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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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127 Hours (Danny Boyle/UK, USA 2010)


"Don't lose it, Aron. Don't lose it."

127 Hours ~ UK/USA 2010
Directed By: Danny Boyle

Im April 2003 gerät der Extremsportler Aron Ralston (James Franco) während einer Kletterpartie in einen Felsspalt, in dem er, den rechten Unterarm unlösbar eingeklemmt, hängenbleibt. Der Haken: Niemand weiß von seinem Hiersein. Als ihm nach einigen Tagen sein streng rationiertes Wasser ausgeht, sieht Aron nurmehr eine Lösung, sein Leben zu retten...

Die mit atemberaubender Empathie aufbereitete Kinoversion dieser authentischen Geschichte gehört zu jenem kleinen Kreis von Filmen, die die Natur und ihren verführerischen Zauber als ebenso überwältigend wie heimtückisch zeichnen, in denen sich Mutter Wildnis für die Arroganz der Menschen rächt und eventuell Überlebende nur unter groben psychischen und/oder physischen Verlusten wieder aus ihren Klauen entlässt. Dabei ist die von Boyle mit nachvollziehbar überschwänglicher Faszination eingerahmte Canyon-Landschaft anfänglich natürlich keinesfalls abschreckend; im Gegenteil hat man als Zuschauer selbst das Bedürfnis, dort Zeit zu verbringen und in der goldenen Sonne zu schwelgen. Dann jedoch folgt die unweigerliche Unausweichlickeit. Franco stemmt die sicher nicht leichte Aufgabe, den Film nach den ersten zwanzig Minuten praktisch als einzige agierende, dazu noch höchst eingeschränkte Figur zum Ende zu tragen, mit bewundernswerter Intensität, derweil Boyle die seinen Protagonisten durchflutenden Bewusstseinströme, die später mit Halluzinationen einhergehen, zu visualisieren hat. Doch auch das gelingt erwartungsgemäß just dem Herrn, der einst "Trainspotting" inszenierte. Guter Film, ergo.

8/10

Gebirge Danny Boyle Colorado


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SINBAD THE SAILOR (Richard Wallace/USA 1947)


"Thank Allah, I am sailing home to Dariabar!"

Sinbad The Sailor (Sindbad der Seefahrer) ~ USA 1947
Directed By: Richard Wallace

Der Seefahrer Sindbad (Douglas Fairbanks Jr.) erzählt den Leuten im Hafan von Basra von seiner achten Reise, auf der er nicht nur den Schatz Alexander des Großen auf der sagenumwobenen Insel Deryabar gefunden hat, sondern auch seine große Liebe Shireen (Maureen O'Hara), und im Zuge derer er sich gleich gegen zwei Bösewichte, nämlich den machthungrigen Emir von Daibul (Anthony Quinn) und einen geisterhaften Piraten namens Jamal (Walter Slezak), dessen Gesicht niemand kennt, zur Wehr setzen musste...

Alles ist wahr, alles! Gut aufgelegtes Abenteuermärchen für kleinere und größere Jungs, dem leider noch der Mut zur naiven Fantasy, die später die drei von Ray Harryhausen getricksten Sindbad-Filme begleitete, fehlt. Zwar erzählt der zu großen Gesttikulierereien neigende Sindbad gern auch die Geschichten seiner legendären siebten Reise, vom Vogel Roch und anderen Ungeheuern, in Wallaces Film reicht es jedoch bloß zu zwei - immerhin famos interpretierten - höchst menschlichen Antagonisten. Ansonsten sind die leuchtenden Farben der primäre Trumpf dieser quietschbunten Fabel, in der Fairbanks Jr. grinsend herumspringt wie ein toll gewordenes Eichhörnchen und die am Ende sogar eine felsenfeste Moral absondern darf: Die wahren Schätze liegen im Herzen und im Kopfe eines jeden Suchenden!

7/10

Sindbad 1001 Nacht Piraten Richard Wallace


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THE EAGLE (Kevin Macdonald/UK, USA 2011)


"You are free, my friend."

The Eagle (Der Adler der neunten Legion) ~ UK/USA 2011
Directed By: Kevin Macdonald

Im Jahre 140 kommt der Zenturio Marcus Aquila (Channig Tatum) nach Britannien, um seinem Vater, der rund 20 Jahre zuvor mit der neunten Legion in Kaledonien verschwunden ist, nachzueifern. Nach einem verlustreichen Einsatz gegen einen Keltenstamm muss Marcus sich schwer verwundet auskurieren und erfährt, dass das Feldzeichen der neunten Legion, der römische Adler, niemals bis vor den Hadrianswall zurückgebracht wurde. Zusammen mit seinem neuen Sklaven, dem selbstbewussten Häuptlingssohn Esca (Jamie Bell), macht sich Marcus auf, den Adler von den Briganten zurückzuerobern und somit die seit dem Verschwinden seines Vaters angeknackste Familienehre wiederherzustellen.

Im Prinzip nichts anderes als eine Art Sequel zu Neill Marshalls letztjährig erschienenem "Centurion", der das bis heute rätselhafte Verschwinden der neunten Legion im schottischen Hochland zum Thema hatte. Auch hier stehen zwei Helden, deren Beziehung allerdings durch das Herr-Sklave-Verhältnis deutlich verkompliziert wird im Mittelpunkt dessen, was man getrost als "Abenteuerfilm vor historischem Hintergrund" bezeichnen kann und wie "Centurion" ist "The Eagle" vor allem ein Film für leicht für Geschichtliches zu begeisternde Zuschauer, die sich nicht vor dem Gegensatz Form-Sujet scheuen und sich von einer betont zeitgenössischen Visualisierung (welche sich im Übrigen immer noch tapfer an Scotts "Gladiator"-Standards hält) nicht in die Suppe spucken lassen. Auf jeden Fall sieht "The Eagle" recht hübsch aus, ist hier und da spannend und um einiges weniger blutig ausgefallen als "Centurion". Ob man das nun positiv bewerten möchte oder eher umgekehrt, liegt wie so häufig im Auge des Betrachters. Ich selbst bin ja ein großer Freund von Schwert-&-Blutwurst-Platten und hätte mir hier und da vielleicht etwas mehr Detailfreude gewünscht. Dennoch eine nette Ergänzung zu "Centurion" und letztlich auch genau auf dessen qualitativer Augenhöhe.

7/10

Antike period piece Schottland Kevin Macdonald Historie Roemisches Reich


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JAMAICA INN (Alfred Hitchcock/UK 1939)


"CHADWICK!!!"

Jamaica Inn (Riff-Piraten) ~ UK 1939
Directed By: Alfred Hitchcock


England, 1819: Die verwaiste Irin Mary (Maureen O'Hara) kommt nach Cornwall, um bei ihrer Tante Patience (Marie Ney) und deren Mann Joss Merlyn (Leslie Banks) zu leben. Joss entpuppt sich jedoch als Chef einer gefährlichen Bande von Strandräubern, die mit falschem Leuchtfeuer Schiffe auf die Klippen locken, ausrauben und deren Besatzung ermorden. Mary kann gerade noch einem von Merlyns Leuten, der wegen Ungehorsams gehängt wird, das Leben retten. Doch Trehearne (Robert Newton), wie der Bursche heißt, entpuppt sich als Agent ihrer Majestät, dessen Auftrag besagt, die Riffpiraten zu enttarnen und dingfest zu machen. Dabei ist sich Trehearne sicher, dass es über Merlyn noch einen Kopf geben muss. Und tatsächlich: Hinter den Aktionen der Verbrecher steckt niemand anders als der beliebte Edelmann Sir Humphrey Pengallan (Charles Laughton), den mit zunehmendem Alter der Wahnsinn packte...

Eine Glanzvorstellung des hierin völlig overactenden Charles Laughton. Man glaubt förmlich zu spüren, wie er als Quasi-Ebenbild des Egogiganten hinter der Kamera das Duell als sichtbarer Part souverän für sich entscheidet. Zwar hat Hitchcock ein paar Jahre später noch einmal mit Laughton zusammen gearbeitet, im Interview mit Truffaut veräußert er sich im Nachhinein jedoch als schlechter Verlierer (Laughton war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben): "Der Mann verstand nichts vom Film." Tatsächlich lebt "Jamaica Inn" primär von Laughtons exaltiertem Spiel. Mit Nasenprothese ausgestattet und den Unterkiefer zurückgezogen, fistelt er sich als feister Landvogt durch den gesamten Film, lässt Hitchcocks Inszenierung beinahe zur uninteressanten Nebensache werden und reißt jede Szene, in der er auftritt, gnadenlos an sich. Der farblose Robert Newton und selbst der ansprechend fiese Leslie Banks können ihm da rein gar nichts entgegnen. Allerhöchstens die wunderschöne Maureen O'Hara, der Laughton in diesem Jahr nochmal vergebens seine Aufwartung machen musste als Glöckner Quasimodo und mit der zusammen der gewichtige Akteur hier wie dort Funken sprühen lässt, kann ihm Paroli bieten. So bekommt man mit "Jamaica Inn", dem vorerst letzten, auf britischem Boden entstandenen Film seines Regisseurs, einen bestenfalls leicht überdurchschnittlichen Hitchcock, aber dafür einen umso famoseren Laughton!

7/10

Cornwall Daphne Du Maurier Alfred Hitchcock period piece Piraten


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THE DESERT RATS (Robert Wise/USA 1953)


"One cognac for the Field Marshal!"

The Desert Rats (Die Wüstenratten) ~ USA 1953
Directed By: Robert Wise


Tobruk, 1941: Die strategisch wertvolle, heftig umkämpfte libysche Festung wird Schauplatz eines zähen Gefechts zwischen einer beinharten Truppe australischer Soldaten unter dem Komando des britischen Offiziers MacRoberts (Richard Burton) und der Panzerbrigade Rommels (James Mason).

Krieg, Abenteuer, Männer, Mut. "The Desert Rats" ist ein Musterbeispiel für den kommerziellen Kriegsfilm der fünfziger Jahre, der die Aufopferungen der Vorgängergeneration auf die denkbar professionellste Art und Weise zu Actionfilmzwecken auszuschlachten wusste. Wenn der Wüstenkrieg in Nordafrika hier als "wahre Höllle" bezeichnet wird, dann verkommt das zur bloßen Makulatur, denn "The Desert Rats" macht vor allem eines: Ganz viel Spaß. Kein hier vorgestellter Charakter ohne einen Funken Sympathie im Leib, keiner, der nicht zumindest ein bisschen Stolz im Leibe hat und schon gar keiner ohne pure Mannesehre. Im Grunde sind alle bloß eine große Familie, selbst die gegnerischen Soldaten stehen einem hier näher als die heimische Familie, die ja sowieso mittelfristig in einer Paralleldimension lebt. Denkwürdig die Szene zwischen Burton und Mason (übrigens eine von nur zwei, in denen letzterer zu sehen ist, der wohl nur engagiert ward, weil er zwei Jahre zuvor schon einmal für die Fox gerommelt hatte): Stolze Kampfgockel, einer geschwelter als der andere, keiner einen Schritt zurückweichend. Und der eine zumindest etwas mehr im Recht - immerhin kämpft er für die "Richtigen"; entlarvend die Figurenzeichnung es alten Trinkers Tom Bartlett (Robert Newton): einst, im Zivilleben MacRoberts' Lehrer, nun ein einfacher Gefreiter und sein Untergebener, der sich selbst als armseliger Feigling outet und am Ende die größte Heldentat vollbringt. Krieg mit Happy End, in "The Desert Rats" wird das Unmögliche möglich gemacht.

6/10

Robert Wise Widerstand Militaer Rommel Nordafrika-Feldzug WWII Tobruk


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ISLAND OF LOST SOULS (Erle C. Kenton/USA 1932)


"Mr. Parker, do you know what it means to feel like God?"

Island Of Lost Souls (Die Insel der verlorenen Seelen) ~ USA 1932
Directed By: Erle C. Kenton

Der Schiffbrüchige Parker (Richard Arlen) wird in der Südsee an Bord des Frachters 'Covena' genommen, nur um sich mit dem Skipper (Paul Hurst) zu zerstreiten und von diesem auf der Zielinsel ausgesetzt zu werden. Dessen Besitzer Dr. Moreau (Charles Laughton) entpuppt sich als Urheber buchstäblich inhumaner Experimente: Er züchtet wilde Tiere mittels medikamentöser Injektionen zu Menschen hoch, domestiziert sie, gibt ihnen Regeln und Sprache und spielt sich selbst als ihr Herr und Meister auf. Als Parkers Verlobte Ruth (Leila Hyams) auf die Insel kommt, ist die Katastrophe nicht mehr fern.

Hybris trifft Hybriden - vermutlich wurde diese denkwürdige Kombination nie (mehr) schöner umgesetzt als in Kentons erster Adaption von H.G. Wells klassischer Moreau-Geschichte. Per hochartifizieller, expressionistischer Bildpoesie lässt Kenton einer der gewinnendsten phantastischen Filme dieser Zeit vom Stapel, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist und bis heute nicht das Renommee besitzt, das ihm eigentlich zukäme. Der mit seiner erzbritischen Hochnäsigkeit kokettierende, unglaublich arrogant auftretende Laughton ist der bis dato beste Leinwand-Moreau, besser als der etwas müde Burt Lancaster und besser sowieso als der schon präfinale Brando. Sein personifizierter, an Haupt und Bart wohlfrisierter Kolonialalbtraum im weißen Leinenanzug ist schon aufsehenerregend, wenn er nur ein Gläschen Sherry trinkt - der verschlagene Blick reißt nie ab. Dann die tollen Masken der Tiermenschen, die immer noch gut aussehen und die wunderbare Kathleen Burke als mandeläugige, tatsächlich katzenhafte Pantherfrau - über "Island Of Lost Souls" könnte ich stundenlang schwärmen, ohne eine Schwäche aufzuführen.

10/10

Erle C. Kenton H.G. Wells Insel Hybriden Monster


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QUEIMADA (Gillo Pontecorvo/I, F 1969)


Zitat entfällt.

Queimada ~ I/F 1969
Directed By: Gillo Pontecorvo


Der britische Marineoffizier Walker (Marlon Brando) wird in den 1840ern auf die Antilleninsel Queimada geschickt, eine portugiesische Ansiedlung, die vom Zuckerrohranbau lebt. Walker hat den Auftrag, als agent provocateur die schwarzen Sklaven zu einem Aufstand zu führen, der dann mittelfristig zur politischen Autonomie und schließlich zu einer wirtschaftlichen Übernahme durch die britische Zuckerrohrgesellschaft führen soll. Seinen Mann findet Walker in dem wütenden, jungen Sklaven José Dolores (Evaristo Márquez), der tatsächlich bald die Revolution losschlägt, sich am Ende jedoch seiner Unerfahrenheit in politischen Dingen beugen muss. Zehn Jahre später, Walker steht nicht mehr im Dienst der Admiralität, wird er erneut nach Queimada abberufen. Dolores hat einen Guerillakrieg gegen die Zuckerrohrbosse vom Zaun gebrochen, den Walker entscheiden soll. Er trifft auf einen völlig veränderten Dolores, der jede Offerte ablehnt.

Erneut erzählt Ponecorvo, untermalt von heroisch-schmissigen, fast sakralen Revolutionsrhythmen von Ennio Morricone, von politischer Instabilität und vom immerwährenden Freiheitskampf der Unterdrückten gegen ihre imperialistischen Knechte. Marlon Brando, mit dem Pontecorvo ausnahmsweise einen Weltstar bei sich auftreten lässt, liefert ein faszinierendes Porträt des sich autodekonstruierenden Antihelden, der mit zunehmendem Alter an seiner Mission zu zweifeln beginnt und erst kurz vor seinem Ende ein einziges Mal eine Entscheidung um seiner selbst Willen trifft. Doch da ist es längst zu spät, für Dolores, für die Sklaven und auch für ihn selbst.
"Queimada" bedeutet "verbrannt", denn die titel- und handlungstragende Insel ist längst verbrannte Erde. José Dolores ist nicht der erste Rebell, dessen Aufstand hier sein lichterloh entflammtes Ende findet und er wird möglicherweise auch nicht der letzte sein. Der Weltspion Walker weiß, wie man diesen aufmüpfigen Inselpatron auszuschalten hat: Kurzerhand lässt er die Zuckerrohrfelder anzünden, so dass Dolores' Männer, die sich darin versteckt halten, gezwungen sind, sich zu zeigen um dann von den Soldaten seelenruhig abgeknallt werden zu können. Auf die Anmerkung des Company-Abgesandten, dass diese Kriegstaktik aber höchst unökonomisch sei, entgegnet Walker: "Manchmal muss erst alles niedergebrannt werden, damit etwas Neues daraus erstehen kann." Dass er selbst im weitesten Sinne zu jenen überkommenen Traditionen gehört, wird ihm erst viel zu spät bewusst.

9/10

Sklaverei period piece Historie Karibik Revolution Kolonialismus Gillo Pontecorvo


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TERROR OF THE TONGS (Anthony Bushell/UK 1961)


"He that loves pleasure shall by pleasure fall!"

Terror Of The Tongs (Terror der Tongs) ~ UK 1961
Directed By: Anthony Bushell


Der in Hong Kong lebende Skipper Sale (Geoffrey Toone) bekommt von einem Reisegast (Burt Kwouk) unbemerkt eine Liste mit hochrangigen Namen diverser Tong-Mitglieder zugespielt. Der betreffende "Red-Dragon-Tong" ist eine mächtige, chinesische Verbrecherorganisation, die in so ziemlich jedem schmutzigen Geschäft die Finger hat. Die Liste ist eigentlich für Sales Hausmädchen (Bandana Das Gupta) bestimmt - doch in kürzester Zeit sterben alle, die mit dem Papier in Berührung kommen - einschließlich Sales sechzehnjähriger Tochter (Barbara Brown). Der Captain schwört Rache und gerät schon bald an Chung King (Christopher Lee), den Boss der Tongs, einen diabolischen Kriminellen...

Mit der Rolle des Tong-Chefs Chung King konnte Christopher Lee schonmal für seine fünf Auftritte als orientalischer Folterkönig Dr. Fu-Manchu üben. Die Maske scheint mir sogar recht identisch; in jedem Falle pflegt auch dieser gefürchtete Gangsterboss eine ausgesprochen sadistische Ader, die einmal mehr der bei Hammer dauerbeschäftigte Fleischklops Milton Reid stellvertretend für ihn ausleben muss. Geoffrey Toone bleibt angesichts dessen als steifer britischer Captain zwar blass wie ein hellgelbes Bettlaken, seine Auftritte sind jedoch ohnehin komplette Nebensache. Wesentlich gewinnbringender sind da die diversen Methoden der Produktion, dem Publikum vorzugaukeln, es befinde sich in Hong Kong, respektive in einer Hafengegend, und nicht in einem lauschigen Atelier in Berkshire: Allein durch akustische Einspieler und die sorgfältig arrangierten Innendekors muss jener Eindruck suggeriert werden. Das funktioniert natürlich nicht immer, ist aber meist so liebevoll-blauäugig gemacht, dass es schon wieder sympathisch wirkt. Ansonsten bekommt man genau das, was man prinzipiell von einer Hammer-Produktion zu erwarten hat - nicht mehr und nicht weniger.

6/10

Anthony Bushell Hammer Hong Kong Rache Jimmy Sangster Tongs


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MASTER OF THE WORLD (William Witney/USA 1961)


"I'm gonna make them lay you in irons!"

Master Of the World (Robur - der Herr der sieben Kontinente) ~ USA 1961
Directed By: William Witney


Im späten 19. Jahrhundert gehen der US-Agent Strock (Charles Bronson), der Waffenfabrikant Prudent (Henry Hull), seine Tochter Dorothy (Mary Webster) und deren Verlobter Evans (David Frankham) seltsamen Gerüchten aus dem Mittelwesten nach, denen zufolge dort ein geisterhafter "sprechender Vulkan" existiert. Tatsächlich wird das Quartett in seinem Ballon bei der Ankunft an ebenjenem Berg von Raketen getroffen und abgeschossen. Dahinter steckt der Freibeuter Robur (Vincent Price), der die Vier auf seinem phantastischen, soeben zu einem Flug um die Welt abhebenden Luftschiff "Albatross" beherbergt. Roburs Ziel ist es, dem Krieg den Krieg zu erklären und die Nationen der Erde mit Gewalt zur Abrüstung zu zwingen. Stock und Prudent jedoch haben etwas dagegen.

Knuffige kleine B-Variation von Fleischers "20,000 Leagues Under The Sea", wie dieser eine Verne-Verfilmung, in dem staunende Probanden ihrer Zeit einem technokratischen Fortschrittsmonster begegnen und dessen Existenz in einer Mischung aus Angst und Kleingeistigkeit vernichten, als sie erkennen, dass der Urheber sein Geheimnis mit keinem anderen zu teilen bereit ist. Statt James Mason gibt es hier Vincent Price, statt Kirk Douglas Charles Bronson, statt Walt Disney AIP und statt Peter Lorre nur einen blöden französischen Maître (Vitto Scotti), der sich jedesmal aufregt, wenn bei Roburs Attacken seine Töpfe durch die Gegend fliegen. Alles eine Nummer kleinber also, was dem Film nach meinem Empfinden nicht sonderlich bekommt. Die Fabulierlust und der große visuelle Reichtum, die Fleischers Film so auszeichnen, wandeln sich hier in eine Art plagiatorisches Krämertum. Das macht den Film zwar nicht schlecht, lässt ihn aber vergleichsweise ungloriös in sich zusammenschrumpfen. Immerhin: Nicht nur der wie immer herrliche Price ist eine Bank, sondern auch Bronson mit immerhin 40 in seiner ersten richtigen Helden-Hauptrolle.

6/10

Jules Verne William Witney period piece


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DAMNATION ALLEY (Jack Smight/USA 1977)


"Albany is the place to aim for."

Damnation Alley (Straße der Verdammnis) ~ USA 1977
Directed By: Jack Smight


Nach einem Atomkrieg hat sich die Erdachse verschoben. Klimatische Unregelmäßigkeiten, Elektrostürme und Wüstenei überziehen die USA, Riesenskorpione und mörderische Kakerlakenkulturen werden zur Gefahr für die letzten Überlebenden. Major Denton (George Peppard) und die nachträglich desertierten Offiziere Tanner (Jan-Michael Vincent) und Keegan (Paul Winfield) haben Bombe und Fallout in einem Bunker in Nevada überstanden und empfangen nun Radiosignale aus Albany, New York. Mit einem gepanzerten Riesentruck machen sie sich auf den langen und gefahrvollen Weg zur Quelle der Sendungen. Unterwegs sammeln sie noch zwei Mitreisende ein, das Las-Vegas-Showgirl Janice (Dominique Sanda) und den verwaisten Jungen Billy (Jackie Earle Haley).

B-Kino wie ich's mag: Ohne Umwege zum Ziel kommend, schnörkellos und vor allem treu zu sich selbst und zu seiner Prämisse, eine kurzweilige Geschichte möglichst reizvoll zu erzählen. "Damnation Alley" ist vor allem mit Herz,Hand und viel grundnaiver Liebe zu seinem Topos erzählt; das postapokalyptische Szenario wirkt zwar zu keiner Sekunde so bedrückend, wie es in anderen Endzeitfilmen der Fall ist, aber darum geht es diesem Film auch überhaupt nicht. Vielmehr sollen ein entrücktes Szenario und die filmischen "Möglichkeiten", die es bietet, ausgelotet und zur Schau gestellt werden. Dass sich da von sogenannter "etablierter" Seite über die "schlechten Projektionstricks" und die "Plotlöcher" ereifert wird, ist somit völlig am Ziel vorbei und zeugt nicht von den "minderen Qualitäten" des Films, sondern höchstens von der Ignoranz der entsprechenden Verfasser. Sozusagen das illegitime missing link zwischen "On The Beach" und "Judge Dredd" (dem Film, nicht den Comics), im Bedarfs- oder auch Idealfall hintereinander als Triloge zu betrachten.

8/10

Monster Kalter Krieg Atombombe Apokalypse Jack Smight Road Movie





Filmtagebuch von...

Funxton

    Avanti, Popolo

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