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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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CASTAWAY (Nicolas Roeg/UK 1986)


"Hollow... hollow."

Castaway ~ UK 1986
Directed By: Nicholas Roeg

Die junge Londonerin Lucy Irvine (Amanda Donohoe) antwortet auf eine Zeitungs-Annonce des wesentlich älteren Gerald Kingsland (Oliver Reed). Dieser will ein Jahr allein mit einer Frau auf einer unbewohnten Insel im Südpazifik verbringen, um zu testen, ob die vermeintlichen 'Segnisse' der Zivilisation verzichtbar sind, oder nicht. Um ihr "Experiment" offiziell durchführen zu können, müssen die beiden heiraten - für den bereits geschiedenen Gerald kein Problem, für Lucy eine eigentlich unvorstellbare Situation. Dennoch kommt man überein. Nach anfänglich paradiesischen Wohlfühlphasen auf der Insel Tuin folgen bald Hunger, Entbehrung, Krankheiten und sexuelle Notstände. Nach dem vollbrachten Jahr gehen Lucy und Gerald wieder eigener Wege, gleichermaßen glücklich und traurig, den jeweils anderen hinter sich lassen zu können und zu müssen.

Szenen einer Ehe Redux - basierend auf tatsächlichen Ereignissen und einem autobiographischen Roman Lucy Irvines drehte Roeg diese zivilisationskritische Parabel über die Unmöglichkeit, als angepasste Menschen der achtziger Jahre ohne Mindestkomfort glücklich werden, geschweige denn überleben zu können. Dabei drehen sich die Sehnsüchte Lucys und Geralds, basierend auf ihren demografischen, sowie Geschlechts- und Altersdifferenzen um jeweils völlig unterschiedliche Zentren. Während Gerald das lockere Leben liebt und sich seinen Aufenthalt auf Tuin als permante Faulenzer- und Rammelorgie vorstellt, geht es Lucy tatsächlich um Fragen der Ökonomie und Enthaltsamkeit. Stoisch verweigert sie dem geilen Gerald den Geschlechtsverkehr und ganz schleichend tauschen sich parallel zu ihrem körperlichen Verfall infolge von zwischenzeitlichem Trinkwasser- und Nahrungsmangel ihre Prioritäten. Am Ende ist es Lucy, die den Rückweg in die Zivilisation fürchtet und Gerald kann gestärkt und frei von Depression neue Lebenswege auskundschaften.
Die Kritik befand "Castaway" oftmals als schleppend, zäh und langweilig, was sich einem Roeg-Film faktisch immer vorwerfen lässt, sofern einem der richtige Zugang fehlt. Nicolas Roeg macht Filme, die sensuell erfahrbar sein und nicht einfach nur gesehen werden wollen. Damit machen sie es ihrem Publikum nicht leicht, sondern fordern im Gegenteil eine spezifische Breitschaft von ihm ein. Das macht sie gewissermaßen arrogant und elitär für die Einen, für ihre Freunde jedoch zum Hochgenuss. "Castaway" bildet da keine Ausnahme. Ebensowenig wie ich.

8/10

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STAND BY ME (Rob Reiner/USA 1986)


"I never had any friends later on like the ones I had when I was twelve."

Stand By Me ~ USA 1986
Directed By: Rob Reiner

Angesichts der Ermordung seines Jugendfreundes Chris (River Phoenix) erinnert sich der Schriftsteller Gordie Lachance (Richard Dreyfuss) an seine Kindheitsjahre, in denen er (Wil Wheaton) sich zusammen mit seinen drei besten Freunden Chris, Teddy (Corey Feldman) und Vern (Jerry O'Connell) auf die abenteuerliche Suche nach der Leiche eines gleichaltrigen Jungen macht. Der schlussendliche Fund des Toten wird zu einer biographischen Zäsur für alle Beteiligten.

Ich habe das große Glück, mit Stand By Me aufgewachsen zu sein. Als ich den Film seinerzeit mit meinem besten Freund im Kino gesehen habe, waren wir etwa imselben Alter wie Gordie, Chris,Teddy und Vern und deswegen ebenso weltverständig und emotionsoffen, wie es elf- und zwölfjährige Jungs eben sind, bevor Mädchen und Bier zu den existenzbestimmenden Themen werden. Einen besseren Zeitpunkt für die Premiere von Reiners wahrscheinlich schönstem Film kann ich mir im Nachhinein jedenfalls nicht vorstellen. "Stand By Me" hat mich im Laufe der letzten 25 Jahre stets begleitet und ist nie wieder von meiner Seite gewichen. Die Perspektive allerdings hat irgendwann ganz unmerklich von dem jungen hin zum alten Gordie gewechselt, dessen Blick auf seine Kindheit und jenes zugleich so schöne wie morbide Erlebnis auf der Straße zum Erwachsenwerden ja ebenso nostalgieverklärt sind wie die eigenen Rückblicke, die man, um diverse Erfahrungen reicher und gereifter, so pflegt. Diese universelle Erzählsprache, die nicht allein Stephen Kings Vorlage "The Body", sondern auch dem filmgenuinen Script und natürlich Reiners brillanter Inszenierung zuzuschreiben ist, die witzige popkulturelle Zitate pflegt und die die Musikhits der Zeit hörbar macht, ist es, die "Stand By Me" erst zu seiner speziellen Empathie und seiner so gemeinverständlichem Persönlichkeit verhilft. Ganz davon abgesehen, dass er einen der besten mir bekannten Filme über Freundschaft und Unschuldsverlust darstellt.

10/10

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THE BRIDGE ON THE RIVER KWAI (David Lean/USA, UK 1957)


"You're two of a kind, crazy with courage. For what? How to die like a gentleman. How to die by the rules - when the only important thing is how to live like a human being!"

The Bridge On The River Kwai (Die Brücke am Kwai) ~ USA/UK 1957
Directed By: David Lean

Thailand, 1943. Als der ein mitten im Urwald liegendes Kriegsefangenenlager kommandierende Colonel Saito (Sessue Hayakawa) den britischen Oberst Nicholson (Alec Guinness) und dessen Regiment übersandt bekommt, ahnt der fanatische, japanische Offizier nicht, dass ein ihm in punkto Dickköpfigkeit ebenbürtiger Duellant ins Haus steht. Nicholson weigert sich strikt, Saitos der Genfer Konvention widersprechender Anordnung, derzufolge auch die Offiziere beim geplanten Bau einer Brücke über den Fluss Kwai körperlich arbeiten sollen, Folge zu leisten. Dafür wird er geschunden und gefoltert, kann sich am Ende jedoch gegen Saito, der die Brücke termingerecht fertiggestellt bekommen muss, durchsetzen. Damit nicht genug wird der Brückenbau bald zu Nicholsons höchstpersönlicher Obsession und zu einem widersinnigen Symbol für den ungebrochenen Kampfgeist der britischen Armee. Der aus Saitos Lager entkommene Amerikaner und Hochstapler Shears (William Holden) erhält schließlich den Auftrag, Nicholsons Brücke im Zuge eines waghalsigen Kommandounternehmens zu sprengen...

Mit "The Bridge On The River Kwai" begann ein neuer Abschnitt in der Regisseurs-Karriere David Leans. Bereits populär geworden durch einige, vergleichsweise spartanisch gefertigte britische Kunstwerke, fertigte Lean ab 1957 nurmehr große, prachtvolle Historienepen mitsamt Überlänge und Breitformat, die ihm jeweils immer gigantischere Meriten eintrugen und immer ausgedehntere kreative Pausen nach sich zogen. Dies hatte zur Folge, dass Lean in den knapp drei Dekaden zwischen 1957 und 1984 nur fünf Filme inszenierte, wobei der Abstand zwischen den letzten beiden immerhin satte vierzehn Jahre betrug. Die sich leicht als Trilogie um angeknackste Helden im Clinch der Geschichte lesen lassenden ersten drei Meisterwerke dieser absoluten Phalanx großer Kinokunst beginnt eben mit "The Bridge On The River Kwai", einem Kriegsopus, das um ganze fünf in Identitätskrisen befindliche Männer kreist. Da sind der japanische Offizier Saito, dessen Lebensmaxime sich gänzlich aus dem Bushidō speist, sein in berufsethischer Hinsicht nicht minder verbohrter, englischer Berufsgenosse Nicholson, dessen bürokratische Kriegssicht ihn langsam den Verstand kostet, der flapsige und zynische Amerikaner Shears, ein reiner Opportunist und Antiheld, schließlich der wiederum fanatische Brite Warden (Jack Hawkins), prinzipiell ein Bruder Nicholsons im Geiste, am Ende jedoch dessen letztes Verhängnis und schließlich der Sanitätsoffizier Clipton (James Donald), der einzige Mann dieses Quintetts, der eine klare Sicht der Dinge wahren kann. Abseits von der sorgfältig ausgearbeiteten und jeweils brillant dargestellten Charakterzeichnung dieser Figuren sowie einem allgegenwärtigen Galgenhumor wirft Lean natürlich auch diverse Schauwerte in die Waagschale, man denke nur an die ausufernde Natursymbolik - beispielsweise die bei einem Dschungelgefecht aufsteigenden Scharen von Fledermäusen.
Die kulturelle Hinterlassenschaft dieses großen Kunstwerks zuvorderst: "The Bridge On The River Kwai" ist ein Film, an dem man aufgrund seiner perfekten Stimmigkeit und Balance auch nach 55 Jahren rein gar nichts ändern möchte.

10/10

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JURASSIC PARK III (Joe Johnston/USA 2001)


"Reverse Darwinism - survival of the most idiotic."

Jurassic Park III ~ USA 2001
Directed By: Joe Johnston

Das Ex-Ehepaar Kirby (Téa Leoni, William H. Macy) hat seinen Sohn Erik (Trevor Morgan) bei einem Kite-Trip über der Isla Sorna verloren. Da sie glauben, dass der Junge noch leben müsse, schleppen sie den mittlerweile von Dr. Sattler (Laura Dern) getrennt lebenden Dr. Grant (Sam Neill) mehr oder weniger unfreilligerweise zu einer Rettungsmission mit zur Insel. Erik kann zwar bald gefunden werden, doch das Entkommen von der Insel gestaltet sich als besonders kompliziert...

"Jurassic Park III" illustriert besonders schön, wie Spielberg im Vergleich zu einem "herkömmlichen" Durschschnittsregisseur wie Joe Johnston inszeniert, der als Techniker sicherlich stets einwandfreie Arbeit leistet, der andererseits dem bloßen Routinement allerdings nie wird entkommen können. Abgekürzt formuliert soll dies heißen: "Jurassic Park III" fehlt ganz eindeutig die unverkennbare formale Signatur der beiden Vorgänger. In diesem dritten Teil des Franchise, der um gut ein Viertel Laufzeit kürzer ist als die beiden anderen, geht es nurmehr um den reinen Spaß am familiären Kinoausflug und nicht mehr um die Kunst, das Publikum nicht bloß kurzfristig, sondern möglicherweise sogar nachhaltig beeindruckt zurückzulassen. Johnstons Film jedoch ist reinste Nummernrevue, vergleichbar in etwa mit einer Fahrt auf der Wildwasserbahn: sauber und mit einiger affektiver Bandbreite konstruiert, garantiert jedoch ohne Hinterlassung bleibender Eindrücke oder gar Schäden mit Ausnahme von zwei drei Tröpchen auf der Bluse. Klar, der Spinosaurus und die Pteranodons sind bestimmt dufte Hingucker, Sam Neills und Laura Derns neuerliche Auftritte liebenswert. Ansonsten spickt Johnston (ja, das reimt sich) seine mediokre Dinomär permanent mit Zitaten und Verweisen an den Erstling und feilt damit nur weiter an seinem durchsichtigen, kreativen Offenbarungseid. Er ist eben nur die Zweit-, wenn nicht gar die Drittbesetzung auf dem "JP"-Regiestuhl.

6/10

Joe Johnston Steven Spielberg Dinosaurier Insel Genforschung Sequel Monster


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THE LOST WORLD: JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1997)


"I'll be back in five or six days." - "No, you'll be back in five or six pieces."

The Lost World: Jurassic Park (Vergessene Welt - Jurassic Park) ~ USA 1997
Directed By: Steven Spielberg

Der kurz vor dem finanziellen Ruin stehende John Hammond (Richard Attenborough) eröffnet Dr. Malcolm (Jeff Goldblum), dass sich rund neunzig Meilen entfernt von Isla Nublar, jener Insel, auf der einst der 'Jurassic Park' eröffnet werden sollte, das gentechnologische Zentrum und die eigentliche Brutstätte für seine Klon-Experimente befinden - auf der nicht minder urtümlichen Isla Sorna. Um die sich dort munter fortpflanzenden Saurier vor einer neuerlichen kommerziellen Ausbeutung durch seinen gierigen Großneffen Ludlow (Arliss Howard) zu bewahren und ihre Existenz in den öffentlichen Fokus zu rücken, entsendet Hammond ein kleines Dokumentationsteam, zu dem auch der höchst ungehaltene Malcolm gehört. Kurz nach ihnen treffen auch Ludlow und diverse Großwildjäger auf Isla Sorna ein, die für ein neuerliches Chaos sorgen.

Wenngleich sich David Koepps Script gut die Hälfte der teils doch recht flauen Dialogwitzchen hätte sparen können und einige Charaktere des im Vergleich zum Vorgänger quantitativ deutlich angehobenen Figureninventars an Redundanz kaum mehr zu überbieten sind, kann auch "The Lost World" diverse Stärken vorweisen. Dazu zählen ganz besonders Spielbergs nochmals perfektionierte Spannungsdramaturgie, die einige Sequenzen, so etwa jene mit dem von dem T-Rex-Paar attackierten Trailer, zu einer wahren Tour de Force innerhalb des vom Regisseur aus der Taugfe gehobenen Achterbahnkinos machen. Die Tiere sind wiederum mit brillant eingesetzter Technik zum Leben erweckt worden; wobei nach wie vor Stan Winstons animatronische Kreationen den CGI-Effekten deutlich überlegen sind.
Der sich offenbar tatsächlich ernst nehmende Ethikdiskurs um menschliche Intervention in geschlossenen Ökosystemen erweist sich allerdings als recht lächerlich und vor allem angesichts des Sujets als fast schon paradox. Umso beruhigender das wie ein Sicherheits-Bypass angelegte Finalfünftel, in dem der Tyrannosaurus durch San Diego strolchen darf und das als bravouröse Hommage an den klassischen Monsterfilm durchgeht; mitsamt possierlicher Fressszene am Ende. Inhaltlich kann man sich "The Lost World: Jurassic Park" wirklich zur Gänze schenken, dagegen wirkt selbst das bereits eindimensionale Original noch pulitzerpreisverdächtig. Formal dürfte Spielberg hier indes eines seiner Hauptwerke hingelegt haben; eine solche fiebrige inszenatorische Organik wie hier war in seinem Œuvre hernach bestenfalls noch in "War Of The Worlds" zu spüren.

8/10

Steven Spielberg Insel Dinosaurier Monster Genforschung Sequel Michael Crichton


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JURASSIC PARK (Steven Spielberg/USA 1993)


"I spared no expenses."

Jurassic Park ~ USA 1993
Directed By: Steven Spielberg

Der reiche Spaßunternehmer John Hammond (Richard Attenborough) hat im Geheimen und mithilfe modernster Gentechnik einen Inselpark vor der Küste Costa Ricas aufgebaut, in dem lebende Dinosaurier zu sehen sind. Ausgerechnet an dem Wochende, als ein Wissenschaftler-Trio bestehend aus dem Paläontolgen Alan Grant (Sam Neill), der Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern) und dem Probabilistiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum) eingeladen ist, um Hammond eine postive Versicherungsexpertise zu erstellen, setzt der gierige Industriespion Dennis Nedry (Wayne Knight) das gesamte Sicherheitssystem im Park außer Kraft. Auch Hammonds Enkelkinder (Joseph Mazzello, Adriana Richards) sind von der tödlichen Gefahr bedroht, die einige der losgelassenen Saurier auf der Insel verursachen.

Spielbergs meisterhaft inszenierter Blockbuster hat nun schon beinahe zwanzig Jahre auf dem Buckel und wirkt noch immer frisch und formperfekt wie am ersten Tag. Die brillante Achterbahn-Spannungsdramaturgie, derer sich Spielberg noch ganz ohne die seitdem ja klammheimlich zu zweifelhaften Branchen-Standards gewordenen technischen Mätzchen befleißigt, ist von einer Kunstfertigkeit, die ihn nach wie vor als brillanten Thrill-Ingenieur ausweisen. Dabei braucht es gar nicht immer den visuellen Einsatz der Riesenechsen - Allerweltsrequisiten wie ein herabstürzendes Auto oder ein elektrisch geladener Zaun generiert Spielberg wie schon in den "Indiana Jones"-Filmen zu szenischen MacGuffins, die in Cliffhangermanier selbst bei der x-ten Betrachtung noch für Handklämme zu sorgen vermögen.
Der klassische Monsterfilm pflegte stets einen moralethischen Fingerzeig vorzuweisen und einen sorglosen Umgang mit ökologischen Ressourcen ebenso wie verantwortungslos missbrauchte, moderne Technologien als humanen Schöpfungsverrat zu denunzieren. In dieser Tradition stehen auch Crichtons Vorlage und Spielbergs Film, die gleichsam einleuchtend aufzeigen, warum man weder die Gefahr gentechnologischen Unmaßes noch den Hang zu kommerziell gefärbter Megalomanie in ihrer gefährlichen Effektivität keinesfalls unterschätzen sollte. Ob der Film derlei im Prinzip obsolete Diskurse wirklich nötig hat, steht auf einem anderen Blatt; wirklich wichtig ist lediglich ihre Funktion als zusätzliche Spannungsträger.
Schließlich gehören hier noch die fabulösen Darsteller erwähnt - speziell der wie meist superwitzige Jeff Goldblum und der in strauchelndes Zweifeln geratende Richard Attenborough liefern deutlich mehr, als ein herkömmliches Mainstream-Produkt verdient gehabt hätte.

9/10

Steven Spielberg Michael Crichton Vergnügungspark Dinosaurier Monster Genforschung Insel


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BUCK ROGERS IN THE 25TH CENTURY (Daniel Haller/USA 1979)


"Di-Biddi-Biddi-Biddi."

Buck Rogers In The 25th Century (Buck Rogers) ~ USA 1979
Directed By: Daniel Haller

Nach einem unfreiwilligen, fünfhundert Jahre andauernden Kälteschlaf erwacht der im Jahre 1987 gestartete Astronaut Buck Rogers (Gil Gerard) im 25. Jahrhundert, nachdem einige intrigante Draconianer sein Schiff im All aufgefangen haben. Zurück auf der Erde verdächtigt man ihn der Gegenspionage. Buck steht also zwischen den Fronten und hat in dem Computerhirn Dr. "Theo" Theopolis und der Robot-Drohne Twiki seine einzigen Freunde. Da Buck seinerseits längst herausgefunden hat, dass die Draconianer das geplante Handelsabkommen mit den Terranern nur als Vorwand für eine Invasion benutzen, entschließt er sich zum Guerilla-Gegenangriff...

Buck Rogers ist neben Flash Gordon der zweite große SciFi-Pulpheld der dreißiger Jahre, der immerhin sogar mit swechs Jahren Vorsprung das Licht der Schmierblättchenwelt erblickte. Wie Flash Gordon und Tarzan wurde auch Buck Rogers von dem damaligen Muskel-Heros und Schwimmstar Larry "Buster" Crabbe in einem Movie-Serial gegeben.
Der vorliegende Pilotfilm der gleichnamigen kleinen Fernsehserie aus dem Stalle Glen A. Larsons ist einer meiner Kindheitsschätze, den ich zu Grundschulzeiten mindestens einmal die Woche gesehen habe. Die unübersehbaren Parallelen zu "Battlestar Galactica" fand ich sogar damals schon aufgenfällig, doch das nur nebenbei. Über meinen lieben Forenfreund Außenseiter bin ich nun jedenfalls in den Genuss gekommen, den Film nach geschätzten zwanzig Jahren endlich wieder mit seiner Originalsynchronisation sehen zu können, die ihm seinerzeit für den hiesigen Kinoeinsatz in Berlin angepasst wurde. Die spätere Münchner TV-Synchro fällt im Direktvergleich fast zum Davonlaufen fade aus.
So ein Wiedersehen nach großzügiger Pause verläuft ja nun manchmal auch eher unerfreulich, da sich zwar nicht der Film, aber die Rezeptionsgewohnheiten und Wahrnehmungsschwellen des Rezipienten u.U. stark verändert haben. Jetzt fiel mir beispielsweise erstmals auf, wie bieder TV-like Hallers Film, den ich als Kind stets als einen supertollen "Star-Wars"-Nachzügler erachtet habe, doch eigentlich ist, was zunächst etwas befremdlich anmutete. Rasch jedoch fanden sich die alten Rezeptoren nostalgie-feinjustiert und der sich einstellende Spaß war wieder ganz der alte, wenn auch unter leicht anderen Vorzeichen Gil Gerards völlig bekokste Performance, der herrlich steife Twiki, der schwule Computer Theo, die auf ihre Weise jeweils hocherotischen Erin Gray und Pamela Hensley, der große, dünne Henry Silva, postnukleare Mutanten, eine dufte Ballszene mit heißem Zukunfts-Discofox; vor allem aber der unvergessliche, wunderschöne Song "Suspension" mitsamt schick abgekupferten Bond-Titeln.
"Buck Rogers" mag vielleicht kein leuchtender Genrestern sein, hat aber noch immer hübsch viel zu bieten und zu teilen.

7/10

Pulp Buck Rogers Daniel Haller Zukunft Apokalypse Aliens Glen A. Larson TV-Film Serien-Pilot Invasion


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VOYAGE TO THE BOTTOM OF THE SEA (Irwin Allen/USA 1961)


"It's not for us to judge, maybe; but we can reason."

Voyage To The Bottom Of The Sea (Unternehmen Feuergürtel) ~ USA 1961
Directed By: Irwin Allen

Als ein riesiger Feuergürtel die Erde umschließt, erweist sich das mit Atomrakten bestückte Super-U-Boot des Physikers Admiral Nelson (Walter Pidgeon) endlich als sinnvoll: Freilich ohne autoritäre Absegnung wähnen Nelson und sein Kollege Emery (Peter Lorre) die letzte Chance der Welt darin, zu einer bestimmten Stunde an einem bestimmten Tag und einen bestimmten Ort den Feuergürtel zu torpedieren. U-Boot-Captain Crane (Robert Sterling) ist sich derweil nicht ganz sicher, ob Nelson überhaupt noch alle Tassen im Schrank hat...

Die erste große Katastrophenmär des pathologischen Kapputmach-Fans Irwin Allen nimmt sich bezüglich ihrer Story-Konstruktion inmitten des Kalten Krieges zunächst mal aus wie ein schlechter Witz: Ein Atom-U-Boot, voll mit global relevanter Vernichtungsmaschinerie, wird hier als technisches Wunderwerk und schließlich messianisches Weltenrettungsmittel gefeiert; ein scheinbar nicht ganz dichter Militärwissenschaftler und sein nicht minder exzentrischer Kollege, die auf eigene Faust mit Atomwaffen herumhantieren, sollen derweil die finale Exekutive stellen. "Voyage To The Bottom Of The Sea" steht somit im vollständig diametralen Widerspruch zu Kubricks "Dr. Strangelove", in dem eine ganz ähnliche Ausgangssituation die Welt an den Arsch katapultiert. Natürlich erweist sich bei Allen am Ende alles als gut und richtig und Nelson aller Zweifel zum Trotze tatsächlich als der Grandaddy aller wissenschaftlichen Tagesretter. Dazwischen liegen noch zwei (!) Kämpfe mit Monsterkraken und ein grandios aussehender Feuershimmel, der jeder Bibelverfilmung Ehre machen würde. That's Armageddon, Baby!

6/10

Irwin Allen Apokalypse U-Boot


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CIRCLE OF IRON (Richard Moore/USA 1978)


"It's hard to kill a horse with a flute."

Circle Of Iron (Das Geheimnis des blinden Meisters) ~ USA 1978
Directed By: Richard Moore

Der Kämpfer Cord (Jeff Cooper) begibt sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem nahezu unschlagbaren Zetan (Christopher Lee), Hüter eines magischen Buches. Auf seiner Reise hat Cord diverse metaphysische Prüfungen zu meistern und lässt sich von den kryptischen Weisheiten eines blinden Nomaden (David Carradine) leiten.

Nun hat ja nicht der große Zen-Philiosoph Wischiwaschi sondern angeblich niemand Geringeres als Bruce Lee diesen leicht gewöhnungsbedürftigen Haufen Götterspeise ersonnen. Er hatte zu Lebzeiten wohl noch die Rolle(n) Carradines übernehmen wollen und seinen Kumpel James Coburn als Cord im Auge gehabt. Vielleicht wäre der Streifen dann noch witziger geworden, wer weiß.
Als Kids sind wir jedenfalls voll auf "Circle Of Iron", der des Öfteren unter dem ZDF-Label 'Der Phantastische Film' gesendet wurde, abgefahren; warum, das erschließt sich mir heute nur noch in sehr nebulösen Bahnen. Vielleicht haben wir hinter all dem ominösen Geschwätz David Carradines, hinter Jeff Coopers unsäglichem Haarverbrechen oder Eli Wallachs Auftritt als Gelehrter, der per Ölfassaufenthalt seinen Schniedel unbrauchbar machen will, eine infantile Ahnung von Avantgarde ausgemacht. Vielleicht standen wir auch einfach nur auf allen möglichen Scheiß, der im Nachtprogramm o.g. Reihe lief - keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich gestern Zachi Noy in einer Mini-Einstellung entdeckt, die noch nichtmal in der imdb gelistet ist. Ich bin gut. Dieser Film nicht ganz so.

4/10

Richard Moore Suche Zen Martial Arts


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AL TROPICO DEL CANCRO (Giampalo Lomi, Edoardo Mulargia/I 1972)


Zitat entfällt.

Al Tropico Del Cancro (Inferno unter heißer Sonne) ~ I 1972
Directed By: Giampalo Lomi/Edorado Mulargia

Vorgeblich um seine marode Ehe mit der schönen Grace (Anita Strindberg) zu retten, reist Fred Wright (Gabriele Tinti) nach Haiti. Tatsächlich hat Fred jedoch mitbekommen, dass sein alter Bekannter Williams (Anthony Steffen), ein brillanter Pharmakologe, rein zufällig ein mysteriöses Halluzinogen erfunden hat, dessen vermehrte Einnahme wie sich bald herausstellt jedoch zugleich die Neutralisation sämtlicher roter Blutkörperchen und damit den Tod des Konsumenten zur Folge hat. Urplötzlich sind neben dem zunehmend gieriger werdenden Fred noch diverse andere Parteien hinter der entsprechenden Formel her, darunter der feiste Peacock (Alfio Nicolosi) und ein unbekannter Mörder, der jeden, der mit der Formel in Berührung kommt, aus dem Weg schafft.

Ähnlich wie Argentos "Gatto A Nove Code" nutzt "Al Tropico Del Cancro" die Wirren der medizinischen Forschung lediglich als Aufhänger und wissenschaftlichen McGuffin, um einer halbwegs geschmackvoll dargebotenen Abfolge an Gattungsmerkmalen einen plotmäßigen Unterbau zu verschaffen. Ansonsten setzt der Film, der nach dessen eigenem Bekunden allein von Lomi inszeniert wurde, während sein nomineller Co-Regisseur Mulargia sich vor Ort einen faulen Lenz machte (andere Stimmen wie die des Italoploitation-Aficionados Antonio Bruschini behaupten lustigerweise das genaue Gegenteil), vor allem auf die permanent etwas anrüchig-denunzierend daherkommende Darstellung karibischen Lokalkolorits sowie die nackter Haut und ein wenig Gewalt. Dabei kommt es zu einigen aufsehenerregenden Szenen; unter anderem kredenzt Lomi seinem Lechzpublikum ein angeblich authentisch durchgeführtes Voodoo-Ritual, eine geschmackvolle Drogen-Halluzination Anita Strindbergs sowie eine fiese Mordszene für den Nebendarsteller Stelio Candelli, der's mit heißem Dampf verpasst bekommt. Ansonsten wäre noch der flotte Score von Piero Umiliani zu erwähnen.
Was mich anbelangt, so habe ich aus dieser Ecke bestimmt schon Besseres gesehen. Schlechteres aber auch.

5/10

Giampalo Lomi Edorado Mulargia Giallo Haiti Karibik Ehe Voodoo Europloitation





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