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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE RETURN OF COUNT YORGA (Bob Kelljan/USA 1971)


"What are we running for?" - "Cause we're scared!"

The Return Of Count Yorga (Die sieben Pranken des Satans) ~ USA 1971
Directed By: Bob Kelljan


Obschon im letzten Film zu Staub zerfallen, ist Graf Yorga (Robert Quarry) hier wieder quicklebendig am Start - und verliebt sich unsterblich in die Erzieherin Cynthia (Mariette Hartley) aus dem benachbarten Kinderheim. Nachdem er deren Familie tutti completti hinweggerafft hat, entführt er Cynthia auf sein Anwesen, ganz zum Widerwillen von Cynthias Freund Dr. Baldwin (Roger Perry), der dem Grafen bald draufkommt und gegen ihn zu Felde zieht.

Wenngleich kaum mehr als eine Wiederholung der Motive des ersten Teils, ist "The Return Of Count Yorga" dennoch zu einem durchaus gelungenen Vampirgrusler geraten, dem es zudem nicht an einem ordentlichen Maß trockenen Humors mangelt. Als comic relief gibt es zwei zynische Polizisten (Rudy DeLuca, Craig T. Nelson), die angesichts Dr. Baldwins Vampirverdachts zunächst höhnisch lächeln, um dann hinterher umso lauter zu kreischen, als es ihnen an die schlecht rasierten Hälse geht. Quarry, der in einer besonders denkwürdigen Hommage an berühmte Vorbilder vor der Glotze hockt und "The Vampire Lovers" schaut, ist wieder so gut wie im Vorgänger und sein Vampirinnen-Harem nicht minder furchteinflößend. Für geübte Analytiker filmischer Raumkonstruktion dürfte der Showdown in Yorgas Haus, das nicht umsonst in der - bis auf den bereits gewohnten Dracula-Hinweis - hervorragenden deutschen Vertonung als "Fuchsbau" bezeichnet wird, geradezu ein Leckerbissen sein. Hier werden labyrinthisch verschlungene Gänge, Geheimwege und verschlossene Türen überaus gekonnt als Stilmittel des Terrors inszeniert.

7/10

Sequel Bob Kelljan Waisenhaus Graf Yorga San Francisco Vampire


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COUNT YORGA, VAMPIRE (Bob Kelljan/USA 1970)


"Superstition...? Hahaha!"

Count Yorga, Vampire (Junges Blut für Dracula) ~ USA 1970
Directed By: Bob Kelljan


Der Vampir Graf Yorga (Robert Quarry, wird in der deutschen Fassung, vermutlich aus Popularitätsgründen, als Graf Dracula geoutet) macht sich an eine Gruppe junger Kalifornier heran, um auf diesem Wege Zuwachs für seinen Vampirbräutestadl zu bekommen. In dem Blutexperten Dr. Hayes (Roger Perry) findet Yorga jedoch einen beharrlichen Widersacher.

Ein, wie ich meine, durchaus gelungener Versuch, die klassischen Vampirfilme der Hammer lokal auf den amerikanischen Sektor und zeitlich in die Moderne zu transportieren (interessanterweise zog die Hammer mit ihren letzten beiden "Dracula"-Filmen zumindest betreffs einer dieser beiden Innovationen nach). Robert Quarry, der rein physiognomisch durchaus Ähnlichkeit mit dem älteren Udo Kier besitzt, ist ziemlich toll als Vampirgraf und seine Mädels mit jeweils ziemlich starkem Überbiss stehen dem kaum nach. Kelljan versteht es, Kindheitsalbträume von zähnefletschen Blutsaugern auferstehen zu lassen und lässt seinen Grafen wirksam zwischen besonnener Dämonie mitsamt seinen archetypischen, sinistren Verführungskunsten auf der einen und dem triebgesteuerten, viehischen Blutdurst auf der anderen Seite oszillieren. Zudem bekommt dem Film sein verhaltenes Tempo recht passabel, wenngleich man ihm daraus andererseits auch den beliebten Kritikerstrick der schlechten Dramaturgie und / oder Langeweile drehen kann - zugegebenermaßen nicht ganz unberechtigt. Mich hat der alte Yorga derweil mal wieder gut angefixt.

7/10

Vampire Graf Yorga Bob Kelljan San Francisco


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YELLOW SKY (William A. Wellman/USA 1948)


"Stop the pursuance! That'll save us from hanging them."

Yellow Sky (Herrin der toten Stadt) ~ USA 1948
Directed By: William A. Wellman


Der Bandit James "Stretch" Dawson (Gregory Peck) und seine sechs Männer fliehen nach einem Banküberfall mitten durch die Wüste. Nachdem einer (Robert Adler) erschossen wird, gelangen die Übrigen immerhin zum anderen Ende des todbringenden Glutofens. Dort finden sie einen alten Goldgräber (James Barton) und seinen jungen Schützling, die burschikose Constance Mae (Anne Baxter), genannt "Mike", die letzten Einwohner der Geisterstadt Yellow Sky. Stretches Kompagnon Dude (Richard Widmark) wittert bei dem Alten ein Vermögen in Gold und will dieses um jeden Preis an sich bringen, während Stretch seine Sympathien für den Senioren und vor allem für Mike entdeckt. Die Bande zersplittet sich schließlich in zwei rivalisierende Lager.

Einer von Wellmans schönsten Western und dazu einer, der meine Liebe für die Klassiker des Genres vor vielen Jahren wesentlich entflammte. Wellman macht es einem aber auch nicht sonderlich schwer, seinen Film zu mögen. Um Läuterung geht es, die Wandlung vom harten Jungen zum lammfrommen Menschenfreund, hervorgerufen durch Liebe, Verantwortungsbewusstsein und Freundschaft, die über den Widerstreit mit Habgier und Egozentrik triumphieren. Peck und Widmark symbolisieren schon rein äußerlich den ewigen, personellen Dualismus der Gattung; hier der reumütige, gütige Christ, der ja eigentlich nur mal einen Schlenker auf die schiefe Bahn gemacht hat, um dann umso stabilisierter wieder den geraden Weg einzuschlagen, dort der verschlagene, durch nichts und niemanden aufzuhaltende Halunke, für dessen Interpretation der höhnisch grinsende, junge Widmark wie geschaffen scheint. Dazu der Mut zum gekonnten Schattenspiel der Schwarzweißphotographie, zu einem Zeitpunkt, als die Konkurrenz von Universal langsam begann, auf grell reizendes, vergleichsweise vulgär anmutendes Technicolor zu setzen bei ihren günstigen kleinen Audie-Murphy-Western.

9/10

William A. Wellman Geisterstadt Wueste


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WARRIOR OF THE LOST WORLD (David Worth/I, USA 1983)


"Slow down, hot shot!"

Warrior Of The Lost World (The Last Warrior - Kämpfer einer verlorenen Welt) ~ I/USA 1983
Directed By: David Worth

Nach dem großen Knall tragen zwei Fronten den Kampf um die Weltherrschaft aus: Die totalitär organisierte Omega-Force auf der einen und die Glaubenssekte "New Way". Dazwischen stehen die üblichen marodierenden Punks und auch der Einzelgänger Josh McBride, der auf seinem intelligenten Motorrad ziellos durch die Gegend rauscht. Als Professor McWayne (Harrison Muller), der friedliebende Kopf des New Way von Prossor (Donald Pleasence), dem bösartigen Kopf der Omega-Force entführt wird, engagiert man Josh, um den Professor herauszuhauen. Dabei gerät jedoch dessen Tochter (Persis Khambatta) in Prossors Gewalt und nun muss Josh auch noch selbige heraushauen. Dabei helfen ihm einige der halbgescheiten Rocker, die den demagogischen Künsten des Professors aufgesessen sind.

Eine sich lose am "Shane"-Motiv des übersinnlichen Retters orientierende Trashgranate ohne jedweden Sinn und Verstand, dessen wirres Handlungskonstrukt offensichtlich parallel zum stündlichem Drehfortschritt am römischen Set weiterentwickelt wurde. Im Gegensatz zu den wenigstens halbwegs ambitioniert gemachten Endzeit-Streifen von Castellari oder Martino läuft hier wirklich alles quer: Denkbar miesestes Spiel, denkbar mieseste Regie, technisches Unvermögen an allen Ecken und Enden; ganz davon abgesehen, dass der alles überlagernde Blödsinn permanent förmlich Rückwärtssalti schlägt. Nicht nur, dass David Worth sich (suggeriertermaßen, wie ein kleines Interview auf der DVD mit ihm preisgibt) an die postapokalyptischen Fantasien der Italiener anhängen musste, auch die TV-Formate "Knight Rider" und "Street Hawk" haben es ihm offenbar angetan, denn der zwischen den Polen "entgeistert" und "desinteressiert" umherchargierende Robert Ginty führt den Löwenanteil seines Dialogs mit seinem quietschvergnügten Krad, das auf jedem Kindergeburtstag bis sechs Jahren der Star sein dürfte. Der arme Donald Pleasence wirkt wie kurz vorm Exitus und die exotische Persis Khambatta demonstriert nachgerade, warum ihre 15 Minuten Ruhm just im Abklingen begriffen waren. Ein lupenreinkarätiger Verteter der beliebten Kategorie "so beschissen, dass man ihn einfach gern haben muss".

3/10

Trash Apokalypse Dystopie David Worth Europloitation


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LOS VIOLADORES (Paul Grau/E, CH 1981)


Zitat entfällt.

Los Violadores (Mad Foxes - Feuer auf Räder (Stingray 2)) ~ E/CH 1981
Directed By: Paul Grau


Der angeberische Fatzke Hal Walter (José Gras) gerät an eine üble Rocker-Clique, mit der er sich einen immer brutaler ausartenden Kampf liefert.

Heissa, Tante Guderun! "Los Violadores" ist einerjener Filme, nach deren Besichtigung man das unweigerliche Bedürfnis erstmal ein ausgiebiges Bad zu nehmen, um den in den letzten achtzig Minuten zwangsauferlegten Schmierfilm wieder von der Pelle zu bekommen. Meine hochverehrten Herrschaften, etwas so dermaßen auf Widerlichkeit Gebürstetes wie dieses Machwerk gibt's beileibe nicht alle Tage zu bestaunen! Es geht schon damit los, dass der als solcher veräußerte "Held" in etwa tausendmal unsympathischer daherkommt als seine Widersacher, eine Sandkastenrocker-Gang, die Barcelona auf mordsgefährlichen Enduros unsicher macht und Hakenkreuzbinden um die Arme trägt - letzteres aber offensichtlich im Namen politischer Halbbildung und sowieso bloß zu Provokationszwecken. Ansonsten sind die Jungs nämlich ziemlich witzig drauf und erinnern mich an manche meiner eigenen Jugendepisoden. Der mit dem typisch spanischen Namen Hal Walter ausgestattete Protagonist ist derweil das, was in den frühen Achtzigern als "Popper" über den Ladentisch ging, also kein Zeitgenosse, mit dem man sich freiwillig näher befassen täte. Sein Auto, das sogar im grammatikalisch abenteuerlichen deutschen Titel auftaucht (wenn auch nur in Klammern), bekommt übrigens während des gesamten Films keinen Kratzer ab - selbst die vor bestialischem Mord nicht zurückschreckenden Rocker lassen von einem solchen Statussymbol wohlweislich die dreckigen Fingerchen.
"Los Violadores" spielt etwa in derselben Liga wie "Die Todesgöttin des Liebescamps" und "Die Brut des Bösen", den beiden Anders-Klassikern dieser Zeit, nur traut er sich einiges mehr zu als diese und macht auch vor visuellen Grenzübertretungen wie Gekrösebeschau und Kastration nicht halt. Ganz prachtvolles Rotzekino, das man einfach mal gesehen haben muss, um's zu glauben!

6/10

Europloitation Rocker Trash Rache Erwin C. Dietrich Paul Grau Barcelona Sleaze Splatter


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ALIEN 2 - SULLA TERRA (Ciro Ippolito/I 1980)


Zitat entfällt.

Alien 2 - Sulla Terra (Alien - Die Saat des Grauens kehrt zurück) ~ I 1980
Directed By: Ciro Ippolito


Die hellseherischen Vorahnungen der Geologin Thelma (Belinda Mayne) entpuppen sich als grauenhafte Realität: Zusammen mit sechs weiteren Höhlenforschern gerät sie in der kalifornischen Wüste an einen von zig bläulichen Steinen, die sich als außerirdische, augenscheinlich als blinde Passagiere einer just zurückgekehrten Weltraumexpedition zur Erde gelangte Artefakte entpuppen. In der Höhle befreit sich ein Wesen aus dem Brocken, das mit zwei Ausnahmen, Thelma und ihrem Freund Roy (Mark Bodin) in Windeseile alle Teilnehmer bestialisch umbringt. Zurück in San Diego müssen die beiden feststellen, dass die Stadt wie leergefegt ist: Offenbar hat während ihres Höhlenaufenthalts eine extraterrestrische Invasion den gesamten Planeten überrannt...

Da waren unsere Schnellfilmer aus Italien immer flott dabei: Sobald der Titel eines US-Erfolgsfilms nicht rechtlich geschützt war, deklarierte man kurzerhand ein Produkt aus eigenen Landen als dessen Fortsetzung. Möglicherweise waren damals wirklich noch manche Leue so blöd, zu glauben, sie bekämen hiermit ein offzielles "Alien"-Sequel dargereicht (ähnliches widerfuhr bekanntermaßen auch Romero's "Dawn Of The Dead" mit Fulcis "Zombi 2", "The Deer Hunter" mit Margheritis "L'Ultimo Cacciatore" oder "Terminator" mit Matteis "Terminator II"), doch das nur ganz nebenbei. Plagiate aus Italien gehörten abseits dessen ja sowieso zum guten (oder auch schlechten) Ton der kommerziellen Filmindustrie jener Jahre. Zusammen mit Cozzis etwa zeitgleich erschienenem "Contaminazione" nahm "Alien 2" Scotts Instant-Klassiker aufs Korn, verlegte die Geschichte aus ökonomischen Gründen kurzerhand nach Terra und ließ hier wilde Aliens auf semi-ahnungslose US-Bürger los. Ippolitos kleine Monster gehen dabei echt saumäßig zu Werke: In einigen unappetitlichen Sequenzen, denen John Hurts legendäre Spaghetti-Mahlzeit aber auch gar nichts entgegenzusetzen hat, sauen die Viecher herum, was das Zeug hält. Dem ansonsten hier und da etwas gemächlich erzählten Film bringt dies natürliche eine Menge ein, da man aus jedem drohendem Schlaftief stets zuverlässig wieder hervorgeholt wird. Ein sehr unterhaltsamer, kleiner Schleimpropf!

5/10

Aliens Invasion Splatter Europloitation Hoehle


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QUEIMADA (Gillo Pontecorvo/I, F 1969)


Zitat entfällt.

Queimada ~ I/F 1969
Directed By: Gillo Pontecorvo


Der britische Marineoffizier Walker (Marlon Brando) wird in den 1840ern auf die Antilleninsel Queimada geschickt, eine portugiesische Ansiedlung, die vom Zuckerrohranbau lebt. Walker hat den Auftrag, als agent provocateur die schwarzen Sklaven zu einem Aufstand zu führen, der dann mittelfristig zur politischen Autonomie und schließlich zu einer wirtschaftlichen Übernahme durch die britische Zuckerrohrgesellschaft führen soll. Seinen Mann findet Walker in dem wütenden, jungen Sklaven José Dolores (Evaristo Márquez), der tatsächlich bald die Revolution losschlägt, sich am Ende jedoch seiner Unerfahrenheit in politischen Dingen beugen muss. Zehn Jahre später, Walker steht nicht mehr im Dienst der Admiralität, wird er erneut nach Queimada abberufen. Dolores hat einen Guerillakrieg gegen die Zuckerrohrbosse vom Zaun gebrochen, den Walker entscheiden soll. Er trifft auf einen völlig veränderten Dolores, der jede Offerte ablehnt.

Erneut erzählt Ponecorvo, untermalt von heroisch-schmissigen, fast sakralen Revolutionsrhythmen von Ennio Morricone, von politischer Instabilität und vom immerwährenden Freiheitskampf der Unterdrückten gegen ihre imperialistischen Knechte. Marlon Brando, mit dem Pontecorvo ausnahmsweise einen Weltstar bei sich auftreten lässt, liefert ein faszinierendes Porträt des sich autodekonstruierenden Antihelden, der mit zunehmendem Alter an seiner Mission zu zweifeln beginnt und erst kurz vor seinem Ende ein einziges Mal eine Entscheidung um seiner selbst Willen trifft. Doch da ist es längst zu spät, für Dolores, für die Sklaven und auch für ihn selbst.
"Queimada" bedeutet "verbrannt", denn die titel- und handlungstragende Insel ist längst verbrannte Erde. José Dolores ist nicht der erste Rebell, dessen Aufstand hier sein lichterloh entflammtes Ende findet und er wird möglicherweise auch nicht der letzte sein. Der Weltspion Walker weiß, wie man diesen aufmüpfigen Inselpatron auszuschalten hat: Kurzerhand lässt er die Zuckerrohrfelder anzünden, so dass Dolores' Männer, die sich darin versteckt halten, gezwungen sind, sich zu zeigen um dann von den Soldaten seelenruhig abgeknallt werden zu können. Auf die Anmerkung des Company-Abgesandten, dass diese Kriegstaktik aber höchst unökonomisch sei, entgegnet Walker: "Manchmal muss erst alles niedergebrannt werden, damit etwas Neues daraus erstehen kann." Dass er selbst im weitesten Sinne zu jenen überkommenen Traditionen gehört, wird ihm erst viel zu spät bewusst.

9/10

Sklaverei period piece Historie Karibik Revolution Kolonialismus Gillo Pontecorvo


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TERROR OF THE TONGS (Anthony Bushell/UK 1961)


"He that loves pleasure shall by pleasure fall!"

Terror Of The Tongs (Terror der Tongs) ~ UK 1961
Directed By: Anthony Bushell


Der in Hong Kong lebende Skipper Sale (Geoffrey Toone) bekommt von einem Reisegast (Burt Kwouk) unbemerkt eine Liste mit hochrangigen Namen diverser Tong-Mitglieder zugespielt. Der betreffende "Red-Dragon-Tong" ist eine mächtige, chinesische Verbrecherorganisation, die in so ziemlich jedem schmutzigen Geschäft die Finger hat. Die Liste ist eigentlich für Sales Hausmädchen (Bandana Das Gupta) bestimmt - doch in kürzester Zeit sterben alle, die mit dem Papier in Berührung kommen - einschließlich Sales sechzehnjähriger Tochter (Barbara Brown). Der Captain schwört Rache und gerät schon bald an Chung King (Christopher Lee), den Boss der Tongs, einen diabolischen Kriminellen...

Mit der Rolle des Tong-Chefs Chung King konnte Christopher Lee schonmal für seine fünf Auftritte als orientalischer Folterkönig Dr. Fu-Manchu üben. Die Maske scheint mir sogar recht identisch; in jedem Falle pflegt auch dieser gefürchtete Gangsterboss eine ausgesprochen sadistische Ader, die einmal mehr der bei Hammer dauerbeschäftigte Fleischklops Milton Reid stellvertretend für ihn ausleben muss. Geoffrey Toone bleibt angesichts dessen als steifer britischer Captain zwar blass wie ein hellgelbes Bettlaken, seine Auftritte sind jedoch ohnehin komplette Nebensache. Wesentlich gewinnbringender sind da die diversen Methoden der Produktion, dem Publikum vorzugaukeln, es befinde sich in Hong Kong, respektive in einer Hafengegend, und nicht in einem lauschigen Atelier in Berkshire: Allein durch akustische Einspieler und die sorgfältig arrangierten Innendekors muss jener Eindruck suggeriert werden. Das funktioniert natürlich nicht immer, ist aber meist so liebevoll-blauäugig gemacht, dass es schon wieder sympathisch wirkt. Ansonsten bekommt man genau das, was man prinzipiell von einer Hammer-Produktion zu erwarten hat - nicht mehr und nicht weniger.

6/10

Anthony Bushell Hammer Hong Kong Rache Jimmy Sangster Tongs


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DECEIVER (Jonas Pate, Josh Pate/USA 1997)


"20,000 bucks on Monday - or I'll take your little girls out for lunch..."

Deceiver (Scharfe Täuschung) ~ USA 1997
Directed By: Jonas Pate/Josh Pate


Der so reiche wie hochintelligente Südstaaten-Spross James Wayland (Tim Roth) ist Hauptverdächtiger in einer Ermittlung bezüglich des bestialischen Mordes an einer Prostituierten (Renée Zellweger). Die Detectives Braxton (Chris Penn) und Kennesaw (Michael Rooker), Spezialisten für Lügendetektor-Tests, sollen einen ebensolchen mit Wayland durchführen - und kommen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Nicht nur, dass Wayland Epileptiker und Alkoholiker von jeweils ganz besonderer Form ist, er findet auch noch spielend heraus, dass Braxton und Kennesaw selbst einigen Dreck am Stecken haben und setzt sein Wissen aufs Herausforderndste gegen sie ein.

Gute Unterhaltung für solche, die gern mehr vom Schlage eines "Se7en" oder "The Usual Suspects" sehen möchten. Für die ansonsten eher in TV- Angelegenheiten reisenden Pate-Zwillinge war dies jedenfalls die erste und bislang einzige geimsame Kinoregie. Besonders die Script-Einflüsse aus den genannten Beispielen sind dabei akut; es geht dem Film primär darum, seine Geschichte dergestalt weiterzutreiben, dass das Publikum permanent hinters Licht geführt und ihm jeweils nur kleine Häppchen geliefert werden, die bis kurz vor Schluss nie ein konkretes oder gar konziliantes Gesamtbild ergeben. Erst dann wird der große Plan offenbar, erst dann der Drahtzieher und das strategische Genie zur Gänze preisgegeben. Hätte Kevin Spacey die Hauptrolle übernommen, es wäre sozusagen lächerlichst geworden. Doch auch die "Deceiver"-Besetzung ist für diese Art Kino in den Neunzigern von höchster Cremigkeit; Ellen Burstyn, Rosanna Arquette und ein wie üblich famoser Michael Parks geben sich die Ehre und komplettieren einen Film, der umso großartiger wäre, wüsste man nicht ganz genau um seine Durchsichtigkeit und darum, dass er letzten Endes bloß diesen Epigonenstatus innehat...

7/10

Absinth Madness Josh Pate Alkohol Luegendetektor Jonas Pate Suedstaaten


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WHITE ZOMBIE (Victor Halperin/USA 1932)


"There is no other way!"

White Zombie ~ USA 1932
Directed By: Victor Halperin


Das junge Paar Neil (John Harron) und Madeline (Madge Bellamy) folgt der Einladung des freundlich auftretenden Plantagenbesitzers Beaumont (Robert Frazer), sich auf dessen haitianischem Besitz trauen zu lassen. Doch Beaumont hat tatsächlich höchst Neidvolles im Sinn: Er will Madeline für sich und bemüht dafür den Voodoo-Meister Murder Legendre (Bela Lugosi), der die Schöne zu einem willenlosen Zombie machen soll. Doch mit ihrem Geist verliert Madeline auch ihre Seele; Beaumont überlegt es sich anders, doch da ist es schon zu spät - Murder will Beaumonts Habe für sich und verwandelt auch ihn in einen Zombie. Neil und der Okkultismus-Experte Dr. Bruner (Joseph Cawthorn) allerdings lassen Madeline nicht im Stich.

Ah, ein wahres Poem des frühen Ton-Horrorfilms, fast so schön wie Dreyers traumseliger "Vampyr" und zugleich eine Maßgabe für die günstige und zugleich effektive Produktion (künstlerisch) erfolgreichen Genrekinos. Die Halperin-Brüder konnten sich glücklich schätzen, mit Lugosi einen Star auf ihrer Seite zu haben, möglicherweise wäre "White Zombie" ansonsten heute bereits vergessen und längst zu Staub zerfallen. Im Prinzip bedient sich das zumindest nominell vorlagenlose Script strukturell ausgiebig bei Tod Brownings "Dracula". Eine Orpheus-Variation mit finaler Erlösung gibt es auch hier, ein exotisches und damit automatisch böses Areal, den obhütenden, zerstreuten Gelehrten und natürlich Bela Lugosi als Supervisor des Sinistren. Lugosis Zombie-Staff ist allerdings neu und nicht vom Schlechtesten; jeder der Getreuen erhält einen (zugegebenermaßen sehr) kurzen biographischen Background und damit zugleich eine gewisse Individualität. Sowas gab's in späteren Zombiefilmen ja nurmehr bedingt. Auch die qua märchenhafte Wiederkehr aus dem Reich der Wiedergänger konnte anno 32 noch wohlmeinend und umweglos Einzug in Geschichten halten.

9/10

Zombies Voodoo Karibik Haiti Victor Halperin Independent





Filmtagebuch von...

Funxton

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