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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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BLACK WIDOW (Bob Rafelson/USA 1987)


"The truth is, it's not over yet."

Black Widow (Die schwarze Witwe) ~ USA 1987
Directed By: Bob Rafelson

Die privat etwas unstete Justizbeamte Alex Barnes (Debra Winger) wird eher zufällig auf eine männermordende Serienmörderin (Theresa Russell) aufmerksam, die ihre wohlsituierten Ehegatten jeweils in eigener Abwesenheit zu vergiften und sich hernach mit deren beträchtlicher Erbschaft aus dem Staube zu machen pflegt. Alex verfolgt die Unbekannte, deren letztes Opfer, ein steinreicher Museumskurator, in Kalifornien wohnhaft war, von dort bis nach Hawaii. Dort hat sich Christine Peterson, wie sich die eiskalte Dame nun nennt, bereits den Multimillionär Paul Nuytten (Sami Frey) als nächsten Witwenmacher auserkoren. Zwischen den zwei charakterstarken Frauen beginnt ein tödliches Spiel um falsche Freundschaft, zumal beide sich etwas vorspielen, derweil jedoch um die wahre Identität der jeweils anderen genau Bescheid wissen.

In den Achtzigern war es mal Mode, Qualitätskrimis auszustoßen, in deren Fertigung nicht selten auch ehemalige Schlüsselfiguren New Hollywoods involviert waren. Bob Rafelson, just eine derselben, legte nach der Cain-Adaption "The Postman Always Rings Twice", als neo noir und vor dem Hintegrund der Deptressionsära spielend noch ein relativ typischer Nachzieher der kreativen Bewegung, zunächst eine sechsjährige Pause ein, wohl infolge der relativ verhaltenen Rezeption seiner Neuverfilmung, für die man sich ohnehin lediglich wegen der Sexszenen zwischen Nicholson und Lange zu interessieren schien. Nach jener zwischenzeitlichen Sinnsuche tat Rafelson das, was die meisten fähigen, häufig jedoch kreativ zerfaserten Hollywood-Regisseure dieser Jahre zu tun beliebten und inszenierte einen sauberen, aber unspektakulären Thriller als Studio-Auftragsarbeit. Ungewöhnlich mutet hieran allerhöchstens an, dass das Duell zwischen Polizist und Kriminellem von zwei Frauen bekleidet wird, die mit den altklischierten, weiblichen Waffen gegeneinander antreten, sprich: Sex und Durchtriebenheit. Am Ende entscheidet die mit dem schärferen (und natürlich gesünderen) Verstand die wechselseitige Jagd für sich, derweil die andere nicht etwa spektakulär abserviert, sondern ganz ordinär den Händen der Justiz übergeben wird. Dabei zuzuschauen ist ein guter Zeitvertreib, dessen Qualität neben Rafelsons Abgewichstheit auch seiner wohlfeil durchdachten Besetzung mit vielen stets gern gesehenen Gesichtern (James Hong als nervöser Fixer-Detektiv - mein Highlight) zuzuschreiben ist.

7/10

Bob Rafelson Serienmord Jagd Hawaii San Francisco Duell femme fatale


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WAR OF THE COLOSSAL BEAST (Bert I. Gordon/USA 1958)


"A colossal freak, Major, and he's my brother!"

War Of The Colossal Beast (Gigant des Grauens) ~ USA 1958
Directed By: Bert I. Gordon

Der riesige Colonel Glenn Manning (Dean Parkin) ist mitnichten beim Sturz von der Mauer des Hoover-Staudamms zu Tode gekommen. Er konnte sich stattdessen retten und lebt mittlerweile, durch seinen Unfall schwer entstellt, in den mexikanischen Bergen, wo er mit Lebensmitteln beladene Trucks entführt und leerfuttert. Seine Schwester Joyce (Sally Fraser) ahnt nach der Beschwerde eines verdutzten Herrn (George Bewcar), der seinen Pick-Up vermisst, dass nur ihr mutierter Bruder hinter der Sache stecken kann. Zusammen mit Major Baird (Roger Pace) macht sie ihn ausfindig und kann ihn unter Betäubung nach Los Angeles schaffen. Doch Glenn ist längst nicht mehr Herr seiner Sinne und flieht aus der Gefangenschaft.

"He IS heavy - he's my brother" mag die herzensgute Joyce Manning sich selbst im Angesicht ihres riesenwüchsigen Monsterbruders vorgesummt haben. Ich finde ja das Sequel, offenbar im Gegensatz zum Rest der Welt, ein klein wenig gelungener als den Erstling "The Amazing Colosaal Man", da hier einfach mehr los ist und die Effektarbeit trotz nach wie vor offenbarer Schwächen einmal vollzogene Patzer auszubügeln trachtete. Glenn Manning, diesmal von einem gewissen Dean Parkin interpretiert, sieht mit seiner halb skelettierten Visage hübsch gruselig aus und verleiht dem Amok laufenden Riesen einen zusätzlichen, dämonischen Zug. Wie es sich für eine Billigproduktion gehört, hat es im Mittelteil eine umfangreiche Rückblende mit den komprimierten Höhepunkten des Vorgängers, die ordentlich Erzählzeit einspart. Groß in jedem Falle wieder Mannings Bummel durch die Gemeinde: Diesmal besucht er eine Sternwarte (könnte dieselbe sein wie in "Rebel Without A Cause") und droht, einen Bus mit frühadoleszenten Teenagern durch die Gegend zu werfen. Ziemlich stark, ebenso wie die folgende, zur Betonung des allgegenwärtigen spectaculums eingefärbte Freitodszene, in der Manning sich selbst mittels einer Hochspannungsleitung röstet und in Luft auflöst. Hat ja nun auch doch ein paar Leichen im Keller, der Gute.

6/10

Bert I. Gordon Mexiko Los Angeles Militär Monster Riese Atombombe Sequel


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THE AMAZING COLOSSAL MAN (Bert I. Gordon/USA 1957)


"I don't want to grow anymore."

The Amazing Colossal Man (Der Koloss) ~ USA 1957
Directed By: Bert I. Gordon

Um einem abgestürzten Flugzeug-Piloten zur Hilfe zu kommen, verlässt Colonel Glenn Manning (Glenn Langan) während eines Atombombentests ind der Wüste Nevadas seinen schützenden Unterstand und setzt sich damit ungebremst der Plutonium-Strahlung aus. Seine zunächst vollständig verbrannte Körperoberfläche regeneriert sich jedoch zum Erstaunen der behandelnden Ärzte bereits nach wenigen Stunden, doch ist Mannings Leiden damit nicht beendet. Im Gegenteil: Er beginnt, unaufhörlich zu wachsen, um etwa eineinhalb Meter täglich. Während seine Verlobte Carol (Cathy Downs) sich alle Mühe gibt, den Verzweifelnden zu beschwichtigen, eröffnet ihr Dr. Linstrom (William Hudson), dass Mannings langsamer wachsendes Herz seinen Körper bald nicht mehr wird versorgen können und dass seinem in Kürze zu erwartenden Tode noch der mentale Verfall vorausgehen wird. Man scheint endlich ein Heilmittel gefunden zu haben, als Manning, mittlerweile 20 Meter groß, aus der Militärbasis ausbricht und auf den weg nach Las Vegas macht...

Mit denselben Rückprojektionseffekten, mittels deren Einsatz schon siebzehn Jahre zuvor Rex Ingram als riesiger Djinn über den fernen Inselstrand in "The Thief Of Bagdad" schritt, ließ Bert I. Gordon, in den Credits stolz als F/X-Verantwortlicher aufgeführt, den mit Glatze, Wampe und Spandexwindel frappant an Ingram erinnernden Glenn Langan durch Nevada und Vegas tapern. Dass sein Riese sich manchmal doch eher schlampig ins Gesamtbild fügt und hier und da durchsichtig wird - okay. Leider beschränkt sich Colonel Mannings Amoklauf allerdings auf das letzte Fünftel des Films - zuvor müht man sich, ähnlich wie Jack Arnold in "The Incredible Shrinking Man", den Leidensweg eines sich auf den Kopf gestellten Naturgesetzen unterworfen findenden Individuums zu illustrieren. Wo jedoch Scott Carey sich mit seinem schrumpfenden Körper noch bislang ungekannten Erfahrungen ausgesetzt fand; sich aufgrund wechselnder Herausforderungen stets aufs Neue mit seiner Umwelt zu arrangieren hatte, und daher keine Zeit hatte, sich Depressionen zu widmen, gibt es für Glenn Manning nurmehr den folgerichtigen Weg in den Wahnsinn und damit ins Kaputtmachen. Dennoch vermisst man wie bereits oben moniert etwas das in solchen Filmen unabdingbaren Sensationalismus, tatsächlich scheint noch nichtmal jemand ernstlich zu Schaden zu kommen bei Mannings allzu possierlich geratenem Stadtrundgang.

6/10

Bert I. Gordon Atombombe Militär Monster Riese Nevada Las Vegas


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CLASS ACTION (Michael Apted/USA 1991)


"If your mother could hear you now."

Class Action (Das Gesetz der Macht) ~ USA 1991
Directed By: Michael Apted

Obschon beide Anwälte sind, verstehen sich Jeb Ward (Gene Hackman) und seine Tochter Maggie (Mary Elizabeth Mastrantonio) nicht sonderlich blendend. Maggie konnte nie die diversen Gelegenheiten nachsehen, bei denen ihr Dad seiner Frau und ihrer Mum (Joanna Merlin) Hörner aufsetzte. Auch ihre Berufsauffassung unterscheidet sich deutlich: Jeb, stets linksliberaler Bürgerrechtsvorkämpfer und Idealist, kann nicht begreifen, dass Maggie, ganz Karrieristin, sich der Riesenkanzlei Quinn einverleibt, die ausschließlich millionenschwere Klienten vertritt. Als Jeb und Maggie vor dem Zivilgericht schließlich widersteitende Parteien in Form eines renommierten Autobauers und einer Gruppe geschädigter Sammelkläger repräsentieren und sich dort Aug in Aug gegenüberstehen, müssen beide auch hinsichtlich ihrer brüchigen Beziehung zueinander Farbe bekennen.

Klassisch inszeniertes Courtroom-Drama, typisch für seine Zeit und jedwede Form der Erwartungen seiner avisierten Zuschauerschaft erfüllend. Der Begriff 'class action' subsummiert im US-Justizwesen zivilgerichtlich angestrebte Einzel- oder Sammelklagen gegen eine gegnerische Partei, bei denen es häufig um hohe Schadensersatzzahlungen geht. Im Film werden solche Storys gern als 'David-gegen-Goliath'-Epen inszeniert. Der vorrangige Vertreter dieses Courtroom-Subgenres ist "The Verdict" von Sidney Lumet, im Laufe der Jahre haben sich jedoch noch einige andere Werke, etwa Steven Zaillians "A Civil Action", herauskristallisiert. Ihre Faszination beziehen all diese Filme daraus, dass durch klerikale oder kapitalistische Achsenmächte geschädigte Bürger trotz geringer Gewinnchance ihr Recht einfordern, wobei eher selten ("The Verdict" bildet eine rühmliche Ausnahme) von den Interessen der Anklagevertreter - nämlich einem gehörigen Stück vom Entschädigungskuchen - berichtet wird. Jene finden sich mit geringfügigen Abstrichen vielmehr als Ritter in moralischer Protestrüstung charakterisiert, die ihren Beruf aus rein altruistischen Motiven heraus ausüben.
"Class Action" bildet da keine spezielle Ausnahme, wenngleich auch Jeb Wards Weste keine hundertprozentig weiße ist. Dennoch ist er als lebens- wie berufserfahrener Jurist im Recht, was seine gegen ihn rebellierende Tochter lernen und einsehen muss. So ist Apteds Film dann gleichfalls und vor allem auch die Geschichte einer überfälligen Familienzusammenführung, die in ansonsten stark vorhersehbaren Bahnen verläuft. Erfreuen mag man sich eher am sehr schnittig geschriebenen Dialogscript sowie an der starken Besetzung, die mit Donald Moffatt und Laurence Fishburne noch zwei feine extras beinhaltet.

7/10

Michael Apted Courtroom Vater & Tochter San Francisco Familie Duell


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WAKE OF THE RED WITCH (Edward Ludwig/USA 1948)


"She won't let him loose again..."

Wake Of The Red Witch (Im Banne der Roten Hexe) ~ USA 1948
Directed By: Edward Ludwig

Mitte des 19. Jahrhunderts fährt der undurchsichtige Captain Ralls (John Wayne) wertvolle Schiffsladungen für die holländische 'Batjak'-Company unter Mayrant Sidneye (Luther Adler) quer durch den Südpazifik. Der junge Maat Sam Rosen (Gig Young) schließt sich dem charismatischen Seemann vorbehaltlos an, als dieser die 'Red Witch', einen mit Goldbarren beladenen Schoner, absichtlich kentern lässt. Später findet Rosen, der an Ralls' Seite bleibt, den Grund für dessen Tat heraus: Ralls und Sidneye sind Erzfeinde, seit der habgierige Reeder Ralls einst dessen große Liebe Angelique (Gail Russell) weggeschnappt und geehelicht hat. Als Racheaktion hat Ralls die 'Red Witch' gekapert und in nur ihm selbst bekannten Breiten versenkt. Nun gilt es, das verlorene Gold zu bergen, doch die 'Red Witch' liegt genau über einer Tiefseeklippe...

Zwei filmhistorisch wunderhübsch triviale Anekdötchen umwabern "Wake Of The Red Witch": Zum Einen gab der Name der Handelsgesellschaft im Film, 'Batjak', eine Kombination der Anfangssilben von Batavia und Jakarta, Duke Wayne die Inspiration für seine eigene, 1952 gegründete Produktionsgesellschaft 'Batjac' (mit 'c' statt 'k' am Ende, angeblich ein Tippfehler von Dukes damaliger Sekretärin, der ihm so gut gefiel, dass er ihn unverbessert ließ), die bis heute existiert und von Waynes Tochter gemanagt wird. Zum anderen, und diese Story ist noch viel toller, verfügte der Film über ein grandioses Requsit: Einen mannshohen, motorbetriebenen Gummipolypen, der im Film eine Kiste voller Perlen in einer Lagune bewacht und mit dem Duke sich ein Duell zu liefern hat, um an die wertvollen Kügelchen zu gelangen (dies übrigens bei weitem nicht die einzige Analogie zu DeMilles sechs Jahre zuvor entstandenem, kunterbunten "Reap The Wild Wind"). Ebenjener Oktopus wurde einige Jahre später bei einer Neacht- und Nebel-Aktion von dem legendären Ed Wood und seiner Crew aus einer Lagerhalle der Republic Films gestohlen. Dummerweise vergaß man den Motor, so dass Bela Lugosi in "Bride Of The Monster" allein durch sein grandioses Spiel dem Gummitier "Leben" einhauchen musste. Immerhin feierte der Polyp so einen zweimaligen Filmauftritt.
Nach "Angel And The Badman" fanden Duke und die aparte Gail Russell, die bereits eine inoffizielle Romanze verband, neuerlich zusammen - ihre zweite und letzte Partnerschaft, was relativ eindeutig dekodierbar wäre. Die schöne Schauspielerin starb 1961 mit nur 36 Jahren als schwere Alkoholikerin an Leberversagen.
Ein Hollywoodstück par excellence also, getragen von einem Geschichtendunst, den seine eigentliche Form wohl nicht ganz einzulösen weiß. "Wake Of The Red Witch" hält sich als günstig produzierter, herziger Abenteuerfilm, der vor allem infolge dessen punktet, dass er eindrucksvoll vor Augen führt, dass der Begriff 'Routinement' vor 65 Jahren beim Film und auch für Regisseure wie dem emsigen Auftragsarbeiter Edward Ludwig noch eine ganz andere Bedeutung hatte als es heute der Fall ist.

7/10

Edward Ludwig Seefahrt period piece Südpazifik Duell Rache


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BOBBY DEERFIELD (Sydney Pollack/USA 1977)


"I'm starting finding you irresistable."

Bobby Deerfield ~ USA 1977
Directed By: Sydney Pollack

Der Formel-1-Fahrer Bobby Deerfield (Al Pacino) lebt eine sinnentleerte Existenz. Einerseits setzt er sich mit jedem Rennen der Gefahr aus, tödlich zu verunglücken, andererseits veranlasst ihn die Karambolage zweier Kollegen, dei der einer stirbt und der andere, Karl Holtzmann (Stephan Meldegg) nach dem Bruch eines Halswirbels gelähmt ist, zum Grübeln und zu mehrfacher Sicherheitsüberprüfung an seinem Wagen. Als Bobby Holtzmann in einem Schweizer Sanatorium besucht, lernt er die ungestüme Krebspatientin Lilian (Marthe Keller) kennen. Die impulsive, am Leben hängende Frau, die jede einzelne Minute so gut es geht auskostet, bringt den stillen Bobby zum Nachdenken. Immer wieder sucht er die Gesellschaft Lilians, die ihn mit ihren manchmal halsbrecherischen Aktionen zunehmend fasziniert.

Zum Niederknien schöne Remarque-Verfilmung, eines von Pollacks führenden Werken und in den Darstellungen von Pacino und Keller herzensbrecherisch. Letzten Endes geht es darum, über den Tod eines geliebten Menschen die Erkenntnis zu gewinnen, dass das eigene Weiterleben ein Geschenk ist - eine so gemeingültige wie existenzielle Maxime. Somit ist weniger das Resultat von Bobby Deerfields mentaler Edukation das eigentliche Ziel des Films, sondern vielmehr der ebenso beschwerliche wie romantische Weg dorthin; der Weg vom eigenbrötlerischen, trotz einer millionenstarken Anhängerschar völlig vereinsamten, erstarrten Angstneurotiker hin zum selbstbestimmten Individuum. Dass dieser Pfad wie zufällig über wunderschöne Alpenpässe, die Toskana und Florenz führt, ist dem vollendeten filmischen Genuss nicht eben abträglich. Durchweg wunderbar.

10/10

Sydney Pollack Frankreich Italien Schweiz Florenz Paris Formel 1 Krebs Erich Maria Remarque Autorennen


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THE COMPANY YOU KEEP (Robert Redford/USA 2012)


"We all died. Some of us just came back."

The Company You Keep ~ USA 2012
Directed By: Robert Redford

Mit der späten Verhaftung Sharon Solarz' (Susan Sarandon), eines ehemaligen Mitglieds des Weather Underground, beginnt zugleich auch die Hatz auf ihren damaligen Gesinnungsgenossen Nick Sloan (Robert Redford), wie die meisten der früheren Mitglieder untergetaucht und mittlerweile unter dem Namen Jim Grant als Anwalt und alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter (Jackie Evancho) ein beschaulich-ruhiges Leben führend. Man wirft Nick vor, seinerzeit den Wachmann einer Bank getötet zu haben. Tatsächlich ist jedoch nicht er, sondern seine ehemalige, ebenfalls flüchtige Geliebte Mimi Lurie (Julie Christie) für den Todesfall verantwortlich. Ohne Mimis Geständnis wäre Nick jedoch den Behörden ausgeliefert. Daher überlässt er seine Tochter übergangsweise seinem Bruder Daniel (Chris Cooper) und flüchtet quer durch die USA - das FBI und den wissbegierigen Journalisten Ben Shepard (Shia LaBoeuf) permanent dicht auf den fersen.

Der Weather Underground bildete eine Art US-Pendant zur RAF, zur Brigate Rosse und anderen zeitgenössischen Linksterror-Organisationen, die global gegen vorherrschende Establishment-Strukturen aufbegehrten. Die 'Weathermen' bestanden, wie auch ihre internationalen Gesinnungsgenossen, vornehmlich aus Studenten mit gutbürgerlichem Background, die angesichts des von den USA geführten Krieges in Vietnam auf die Barrikaden gingen; zuerst in friedlichem Protest, dann, nach Kent State, auch bewaffnet und mit Bomben. "The Company You Keep" greift dieses wichtige historische Kapitel auf und als Redford rief, kamen einige. Ein oftmals wehmütig anmutendes Treffen großartigen Altpersonals bildet das Resultat, bei dem man großen, altgedienten und -geliebten Profis nochmal bei der Arbeit zuschauen und sich beruhigt vergewissern darf, dass der Zahn der Zeit auch an ihnen nicht spurlos vorübergeht. Sam Elliott allerdings sieht im Vergleich zu seinen KollegInnen trotz schneeweißer Haarfarbe noch vergleichsweise frisch aus. Nick Nolte ist ganz der alte Brummbär und die wunderbare Julie Christie wird selbst durch Falten nicht hässlich.
Als Klassentreffen ist "The Company You Keep" ein voller Erfolg - weniger hingegen in inhaltlicher und ideologischer Hinsicht. Dass Redford - zum Drehzeitpunkt immerhin 76 Lenze zählend - als verwitweter Vater einer knapp zwölfjährigen Tochter auftritt - nun gut. Gehört eben zur Story. Weniger zufriedenstellend endet das kernlokalisierte Dialogduell zwischen Nick und Mimi. Darüber, ob die Verhältnisse heute nicht noch schlimmer sind als damals, darüber, ob militante Gegenwehr ihre Berechtigung verloren hat, darüber, ob fortgeschrittenes Alter mit politischer Passivität und automatisierter Milde einhergehen soll und muss. Hier hätte der Film deutlich mehr Biss vertragen, wie er auch insgesamt etwas zahnlos daherkommt. Dennoch eine insgesamt erfreuliche Angelegenheit und nach dem enttäuschenden "The Conspirator" wieder ein guter Schritt vorwärts für den Regisseur Redford.

8/10

Robert Redford FBI Flucht Journalismus


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LET'S SCARE JESSICA TO DEATH (John D. Hancock/USA 1971)


"Damn hippies, creeps!"

Let's Scare Jessica To Death (Grauen um Jessica) ~ USA 1971
Directed By: John D. Hancock

Nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in einer Nervenklinik zieht Jessica (Zohra Lampert) mit ihrem Ehemann Duncan (Barton Heyman) und dessen Kumpel Woody (Kevin O'Connor) in ein just erworbenes Provinzhaus in Connecticut. Hier will man sich ganz entspannt dem Müßiggang und dem Apfelanbau hingeben. Im Haus findet das Trio unerwartet das Hippie-Mädchen Emily (Mariclare Cotello) vor, welches sich dort eingenistet hat. Man ist sich auf Anhieb sympathisch und überredet Emily zum weiteren Verbleib. Doch die junge Dame umgibt offenbar ein Geheimnis. Besonders die hochsensible Jessica macht bald immer verdächtigere Entdeckungen, die nur einen finalen Schluss zulassen: Emily ist in Wahrheit der Geist der vor rund neunzig Jahren ertrunkenen Abigail Bishop, der allenthalben die rundherum lebende Bevölkerung zur Ader lässt und sich von deren Blut ernährt.

Ein eher vernachlässigenswerter, kleiner Spukfilm; träge, behäbig, mit zuweilen laienartig auftretender Besetzung und von dieser zudem teils barbarisch mies gespielt (ich schätze, das nicht nur auf der Leinwand hippieesk anmutende Protagonistenquartett wird sich mit diversen BTM bei Laune gehalten haben, man beobachte nur Lamperts glasigen Blick); immerhin jedoch von inszenatorischer Seite her hier und da ambitioniert wirkend.
Die interessante Nuance liegt in der zunächst noch geschickt ausgespielten Ungewissheitskarte: Sind Jessicas Eindrücke noch posttraumatische Nachwirkungen ihrer psychotischen Episode oder handelt es sich tatsächlich um übernatürliche Ereignisse?: "Madness or sanity; dream or nightmare - which is which?" Nun ja, die fiesen Wunden, die der überalterten Landbevölkerung mittels unkonventioneller, vampirischer Methodik (Schnittwerkzeuge statt Reißzähnen) beigebracht wurden, sprechen da schlussendlich schon eine recht deutliche Sprache. Am Ende erweisen sich alle um sie herum mit Ausnahme von Jessica selbst als infizierte Untote - glücklicherweise nicht sonderlich wehrhaft in ihrem Gebahren. Allein - wer wird der guten Frau glauben nach ihrer (optionalen) Rückkehr in die Zivilisaton?
Ein PG-13-Horrorfilm eben. 'Nuff said.

4/10

John D. Hancock Haus Vampire Spuk Connecticut Bohéme


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HOOSIERS (David Anspaugh/USA 1986)


"Welcome to Indiana basketball."

Hoosiers (Freiwurf) ~ USA 1986
Directed By: David Anspaugh

1951 kommt der Sportlehrer und Kriegsveteran Norman Dale (Gene Hackman) auf Bitten seines alten Freundes Cletus (Sheb Wooley) in das Provinzstädtchen Hickory, Indiana, um dort das Basketball-Team zu coachen. Die kleine Mannschaft, die 'Huskers', ist Hickorys ganzer Stolz, umso sensibler reagiert man auf Normans unkonventionelle Trainingsmethoden und seine unerbittliche Stringenz im Umgang mit den Spielern. Man versucht schließlich, Norman aus seiner Position herauszupetionieren, doch durch die Intervention des einsamen Basketball-Cracks Jimmy Chitwood (Maris Valainis) bleibt Norman in Amt und Würden und schafft es sogar, dem miserablen Dorfsäufer Shooter Flatch (Dennis Hopper) neue Hoffnung zu vermitteln. Am Ende der Saison führt Norman seine Huskers zum Sieg über Indianapolis im Regionalliga-Finale.

Das Wunder von Indiana: Ein schlichter, schöner Film ist David Anspaughs "Hoosiers", der vor ernsthafter Liebe zu seinen Figuren und vor Emotionalität strotzt und der überzeugt davon ist, dass es im Grunde keine schlechten Menschen gibt, nur Widerspenstige, die manchmal erst zum Umdenken genötigt werden müssen. "Hoosiers", in England als "Best Shot" bekannt, ist ein Film, den besonders Amerikaner lieben sollten. Er kokettiert förmlich mit den Idealen der nationalen Grundfesten, zeigt, dass Durchsetzungsvermögen und Überzeugung einen überall hinbringen können und kultiviert, wie die meisten großen US-Sportfilme, den Mythos vom american dream, der den (oder die) verdienten underdogs bis an die Spitze trägt; in diesem Falle in moralisacher wie erfolglicher Hinsicht. "Hoosiers" tut gut, er wärmt Herz und Seele und überzeugt sicherlich auch den einen oder anderen Kitschfeind, schon allein deshalb, weil seine wunderbare Besetzung um Hackman, Hopper und die tolle Barbara Hershey selbst so überzeugt auftritt.

8/10

David Anspaugh period piece Alkohol Basketball Indiana Kleinstadt


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MIRACLE ON 34TH STREET (George Seaton/USA 1947)


"It's silly, but I believe."

Miracle on 34th Street (Das Wunder von Manhattan) ~ USA 1947
Directed By: George Seaton

Ein älterer Herr namens Kris Kringle (Edmund Gwenn) hält sich für den Weihnachtsmann. Nachdem er erfolgreich eine von der bodenständigen Doris Walker (Maureen O'Hara) für das Warenhaus 'Macy's' organisierten Weihnachtsumzug als Nikolaus begleitet hat, stellt der Konsumpalast Kringle trotz seiner etwas eigenartigen Selbstwahrnehmung ein. Gelegenheit für ihn, aus sämtlichen Manhattaner Kaufhauschefs unfreiwillige Altruisten zu machen, seine Aufrichtigkeit auch richterlich absegnen zu lassen, Doris und ihr Töchterchen Suzy (Natalie Wood) von der Existenz Santa Claus' zu überzeugen und ihnen einen neuen Familienvater (John Payne) zur Seite zu stellen.

Süßer, semi-antiker Weihnachtsklassiker, der vor allem von Edmund Gwenn als selbsternanntem Santa Claus zehrt. Die satirischen Seitenhiebe des Films, die den alljährlichen Konsumwahn und die moderne, entspiritualisierte Schnellebigkeit zu den Festtagen aufs Korn nehmen, bleiben stets im Rahmen des Zumutbaren und Familienfreundlichen, kurz: harmlos. Interessanter da schon das Rätselraten um Kris Kringles wahre Identität: Ist er bloß ein zauseliger, alter Herr mit gepflegtem Bart und kleiner Macke oder tatsächlich der südwärts gezogene Weihnachtsmann? Seaton lässt diese Frage ganz bewusst unbeantwortet und offeriert sowohl Träumern als auch uns beinharten Rationalisten ihre jeweiligen Optionen. In jedem Fall darf gelten: Ein Wunder ist besser als keines, besonders zu Weihnachten!

8/10

George Seaton Weihnachten Weihnachtsmann New York Satire Psychiatrie Courtroom





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Funxton

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