, wenn auch schicksalhafte Vergeltungsfügung ergibt, die zumeist in direktem Zusammenhang mit der schlechten Gewissenslage des oder der Verbrecher(s) steht, fügt "The Screaming Skull" noch ein unverhohlenes Element grobschlächtiger Parapsychologie hinzu. Das ist wie erwähnt alles nicht eben preisverdächtig, sollte die meisten Freunde von nostalgischem gothic horror aber zufriedenstellen.

5/10

Alex Nicol Schädel Ehe Independent


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THE LAST AMERICAN HERO (Lamont Johnson/USA 1973)


"Nobody knows more than a rookie."

The Last American Hero (Der letzte Held Amerikas) ~ USA 1973
Directed By: Lamont Johnson

Das Herz des jungen Hillbilly-Boys Junior Jackson (Jeff Bridges) schlägt für schnelle Autos. Als wegen einer seiner Provokationen gegenüber der örtlichen Polizei sein Vater (Art Lund), der sich als illegaler Schnapsbrenner verdingt, verknackt wird, ist Junior gezwungen, semiprofessionell Rennen zu fahren, um den Anwalt bezahlen zu können. Dabei lernt er die leichtlebige Marge (Valerie Perrine) kennen.

Nettes kleines Familiendrama aus dem Hillbilly- und Redneck-Milieu, das eine dankbare frühe Hauptrolle für den jungen Jeff Bridges bereithält. Einige weitere bekannte Gesichter, unter anderem die von Gary Busey, Ed Lauter, William Smith und Ned Beatty zieren Johnsons Aufsteigerfabel, in der einmal mehr der Amerikanische Traum ausgelebt werden darf. Mit kompromissloser Dickköpfigkeit und einigen zu lernenden Lektionen in Sachen Liebe boxt Junior Jackson sich nach oben und der Film lässt am Ende durchblicken, dass sein weiterer Weg noch einiges an Erfolgsverwöhnung bereithalten wird. Glücklicherweise vermeidet Johnson eine allzu kitschige Mise-en-scène und pflegt, getreu den ungeschriebenen Gesetzen New Hollywoods, einen eher verhalten Realismus. Andererseits hätte "The Last American Hero" etwas mehr Emotionalität, in einem Maße etwa, wie sie sein etwas später entstandener "Nachfolger" "Rocky" transportierte, gut getan. So bleibt man zwar relativ untangiert von dem Geschicken Junior Jacksons, kann sich jedoch immerhin an ein paar fabelhaft inszenierten Rennsequenzen und der besagten, erstklassigen Besetzung erfreuen.

7/10

Lamont Johnson Tom Wolfe Südstaaten Appalachen Autorennen Familie Bootlegging Virginia


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THE HUMAN CENTIPEDE (FIRST SEQUENCE) (Tom Six/NL 2009)


"Scheiße! Verdammte Scheiße!"

The Human Centipede (First Sequence) ~ NL 2009
Directed By: Tom Six

Auf ihrem nächtlichen Weg zu einer Party geraten die amerikanischen Touristinnen Lindsay (Ashley C. Williams) und Jenny (Ashlynn Yennie) in irgendeinem nordrhein-westfälischen Waldgebiet in die Fänge des wahnsinnigen Chirurgen Dr. Heiter (Dieter Laser). Dieser plant gerade, einen aus mehreren Probanden bestehenden, menschlichen Tausendfüßler mit durchgängigem Verdauungssystem zu kreieren, bei dem das jeweils nachfolgende "Glied" oral an den Anus des Vorgängers angenäht wird. Mit einem ebenfalls entführten Japaner (Akihiro Kitamura), der den Kopf des Tausendfüßlers bildet, gelingt das Experiment. Es dauert noch einige Zeit, bis die Kripo Heiter auf die Spur kommt.

Menschenkette mal anders: dass die etwas absonderliche Idee, mehrere Individuen hintereinander in Folge an Arsch und Mund zusammenzunähen, gleichwohl als Prämisse für eine ganze Trilogie herzuhalten vermag, hätte der niederländische Regisseur Tom Six anfänglich wohl selbst nicht für möglich gehalten - doch tatsächlich ist für nächstes Jahr bereits der dritte und dem Vernehmen nach letzte Film des "Human Centipede"-Zyklus angekündigt. Es gibt tatsächlich nichts, was es nicht gibt, und das ist auch gut so. Zumindest in diesem ersten Film hält sich Six in visueller Hinsicht noch halbwegs zurück mit seiner Phantasmagorie um perverse Erniedrigung und Zwangs-Koprophagie und recht schnell enthüllt sich, dass sich "The Human Centipede" keineswegs als transgressiver Schocker versteht, sondern "lediglich" als eine böse schwarze Komödie mit surrealem Einschlag. Von Anfang an hinterlässt alles einen gleichermaßen unwirklichen und betont klischierten Eindruck; das Ausgangsszenario, die stark eingeschränkte Raumkonstruktion, der permanent fluchende Japaner, die oberflächliche Misogynie und ganz besonders Dieter Lasers Performance als Madman mit geistesgestörter Vision, die zugleich als wenig codierte Selbst-Ironisierung des offenbar zu sehr pathologischen Späßen aufgelegten Tom Six daherkommt. Begreift man den Film als das, was er letzten Endes sein soll, nämlich als kleine, böse Groteske und Verballhornung ostasiatischer Grenzüberschreitungsversuche, kann er durchaus Spaß machen. Der potenzielle Zuschauer sollte aber ausdrücklich vorgewarnt sein, dass dieser Humor ganz sicher nicht jedermanns Sache ist.

6/10

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DELTA FORCE COMMANDO (Pierluigi Ciriaci/I 1988)


Zitat entfällt.

Delta Force Commando ~ I 1988
Directed By: Pierluigi Ciriaci

Nachdem eine Terroristen-Abordnung in seinen puertoricanischen Militärstützpunkt eingedrungen ist, einen Nuklearsprengkopf geraubt und seine hochschwangere Frau (Emy Valentino) erschossen hat, sinnt der Ex-Delta-Force-Kämpfer Tony Turner (Brett Baxter Clark) auf blutige Rache. Mit der zunächst unfreiwilligen Unterstützung des genervten Elite-Piloten Beck (Fred Williamson) verfolgt Turner die Politgangster bis in ihr Versteck in Nicaragua, legt sich mit den Sandinisten an und bekommt am Ende, mit der inoffiziellen Hilfe seines früheren Vorgesetzten (Bo Svenson) seine verdiente Vergeltung.

Trotz einiger Sparmaßnahmen überraschend sauber inszenierter Ballerspaß aus wohlfeiler, italienischer Fertigung, der durch seine zahlreichen, pittoresk ins Bild gesetzten Explosionen geradezu unirdisch zu leuchten scheint. Ciriaci bietet eine formidable Italoploitation-Besetzung auf; neben dem zwischenzeitlich in Italien gestrandeten Brett Baxter Clark sind das die erwähnten Standards Williamson und Svenson und Mark Gregory, der als psychotischer Oberterrorist mit zierender Mundwinkelnarbe eine überaus gute Figur macht und beweist, dass er zu seinen aktiven Zeiten wesentlich öfter als Bösewicht hätte eingesetzt werden sollen. "Delta Force Commando" gefällt formal durch eine knallige Farbdramaturgie, die mit ihren Dämmerungsszenarien Einiges von der US-Action-Ästhetik der kommenden Dekade antizipiert und inhaltlich durch seine himmelschreiende Naivität, die jedoch ausnahmsweise mal nicht das angebrannte Schlachtfeld Vietnam bemüht. Williamson kommt außerdem durchweg ohne Kotzbalken aus, was dem kleinen Film einen zusätzlichen Sonderstatus sichert.

6/10

Nicaragua Terrorismus Atombombe Pierluigi Ciriaci Europloitation


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L'AMANTE DELL'ORSA MAGGIORE (Valentino Orsini/I, F, D 1972)


Zitat entfällt.

L'Amante Dell'Orsa Maggiore (Der Geliebte der großen Bärin) ~ I/F/D 1972
Directed By: Valentino Orsini

Ostpolen, 1921: Nach dem Friedensschluss von Riga schlägt sich der mittellose Vladek (Giuliano Gemma) mehr schlecht als recht durchs Leben. Als er den Schmuggler Sacha (Bruno Cremer) kennenlernt, schließt er sich dessen buntgemischter Truppe an. Sacha und seine Leute exportieren auf illegalem Wege allerlei Waren in das postrevolutionäre Russland. Dabei geraten sie allenthalben an die ihnen übel gesonnenen Rotarmisten. Vladek gerät eines Tages in deren Gefangenschaft, kann jedoch von seiner russischen Geliebten Nina (Nicoletta Macchiavelli) wieder befreit werden. Er selbst hat derweil nur Sachas schöne Frau Fela (Senta Berger) im Kopf...

Sehr schleppend erzählte Oktoberrevolutionsfolklore, die gern den epischen Hauch eines "Dr. Zhivago" atmen würde, sich jedoch der mentalen Beschränktheit südeuropäischen Kitschkinos unterworfen findet. Die schwülstige Taiga-Romantik eines Herrn Konsalik glaubt man hier wiederzufinden, in dieser Mär der lustigen Schmuggler-Clique, die gern Kosakentänze und Vodka-Orgien praktiziert und auch sonst kein leichtes Leben hat angesichts der steifen politischen Brise, der nuerdings durch ihre Gefilde bläst. Giuliano Gemma, Sunnyboy des mediterranen Westerns, erweist sich neben dem wie immer großartigen Bruno Cremer und der schon abartig schönen Senta Berger schließlich als ziemlicher Ofenschuss, der eine episch umwehte Hauptrolle wie diese kaum zu tragen in der Lage ist. Als Zeugnis seiner Leinwandepoche nicht uninteressant, wird "L'Amante Dell'Orsa Maggiore" (dessen adäquat übersetzter deutscher Romanname "Der Geliebte der Großen Bärin" weitaus deutlichere Bände spricht als der Wiederaufführungs- und DVD-titel "Nur der Letzte kam durch") mir vor allem als gepflegter Langeweiler in Erinnerung bleiben.

4/10

Valentino Orsini Polen Russland period piece Schmuggel Sergiusz Piasecki


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SCREAM BLACULA SCREAM (Bob Kelljan/USA 1973)


"You disgust me. Good night."

Scream Blacula Scream (Der Schrei des Todes) ~ USA 1973
Directed By: Bob Kelljan

Nachdem der im Sonnenlicht verbrannte Prinz Mamuwalde (William Marshall) im Zuge einer Voodoo-Fehde von dem eher unbeholfenen Willis Daniels (Richard Lawson) wiederbelebt wurde, dauert es nicht lange, bis er erneut einen kreglen Vampirstab beisammen hat. Dabei will 'Blacula' eigentlich nur eines: Den bösen Geist, der in ihm wohnt, endlich loswerden und in seine Heimat zurückkehren. Dazu erhofft er sich die Hilfe der Voddo-Priesterin Lisa Fortier (Pam Grier), doch dieser gefällt Mamuwaldes rigoroses Vorgehen überhaupt nicht...

Dieses seinem Vorgänger mindestens ebenbürtige Sequel hätte das Zeug dazu gehabt, Blacula als Seriencharakter für noch einige weitere Nachfolger zu etablieren -, leider jedoch hat das Publikum Bob Kelljans Bemühungen offenbar nicht zur genüge honoriert. Dabei macht der durch die beiden ebenfalls von der AIP verliehenen "Count Yorga"-Filme in Vampirsachen bereits recht erfahrene Regisseur Einiges gut und richtig: Er reichert den zuvor eher trocken gehandhabten Stoff mit einigem hintergründigen Humor an, verankert die Geschichte zusätzlich im ethnologisch passenden Voodoo-Bereich und gibt dem Titelcharacter ein paar zusätzliche Nuancen. Die Chance, Mamuwalde als Anachronismus zu zeigen, hatte William Crain bis auf ein paar minimale Anspielungen noch weitgehend versäumt. Hier gibt es eine prächtige Sequenz, in der zwei freche Räuber sich an Blacula höchstselbst vergreifen wollen, nach dessen üblich höflicher Reaktion immer noch nicht nachgeben und dann dafür die Quittung kassieren. Zudem gefällt das halbwegs offene Finale, das potenziellen Raum für weitere Schandtaten dieses faszinierenden Trash-Monsters lässt - leider ohne weiteres Echo.

7/10

Bob Kelljan Sequel Voodoo Blaxploitation Vampire Virus





Filmtagebuch von...

Funxton

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