
RULES OF ENGAGEMENT (William Friedkin/USA 2000)
von Funxton ·
12. Juni 2011, 10:59
Kategorie:
Kriegsfilm,
Drama
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"Waste those motherfuckers."
Rules Of Engagement (Rules - Sekunden der Entscheidung) ~ USA 2000
Directed By: William Friedkin
Der Golf von Aden 1996: Colonel Childers (Samuel L. Jackson) soll den Diplomaten Mourain (Ben Kingsley) und seine Familie (Anne Archer, Hayden Tank) aus der jemenitischen US-Botschaft evakuieren, die von einheimischen Demonstranten und von Heckenschützen unter Beschuss genommen wird. Nachdem Mourain in Sicherheit gebracht wurde, liegen Childers und seine Männer unter Dauerbeschuss. Für sie bleibt nur eine Überlebenschance: Die Demonstranten unter Beschuss zu nehmen. Diese Aktion artet jedoch in ein Massaker aus, bei dem zahlreiche unbewaffnete Frauen und Kinder niedergemtzelt werden. Zurück in den USA wird Childers vor dem Militärgericht dses Mordes angeklagt. Als Verteidiger wählt er seinen alten Freund Colonel Hodges (Tommy Lee Jones), dem er einst in Vietnam das Leben gerettet hat.
Für einen als liberal bekannten, künstlerisch integren Freigeist wie Friedkin stellt "Rules Of Engagement" einen recht ungewöhnlichen Œuvre-Eintrag dar. Rein thematisch liegt der Film in dichter Nähe zu "A Few Good Men", was auch der Grund dafür ist, warum ich mir die beiden just hintereinander angeschaut habe. Hier wie dort geht es um militärische Codes, individuelle Entscheidungen und die anschließenden Konsequenzen, hier wie dort steht ein übermäßig selbstkritischer Verteidiger mit übermächtiger Vaterfigur im Mittelpunkt, hier wie dort wird das US-Militär sowohl in einen sowohl kritischen als auch heroischen Kontext gesetzt. Dennoch ist "Rules" der erwachsenere, reifere, hellsichtigere, kurz: der bessere Film. Die Gründe dafür liegen zunächst schlicht in der Person des Regisseurs begründet. Friedkin wahrt und nährt im Gegensatz zu Reiner stets eine gewisse, spürbare Distanz zum Geschehen und scheut sich nicht, seinem Publikum eine gewisse Mündigkeit zu unterstellen, was das Treffen individueller Entscheidungen anbelangt. Ungeachtet der Tatsache, dass man mit solchen Männern lieber nichts zu tun haben möchte, ja, ihre bloße Funktion schon aufgrund des gesunden Menschenverstandes vielleicht gar besser bedauert, ist dieser Colonel Childers nicht nur im kombattanten Einsatz ein unerbittlicher Kommisskopf, ein Hund des Krieges, der stets zu Gunsten seiner Männer entscheidet; eine für einen Offizier womöglich unabdingbare "Qualität". Insofern ist Hodges' flamboyant vorgetragenes Schlussplädoyer vor Gericht nicht ganz unwahr: Ein Staat, der Männer von Childers' Schlag rekrutiert, kultiviert und großflächig zum Einsatz bringt, darf die späteren Resultate auch nicht allzu vehement kritisieren. Somit sind es hier auch einmal mehr die Schreibtischhengste, die Politiker, die sich als die wahren Schweinehunde zu outen haben - der um äußeres Renommee bemühte Sicherheitsbeauftragte Sokal (Bruce Greenwood) und der feige Botschafter Mourain (Ben Kingsley), die, das versichert man uns per Schrifteinblendung zur allgemeinen (und leider überflüssigen) Erleichterung am Ende noch, ihrer Strafe zugeführt werden. Alles andere als ein bequemer Film, den Meister Friedkin da vorgelegt hat, aber ein diskussionswürdiger und - bedauerlicherweise - letzten Endes wohl auch grundehrlicher.
8/10
William Friedkin Courtroom Golfkriege Vietnamkrieg Militaer
Rules Of Engagement (Rules - Sekunden der Entscheidung) ~ USA 2000
Directed By: William Friedkin
Der Golf von Aden 1996: Colonel Childers (Samuel L. Jackson) soll den Diplomaten Mourain (Ben Kingsley) und seine Familie (Anne Archer, Hayden Tank) aus der jemenitischen US-Botschaft evakuieren, die von einheimischen Demonstranten und von Heckenschützen unter Beschuss genommen wird. Nachdem Mourain in Sicherheit gebracht wurde, liegen Childers und seine Männer unter Dauerbeschuss. Für sie bleibt nur eine Überlebenschance: Die Demonstranten unter Beschuss zu nehmen. Diese Aktion artet jedoch in ein Massaker aus, bei dem zahlreiche unbewaffnete Frauen und Kinder niedergemtzelt werden. Zurück in den USA wird Childers vor dem Militärgericht dses Mordes angeklagt. Als Verteidiger wählt er seinen alten Freund Colonel Hodges (Tommy Lee Jones), dem er einst in Vietnam das Leben gerettet hat.
Für einen als liberal bekannten, künstlerisch integren Freigeist wie Friedkin stellt "Rules Of Engagement" einen recht ungewöhnlichen Œuvre-Eintrag dar. Rein thematisch liegt der Film in dichter Nähe zu "A Few Good Men", was auch der Grund dafür ist, warum ich mir die beiden just hintereinander angeschaut habe. Hier wie dort geht es um militärische Codes, individuelle Entscheidungen und die anschließenden Konsequenzen, hier wie dort steht ein übermäßig selbstkritischer Verteidiger mit übermächtiger Vaterfigur im Mittelpunkt, hier wie dort wird das US-Militär sowohl in einen sowohl kritischen als auch heroischen Kontext gesetzt. Dennoch ist "Rules" der erwachsenere, reifere, hellsichtigere, kurz: der bessere Film. Die Gründe dafür liegen zunächst schlicht in der Person des Regisseurs begründet. Friedkin wahrt und nährt im Gegensatz zu Reiner stets eine gewisse, spürbare Distanz zum Geschehen und scheut sich nicht, seinem Publikum eine gewisse Mündigkeit zu unterstellen, was das Treffen individueller Entscheidungen anbelangt. Ungeachtet der Tatsache, dass man mit solchen Männern lieber nichts zu tun haben möchte, ja, ihre bloße Funktion schon aufgrund des gesunden Menschenverstandes vielleicht gar besser bedauert, ist dieser Colonel Childers nicht nur im kombattanten Einsatz ein unerbittlicher Kommisskopf, ein Hund des Krieges, der stets zu Gunsten seiner Männer entscheidet; eine für einen Offizier womöglich unabdingbare "Qualität". Insofern ist Hodges' flamboyant vorgetragenes Schlussplädoyer vor Gericht nicht ganz unwahr: Ein Staat, der Männer von Childers' Schlag rekrutiert, kultiviert und großflächig zum Einsatz bringt, darf die späteren Resultate auch nicht allzu vehement kritisieren. Somit sind es hier auch einmal mehr die Schreibtischhengste, die Politiker, die sich als die wahren Schweinehunde zu outen haben - der um äußeres Renommee bemühte Sicherheitsbeauftragte Sokal (Bruce Greenwood) und der feige Botschafter Mourain (Ben Kingsley), die, das versichert man uns per Schrifteinblendung zur allgemeinen (und leider überflüssigen) Erleichterung am Ende noch, ihrer Strafe zugeführt werden. Alles andere als ein bequemer Film, den Meister Friedkin da vorgelegt hat, aber ein diskussionswürdiger und - bedauerlicherweise - letzten Endes wohl auch grundehrlicher.
8/10
William Friedkin Courtroom Golfkriege Vietnamkrieg Militaer