Zum Inhalt wechseln


In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0





Foto

GREEN LANTERN (Martin Campbell/USA 2011)



"I go looking for trouble."

Green Lantern ~ USA 2011
Directed By: Martin Campbell

Der risikofreudige Testpilot Hal Jordan (Ryan Reynolds) erhält von dem sterbenden Alien Abin Sur (Temuera Morrison) einen grünen Ring mitsamt einer Energiebatterie. Diese machen Jordan zu einem Mitglied des "Green Lantern Corps", einer Art intergalaktischer Polizeigarde, passenderweise in leuchtendem Grün gekleidet. Das Corps wird geleitet von der uralten Rasse der 'Wächter', wobei deren größter Feind, das gigantische Angstwesen Parallax, ihrer eigenen Unvorsichtigkeit zuzuschreiben ist. Während Jordan noch mit seiner neuen Stellung hadert und Parallax geradewegs auf die Erde zusteuert, gehen in einem von Jordans alten Bekannten, dem Wissenschaftler Hector Hammond (Peter Sarsgaard), seltsame Veränderungen vor sich...

In Anbetracht der dünnen Ausgangslage verkörpert Campbells "Green Lantern" vermutlich noch das bestmögliche Ergebnis: Die aus dem Silver Age stammende Comicvorlage von John Broome und Gil Kane ist noch eine typisch juvenile Heldengeschichte, deren Protagonist ein wahrer Unsympath ist und damit sozusagen offen für eine charakterliche Entwicklung, die bislang 52 Jahre andauert und noch längst nicht abgeschlossen ist. Der Hal Jordan der frühen Geschichten war ein ebenso mutiger wie kurzsichtiger, zudem recht arroganter und nicht sonderlich intelligenter Arsch, dem es ums Verrecken nicht gelingen mochte, seine große Liebe Carol Ferris zu becircen, dessen blinde Systemtreue sich später durch Einsätze für die Regierung im Vietnamkrieg zeigte, etc., eben ein veritabler Bulle. Erst seine Freundschaft mit dem Anarcho-Helden Oliver "Green Arrow" Queen sorgte für eine nachhaltige Wende, der später noch eine zwischenzeitliche Besessenheit (durch das im Film recht kurzbündig abgekanzelte Monster Parallax), nicht weniger als drei irdische Nachfolger, sowie Tod und Wiedergeburt als Halbgott (The Spectre) nachfolgten, bis Jordan erst seit Kurzem (2005), gereift und weise durch seine umfassenden Erfahrungen, wieder in altem Rang und Namen steht. Die Comic-Inkarnation zählt mittlerweile zu den vielschichtigsten und interessantesten im DC-Universum. Der Film hat nun die undankbare Aufgabe, alles wieder auf Null zu drehen, ein halbes Centennium Kerbholz zu ignorieren und jenen postpubertären "Grünling" zu präsentieren, den man eigentlich froh war, ad acta gelegt haben zu können. Nun versuchte man, möglichst viel an Stoff in diese knapp zwei Stunden Film zu verfrachten, verbrät "mal eben so" epochale Charaktere wie die fanatische Regierungsagentin Amanda Waller (Angela Bassett) oder eben den durchgedrehten Wasserkopf Hector Hammond. Davon, dass Jordan seine große Nemesis Parallax praktisch mit links besiegt, und das erst nach ein paar Tagen in seiner Uniform, gar nicht zu reden. Im Prinzip tritt "Green Lantern" die Bemühungen der Konkurrenz von Marvel, die Komplexität ihres Print-Universums kleinschrittig auf die Leinwand zu übertragen, mit breiten Kilowog-Füßen. Das ist gut für den unbedarften Zuschauer, als Comicleser in Erwartung eines adäquat umgesetzten Leinwandabenteuers wähnt man sich um zwanzig Jahre zurückkatapultiert - das ewige Problem aller DC-Adaptionen (die große Ausnahme "Watchmen" natürlich stets außen vor)
Die Stärken des Films, denn auch solche gibt es, liegen, man mag es sich bereits denken, in seiner visuellen Breite, der Gestaltung des Wächter-Planeten Oa, der kunterbunten, vornehmlich lila-grünen (Maestro Bava lässt grüßen) All-Nebel und -Dämpfe, dem Monster Parallax. Peter Sarsgaard als Hector Hammond bietet trotz etwas lächerlicher Maske im letzten Drittel die mit weitem Abstand größte darstellerische Profilleistung des Films, (speziell) die (physische) Konturierung von Jordans späterem Intimfeind Sinestro (Mark Strong) darf als echtes Geschenk an die Fans gewertet werden. Bezüglich Ryan Reynolds, der besser Unterwäsche-Model als Schauspieler geworden wäre und der seinen unwillkürlich tumben Gesichtsausdruck nie ganz verbergen kann, mag man einerseits geneigt sein, den Mantel des Schweigens zu breiten - darf aber andererseits nicht vergessen, dass er als Inkarnation des (jungen) Hal Jordan praktisch wie gespuckt ist.
Und weil ich mich sowieso stets freue, meine Kindheitshelden in teurer live action zu sehen, muss ich wohl auch diesem Werk eine - wenn auch nur leicht - überdurchschnittliche Qualität attestieren. Auf diesbezügliche Streitigkeiten jedweder Art lasse ich mich aber lieber nicht ein...

6/10

Superhelden Aliens Comic Martin Campbell DC Comics Stuart Baird



Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

  • Supermoderator
  • PIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.268 Beiträge

Neuste Kommentare