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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE CLAIM (Michael Winterbottom/UK, F, CAN 2000)


"Give me a ride, and I'll give you a gold dollar."

The Claim (Das Reich und die Herlichkeit) ~ UK/F/CAN 2000
Directed By: Michael Winterbottom


Die kalifornische Sierra Nevada, 1867: Daniel Dillon (Peter Mullan), ungekrönter König der kleinen Goldgräberansiedlung Kingdom Come, wird unsanft an seine sündhafte Vergangenheit erinnert - vor rund zwanzig Jahren hatte er seine Frau Elena (Karolina Muller) und sein kleines Töchterchen Hope an einen einsamen alten Schürfer (Tom McCamus) verkauft, gegen etwas Gold und eine Parzelle Land. Zwar hat Dillon aus diesem Bisschen ein riesiges Vermögen gemacht, seine furchtbare Schuld ist er jedoch nie losgeworden. Nun kommt die todkranke Elena (Nastassja Kinski) zusammen mit der noch nichtsahnenden Hope (Sarah Polley) nach Kingdom Come, um für die Tochter ihr rechtmäßiges Erbteil einzufordern. Zeitgleich landet der Eisenbahnvermesser Daglish (Wes Bentley) in der Stadt, der abschätzen soll, ob das gebirgig gelegene Kingdom Come sich als künftiger Bahnhof eignet.

Wenn britische Filmemacher sich an die Pionierzeit wagen, dann geht es meist höchst moralisch her. Schon der alte Jack McCann in Nicolas Roegs "Eureka" musste lernen, dass Gold eine Biografie lediglich für wenige Momente zu bereichern vermag, dass jedoch ein warmer, trostspendender Familienschoß, Aufrichtigkeit und Zuneigung sehr viel wertvoller sein können als alles Gold der Welt. "The Claim" ist ebenfalls so ein Schuld-und-Sühne-Stück, verkleidet als Schneewestern in der Tradition klassischer Vorbilder von "The Far Country" bis "McCabe & Mrs. Miller" und ein wenig von "Il Grande Silenzio". Mit den Temperaturen sinkt auch jedes Maß an Zwischenmenschlichkeit und die so dreckigen wie fleißig-hoffnungsvollen Goldgräber suchen ihr Vergessen in Bordellbesuchen und Alkohol, denen sie viel von ihrem Sauerverdienten überlassen. Daniel Dillon träumt derweil von der Zivilisation, die die Eisenbahn, so wünscht er es sich, einst nach Kingdom Come bringen soll. Doch der Weg zum Stätchen ist zu unwegsam und ein bald traumatisches Erlebnis rät dem ohnehin skeptischen Daglish von jeder entsprechenden Maßnahme ab. Am Ende nützt Dillon all sein Vermögen nichts mehr; zurückgelassen, isoliert und allein sucht und findet er den freien Sühnetod im Schnee. Früher Kapitalismus auf hohem Niveau, verdammt zum Scheitern.

7/10

Gold Familie Schnee Pionierzeit Michael Winterbottom Sierra Nevada Kalifornien


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THE MONOLITH MONSTERS (John Sherwood/USA 1957)


"With enough rain, there's no boundary they can't cross."

The Monolith Monsters (Das Geheimnis des steinernen Monsters) ~ USA 1957
Directed By: John Sherwood


Das kleine Städtchen San Angelo wird von außerirdischem Gestein bedroht, das bei Kontakt mit Wasser zu gigantischen Monolithen heranwächst, die dann umstürzen, zerbrechen und jeweils neue Monolithen bilden. Außerdem entziehen sie allen sie umgebenden Ressourcen, auch Lebewesen, das Silikon im Körper. Der Geologe Dave Miller (Grant Williams) hat schließlich die rettende Idee, wie den Ungeheuern beizukommen ist.

Wer als Junge um die Mitte der Achtziger etwa zehn Lenze zählte und gern mal donnerstags um 20 Uhr 15 die Dritten Programme betrachtete, der wird sich mit wohligem Kribbeln in der Bauchgegend erinnern: Jack-Arnold-Zeit! In schöner Regelmäßigkeit zeigte man (in meinem Falle war's der WDR) hier die Western und ganz besonders die SciFi-Werke des arrivierten B-Filmers, wobei nach dem Abspann immer noch ein paar Minuten "Jack Arnold erzählt" zu sehen waren, in denen der Titelgeber einige Produktionsanekdoten zum Besten gab. Natürlich war schon damals "Tarantula", den ich als erstes im Spätprogramm gesehen hatte, mein Leib- und Magenfilm von Arnold, doch auch den anderen gebührte all meine Leidenschaft. Viele Jahre dachte ich, "The Monolith Monsters", der stets im trauten Kreise anderer seiner Filme ausgestrahlt wurde, wäre auch eine von Arnolds Arbeiten, doch tatsächlich verzeichnen ihn die credits lediglich als Mitersinner der Story. Nun, die Produktion lässt letzten Endes keine Frage unbeantwortet: Die südkalifornischen Drehorte sind unverkennbar dieselben, die schon für "It Came From Outer Space" und "Tarantula" verwendet worden waren und auch die Grundlinie des Plots, "übernatürliche Mächte bedrohend eine Kleinstadt stellvertretend für die gesamte Welt", mitsamt der Figurenkonstellation kennt man dorther. Darum, lange Rede, kurzer Sinn, muss man "The Monolith Monsters" mögen, wenn man die anderen beiden Genannten mag. Ganz einfache Gleichung, zu der mir jeder, der einst gern "Jack Arnold erzählt" geschaut hat, sowieso ohne Umwege beipflichten wird.

8/10

Aliens John Sherwood Kalifornien Invasion Wueste Jack Arnold Monster


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DER TOTMACHER (Romuald Karmakar/D 1995)


"Ist nicht viel, so'n Mensch..."

Der Totmacher ~ D 1995
Directed By: Romuald Karmakar


Göttingen, Herbst 1924. Der gerichtlich beauftragte Psychiater Professor Schultze (Jürgen Hentsch) soll ein Schuldfähigkeitsgutachten für den vor seinem Prozess stehenden Serienmörder Fritz Haarmann (Götz George) erstellen. Nach sechswöchigem Kontakt, während dem sich die Beziehung zwischen dem Gewaltverbrecher und dem Rechtsmediziner in faszinierender Weise entwickelt, kommt Schultze zu dem Urteil "voll zurechnungsfähig".

Der zweite große Film, der sich mit dem Phänomen "Haarmann" befasst, wählt einen komplett anderen Ansatz als der erste: Anders als "Die Zärtlichkeit der Wölfe" erlegt sich "Der Totmacher" ein hohe Maß an innerer und äußerer Stringenz auf, ist beinahe so diszipliniert inszeniert wie eine Bühnanaufführung und schon aufgrund der personellen Begrenzung sehr viel hermetischer als Lommels Werk. Fast wie ein bebildertes Hörspiel wirkt "Der Totmacher" bisweilen, wie buchstäbliches Kopfkino, das dem Zuschauer einerseits eine nuancierte charakterliche Bewertung nicht nur Haarmanns, sondern auch seines Gutachters Schultze abverlangt und andererseits eine zumindest behelfsmäßige Ordnung in das chronologische Chaos von Haarmanns Antworten, Berichten und Schilderungen, deren Wahrheitsgestalt darüberhinaus stets vage bleibt, zu bringen nötigt. Allerdings brächte man sich ohne die begleitende Fotografie um den Genuss von Kamarkars Perfektionismus und dem brillanten Spiel der Darsteller. Das Script basiert auf den Originalprotokollen der einstigen Sitzungen Haarmanns und ist umso beeindruckender. Über Georges beängstigend minutiöse Darbietung braucht wohl kaum mehr ein Wort verloren werden - wahrscheinlich wird dies auf ewig die Rolle seines Lebens bleiben.

10/10

Goettingen Serienmord Fritz Haarmann Romuald Karmakar Weimarer Republik


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DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE (Ulli Lommel/BRD 1973)


"Frisches vom Schlachter Karl!"

Die Zärtlichkeit der Wölfe ~ BRD 1973
Directed By: Ulli Lommel


Der homosexuelle Glücksritter Fritz Haarmann (Kurt Raab) gaunert sich sich durch das zerbombte Bochum der Nachkriegszeit. Er bringt es sogar zum Polizeispitzel, und kann so fürs Erste einer geheimen Neigung unbehelligt weitergehen: Unter Vorlage seines Ausweises nimmt er Strichjungen mit nach Hause, bietet ihnen gegen Liebesdienste Kost und Logis und bringt sie dann um, indem er sie erdrosselt und/oder, einem Vampir gleich, zu Tode beißt. Das Fleisch der Ermordeten verschenkt und verkauft Haarmann an Nachbarn und Freunde. Als sein Freund Hans Grans (Jeff Roden) sich anderweitig orientiert, bricht Haarmanns Kartenhaus, auch unter dem Drängen der britischen Besatzer, zusammen.

Von der Weimarer Republik in die Trümmerjahre, von Hannover nach Bochum. Weil Lommel und Fassbinders 'Tango Film' nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung stand, griff man auf die künstlerische Freiheit zurück, Zeit- und Lokalkolorit zu verändern - so jedoch nicht die allgemeine atmosphärische Vorstellung, die Haarmanns berühmten Fall als bundesrepublikanisches Schreckgespenst bis in die Gegenwart hinein begleitet. Kurt Raab verleiht dem oftmals semantisch falsch als 'Massenmörder' bezeichneten Haarmann ein seltsames, gleichermaßen zärtliches und dämonisches Antlitz. Wie ein glatzköpfiger Dandy wirkt er, von scharfem kriminellen Verstand und überhaupt hoher Intelligenz, welche er jedoch, einem Raubtier gleich, lauernd verbirgt und nur im rechten Moment gebraucht. Freilich ist seine Triebgesteuertheit noch wesentlich übermächtiger, dabei sieht man Haarmann erst zum Schluss des Films, als er einem Lockvogel der Schupo auf den Leim geht, völlig losgelöst von aller rationalen Geistigkeit. Zwischendurch ahnt man seine Barbareien bloß, ähnlich der penetranten Nachbarin Frau Lindner (Margit Carstensen). Wenn Haarmann der Wirtin Louise (Brigitte Mira) wieder einmal eine Schüssel von frisch Geschlachtetem bringt, fröstelt man kurz, nur um dann wieder gierig die faszinierend-graue Tristesse des frühen Siebziger-Jahre-Ruhrgebiets in sich aufzunehmen.

8/10

Homosexualitaet Fritz Haarmann Serienmord Ruhrpott Ulli Lommel Rainer Werner Fassbinder Nachkriegszeit


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EXTREMITIES (Robert M. Young/USA 1986)


"Okay, let's talk about the hammer."

Extremities ~ USA 1986
Directed By: Robert M. Young


Die in einer Dreier-WG mit ihren zwei Freundinnen Patty (Alfre Woodward) und Terry (Diana Scarwird) lebende Marjorie (Farrah Fawcett) wird eines Nachts von dem Unhold Joe (James Russo) überfallen. Zwar kann sie entkommen, die in der Folge gemachte Anzeige bei der Polizei ist jedoch zwecklos, wie sie mit Entsetzen feststellen muss. Schlimmer noch, Joe hat Marjories Brieftasche entwendet und kennt somit ihre Adresse. Einige Wochen später, Marjorie ist allein im Haus, taucht er tatsächlich bei ihr auf. Da er damals vermummt war, erkennt Marjorie ihn nicht sofort, doch Joe fackelt ohnehin nicht lange. Er setzt die Frau einem vor allem psychischen Martyrium aus, bis sich das Blatt wendet: Marjorie kann sich befreien und Joe im Kamin festsetzen. Als Terry und Patty nach Hause kommen, haben sie alle Mühe damit, Marjorie davon abzuhalten, ihre Selbstjustiz bis zur letzten Konsequenz zu üben.

Ich weiß noch, dass damals bei seinem Kinoeinsatz ziemlich heiß und kontrovers über "Extremities" diskutiert wurde, darüber, ob er eine Stellung als feministisches Filmpamphlet verdient habe, oder ob er nicht doch nur ein weiterer Reißer sei, dem es vornehmlich um spekulative Oberflächlichkeiten gehe. Herzlich spannend ist er jedenfalls allemal und verfügt als adaptiertes Theater vor allem über zwei wesentliche Pluspunkte: Phantastische Darsteller in den Antagonistenrollen. Der seit damals praktisch unermüdlich in Indie-Produktionen auftretende James Russo, kurz zuvor noch als Mordopfer in "Beverly Hills Cop" zu bewundern, ist unglaublich gut als fieser, tatsächlich hopchgradig gestörter Misogyner, der sich im Nachhinein noch als gesuchter Serienkiller entpuppt und dessen "Erstidentität" als treusorgender Familienvater dramaturgisch ganz bewusst nur angerissen wird. Selbiges gilt für Farrah Fawcett, der man die Fähigkeiten zu solch intensivem Spiel zuvor womöglich kaum zugetraut hätte. Nun ist "Extremities" ganz bestimmt keine makellose Arbeit und ich schätze, dass, wer nach möglichen Schwächen sucht, davon eine Menge finden kann. Ich für meinen Teil konnte mich jedoch ordentlich mitreißen lassen von dieser - vor allem darstellerischen - tour de force.

8/10

based on play Robert M. Young Rape & Revenge Rache Serienmord Selbstjustiz


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THE FACE BEHIND THE MASK (Robert Florey/USA 1941)


"With these hands, I can do anything!"

The Face Behind The Mask (Das Gesicht hinter der Maske) ~ USA 1941
Directed By: Robert Florey


Der ungarische Uhrmacher Janos Szabo (Peter Lorre) kommt voller guter Hoffnung und Freundlichkeit nach New York. Wenn er erstmal genug Geld verdient habe, so sagt er, werde er seine Braut Maria nachkommen lassen und hier mit ihr glücklich sein. Ein böser Unfall durchkreuzt jedoch Janos' Pläne: Sein Gesicht verbrennt bis zur Unkenntlichkeit. Niemand will dem Enstellten fortan mehr Arbeit geben. Janos verliert bald jeden Lebensmut und trennt sich per Brief von seiner Mary. Am Punkt tiefster Verzweiflung lernt er den Kleinganoven Dinky (George E. Stone) kennen, mit dessen Unterstützung Janos sich nach und nach zu einem brillanten Raubexperten entwickelt. Er trägt nun eine eigens angefertigte, seinen früheren Gesichtszügen nachempfundene Maske. Da lernt er die lebensfrohe, blinde Helen (Evelyn Keyes) kennen, mit der Janosz zu seinem alten Enthusiasmus zurückfindet. Seinen Kumpanen zeigt er die rote Karte. Als diese Janos fälschlich der Spitzelei verdächtigen, verüben sie einen Anschlag auf ihn, dem die arme Helen zum Opfer fällt. Janos, der nun endgültig jeden Lebenswillen verloren hat, denkt sich einen perfiden Racheplan für sie aus.

Einer der ungehobenen Hollywood-Schätze der vierziger Jahre. "The Face Behind The Mask" zeigt einen wesentlich hagerer gewordenen Peter Lorre auf dem Höhepunkt seiner Schauspielkunst. Die Emotionen hinter der Maske, die wie ein trauriges Zerrbild seines eigentlichen Gesichts aussieht, stellt er mit der gebührenden Verhaltenheit dar, tatsächlich so, als befände sich ein (unsichtbarer) Schutz auf seinem Antlitz. Floreys Film ist auch die zutiefst ergreifende, herzzereißende Geschichte der Rache eines in die Enge Getriebenen. Im Zuge der später aufkommenden, grell-brutalen Exploitationfilme scheint das Kino irgendwann vergessen zu haben, dass Rache immer auch ein Ausdruck tiefer Verzweiflung und Trauer ist. "The Face Behind The Mask" akzentuiert diesen Aspekt noch mit aller gebührenden Kraft. Man ist, ganz besonders eben wegen Lorres wahnsinniger Fähigkeit, Empathie für seine Figuren zu erzeugen, immer ganz dicht bei diesem Janos Szabo, der einst so liebenswert und mit offenen Armen auf Ellis Island landetete, nur um dann wie bereits so viele vor ihm von der Unbarmherzigkeit der Großstadt erdrückt zu werden. Das Motiv der augenscheinlich blinden, mit dem Herzen jedoch umso besser sehenden Schönheit, die sich dem "kaputten" Helden widmet, zieht sich bis heute durch alle Schichten des Genrefilms.

10/10

Wueste Robert Florey Rache Film Noir Entstellung New York


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LOS CRONOCRÍMENES (Nacho Vigalondo/E 2007)


Zitat entfällt.

Los Croncrímenes (Timecrimes) ~ E 2007
Directed By: Nacho Vigalondo


Vom Garten aus beobachtet der soeben sein neues Landhaus bezugsfertig machende Ehemann Héctor (Karra Elejalde) mit dem Fernglas, wie sich im Gebüsch jenseits seines Grundstücks ein hübsches Mädchen entkleidet. Um der Sache nachzugehen, stiehlt sich Héctor dorthin und macht die unangenehme Bekanntschaft eines bandagierten Unholds. Die Flucht zu einem benachbarten Grundstück stürzt Héctor in ein höchst unangenehmes Abenteuer.

Mit einiger Verspätung, die darauf zurückzuführen ist, dass ich tapfer auf das nun endlich erfolgte, deutsche DVD-Release gewartet habe, konnte ich Vigalondos vielgelobte "Chronalverbrechen" besichtigen. Die Vorschusslorbeeren scheinen mir nun etwas sehr großzügig verteilt, oder umgekehrt konnte der Film unmöglich noch das einlösen, was ich mir in etwaiger Turmhöhe von ihm erwartete. Abgesehen davon ist er natürlich sehenswert, hübsch kompakt und schnörkellos gemacht und abgesehen davon, dass er jene Zeitreisprämisse, derzufolge auch im Raum-Zeitkontinuum kein Individuum mehr als einmal existieren kann, vollständig ignoriert, auch stimmig und wohldurchdacht erzählt. Das anfänglich noch brillant ausgereizte Suspense-Moment verflüchtigt sich zwar spätestens nach der ersten Zeitreise Héctors zu großen Teilen; dafür ist wiederum die uralte Sci-Fi-These, derzufolge humane (und auch tierische) Versuchs- und Laborsubjekte häufig dem Wahnsinn anheim zu fallen drohen, von Vigalondo bezogen auf das Zeitreisesujet durchaus interessant übertragen worden. Andererseits: Dass ein unbedarfter Spießbürger kaum unbeschadet aus einer Geschichte wie dieser hervorgehen kann, ist wohl nicht weiter verwunderlich.

8/10

Spanien Nacho Vigalondo Zeitreise


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MURDERS IN THE ZOO (A. Edward Sutherland/USA 1933)


"Just an idea of my ideas."

Murders In The Zoo ~ USA 1933
Directed By: A. Edward Sutherland


Der krankhaft eifersüchtige Zoologe Eric Gorman (Lionel Atwill) bringt jeden um die Ecke, der es wagt, seiner Gattin Evelyn (Kathleen Burke) auch nur ein My mehr als die erlaubten, streng rationierten Avancen zu machen. Just von einer Reise aus Südasien zurückgekehrt, muss Gorman feststellen, dass Evelyn sich den Hals nach dem Filou Hewitt (John Lodge) verdreht und ihren Ehemann sogar zu dessen Gunsten absägen will. Gorman lässt die beiden fix zwei bösen "Unfällen" im örtlichen Zoo anheim fallen, doch der Veterinär Dr. Woodford (Randolph Scott) kommt ihm auf die Schliche.

Während die Universal eher gotische bzw. viktorianische Schreckensmotive für ihren so berühmten wie umfassenden Horrorzyklus bemühte, war man bei der Paramount weniger zimperlich bzw. romantisch eingestellt: In "Murders In The Zoo" näht Lionel Atwill gleich zu Beginn seinem ersten Opfer (Edward Paley) die Lippen zusammen und lässt es gefesselt im indischen Urwald zurück, so dass die Tiger es seelenruhig auffressen können, ohne dass es um Hilfe zu schreien vermag. Später wirft er die arme Kathleen Burke Alligatoren zum Fraß vor und wird am Ende als Sühneobjekt selbst zum Opfer einer Anaconda (grandiose Szene übrigens!). Es geht also zur Sache im Film. Zugleich jedoch ist "Murders In The Zoo" auch eine ganz wunderbare Komödie - parallel zu Atwills Geschichte erzählt der Film nämlich von des Zoos neuem Presseagenten Peter Yates (Charlie Ruggles), der einige formidable Slapstickszenen hat. Ruggles, ein begnadeter Komödiant, dessen humoriges Konzept es war, seine optische Seriosität um irgenwelcher Idiotien Willen preiszugeben, dürfte Screwball-Freunden noch als spitzbärtiger Major in Lubitschs "Trouble In Paradise" oder als Leopardengebrüll imitierender Großwildjäger Major Applegate aus Hawks' "Bringing Up Baby" in bester Erinnerung sein. Wer diese Auftritte mochte, wird unter anderem seinetwegen auch an "Murders" seine hellste Freude haben, ebenso wie ich.

9/10

Serienmord Zoo Schlangen Madness A. Edward Sutherland Tierhorror Eifersucht Großkatzen


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THE QUICK AND THE DEAD (Sam Raimi/USA 1995)


"Are you still fast?" - "Faster than you."

The Quick And The Dead (Schneller als der Tod) ~ USA 1995
Directed By: Sam Raimi

Der zum mächtigen Gangsterboss aufgestiegene Desperado John Herod (Gene Hackman) veranstaltet in "seinem" Städtchen Redemption ein Revolverschützen-Turnier, dessen Sieger eine stattliche Prämie winkt. Natürlich ist Herod, selbst perfekt an der Waffe, einzig und allein daran interessiert, potenzielle Konkurrenten aus dem Weg zu räumen und seinen Despotenstatus in Redemption zu manifestieren. Dann taucht jedoch die eisenharte Ellen (Sharon Stone) auf, die noch eine alte Rechnung mit Herod zu begleichen hat.

Djangoline? Djanga?? Djangina vielleicht... hinfällig, sowieso. "The Quick And The Dead", der trotz allerlei eitlen Inszenierungsschnickschnacks eine harte Konkurrenz markiert im Rennen um Raimis bis dato miesesten Film ("For Love Of The Game" kenne ich nicht), ist vermutlich primär gedacht als Western für Menschen, die eigentlich keine Western mögen. Poppig getunt mit permanentem augenzwinkernden Understatement, das ich bloß als peinliche Masche empfunden habe, und das im Prinzip die Werke jedes der großen Westernregisseure garstig mit Füßen tritt (auch wenn dies mit Sicherheit nicht Raimis Ansinnen war), müht sich der hoffnungslos unelegante "The Quick And The Dead" nach Kräften ab, eine überaus enervierende Sharon Stone als taffes Flintenweib zu etablieren. Calamity Jane und Belle Starr werden sich im Grabe umgedreht haben. Allein erweist sich dies als hoffnungslos untragbar: Die Stone versuchte ja damals selbst permanent, mit Blamablem wie "Ein Gehirn und eine Vagina sind die gefährlichste Kombination überhaupt" (oder so ähnlich) Populismus in eigener Sache zu machen; insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie als Coproduzentin eines derart tölpelhaften Bollostreifens kreditiert ist. Ohne mich aber bitte. Warum ich diesen wirklich unangenehme Assoziationen in mir weckenden Film nach einmaliger Beschau erstmal fünfzehn Jahre links liegen ließ, wurde mir itzo jedenfalls rasch wieder gegenwärtig: Er hat es einfach nicht besser verdient. Schade nur um die durchaus nette Besetzung, die unter anderem sogar mit Woody Strode und dem leider just verstorbenen Roberts Blossom aufwarten kann.

3/10

Sam Raimi Duell Rache


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THE DESERT RATS (Robert Wise/USA 1953)


"One cognac for the Field Marshal!"

The Desert Rats (Die Wüstenratten) ~ USA 1953
Directed By: Robert Wise


Tobruk, 1941: Die strategisch wertvolle, heftig umkämpfte libysche Festung wird Schauplatz eines zähen Gefechts zwischen einer beinharten Truppe australischer Soldaten unter dem Komando des britischen Offiziers MacRoberts (Richard Burton) und der Panzerbrigade Rommels (James Mason).

Krieg, Abenteuer, Männer, Mut. "The Desert Rats" ist ein Musterbeispiel für den kommerziellen Kriegsfilm der fünfziger Jahre, der die Aufopferungen der Vorgängergeneration auf die denkbar professionellste Art und Weise zu Actionfilmzwecken auszuschlachten wusste. Wenn der Wüstenkrieg in Nordafrika hier als "wahre Höllle" bezeichnet wird, dann verkommt das zur bloßen Makulatur, denn "The Desert Rats" macht vor allem eines: Ganz viel Spaß. Kein hier vorgestellter Charakter ohne einen Funken Sympathie im Leib, keiner, der nicht zumindest ein bisschen Stolz im Leibe hat und schon gar keiner ohne pure Mannesehre. Im Grunde sind alle bloß eine große Familie, selbst die gegnerischen Soldaten stehen einem hier näher als die heimische Familie, die ja sowieso mittelfristig in einer Paralleldimension lebt. Denkwürdig die Szene zwischen Burton und Mason (übrigens eine von nur zwei, in denen letzterer zu sehen ist, der wohl nur engagiert ward, weil er zwei Jahre zuvor schon einmal für die Fox gerommelt hatte): Stolze Kampfgockel, einer geschwelter als der andere, keiner einen Schritt zurückweichend. Und der eine zumindest etwas mehr im Recht - immerhin kämpft er für die "Richtigen"; entlarvend die Figurenzeichnung es alten Trinkers Tom Bartlett (Robert Newton): einst, im Zivilleben MacRoberts' Lehrer, nun ein einfacher Gefreiter und sein Untergebener, der sich selbst als armseliger Feigling outet und am Ende die größte Heldentat vollbringt. Krieg mit Happy End, in "The Desert Rats" wird das Unmögliche möglich gemacht.

6/10

Robert Wise Widerstand Militaer Rommel Nordafrika-Feldzug WWII Tobruk





Filmtagebuch von...

Funxton

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