Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

THE DESERT FOX: THE STORY OF ROMMEL (Henry Hathaway/USA 1951)


"Make peace, you idiots!"

The Desert Fox: The Story Of Rommel (Rommel, der Wüstenfuchs) ~ USA 1951
Directed By: Henry Hathaway


Die letzten Lebensjahre des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel (James Mason), der nach seiner Niederlage in Nordafrika über Umwege zurück nach Deutschland kommt, von dem geplanten Attentat des 20. Juli gegen Hitler (Luther Adler) erfährt, dazu schweigt, und später als Mitverschwörer zum Freitod genötigt wird.

Ein so kurzer Film wie der von Hathaway kann unmöglich dazu gut sein, biographische Fakten und Informationen über einen Charakter wie Rommel erschöpfend darzulegen. "The Desert Fox" kann vielmehr als internationaler Versuch gewertet werden, zur Reparatur der deutschen Reputation in der Welt beizutragen. Erwin Rommel, der im Volksbewusstsein während des Krieges und weit darüber hinaus zur passablen deutschen Identifikationsfigur, wenn nicht gar zum Helden auserkoren wurde, ist zunächst glühender Patriot, Hitlerverehrer und Militarist. Erste Zweifel am Führer kommen ihm im Film bei der Parole "Sieg oder Tod", später erhält er Kenntnis von den Widerständlern um Stauffenberg, steht der innerstaatlichen Situation jedoch hilflos und passiv gegenüber. Der Film ist dazu da, diese Zerrissenheit zu verbildlichen und hat mit James Mason einen der damals besten Schauspieler zu diesem Zwecke an Bord. Ansonsten besticht "The Desert Fox" nicht so sehr durch Detailreichtum oder Authentizitätsbestreben, sondern durch seine speziell angesichts seines Sujets halbwegs gediegene Machart: Schaut man sich den mehr als fünfzig Jahre später entstandenen "Valkyrie"an, wird offenkundig, wie wenig sich seit damals letzten Endes in punkto hollywoodscher Historiendarstellung getan hat. In jedem Fall muss ich offenkundig zugeben, mir lieber eine dramatisierte Pseudo-Geschichtsstunde wie diese denn eine wie die zwei Jahre später und hierzuland entstandene Semi-Dokumentation mit dem höchst entlarvenden Titel "Das war unser Rommel" gefallen zu lassen.

7/10

Widerstand Militaer Biopic Nationalsozialismus Nordafrika-Feldzug Rommel WWII Henry Hathaway Hitler Nunnally Johnson


Foto

NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM (Robert Siodmak/BRD 1957)


"Ihr könnt ma' jar nix. Ick bin doch een'n'fuffzich!"

Nachts, wenn der Teufel kam ~ BRD 1957
Directed By: Robert Siodmak


Berlin, 1944: Der imbezile Gelegenheitsarbeiter Bruno Lüdke (Mario Adorf) tingelt durchs ganze Reich und bringt unerkannt Frauen um - über 80 Morde werden ihm später nachgewiesen. Kriminalkommissar Axel Kersten (Claus Holm), ein ausgesprochener Gegner der "Partei", kommt Lüdke auf die Spur und kann ihm diverse Geständnisse entlocken. Nachdem die SS Kerstens Fahndungserfolg zunächst euphorisch feiert und Lüdke politisch als Exempel für Sterilisations- und Euthanasiepraktiken zu statuieren gedenkt, wendet sich plötzlich das Blatt: Ein Individuum wie Lüdke dürfte im NS-Staat gar nicht existieren, versichert man Kersten, der prompt zur Ostfront entsendet wird, derweil Lüdke zur "Geheimsache" erklärt und klammheimlich liquidiert wird.

Back in Germany erlebte Siodmak nochmal eine höchst fruchtbare künstlerische Phase, bevor er sein Talent an mehr oder minder halbseidene Auftragsarbeiten, darunter die "Sternau"-Filme nach Karl May, vergeudete. "Nachts, wenn der Teufel kam" wurde recht euphorisch abgefeiert, dabei ist seine Historizität höchst umstritten: Ob Bruno Lüdke, einer der ersten namentlich im Film auftauchenden, authentischen Charaktere der Kriminalhistorie, tatsächlich all die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, gilt mittlerweile als sehr spekulativ, ebenso wie der ihm zugrunde liegende Tatsachenbericht aus einer Polizeizeitschrift. Siodmak erklärte, es ginge ihm auch wesentlich prägnanter um die Darstellung der Justizhandhabung zur Zeit des Dritten Reichs und dass der Film eine Parabel auf die ungeheuren populistischen Praktiken sei, mit denen ihrerzeit verhandelt wurde. Nun, am Untadeligsten an dieser rein filmisch betrachtet natürlich bemerkenswerten Arbeit, ist fraglos Siodmaks Inszenierung, wobei besonders eine bravourös montierte, transzendente Szene, in der Lüdke aus der Erinnerung einen Tathergang rekonstruiert und dabei flink wie ein Rehlein durch Wald und Flur flitzt und hüpft, im Gedächtnis bleiben wird. Von bestechender Kunst auch Mario Adorfs Darstellung, die nicht nur ihrem Akteur einen der hervorstechendsten filmographischen Einträge beschert hat, sondern auch maßstabssetzend ist für etliche weitere deutsche Serienmörder im Film.

8/10

Berlin WWII Nationalsozialismus Serienmord Robert Siodmak


Foto

CRY OF THE CITY (Robert Siodmak/USA 1948)


"You're losing anyway, Martino."

Cry Of The City (Schrei der Großstadt) ~ USA 1948
Directed By: Robert Siodmak


Der Gangster Martin Rome (Richard Conte) wird bei einem Duell mit einem Polizisten schwer angeschossen und gefasst. Im Krankenhaus offeriert ihm der windige Anwalt Niles (Berry Kroeger) das Angebot, Rome solle sich doch zu einem erst kürzlich verübten Juwelenraub bekennen, ein Anteil an der Beute wäre ihm sicher. Der Ganove verneint und als Niles ihm droht, sich an Romes Freundin Teena (Debra Paget) heranzumachen, bricht dieser aus und bemächtigt sich der gestohlenen Juwelen. Der ehrgeizige Lieutenant Candella (Victor Mature) klebt ihm jedoch wie Spucke an den Haxen.

Wunderbarer New-York-Film, on location gedreht und gerade deshalb so großartig. Die Cop-Vs.-Robber-Story ist so interessant nicht, als dass sie allein einen exzellenten Film tragen könnte; was Siodmak jedoch aus seinen Einstellungen herausholt, wie er die italienische Ethnie und die in ihr verwuzelten Widersacher zeichnet und eben die nächtliche Urbanität mit all ihren lichtscheuen Gestalten porträtiert, das macht "Cry Of The City" zu einer Sternstunde. Auch fragt man sich hier mal wieder aufs Neue, warum der tolle Victor Mature sich so oft für Sandalenfilme hat verbraten lassen. In kleinen, finsteren Thrillern wie diesem war er doch eine wirkliche Nummer. Ganz toll!

9/10

Robert Siodmak New York Film Noir Duell


Foto

THE DARK MIRROR (Robert Siodmak/USA 1946)


"How could you?"

The Dark Mirror (Der schwarze Spiegel) ~ USA 1946
Directed By: Robert Siodmak


Terry Collins (Olivia de Havilland), Hauptverdächtige im Mordfall an einem renommierten Arzt, entpuppt sich als eineiiger Zwilling ihrer Schester Ruth. Als der ermittelnde Polizist Stevenson (Thomas Mitchell) nicht herauszufinden vermag, welches der beiden vermeintlich identischen Idividuen nun am fraglichen Abend von all den Zeugen gesehen wurde, beginnt er zu resignieren. Doch der Psychologe Dr. Elliott (Lew Ayres) rückt den Schwestern mit Rorschach-Tests, Wortassoziationsübungen und einem Polygraphentest zuleibe. "Eine von beiden ist irrsinnig", konstatiert er bald fachmännisch. Und die Betreffende lässt nicht mit sich scherzen...

Die Psychoanalyse war anno 46 gerade hoch in Mode im US-Thrillerkino. Hitchcock hatte sich ihrer bereits in "Spellbound" bedient, in der mit Traumdeutung herumhantiert wurde, "The Dark Mirror" befleißigte sich der Zwillingsforschung, die vor allem den Opponenten in der Anlage-Umwelt-Debatte manch bahnbrechende Erkenntnisse lieferte. Im Film kamen noch weitere, oben erwähnte Analysewerkzeuge zum Tragen, die vor allem die diagnostische Griffigkeit der Psychiatrie unter Beweis stellen sollten. Deren Darstellung im Film ist zwar interessant, letzten Ende aber ziemlich unseriös und doch nur der Spannungsschürung geschuldet. Hier sind wir dann wieder beim Regiekünstler Siodmak - seine Fähigkeiten zum bloßen Spannungsaufbau wiederum beachtlich einsetzend, gerät der mit technisch brillanten "Zwillingseffekten" arbeitende "The Dark Mirror" zeitweise zum veritablen Nägelkauer, wobei er am Ende dann doch gefährlich in die Melodramatik abzurutschen droht. Dennoch, De Palmas "Sisters", Henenlotters "Basket Case" oder auch den erst letzthin von mir geschauten "Dead Ringers" wird man hiernach vielleicht mit etwas anderen Augen sehen.

8/10

Robert Siodmak Zwillinge Psychiatrie Film Noir Nunnally Johnson


Foto

THE SPIRAL STAIRCASE (Robert Siodmak/USA 1945)


"Anything can happen in the dark..."

The Spiral Staircase (Die Wendeltreppe) ~ USA 1945
Directed By: Robert Siodmak


Neuengland im frühen 20. Jahrhundert: Ein Serienmörder tötet eine Reihe in seinen Augen "unvollkommener" Frauen. Fast alle davon haben eine geistige Behinderung oder sind körperlich versehrt. Für Helen (Dorothy McGuire), die infolge eines heftigen Traumas stumm gewordene Haushälterin der reichen Familie Warren, wird es in einer stürmischen Nacht brenzlig: Offenbar kommt der gesuchte Verbrecher ausgerechnet aus dem trauten Kreise oder zumindest dem Bekanntenfeld der Warrens. Der Verdacht verdichtet sich in Richtung des soeben aus Europa heimgekehrten, filouhaften Lebemannes Steve Warren (Gordon Oliver)...

Übers Wochenende habe ich mir inmitten wüster Zeugnisschreiberei eine kleine Reihe mit Siodmak-Thrillern genehmigt, wobei ich aufgrund der chronologischen Vorgabe sogleich seine vielleicht beste US-Regiearbeit genießen konnte. Siodmak, gebürtiger Dresdner jüdischer Abstammung, der Deutschland wie nahezu jeder ranghafte Künstler 1933 verließ bzw. verlassen musste, galt bis ins Alter als großer Erzähler und Verbreiter von Anekdoten sowie als Meister der Fabulierkunst. Was seine Fähigkeit, im Film zu erzählen, anbelangt, so ist Siodmak keineswegs bar jeder potenziellen Kritik: Allzu häufig gab es bei ihm logische Unebenheiten und dramaturgieräsonale Schlenker, die bei bei Anderen nie aufgetreten wären. Was für ein überragender Stilist Siodmak jedoch auf der anderen Seite sein konnte, habe ich anhand aller vier geschauter Werke feststellen können: Jeder Einzelne ein audiovisuelles Sahnestück und von höchster filmischer Kunstfertigkeit getragen. Besonders den In- und Outros ist jeweils gehobene Aufmarksamkeit zu widmen. "The Spiral Staircase" beginnt gleich mit einer meisterhaft montierten und arrangierten Kinovorstellung, die den ersten Mord des Films einläutet. Vom Mörder ist, quasi als optischer Indikator, anfänglich stets nur ein im Irrsinn weit aufgerissenes Auge zu sehen, in dem sich spiegelt, was er jeweils zu sehen glaubt und das seine ganze Irrationalität symbolisiert. Eine später noch vielfach variierte Methode zur Unholds-Charakterisierung. Doch trägt der gesamte Film sich über die Kreierung von Stimmung und Atmosphäre, er ist sozusagen eine moderate Fortsetzung des mit dem Ende des Weltkriegs befristet ersterbenden Horrorkinos mit explizitem gothic impact.

10/10

New England Nacht Robert Siodmak Serienmord Haus


Foto

ALVAREZ KELLY (Edward Dmytryk/USA 1966)


"God deliver me from dedicated men."

Alvarez Kelly ~ USA 1966
Directed By: Edward Dmytryk


Virginia, 1864. Der erfahrene Viehtreiber und Lebemann Alvarez Kelly (William Holden) hat im Auftrag der Union eine Herde von 2000 Rindern bis an die Front gebracht. Als der Konföderierten-Offizier Rossiter (Richard Widmark) darauf aufmerksam wird, kidnappt er Kelly und zwingt ihn, die Tiere weiter bis nach Richmond zu treiben, wo sie Nahrungsnachschub für die Soldaten unter Genral Lee bedeuteten.

Ein ziemlich müder Alterswestern von Dmytryk und zugleich dessen letzte US-Produktion. Arge technische Schludrigkeiten in Kauf nehmend, verlässt der Regisseur sich ganz auf die Präsenz seiner zwei alternden Hauptdarsteller, wobei besonders Holden oft einfach nur albern gedoubelt wird. Auffallend ferner die Sympathie des Buchs für die Südstaatler und deren klassische Überzeichnung als wildromantische Rebellen: Zwar gereicht der Fanatismus des von Widmark, nebenbei dem größten Plus des Films, gespielten Rossiter ihm kaum zur privaten Ehre [seine Verlobte (Janice Rule) läuft ihm davon], dafür jedoch zur militärischen: Rossiter ist genau der kernige Typ Soldat, mit dem man gern zwischen Haubitzen und Schützengräben ein Glas Bourbon nehmen würde. Anders sein Widersacher Stedman (Patrick O'Neal), ein geschniegelter Bostoner. Der Arme kann den 'Southern Sense' überhaupt nicht begreifen, und staunt in einer Szene Bauklötze, dass die Negersklaven dann doch lieber zu ihren früheren Massas stehen, als den Unionisten in die Hand zu spielen. Merkwürdige Klischees, die der alte Denunziant Dmytryk da auffährt...

5/10

Edward Dmytryk Sezessionskrieg Virginia Treck


Foto

TRUE GRIT (Joel Coen, Ethan Coen/USA 2010)


"A saucy line will not get you far with me."

True Grit ~ USA 2010
Directed By: Joel Coen/Ethan Coen


Nachdem ihr Vater von dem Outlaw Tom Chaney (Josh Brolin) erschossen wurde, verlangt es die vierzehnjährige Mattie Ross (Haille Steinfeld) nach Rache. Sie verkauft die verbliebene Habe ihres alten Herrn und engagiert den versoffenen, einäugigen Marshall Reuben "Rooster" Cogburn (Jeff Bridghes), um den flüchtigen Chaney zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Ihnen schließt sich der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) an.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die Coens bei mir mit dieser Variation des Portis-Romans nach drei exzellenten Arbeiten in Folge noch einen Volltreffer landen könnten, erst recht nicht, da Hathaways Erstverfilmung, speziell infolge von John Waynes berühmter Interpretation der Cogburn-Figur, schon einen gewissen Standard setzte - auch bei mir. Doch sie läuft erneut reibungslos gut, diese unikale Adaptierung einer bereits bekannten Geschichte an die Coen-Standards in ihrem höchst eigenen Kosmos des Seltsamen. Die Erschaffung jener hochspezifischen Gratwanderung zwischen trockenem Humor und Melancholie beherrschen die Brüder nach wie vor so perfekt wie niemand sonst und darüberhinaus kreieren sie eine Wildwest-Authentizität und -Historizität, die sich im jüngeren Kino höchstens noch in Andrew Dominiks "Assassination Of Jesse James" wiederfinden lässt. Weiterhin ist die Schauspielführung von höchsten Gnaden. Dass Jeff Bridges als knarziger alter Suffgockel toll ist, mag man sich denken, aber dass Matt Damon hier so weit abseits von seinem Bubi-Image aufspielt und ganz besonders wie die knuffige Hailee Steinfeld ihre Sache macht, dazu bedarf es schon ganz großer Könnerschaft auch hinter der Kamera. Um mich kurz zu fassen: "True Grit" '10 ist, das muss ich als ewiger Remake-Kritiker tatsächlich umweglos anerkennen, genauso gut wie das "Original" und damit ein weitere hervorragende Arbeit dieses immer wieder unglaublichen Filmemachergespanns.

9/10

Arkansas Alkohol Coming of Age Freundschaft Remake Road Movie Coen Bros.


Foto

THE GREEN HORNET (Michel Gondry/USA 2011)


"When you corner a hornet, you get stung."

The Green Hornet ~ USA 2011
Directed By: Michel Gondry


Britt (Seth Rogen), der verwöhnte Sohn des Zeitungsmoguls James Reid (Tom Wilkinson), lernt es nach dem vermeintlichen Unfalltode des Vaters dessen Diener Kato (Jay Chou) kennen, einen bewanderten Technikfreak. Zusammen mit Kato entwickelt Britt die Idee, seinem eintönigen Partyleben etwas mehr Pep zu verleihen und macht fortan als "Green Hornet" die Gangsterszene von L.A. unsicher. Dabei kommt er bald dem Verbrecherboss Chudnofsky (Christoph Waltz) in die Quere, der den lästigen Vigilanten gar nicht schätzt. Dazu ergeben sich noch andere Schwierigkeiten: Der Staatsanwalt Scanlon (David Harbour) erhebt seltsame Ansprüche betreffs Britts Veröffentlichungspraxis und Kato möchte sich al eigentlicher Mastermind des Duos ungern mit seinem Sidekick-Status zufrieden geben.

Halbwegs amüsantes Revival des einst als Radio- und TV-Serial erfolgreichen "Green Hornet"-Franchise. Das Script von Rogen und Evan Goldberg bürgt schon dafür, dass die ganze Kiste sich keinesfalls ernster nimmt als unbedingt nötig, die Regie von Gondry sorgt für den visuellen Schliff. Dennoch ist "The Green Hornet" ganz bestimmt keine ausgesprochene Wundertüte für den Herrn geworden. Die nicht eben undurchsichtige Comedy-Masche der erweiterten Apatow-Schule mit ihren infantilen, sich selbst demontiereden Antihelden erweist sich als lang nicht mehr so zugkräftig wie in ihren Anfängen und auch knallige Superhelden-Action gehört ja mittlerweile zum alltäglichen Kinogeschäft. Es bedarf nicht der Kombinationsgabe eines Genies um bereits im Vorfeld zu mutmaßen, dass eine Kombination aus beidem keine Innovationsschmiede sein wird. So ward es denn auch bei Gondrys Neuem, der seinem Regisseur tatsächlich noch am Meisten verdankt. Über Herrn Waltz, der aufpassen sollte, dass er sein "bahnbrechendes" Konzept des exzentrischen Supergangsters nicht überstrapaziert, schweige ich mich genau aus diesem Grunde übrigens detailliert aus.

6/10

Michel Gondry Remake Superhelden Freundschaft los Angeles Journalismus


Foto

ISLAND OF LOST SOULS (Erle C. Kenton/USA 1932)


"Mr. Parker, do you know what it means to feel like God?"

Island Of Lost Souls (Die Insel der verlorenen Seelen) ~ USA 1932
Directed By: Erle C. Kenton

Der Schiffbrüchige Parker (Richard Arlen) wird in der Südsee an Bord des Frachters 'Covena' genommen, nur um sich mit dem Skipper (Paul Hurst) zu zerstreiten und von diesem auf der Zielinsel ausgesetzt zu werden. Dessen Besitzer Dr. Moreau (Charles Laughton) entpuppt sich als Urheber buchstäblich inhumaner Experimente: Er züchtet wilde Tiere mittels medikamentöser Injektionen zu Menschen hoch, domestiziert sie, gibt ihnen Regeln und Sprache und spielt sich selbst als ihr Herr und Meister auf. Als Parkers Verlobte Ruth (Leila Hyams) auf die Insel kommt, ist die Katastrophe nicht mehr fern.

Hybris trifft Hybriden - vermutlich wurde diese denkwürdige Kombination nie (mehr) schöner umgesetzt als in Kentons erster Adaption von H.G. Wells klassischer Moreau-Geschichte. Per hochartifizieller, expressionistischer Bildpoesie lässt Kenton einer der gewinnendsten phantastischen Filme dieser Zeit vom Stapel, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist und bis heute nicht das Renommee besitzt, das ihm eigentlich zukäme. Der mit seiner erzbritischen Hochnäsigkeit kokettierende, unglaublich arrogant auftretende Laughton ist der bis dato beste Leinwand-Moreau, besser als der etwas müde Burt Lancaster und besser sowieso als der schon präfinale Brando. Sein personifizierter, an Haupt und Bart wohlfrisierter Kolonialalbtraum im weißen Leinenanzug ist schon aufsehenerregend, wenn er nur ein Gläschen Sherry trinkt - der verschlagene Blick reißt nie ab. Dann die tollen Masken der Tiermenschen, die immer noch gut aussehen und die wunderbare Kathleen Burke als mandeläugige, tatsächlich katzenhafte Pantherfrau - über "Island Of Lost Souls" könnte ich stundenlang schwärmen, ohne eine Schwäche aufzuführen.

10/10

Erle C. Kenton H.G. Wells Insel Hybriden Monster


Foto

MODERATO CANTABILE (Peter Brook/F, I 1960)


Zitat entfällt.

Moderato Cantabile (Stunden voller Zärtlichkeit) ~ F/I 1960
Directed By: Peter Brook


Gefangen in der Isolation einer großbürgerlichen Ehe: Für die Fabrikantengattin Anne (Jeanne Moreau) sind die alltäglichen Ausflüge mit ihrem kleinen Sohn Pierre (Didier Haudepin) die einzige Möglichkeit zur Flucht aus ihrer sie anwidernden Existenz. Bei einer von Pierres Klavierstunden kommt es in einer benachbarten Kneipe zu einem Mord - Gelegenheit für den Arbeiter Chauvin (Jean-Paul Belmondo), die ihm bereits vor längerem aufgefallene Anne inmitten der Schaulustigen kennenzulernen. Eine fast körperlose Romanze beginnt, die Anne wegen ihres Jungen nicht erfüllen kann.

"Sanft, getragen". So Berückendes wie Bedrückendes von dem britischen Bühnenregisseur Peter Brook, der mittels dieser stillen Duras-Verfilmung seinen Beitrag zur Nouvelle Vague leistete. Dass Brook auch als Filmemacher zu reüssieren vermag, demonstrieren vor allem die erlesenen, spätwinterlichen Scope-Bilder des Médoc, die im Zuge eines höchst bewussten Symbolismus ganz auf die Gefühlslage der Protagonistin zugeschnitten sind. Annes letzte Nabelschnur zum Leben ist im Prinzip ihr Sohn; das Zusammenleben mit ihrem zugeknöpften Mann und dessen oberflächlicher Industriellenkaste sind dabei längst zur akuten Qual geworden. Der Ausbruch winkt in Form des verständigen Romantikers Chauvin, nicht jedoch die nötige innere Kraft dazu. Zu übermächtig die Angst davor, Pierre an den emotionslosen Noch-Gatten zu verlieren; zu unsicher der Wink der potenziellen Mittellosigkeit. "Ich bin gerade gestorben" sagt Anne am Ende, als Chauvin ihr unterbreitet hat, dass er, liebeskrank wie er sei, die Gegend nun ihretwegen verlassen werde und es ja ohnehin besser für sie sei, dass und wenn sie stürbe. Vermutlich irrte sie schon lange zuvor nurmehr als Gespenst durch ihre Welt.

8/10

Nouvelle Vague Peter Brook Médoc





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare