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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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CONFESSIONS OF AN OPIUM EATER (Albert Zugsmith/USA 1962)


"Here was the secret of happiness, about which philosophers had disputed for so many ages, at once discovered..."

Confessions Of An Opium Eater (Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen) ~ USA 1962
Directed By: Albert Zugsmith

Der Abenteurer Gilbert De Quincey (Vincent Price) kommt nach San Francisco, wo er in Chinatown in die Machenschaften einer Tong-Chefin (Linda Ho) gerät, die eine Versteigerung orientalischer Sklavinnen für wohlhabende Geschätsleute plant.

Nach De Quinceys berühmter Novelle entstand dieses durchaus als waghalsig zu bezeichnende trip movie, eine frühe, poetische Vorwegnahme von "Big Trouble In Little China", die im vorgeblichen Gewand eines wilden kleinen Exploiters den schon damals nicht mehr ganz jungen Vincent Price als schwarzgewandeten Seemann zeigt, der im Bannkreis zwischen Opiumpfeife, Baudelaire und kreischenden Mädchen die Kastanien aus dem Feuer holen muss. Price als Actionheld; das mutet bereits als Idee paradox an und in der Tat dürfte er im Zuge der meisten entsprechenden Szenen, die ihn bei Kletteraktionen oder beim Sprung von irgendwelchen Dächern zeigen, gedoubelt worden sein. Zwar ist der Protagonist nur einmal während des Films wirklich direkt berauscht, dennoch gehorcht die gesamte Narration einer seltsamen Traumlogik. Mit dem Eintritt in das fernab der Hauptstraßen liegende Chinatown erhält man zugleich das Visum für eine Parallelwelt, in dem abendländische Wertmaßstäbe passé sind. Passend dazu ist Prices best buddy eine zwergenwüchsige Chinesin (Yvonne Moray). In einer Mischung aus lustvoller Zeigefreudigkeit und kulturellem Respekt springt Zugsmiths Film mitten hinein in dieses räucherstäbchen- und qin-geschwängerte Exotik-El-Dorado und findet am Ende auch ganz bewusst nicht mehr heraus: what happens in Chinatown, stays in Chinatown.

7/10

Albert Zugsmith San Francisco Chinatown Drogen Opium Tongs Thomas De Quincey


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TRANCE (Danny Boyle/UK 2013)


"The memory cannot be destroyed."

Trance ~ UK 2013
Directed By: Danny Boyle

Der bei einem Auktionshaus beschäftigte Simon (James McAvoy) hilft dem Ganoven Franck (Vincent Cassel) und seiner Gang, einen wertvollen Goya zu stehlen, versteckt ihn jedoch im allgemeinen Aufruhr und leidet hernach an einer durch einen Gewehrkolbenschlag hervorgerufenen Amnesie. Das Gemälde bleibt verschwunden. Um dessen Versteck zu enthüllen, soll Simon sich einer Hypnotherapie unterziehen. Er selbst wählt die Therapeutin Elizabeth (Rosario Dawson) aus, sein Gedächtnis zu ordnen, verrliebt sich jedoch nach kurzer Zeit in sie. Damit beginnt ein für alle Beteiligten zunehmend gefährliches Vexierspiel, in dessen Unordnung Simon sich bald nicht mehr auskennt.

In seiner bewährt aufwändigen, undurchdringlich-collagenhaften Form widmet sich Danny Boyle zum ersten Mal seit seinem Debüt wieder einer originär kriminalistischen Geschichte, die, ähnlich wie das "Shallow Grave" im Laufe ihrer Entwicklung enthüllt, zu welchen Verworfenheiten gierige und besitzergreifende Zeitgenossen fähig sind und die die meisten ihrer Mitspieler als bestialische Moralhuren denunziert. Schön. Da Boyle, zumindest was mich anbelangt, eine trotz der wesentlichen Boshaftigkeit seiner Geschichte flächige, entspannte Betrachtung begünstigt, mag ich seine Filme ohnehin stets sehr. Ich kann mir vorstellen, dass der bei der Erstbeschau zwangsläufig recht konzentrationsintensive, inhaltliche Aspekt sich bei Wiederholungen wesentlich geschmeidiger ausnimmt und in den Hintergrund tritt, woraufhin die audiovisuellen Vorzüge von "Trance", der einmal mehr von seiner prachtvollen Einfärbung in Verbindung mit sphärischen Klängen lebt, deutlich entspannter zu genießen sein werden. Hat mir gut gefallen.

8/10

Danny Boyle Hypnose Heist London Psychiatrie


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HERE COMES THE BOOM (Frank Coraci/USA 2012)


"Let's do this. Let's lose."

Here Comes The Boom (Das Schwergewicht) ~ USA 2012
Directed By: Frank Coraci

Um seinem idealistischen Kollegen, dem Musikpädagogen Marty Streb (Henry Winkler) die Wegrationalisierung durch ein hoffnungslos ökonomisiertes Schulmanagement zu ersparen, tritt der Biologielehrer Scott Voss (Kevin James) als MMA-Kämpfer an. Trainieren lässt er sich von dem holländischstämmigen Sportler Niko (Bas Rutten), den Voss aus einem von ihm geleiteten Einbürgerungsseminar kennt. Nach anfänglichen Misserfolgen entwickelt sich Voss mehr und mehr zum durchaus ernstzunehmenden Kämpfer, der bei einem Schaukampf in Vegas die Gelegenheit erhält, die fehlende Summe für die Rettung von Martys Stelle auf einen Schlag zu gewinnen: Er muss lediglich den amtierenden Schwergewichtsmeister (Krzyzstov Soszynski) besiegen...

Coracis zweite Kollaboration mit Kevin James, wiederum von Happy Madison coproduziert, ist ein merkwürdiger Film, der eine klare Linie vermissen lässt und nach einem durchaus starken, mitreißenden Finale kurz vor den end credits urplötzlich einen unangenehmen, patriotischen Ton anschlägt. Nach einigen mehr oder minder komischen Situationen, deren teils durchaus treffsicherer Humor sich vornehmlich daraus speist, dass Kevin James sich im Ring wahlweise ungeschickt anstellt oder in irgendwelche Fettnäpfchen tritt, entwickelt "Here Comes The Boom" im recht harten, zäsurgleichen Finale einen beinahe 'rockyesken' Zug, den man in dieser exponierten Form sicherlich nicht erwartet hätte. Ob und inwieweit da Authentizität transportiert wird, lässt sich anhand der grandiosen Montage nur mutmaßen, die Choreographie des Kampfes ist jedoch auch so als perfekt zu erkennen und James macht gar keine schlechte Figur bei seiner MMA-Feuertaufe. Nach einigen - Zufall oder nicht - ohnehin unübersehbaren, inhaltlichen Analogien fühlt man sich angesichts der Szene noch deutlicher in die Nähe des exzellenten "Warrior" gerückt, "Here Comes The Boom" scheint im Direktvergleich zu "Zookeeper" ein erstaunlich erwachsener Film zu sein. So weit, so unikal. Was dann jedoch die letzten Minuten darstellen sollen, die ein auf bizarre Weise plump anmutendes Hohelied auf Amerika und seine ethnische Kulturvielfalt anstimmen und mit der wehenden Flagge im Sonnenlicht abschließen, bleibt ein Rätsel. Nachdem man gerade überzeugt war, einen wirklichen netten Film kredenzt bekommen zu haben, diese Ohrfeige. Hm. Im Zweifel für die Angeklagten und ihre sonstigen Verdienste wollen wir es diesmal ausnahmsweise bei einer Verwarnung belassen.

7/10

Frank Coraci Adam Sandler Boston Martial Arts Faustkampf Schule Las Vegas Freundschaft


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ALONG THE GREAT DIVIDE (Raoul Walsh/USA 1951)


"You're all guilty. You'll all pay."

Along The Great Divide (Den Hals in der Schlinge) ~ USA 1951
Directed By: Raoul Walsh

Um den alten Pop Keith (Walter Brennan) vor der Lynchjustiz des Rinderbarons Ed Roden (Morris Ankrum) zu bewahren, schafft ihn der verbissen gesetzestreue US-Marshal Merrick (Kirk Douglas) mit seinen zwei Deputys Shear (John Agar) und Gray (Roy Teal) nach Santa Loma, der nächstliegenden Stadt mit Gerichtsbarkeit. Pop soll Rodens Sohn erschossen haben, als dieser ihn bei einem Viehdiebstahl überraschte. Der Alte beteuert jedoch seine Unschuld. Ebenso von dieser überzeugt ist Pops Tochter Ann (Virginia Mayo). Merrick verspricht eine faire Verhandlung für Pop, zumal er darin eine Chance der Wiedergutmachung sieht: Dereinst trug er die Mitschuld am Tode seines Vaters. Roden jedoch lässt nicht locker; er und sein zweiter Sohn Dan (James Anderson) verfolgen die Eskorte gnadenlos weiter...

Man with a star: Einer der stark psychologisch gefärbten Western Walshs, einer Periode entstammend, in dem Douglas, der damals noch vornehmlich auf schurkische Parts abonniert war, den Helden zwischen Schuld und Sühne zu mimen hatte. Ganz astrein nämlich ist sein psychopathologischer Background auch als Marshal Merrick in "Along The Great Divide" nicht; er hat einiges an neurotischen Altlasten mit sich herumzutragen, die den klassischen Wildwesthelden, so er nicht gerade von Duke Wayne gespielt wurde, ja zumeist umtrieben und den Pfad zu dessen Erlösung stets so steinig machten. In diesem Falle ist es der bereits vor Jahren mitverschuldete Tod des eigenen Vaters, der dereinst ohne den möglicherweise hilfreichen Schutz des Sohnes in eine Falle getappt ist und ermordet wurde. Diese Rechnung mit sich selbst hat Len Merrick zu begleichen, ehe er das Mädchen bekommen und 'downsettlen' darf. Der Weg dorthin führt über die gerechte Aufklärung eines neuerlichen Mordfalles, blindwütige Lynchjustiz, durch eine höllische Einöde und natürlich das Vertrauen des Mädchens, das erst noch gewonnen werden will. Für Walsh eine Routineangelegenheit, die er hochemotional und dennoch mit der Gelassenheit des Altmeisters in Szene setzte.

8/10

Raoul Walsh Wüste


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GET THE GRINGO (Adrian Grunberg/USA 2012)


"Is this a prison or the world's shittiest mall?"

Get The Gringo ~ USA 2012
Directed By: Adrian Grunberg

Seine spektakuläre Flucht über die mexikanische Grenze bringt ihn auch nicht weiter: Der Driver (Mel Gibson) landet in einem Ausnahmeknast auf der anderen Seite, derweil seine zuvor erbeuteten zwei Millionen Dollar von einem Paar korrupter Cops in Gewahrsam genommen wird. Als der Driver im Gefängnis einen Jungen (Kevin Hernandez) und dessen Mutter (Dolores Heredia) kennenlernt, entwickelt er familiäre Gefühle. Um sowohl die beiden als auch sein sauer erbeutetes Geld in Sicherheit zu bringen, entwickelt er einen ausgebufften Plan, der einen US-Geschäftsmann (Thomas Kaufman) zum Dreh- und Angelpunkt hat...

Mel Gibson seit langem mal wieder als bad ass wie man ihn dereinst, als es noch nicht verpönt war, lieben durfte; nicht ganz mit der opportunistisch-fatalistischen Resignation eines Max Rockatansky versehen, aber zumindest ein Martin Riggs der Gegenseite. Es müssen eine ganze Menge fieser und mieser Typen dran glauben, wenn der ansonsten namenlose 'Driver' in die Offensive geht und neunundneunzig Prozent von denen haben es auch verdient.
Das verschwitzte, nach mexikanischem Bier und Tacos riechende Grenz-Ambiente wird in "Get The Gringo" geradezu aromatisch wahrnehmbar; man fühlt sich bei Gibson, der nebenbei keine Scheu zeigt, die Alterungsspuren seiner verbraucht wirkenden Physiognomie unverblümt in die Linse zu halten, an Ikonen wie Lee Marvin und Steve McQueen erinnert. Abgeklärt, vom Leben gezeichnet und daher auch von nichts Argem mehr zu überraschen. Zwischendurch hat es eine blutige Großschießerei in gedehnter Zeitlupe, die überdeutlich an analoge Szenen bei Peckinpah und Hill gemahnt. Ich schätze, viel mehr braucht es wohl auch gar nicht, um sich zufrieden zu finden.

8/10

Adrian Grunberg Mexiko Kalifornien Gefängnis


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THE MOUNTAIN (Edward Dmytryk/USA 1956)


"My brother was a good man!"

The Mountain (Berg der Versuchung) ~ USA 1956
Directed By: Edward Dmytryk

Über einem Berggipfel der französischen Alpen stürzt im dichten Nebel ein aus Kalkutta kommender Passagierjet ab. Ein erster Bergungsversuche mit einem ortskundigen Führer (Stacy Harris) erweist sich als zwecklos, nur erfahrene Bergsteiger können zu dieser Jahreszeit in die Nähe des Wracks gelangen. Für den gierigen, lebensfrustrierten Fremdenführer Chris Teller (Robert Wagner) eine wohlfeile Chance, das Wrack unbemerkt plündern zu können. Chris nötigt seinen ihnen seit jeher behütenden, wesentlich älteren Bruder Zacharias (Spencer Tracy), der einst ein großartiger Bergsteigerer war und heute nurmehr Schafe hütet, zusammen mit ihm en Aufstieg zu vollziehen. Der moralisch gefestigte, gottesfürchtige Zacharias hält die Aktion für irrsinnig und höchst verwerflich. Nach einer entbehrungsreichen Klettertour finden die ungleichen Brüder das Wrack und in ihm ein überlebendes indisches Mädchen (Anna Kashfi). Zacharias will es unbedingt retten und vom Berg hinabbringen, für Chris ist sie lediglich eine lästige Zeugin seiner Plünderung, die es irgendmöglich loszuwerden gilt...

Im wahrsten Wortsinne high drama, was Edward Dmytryk hier in feinstem, knallfarbigem VistaVision vorgelegt hat. Tracy und Wagner, die zwei Jahre zuvor in Dmytryks "The Broken Lance" noch als sich gegenseitig wohl gesonnenes Vater-und-Sohn-Paar aufgetreten waren, spielten hierin zwei latent spinnefeindliche Brüder, wovon der eine als deutlich älterer stets besonnen und großmütig die Verantwortung für die Lebensuntüchtigkeiten seines jüngeren, von ihm seit dessen Geburt betreuten Bruder übernimmt und diese sogar bis nach dessen Tode beibehält - Grundlage für eine fast gleichnishafte Erzählung. Spencer Tracy als versagend-zwangserzieherischer Ältester beweist mit seiner anrührenden, göttlichen Darbietung neuerlich, dass er wahrhaftig einer der größten Filmschauspieler des 20. Jahrhunderts war. Ansonsten ist natürlich der namenlose menschenfressende Berg der Star, der stellvertretend durch Styropor-Substitute und Rückprojektionen im Studio geschickt zu Ehrfurcht gebietendem Leben erweckt wurde. Ich als zutiefst höhenängstiger Mensch finde "abgründige" Szenen vor tiefen Schluchten, wie "The Mountain" sie bereithält, sowieso grundsätzlich unerträglich spannend und wurde damit nicht zuletzt auf der affektiven Ebene hervorragend bedient. Dabei ist "The Mountain" auch sonst als durch die Bank absolut sehenswert einzustufen.

9/10

Edward Dmytryk Alpen Frankreich Berg Brüder


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BULLET TO THE HEAD (Walter Hill/USA 2012)


"I take out the trash."

Bullet To The Head (Shootout - Keine Gnade) ~ USA 2012
Directed By: Walter Hill

Nachdem die beiden Auftragskiller Jimmy Bobo (Sylvester Stallone) und Louis Blanchard (Jon Seda) in einem Hotel in New Orleans den korrupten New Yorker Cop Greely (Holt McCallany) erledigt haben, sollen auch sie beseitigt werden. Berufsgenosse Keegan (Jason Momoa) verfehlt Jimmy jedoch, woraufhin dieser sich mit Greelys aufrechtem Ex-Kollegen Kwon (Sung Kang) zusammenschließt, um den Hintermännern auf die Spur zu kommen. Dabei kommen sie einem großangelegten Grundstücksschwindel auf die Spur, dessen Initiatoren ihre Leute überall haben und überhaupt keinen Spaß verstehen.

Ein neuer Film von Walter Hill ist grundsätzlich immer ein Ereignis, zumal seine letzte Arbeit fürs Kino nunmehr zehn Jahre zurückliegt. Wenn der Altmeister dann auch noch nach Louisiana zurückkehrt, um dort ein Buddy Movie mit einem moralethisch völlig diametral angelegten Protagonistenpaar nach dem Vorbild der "48 Hrs."-Filme und "Red Heat" zu kreieren, dann darf man zu recht Großes erwarten. Nun, diese Antizipation findet sich leider nicht zur Gänze erfüllt. Basierend auf einem französischsprachigen Comic und bezüglich seines Scripts bietet "Bullet To The Head" klassische Genreschule und den Versuch eines rückgewandten Brückenschlages zu den Achtzigern ohne den Versuch postmodernistischer Manierismen und Autoreferenzen wie sie zuletzt im ernstzunehmenden Genrefilm nicht nur en vogue, sondern geradezu unverzichtbar geworden zu sein schienen. Hills Film gibt sich trocken-brutal ohne sich selbst zuviel zuzumuten, lebt von der politisch unkorrekten Leichtigkeit seiner Urahnen und verzichtet auf existenzialistischen Weltschmerz. Warum jedoch nicht die albernen jump cuts und die Montagemätzchen mit den überbelichteten Silhouetten weggelassen werden mochten (oder konnten), erschließt sich mir nicht. In ihrer Penetranz und permanenten Repetition reißen sie "Bullet To The Head" völlig unnötig ein. Ob damit eine wie auch immer geartete Aktualität oder zwanghaft moderne Anbindung suggeriert werden sollte? Dem gilt es wohl beizeiten nachzugehen, für mich verdirbt genau diese unnütze, ja, hilflose Anbiederung an schickes Zeitambiente die ansonsten gelungene Form des Films und damit einhergehend sein eigentlich positives Gesamtbild. Nennt mich erzpuristisch, aber derlei brauchte früher keiner und heute auch nicht.

7/10

Walter Hill New Orleans Louisiana Südstaaten Profikiller Rache Buddy Movie


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ZOOKEEPER (Frank Coraci/USA 2011)


"And you, sir?" - "Thirty oranges."

Zookeeper (Der Zoowärter) ~ USA 2011
Directed By: Frank Coraci

Der Bostoner Zoowärter Griffin Keyes (Kevin James) ist bis heute nicht über die fünf Jahre zurückliegende Trennung von seiner damaligen Freundin Stephanie (Leslie Bibb) hinweggekommen. Als er androht, den Zoo zu verlassen, um sich beruflich zu verbessern. Die ihn durch die Bank liebenden Tiere beschließen, um dem vorzubeugen, ihren Ehrenkodex zu brechen, demzufolge es streng verboten ist, mit Menschen zu sprechen. Besonders der depressive Gorilla Bernie wird Griffin ein guter Freund. Die fruchtbaren Beziehungstipps der Tiere helfen Griffin schließlich, Stephanie mit viel Mühe und Not zurückzugewinnen, dann jeoch nimmt er, um sie gewogen zu halten, doch einen Job als Verkäufer im Luxus-Autohaus seines Bruders (Nat Faxon) an. Es dauert eine Zeit, bis Griffin endlich bemerkt, dass er sich mit dieser verblendeten Existenz nur etwas vormacht und dass er eigentlich seine Kollegin Kate (Rosario Dawson) liebt.

Frank Coraci ist neben Dennis Dugan eigentlich Adam Sandlers Haus- und Hofregisseur, hat jedoch mit Sandlers Buddy Kevin James zuletzt auch zwei Solo-Projekte eingestielt, die der Sandman immerhin coproduzierte. Im ersten davon, "The Zookeeper", spricht Sandler außerdem die Rolle des kalauernden Kapuzineräffchens Donald. Der Film hätte sich im Prinzip auch recht gut in das darstellerische Werk Sandlers eingefügt, da es sich wie dort so oft auch hierin um einen erwachsenen Mann dreht, der sein rechtes Lebensmaß noch nicht gefunden hat und erst einiges an Hilfe bedarf, um auf den rechten Weg geführt zu werden. Jene Unterstützung erhält er von seinen heimlichen Freunden, den Tieren des von ihm aufopferungsvoll betreuten Zoos; freilich das Element, das "The Zookeeper" die Basis für die meisten seiner Gags liefert und ihn darüberhinaus überaus multigenerationstauglich - und damit zweifelsohne auch kommerziell deutlich relevanter - macht. Witze unter der Gürtellinie gehören somit nicht zum Konzept des Films, die Vermittlung seiner Lebensweisheiten vollzieht "The Zookeeper" deutlich geradliniger und uncodierter als frühere Sandler-Hauptrollen-Filme. Kevin James ist aber wohl auch einfach nicht der Typ für Derbheiten. Somit kann sich "The Zookeeper" auch nicht ganz einer offensichtlichen Familienkompatibilität und Biederkeit verleugnen, was ihn, so habe ich es empfunden, etwas schwächt. Nicht zuletzt wegen des von Nick Nolte kongenial vertonten Gorillas Bernie und wegen der unverschämt attraktiven Rosario Dawson dennoch deutlich im Plus.

6/10

Frank Coraci Zoo Adam Sandler Sprechende Tiere Boston


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THE STEPFORD WIVES (Bryan Forbes/USA 1975)


"Well, that's why we're moving to Stepford."

The Stepford Wives (Die Frauen von Stepford) ~ USA 1975
Directed By: Bryan Forbes

Die Familie Eberhart zieht vom lauten, schmutzigen New York in das upstate gelegene, scheinbar beschauliche Kleinstädtchen Stepford. Die emanzipierte Ehefrau und Mutter Joanna (Katharine Ross) fühlt sich dort alles andere als wohl: Die in Stepford vorherrschenden Strukturen sind streng patriarchalisch geprägt; die Männer verdienen allesamt gutes Geld als hochgestellte Technikingenieure und Manager, derweil die Frauen ihre beschränkten Rollen als emsige Hausmütterchen auch noch mit großer Zufriedenheit ausfüllen. In der resoluten Bobbie Markowe (Paula Prentiss) findet Joanna eine gute Freundin und Gesinnungsgenossin, doch die Versuche der beiden Frauen, andere Geschlechtsgenossinnen mit sich zu ziehen und zu mehr Selbstbewusstsein zu führen scheitern an deren stumpfer Apathie. Als sich nach einem vorgeblichen Wochende außerhalb schließlich auch die vormals lustige Bobbie in eine biedere Hausfrau verwandelt hat, sieht Joanna ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden: Die Frauen von Stepford sind nicht sie selbst...

Brillante Levin-Verfilmung, die sich die Invasions- und Indoktrinationsfilme der Fünfziger zum Vorbild nimmt, in denen immer mehr Menschen aus der kleinstädtischen Nachbarschaft durch Substitute ersetzt werden und sich urplötzlich allesamt emotional neutralisiert und gleichförmig zu benehmen beginnen, man denke an "Invaders From Mars", "It Came From Outer Space" oder "Invasion Of The Body Snatchers". Die damals subtil vorgetragene, westliche Paranoia bezüglich einer kommunistischen Unterwanderung konkretisiert und modernisiert "The Stepford Wives" in einer klugen Feminismus-Satire. In Stepford, einer verbalen Verballhornung des Industrieslogangs "a step forward", gehen die Männer einen reaktionären Pakt ein: Um die Frauen zu bekommen, die sie wollen - unterwürfig, unkompliziert, ein bisschen dumm, kinderlieb, häuslich, treu, arbeitsam, sauber und besonders ins sexueller Hinsicht nicht nur angepasst, sondern stets aufopferungsvoll, lassen sie sie durch äußerlich identische Androiden ersetzen. Hauptkonstrukteur dieser permanent lächelnden, seelenlosen Armee braver Hausmütterlein ist der ehemalige Disneyland-Techniker Dale Coba (Patrick O'Neal), ein offen misogyner Mann, der die Geschlechterrollen gern um ein Jahrtausend zurückgedreht wüsste. Feminine Mündigkeit ist für ihn wie für seine männlichen Mitbewohner ein unmögliches Paradoxon, also tut er etwas dagegen. Zwar sind seine Geschöpfe technisch nicht immer ganz ausgereift; kleine Verletzungen etwa bringen ihre Schaltkreise durcheinander, doch solche Störungen lassen sich beheben. Anders als zum Beispiel eine handfeste Ehekrise oder gar Scheidung. Dass die Geschichte am Ende den Mut zur Konsequenz besitzt, zeichnet sie nur umso mehr aus.

10/10

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SUGAR HILL (Paul Maslansky/USA 1974)


"My particular special, a drink that I'm famous for... the Zombie!"

Sugar Hill (Die schwarzen Zombies von Sugar Hill) ~ USA 1974
Directed By: Paul Maslansky

Als ihr Freund, der Nachtclubbesitzer Langston (Larry Don Johnson) zu Tode geprügelt wird, weil er seinen Laden nicht verkaufen will, sinnt Langstons Freundin Sugar Hill (Marki Bey) auf Rache. In den Bayous sucht sie die alte Voodoopriesterin Mama Maitresse (Zara Cully) auf. Diese wiederum führt Sugar zu Baron Samedi (Don Pedro Colley), dem Herrn der Untoten. Mit seiner aus ehemaligen Sklaven bestehenden Zombie-Armee erledigt Samedi die Drecksarbeit für Sugar: Sämtliche von Langstons Mördern inklusive dem Auftraggeber Morgan (Robert Quarry) sterben eines grausamen Todes...

Angereichert mit deutlich selbstironischen Subtönen striff die AIP, bekanntermaßen das Hausstudio für bodenständige Blaxploitation, mit "Sugar Hill" endlich auch das bis dato sträflich vernachlässigte Voodoo-/Zombie-Genre. Nachdem William Marshall bereits in zwei Filmen den "Blacula" gegeben hatte, trat nun der formidable Don Pedro Colley als Baron Samedi auf den Plan, den weißen Rassistenabschaum ins Jenseits zu befördern. Erst ein Jahr zuvor war Baron Samedi als Sidekick des Bösewichts im Bond-Film "Live And Let Die" aufgetreten; für "Sugar Hill" wurde die Figur nochmal deutlich bedeutungsschwangerer umgeschrieben. Sogar die unvergessliche Szene mit dem Sarg voller Schlangen wärmte Maslansky nochmal auf. Mit Robert Quarry, vormalig als "Count Yorga" unterwegs, warf "Sugar Hill" darüberhinaus sogar noch einen kleinen Hausstar ins Rennen. Marki Bey ist trotz schöner Kurven allerdings keine Pam Grier und der sichtlich billige, in visueller Hinsicht zudem leider völlig harmlose Film insgesamt auch nicht ganz der Schlager, der er hätte sein mögen.

5/10

Paul Maslansky Blaxploitation Rache Voodoo Zombies Louisiana Südstaaten Trash





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Funxton

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