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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE HOT ROCK (Peter Yates/USA 1972)


"Afghanistan Banana Stand!"

The Hot Rock (Vier schräge Vögel) ~ USA 1972
Directed By: Peter Yates

Der just aus dem Knast entlassene John Dortmunder (Robert Redford) hat erst gar keine Zeit, ehrlich zu werden, denn sein Schwager Kelp (George Segal) stimmt ihn prompt auf das nächste große Ding ein: Der afrikanische Diplomat Amusa (Moses Gunn) will einen im Museum befindlichen Diamanten für sein Land zurückhaben. Dortmunder soll den Job austüfteln, Kelp, der Motorenfreak Murch (Ron Leibman) und der linkische Greenberg (Paul Sand) sind als Gehilfen an Bord. Greenberg wird beim Bruch erwischt, kann den Stein jedoch unbbemerkt verschlucken. Nachdem er per aufwändiger Aktion aus dem Staatsgefängnis befreit wurde, eröffnet er seinen verdutzten Freunden, dass er den Diamanten bereits in seiner Untersuchungszelle versteckt hatte. Dort hat ihn sich wiederum Greenbergs Vater (Zero Mostel), ein Winkeladvokat, unter den Nagel gerissen, mit dem Amusa jetzt Geschäfte machen will. Doch das Gaunerquartett lässt sich nicht so einfach abspeisen...

Turbulent angelegte Caper-Comedy, die einen langen Weg bis zu ihrem Titelobjekt anbahnt: Insgesamt vier große Aktionen stehen Dortmunder und seinehn drei Kumpels bevor, ehe sie endlich das ersehnte Stück in Händen halten dürfen. Vom Pech verfolgt, müssen sie ihrem zunehmend ungehaltenen Auftraggeber immer neue Spesen- und Objektforderungen stellen: Hier etwas Dynamit, da ein paar Uniformen, hier einen LKW, da einen Helikopter. Kein Wunder, dass der gute Dr. Amusa irgendwann die Schnauze gestrichen voll hat. Das Gaunerquartett um den sich brav zurückhaltenden Redford ist toll, Zero Mostel sowieso immer eine Schau und Yates Inszenierung unscheinbar. Ein solides Unterhaltungsprodukt für die prime time ergibt all dies, das alle Jahre wieder Freude macht, allzu große Sprünge jedoch tunlichst unterlässt.

7/10

Peter Yates New York Heist Freundschaft Groteske Hypnose


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THE MAGNIFICENT AMBERSONS (Orson Welles/USA 1942)


"Against so home-spun a background, the magnificence of the Ambersons was as conspicuous as a brass band at a funeral."

The Magnificent Ambersons (Der Glanz des Hauses Amberson) ~ USA 1942
Directed By: Orson Welles

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist die Familie Amberson die angesehenste der Stadt. Als die heiratsfähige Tochter des Hauses, Isabel (Dolores Costello), jedoch ihren geliebten Eugene Morgan (Joseph Cotten) wegen eines nächtlichen, betrunkenen Auftritts abweist, gibt sie ohne es zu ahnen, dem Niedergang der Dynastie statt. Statt Eugene heiratet Isabel den blassen Wilbur Minafer (Donald Dillaway). Ihr Sohn George (Bobby Cooper) ist ein verzogener Satansbraten, dessen Arroganz selbst, als erwachsen (Tim Holt) geworden ist, endlos bleibt. Auch Eugene hat geheiratet, ist mittlerweile erfolgreicher Autofabrikant und hat mit Lucy (Anne Baxter) eine Tochter in Georges Alter. Eugene ist bereits verwitwet und auch Isabel stirbt ihr kränkelnder Wilbur weg. Als George erfährt, dass seine Mutter und Eugene nie aufgehört haben, sich zu lieben, verbaut er ihnen erbost den Weg zueinander, verzichtet sogar auf die ihn liebende Lucy und bricht damit seiner Mutter das Herz. Am Ende stehen George und seine Tante Fanny (Agnes Moorehead) völlig verarmt da. Erst ein Autounfall bringt den hartherzigen jungen Mann wieder zur Besinnung.

(Über) Welles' Familienchronik ist viel verhandelt und berichtet worden, besonders natürlich, dass das produzierende Studio RKO "The Magificent Ambersons", nachdem der Meister an seiner Urfassung bereits selbst einige Kürzungen und Umschnitte vorgenommen hatte, den Film nochmals um eine halbe Stunde erleichterte und ein komplett neues Ende anfertigen ließ. Eine der unangenehmen Erfahrungen, die Welles mit der Studioart, mit hauseigenen Produktionen zu verfahren, machen musste. Seinen epischen Hauch hat das Werk allerdings selbst in der vorliegenden Form nicht eingebüßt, er ist, wie sein "Vorgänger" "Citizen Kane" immer noch eine glänzende Satire auf die durchaus lächerlichen Versuche der amerikanischer Bourgeoisie, Standesdünkel und Klassendenken in die Neue Welt hinüberzuretten und sich, parallel dazu, den Zeitzeichen entgegenzustellen. Tim Holt ist zugleich der bedauernswerte Held und der große Zerstörer des Schauspiels; an ihm und seiner Biographie hangelt sich die Geschichte entlang und er ist es, freilich mit der unbedachten "Unterstützung" seiner Tante, der das Haus Amberson schlussendlich seinem Untergang überantwortet mit seiner naiven Unfähigkeit, Weitblick zu zeigen.
Welles unterliegt nie ganz der Versuchung, seinen Film allzu ausladend zu gestalten, wo später ein Visconti Prunk und Pomp einkehren lässt, bleibt bei ihm alles expressionistisches Kammerspiel. Natürlich gilt es dabei stets zu bedenken, dass die Form nicht die ist, die sie eigentlich sein sollte. Wenn jedoch durch Pfusch ein noch immer dermaßen sehenswerter Film entsteht, dann gilt es - auf verquere Art - dankbar zu sein.

9/10

Orson Welles Indiana period piece Familie Robert Wise Booth Tarkington Fin de Siècle


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VANESSA (Hubert Frank/BRD 1977)


"Das Klima hier drückt dir die Schenkel auseinander, da kannst du gar nichts gegen tun."

Vanessa ~ BRD 1977
Directed By: Hubert Frank

Die Klosterschülerin Vanessa (Olivia Pascal) muss nach Hong Kong aufbrechen, um die Erbschaft ihres verstorbenen Onkels, bestehend aus einer riesigen Reisplantage und einer Puffkette in Kowloon anzutreten. Nicht ganz unkompliziert, denn Plantagenverwalter Adrian (Günther Clemens) ficht das Erbe an und alle, mit denen Vanessa zu tun bekommt, sind dauerspitz wie Nachbars Lumpi.

Ein Versuch von Karl Spiehs, der erfolgreichen französischen "Emanuelle"-Reihe einen deutschen Epigonen nachzuschieben, die bewährte Mixtur aus ostasiatischer Exotik und schwitzender Protagonistinnenunschuld inbegriffen. In der Tat beweisen Hubert Frank und sein Kameraauge Franz X. Lederle ein untrügliches Gespür für knackige junge Frauenleiber, allen voran natürlich den Olivia Pascals, die eigentlich Olivia Gerlitzki heißt und die zu diesem Zeitpunkt in einer gegelrechten Welle von Softsex-Filmen ihre physischen Vorzüge zur Geltung brachte. Ihre Art der Erotik war ja eine recht spezielle, bestand sie doch darin, sich einerseits freizügig zu geben, sich andererseits jedoch fürchterlich zu zieren, wenn ein Galan wunderlicherweise auf ihre Avancen einging. Man verspürte dann das unabwendbare Bedürfnis, sie selbst durch die Leinwand mal flugs zu ohrfeigen. Ja, so war das.
Zwischen den glücklicherweise reichlich vorhandenen Nacktszenen verbreitet Franks Streifen mit seiner Rosamunde-Pilcher-Geschichte erwartungsgemäß darbende Langeweile, scheint seine Alibi-Füllsel interessanterweise jedoch nicht als solche wahrnehmen zu wollen. Immerhin wertet der wie immer sehenswerte Anton Diffring "Vanessa" durch sein relaxtes Spiel entschieden auf.

4/10

Hubert Frank Hong Kong Coming of Age Voodoo Lisa-Film


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FIGHT CLUB (David Fincher/USA, D 1999)


"Go ahead, Cornelius, you can cry."

Fight Club ~ USA/D 1999
Directed By: David Fincher

Ein bei einer Autofirma angestellter, junger Mann (Edward Norton), der feststellen muss, ob Unfälle mit den hauseigenen Produkten regresspflichtig gemacht werden können, ist über seine Einsamkeit hinaus schlaflos geworden. Um wieder fühlen zu können, geht er als "Elendstourist" zu diversen Selbsthilfegruppen. Als er sich jedoch in die "unkonventionelle", ihm jedoch durchaus ähnliche Marla Singer (Helena Bonham Carter) verliebt, die so gar nicht seinem klassischen Beuteschema entspricht, entwickelt der junge Mann eine ausgeprägte Schizophrenie, die in einer Persönlichkeitsspaltung mündet: Sein anderes, neues Ich, Tyler Durden (Brad Pitt) kann alles, was er selbst nicht kann, er ist ein Anarchist, der den Ist-Zustand der Welt verabscheut und mit der Hilfe seines braven alter ego die Revolution anbahnt. Zunächst wird ein im Untergrund operierender Faustkampfclub gegründet, aus dem sich dann später eine Revolutionsarmee speist, die etwas ganz besonders Schönes plant.

Palahniuks Buch habe ich noch immer nicht gelesen und werde dies wahrscheinlich auch nie nachholen, weil ich Finchers absolut meisterhaftes Filmmonster durch nichts mehr angekratzt wissen möchte.
"Fight Club" subsumiert die Krise einer immer größer werdenden Bevölkerungsgruppe: Der des männlichen, angestellten, gutverdienenden, weißen, abendländischen Frühdreißigers. Überarbeiteter Anzugträger, sich mit Statussymbolen jedweder Konsumsparte ausstaffierend, dabei todunglücklich, einsam und gefangen, das für eine Person viel zu große Wohnblock-Apartment gesäumt mit Ikea-Waren, stets mit Zivilisationskrankheiten von Insomnie über Hypertonie bis hin zu Depressionen und Burn-Out kämpfend. Ein klein wenig Fight-Club-Edward-Norton steckt wohl in "uns" allen und dagegen können wir uns vermutlich auch gar nicht wehren. Die Geschichte entwickelt diesen Ist-Zustand mit einem unvergleichlichen, genießerischen Selbsthass und Selbstekel, fernab jedweden Mitleids und mit einem solch überbordernden Zynismus, wie es kein anderes Werk zustande bringt und zehrt daher auch vierzehn Jahre und mehrere internationale Kriege später noch immer von ungebrochener Aktualität. Brad Pitt als anarchistisches Wunsch-Ich zu besetzen, derweil er im Prinzip bloß seinen "12 Monkeys"-Part repetiert, ist ein weiterer großer Schachzug dieser in jeder Hinsicht perfekt ausgearbeiteten Milieumeditation, die sich selbst nicht davor scheut, das hochfinanzielle Chaos zu predigen und deren wunderbar romantisches Schlussbild bitteschön nicht als Armageddon missverstanden werden will, sondern als durchaus probate Rettungsoption. Ich hatte danach, wie immer kurz nach dem Film, verdammt viel Lust, mich in eine Kneipe zu setzen und mir mit Karacho selbst in die Fresse zu hauen, war dann aber doch mal wieder zu feige. Ich brauche wohl erst noch meinen Tyler Durden.

10*/10

David Fincher Chuck Palahniuk Satire Groteske Terrorismus Faustkampf Verschwörung Insomnie Madness Apokalypse Krebs Persönlichkeitsstörung


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THE CABIN IN THE WOODS (Drew Goddard/USA 2011)


"I'm gonna read a book with pictures."

The Cabin In The Woods ~ USA 2011
Directed By: Drew Goddard

Fünf College-Freunde (Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Anna Hutchison, Fran Kranz, Jesse Williams) brechen zu einem Wochenendtrip in einer Waldhütte auf. Sie ahnen nicht, dass sie sich damit zum Teil eines uralten Rituals machen, das in der Gegenwart jedoch laborhafte Dimensionen angenommen hat. Unter der Erde sitzen eingeweihte Mitarbeiter wie in einer Art Überwachungsbüro und können das Quintett sowohl beobachten wie auch seine Geschicke durch alle möglichen Tricks steuern. Als eine Zombiefamilie auftaucht, die irgendetwas mit den diarischen Schriften im Keller der Hütte zu tun haben und die Freunde attackiert, ahnen sie noch lange nicht, welches Ausmaß sich wirklich hinter ihrem Ungeschick verbirgt...

Dieser Joss Whedon scheint mir ein ziemlich cleveres Kerlchen in Bezug auf die Ersinnung frischer Geschichten und Szenarien zu sein. Da ich bekanntermaßen mit Fernsehen wenig bis notting an der Mütze habe, kenne ich seine Arbeiten auf diesem Sektor nicht, aber dass "The Avengers" großartig sind, bestärkt mich in meiner Vermutung. "The Cabin In The Woods" nun gestaltet sich als umfassende Hommage an den Horrorfilm in seiner Gesamtheit, mit all seinen übernommenen, weitergesponnenen und auch selbstkreierten Mythen. Und ist dazu noch eine Reminiszenz an Lovecraft und an alle Gewohnheitskiffer dieser Welt. Toll ist auch, dass das Erwartete und das Unerwartete zu gleichen Teilen zusammentreffen. Dass der blöd daher salbadernde Pothead am Ende mit all seinen Spinnereien richtig liegt und als Held durchgeht, vermutet man zu Beginn nicht, andererseits jedoch bleibt einem parallel dazu auch das klassische final girl erhalten.
Seine volle Durschschlagskraft erhält "The Cabin In The Woods" im letzten Viertel, als ebenjenes übriggebliebene "Paar" die unfassbare Wahrheit aufdeckt und Whedon und Goddard ihre Phantasie wahre Purzelbäume schlagen lassen: Tief im Boden, unterhalb der Kabine lauern nämlich sämtliche Schrecknisse, die je im Horrorfilm Gestalt annahmen, rechteverhaftete Kreaturen leider, wenn auch erwartungsgemäß, exklusive. Ein Phantásien des Schreckens liegt da begraben und Whedon/Goddard schwingen sich auf zum Michael Ende des Trash. "The Cabin In The Woods" wird zu einer Geschichte über Geschichten, einer Universalabhandlung über das Wesen von Horrorfilmen, deren Metaebene ungeahnte Höhen erreicht, ohne den eigenen Storyfaden zu vernachlässigen. Dass die längst jedes räsonable Maß überschreitende Effektarbeit Hollywoods außerdem nicht automatisch selbstzweckhaft daherkommen muss, sondern in Ausnahmefällen auch ihre ursprüngliche Funktion noch, nämlich die Unterstützung des Films, erfüllen kann, vermittelt einem große Zuversicht. Toll!

9/10

Drew Goddard Joss Whedon Satire Monster Zombies Hommage Verschwörung Marihuana Apokalypse


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BAGDAD (Charles Lamont/USA 1949)


"Curse them! May they be forced to eat desert sand and choke of it!"

Bagdad ~ USA 1949
Directed By: Charles Lamont

Als die feurige Bedu-Prinzessin Marjan (Maureen O'Hara) von ihrer kostspieligen englischen Erziehung nach dem Zweistromland zurückkehrt, findet sie deutlich veränderte Zustände vor: Ihr Vater wurde ermordet und sein Stamm zerstreut, der süffisante Pascha Al Nadim (Vincent Price) hält jetzt die Machthoheit in Bagdad und eine Räubergruppe, die "Schwarzen Roben", rauben Karawanen aus und stehlen Waffen und Geschmeide. Nachdem Marjan mit Mühe und Not durchgesetzt hat, dass auch eine Frau funktionierende Waffen einsetzen kann, tut sie sich mit dem eigentlich stammesverfehdeten Prinzen Hassan (Paul Hubschmid) zusammen und deckt die Hintermänner der Schwarzen Roben auf...

In Teilen toll, insgesamt jedoch leider allzu schlecht strukturiert und zu sehr hingeschludert, um als wirklich prächtiges Werk durchzugehen. Die Ursachen dafür lassen sich in Ermangelung adäquaten Hintergrundwissens lediglich mutmaßen; zu beobachten sind eine herrliche Farbgebung, O'Hara und Price in jeweils großartiger Form und als tolle Antagonisten, an deren Ankathete der schwyzerische Aushilfs-Errol-Flynn Hubschmid ziemlich verblasst. Ferner mangelt es der Dramaturgie an der notwendigen Action und Kinetik, die ein solcher Stoff für seinen Erfolg a priori benötigt, die politischen Ränkespiele hinter der im Prinzip simplen Handlung sind unnötig irreführend und uninteressant, am Ende gibt es dann einen Showdown, der gar keiner ist. Die notwendige klimaktische Spitze bleibt einfach aus und urplötzlich ist "Bagdad" vorbei, bevor man überhaupt mitbekommen hat warum. Ob die Universal den Film als Abschreibungsobjekt nutzte oder warum hier sonst so gekleckert wurde - ich weiß es wie erwähnt nicht. Mit einem versierteren Script und einem ambitionierteren Regisseur hätte es ein großer Film werden können. So leider nicht. Immerhin, is ja bald Karneval, ein Anlass für den lustigen alten Jokus: "Wat sacht der irakische Bäckermeister zu sein' Lehrling?" - genau.

5/10

Charles Lamont Bagdad period piece Wüste Arabien


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ALI BABA AND THE FORTY THIEVES (Arthur Lubin/USA 1944)


"For a man's country or his stomach he might bid his life, even for his horse. But never, never for a woman."

Ali Baba And The Forty Thieves (Ali Baba und die 40 Räuber) ~ USA 1944
Directed By: Arthur Lubin

Durch den Verrat des feigen Großwesirs Cassim (Frank Puglia) verliert der kleine Ali (Scotty Beckett) seinen Vater, den Kalifen von Bagdad (Moroni Olsen) und zugleich sein Anrecht als Thronfolger. Stattdessen setzt sich der mongolische Eroberer Hulagu Khan (Kurt Katch) auf selbigen. Ali flüchtet in die Wüste und findet in den berüchtigten 40 Räubern seine neue Familie. Als Erwachsener (Jon Hall) hat Ali seine Rache nicht vergessen. Die Räuberbande hat er unterdessen zu tapferen Partisanen gemacht, mit deren Hilfe er gegen den Khan und Prinz Cassim zu Felde zieht. Wäre da nur nicht Cassims Tochter, Alis große Kindheitsliebe Amara (Maria Montez), die jetzt dem Khan versprochen ist.

Mit der aus "Arabian Nights" und dem zwischenzeitlich entstandenen "White Savage" bekannten Traumpaarung Hall/Montez, dazu noch samt dem österreichisch-ungarischen Darsteller Turhan Bey machte sich die Universal an ihren zweites großes Orient-Abenteuer. Sabu war leider nicht mehr an Bord, dafür gab jetzt Ford-Standard Andy Devine den Sidekick Halls, der hier ausnahmsweise einmal nicht den fetten Feigling spielen musste, sondern einen trotz seiner Leibesfülle durchaus beredten Schwertkämpfer und Reiter, der dem Helden am Ende sogar den Arsch rettet. Mit der ausgelassenen Stimmung von "Arabian Nights" hält "Ali Baba" nicht ganz Schritt, dafür nimmt er seine Sache aber um Einiges ernster, kredenzt eine bewegende Sterbeszene um Alis Ersatzvater (Fortunio Bonanova) und hält noch andere, schmucke Ideen bereit. Daher dem "Vorgänger" durchaus ebenbürtig.

7/10

Arthur Lubin Bagdad 1001 Nacht Arabien period piece


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TO ROME WITH LOVE (Woody Allen/USA, I, E 2012)


"Let me tell you, and I'm experienced: it's better to be rich and famous than to be poor and unknown."

To Rome With Love ~ USA/I/E 2012
Directed By: Woody Allen

Vier lustige Anekdoten aus und in Rom: Der Architekturstudent Jack (Jesse Eisenberg) verliebt sich in die wankelmütige Freundin (Ellen Page) seiner Freundin (Greta Gerwig), wobei ihm als geisterhafter Ratgeber ständig ein gealtertes Pendant (Alec Baldwin) die Situation redet; der Angestellte und Familienvater Leopoldo (Roberto Benigni) erlebt die Höhen und Tiefen urplötzlichen medialen Ruhmes; der retirierte Opernregisseur Jerry (Woody Allen) überredet den künftigen Schwiegervater (Fabio Armiliato) seiner Tochter (Alison Pill), Tenor zu werden - unter etwas seltsamen Konditionen -; das Jungehepaar Antonio (Alessandro Tiberi) und Milly (Alessandra Mastronardi) entschließt sich nach einem jeweils turbulenten amourösen Abenteuer, zurück in die Sicherheit der Provinz zu ziehen.

Und weiter führt Woody Allens Streifzug durch die Metropolen der alten Welt, nach bereits viermaliger Zwischenstation in London und jeweils einmaliger in Barcelona und Paris. Diesmal geht die Reise also nach Rom und wieder wirkt sich der luftige Lebensstil Südeuropas als überaus vitalisierend für die Lebensgeister Allens, dessen intellektueller Schneid nicht mehr ganz so rasiermesserscharf zu sein scheint wie dereinst, der aber immer noch ganz lustige und vor allem grundtypische Geschichtchen ersinnt um Liebe und Laster, Wohl und Wehe von Beziehungen und die Unpraktikabilität der Psychoanalyse. Penélope Cruz ist als dralle Upper-Class-Hure unwiderstehlich, man möchte nur noch sein Gesicht in ihrem Dekolleté vergraben und darin ersticken. Eisenberg und Baldwin nerven geflissentlich, wenngleich ich mit ersterem nach dem widerwärtigen "Zombieland" langsam aber sicher meinen Frieden machen kann. Die beste Episode hat der Almeister indes sich selbst und seiner langjährigen Kollegin Judy Davis spendiert, wenngleich angesichts der deutschen Fassung Entsetzen meinen Leib durchfuhr: Nach vierzig Jahren hat Wolfgang Draeger offenbar als hiesige Stimme der Ikone abgedankt. Damit endet eine elementare Episode deutscher Synchronisationskunst.

8/10

Woody Allen Rom Ensemblefilm


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ARABIAN NIGHTS (John Rawlins/USA 1942)


"Haroun Al-Badchid! Haroun Al-Baschid!"

Arabian Nights (Arabische Nächte) ~ USA 1942
Directed By: John Rawlins

Der Zwist mit seinem niederträchtigen Bruder Kamar (Leif Erickson) kostet Haroun (Jon Hall), den Kalifen von Bagdad, beinahe das Leben. Zudem spielt der Großwesir Nadan (Edgar Barrier) ein doppeltes Spiel. Der junge Akrobat Ali (Sabu) jedoch entdeckt Haroun noch gerade rechtzeitig und übergibt den Schwerverletzten der Pflege seiner Kollegin, der hochmütigen Tänzerin Scheherazade (Maria Montez). Diese, im steten Glauben daran, dereinst den Thron Bagdads zu besteigen, verliebt sich in Haroun, ohne zu wissen, wen sie da eigentlich vor sich hat. Als die Freunde zunächst in die Hände von Sklavenhändlern, dann in Kamars Gewalt geraten und sich freikämpfen müssen, hat Scherazade sich einzugestehen, dass Kleider keine Leute machen.

Ein buntes Technicolor-Abenteuer aus Zeiten, da der gemeine US-Bürger Bagdad noch nicht mit raketenwerfenden, fantatischen Schnurbart- und Barettträgern assoziierte, sondern mit Bauchtänzerinnen, gut ausgestatteten Harems, fliegenden Teppichen und Turbanen. Sabu, der kurz zuvor mit dem "The Thief Of Bagdad"-Remake Weltruhm errungen hatte, wurde kurzerhand nach Hollywood umgesiedelt und in einer analogen Rolle, als hero's best friend und Romanzenstifter nämlich, bei der Universal unter Vertrag genommen. Der Produzent Walter Wanger derweil nutzte das spartenerprobte Studio, um hier eine kleine, aber für gute zehn Jahre stet weitergeführte Reihe von orientalischen swashbucklers zu initiieren. Der Erfolg gab ihm Recht: Die inszenierung des Handarbeiters John Rawlins ist frisch, unterhaltsam, lustig und überhaupt die komplikationsbefreite Verbildlichung von "unprätenziös". Entsprechend kurzweilig der Film, wobei er für einen wahren Klassiker wohl doch etwas zu glatt geraten ist.

7/10

John Rawlins 1001 Nacht Bagdad period piece Arabien Sindbad


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RIDE WITH THE DEVIL (Ang Lee/USA 1999)


"Are you a virgin?" - "Woman, I have killed fifteen men."

Ride With The Devil ~ USA 1999
Directed By: Ang Lee

In Ost-Missouri sind die Fronten zu Beginn des Sezessionskrieges noch teilweise ungeklärt: Während sich manch Alteingesessener zu den Föderalisten bekennt, denken andere nicht daran, ihre tradierte Lebensart aboltionistischen Ideen zu opfern. Hier, fernab der Kampfschauplätze des Ostens, bildet sich eine eigene Front: Yankee-Sympathisanten flüchten sich in die Jayhawker-Miliz, während die Konföderierten sich als Bushwackers sammeln. Die folgenden Scharmützel stehen den großen Armeeschlachten in punkto Brutalität nicht nach. Als sich abzeichnet, dass Lincoln und General Grant den Krieg siegreich beenden werden, beginnen die Milizen zu plündern und zu brandschatzen und sich als Outlaws durchs Feld zu schlagen. Der deutschstämmige Jake Rodel (Tobey Maguire) und der Ex-Sklave Daniel Holt (Jeffrey Wright) stellen sich dieser Entwicklung entgegen und haben bald Feinde auf der einstmals eigenen Seite.

Hinreißend-meditativer Bürgerkriegswestern von Ang Lee, der sich gemächlich und mit manchmal blutigen Eruptionen seinen Weg durch die vier Kriegsjahre mäandert, die sich verdichtende Freundschaft zwischen einem engstirnigen Südstaaten-Jungspund und einem früheren Sklaven und die mitunter abgründigen Lebenssituationen in Zeiten des Krieges zu seinen Hauptthemen macht. James Schamus und Lee verkneifen sich alte figurale Klischees, in denen der faulzahnige Missouri-Redneck seine inzestuös gezüchtete Idiotie nicht mehr ablegen kann oder der gutmütige Plantagennigger vor lauter Dankbarkeit auf die Knie geht, wenn er eine Schweinespeckseite bekommt. "Ride With The Devil" nimmt seine Charaktere stattdessen denkbar ernst und gesteht ihnen Entwicklungen zu, die, ähnlich wie in "The Ice Storm", in die Mündigkeit führen und die erwachsene Fähigkeit, sich mit den Unebenheiten des Lebens zu arrangieren ohne Waffengewalt. Damit ist "Ride The Devil" auch ein hochpazifistischer Film, dem die multinationale Perspektive herzlich guttut. Dass er von aufreizend schönen Bildern seiner Schauplätze getragen wird, sollte in diesem Zusammehang nicht als bloße Bonus aufgefasst werden.

8/10

Sezessionskrieg Südstaaten Ang Lee Missouri Kansas Freundschaft





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