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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE LIGHT AT THE EDGE OF THE WORLD (Kevin Billington/USA, E, LI, CH 1971)


"Truly ladylike!"

The Light At The Edge Of The World (Das Licht am Ende der Welt) ~ USA/E/LI/CH 1971
Directed By: Kevin Billington

Im späten 19. Jahrhundert kommt der Aussteiger Will Denton (Kirk Douglas) auf eine kleine Felseninsel vor Kap Hoorn, um den ansässigen Leuchtturmwärter Moriz (Fernando Rey) zu unterstützen. Schon nach wenigen Tagen landet dort auch eine Bande Küstenpiraten unter der Führung des grausamen Captain Kongre (Yul Brynner). Kongre tötet Moriz und seinen jungen Gehilfen Felipe (Massimo Ranieri); Denton kann entkommen und sich in einer kleinen Höhle versteckt halten. Von dort aus beobachtet er die skrupellosen Machenschaften der Freibeuter, die ein englisches Passagierschiff auf die Klippen locken und plündern. Zwischen Denton und Kongre entbrennt ein unerbittliches Guerilla-Duell.

Eine sehr gewinnend inszenierte Verne-Adaption, die neben den ausgesucht schönen Bildern von Billingtons dp Henri Decaë in erster Linie vom tollen Spiel ihrer Antagonisten Douglas und Brynner lebt. Besonders Brynner habe ich noch nie so diebisch diabolisch erlebt, wie als abgrundtief böser Piratenkapitän. Dieser Meinung ist auch Kirk Douglas, der ihm im Zuge des Showdown ein herzliches "Dich hätte man gleich nach der Geburt ersäufen sollen!" entgegenrotzt.
Der alles andere als zimperliche "The Light At The Edge Of The World" antizipiert gleichfalls bis ins Detail die heute so breitgetretene "Die Hard"-Dramaturgie: Ein einsamer Held hat auf entlegenem, hermetischem Areal gegen eine Gruppe Bösewichte nebst ihren üblen Machenschaften zu bestehen und gleicht dabei seine Methoden immer mehr denen seiner Widersacher an. Das unbarmherzig geführte Duell zwischen Denton und Kongre ist also auch ein psychologisches und zugleich eines der Maskulinität - ein Mann ist nur ein Mann, wenn er am Ende aufrecht steht.

7/10

Ozean Kap Hoorn Leuchtturm Insel Jules Verne Kevin Billington period piece


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MYSTERIOUS ISLAND (Cy Endfield/UK, USA 1961)


"Aren't you ready to dance with the devil now?"

Mysterious Island (Die geheimnisvolle Insel) ~ UK/USA 1961
Directed By: Cy Endfield

Ein Trio gefangener Unionssoldaten (Michael Craig, Michael Callan, Dan Jackson) entkommt mit einem Fesselballon aus konföderierter Gefangenschaft, an Bord noch einen Journalisten (Gary Merrill) sowie einen feindlichen Sergeant (Percy Herbert). Nach tagelanger Reise zwangswassert das Quintett mitten im Südpazifik und findet sich kurz darauf auf einer seltsamen Vulkaninsel wieder. Dort entdeckt man neben riesigem Getier auch zwei selbst gestrandete englische Ladys (Joan Greenwood, Beth Rogan), garstige Piraten und schließlich den legendären Captain Nemo (Herbert Lom) mitsamt seiner 'Nautilus'.

Herrlich naive, absolut liebenswerte Verne-Verfilmung mit Harryhausen-Impact, die ich abenteuerlustigen Jungs unter zehn jederzeit mit besserem Gewissen vorführen würde als jedes neumodische, überreizte 3D-Spektakel. In "Mysterious Island" ist noch alles handgemacht, die Dynamation-Effekte so schön arrangiert wie rar gesät (gerade mal vier Monster kommen vor - ein Riesenkrebs, ein Riesenlaufvogel, einige Riesenbienen und schließlich ein Riesenpolyp) und der Geist des Films von geradezu überschwänglicher Unbekümmertheit beflügelt. Mit Herbert Lom hat man sogar einen würdigen Nachfolger des einzig wahren Film-Nemo James Mason (der wohl leider nicht zur Verfügung stand oder sich nicht zur Verfügung stellen wollte) aufgetan. In der Gilde der klassischen englischsprachigen Verne-Adaptionen (die tschechischen von Karel Zeman bilden ja bekanntlich eine ganz eigene Liga) ziemlich weit vorn dabei, wenn auch kein echtes qualitatives Gegengewicht zum ewigen Preisträger "20,000 Leagues" von Richard Fleischer.

7/10

Ballon Insel Pazifik Piraten U-Boot Captain Nemo period piece Ray Harryhausen Monster Sezessionskrieg Jules Verne Cy Endfield Vulkan


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THE SON OF KONG (Ernest B. Schoedsack/USA 1933)


"Boy, watch him scrapping. Just like his Old Man!"

The Son Of Kong (King Kongs Sohn) ~ USA 1933
Directed By: Ernest B. Schoedsack


Nach Kongs Amoklauf durch Manhatten sitzen dem ehemals gefeierten Carl Denham (Robert Armstrong) Schadensersatzklagen und Gerichtsvollzieher aller Kuleur im Nacken. Umso willkommener das Angebot seines alten Freundes Captain Englehorn (Frank Reicher) von der Venture, eine Tour in den Indischen Ozean zu unternehmen. Auf der Insel Dakang trifft Danham auf die junge Tingeltangelsängerin Helene (Helen Mack), die sich sogleich in ihn verguckt, und einen alten Bekannten, Nils Helstrom (John Marston), von dem er einst die Karte mit der Kong-Insel erhalten hat. Helstrom, ein wahrlich krummer Hund, hat Helenes Vater (Clarence Wilson) auf dem Gewissen. Um von Dakang wegzukommen, tischt er Denham ein Märchen von einem ungehobenen Schatz auf Kongs Insel auf. Helene schifft sich ebenfalls als blinder Passagier auf der Venture ein und zusammen geht es wieder zu dem wohlbekannten Eiland. Kaum an Land lernen Denham und Helene einen freundlichen, weißbehaarten Kong im Kleinformat (etwa 4 Meter lang) kennen, offenbar ein Sohn von Denhams zu Tode gekommenen Begierdeobjekt. Der kleine Kong freundet sich mit Denham und Helene an, beschützt sie vor einigen Monstern (die glücklicherweise nicht viel größer sind als er selbst) und hilft Denham sogar beim Erschließen des Schatzes, der tatsächlich existiert. Am Ende sorgt ein gewaltiges Erbeben für den Untergang der Insel, der leider auch "Prince Kong" mit in die Tiefe reißt.

Noch im "King Kong"-Jahr schob die RKO eine Fortsetzung zu ihrem Sensationsfilm hinterher. Mit Armstrong, Reichers und Victor Wong als lustiger Kombüsenchef Charlie konnten sogar immerhin drei Mitglieder der Originalcast zur Wiederholungstat verpflichtet werden. Auch, wenn "The Son Of Kong" im Prinzip kaum mehr als eine Kinderversion des Originals ist, in jeder Hinsicht harmlos und mit Hauptgewicht auf Abenteuer und Humor, kann der Film sich eines gewissen, unbeholfenen Charmes nicht entziehen. Erstaunlicherweise sind es jedoch besonders die Expositionsszenen, die ich dabei als schätzenswert empfinde: Denhams Flucht vor den Zustellern, die Einführung der hübschen Helen Mack und ihres versoffenen Vaters. Die das letzte Drittel bestimmenden Szenen auf der Kong-Insel wirken da fast wie - immerhin putzig gemachte - bonusartige Dreingaben für Effektgierige. Der Thronfolger wird als gutmütiger kleiner Tolpatsch eingeführt, der keinem Menschen etwas tun würde, seine Gegner lieber in die Flucht schlägt als sie gleich zu beseitigen und sich nach jeder Rettungsaktion mit neckischer Handbewegung bei Denham und Helene verabschiedet. Außerdem rollt er lustig mit den Pupillen, wenn er sich an einem Felsvorsprung die Birne stößt. Eine Menge Anlass zum Lachen also, vielleicht nicht ganz das, was sich mündige "Kong"-Fans nach dem omnipotenten Wüterich des Originals ehedem erhofft hatten. Dennoch kein Grund, das Sequel, wie bis heute akut, filmhistorisch stoisch zu vernachlässigen. Zweierlei nämlich hat es, bei aller zulässigen Kritik ganz gewiss: Heart and soul.

6/10

Insel Schatz Dinosaurier Ernest B. Schoedsack Affen


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KING KONG (Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack/USA 1933)


"Holy mackerel!"

King Kong (King Kong und die weiße Frau) ~ USA 1933
Directed By: Merian C. Cooper/Ernest B. Schoedsack

Der New Yorker Filmemacher Carl Denham (Robert Armstrong) will mit dem Frachter 'Venture' zu einer bislang nicht kartografierten Insel im Indischen Ozean reisen, um dort sensationelle Aufnahmen von wilden Tieren zu machen. Allerdings benötigt er noch eine hübsche, unverbrauchte Darstellerin für sein Projekt, die er in der blonden Ann Darrow (Fay wray) findet. Auf der Insel angelangt, werden Denham und die Besatzungsmitglieder Zeugen eines primitiven Hochzeitsrituals. Offenbar soll dem Urwaldgott Kong ein jungfräuliches Opfer dargebracht werden. Als die Eingeboren Ann ansichtig werden, wollen sie die Blondine prompt als Ersatz für ihr Mädchen, entführen sie nächtens und bieten sie Kong, der sich als gewaltiger, haushoher Gorilla entpuppt, als Geschenk. Kong freut sich und beschützt die entsetzte Ann vor allerlei Gefahren auf der Insel, derweil die Besatzung der Venture, allen voran der in Ann verliebte Maat Driscoll (Bruce Cabot), das Mädchen suchen. Driscoll kann Ann schließlich befreien. Denham hat derweil schon eine neue Idee: Er will Kong einfangen und in New York der staunenden Öffentlichkeit als achtes Weltwunder präsentieren. Der Coup gelingt mit viel Mühe und Kong wird nach New York verschifft. Dort zerbricht er seine Ketten und entführt Ann auf das Dach des Empire State Building, von wo ihn eilends mobilisierte Jagdflieger herunterschießen.

Das in seinen Grundzügen recht naive Erwachsenenmärchen von einem monströsen Gorilla und seiner unmöglichen Liebe zu einer zarten Frau aus der westlichen Zivilisation erlangte seine umfassende Popularität aus dreierlei Gründen: Zunächst erwiesen sich die Stop-Motion-Effekte von Willis O'Brien als bahnbrechende und in dieser Form archetypische technische Leistungen, ferner sorgte die mehr oder weniger verborgene sexuelle Konnotation des virilen Riesenkerls, der ein wehrloses, halbnacktes Mädchen begehrt, für geschwollene Kämme allerorten. Schließlich war diese Form von großatmigem Abenteuer die denkbar beste Form des Eskapismus in depressionsgeschwängerter Zeit. Einem jeden Sensationslüsternen hatte "King Kong" etwas zu bieten, das es zumindest in solch vollendeter Form vorher nicht auf der Leinwand gegeben hatte. Gigantische Monster und Dinosaurier, wilde Eingeborene, großstädtische Katastrophen, Massenszenen, Action, Tragödie, Romantik und Tod - also grundsätzlich alles, was das Kino in seinen Grundfesten und -mechanismen definiert. "King Kong" ist somit auch ein Lehrstück in Sachen Exploitation, wesentlich luzider und unverhüllter als etwa die Genre-Konkurrenz von Universal und MGM. Die Liebesgeschichte zwischen Kong und der nahezu unentwegt kreischenden Ann kam in dieser Urfassung indes noch wenig zum Tragen. Zwar ist das allein anatomisch unmögliche sexuelle Interesse des Riesenaffen für seine kleine Zwangsgespielin offensichtlich, Ann derweil scheint eher froh zu sein, am Ende in die Arme ihres gleichgroßen Wunschpartners sinken zu können. Der Verständnis-Aspekt seitens des Mädchen wurde sehr viel deutlicher erst in den späteren Fassungen, in der leider noch immer völlig unterschätzten 76er-Version und ganz besonders in Peter Jacksons Remake prononciert. Dennoch bleibt der Ur-Kong der beste, eben weil er eine einzigartige Pionierleistung darstellt und hier die ungezügelte, bald infantile Präsentationslust eines Merian C. Cooper, die nebenbei komplett mit der des Filmprotagonisten Carl Denham gleichzusetzen ist, zum größten Triumphator wird.

10/10

Dinosaurier Monster Ernest B. Schoedsack Merian C. Cooper Tierhorror New York Insel Affen


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GENGHIS KHAN (Henry Levin/UK, YU, BRD, USA 1965)


"It is better to light one candle than to curse the darkness."

Genghis Khan (Dschingis Khan) ~ UK/YU/BRD/USA 1965
Directed By: Henry Levin


Nachdem er seinen Vater getötet hat, legt Jamuga (Stephen Boyd), der mongolische Stammesführer der Merkiten, den jungen Temudschin (Carlo Cura) ans Joch. Erst Jahre später, zum jungen Mann (Omar Sharif) gereift, kann Temudschin den Klauen Jamugas entkommen und ein eigenes Heer gründen. Dieses führt er gen Osten, nach Peking, wo er dem Kaiser (Robert Morley) gegen die Mandschuren unter der Führung Jamugas beisteht. Aus Angst vor der Popularität des mittlerweile in Dschingis Khan umbenannten Temudschin will der Kaiser ihn und seine Männer nicht ziehen lassen, so dass man sich den Weg mit Geschick selbst freikämpfen muss. Zurück in der Mongolei begleichen Jamuga und Dschingis Khan ihre noch offene Rechnung.

Putziges bis protziges Monumentalkino, weit ausholend und charmant, allerdings auch nahezu beispiellos in seiner Missachtung historischer Fakten und Gegebenheiten. Der Dschingis Khan aus Levins Film entspricht eher einer lichtdurchfluteten Phantasiegestalt als dem tatsächlichen Vorbild und wird zum großen Helden und Volkseiniger verklärt. In dieser Hinsicht ist "Genghis Khan" also vollkommen zu vernachlässigen. Punkten kann er indes als exotische kleine Filmwundertüte: Die wirklich feine Besetzung gibt sich je nach Status mehr oder weniger Mühe zu ernsthafter Darstellung. Robert Morley und James Mason, die beide als Chinesen zu sehen sind, trifft man in völlig nachlässiger respektive völlig übertriebener Maske an, derweil ihr Spiel jeweils reinster Komödie entspricht. Woody Strode muss abermals den tumben Muskelprotz geben, Eli Wallach wird schwer unter Wert verkauft, Telly Savalas hat zwei, drei schöne Szenen. Und Sharif ist eben Sharif.
Die zerklüfteten Felsenlandschaften Jugoslawiens kennt man in ganz ähnlicher Abbildung bereits aus den "Winnetou"-Filmen der Rialto und der CCC, dennoch sind sie wie stets, so auch hier äußerst malerisch anzuschauen und, einem wohlgestalteten Tourismusführer entsprechend schick eingefangen. Vermutlich ist der Regisseur ohnehin derjenige, der als einziger alles richtig gemacht hat. Dem tadellose Arbeit leistenden Henry Levin wüsste ich jedenfalls keinen ernstlichen Vorwurf zu machen.

6/10

Historie China period piece Henry Levin Mongolei Dschingis Khan


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DJANGO 2: IL GRANDE RITTORNO (Nello Rossati/I 1987)


Zitat entfällt.

Django 2: Il Grande Rittorno (Djangos Rückkehr) ~ I 1987
Directed By: Nello Rossati


Django (Franco Nero), mittlerweile in strengster klösterlicher Klausur, erfährt, dass er ein Töchterlein namens Marisol hat. Bevor er dieses jedoch in die Arme schließen kann, wird es von dem verrückten Sklavenhändler Orlowsky (Christopher Connelly), genannt "El Diablo", entführt. Zunächst landet Django selbst in Orlowskys hauseigenem Silber-Tagebau, kann jedoch entfliehen, sein altes MG wieder flott und Orlowsky das selbstzufriedene Leben schwer machen.

Ein ganz offizielles Sequels zu "Django" gab's dann doch noch, und zwar gute zwanzig Jahre später, als Neros Aktien längst nicht mehr so hoch, ikonische Ballerhelden dafür aber umso höher im Kurs standen und die Italiener bereits diverse Genre-Territorien plattgerodet hatten. In Kolumbien, einer für einen Western nicht eben gewöhnlichen Kulisse, fanden die Dreharbeiten des entsprechenden Resultats statt, für das ich persönlich ganz viel übrig habe. "Django 2" schafft es tatsächlich, die entartete Atmosphäre des Klassikers nochmal aufleben und ein apokalyptisches Abenteuerszenario vom Stapel zu lassen, wie es seit dem Erstling eine Rarität bildete. Rossatis Film ist sich ganz offensichtlich des mythischen Charakters seiner Titelfigur bewusst: Am Anfang diskutieren zwei greise Revolver-Haudegen (einer davon William Berger) über die Legenden des alten Westens; Butch Cassidy und Wyatt Earp fallen ihnen ein und dann noch "dieser eine Typ, mit dem Maschinengewehr im Sarg". Damit festigt "Django 2" den selbstinstallierten Mythos, die einzige wirklich ikonische Figur, die der Italowestern der Western-Historie hinzufügen konnte. Django selbst spricht nicht viel im Film, allerdings ist er auch kein Fiesling mehr wie ehedem. Tatsächlich wird er zu einer Art himmlischem Heilsbringer stilisiert, passend dazu ist sein Feindbild diesmal ein ganz konkretes, ein, seinem Spitznamen entsprechend, diabolisches gar, von Christopher Connelly mit sichtlichem Spaß an der Sache interpretiert. Ansonsten wirkt "Django 2" zuweilen auf mich, als habe Werner Herzog den Auftrag bekommen, ein ausgewiesenes Exploitation-Werk zu inszenieren angesichts der verschroben-rätselhaften und schönen Einstellungen, wie sie der Film an allen Ecken und Enden aufweist. Dass Django das schlammige Greenzstädchen gegen den dampfenden Urwald Lateinamerikas getauscht hat, ist demzufolge nur konsequent.

8/10

Italowestern Nello Rossati Kolumbien Django


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NINJA BUGEICHÔ MOMOCHI SANDAYÛ (Norifumi Suzuki/J 1980)


Zitat entfällt.

Ninja Bugeichô Momochi Sandayû (Shogun's Ninja) ~ J 1980
Directed By: Norifumi Suzuki


Japan, im 16. Jahrhundert. Der Shogun (Asao Koike) verlangt die restlose Zerschlagung des Momochi-Clans, einer Gruppe von in der Ninja-Kampfkunst bewanderten Rebellen. Die ausführende Hand des Meisters ist dabei der skrupellose Shiranui Shogen (Sonny Chiba). Takamaru, der kleine Sohn des Familienpatriarchen (Masashi Ishibashi), kann mit einem wertvollen Schwert, auf dem sich ein Teil einer Schatzkarte befindet, nach China entfliehen. Jahre später kehrt Takamaru als junger Mann (Hiroyuki Sanada) nach Japan zurück, um sich an Shogen und seinen Häschern zu rächen und selbst Shogun zu werden. Dabei unterstützen ihn weitere Überlebende seines Clans, der Altmeister Hakkunsai (Tetsuro Tamba) und die schöne Ai-Lian (Etsuko Shihomi), derweil Ai-Lians Vormund, der geheimnisvolle Samurai Hattori Hanzo (Isa Natsuyagi) ein undurchsichtiges Spiel treibt.

Nicht so ganz mein Fall, da etwas sehr ausgewalzt und mit allzu stolz geschwellter Brust ob der Landestraditionen und Machtstrukturen protzendes Haudrauf-Stück. Direkt gelangweilt habe ich zwar nun auch nicht; die Kampfszenen sind sicherlich anerkennenswert choreographiert und inszeniert und der Film auch insgesamt von versierter Hand gefertigt. Allerdings hatte ich hier wiederum das Gefühl, dass ein solches Werk, sechs, sieben Jahre früher entstanden und mit etwas mehr dem Sujet angemessener Unschuld serviert, um Einiges spaßiger geworden wäre. Suzukis "Furyô Anego Den: Inoshika Ochô" gefällt mir jedenfalls sehr viel besser, da er sich trotz seiner historischen Perspektive ohne Umschweife dazu bekennt, naives Gammelkino zu sein. Vielleicht ist auch das in meinem komplizierten Falle schlicht das immer wieder so häufig evident werdende Faktum ausschlaggebend, dass ich im fernöstlichen Kino und speziell im Japanischen noch nie so richtig daheim war. Shame on me.

5/10

Historie period piece Japan Norifumi Suzuki Martial Arts


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EMANUELLE E GLI UMTIMI CANNIBALI (Joe D'Amato/I 1977)


Zitat entfällt.

Emanuelle E Gli Ultimi Cannibali (Nackt unter Kannibalen) ~ I 1977
Directed By: Joe D'Amato


Die New Yorker Fotojournalistin Emanuelle (Laura Gemser) stößt bei Recherchen in einer Irrenanstalt auf einen seltsamen Fall von Kannibalismus. Zusammen mit dem Anthropologen Mark Lester (Gabriele Tinti) reist sie an den Amazonas, um dem bizarren Ereignis nachzuspüren. Um die knackige, blonde Jungfer Isabelle (Mónica Zanchi) erweitert, stößt das Trio im Dschungel auf den vermeintlichen Jäger Donald McKenzie (Donald O'Brien) und dessen Frau Maggie (Susan Scott), die tatsächlich nichts Gutes im Sinn haben. Den bereits die Speere wetzenden Kannibalen ist das aber sowieso einerlei. Als sie Isabelle entführen und zu einem Opfer für ihre Flussgöttin machen wollen, hat die kluge Emanuelle eine rettende Idee...

Verhältnismäßig früh entstandener Beitrag zum Kannibalenfilm-Subgenre, der letzten Endes natürlich nur dazu dient, Signore Massaccesi eine weitere Alibivorlage zu liefern, die von jedwedem Brustvoyeur hochgeschätzte Aktrice Laura Gemser in den Clinch zu bringen. Bezüglich der "Erotik-Sequenzen" hält sich Massaccesi aka Joe D'Amato diesmal recht bedeckt, aber dafür gibt's ja die wie stets unangenehm drauflos schmatzenden Indios mit ihrem berühmten Hang zu rohem Gekröse. Insofern lässt sich mit Ausnahme der Titten-Gedärme-Kombi und Nico Fidencos wie immer ausnehmend feinen Klängen auch nur wenig über "Ultimi Cannibali" berichten. Eine explizitere Erörterung über die Rezeptions- und Funktionsweisen von Kannibalenfilmen mag später mal folgen.
Bekanntlich hat die ohnehin schon nicht sonderlich ergiebige Story um den in der Großstadt auftretenden Kanibalismus-Akt später sogar Schule gemacht und wurde, quasi "hausintern", nochmal in Girolamis "Zombi Holocaust" aufgefrischt. Netterweise erspart uns D'Amato zumindest gröberen Tiersnuff, wobei der Zigaretten qualmende Schimpanse, der, ohnehin der Atmosphäre stark abträglicherweise, mitten in eine Lesbenszene hineinmontiert wurde und wohl lustig sein soll, schon grenzwertig ist. Aber lassen wir das.

5/10

Joe D'Amato Kannibalismus Amazonas Dschungel Europloitation Splatter


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NUDE E SELVAGGIO (Michele Massimo Tarantini/I, BRA 1985)


Zitat entfällt.

Nude E Selvaggio (Amazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels) ~ I/BRA 1985
Directed By: Michele Massimo Tarantini


Der Abenteurer und Paläontologe Kevin Hall (Michael Sopkiw) freut sich, als er eine günstige Mitreisegelegenheit zum "Tal der Dinosaurier" tief im Amazonasgebiet erhält. Neben ihm fliegen noch ein alternder Professor (Leonid Bayer) mitsamt seiner attraktiven Tochter Eva (Suzane Carvalho), ein Erotik-Fotograf (Joffre Soares) mit seinen zwei Models (Gloria Cristal, Susie Hahn) sowie ein Vietnam-Veteran (Milton Morris) und seine versoffene Frau (Marta Anderson). Wie zu erwarten stürzt die kleine Maschine ab und die Gruppe ist von nun an auf sich gestellt. Der Kampf gegen Uga-Uga-Kannibalen, gegen die widrige Natur nebst mörderischen Tieren aller Kuleur und Treibsand und schließlich einen skrupellosen Minenbesitzer (Andy Silas) fordert seine Tribute.

Faschistoid-sexistische Gewaltphantastie oder bloß aus hartem Holz geschnitztes, unsensibles Männerkino? Ich für meinen bescheidenen Teil ziehe selbstredend die Zwei und erfreue mich nach vielen Jahren Zwangspause endlicheinmal wieder an diesem mir zu meiner Schande bis dato bloß gekürzt bekannten, herrlich vergurkten und fiesen Italoploiter. Jener bewerkstelligt es tatsächlich, all die wesentlichen Merkmale der mediterranen Plagiatsleinwand in sich zu vereinen und zu einem klebrig-cremigen "Latte Cruenta" zu verrührern, an dessen Genuss sich formidabel berauschen lässt. Über eine großen Rundumbedienung beim derzeit angesagten US-Abenteuerfilm (primär klaut Tarantini bei "Indiana Jones And The Temple Of Doom" und "Romancing The Stone", aber auch ein bisschen beim zweiten "First Blood"-Film) über Kannibalen, schwüle Erotik und Frauengefängnis-Motive geht die wilde Fahrt. Piranhas, Schlangen, wilde Plastikkrokodile und sogar ein paar gefräßige Hausschweine (zum Teil auch aus Plastik) machen unseren Helden zu schaffen, die inmitten all der Unbill aber immer noch die Zeit für ein bisschen Geschmuse und/oder Gepoppe finden. Das unfassbar schlechte englische Dubbing der ohnehin weniger als dünnen Dialoge setzt dem ganzen dann endgültig die Eselsohren auf.
Der kaum älter als anno dazumal ausschauende Sopkiw erinnert sich in einem informativen DVD-Interview mit viel Vergnügen, ehrlichem Gelächter und Detailkenntnis an seine paar Italodrehs und schließt nach einer knappen halben Nettostunde mit den Worten, dass er zwar kaum was geschaffen habe, worauf er stolz sein könne, aber auch überhaupt nichts bereue. Gefällt mir, der Mann. Warum holen Tarantino und Rodriguez den nicht mal aus der Versenkung? Und Miles O'Keefe, Reb Brown und Daniel Greene noch direkt dazu. Das wär's überhaupt...

5/10

Brasilien Sklaverei Dschungel Amazonas Europloitation Kannibalismus Michele Massimo Tarantini Trash Splatter


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ISLAND IN THE SKY (William A. Wellman/USA 1953)


"I guess we're awful hard to see down here."

Island In The Sky (Das letzte Signal) ~ USA 1953
Directed By: William A. Wellman


Der Pilot Dooley (John Wayne) stürzt mit seiner kleinen Passagiermaschine samt vierköpfiger Besatzung über der unerforschten Eiswüste Ostkanadas ab. Hunderte von Kilometern von der Zivilisation entfernt und bei Temperaturen von siebzig Grad minus gilt es, solange auszuharren, bis Dooleys Fliegerkollegen ihn und seine Leute finden. Doch deren Suche gleicht jener nach einer Nadel im Heuhaufen...

Putzig-altmodisches Herrenabenteuer aus Waynes erster Produktionsschmiede "Wayne-Fellows" - wie stets ein Familienprojekt, an dem fast ausschließlich Dukes Privatfreunde mitarbeiteten. Entsprechend gutgelaunt geriert sich das Resultat; angesichts der Tatsache, dass hier eine Gruppe quasi-tiefgekühlter Männer im Mittelpunkt steht, die sich in jedem Film nach 1990 gegenseitig auffräßen, hält sich die Spannung jedenfalls in überschaubaren Grenzen, will sagen: So etwas wie emotionale Intensität, die das Thema "Unfreiwillige Zivilisationsabnabelung" üblicherweise bereithält, muss man hier wohl oder übel vermissen. Stattdessen bekommt man bravourös inszenierten Unterhaltungskitsch von anno dazumal, einen Konfektionsartikel, von professioneller Hand gefertigt und zu nichts anderem denn zum raschen Konsum gedacht. Ja, sowas gab's auch vor sechzig Jahren schon.

7/10

William A. Wellman Kanada Schnee Fliegerei





Filmtagebuch von...

Funxton

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