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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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LE COLLECTIONNEUR DES CERVEAUX (Michel Subiela/F 1976)


Zitat entfällt.

Le Collectionneur Des Cerveaux (Schach dem Roboter) ~ F 1976
Directed By: Michel Subiela


Als sich der überfreundliche Roboterkonstrukteur Comte de Saint-Germain (André Reybaz) bei ihr vorstellt, besucht die Solopianistin Penny Vandervood (Claude Jade) bald darauf eine seiner Vorstellungen mit einem schachspielenden Kunstmenschen. Penny erschrickt, als jener Roboter exakt dieselben Handbewegungen ausführt wie ihr verstorbener Verlobter Robert (Jean-Pierre Granet). Zusammen mit dem ihr in Liebe zugetanen, bezüglich ihres Verdachts jedoch skeptischem Lewis (François Dunoyer) versucht Penny, hinter das Geheimnis des Schachroboters des Comte zu kommen und gerät dabei bald selbst in tödliche Gefahr.

Gepflegter Genrefilm, nach George Langelaans Geschichte "Les Robots Pensants" für das französische Fernsehen inszeniert. Die alte Phantastikmär vom ethisch losgelösten, im Volksmund als 'wahnsinnig' titulierten Wissenschaftler, dessen Kunstwesen natürlich keineswegs klassische Roboter, sondern streng genommen Cyborgs sind, also über menschliche Organe verfügen, gewinnt in der charmant-diabolischen Inkarnation des Comte de Saint-Germain an neuen Facetten. Jener Aristokrat geht auf eine authentische Person zurück, die im 18. Jahrhundert gelebt und allerlei Mysterien begründet und hinterlassen hat. Beispielsweise soll der Graf, seines Zeichens großer Blender und Bonvivant, in alchimistischen Fragen bewandert gewesen sein und dementsprechende Experimente durchgeführt haben. Seine Spur führt durch das gesamte mittlere Europa und verliert sich hier und da, nicht zuletzt aufgrund seiner ungesicherten Identität. Der Comte in Erzählung und Film behauptet, jener Graf in persona zu sein, angesichts dessen nebulösen Werdegangs eine (im fiktiven Sinne) durchaus plausible Behauptung.
Ansonsten bleibt "Le Collectionneur", dessen Titel akurat übersetzt "Der Gehirnsammler" bedeutet, schon aufgrunddessen wenig geheimnisvoll. Als halbwegs erfahrener Phantastikfreund ahnt man natürlich bereits früh, was sich hinter der marmornen Schädelfront des Schachroboters verbirgt. Aber sei's drum; auch hier gilt wie so oft: Der Weg ist das Ziel, und dieser ist hier ausnahmsweise mal höchst sittsam und gepflegt. Nichts für Horror-Rabauken also!

7/10

Michel Subiela George Langelaan Paris Schach mad scientist Roboter TV-Film


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WARBUS (Ferdinando Baldi/I, PH, USA 1986)


Zitat entfällt.

Warbus ~ I/PH/USA 1986
Directed By: Ferdinando Baldi


Nordvietnam in den späteren Kriegstagen. Eine vom Vietcong bedrohte Dschungelmission wird aufgegeben und die Überlebenden unter der Führung von Major Kutran (Ernie Zarate) mit einem Schulbus evakuiert. Unterwegs trifft man auf drei versprengte Marines (Daniel Stephen, Romano Kristoff, Urs Althaus), die sich den Flüchtlingen anschließen und mit ihnen weiter Richtung Da Nang fahren. Die Reise erweist sich als extrem beschwerlich und von gruppendynamischen Hindernissen geprägt. Nicht alle Mitfahrenden erreichen das Ziel.

Überraschend solide gefertigter und auf groben Sleaze verzichtender Vietnam-Actioner, dessen durchaus lobenswerte Qualität fraglos dem Können und Engagement des Regisseurs geschuldet ist. Baldi hatte, so mutmaße ich einmal, geringfügig mehr im Sinn, als seinen Auftrag halbherzig und unnachhaltig zu erfüllen. Abgesehen von zwei, drei pathetischen Momenten im Zeichen des scheinheiligen US-Patriotismus, deren notorische Aufgesetztheit man ihnen angesichts eines Blickes auf die fingerführenden Produktionsstaaten man jedoch verzeihen mag, vermag Baldi es, seine Geschichte mit diversen Westernanleihen verhältnismäßig ausgeglichen zu erzählen und darüberhinaus mit einer nicht uninteressanten Charakterkonstellation anzureichern. Im Gegensatz zu übergrellter (nichtsdestotrotz natürlich hoch unterhaltsamer) Vietnamploitation wie "L'Ultimo Cacciatore" vermag sich "Warbus" somit, was vermutlich zu Teilen auch der wirklich positv auffallenden Münchener Synchro geschuldet ist, als recht pointiert gemachter, schnörkelloser Genrebeitrag im Gedächtnis zu verankern.

6/10

Vietnamkrieg Ferdinando Baldi


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RADIOACTIVE DREAMS (Albert Pyun/USA 1985)


"We now saw the world for what it was: cold and bitter."

Radioactive Dreams ~ USA 1985
Directed By: Albert Pyun


Die beiden vierjährigen Jungs Philip Chandler und Marlowe Hammer werden von ihren Dads (George Kennedy, Don Murray) pünktlich zur Explosion der Bombe in einen Atombunker gesperrt. Fünfzehn Jahre später, ihre Väter haben sie längst verlassen, betreten Chandler (John Stockwell) und Hammer (Michael Dudikoff) staunend die postnukleare Welt, in den Manteltaschen zwei geheimnisvolle Schlüssel. Die Bildung der beiden jungen Männer besteht vornehmlich aus Detektivgeschichten der dreißiger und vierziger Jahre; entsprechend naiv begegnen sie dem Trümmerchaos, das sie nun erwartet. Wilde Punkgangs, Disco-Mutanten, Kannibalen, unterirdisch lebende Monster, aber auch die "klassische" Femme fatale begegnen ihnen und wollen ihnen durchweg jene seltsamen Schlüssel abluchsen.

Was sich nach erstklassigem Trivialtrash der Mid-80s anhört, entpuppt sich als nicht viel mehr denn eine Kinokuriosität aus der Hochperiode der Bombenparanoia. Mit der produktiven Unterstüzung des damals noch präsenten Dino De Laurentiis fertigte der dem Vernehmen nach stets sehr von sich selbst überzeugte Hawaiianer Albert Pyun seinen zweiten Film nach "The Sword And The Sorcerer", diesmal ein echtes Autorenstück, dessen Ideenspanne jedoch weitaus geringer bleibt als sich angesichts des tollen Titels und Poster-Artworks erhoffen lässt. "Radioactive Dreams" erscheint höchst wirr und unausgegoren, jedoch auf eine Weise, die deutlich mehr mit inszenatorischer Nachlässigkeit zu tun hat als mit den angepeilten Noir-Strukturen. Abgesehen von seinem poppigen Grundgedanken scheint Pyun die Muse irgendwann schlicht verlassen zu haben. Somit verbleibt kaum mehr als ein ansätzlich sicherlich gutgemeinter, im Vergleich zu jedem beliebigen Italo-Endzeit-Klopper derselben Periode aber teils überhängend langweiliges filmhistorisches Exponat.
Epilog: Von den jüngst veröffentlichten deutschen DVD-Veröffentlichungen rate ich halbwegs geduldigen Interessierten, Abstand zu nehmen. Das Bildformat ist von 2,35:1 auf 1,78:1 gecroppt und merklich seiner originären Komposition beraubt. Ferner bin ich froh, mir nicht die hoffnungslos überteuerte Soundtrack-Edition geleistet zu haben, denn der grauenhaft beliebige, mit weiblichen Vocals intonierte Achtziger-Pop-Rock dürfte höchstens Kulturmasochisten erfreuen.

4/10

Coming of Age Groteske Albert Pyun Atombombe Apokalypse film noir


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CARLOS (Olivier Assayas/F, D 2010)


"This isn't my kind of terrorirism."

Carlos (Carlos - Der Schakal) ~ F/D 2010
Directed By: Olivier Assayas


Der Werdegang des unter dem Namen "Carlos" zu hohem internationalen Popularitätsgrad gelangten, venezolanischen Terroristen Ilich Ramírez Sánchez (Édgar Ramírez) ab 1972. Nachdem Carlos sich der palästinensischen Extremistenorganisation PFLP anschließt, tritt er mit dem Kidnapping einiger Minister von der Wiener OPEC-Konferenz im Jahre 1975 endgültig in das Licht der Öffentlichkeit. Wenngleich die Aktion im Sinne des Organisators bei Weitem nicht vollends zufriedenstellend verläuft, bleibt Carlos noch viele Jahre im Terrorgeschäft. Nach der Gründung seiner eigenen Gruppe, der OAAS, schlägt Carlos, gedeckelt von den Sowjets, sein Hauptquartier in Budapest auf und führt von hier aus mehr oder minder erfolgreich Aufträge durch, die von Waffenübergaben an die ETA über Anschlägen für die Araber bis hin zu verdeckten KGB-Aktionen reichen. 1994 wird er schließlich im Sudan festgenommen und der französischen Justiz überstellt.

Nicht allein Carlos' unter zumeist großer Medienaufmerksamkeit ausgeführte Terroraktionen dürften Assayas veranlasst haben, diesen fünfeinhalbstündigen Mammutfilm über ihn zu dirigieren; auch Carlos' Nebenstatus als eine Art Sub-Popstar, Hedonist und Womanizer wird seinen Beitrag dazu geleistet haben. Entsprechende Aufmerksamkeit widmet Assayas den "fiktionalisierten" Episoden aus Carlos' Privatleben: Seine zahllosen Affären mit schönen Frauen, die sich mal mehr, mal weniger als Sympathisanten der antiimperialistischen Sache verstehen, dabei eine mit seinen Grundsätzen unvereinbare Misogynie und seine heillos übersteigerte Egomanie. "Carlos" bildet somit auch eine willkommene Demystifizierung des linken Terrors der siebziger und frühen achtziger Jahre, indem er ihn als öffentlichkeitswirksame Plattform für bisweilen naive Selbstdarsteller entlarvt. Dabei formuliert Assayas vor einer nebenbei brillanten Songauswahl (u.a. New Order, Wire, The Feelies und The Lightning Seeds) sogar die zwischen brodelnd und gewagt oszillierende These, das Männer wie Carlos diesen Lebensstil aus rein egozentrischen Gründen wählen - International gesuchter Terrorist zu sein, bedeutete damals, als das entsprechende Bild sich nicht auf irgendwelche bärtigen, spinnerten Mullahs beschränkte, vor allem eines: Popularität. Carlos genießt die ihm zuteil werdende Heldenverehrung aus entsprechenden Kreisen. Junge Genossinnen werfen sich ihm an den Hals, er kann mit Waffen spielen, kubanische Zigarren rauchen, guten Scotch trinken und später, als die Ideale langsam schwammig zu werden beginnen, mit luxuriösen Autos fahren. Nicht das schlechteste Leben, obschon die weststaatlichen Konsequenzen dafür von einiger Dauer sind.

9/10

TV-Serie Olivier Assayas Historie period piece Biopic Terrorismus Naher Osten Paris


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COLPO IN CANNA (Fernando Di Leo/I 1975)


Zitat entfällt.

Colpo In Canna (Ich polier' dir deine Glatze) ~ I 1975
Directed By: Fernando Di Leo


Die amerikanische Stewardess Nora Green (Ursula Andress) überbringt dem Neapeler Gangsterboss Silvera (Woody Strode) eine Nachricht des gefürchteten internationalen Verbrecherkopfes "Der Amerikaner". Dafür lässt Silvera sie erstmal gehörig vertrimmen. Der nicht ausschließlich an Noras Gesundheit interessierte Manuel (Marc Porel) nimmt sie darauf mit zu sich nach Haus. Wie sich bald herausstellt ist Nora weit weniger ahnungslos als zunächst vermutet: Tatsächlich stecken sie und einige Gespielen hinter dem Pseudonym des "Amerikaners", was Silvera und auch sein Konkurrent Don Calò (Aldo Giuffrè) bald unsanft zu spüren bekommen.

Mit "Colpo In Canna", dem ersten Teil einer Trilogie von Gaunerkomödien, hat Fernando Di Leo eine völlig bizarre Gaunerkomödie aus der Taufe gehoben. Die Leo, der immerhin für einige der besten italienischen Gangsterfilme der Siebziger verantworlich zeichnet, hat den Film als eine Art Miniplagiat zu Hills Erfolgsfilm "The Sting" konzipiert, wofür der gleichermaßen undurchsichtige wie komödiantisch gewichtete Plot sowie die stark an Hamlischs Ragtime-Score angelehnte Musik von Bacalov sprechen. Auf weitere Analogien verzichtet Di Leo jedoch; er siedelt seine Geschichte in der Gegenwart an und scheut auch vor dämlichsten Slapstick-Elementen nicht zurück, die die vor Blödsinn nur so blühende deutsche Synchronfassung vermutlich noch verstärkt. Dabei macht der Regisseur den kapitalen Fehler, seinen Film formal wie dramaturgisch völlig zerfasern und schließlich sogar regelrecht fahrlässig zerfallen zu lassen. Zunächst gibt sich "Colpo In Canna" den Anstrich eines "erwachsenen" Gangstermovies mit einigen Gewalttätigkeiten und einer besonders zeigefreudigen Ms. Andress, bis er nach einigen ohnehin wilden Loops und Loopings in einem Finale kulminiert, das so auch in einem Spencer-Hill-Werk hätte vorkommen mögen: Einer lustigen Massenprügelei mit allerlei Vogelgezwitscher und ähnlichen infantilen Gags. Mal sehen, was die weiteren Teile der Trilogie mit Ausnahme ihrer weit weniger erfrischenden deutschen Titel noch zu bieten haben...

5/10

Fernando Di Leo Neapel


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CLEOPATRA JONES (Jack Starrett/USA 1973)


"Right on, Cleo!"

Cleopatra Jones (Ein Fall für Cleopatra Jones) ~ USA 1973
Directed By: Jack Starrett


Wenn der exaltierten Spezialagentin Cleopatra Jones (Tamara Dobson) eines ein Dorn im Auge ist, dann ist es Heroin in der schwarzen Nachbarschaft. Um L.A.s hauptamtlicher Pusherin Mommy (Shelley Winters) das Geschäft zu versauen, reist Cleo, wie sie von ihren Freunden genannt wird, sogar bis in die Türkei und lässt ein gewaltiges Mohnfeld bombardieren. Für Mommy reine Provokation und Anlass genug, einige bestechliche Cops auf ein Entzugscenter in Watts, das von Cleos Stecher Reuben (Bernie Casey) geleitet wird, zu hetzen. Doch Cleo lässt sich nichts gefallen und macht Mommy mit ihrer flotten Corvette, einer MP, und zwei befreundeten Karatekämpfern (Albert Popwell, Caro Kenyatta) die Hölle heiß.

Herrlich greller Blaxploiter mit allen Zutaten des Genres, der nicht nur dem black, sondern auch dem feminine consciousness in die Handtasche spielt. Selbstredend rein oberflächlich, denn die Zeichnung des teilnehmenden Personals könnte viel klischierter nicht sein. Auf der einen Seite die hochgewachsene Super-Heroine, auf die fraglos jeder nicht gerade an Präpubertät oder Altersschwäche leidende bro in da hood komplett abfährt nebst ihrem omnipotenten Lover, der auc nur deshalb ihr Lover ist, weil er cool ist like steel und das gockelhafte Gehabe der meisten schwarzen Jungs längst abgelegt hat. Auf der anderen Seite ein grotesk überzeichneter, lesbischer Pusher-Albtraum (Shelley Winters mit roter Perücke und in einer Paraderolle) mitsamt farbigem Vizekönig (Antono Fargas, auch in Paraderolle) korrupte, weiße (fo' sho' rassistische) Cops. So simpel gestrickt wie zeitentlarvend. Und natürlich saukomisch.

6/10

Heroin Drogen car chase Los Angeles Blaxploitation Jack Starrett Martial Arts


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MONSTERS (Gareth Edwards/UK 2010)


"I don't want to go home."

Monsters ~ UK 2010
Directed By: Gareth Edwards


Eine interstellare Sonde bringt außerirdisches Leben mit zur Erde, das sich in einem breiten Grenzstreifen zwischen den USA und Mexiko prächtig entwickelt, zu gigantischen, krakenähnlichen Wesen gereift und sich auch durch permantente militärische Intervention nicht vernichten lässt. Sechs Jahre später erhält der junge Fotograf Kaulder (Scoot McNairy) den Auftrag, Samantha (Whitney Able), die Tochter seines Verlegers, aus Mexiko sicher zurück in die USA zu geleiten. Die beiden lernen sich auf der Reise besser kennen und entwickeln Gefühle füreinander. Als sie die auslaufende Fähre verpassen, müssen sie dann den schwierigen Landweg durch die "kontaminierte" Zone nehmen und schließen bald unangenehme Bekanntschaft mit den außerirdischen Kreaturen.

Dem durch seinen Titel tangierten Genrefilm schuldet Edwards gar nichts und das betont er auch permanent während der Abwicklung seiner Geschichte. "Monsters" präsentiert sich eher ein schicker, harmonischer und sauberer Film für eine zielgerichtet junge, akademische Zuschauerschaft, eine klassische Liebesgeschichte in ungewöhnlichem Kontext rekapitulierend, wie sie seit Capras "It Happened One Night" dutzend-, wenn nicht gar hundertfach zu Besuch im Kino war. Edwards' Film gesellt sich somit zu einer bereits seit längerem andauernden Welle revisionistischer phantastischer Filme, zu denen ich auch Spielbergs "War Of The Worlds"-Remake, "The Mist", "Cloverfield" oder "District 9" zählen würde. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie klassische zwischenmenschliche Problematiken vor einem apokalyptischen Monsterszenario um außerirdische oder aus einer Paralleldimension stammende Kreaturen abspielen, wobei die Brisanz der humanen Interjektionen zumindest für den Moment die der außerweltlichen Bedrohung unverhältnismäßig übersteigt. Nicht, dass ich "Monsters" etwa ablehnend gegenüberstünde, aber mir scheint es dennoch so, als reite sich die oben umrissene Idee langsam aus. Ein hübscher Film mit echtem lovecrafteschem Impact, der sich getraut, ganz ungeniert auch mal wieder seine Monster ins Zentrum zu rücken, käme mir durchaus mal wieder zupass. Vielleicht vermag Del Toros in Bälde kommender "At The Mountains Of Madness" das ja.

7/10

Monster Mexiko Aliens Road Movie


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DER SKORPION (Dominik Graf/D 1997)


"Auf was bist du?"

Der Skorpion ~ D 1997
Directed By: Dominik Graf


Der Münchner Polizist Josef "Jupp" Berthold (Heiner Lauterbach) ist einem Ecstasy-Ring auf der Spur, der mit besonders brutalen Mitteln arbeitet. Als die Verbrecher Bertholds Frau (Renate Krößner) unter LSD setzen und diese darauf bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wird, geht er umso vehementer gegen die Bande vor. Bertholds Sohn Robin (Marek Harloff) bendelt derweil ausgerechnet mit einer jungen Frau (Birge Schade) aus der "Szene" an.

Diese TV-Arbeit von Graf erweist sich zuweilen als nicht wenig sperrig. Der ganze Film ist, analog zu seinem Thema, gefilmt wie ein Trip, per stark nachbearbeitetem 35mm-Material. Extreme Überbeleuchtung, künstlich eingefügte Defekte und Schmutzpartikel sowie ein mitunter anstrengender Schnitt verdeutlichen primär die Amphetamin-Episoden von Bertholds Sohn Robin, der mit der Bekanntschaft der diesbezüglich höchst erfahrenen Daria in einen permanenten Ecstasy-Rausch abdriftet. Das Resultat erweist sich als interessant genug um als solide Graf-Arbeit zu bestehen, ermangelt jedoch meiner Wahrnehmung zufolge ein wenig der notwendigen emotionalen Involvierung. Möglich auch, dass eine wiederholte Betrachtung noch Zwiebelschichten erschließt, die mir bislang verborgen geblieben sind - wie gesagt macht der stark auf seine Oberfläche fixierte Film es einem nicht ganz leicht.

7/10

Ecstasy LSD Drogen TV-Film München Familie Dominik Graf


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THE SCALPHUNTERS (Sydney Pollack/USA 1968)


"Mexico!"

The Scalphunters (Mit eisernen Fäusten) ~ USA 1968
Directed By: Sydney Pollack


Dass dem Trapper Joe Bass (Burt Lancaster) seine komplette Jagdbeute, eine ganze Pferdeladung Biberfelle, von den Kiowas gestohlen wird, lässt dieser nicht bieten. Als Gegenleistung erhält Bass von den Indianern immerhin den Sklaven Joseph Lee (Ossie Davis), einen hochgebildeten Louisiana-Flüchtling, der von seinem neuen "Eigentümer" prompt zum Helfershelfer erkoren wird. Die Felle und auch Joseph gelangen dann über Umwege in den Besitz des berüchtigten Skalpjägers Jim Howie (Telly Savalas) und seiner Bande, die gerade auf dem Weg nach Mexiko ist. Aus sicherer Entfernung drangsaliert der mit allen Wassern gewaschene Bass die Howie-Gang, um sein rechtmäßiges Eigentum wiederzubekommen.

Ein vorsätzlich hässlicher Western, besetzt mit hässlich herausgeputzten Darstellern, gefilmt im hässlichen Durango und beseelt von den hässlichsten Charakterzügen, die Menschen so an den Tag legen, wenn's ihnen mal wieder hässlich geht. Natürlich hat es Pollack nichts anderes im Sinn, als bärbeißige Satire zu machen. Er hat seine drei, vier Italowestern gesehen, sich davon offenbar stark beeindrucken lassen, ihren Formalismus und ihr Weltbild dazu erkoren, seine kleine, symbolträchtige Americana um den alltäglichen Rassismus und die Unmöglichkeit des friedlichen Zusammenlebens in Bilder zu fassen. Als männliche "Helden" gibt es einen unrasierten, schmutzigen Lancaster, der zwar ein exzellenter Fallensteller, aber ein ungebildeter und ungehobelter Klotz ist, den cleveren Sklaven, der zwar höchste Erziehung genossen hat, im Westterritorium aber völlig aufgeschmissen ist und schließlich Telly Savalas, der die Hälfte seiner screen appearance in Unterwäsche herumrennt. Als einzige Dame im Quartett gibt es die alte Trümmerlotte Shelley Winters - insgesamt ein tatsächlich wunderbares Ensemble, das sich gegenseitig allenthalben zu komischen Kabinettstückchen anstachelt.

8/10

Belagerung Sydney Pollack Satire


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THE YOUNG SAVAGES (John Frankenheimer/USA 1961)


"What do you want? What are you searching for?" - "The truth!"

The Young Savages (Die jungen Wilden) ~ USA 1961
Directed By: John Frankenheimer


In Harlem wird auf offener Straße ein fünfzehnjähriger, blinder, puertoricanischer Junge (José Perez) ermordet. Als Täter erweisen sich drei Jugendliche (Stanley Kristien, John Davis Chandler, Neil Nephew) zwischen fünfzehn und siebzehn Jahren aus dem benachbarten italienischen Viertel. Die Anklage gegen sie vertritt Staatsanwalt Bell (Burt Lancaster), selbst ein Emporkömmling aus Harlem, voll von beruflichem Ehrgeiz und latentem Hass gegen die Zustände in seinem Stadtteil. Berufliche Recherche sorgt dafür, dass Bell die Aggressionen der Jugendlichen gegen sich und seine Familie schürt. Erst nach einer Extremsituation in der U-Bahn findet Bell die nötige Objektivität für die anstehende Gerichtsverhandlung.

Hartes Sozialdrama als Kinodebüt von Frankenheimer, das mit einem exzellent inszenierten "Knall" beginnt und sich bis zur obligatorischen courtroom sequence am Ende durchweg fesselnd belässt. "The Young Savages" greift das schon in den Jahren zuvor häufig bediente Thema der juvenile delinquents auf, der verwahrlosten Kids, die in den Straßen der Groß- und Kleinstädte aufzubegehren beginnen gegen muffige Autorität und soziale Perspektivlosigkeit. Ein Mord ohne Sinn ist hier der Dreh- und Angelpunkt, einer, in dem sich die hochgekochten Aggressionen mit aller Macht den Weg bahnen und der letzten Endes nur ein solches Medienecho arreicht, weil er von einem Gouverneurskandidaten (Edward Andrews) zum wahlrelevanten Politikum hochgespielt wird. Für den wie immer fabelhaft spielenden Burt Lancaster ist indes der obligatorische Wandel vom Saulus zum Paulus angesagt. Der ehrgeizige D.A. blickt über den Tellerrand seiner Profession und tut am Ende das Richtige. Abgesehen von dieser bald märchenhaft-überzeichneten, klischierten Figurenzeichnung ist Frankenheimers Film als reine Regieleistung bereits zu diesem frühen Zeitpunkt geprägt von höchster Könnerschaft.

8/10

John Frankenheimer Courtroom New York Ethnics





Filmtagebuch von...

Funxton

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