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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SUPER 8 (J.J. Abrams/USA 2011)


"Production Value!"

Super 8 ~ USA 2011
Directed By: J.J. Abrams

Im Sommer 1979 übernimmt der jüngst zur Halbwaise gewordene Kleinstadtteenager Joe (Joel Courtney) die Maskeneffekte für einen Amateur-Zombiefilm seines Freundes Charles (Riley Griffiths). Darin tritt auch Joes großer Schwarm, die hübsche Alice (Elle Fanning) auf, mit der Joe jedoch zugleich ein tragisches Schicksal verbindet. Als die Kids eines Nachts Zeuge eines gewaltigen Zugunglücks werden, in das ihr Biolehrer (Glynn Turman) verwickelt ist, ändert sich ihr Leben spontan. Denn irgendetwas Monströses, für das sich ganz besonders das Militär interessiert, ist aus dem Zug entfleucht und kurz darauf steht das ganze Städtchen unter Ausnahmezustand.

Ironischerweise kein Film für Kids, sondern für jene, die vor 25 Jahren selbst Kids waren, mit Filmen wie "E.T.", "The Goonies", "Explorers", "Something Wicked This Way Comes" und "Stand By Me" aufgewachsen sind und die primär am an der Familie ausgerichteten Blockbusterkino Spielbergs sozusagen auf unmittelbarem Wege partizipieren konnten. Genau dieser Rezipientenschaft, und damit auch ein wenig sich selbst, macht Hollywood-Wunderkind Abrams, unter der produzierenden Ägide des Genre-Großmeisters natürlich, "Super 8" zum Geschenk. Der Film steckt voller mehr oder minder subtiler Zitate und Reverenzen, läuft im Großen und Ganzen recht gut rein, hat ein paar hübsche Szenen und schafft es hier und da sogar, wirklich witzig zu sein, wobei die meisten Gags dann doch eher Zugeständnisse an ein modernes Publikum sind. Über bekiffte Disco-Teens hätte anno 80 jedenfalls niemand lachen mögen oder können; das ist dann doch wieder der Postromantisierung der Periode geschuldet, dem, wie ich jüngst bei Woody Allen gelernt habe, "Golden-Age-Syndrom". Ansonsten geht ohne Monster heuer ja sowieso kaum noch was, wobei ich persönlich es schade finde, dass sich so gut wie alle modernen Kreaturen dieser Sparte noch in irgendwelchen insektoiden und/oder Tentakelform inkarniert finden. Wo sind die behaarten Affenmonster, die Yetis, Bigfoots etc.? Können ja meinethalben auch vier Arme haben, aber so eine riesige Gottesanbeterin jagt mir nicht sehr viel Angst ein.

7/10

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THE WAY BACK (Peter Weir/USA, AE, PL 2010)


"We walk."

The Way Back ~ USA/AE/PL 2010
Directed By: Peter Weir

1940 fliehen sieben Häftlinge (Jim Sturgess, Ed Harris, Mark Strong, Gustav Skarsgård, Alexandru Potocean, Colin Farrell, Sebastian Urzendowsky) aus einem sibrischen Gulag. Ihr Ziel ist die mongolische Grenze südlich des Baikalsees. Bereits in der ersten Nacht stirbt einer von ihnen (Urzendowsky) den Kältetod. Später stößt noch eine polnische Flüchtige (Saoirse Ronan) zu ihnen. Die entbehrungsreiche Reise endet jedoch keineswegs in der Mongolei, wenngleich sich der etwas tumbe Valka (Farrell) hier von den anderen verabschiedet: Als die Gruppe feststellt, dass auch diese Gebiet mittlerweile von Stalin "eingemeindet" worden ist, reisen sie kurzentschlossen weiter über China und Tibet bis nach Indien. Vier von ihnen kommen durch.

Viertausend Meilen zu Fuß. Peter Weir scheint sich zu sagen: 'Mit halbgaren Stoffen gebe ich mich erst gar nicht mehr ab; lieber arbeite ich etwas spärlicher und schaffe dafür gleich nur noch richtige Gipfelstürmer.' Als das Allerschönste an "The Way Back", der seinen Regisseur passend dazu einmal mehr in Zenitform zeigt, empfand ich seine klare Absage an jedwede Art formaler Gegenwartsdogmen. Das Werk hätte in exakt dieser Form auch vor dreißig Jahren entstehen mögen; ein Unterschied wäre nicht auszumachen. Weir verlässt sich zu keiner Sekunde auf artifizielle Illusionsmittel, sondern macht Film mit Hand und Herz, erdig und kernig, wie seine Geschichte es verlangt. Zugleich verankert er sich wiederum tief im Humanismus und beschwört das Überleben und den "Zieleinlauf" der verbliebenen Freunde als Resultat ihrer stets hochgehaltenen Menschlichkeit. Jedem Sterbenden wird von den Anderen im Tode beigestanden, jeder erhält ein angemessenes Begräbnis, so wie jeder die Hoffnungen und Kraftreserven der Übrigen zu einem gewissen Zeitpunkt zu mobilisieren angehalten ist. So entsteht aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft ein mehrgliedriges Freundschaftskollektiv, in dem selbst ein grenzdebiler Gewaltverbrecher wie der messerbleckende Valka seinen Platz erhält. Und das Ganze ohne auch nur den geringsten Hauch von Pathos oder Überdramatisierung; nüchternes, und dabei tief in sich selbst ruhendes, poetisches Erzählkino, wie es heuer nurmehr eine ausgesprochene Rarität darstellt.

9/10

Flucht Freundschaft Road Movie Indien Gefängnis Mongolei Tibet Gulag Sibirien Peter Weir


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GUNAN Il GUERRIERO (Francesco Prosperi/I 1982)


Zitat entfällt.

Gunan Il Guerriero (Gunan - König der Barbaren) ~ I 1982
Directed By: Francesco Prosperi

Bevor auch sie von dem grausamen Barbaren Nuriak (Emilio Messina) und seiner Horde niedergemetzelt werden, kann ihre Amme zwei neugeborene Königszwillinge in Sicherheit bringen. Beim Amazonenvolk der Kuniat aufgewachsen, müssen die beiden als erwachsene Kraftprotze (Pietro Torrisi, Giovanni Cianfriglia) ihrer Bestimmung folgen: Nur wer siegreich aus dem bevorstehenden Duell hervorgeht, darf den glorreichen Namen 'Gunan' tragen, der andere soll auf ewig namenlos bleiben. Nachdem der eine (Torrisi) den Kampf für sich entschieden hat, geht der andere (Cianfriglia) allein auf Nuriak los - und bezahlt diese Kurzäugigkeit mit dem Leben. Nun kann endgültig nichts mehr den Rachedurst Gunans bremsen...

"Gunan Il Guerriero" dürfte nicht nur im Rahmen des innerfilmischen Geschehens der große Sieger sein; auch das Rennen um den miesesten aller Italo-Barbaren-Klopper entscheidet er souverän für sich. Nach etwas Unispirierterem muss man selbst im italienischen Plagiatskino lange suchen; offenbar ging es den Produzenten hier einzig und allein darum, dem großen amerikanischen Vorbild eilends eine gehörige Dosis Alka Seltzer nachzusetzen. Das beginnt schon mit der herrlich unverschämt-blödoiden Benennung des Protagonisten, der in der deutschen Synchronfassung - natürlich - den zu dieser Zeit höchstbeschäftigten Thomas Danneberg verpasst bekommen hat. Pietro Torrisi, der, das haben geheime Ermittlungen meiner undercover tätigen Mitarbeiter ergeben, neben seiner spärlichen Filmkarriere höchstwahrscheinlich auch das physiognomische Lebendmodell für Mattels He-Man-Figur stellte, hat das große Glück, zwei drei Liebeszenen mit der damals nur halb so alten Sabrina Siani spielen zu dürfen und gebiert sich dabei so ungelenk, dass einem schon vom Zuschauen schwindlig schwird. Außerdem ist "Gunan" auch der (ungekrönte) König der SloMos. Jedesmal, wenn Gunan durch Wald und Flur rennt, was, nebenbei bemerkt, etwa die Hälfte aller Sequenzen des Films ausmacht, spielt jemand am Bildgeschwindigkeitsregler. Würden sämtliche Zeitlupeneinstellungen in Realgeschwindigkeit ablaufen, beschränkte sich "Gunan" jedoch vermutlich nur noch auf eine halbe Stunde Erzählzeit - somit erklärt sich auch jenes clevere Procedere. Schließlich bleibt die unfassbare Topographie des Films hängen - die gesamte Geschichte spielt sich - ganz unverhohlen übrigens - in einem Radius von etwa zweieinhalb Kilometern ab. Kein Wunder, dass es dem bösen Nuriak ein paar Jahrzehnte lang versagt bleibt, seinen Erzfeind Gunan ausfindig machen zu können...
Der Schwachsinn, er lebt, und er trägt einen Namen: "Gunan"!

3/10

Francesco Prosperi Barbaren Rache Europloitation Trash


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SANGRAAL, LA SPADA DI FUOCO (Michele Massimo Tarantini/I 1982)


Zitat entfällt.

Sangraal, La Spada Di Fuoco (Das Schwert des Barbaren) ~ I 1982
Directed By: Michele Massimo Tarantini

In grauer Vorzeit wird das Dorf des Königssohns Sangraal von Anhängern der Feuergöttin Rani (Margareta Rance) dem Erdboden gleich gemacht und seine Eltern ermordet. Jahre später, Sangraal ist zu einem muskelbepackten Recken (Pietro Torrisi) herangewachsen, gerät der Zwangsenterbte erneut an Ranis Gefolgsleute, allen voran den bösen Nantuk (Mario Novelli), der seine Opfer stets vorher noch zu "quälen und foltern" pflegt. Mithilfe der wackeren Königstochter Aki (Yvonne Fraschetti), des fernöstlichen Kämpfers Twan (Hal Yamanouchi) und des guten Magiers Rudak (Massimo Pittarello) kann Sangraal Nantuk und Rani endlich den Garaus machen.

Eines jener wunderbaren, in Windeseile runtergekurbelten Barbaren-Plagiate, die mir meine Kindheit so versüßt haben und an denen sich mancher Regisseur, der im italienischen B-Film Rang und Namen bekleidete, einmal versuchen durfte. Jeder einzelne dieser Filme ist ein leuchtendes Beispiel für die wahrhaft unglaubliche Tolldreistigkeit, mit der die Italiener erfolgreiche Vorbilder abzukupfern und mit Wald- und Wiesen-Mitteln nachzustellen versuchten; sich auszeichnend durch billigste Produktionsmittel, miesesten Stil und haarsträubende Scripts, jene teilweise unter fast schon vorsätzlich scheinender Entbehrung jedweder Räson erstellt. Die ersten mediterranen Nachzügler von "Conan The Barbarian" wurden teils so schnell aus den Rockfalten geklopft, dass sie noch vor dem eigentlichen "Original" in den Kinos liefen, um so zumindest ein paar Flöhe abstauben zu können. Für den Nebendarsteller Pietro Torrisi, ein darstellerisches Nulltalent, das zumindest mit einem beeindruckenden Körperbau gesegnet ist, läutete sich durch diese kurze Welle immerhin ein kleiner, zweiter Frühling ein: Nach diversen Statistenrollen u.a. bei Bud Spencer bekam er hier unter dem wohlklingenden Pseudonym 'Peter McCoy' gleich drei Hauptrollen in "Sword-&-Sorcery"-Stoffen (übrigens samt und sonders im Gespann mit dem wohlbeleibten, wenn auch nicht sonderlich üppigen Sternchen Sabrina Siani), bevor er wieder in die Niederungen der bit parts zurückkehrte.
Mit "Sangraal, La Spada Di Fuoco" jedenfalls bekam sogleich der läufige Wahnsinn Stelzen verpasst. Ein absolut beängstigend konsequentes Nichts von Geschichte, deren dramaturgische Wendigkeit offenbar die Wetterlage der zwei bis drei Außendrehtage vorgab, führt Pietro Torrisi durch die schöne Naturwelt der sommerlichen Abruzzen (so vermute ich mal), im Kampf gegen Fischzombies (deren Verkleidung aus Handschuhen und Putzlappen auf dem Kopf besteht), gegen Affenmenschen (deren Verkleidung aus Dreck besteht), gegen ein Spinnenmonster, das dann doch nicht auftaucht und gegen die Siani als böse Unterweltszauberin mit unerklärlicher inhaltlicher Funktion. Dazwischen immer wieder brillante Dialoge: "Wir haben ein altes Sprichwort: Dreh' dich lieber fünfmal um, bevor du einmal ein Messer im Rücken hast." Mario Novellis Zeilen enden derweil stets mit 'Quälen' und 'Foltern': "Sangraal, ich werde dich zu Tode foltern."/"Sie sollen ihn töten, aber vorher noch quälen!"/"Bindet sie an den Pfahl und foltert sie!"/"Bevor ich dich verbrenne, wirst du alle Qualen der Hölle erleiden!" Na, wenn das mal nichts ist. Mit einem Wort: Ansehen!

5/10

Rache Michele Massimo Tarantini Europloitation Trash Barbaren


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MASTER AND COMMANDER: THE FAR SIDE OF THE WORLD (Peter Weir/USA 2003)


"You want your children to sing the "La Marseillaise?""

Master And Commander: The Far Side Of The World (Master And Commander - Bis ans Ende der Welt) ~ USA 2003
Directed By: Peter Weir

Im Jahre 1805 kreuzt die Fregatte 'H.M.S. Surprise' der Royal Navy in Richtung Südsee, um das französische Kriegsschiff 'Acheron' zu kapern, das den Kriegszug Napoleons auf dem Seeweg bis in die Kolonien tragen soll. Der Captain der Surprise, ein erfahrener Seekriegs-Haudegen namens Jack Aubrey (Russell Crowe), lässt sich zweimal fast von der Acheron überlisten, bis er im Zuge einer teils von immens glücklichen Zufällen überschatteten Aktion das feindliche Schiff übernehmen kann.

Meisterlicher Abenteuerfilm von Peter Weir, der den Zauber vergleichbarer alter Hollywood-Produktionen wie Walshs "Captain Horatio Hornblower R.N." beschwört, ohne jedoch Gefahr zu laufen, die natürliche Patina jener Werke aufzugreifen und stattdessen einen technisch makellosen, bald jungenhaften Seekriegsfilm alter Schule schafft, der seinen fast schon aggressive Anachronistik zu seiner stärksten Waffe macht: Unter Aufwendung aller gegenwärtigen Möglichkeiten und dazu parallel ohne jedwede Anbiederung an postmoderne Kino-Couture geht Weir stur seinen Weg und erzählt seine Geschichte, als gelte es, viktorianischen Jungs von 13 Jahren den Atem zu rauben. Dass er dabei - mit Verlaub - auf das potenzielle Gegenwartspublikum pfeift wurde ihm am Box Office quittiert: "Master And Commander" floppte erwartungsgemäß brutal. Umso schöner, dass dieser offenkundige Kindheitstraum so naturbelassen zu sehen ist. Einer von Weirs schönsten und besten Filmen, so viel ist mal sicher.

10/10

Peter Weir Napoleonische Kriege period piece Seefahrt


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THE SAND PEBBLES (Robert Wise/USA 1966)


"Hello, Engine; I'm Jake Holman."

The Sand Pebbles (Kanonenboot am Yangtse-Kiang) ~ USA 1966
Directed By: Robert Wise

China, 1926: Die verworrene politische Situation im Reich der Mitte ebnet dem Nationalisten Chiang Kai-shek den Weg, während den ausländischen Kräften im Land zunehmendes Misstrauen entgegenschlägt. Vor diesem Hintergrund wird der Maschinist Jake Holman (Steve McQueen) auf das auf dem Yangtse kreuzende Kanonenboot 'San Pablo' versetzt. Es dauert nicht lang, bis der misstrauische Holman die eigenwilligen hierarchischen Strukturen um die Besatzung durchschaut; dennoch gewinnt er einige wenige gute Freunde, darunter den Kuli Po-han (Mako) und den warmherzigen Frenchy (Richard Attenborough). Selbst mit dem linientreuen, aber gerechten Captain (Richard Crenna) kommt Holman aus. Dennoch wird die äußere Situation weiter zunehmend brenzlig, bis den Amerikanern allerorten offener Hass entgegenschlägt und die Evakuierung einer Mission flussaufwärts nurmehr unter schweren Verlusten zu bewerkstelligen ist.

Eines der besonders flamboyanten Beispiele für das sterbende Studiokino der Sechziger: Aufwändig, überlang, gehalten in der klassischen Struktur mit Ouvertüre und Intermission berichtet "The Sand Pebbles" von historischen Dramen vor exotischem Hintergrund. Eine feine Besetzung mit ein paar Stars und Newcomern (die als hero's love interest zu sehende Candice Bergen etwa stand gerade am Anfang ihrer Karriere) transportiert die zwischenmenschlichen Tragödien, die Jake Holman jeweils nur Momente des Glücks bescheren, bevor seine Freunde nach und nach irgendwelchen Schicksalsschlägen zum Opfer fallen. Man staunt und lässt sich all das gern gefallen; wirklich mitreißend wie etwa bei David Leans großen Leinwand-Opern ist es aber nie. Und genau aus dieser Tatsache heraus erklärt sich gleichermaßen auch der Niedergang des alten Hollywood, das man in einigen älteren Produktionen Wises ohnedies bereits überkommen wähnte: Trotz Überambition, höchster Professionalität und altbekannter Qualitäten scherte es einfach niemanden mehr, was da auf der Leinwand vor sich ging; trug es sich doch schlicht allzu fernab der bitteren Lebenswirklichkeit zu und bot einen pathetischen Eskapismus, den kaum mehr jemand aus der jungen Generation zu schlucken bereit war. Dieses Misstrauen in die eigene Gestalt, und parallel dazu die Angst davor, luziden Größenwahn wie in den Bronston-Produktionen abzuliefern, merkt man dem hier und da allzu verhaltenen "The Sand Pebbles" deutlich an. Entsprechend zwiespältig ist er, überwiegend positiver Tendenzen zum Trotze.

7/10

Robert Wise China period piece Freundschaft


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THE BLACK SWAN (Henry King/USA 1942)


"What is that?" - "The devil looking after his own!"

The Black Swan (Der Seeräuber) ~ USA 1942
Directed By: Henry King

Auch wenn es den britischen Piraten der Karibik zu glauben schwerfällt: Ihr oberster Anführer Captain Morgan (Laid Cregar) ist vom König persönlich geadelt und zum neuen Gouverneur von Jamaica ausgerufen worden, um die hiesigen Gewässer endlich zu befrieden. Der mürrische Captain Leech (George Sanders) sagt sich jedoch von Morgan los und frönt weiter der Freibeuterei, woraufhin Morgan seinen alten Freund Jamie Waring (Tyrone Power) ersucht, Leech und seine Leute dingfest zu machen.

"The Black Swan" ist einer der Filme, die die Definition des schwammigen Begriffs 'Farbdramaturgie' erst gänzlich visualisieren: Die wunderschön leuchtende, knallige Bildsprache duch perfekt eingesetztes 3-Strip-Technicolor ist ein einziges, großes Poem, das allein und für sich schon den Genuss des ansonsten konventionellen, naiven Piratenabenteuers abrundet. Zwar waren die Piratenfilme mit Flynn aus den Dreißigern die eigentlichen Genre-Vorreiter, erst "The Black Swan" jedoch und ansätzlich (ansätzlich, weil das Thema nur streifend) DeMilles etwas früher gestarteter "Reap The Wild Wind", brachten die für das Freibeutergenre eigentlich doch unerlässliche Farbe ins Spiel und übernahmen damit eine ebenso wichtige Vorreiterfunktion wie "Captain Blood" und "The Sea Hawk". Wen wundert's: Nach dem fast halluzinatorischen Genuss von "The Black Swan" hätte wohl fürs Erste niemand mehr einen Piratenfilm in schwarzweiß sehen wollen.

8/10

Henry King period piece Piraten Karibik Jamaica Kolonialismus


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IRONCLAD (Jonathan English/UK, USA, D 2011)


"You're not a coward."

Ironclad ~ UK/USA/D 2011
Directed By: Jonathan English

Nachdem König John (Paul Giamatti) im Juni 1215 die Magna Charta unterzeichnet hat, gibt er sich mitnichten mit der Aufgabe seines Throns zufrieden. Stattdessen heuert er eine Horde dänischer Krieger an, mit deren Hilfe er den Thron zurückzuerobern sucht. Auf seinem folgenden, blutigen Privatfeldzug massakriert John unter anderem einen Abgesandten (Marcus Hoyland) des Papstes. In Canterbury haben derweil Erzbischof Langdon (Charles Dance) und der Freiherr von Albany (Brian Cox) von Johns ungeheuerlichem Vorgehen vernommen. Mit kirchlichem Segen macht sich Albany auf, eine schlagkräftige, siebenköpfige Söldnertruppe zusammenzustellen, die strategisch entscheidende Burg von Rochester zu nehmen und gegen den marodierenden König und seine Männer zu verteidigen, bis Hilfe vom französischen Festland naht.

Furios gefertigte Mittelalter-Action und innerhalb dieses bei genauerer Betrachtung doch recht rar besetzten Genres einer der lohnenswertesten Filme, die ich bislang zu Gesicht bekommen habe. Jonathan English steht ein grandioses Darsteller-Ensemble zur Verfügung, das er reichhaltig zu nutzen weiß; hinzu kommt seine ganz besonders an der akuraten Schilderung von Zeitkolorit und Milieu interessierte Inszenierung. Dabei fabuliert er, anders als etwa Verhoeven in seinem vorsätzlich dreckigen "Flesh & Blood", das Hochmittelalter als eine Ära herbei, die zwar von wesentlicher, oberflächlicher Hässlichkeit durchzogen ist, in der Mannesehre, Freundschaft und Gottvertrauen jedoch feste Werteplätze bekleiden. Anders formuliert: Die klassischen Ingredienzien tapferer Helden, hundsföttischer Bösewichte und schöner Edeldamen finden allesamt ihre Position und irgendwie gehören sie ja auch genau hierher.
Die Darstellung der reichhaltig vorhandenen Kampfesszenen geschah wie mittlerweile üblich mit der Shutterkamera; der diesbezügliche Gewöhnungseffekt hat sich jetzt endlich auch bei mir eingestellt. Ansonsten ist "Ironclad" von bemerkenswerter, splattatternder Brutalität, die entsprechende Merkmale jedes anderen Historienfilms der letzten Jahre durchweg in den Schatten stellt. Als die FSK "Ironclad" ungeschnitten mit einer 16er-Freigabe durchgewunken hat, muss ein Ufo über dem Gebäude geschwebt sein. Oder die Damen und Herren haben parallel zur Filmbeschau ihre Aufmerksamkeit vornehmlich "Angelika Kallwass" gewidmet. Egal, schauen und staunen.
Entschiedene Empfehlungen sind sonst meine Sache nicht, aber wer historische Schlachtengemälde im Allgemeinen und Mittelalterfilme im Besonderen mag, kommt an "Ironclad" nicht vorbei.

8/10

Ritter Mittelalter Jonathan English Belagerung period piece Historie


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SUPERUOMINI, SUPERDONNE, SUPERBOTTE (Alfonso Brescia/I, HK, MEX 1975)


Zitat entfällt.

Superuomini, Superdonne, Superbotte (Supermänner gegen Amazonen) ~ I/HK/MEX 1975
Directed By: Alfonso Brescia

Eine aggressive Amazonenschar versucht, das gesamte von kleinen Dörfern besiedelte Tal, in dem sie lebt, unter ihre Fuchtel zu bringen. Dagegen hat allerdings der flotte Kämpfer Dharma (Aldo Canti) mancherlei einzuwenden. Zusammen mit dem bärenstarken Farbigen Moog (Marc Hannibal) und dem asiatischen Kampfkünstler Chung (Hua Yueh) tritt er gegen die Amazonen an und zeigt ihnen, was eine Harke ist.

"Supermänner, Superfrauen, Superkeile" lautet frei übersetzt der Titel von Brescias klotzhohler Gaga-Komödie, die längst zum Evergreen muffig müffelnder Videothekenwühltische avanciert ist. Rainer Brandts deutsche Synchronfassung stellt ferner ein Highlight selbst seiner albernsten Ergüsse dar und man kann somit getrosterdings sicher sein, das sich kein einziger vernünftiger Dialog auf der hiesigen Tonspur auftreiben lässt. Brandt hat sich dabei selbst die Hauptrolle (auf Aldo Canti) auferlegt und gibt mit seiner Schnodderschnüss nonsensmäßige Halbheiten von sich, die schon kaum mehr zu toppen sind. Allein deshalb lohnt sich dieser tolldreiste Unsinn schon; doch auch Brescias Regiekünste, die ich ja just erst noch in "La Bestia Nello Spazio" bewundern durfte, sind von niedersten Gnaden. Ein anbsolutes Nichts an Geschichte wird durch eine umgekehrt proportionale Menge infantiler Prügeleien "aufgewertet", wobei ausnahmsweise mal so martialisch gekleidete wie wohlgestaltete Damen zu den Hauptopfern der Faustdresche auserkoren sind. Vermutlich war es genau das, was dem Film ehedem seine vergleichsweise hohe Altersfreigabe eintrug; die visuell verniedlichte Gewalt gegen das starke, äh, schwache Geschlecht. Zwar bekommen auch ein paar Statisten Speere in den Balch geworfen, alles in allem dürfte "Superuomini" jedoch nur ein unwesentlich höheres Trauma-Potenzial beinhalten als jeder durchschnittliche Bud-Spencer-Streifen. Der groovige Soundtrack von Franco Micalizzi mitsamt Morricone-Zitaten ist derweil zum Niederknien.
Wie resümierte mein faszinierter Mitkucker so schön während des Abspanns? "Ein Meisterwerk der Huppifluppi-Komödie!" Verdammt richtig, Jensemann!

6/10

Antike Amazonen Sleaze Historie Martial Arts Crossover Shaw Bros. period piece Alfonso Brescia Europloitation Barbaren


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DINOSAURUS! (Irvin S. Yeaworth Jr./USA 1960)


"Come on, caveman!"

Dinosaurus! (Mördersaurier) ~ USA 1960
Directed By: Irvin S. Yeaworth Jr.

Der Ingenieur Bart Thompson (Ward Ramsey) soll auf einer kleinen Karibikinsel (nicht auf einer Pazifikinsel, wie in mancher Synopse fälschlicherweise behauptet wird) einen Hafen bauen, um das Eiland für den Tourismus attraktiver zu machen. Bei Sprengarbeiten vor der Küste entdeckt man dann zwei Dinosaurier, einen harmlosen Brontosaurier und einen umso gefährlicheren Tyrannosaurus Rex, sowie einen Höhlenmenschen (Gregg Martell), die dort aus unerklärlichen Ursachen Jahrmillionen überwintert haben. Die scheinbar toten Tiere werden an Land gehievt und bald darauf von einem Blitzschlag reanimiert, derweil der Troglodyt von ganz allein wieder erwacht. Nun laufen alle drei Amok und gefährden das Wohl der friedliebenden Inselbewohner.

"Dinosaurus!" beendete die inoffizielle, schöne kleine Sci-Fi-Trilogie, die Yeaworth Jr. für den Produzenten Jack H. Harris gemacht hatte. Nach "The Blob" und "4D Man" kam dieser eher für ein kindliches Publikum gemachte Abenteuerfilm, der mit einer gerüttelten Portion naiven Witzes ebensowenig geizt wie mit eher hausbackenen Effekten und allerlei schmarrenhaften inhaltlichen Idiotien, die das Nachgrübeln ganz bestimmt nicht lohnen. Tatsächlich ist die Haupt-Identifikationsfigur nicht nur ein kleiner Junge (Alan Roberts), der sich naturgemäß besser mit den Sauriern auskennt als die anwesenden Erwachsenen, das mit allen Wassern gewaschene Kerlchen bringt dem Höhlenmenschen auch noch - mehr weniger erfolgreich - bei, seinen Kuchen mit der Gabel zu essen und reitet, da schlägt's dann doch mal kurz 13, auf dem Rücken des Brontosauriers durch die Inselwälder. Die besten Szenen des Films gehören Gregg Martell, der als Neanderthaler den vollen Durchblick hat, in was auf einer Gaudi er da antreten muss und einen vorzüglichen Sinn für Humor beweist. Jene Sequenz, in der er durch Tante Erna ihr klein Häusken schleicht und alles, was ihm ungeheuerlich erscheint, mit der Feueraxt bearbeitet, sichert "Dinosaurus!" jedenfalls seinen garantierten Status als inoffizieller Klassiker der Klammer-, äh, Kammerkomödie!
Wat heb wi' lacht!

6/10

Irvin S. Yeaworth Jr. Dinosaurier Monster Höhlenmensch Trash Karibik Insel





Filmtagebuch von...

Funxton

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