Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


Foto

DAVID AND BATHSEBA (Henry King/USA 1951)


"It is not for us to question the ways of the Lord!"

David And Bathseba (David und Bathseba) ~ USA 1951
Directed By: Henry King

König David (Gregory Peck) von Israel verliebt sich in seine schöne Nachbarin Bathseba (Susan Hayward) - dummerweise ist diese mit Davids Offizier Urija (Kieron Moore) verheiratet. Die Liebenden finden wider alle Moral trotzdem zusammen, was Gottes Zorn heraufbeschwört: Eine lange Dürrezeit steht dem Lande ins Haus, die in Hunger und Leid kulminiert. Erst Davids offene Reue vermag den Herrn zu besänftigen.

Ausnahmsweise mal kein Hemingway aus dem Haus King, sondern eine etwas simplere Literaturverfilmung, eine, die sich aufs Alte Testament beruft nämlich. "David And Bathseba" ist was für Leute, die Bibeltrash aus Hollywood schätzen, alte Technicolor-Schinken ebendaher präferieren oder schlicht etwas für "Traumpaare" übrig haben - eines wie Peck und Hayward nämlich, die von der Fox unter Darryl F. Zanuck seinerzeit mit einigem Nachdruck gepusht wurden. "David And Bathseba" nimmt sich zudem ein leicht kritisches Wesen heraus; er denunziert nämlich den weisen Propheten Nathan (Raymond Massey) als einen radikalen Sektierer, der einem Gott dient, der zu differenzieren verlernt hat in all seinem Gesetzeswahn und lehrt, dass das Leben auch graue Schattierungen beinhaltet. Insofern löst sich, wie schon im biblischen Kontext, die Geschichte Davids recht prägnant aus ihrem Milieu. Doch keine Sorge: es gibt noch genug zu staunen über Wohl und Wehe der alten Könige - und den Zorn des Gerechten natürlich, der Blitz und Donner niedergehen lässt nach jeweiligem Gutdünken. Bibeltrash halt.

6/10

Henry King Israel Bibel Historie period piece Bundeslade


Foto

THE VINDICATOR (Jean-Claude Lord/USA, CA 1986)


"You can't love death."

The Vindicator ~ USA/CA 1986
Directed By: Jean-Claude Lord

Der brave Wissenschaftler Carl Lehman (David McIlwraith) wird von seinem skrupellosen Boss Alex Whyte (Richard Cox), der besessen davon ist, zu kommerziellen Zwecken totes Leben zu reanimieren und fernsteuerbar zu machen, als unfreiwilliges Versuchskaninchen missbraucht. Whyte jagt Carl mitsamt seinem Labor in die Luft und reichert die entstellte Leiche mit Maschinenteilen an. Carls Bewusstsein lässt sich jedoch nicht beherrschen und so flieht der Cyborg in die Nacht hinaus, um die Sicherheit seiner schwangeren Frau (Teri Austin) besorgt und ausgestattet mit einer todbringenden Eigenschaft: Alles, was Carl attackiert, muss von ihm, dafür sorgt ein eingebauter Mechanismus, automatisch zur Strecke gebracht werden.

Als missing link zwischen "The Terminator" und "RoboCop" wäre Lords unabhängig hergestellter B-Film sicher gern in die Filmgeschichte eingegangen - letztlich erinnert sich (mit wenigen Ausnahmen) jedoch kein Schwein mehr an ihn. Dabei bringt das postmodernisierte "Homunculus"-Motiv recht viel an Innovation mit in das Genre, wovon Ed Neumeier für sein "RoboCop"-Script später Manches abzuschöpfen wusste. So trägt zum Beispiel der Gedanke an die unsterbliche Seele des maschinisierten Frankenstein-Monsters bereits hier ausgeprägte Früchte: Der arme Carl Lehman weiß, dass ein weiteres glückliches Zusammenleben zwischen seiner Gattin und ihm, dem entsexualisierten Metallmenschen, völlig unmöglich ist - dennoch umsorgt er sie nach wie vor und verteidigt ihren Witwen-Status mit eifersüchtiger Vehemenz. Mind over matter. Ganz interessant ist auch der Einstieg um ein paar für ethisch fragwürdige Versuche missbrauchte Schimpansen - hier gelingen Lord geradezu beklemmende Momente, die durch spätere, haarsträubende Sequenzen um Pam Grier als knallharte Söldnerbraut praktisch neutralisiert werden. Dennoch lohnt "The Vindicator" das späte Nachhalten wie ich finde; zumal er wie beiläufig sehr adäquat die atmosphärische Kälte seiner Entstehungszeit demonstriert.

5/10

Jean-Claude Lord Cyborg Frankenstein Mad Scientist Independent


Foto

TWICE-TOLD TALES (Sidney Salkow/USA 1963)


"Yes, I'm going to celebrate - on my own!"

Twice-Told Tales (Das Gift des Bösen) ~ USA 1963
Directed By: Sidney Salkow

Drei Geschichten nach Nathaniel Hawthorne: In "Dr. Heidegger's Experiment" entdeckt ein alternder Arzt (Sebastian Cabot) zusammen mit seinem besten Freund (Vincent Price) zufällig ein Verjüngungswässerchen, das sich seinen Weg durch das Gruftgemäuer seiner verstorbenen Verlobten (Mari Blanchard) bahnt und deren Leichnam vorzüglich konserviert hat. Als Dr. Heidegger das Mittel voller Euphorie mehrfach ausprobiert, ahnt er weder um die ihn umgebenden Ränke, noch um die Halbwertzeit des Elixiers. "Rappaccini's Daughter" erzählt die Geschichte eines eifersüchtigen Wissenschaftlers (Vincent Price), der seiner Tochter (Joyce Taylor) die Enttäuschungen der Liebe ersparen will und sie daher mit dem Gift einer exotischen Pflanze verseucht hat. Fortan verursacht jede ihrer Berührungskontakjte mit anderen Lebewesen deren promptes Ableben. Erst ein junger Galan (Brett Halsey) vermag, Rappaccinis Tochter aus ihrer Zwangsisolation zu lösen - mit tragischen Folgen für alle Beteiligten. In "The House Of The Seven Gables" schließlich geht es um den alten Familienfluch der Pyncheons, der deren jüngsten männlichen Spross jedoch keinesfalls davon abhält, nach einer immens wertvollen Besitzurkunde zu suchen, die irgendwo auf dem Familiengut versteckt liegt. Gier und Geister jedoch machen ihm bald den Garaus.

Vorzüglicher, gediegen gemachter Grusel-Omnibus, der mit den großen Klassikern dieses Sub-Genres, also den britischen Amicus-Produktionen oder Bavas "I Tre Volti Della Paura" und selbst dem Über-Vorbild "Dead Of Night" so gut wie problemlos zu konkurrieren vermag. Das liegt zum einen selbstverständlich an den schauerpoetischen inhaltlichen Impulsen, die der Film dem großen Romantiker Nathaniel Hawthorne, einem bereits infolge seiner hochinteressanten Herkunft sowie seines illustren Werdegangs verpflichtenden Autoren für Chronisten klasischer Düsterliteratur, verdankt. Während die ersten beiden Episoden auf gleichnamigen Kurzgeschichten Hawthornes basieren, hat die letzte einen ganzen Roman des großen Literaten zum Vorbild. Zwar sind allerorten leichte "Trivialisierungen" und Freiheiten bezüglich der Leinwandtransponierung zu verzeichnen; diese fügen sich jedoch in die bravouröse, gekonnte Form der Inszenierung ein, die weder mit edlen, satten Farben geizt, noch mit einer geradezu lustvollen Zentrierung ihres Hauptdarstellers. Jener erbrachte mit "Twice-Told Tales" einen erneuten Beweis für seinen Status als Sonnenkönig des amerikanischen Horrorfilms, dem ja bekanntermaßen noch einige folgen sollten.

8/10

Sidney Salkow Nathaniel Hawthorne period piece Episodenfilm


Foto

THE WAY BACK (Peter Weir/USA, AE, PL 2010)


"We walk."

The Way Back ~ USA/AE/PL 2010
Directed By: Peter Weir

1940 fliehen sieben Häftlinge (Jim Sturgess, Ed Harris, Mark Strong, Gustav Skarsgård, Alexandru Potocean, Colin Farrell, Sebastian Urzendowsky) aus einem sibrischen Gulag. Ihr Ziel ist die mongolische Grenze südlich des Baikalsees. Bereits in der ersten Nacht stirbt einer von ihnen (Urzendowsky) den Kältetod. Später stößt noch eine polnische Flüchtige (Saoirse Ronan) zu ihnen. Die entbehrungsreiche Reise endet jedoch keineswegs in der Mongolei, wenngleich sich der etwas tumbe Valka (Farrell) hier von den anderen verabschiedet: Als die Gruppe feststellt, dass auch diese Gebiet mittlerweile von Stalin "eingemeindet" worden ist, reisen sie kurzentschlossen weiter über China und Tibet bis nach Indien. Vier von ihnen kommen durch.

Viertausend Meilen zu Fuß. Peter Weir scheint sich zu sagen: 'Mit halbgaren Stoffen gebe ich mich erst gar nicht mehr ab; lieber arbeite ich etwas spärlicher und schaffe dafür gleich nur noch richtige Gipfelstürmer.' Als das Allerschönste an "The Way Back", der seinen Regisseur passend dazu einmal mehr in Zenitform zeigt, empfand ich seine klare Absage an jedwede Art formaler Gegenwartsdogmen. Das Werk hätte in exakt dieser Form auch vor dreißig Jahren entstehen mögen; ein Unterschied wäre nicht auszumachen. Weir verlässt sich zu keiner Sekunde auf artifizielle Illusionsmittel, sondern macht Film mit Hand und Herz, erdig und kernig, wie seine Geschichte es verlangt. Zugleich verankert er sich wiederum tief im Humanismus und beschwört das Überleben und den "Zieleinlauf" der verbliebenen Freunde als Resultat ihrer stets hochgehaltenen Menschlichkeit. Jedem Sterbenden wird von den Anderen im Tode beigestanden, jeder erhält ein angemessenes Begräbnis, so wie jeder die Hoffnungen und Kraftreserven der Übrigen zu einem gewissen Zeitpunkt zu mobilisieren angehalten ist. So entsteht aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft ein mehrgliedriges Freundschaftskollektiv, in dem selbst ein grenzdebiler Gewaltverbrecher wie der messerbleckende Valka seinen Platz erhält. Und das Ganze ohne auch nur den geringsten Hauch von Pathos oder Überdramatisierung; nüchternes, und dabei tief in sich selbst ruhendes, poetisches Erzählkino, wie es heuer nurmehr eine ausgesprochene Rarität darstellt.

9/10

Flucht Freundschaft Road Movie Indien Gefängnis Mongolei Tibet Gulag Sibirien Peter Weir


Foto

GUNAN Il GUERRIERO (Francesco Prosperi/I 1982)


Zitat entfällt.

Gunan Il Guerriero (Gunan - König der Barbaren) ~ I 1982
Directed By: Francesco Prosperi

Bevor auch sie von dem grausamen Barbaren Nuriak (Emilio Messina) und seiner Horde niedergemetzelt werden, kann ihre Amme zwei neugeborene Königszwillinge in Sicherheit bringen. Beim Amazonenvolk der Kuniat aufgewachsen, müssen die beiden als erwachsene Kraftprotze (Pietro Torrisi, Giovanni Cianfriglia) ihrer Bestimmung folgen: Nur wer siegreich aus dem bevorstehenden Duell hervorgeht, darf den glorreichen Namen 'Gunan' tragen, der andere soll auf ewig namenlos bleiben. Nachdem der eine (Torrisi) den Kampf für sich entschieden hat, geht der andere (Cianfriglia) allein auf Nuriak los - und bezahlt diese Kurzäugigkeit mit dem Leben. Nun kann endgültig nichts mehr den Rachedurst Gunans bremsen...

"Gunan Il Guerriero" dürfte nicht nur im Rahmen des innerfilmischen Geschehens der große Sieger sein; auch das Rennen um den miesesten aller Italo-Barbaren-Klopper entscheidet er souverän für sich. Nach etwas Unispirierterem muss man selbst im italienischen Plagiatskino lange suchen; offenbar ging es den Produzenten hier einzig und allein darum, dem großen amerikanischen Vorbild eilends eine gehörige Dosis Alka Seltzer nachzusetzen. Das beginnt schon mit der herrlich unverschämt-blödoiden Benennung des Protagonisten, der in der deutschen Synchronfassung - natürlich - den zu dieser Zeit höchstbeschäftigten Thomas Danneberg verpasst bekommen hat. Pietro Torrisi, der, das haben geheime Ermittlungen meiner undercover tätigen Mitarbeiter ergeben, neben seiner spärlichen Filmkarriere höchstwahrscheinlich auch das physiognomische Lebendmodell für Mattels He-Man-Figur stellte, hat das große Glück, zwei drei Liebeszenen mit der damals nur halb so alten Sabrina Siani spielen zu dürfen und gebiert sich dabei so ungelenk, dass einem schon vom Zuschauen schwindlig schwird. Außerdem ist "Gunan" auch der (ungekrönte) König der SloMos. Jedesmal, wenn Gunan durch Wald und Flur rennt, was, nebenbei bemerkt, etwa die Hälfte aller Sequenzen des Films ausmacht, spielt jemand am Bildgeschwindigkeitsregler. Würden sämtliche Zeitlupeneinstellungen in Realgeschwindigkeit ablaufen, beschränkte sich "Gunan" jedoch vermutlich nur noch auf eine halbe Stunde Erzählzeit - somit erklärt sich auch jenes clevere Procedere. Schließlich bleibt die unfassbare Topographie des Films hängen - die gesamte Geschichte spielt sich - ganz unverhohlen übrigens - in einem Radius von etwa zweieinhalb Kilometern ab. Kein Wunder, dass es dem bösen Nuriak ein paar Jahrzehnte lang versagt bleibt, seinen Erzfeind Gunan ausfindig machen zu können...
Der Schwachsinn, er lebt, und er trägt einen Namen: "Gunan"!

3/10

Francesco Prosperi Barbaren Rache Europloitation Trash


Foto

SANGRAAL, LA SPADA DI FUOCO (Michele Massimo Tarantini/I 1982)


Zitat entfällt.

Sangraal, La Spada Di Fuoco (Das Schwert des Barbaren) ~ I 1982
Directed By: Michele Massimo Tarantini

In grauer Vorzeit wird das Dorf des Königssohns Sangraal von Anhängern der Feuergöttin Rani (Margareta Rance) dem Erdboden gleich gemacht und seine Eltern ermordet. Jahre später, Sangraal ist zu einem muskelbepackten Recken (Pietro Torrisi) herangewachsen, gerät der Zwangsenterbte erneut an Ranis Gefolgsleute, allen voran den bösen Nantuk (Mario Novelli), der seine Opfer stets vorher noch zu "quälen und foltern" pflegt. Mithilfe der wackeren Königstochter Aki (Yvonne Fraschetti), des fernöstlichen Kämpfers Twan (Hal Yamanouchi) und des guten Magiers Rudak (Massimo Pittarello) kann Sangraal Nantuk und Rani endlich den Garaus machen.

Eines jener wunderbaren, in Windeseile runtergekurbelten Barbaren-Plagiate, die mir meine Kindheit so versüßt haben und an denen sich mancher Regisseur, der im italienischen B-Film Rang und Namen bekleidete, einmal versuchen durfte. Jeder einzelne dieser Filme ist ein leuchtendes Beispiel für die wahrhaft unglaubliche Tolldreistigkeit, mit der die Italiener erfolgreiche Vorbilder abzukupfern und mit Wald- und Wiesen-Mitteln nachzustellen versuchten; sich auszeichnend durch billigste Produktionsmittel, miesesten Stil und haarsträubende Scripts, jene teilweise unter fast schon vorsätzlich scheinender Entbehrung jedweder Räson erstellt. Die ersten mediterranen Nachzügler von "Conan The Barbarian" wurden teils so schnell aus den Rockfalten geklopft, dass sie noch vor dem eigentlichen "Original" in den Kinos liefen, um so zumindest ein paar Flöhe abstauben zu können. Für den Nebendarsteller Pietro Torrisi, ein darstellerisches Nulltalent, das zumindest mit einem beeindruckenden Körperbau gesegnet ist, läutete sich durch diese kurze Welle immerhin ein kleiner, zweiter Frühling ein: Nach diversen Statistenrollen u.a. bei Bud Spencer bekam er hier unter dem wohlklingenden Pseudonym 'Peter McCoy' gleich drei Hauptrollen in "Sword-&-Sorcery"-Stoffen (übrigens samt und sonders im Gespann mit dem wohlbeleibten, wenn auch nicht sonderlich üppigen Sternchen Sabrina Siani), bevor er wieder in die Niederungen der bit parts zurückkehrte.
Mit "Sangraal, La Spada Di Fuoco" jedenfalls bekam sogleich der läufige Wahnsinn Stelzen verpasst. Ein absolut beängstigend konsequentes Nichts von Geschichte, deren dramaturgische Wendigkeit offenbar die Wetterlage der zwei bis drei Außendrehtage vorgab, führt Pietro Torrisi durch die schöne Naturwelt der sommerlichen Abruzzen (so vermute ich mal), im Kampf gegen Fischzombies (deren Verkleidung aus Handschuhen und Putzlappen auf dem Kopf besteht), gegen Affenmenschen (deren Verkleidung aus Dreck besteht), gegen ein Spinnenmonster, das dann doch nicht auftaucht und gegen die Siani als böse Unterweltszauberin mit unerklärlicher inhaltlicher Funktion. Dazwischen immer wieder brillante Dialoge: "Wir haben ein altes Sprichwort: Dreh' dich lieber fünfmal um, bevor du einmal ein Messer im Rücken hast." Mario Novellis Zeilen enden derweil stets mit 'Quälen' und 'Foltern': "Sangraal, ich werde dich zu Tode foltern."/"Sie sollen ihn töten, aber vorher noch quälen!"/"Bindet sie an den Pfahl und foltert sie!"/"Bevor ich dich verbrenne, wirst du alle Qualen der Hölle erleiden!" Na, wenn das mal nichts ist. Mit einem Wort: Ansehen!

5/10

Rache Michele Massimo Tarantini Europloitation Trash Barbaren


Foto

GREEN LANTERN (Martin Campbell/USA 2011)


"I go looking for trouble."

Green Lantern ~ USA 2011
Directed By: Martin Campbell

Der risikofreudige Testpilot Hal Jordan (Ryan Reynolds) erhält von dem sterbenden Alien Abin Sur (Temuera Morrison) einen grünen Ring mitsamt einer Energiebatterie. Diese machen Jordan zu einem Mitglied des "Green Lantern Corps", einer Art intergalaktischer Polizeigarde, passenderweise in leuchtendem Grün gekleidet. Das Corps wird geleitet von der uralten Rasse der 'Wächter', wobei deren größter Feind, das gigantische Angstwesen Parallax, ihrer eigenen Unvorsichtigkeit zuzuschreiben ist. Während Jordan noch mit seiner neuen Stellung hadert und Parallax geradewegs auf die Erde zusteuert, gehen in einem von Jordans alten Bekannten, dem Wissenschaftler Hector Hammond (Peter Sarsgaard), seltsame Veränderungen vor sich...

In Anbetracht der dünnen Ausgangslage verkörpert Campbells "Green Lantern" vermutlich noch das bestmögliche Ergebnis: Die aus dem Silver Age stammende Comicvorlage von John Broome und Gil Kane ist noch eine typisch juvenile Heldengeschichte, deren Protagonist ein wahrer Unsympath ist und damit sozusagen offen für eine charakterliche Entwicklung, die bislang 52 Jahre andauert und noch längst nicht abgeschlossen ist. Der Hal Jordan der frühen Geschichten war ein ebenso mutiger wie kurzsichtiger, zudem recht arroganter und nicht sonderlich intelligenter Arsch, dem es ums Verrecken nicht gelingen mochte, seine große Liebe Carol Ferris zu becircen, dessen blinde Systemtreue sich später durch Einsätze für die Regierung im Vietnamkrieg zeigte, etc., eben ein veritabler Bulle. Erst seine Freundschaft mit dem Anarcho-Helden Oliver "Green Arrow" Queen sorgte für eine nachhaltige Wende, der später noch eine zwischenzeitliche Besessenheit (durch das im Film recht kurzbündig abgekanzelte Monster Parallax), nicht weniger als drei irdische Nachfolger, sowie Tod und Wiedergeburt als Halbgott (The Spectre) nachfolgten, bis Jordan erst seit Kurzem (2005), gereift und weise durch seine umfassenden Erfahrungen, wieder in altem Rang und Namen steht. Die Comic-Inkarnation zählt mittlerweile zu den vielschichtigsten und interessantesten im DC-Universum. Der Film hat nun die undankbare Aufgabe, alles wieder auf Null zu drehen, ein halbes Centennium Kerbholz zu ignorieren und jenen postpubertären "Grünling" zu präsentieren, den man eigentlich froh war, ad acta gelegt haben zu können. Nun versuchte man, möglichst viel an Stoff in diese knapp zwei Stunden Film zu verfrachten, verbrät "mal eben so" epochale Charaktere wie die fanatische Regierungsagentin Amanda Waller (Angela Bassett) oder eben den durchgedrehten Wasserkopf Hector Hammond. Davon, dass Jordan seine große Nemesis Parallax praktisch mit links besiegt, und das erst nach ein paar Tagen in seiner Uniform, gar nicht zu reden. Im Prinzip tritt "Green Lantern" die Bemühungen der Konkurrenz von Marvel, die Komplexität ihres Print-Universums kleinschrittig auf die Leinwand zu übertragen, mit breiten Kilowog-Füßen. Das ist gut für den unbedarften Zuschauer, als Comicleser in Erwartung eines adäquat umgesetzten Leinwandabenteuers wähnt man sich um zwanzig Jahre zurückkatapultiert - das ewige Problem aller DC-Adaptionen (die große Ausnahme "Watchmen" natürlich stets außen vor)
Die Stärken des Films, denn auch solche gibt es, liegen, man mag es sich bereits denken, in seiner visuellen Breite, der Gestaltung des Wächter-Planeten Oa, der kunterbunten, vornehmlich lila-grünen (Maestro Bava lässt grüßen) All-Nebel und -Dämpfe, dem Monster Parallax. Peter Sarsgaard als Hector Hammond bietet trotz etwas lächerlicher Maske im letzten Drittel die mit weitem Abstand größte darstellerische Profilleistung des Films, (speziell) die (physische) Konturierung von Jordans späterem Intimfeind Sinestro (Mark Strong) darf als echtes Geschenk an die Fans gewertet werden. Bezüglich Ryan Reynolds, der besser Unterwäsche-Model als Schauspieler geworden wäre und der seinen unwillkürlich tumben Gesichtsausdruck nie ganz verbergen kann, mag man einerseits geneigt sein, den Mantel des Schweigens zu breiten - darf aber andererseits nicht vergessen, dass er als Inkarnation des (jungen) Hal Jordan praktisch wie gespuckt ist.
Und weil ich mich sowieso stets freue, meine Kindheitshelden in teurer live action zu sehen, muss ich wohl auch diesem Werk eine - wenn auch nur leicht - überdurchschnittliche Qualität attestieren. Auf diesbezügliche Streitigkeiten jedweder Art lasse ich mich aber lieber nicht ein...

6/10

Superhelden Aliens Comic Martin Campbell DC Comics Stuart Baird


Foto

LIEBE IN 3 DIMENSIONEN (Walter Boos/BRD 1973)


"Da schau - jetzt ficken's."

Liebe in 3 Dimensionen ~ BRD 1973
Directed By: Walter Boos

Die unbedarfte Petra (Ingrid Steeger) kommt zum Wohnungshüten zu ihrer Schwester (Evelyn Raess), die für ein paar Tage nach Afrika muss. Petra staunt nicht schlecht, als sie gewahr wird, dass das Münchener Mietshaus, in dem sie da Station macht, eine wahre Bums-, äh, Hochburg der freien Liebe ist, in der sämtliche Mietparteien betont frivol drauflospimpern was das Zeug hält.

Um meinen von akuter Diarrhoe geschwächten Körper wieder etwas frohgemuter zu machen, gab ich mir dieses rare Kleinod deutscher 3D-Technik, das aus der Produktionsschmiede des bezüglich des Verkaufs nackter Tatsachen findigen Wolf C. Hartwig stammt und erwartungsgemäß exakt so erzählt wird, wie dessen "Schulmädchen-Report"-Streifen, sprich: in episodischer Form, da alles andere sowieso unmöglich ist. So kaut man uns diverse Sex-Klamöttchen vor, deren dramaturgischer Zusammenhalt durch die stets für einen Spruch gute Haushälterin Frau Huber (Rosl Mayr) gwahrleistet wird, die ständig über alles auf dem Laufenden ist, was in ihrer Lasterhöhle von Statten geht und das Ganze auch noch dufte findet. Die 3D-Effekte sind natürlich echte Heuler und beschränken sich auf irgendwelche windigen Zeitlupentricks, in denen etwa ein nackter Hintern vor- und zurückschnellt, ein Hund nach einer Weißwurst schnappt, oder ein Bierhumpen Richtung Kamera ausgeschüttet wird.
Viel interessanter sind da rückblickend die diversen, unübersehbaren Parallelen zum zwölf Jahre später aufgekommenen TV-Dauerbrenner "Lindenstraße" und natürlich die Hartwig-All-Star-Cast mitsamt der Steeger, Christina Lindberg, Elisabeth Volkmann und dem unvermeidlichen Rinaldo Talamonti. Schneenäschen Konstantin Wecker gibt's quasi noch gratis obendrauf.

4/10

3-D Walter Boos Wolf C. Hartwig Sexklamotte München


Foto

MASTER AND COMMANDER: THE FAR SIDE OF THE WORLD (Peter Weir/USA 2003)


"You want your children to sing the "La Marseillaise?""

Master And Commander: The Far Side Of The World (Master And Commander - Bis ans Ende der Welt) ~ USA 2003
Directed By: Peter Weir

Im Jahre 1805 kreuzt die Fregatte 'H.M.S. Surprise' der Royal Navy in Richtung Südsee, um das französische Kriegsschiff 'Acheron' zu kapern, das den Kriegszug Napoleons auf dem Seeweg bis in die Kolonien tragen soll. Der Captain der Surprise, ein erfahrener Seekriegs-Haudegen namens Jack Aubrey (Russell Crowe), lässt sich zweimal fast von der Acheron überlisten, bis er im Zuge einer teils von immens glücklichen Zufällen überschatteten Aktion das feindliche Schiff übernehmen kann.

Meisterlicher Abenteuerfilm von Peter Weir, der den Zauber vergleichbarer alter Hollywood-Produktionen wie Walshs "Captain Horatio Hornblower R.N." beschwört, ohne jedoch Gefahr zu laufen, die natürliche Patina jener Werke aufzugreifen und stattdessen einen technisch makellosen, bald jungenhaften Seekriegsfilm alter Schule schafft, der seinen fast schon aggressive Anachronistik zu seiner stärksten Waffe macht: Unter Aufwendung aller gegenwärtigen Möglichkeiten und dazu parallel ohne jedwede Anbiederung an postmoderne Kino-Couture geht Weir stur seinen Weg und erzählt seine Geschichte, als gelte es, viktorianischen Jungs von 13 Jahren den Atem zu rauben. Dass er dabei - mit Verlaub - auf das potenzielle Gegenwartspublikum pfeift wurde ihm am Box Office quittiert: "Master And Commander" floppte erwartungsgemäß brutal. Umso schöner, dass dieser offenkundige Kindheitstraum so naturbelassen zu sehen ist. Einer von Weirs schönsten und besten Filmen, so viel ist mal sicher.

10/10

Peter Weir Napoleonische Kriege period piece Seefahrt


Foto

THE TRUMAN SHOW (Peter Weir/USA 1998)


"Cue the sun!"

The Truman Show ~ USA 1998
Directed By: Peter Weir

Um das adoptierte Baby Truman Burbank herum wird eine eigens für ihn kreierte TV-Show in einem hermetischem Interieur in Form einer gewaltigen Kuppel konzipiert, die fortan weltweit vierundzwanzig Stunden live zu sehen ist und das gesamte Leben des Protagonisten wiedergibt. Dass Truman, der nichts anderes als die kleine Welt von "Seahaven" kennt, im Laufe der Jahre auch individuelle, nicht steuerbare Wesenszüge entwickelt, versuchen die Macher der Show durch mehr oder weniger unbeholfene Konditionierungspraktiken abzuwenden. Doch erfolglos: Als Truman (Jim Carrey) sein dreißigstes Lebensjahr erreicht hat, wird der Drang, seinem unsichtbaren Käfig zu entfliehen, existenziell.

Eine bei genauerer Betrachtung sehr grimmige, böse TV-Dystopie eröffnen Weir und Scriptautor Andrew Niccol uns mit der Geschichte des Truman Burbank, eine, die bezüglich ihrer durchaus realitätsverhafteten Perfidie all die Live-Menschenjagd-Klassiker von "Das Millionenspiel" über "Le Prix Du Danger" bis hin zu "The Running Man" locker in den Schatten stellt. Der Einfall, eine komplette Existenz zum reinen Zwecke der Einschaltquote in einen totalitären Mini-Kosmos zu packen und dort rundum zu steuern, deren sämtliche Lern- und Sozialisationsprozesse unter einer bonbonfarbenen, pervertierten Werberealität zu fassen und dabei die weitgehend freie Entwicklung eines Menschen rein kommerziellen ["Truman"-Erfinder Christof (Ed Harris) würde natürlich sagen: künstlerischen] Zwecken zu opfern, ist wohl eine der grandiosesten und auch grausamsten Satire-Ideen, die das Kino zum Thema Fernsehen hervorgebracht hat. Für den bis dato stets albernen Jim Carrey bot sich endlich die Gelegenheit, sein sechs Jahre lang kultiviertes (und von mir übrigens leidenschaftlich verachtetes) Image des grimassierenden Vollidioten ad acta zu legen und sich Ernsthafterem zu widmen. Carrey verleiht dem Film eine ganz wesentliche Nuance; die der Märchenhaftigkeit nämlich. Mit einem anderen Hauptdarsteller wäre "The Truman Show" in seiner konsequenten Albtraumhaftigkeit vermutlich kaum zu ertragen. Ähnliches gilt für Weirs hypersensible Inszenierung. Was ein vulgärer Regisseur mit dem Stoff hätte anstellen können, darüber mag man besser gar nicht weiter nachsinnieren.

9/10

Simplicissimus Hollywood Biopic Satire Peter Weir Andrew Niccol Dystopie Fernsehen





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare