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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE CREEPING FLESH (Freddie Francis/UK 1973)


"I've got to get hold of that skeleton somehow."

The Creeping Flesh (Nachts, wenn das Skelett erwacht) ~ UK 1973
Directed By: Freddie Francis


England in den 1890ern. Der Anthropologe Professor Hildern (Peter Cushing) kehrt von einer Forschungsreise in Neu-Guinea zurück. Mitgebracht hat er das gewaltige Skelett eines seltsamen Frühwesens, hinter dem Hildern nichts weniger als die Überreste einer irdischen Manifestation des reinen Bösen vermutet. Wenn man nur wüsste, wie man die Blutzellen des Wesens neutralisieren könne, so Hilderns Theorie, könnte man das Böse in der Welt ausrotten. Doch Hildern hat noch weitere, privatere Probleme: Seine Frau (Jenny Runacre) ist einst dem Wahnsinn verfallen und kürzlich in der Nervenheilanstalt seines Bruders (Christopher Lee) verstorben. Nun befürchtet der Professor dieselbe Entwicklung bei seiner liebreizenden Tochter Penelope (Lorna Heilbron). Und tatsächlich - als Penelope die Wahrheit über ihre Mutter erfährt, dreht sie durch.

Ganz hervorragender, später Brit-Grusler, der die ewigen "brothers in goth" Cushing und Lee nochmal von ihrer besten Seite zeigt, eine wohlig-schaurige viktorianische Atmosphäre kreiert und es sogar schafft, diverse verschiedene Handlungsstränge, die bei Amicus in ein Episoden-Korsett gezwängt worden wären, plausibel in seinen Handlungsrahmen einzufassen. Am Ende gibt es einen absolut klassischen Plottwist, der sowohl in der Horrorliteratur als auch im Genrefilm Schule gemacht hat.
Auf Cushing dürfte sein Filmpart indes wenig erbaulich gewirkt haben: Nur zwei Jahre zuvor war seine Frau Helen verstorben - wie man weiß, eine schreckliche Zäsur innerhalb Cushings späterer Biographie. Die Tränen der Verzweiflung, die er im Film über das Foto seiner toten Gattin vergießt, sind somit wohl mutmaßlich von traurig-authentischer Natur; umso größer der Kloß im Halse des geneigten Zuschauers. Wie dem auch sei, "The Creeping Flesh" ist wirklich und wahrhaftig sehr wunderbar und ganz bestimmt einer meiner Lieblingshorrorfilme seiner 'Subkategorie'.

8/10

London Brueder Madness period piece Psychiatrie Freddie Francis


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SECRET ORIGIN: THE STORY OF DC COMICS (Mac Carter/USA 2010)


"You had to be punk. At least some of the time."

Secret Origin: The Story Of DC Comics ~ USA 2010
Directed By: Mac Carter


Die Geschichte des großen amerikanischen Comicverlages DC, aufgesplittet in die vier unter Fans hinlänglich bekannten Epochen des "golden age", "silver age", "bronze age" und "modern age". Für Kenner wird nichts wesentlich Unbekanntes geboten, derweil für den einen oder anderen Einsteiger vielleicht manches Aha-Erlebnis drin ist oder zumindest ein wenig Inspiration für künftige Primärlektüre. En gros feiert der Verlag sich und seine popkulturellen Errungenschaften, besonders im Hinblick auf die aktuellen Hollywood-Projekte, jedoch haltlos und werbewirksam selbst ab, lässt dabei einige seiner langjährigen Protagonisten und Masterminds zu Worte kommen (besonders über die Interviewschnipsel um Julie Schwartz und Alan Moore freut man sich) und berücksichtigt auch liebgewonnene Künstler wie Len Wein, Neal Adams und Neil Gaiman - zumindest diese drei für jeden Freund von Comics im Allgemeinen und DC im Speziellen wahre Ikonen. Wie es sich für eine ordentliche Dokumentation über massenmediale Phänomene ziemt, wird immerhin auch der reziproke Einfluss der Comicindustrie auf die Unterhaltungskultur angeschnitten - die besten Momente des Films, neben ein paar kleinen Archivschätzen, etwa aus der Familienmottenkiste von Bob Kane oder Jerry Siegel. Komplettisten, Neulingen und Wissbegierigen sicherlich zuzuraten, für meine Wenigkeit waren, wie erwähnt und ohne hier arrogant klingen oder frotzeln zu wollen, keinerlei Neuinformationen enthalten.

7/10

Mac Carter Comic DC Comics


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KING DAVID (Bruce Beresford/USA, UK 1985)


"Any man can learn, but David's are the gifts of God."

King David (König David) ~ USA/UK 1985
Directed By:


Tausend Jahre vor Christi Geburt herrscht König Saul (Edward Woodward) über das Volk Israel. Da Gott, wie ihm der Prophet Samuel (Dennis Quilley) versichert, mit ihm unzufrieden ist, soll statt eines seiner Söhne einst der Hirtenjunge David (Ian Sears) König werden. Als dieser während einer Schlacht gegen die Philister mutig vortritt und den riesigen Krieger Goliath (George Eastman) besiegt, ist zugleich sein Schicksal besiegelt. David, zum Manne (Richard Gere) gereift, wird zum Liebling des Volkes und für Saul ein Dorn im Auge. Nach Sauls Freitod auf dem Schlachtfeld ist Davids Zeit als König gekommen. Doch Macht und Reichtum drohen ihn zu korrumpieren...

Ein Film, ganz nach meinem - zugegeben manchmal eigentümlichen - Geschmack: ausladende Landschaftspanoramen, schöne Kostüme, große Paläste und Festungen, eine großzügige Schlachtensequenz in der Mitte, Pomp und Verschwendung. Außerdem eines der vordringlichen Beispiele für Hollywoods Misskalkulationen grandios gescheiterte Megaflops in den Achtzigern, s. auch "Inchon", "Revolution", "Ishtar" oder Gilliams "Munchhausen"; Filme, die selbst die Geschichte ihren untröstlichen "Verbrechern" bis heute nicht vergeben hat und die mitunter unter dicken Staubschichten des Vergessens vor sich hinrotten. Dabei lohnt es sich freilich, sie wiederzuentdecken. "King David" ist ziemlich unglaublich in seinem kaltschnäuzigem Berichtsstil, allerdings merkt man dem Film und seiner Montage diverse Kürzungen an, die offenbar auf eine allzu extensive Lauflänge und die wie üblich nichtssagenden Testvorführungen zurückgehen. Leider weiß ich nichts über die Entstehungsgeschichte des Films, nehme mir jedoch hiermit vor, dies bei Gelenheit zu ändern. Wie gesagt, ich bin recht angetan und vor allem fasziniert von der ganzen Art des Filmemachens, die "King David" transportiert. Ziemlicher Wahnsinn auch die Besetzung: Nicht nur, dass unter dem Helm Goliaths gut sichtbar die Augenbrauen von George Eastman hervorlugen; in einem grandiosen Kleinauftritt ist ferner der unkreditierte Tomas Milian zu sehen, der stets sehenswerte Hurd Hatfield gibt einen von einem Speer durchbohrt endenden Hohepriester und Jean-Marc Barr spielt Davids aufmüpfigen Sohn Absalom. Wahrlich, ich verkünde euch: ein ziemliches 'Hallo' ist diese Schwarte.

7/10

Bruce Beresford period piece Israel Bibel Historie Biopic


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VIRGINIA CITY (Michael Curtiz/USA 1940)


"Nice to meet you again, Captain Irby, so far from home."

Virginia City (Goldschmuggel nach Virginia) ~ USA 1940
Directed By: Michael Curtiz


In den späten Tagen des Sezessionskrieges bekommt der Unionsoffizier Bradford (Errol Flynn) heraus, dass die Konföderation unter Präsident Davis (Charles Middleton) sich durch ein hohes Kontingent geschmuggelten Goldes zu sanieren plant und den Krieg von Richmond aus noch einige Zeit weiterzuführen plant. Bradford reist nach Virginia City, Nevada, weil von dort aus der Schmuggel als Siedlertreck getarnt starten soll. Initiator der Angelegenheit ist Bradfords nicht minder stolzer Gegenspieler Captain Irby (Randolph Scott). Nicht nur, dass beide Männer dieselbe Frau (Miriam Hopkins) lieben, sie haben auch noch einen gemeinsamen Feind: Den Banditen John Murrell (Humphrey Bogart)...

Wie üblich gut aufgelegter Flynn-Western von Michael Curtiz, der, wie Joe Hembus es so passend zu formulieren pflegte, seine Geschichte um Liebe, Freundschaft und Patriotismus voller Flamboyanz erzählt. "Virginia City" enthält sich vorsichtig jedweder betonter Sympathien für Nord und Süd, hält es jedoch mit dem gemeinsamen Präsidenten Lincoln, dessen Silhouette am Ende einige kluge Weisen von sich geben und sich von einer radikal gewandelten Miriam Hopkins anschmachten lassen darf. Lincoln wird darüberhinaus quasimythologisiert, denn seinen Gegenspieler Jefferson Davis zeigt die Kamera unverblümt und problemlos in Frontalansicht. So wie Davis zieht auch der arme Randolph Scott den Kürzeren, im Duell gegen Flynn, im Kampf um die Hopkins und schließlich in Bezug auf das Weiterleben. Das Finale, in dem Flynn wegen einer zwar großherzigen aber strikt militärfeindlichen Aktion von Präsident Lincoln begnadigt wird, ist zwar Kitsch deluxe, man verzeiht so etwas angesichts der übrigen Vorzeigequalitäten dieses typisch edlen Jahrgangswestern mit seinem grandiosen Hauptdarstellertriumvirat allerdings nur allzu gern. Außerdem hätte schließlich keiner den Errol gern baumeln sehen.

8/10

Wueste Michael Curtiz Sezessionskrieg Historie period piece Nevada


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THE LIGHT AT THE EDGE OF THE WORLD (Kevin Billington/USA, E, LI, CH 1971)


"Truly ladylike!"

The Light At The Edge Of The World (Das Licht am Ende der Welt) ~ USA/E/LI/CH 1971
Directed By: Kevin Billington

Im späten 19. Jahrhundert kommt der Aussteiger Will Denton (Kirk Douglas) auf eine kleine Felseninsel vor Kap Hoorn, um den ansässigen Leuchtturmwärter Moriz (Fernando Rey) zu unterstützen. Schon nach wenigen Tagen landet dort auch eine Bande Küstenpiraten unter der Führung des grausamen Captain Kongre (Yul Brynner). Kongre tötet Moriz und seinen jungen Gehilfen Felipe (Massimo Ranieri); Denton kann entkommen und sich in einer kleinen Höhle versteckt halten. Von dort aus beobachtet er die skrupellosen Machenschaften der Freibeuter, die ein englisches Passagierschiff auf die Klippen locken und plündern. Zwischen Denton und Kongre entbrennt ein unerbittliches Guerilla-Duell.

Eine sehr gewinnend inszenierte Verne-Adaption, die neben den ausgesucht schönen Bildern von Billingtons dp Henri Decaë in erster Linie vom tollen Spiel ihrer Antagonisten Douglas und Brynner lebt. Besonders Brynner habe ich noch nie so diebisch diabolisch erlebt, wie als abgrundtief böser Piratenkapitän. Dieser Meinung ist auch Kirk Douglas, der ihm im Zuge des Showdown ein herzliches "Dich hätte man gleich nach der Geburt ersäufen sollen!" entgegenrotzt.
Der alles andere als zimperliche "The Light At The Edge Of The World" antizipiert gleichfalls bis ins Detail die heute so breitgetretene "Die Hard"-Dramaturgie: Ein einsamer Held hat auf entlegenem, hermetischem Areal gegen eine Gruppe Bösewichte nebst ihren üblen Machenschaften zu bestehen und gleicht dabei seine Methoden immer mehr denen seiner Widersacher an. Das unbarmherzig geführte Duell zwischen Denton und Kongre ist also auch ein psychologisches und zugleich eines der Maskulinität - ein Mann ist nur ein Mann, wenn er am Ende aufrecht steht.

7/10

Ozean Kap Hoorn Leuchtturm Insel Jules Verne Kevin Billington period piece


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THE FOOD OF THE GODS (Bert I. Gordon/USA 1976)


"Nature will rebel. It's gonna be one hell of a rebellion."

The Food Of The Gods (Die Insel der Ungeheuer) ~ USA 1976
Directed By: Bert I. Gordon


Der Footballspieler Morgan (Marjoe Gortner) will für ein paar Tage auf einer kleinen Insel vor Neuengland ausspannen. Dort wird sein Kumpel Davis bei der Jagd im Wald von monströsen Wespen attackiert. Auf der nahegelegenen Farm des alten Ehepaars Skinner (Ida Lupino, John McLiam) findet Morgan die Ursache für den Riesenwuchs: Die Skinners fabrizieren aus einem obskuren, mußigen Weißfluss, der aus ihrem Boden sickert, ein Hühnerfutter, das es in sich hat - nicht nur das Federvieh auf dem Hof ist mannshoch, auch Würmer und Ratten, die davon genascht haben, wachsen zu gigantischen Ausmaßen. Zusammen mit dem Geschäftemacher Bensington (Ralph Meeker), seiner Sekretärin Lorna (Pamela Franklin) und dem jungen Elternpaar Rita (Belinda Balaski) und Thomas (Tom Stovall) muss sich Morgan gegen das Monsterrattenpack zur Wehr setzen.

Eher stupid als stupend, und zudem recht weit weg von dem angeblich adaptierten H.G. Wells. Monstermacher Bert I. Gordon, der in den Siebzigern bei der AIP ein kurzfristiges Zuhause gefunden hatte, konnte hier erneut seiner prägenden Obsession für Riesenviecher aller Art nachgehen. Die Miniatur- und Projektionseffekte sind dabei mal mehr, mal weniger gut gelungen, in jedem Falle aber echte Hingucker. Warum der mit seinem Predigerwahn ohnehin beknackte Marjoe Gortner grundsätzlich einer der ersten ist, die mir beim Stichwort "unsympathische Schauspieler" einfallen, lässt sich anhand "The Food Of The Gods" eindrucksvoll feststellen. Der Kerl ist wirklich ein höchst unangenehmer Patron, selbst wenn er den Helden mimen soll. Ralph Meeker und Ida Lupino finanzieren sich ihren nächsten Arzttermin und fühlen sich sonst offenbar merklich fehl am Platze. Die eigentlichen Stars sind eben die Riesenbiester, allen voran die Albino-Oberratte, die wohl nicht von ungefähr an den seligen Ben erinnert.

5/10

Insel H.G. Wells Bert I. Gordon Trash Monster Belagerung Tierhorror


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HEREAFTER (Clint Eastwood/USA 2010)


"A life that's all about death is no life at all."

Hereafter ~ USA 2010
Directed By: Clint Eastwood


Die Pariser TV-Journalistin Marie (Cécile De France) fällt beinahe einem Tsunami zum Opfer, der einsame Fabrikarbeiter George (Matt Damon) aus San Francisco besitzt mediale Fähigkeiten, die ihn sich jedoch zunehmend von den Menschen distanzieren lassen und der kleine Londoner Marcus (Frankie McLaren) verliert seinen Zwillingsbruder Jason (George McLaren). Bei einer Londoner Buchmesse kreuzen sich schließlich ihre Wege, was ihre Existenzen jeweils ausnehmend positiv beeinflusst.

Eine als Ensemblefilm angelegte, brave, ja, fast biedere Meditation über das Thema "Leben nach dem Tod", vermutlich ein Topos, das einen Mann von rund 80 zwangsläufig umtreibt. Dem versöhnlichen Alt-Eastwood, der nurmehr stille, philanthropische Filme macht, kommt "Hereafter" sehr zu, so wie ein Freund des Regisseurs sein Werk grundsätzlich sicher mögen wird. Dennoch sollte auch gezielte Kritik ihre Berechtigung finden. Besonders die sich stark an Klischees entlang hangelnde Episode um Marcus und seine heroinsüchtige Mutter verlangt einem einiges an Toleranzgebahren ab. Konzentriert auf die umwegige Liebesgeschichte zwischen der bezaubernden Cécile De France und Matt Damon, die wirklich schön und herzerwärmend daherkommt, wäre "Hereafter" womöglich stärker ausgefallen. So kann er sich, wie schon "Invictus" zuvor, immerhin als ein weiterer solider Eintrag in Eastwoods hoffentlich noch einige Filme anhaltendem Œuvre niederlassen.

7/10

Tod Nahtoderfahrung Medium Tsunami London San Francisco Paris Clint Eastwood Zwillinge


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HUMANOIDS FROM THE DEEP (Barbara Peeters, Jimmy T. Murakami/USA 1980)


"Boy, looks like we got us some problem here."

Humanoids From The Deep (Das Grauen aus der Tiefe) ~ USA 1980
Directed By: Barbara Peeters/Jimmy T. Murakami


Sie haben spitze Zähne, scharfe Krallen, riechen nach Fisch und sind alles andere Kostverächter: Mit den mutierten, mit Algen bedeckten Amphibienwesen aus den Untiefen des Pazifik ist überhaupt wenig Gutkirschenessen. Das bekommen besonders die Einwohner des nordkalifornischen Fischerstädtchens Noyo zu spüren, in deren Gefilden sich ein skrupelloser Konsrvenfabrikant angesiedelt hat, der mit den folgenden, unseligen Ereignissen in Verbindung zu stehen scheint. Nachdem die Lachspopulation merklich zurückgegangen ist, wird man bereits stutzig, dann werden plötzlich sämtliche Hunde abgeschlachtet und schließlich verschwinden die ersten Menschen. Die Wissenschaftlerin Dr. Drake (Ann Turkel) und die Fischer Jim Hill (Doug McClure) und Johnny Eagle (Anthony Pena) entdecken die furchtbare Wahrheit. Fischmenmschen kommen an die Oberfläche, um sich mit Memschenfrauen zu paaren und so ihre Evolution voranzutreiben. Dabei findet gerade das alljährliche "Salmon Festival" statt, zu dessen Anlass die gesamte Stadtbevölkerung auf den Beinen ist. Doch die Leute von Noyo brauchen keine Nationalgarde, sie erledigen ihr "Monsterproblem" in bester amerikanischer Hausmanier ganz allein.

Das nennt man dann wohl 'exploitation at its best'. "Humanoids From The Deep", stark beeinflusst von "Creature From The Black Lagoon", "Orca", "The Prophecy" und "Alien", ist sozusagen quintessenzieller Corman, in dem TV-Darsteller zweiter Hand, schleimige Kreaturen, blutige Monsterattacken und scharf geschnitte, entkleidete Damen sich die Klinke in die Hand reichen. Dabei ist zu vernehmen, dass zumindest die Regisseurin zunächst gar nicht von ihrem "Glück" wusste: Diese fertigte nämlich einen nach klassischen Maßstäben durchaus stimmigen und stilbewussten Monsterfilm namens "Beneath The Darkness", der thematisch zwar dem Endresultat glich, in dem die Vergewaltigungen durch die Ungeheuer jedoch bestenfalls als Schattenriss visualisiert wurden. Corman wollte jedoch einerseits deutliche inhaltliche Straffungen und andererseits expliziteren Sex. So musste 2nd-Unit-Regisseur James Sbardellati diverse Tittenszenen nachfilmen und einmontieren lassen, die sich in ihrer recht dreisten Zeigefreudigkeit dann auch merklich vom Rest des Films abheben. Allerdings dürfte die gute Mrs. Peeters so ziemlich die einzige sein, die sich daran störte, denn so, wie er jetzt aussieht, ist "Humanoids From The Deep" trotz höchst eingeschränkter Produktionsmittel in seiner Gewichtsklasse weithin perfekt und eine absolute Spaßgranate vor dem Herrn. Permanent passiert irgendetwas Aufregendes, es wird kein Klischee ausgelassen und nebenbei noch chargiert, dass sich die Balken biegen. Spritti Vic Morrow, der das Dosenbier in eine Kaffeetasse stellt um sein Helles per Henkel trinken zu können, stellt noch eine zusätzliche Bereicherung dar. Erlesener Billigstoff, sozusagen mit Katergarantie.

7/10

Kalifornien Monster Roger Corman Jimmy T. Murakami Barbara Peeters


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ZINKSÄRGE FÜR DIE GOLDJUNGEN (Jürgen Roland/BRD, I 1973)


"Dem zeigen wir's, dem Spaghetti!"

Zinksärge für die Goldjungen ~ BRD/I 1973
Directed By: Jürgen Roland


Er kam, sah und verlor: Der ursprünglich aus Sizilien stammende Chicagoer Gangsterboss Luca Messina (Henry Silva) will die Hamburger Unterwelt im Sturm erobern. Da ist jedoch noch der amtierende Oberganove Otto Westermann (Herbert Fleischmann) vor, der mit seinem Fassadenkegelclub "Schwarzer Pudel" die Reeperbahn regiert. Zwischen Westermann und Messina bricht ein Krieg aus, der selbst durch die junge Liebe ihrer Kinder Sylvia (Patrizia Gori) und Erik (Horst Janson) nicht bereinigt werden kann...

"Zinksärge für die Goldjungen", eine Wolf C. Hartwig-Produktion, startet genau wie die "Schulmädchen-Report"-Filme mit einem wichtig eingesprochenen Audio-Intro von Manfred Schott, der uns wie immer weismachen will, dass in den kommenden neunzig Minuten bierernste und in höchstem Maße gesellschaftsrelevante Themen verhandelt werden. Dass der schmissig geschriebene Streifen tatsächlich ein glorioser Mix ist aus dem zeitgenössischen italienischen Gangsterkino rund um Silva, Rolands eigenen St.-Pauli-Exploitern, Shakespeare und der besagten Report-Filmchen verheimlicht man uns und lässt stattdessen Bilder sprechen. Und wie man die sprechen lässt: Der Irrsinn schlägt förmlich Purzelbäume rund um all die Titten, Bomben und Maschinenpistolen, bis es am Ende auf eine Schnellboot-Verfolgungsjagd durch den Hafen mitsamt Speicherstadt-Etappe geht. Dufte! Dazu gibt's Dénes Törzs als schmierigen Makkaroni-Killer (der allerdings mit Thomas Brauts breitem Organ herumprahlt). Und über all dem thront - natürlich - Henry Silva. Den hageren Patron mit den graumeliert gefärbten Schläfen auf Tante Uschis Bundeskegelbahn im 'Kaisereck' beim Pudelwerfen muss man schlicht gesehen haben, um's zu glauben. Gut Holz!

7/10

Jürgen Roland Kiez Sleaze Europloitation Trash Hamburg


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MYSTERIOUS ISLAND (Cy Endfield/UK, USA 1961)


"Aren't you ready to dance with the devil now?"

Mysterious Island (Die geheimnisvolle Insel) ~ UK/USA 1961
Directed By: Cy Endfield

Ein Trio gefangener Unionssoldaten (Michael Craig, Michael Callan, Dan Jackson) entkommt mit einem Fesselballon aus konföderierter Gefangenschaft, an Bord noch einen Journalisten (Gary Merrill) sowie einen feindlichen Sergeant (Percy Herbert). Nach tagelanger Reise zwangswassert das Quintett mitten im Südpazifik und findet sich kurz darauf auf einer seltsamen Vulkaninsel wieder. Dort entdeckt man neben riesigem Getier auch zwei selbst gestrandete englische Ladys (Joan Greenwood, Beth Rogan), garstige Piraten und schließlich den legendären Captain Nemo (Herbert Lom) mitsamt seiner 'Nautilus'.

Herrlich naive, absolut liebenswerte Verne-Verfilmung mit Harryhausen-Impact, die ich abenteuerlustigen Jungs unter zehn jederzeit mit besserem Gewissen vorführen würde als jedes neumodische, überreizte 3D-Spektakel. In "Mysterious Island" ist noch alles handgemacht, die Dynamation-Effekte so schön arrangiert wie rar gesät (gerade mal vier Monster kommen vor - ein Riesenkrebs, ein Riesenlaufvogel, einige Riesenbienen und schließlich ein Riesenpolyp) und der Geist des Films von geradezu überschwänglicher Unbekümmertheit beflügelt. Mit Herbert Lom hat man sogar einen würdigen Nachfolger des einzig wahren Film-Nemo James Mason (der wohl leider nicht zur Verfügung stand oder sich nicht zur Verfügung stellen wollte) aufgetan. In der Gilde der klassischen englischsprachigen Verne-Adaptionen (die tschechischen von Karel Zeman bilden ja bekanntlich eine ganz eigene Liga) ziemlich weit vorn dabei, wenn auch kein echtes qualitatives Gegengewicht zum ewigen Preisträger "20,000 Leagues" von Richard Fleischer.

7/10

Ballon Insel Pazifik Piraten U-Boot Captain Nemo period piece Ray Harryhausen Monster Sezessionskrieg Jules Verne Cy Endfield Vulkan





Filmtagebuch von...

Funxton

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