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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SWORD OF THE VALIANT: THE LEGEND OF SIR GAWAIN AND THE GREEN KNIGHT (Stephen Weeks/UK 1984)


"Does your mother know you do this?"

Sword Of The Valiant: The Legend Of Sir Gawain And The Green Knight (Camelot - Der Fluch des Goldenen Schwertes) ~ UK 1984
Directed By: Stephen Weeks

Als ein geheimnisvoller Grüner Ritter (Sean Connery) am Hofe des Königs (Trevor Howard) erscheint und ein tapferen Ritter auffordert, ein eigenartiges Spiel mit ihm zu spielen, meldet sich als einziger der Knappe Gawain (Miles O'Keeffe). Für seine Tapferkeit prompt zum Ritter geschlagen, enthauptet Gawain den Fremden mit dessen eigener Streitaxt und auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin. Dieser setzt sich unvermittels seinen Kopf wieder auf und hinterlässt Gawain ein Rätsel, für dessen Lösung der frischgebackene Edelmann ein Jahr Zeit erhält. Nach dessen Verstreichen träfe man sich wieder und es obliege dem Grünen Ritter, Gawains Kopf zu nehmen. Zusammen mit seinem Knappen Humphrey (Leigh Lawson) macht sich Gawain auf, eine Reise in die Magie zu unternehmen, an dessen Ende sein Schicksal wartet.

"Sword Of The Valiant" ist bereits die zweite Adaption des originär mediävistischen Poems um die seltsame Reise des Ritters Gawain durch den englischen Regisseur Stephen Weeks. Während die Vorlage einen engen inhaltlichen Bezug zur Artussage aufweist - Gawain war einer der Ritter der Tafelrunde - verzichten die Verfilmungen auf solche Parallelen, möglicherweise, weil der nicht weiter nominell ausformulierte König jeweils nur eine höchst untergeordnete Rolle spielt und auch sein übriger Hofstaat von keinerlei narrativer Bedeutung ist. Produziert von der Cannon als Versuch, vom Erfolg der damals populären Fantasywelle zu partizipieren sowie als eine weitere Anstrengung, die Karriere des ewigen B- und C-Akteurs Miles O'Keeffe zu pushen, ist "Sword Of The Valiant" jedoch viel zu verschroben und unspektakulär, um mit der zum Teil deutlich spektakuläreren Konkurrenz Schritt halten zu können. Dennoch mochte ich persönlich den Film immer ganz gern, wenngleich diese Sympathie dem Zahn der Zeit nur mit Mühe trotzen kann. Eine erlesene Nebendarstellerriege sowie schöne set pieces und Kostüme fährt die Produktion auf und täuscht über manche inszenatorische Schlamperei hinweg. O'Keeffe hat zwischendurch offenbar nochmal Schauspielunterricht genommen, seine Darstellung als Sir Gawain wirkt jedenfalls deutlich versierter als frühere mimische Holzschnitte. Dafür muss er eine unmögliche blonde Perücke tragen, die eigentlich nur als dummer Scherz oder verlorene Wette durchgeht. Jedenfalls erklärt sich so die spätere Affinität für Gawains Mündel Eisenherz. Der hat nämlich eine ähnlich bescheuerte Frisur.

5/10

Stephen Weeks Mittelalter Magie Artussage Ritter Mission Sword & Sorcery Cannon


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SOLDIER OF FORTUNE (Edward Dmytryk/USA 1955)


"I thought you were already back in the U.S. ..." - "I just came near the airport."

Soldier Of Fortune (Treffpunkt Hongkong) ~ USA 1955
Directed By: Edward Dmytryk

Um ihren Mann Louis (Gene Barry), einen nassforschen Fotojournalisten, der in Kanton von den Rotchinesen gefangen gehalten wird, zu befreien, kommt die Amerikanerin Jane Hoyt (Susan Hayward) nach Hong Kong. Ihre anfänglichen Schwierigkeiten, sich in der Kronkolonie zurechtzufinden führen sie alsbald zu dem reichen Reeder und Abenteurer Hank Lee (Clark Gable), der sich prompt in Jane verliebt, dessen Ehre als Gentleman ihm jedoch gebietet, zunächst Louis Hoyt herauszuhauen, bevor auch er sich gänzlich im Herzen der schönen Amerikanerin einnisten kann.

Ein eher zu vernachlässigendes Werk des während dieser Zeit vielbeschäftigten Dmytryk, der zu dieser Zeit zahlreiche Auftragsarbeiten für die Fox und andere Studios erledigte. Dabei handelte es sich primär um flamboyantes Abenteuer- und Romantikkino, das in erster Linie dazu angetan war, die Vorteile der Kombination von CinemaScope und Technicolor herauszustellen sowie dazu, seine Mitarbeiter und ergo im Nachhinein auch das Publikum an irgendwelche exotischen Schauplätze zu (ent-)führen. In exakt diese Kategorie fällt auch das x-te, uneheliche "Casablanca"-Ripoff "Soldier Of Fortune". Jenes fährt neben seinem Protagonistenpaar eine illustre Reihe prächtiger Nebendarsteller auf, so zum Beispiel Michael Rennie, Alex D'Arcy, Tom Tully, Richard Loo und Jack Kruschen, deren geballtem Einsatz der Film am Ende sehr viel von seinem Charme verdankt. Ansonsten handelt es sich um eines jener üblichen, teuren Kinokataloge über und aus Anderland, das in erster Linie die eskapistische Funktion besaß, durch die ausbeuterische Zurschaustellung einer exotischen Kultur dem abendländischen Malocher und/oder seinem Hausweibe ein paar anerkennende Seufzer abzuringen. Nichts Besonderes also, aber irgendwie doch immer wieder schön - besonders in der Retrospektive.

7/10

Edward Dmytryk Hong Kong Macao Söldner Ernest K. Gann


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MARCH OR DIE (Dick Richards/UK 1977)


"When the desert doesn't devour your measly corpses, then I will. I wouldn't know what's worse."

March Or Die (Marschier oder stirb) ~ UK 1977
Directed By: Dick Richards

Kurz nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg erhält Major Foster (Gene Hackman), Offizier in der Fremdenlegion, von oberster Stelle den Auftrag, mit seinem Regiment Ausgrabungen in Marokko vor feindlichen Beduinen zu schützen. Foster hält den Auftrag für blanken Irrsinn. Und tatsächlich: Schon kurz nach der Ankunft der Männer in Nordafrika stellt der Stammesführer El Krim (Ian Holm) unmissverständlich klar, welches Schicksal die Soldaten erwartet, sollten sie nicht umgehend wieder verschwinden. Doch Foster führt seinen Auftrag unbeirrt aus.

Die Aktivitäten der Fremdenlegion, die man ja so unwillkürlich wie unberechtigt gern mit irgendwelchen Patrouillenmärschen durch die Sahara assoziiert, boten in unregelmäßigen Abständen immer wieder Stoff für zumeist wildromantische Kinostücke. Unangefochtener Klassiker dieses kleinen Subgenres des Kriegsfilms dürfte noch immer Von Sternbergs "Morocco" sein, dem auch "March Or Die" gewissermaßen seine Reminiszenz erweist. Die Rollen von Marlene Dietrich und Gary Cooper übernehmen hier Catherine Deneuve und Terence Hill, sie verfällt ihm nach emsigem Werben, kann auf lange Sicht jedoch nicht verhindern, dass seine vor Ort entflammende Kommissköpfigkeit sich mit aller Macht durchsetzt. Am Ende, der Legionär Marco Segrain, genannt "Der Zigeuner", verdankt sein Leben nur der Gnade von El Krim, legt er den schelmischen Gestus der Leinwandkunstfigur Terence Hill gänzlich ab und fügt sich als dessen Nachfolger in das vormals als gnadenlos gezeichnete Charakterschema Major Fosters, weil er gelernt hat, dass man hier nur mit unerbittlicher Härte gegenüber sich selbst und seinem Regiment überleben kann.
Wie in den vielen europäischen, stargespickten Kriegs- und Historienfilmen der mittleren bis späten Siebziger ist hier vor allem die Kombination der Darsteller interessant, die mal wieder aus aller Herren Länder zusammengetrommelt werden konnten: Neben Hackman, Holm, Hill und der Deneuve (die für meinen Geschmack ihren Schönheitszenit bereits leicht überschritten hatte) finden sich noch der obligatorische Max von Sydow, der bullige Jack O'Halloran, der Erz-Franzose Rufus, Marcel Bozzuffi, sowie Hammer-Extra Marne Maitland ein. All diese Gesichter vereint unter einem Dach zu begutachten, hat alleine schon etwas immens Sehens- und Segenswertes. Dass Terence Hill, hier auf dem Höhepunkt seiner Popularität angelangt, kurz internationale, epische Kinoluft schnuppern durfte, zum ersten und letzten Mal nach "Preparati La Bara" mit dem dicken MG durch die Gegend mäht, markiert einen weiteren, unbedingten Bonuspunkt.

7/10

Fremdenlegion Marokko Freundschaft Schlacht period piece


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DESTINATION GOBI (Robert Wise/USA 1953)


"What a guy!"

Destination Gobi (Durch die gelbe Hölle) ~ USA 1953
Directed By: Robert Wise

Januar 1945: Um die herben Kriegsgerätsverluste etwas auffangen zu können, errichtet die Navy überall in Zentralasien Wettterstationen. Eine davon nahe der Wüste Gobi obliegt der Aufsicht des zerknirschten Sam McHale (Richard Widmark). Als die Japaner sich dem Camp nähern, überredet McHale eine dort ebenfalls campierende Gruppe mongolischer Nomaden, sich ihm und seinen Männern gegen den Feind anzuschließen. Eine japanische Luftattacke vernichtet schließlich die gesamte Basis, schlägt die Mongolen scheinbar in die Flucht und zwingt McHale und seine Männer, sich zu Fuß auf den Weg Richtung Küste zu machen - nur, dass diese 800 Meilen entfernt liegt und sich dazwischen die Wüste befindet...

"Destination Gobi" ist einer jener speziell in den Fünfzigern entstandenen Studiofilme, die den Krieg als zwar strapaziöses, aber dennoch spaßig anzuschauendes Männerabenteuer schildern und seinem Publikum reuelose Abenteuerunterhaltung boten. Kantige Heroen, deren absehbarer Erfolg auf Freundschaft und Verlässlichkeit, also guten, amerikanischen Tugenden, fußt, schlagen sich durch unwegsames, altweltliches Gelände, das sich von Grundauf wenig gastfreundlich, um nicht zu sagen: feindselig ausnimmt und in dem sich zwangsläufig jeweils nur die grundsätzlich exotisch gezeichneten Einheimischen zurechtfinden. Der dem Amerikaner eigene Pioniergeist bezwingt jedoch auch diese Widrigkeiten und bringt einmal mehr eine neue Heldengeneration hervor. Die Aufdeckung der Tatsache, dass Sam McHale und seine Jungs ohne den Mongolenhäuptling Kengtu (Murvyn Vye) völlig aufgeschmissen wären, überlässt "Destination Gobi" vorsorglich den deduktiven Fähigkeiten des Zuschauers, wobei er sich ebenso breit grinsend darüber amüsiert, dass die ach so unzivilisierten Nomaden keine Fotoaaparate kennen und alles klauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Aber so sind sie, die Eingeborenen. Von edelmütigem Menschentum und eigentlich ganz lieb, aber eben auch'n bissken doof. Genau wie Wises Film.

7/10

Robert Wise Wüste Gobi Mongolei China Pazifikkrieg WWII Militär


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THE LAND UNKNOWN (Virgil W. Vogel/USA 1957)


"Hold onto your parkas!"

The Land Unknown (Der Flug zur Hölle) ~ USA 1957
Directed By: Virgil W. Vogel

Eine Südpol-Expedition endet für den Militärwissenschaftler Hal Roberts (Jock Mahoney), die beiden Piloten Carmen William Reynolds) und Miller (Phil Harvey) sowie die Reporterin Maggie (Shirley Patterson) tief unter der Erde: Hier haben sich Flora und Fauna seit Jahrmillionen nicht verändert und es existieren in tropischer Schwüle noch urzeitliche Pflanzen und Saurier. Ferner stoßen sie auf den unfreiwillig eremitierten Dr. Hunter (Henry Brandon), den die lange Zeit der Abgeschiedenheit sehr absonderlich hat werden lassen.

Immerhin von der Universal produziert, dürfte "The Land Unknown" dennoch eher als Abschreibungsobjekt gegolten haben: Als SciFi-Film wirkt Vogels dritte und letzte Arbeit fürs Kino jedenfalls sehr possierlich und ohne den genreimmanenten Schrecken, den etwa Jack Arnolds unter ähnlichen Produktionsbedingungen entstandene Werke evozieren konnten. Von einigen netten Miniaturtricks abgesehen, sind die F/X eher einfallslos; besonders der Tyrannosaurier sieht mit seiner eher als debiles Grinsen denn als Zähnefletschen identifizierbarer Miene selten dämlich aus. So ist der ganze Spuk auch schon nach kurzen eineinviertel Stunden wieder vorbei und dürfte sich mutmaßlich auch nicht allzu tief ins Gedächtnis des Zuschauers eingraben.

5/10

Virgil W. Vogel Antarktis Expedition Dinosaurier Monster Trash


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CONAN THE BARBARIAN (Marcus Nispel/USA 2011)


"I want your head!"

Conan The Barbarian (Conan) ~ USA 2011
Directed By: Marcus Nispel

Das hyborianische Zeitalter: Der cimmerische Barbar Conan (Jason Momoa), der als Kind (Leo Howard) seinen Vater (Ron Perlman) durch den machtgierigen Khalar Zym (Stephen Lang) verloren hat, schwört Rache. Nach zahlreichen Abenteuern als Dieb und Pirat stößt Conan wieder auf Khalar Zym, der zur endgültigen Vervollständigung seiner Herschaftsstellung nurmehr eine reinblütige Priesterin benötigt. Diese hat er in der schönen Tamara (Racel Nichols) gefunden und plant sie zu entführen. Doch Conan kommt ihm zuvor und beschützt Tamara. Als es Khalar Zym schließlich doch gelingt, ihrer habhaft zu werden, wappnet sich Conan zum letzten Duell und dringt im Alleingang in seine Festung ein.

Nispels "Conan" verhält sich in Korrelation zu Milius' Erstverfilmung wie eine Fahrt in der Geisterbahn zum Besuch einer Wagner-Oper. Das kann man allerdings weder Nispel noch seinem Film zum Vorwurf machen, kehrt dieser doch bloß die Pulp-Wurzeln des Stoffs heraus und hält sich im Prinzip wesentlich enger sowohl an Howards Realitätsentwürfe als auch an die Marvel-Comics der Siebziger und Achtziger. Ferner wird der eine oder andere ja ohnedies die Geisterbahn vorziehen. Tatsächlich war es einst Milius, der die Saga unproportional überhöht und aufgeblasen hat. Allerdings lag genau darin das große Verdienst seines Films. Er hatte es nicht nötig, sich irgendwem anzubiedern und kochte sein eigenes, für viele Zuschauer sehr unbegreifliches Süppchen zwischen Pomp und Glorie, Nitzsche und Schlagetot auf das Vortrefflichste. Davon ist bei Nispel, der ja bereits Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" und Cunninghams "Friday The 13th" "fit fürs neue Jahrtausend" machen musste, nicht mehr viel übrig. Bei seinem "Conan" wird die atavistisch-phantastische Welt zur Gestaltungsbasis für mediokre CGI, Sandzombies und ein Krakenmonster. Dass ein nordländischer Barbar wie ein Hawaiianer aussieht, ist ebenso quatschig, wie überhaupt Jason Momoa eher was von dem schnippischen Verführergestus eines Errol Flynn besitzt als vom Eisenkiefer einer steirischen Eiche. Das alles ist im Grunde probat, wenn es um die bloße Verfilmung einer "Conan"-Geschichte geht - zumal unter den Jahren zwei TV-Serien, eine davon mit Ralf Möller, die andere im Zeichentrickverfahren und für Kinder, den Topos sowieso um jede nur denkbare Unschuld (oder auch Schuld, je nach Perspektive) re-mastert haben.
Was Nispel uns hier anno 2011 kredenzt, ist indes reines, wenn auch solides Mittelmaß.

5/10

Marcus Nispel Conan Marvel Comic Robert E. Howard Splatter Barbaren Pulp


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AGAINST ALL FLAGS (George Sherman/USA 1952)


"I don't like the cut of your sail!"

Against All Flags (Gegen alle Flaggen) ~ USA 1952
Directed By: George Sherman

Der britische Offizier Brian Hawke (Errol Flynn) lässt sich als Spion in eine madagaskinische Piratenkolonie einschleusen, von der aus unter anderem der gefürchtete Captain Brasiliano (Anthony Quinn) sein Unwesen treibt. Hawke hat den Auftrag, die von der See aus strategisch unbezwingbaren Geschütze auf der Insel ausfindig und untauglich zu machen. Dabei steht ihm besonders die schöne Spitfire (Maureen O'Hara), eine waschechte Piratenbraut, im Wege sowie Brasilianos jüngster Fang: Prinzessin Patma, die etwas dämliche Tochter (Alice Kelley) des indischen Großmoguls.

Wenn man an Musterbeispiele für den effektiven Einsatz von Technicolor in den Fünfzigern denkt, fallen einem sicherlich primär Werke wie "Vertigo", "To Catch A Thief", "The Ten Commandments" oder "The Searchers" ein, die von jedermann bei jeder Gelegenheit gern zitiert werden. Der vergleichsweise etwas ins Hintertreffen geratene "Against All Flags" steht bezüglich seines Farbeinsatzes den genannten Beispielen jedoch kaum nach; alles in Shermans quietschbuntem Piratenabenteuer scheint zu leuchten und förmlich zu explodieren. Flynn entert die feindlichen Barkassen in purpurrotem Samt, die rosthaarige Maureen O'Hara trägt tiefviolett, die Piratengesichter sind braun gebräunt, der Indische Ozean von tiefstem marineblau, die Palmenblätter von knackigem Grün. Diese Überinszenierung der Farben schlägt sich auf den ganzen Film nieder, alles wirkt, im positiven Sinne, überreizt, übertrieben und leicht verrückt. Flynn ist sich selbst für ein paar alberne Possen nicht zu schade, schwingt aber an anderer Stelle das Florett wie man es von ihm kennt. Anders als seine Piratenfilme aus den Dreißigern, "Captain Blood" und "The Sea Hawk", verfügt "Against All Flags" über einen Übermut, der ihm nur allzu gut steht. Hollywood zeigt bereitwillig seine wild grimassierende Fratze. Da jedoch einer der schönsten Swashbuckler überhaupt dabei herauskam, ein überaus bemerkenswerter Umstand.

8/10

George Sherman Piraten Madagaskar Indischer Ozean period piece


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THE CALL OF THE WILD (William A. Wellman/USA 1935)


"I'll take bourbon. It kills you slower, but a lot more pleasant like."

The Call Of The Wild (Goldfieber In Alaska) ~ USA 1935
Directed By: William A. Wellman

Alaska, 1900: Durch Zufall erfährt der Glücksritter Jack Thornton (Clark Gable) von einem vakanten Claim in der Wildnis, dessen ehemaliger Besitzer kürzlich verstorben ist. Zusammen mit seinem Kumpel Shorty (Jack Oakie) und dem ungebärdigen, aber treuen Bernhardiner Buck macht sich Thornton auf, die Schürfstelle zu finden und in Beschlag zu nehmen. Mitten im Schnee lesen sie die verlassene Claire Blake (Loretta Young) auf, deren Ehemann John (Frank Conroy) von einer Jagd nicht zurückgekehrt ist. Jack verliebt sich in Claire, nicht ahnend, dass John noch lebt.

Brave London-Adaption von William Wellman, die weniger von einer Romanze in den eisigen Weiten des nördlichsten US-Staates erzählt, denn von der Freundschaft eines Mannes zu seinem Hund. Der knuffige Buck dient dabei als etwas plump codiertes Symbol des typisch maskulinen Freiheits- und Paarungsdranges: Während der bärenstarke Bernhardiner eine Romanze mit einer Wolfsdame pflegt, hat der arme Thornton beziehungstechnisch leider das Nachsehen. Wenngleich sich sich ihm die schöne Loretta bereits zur Hälfte hingegeben hat, so ergreifen ganz fix wieder zivilisatorische Domestizierung und Ratio Besitz von ihr, als ihr totgeglaubter Ehemann schließlich doch wieder auf der Bildfläche erscheint. Immerhin ist Buck mittlerweile stolzer Papa ein paar süßer kleiner Berner-Wolf-Bastarde und Jack und Shorty werden stinkreich. Auch nicht die schlechteste Entwicklung für ein Trio gestandener Mannsbilder.

7/10

William A. Wellman Alaska Goldrausch period piece Hund Jack London


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THE PRINCE AND THE PAUPER (William Keighley/USA 1937)


"Thank you, your majesty."

The Prince And The Pauper (Mit eiserner Faust) ~ USA 1937
Directed By: William Keighley

London, 1537: Zeitgleich mit dem englischen Thronfolger Edward VI (Robert Mauch) wird der bettelarme Tom Canty (Billy Mauch) geboren. Als sich die sich zum Verwechseln gleichenden Jungen im Alter von etwa neun Jahren durch einen ganz profanen Zufall begegnen, schließen sie rasche Freundschaft. Ein dummes Verwechselspiel sorgt dafür, dass sie fortan gezwungenermaßen die Rollen tauschen müssen, eine Situation, die der intrigante Lord Hertford (Claude Rains) trefflich für sich auszunutzen weiß. Während der unbedarfte Tom die Nachfolge des soeben verstorbenen Königs (Montagu Love) antreten soll, lernt der als Bettelknabe lebende Prinz den aufrechten Soldaten Miles Hendon (Errol Flynn) kennen, der ihm schließlich zu seinem Geburtsrecht verhilft.

Launige Twain-Verfilmung, in dem eigentlich gar nicht Flynn, der nach einer knappen Stunde überhaupt zum ersten Mal im Film erscheint, die Hauptrolle gibt, sondern die sympathischen Mauch-Zwillinge, die der alten Weise von den Kleidern, die Leute machen, neuen Zunder geben. Überhaupt nimmt sich diese Verfilmung von "The Prince And The Pauper" ganz als harmloses Familienkino aus und symbolisiert exakt das, was der Hays Code gern in flutender Quantität auf der Leinwand gehabt hätte: Sauberes, antiseptisches Unterhaltungskino, in dem selbst die Bösen (Claude Rains mit Bart und Tudor-Stramplern erkennt man ohnehin kaum) nicht wirklich böse sind und am Ende sogar noch das Weite suchen dürfen. Die schönsten Szenen des Films sind die, in denen der designierte, junge König Mäuschen bei seinen niedersten Untertanen spielen und deren Nöte und Sorgen unverblümt zu Gehör bekommen darf. Solcherlei forcierte Gehirnwäsche täte auch heute noch manchen Herrschaften mehr als wohl...

7/10

William Keighley Renaissance England Mark Twain London Doppelgänger William Dieterle period piece


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THE BLACK ROSE (Henry Hathaway/USA 1950)


"Never talk important matters where you cannot see who listens."

The Black Rose (Die schwarze Rose) ~ USA 1950
Directed By: Henry Hathaway

England im 13. Jahrhundert. Der angelsächsische Eleve Walter von Gurnie (Tyrone Power) ist mit der Willkür, mit der einige der normannischen Edelleute sich in seiner geliebten Heimat breitmachen, überaus unzufrieden. Um diesem Zustand Abhilfe zu leisten, entschließt sich Walter zusammen mit seinem besten Freund Tristram (Jack Hawkins), gen Osten zu reisen, um dort weltliche Bildung und Abenteuer zu erfahren. Im Orient treffen sie auf den Kriegsherrn Bayan (Orson Welles), dessen Armee sie sich anschließen und mit ihm weiter bis nach China reisen. Bayan entpuppt sich als kluger, jedoch ebenso grausamer Schlachtenführer und als Walter und Tristram ein englischstämmiges Mädchen (Cécile Aubry) aus seinem Harem befreien, nähert sich bei ihnen langsam der Gedanke an Desertierung und Rückkehr in die Heimat...

Besonders wegen seiner herrlichen Farbgestaltung erquickliches Mittelalterabenteuer des in allen Genres beschlagenen Hollywood-Edelregisseurs Henry Hathaway. Für exzessive Schwertkampfduelle oder dergleichen findet sich in "The Black Rose" leider kein Platz; stattdessen nutzt man die fürstlichen exotischen Kulissen zur Illustration der Besinnungsreise des Helden sowie für sein höchstpersönliches Friedenmachen mit sich selbst und den veränderten Zuständen in seiner Heimat. Gekrönt wird dieses Bewusstsein durch die Belohnung des sich als gütig und gerecht erweisenden normannischstämmigen Königs Edward (Michael Rennie). Die Besetzung ist von ersten Gnaden. Den steifen, aber immer liebenswerten Senioren Finlay Currie, Faktotum nahezu jeden quietschcolorigen Historienfilms der Fünfziger, gibt mal wieder den grantelnd-knuffigen Großvater, Orson Welles präsentiert einmal mehr seine unglaublichen Fähigkeiten der Selbst-Chamäleonisierung und irgendwo dazwischen findet man einen noch jungen Herbert Lom als morgenländischen Fiesling.
Klassisches, buntes Aufwands- und Schaukino, wie ich es nicht nur mag, sondern wirklich liebe!

8/10

Road Movie Henry Hathaway period piece China England Historie Mittelalter Jack Cardiff





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Funxton

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