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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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SHARK! (Samuel Fuller/USA, MEX 1969)


"You obviously know nothin' bout drunks."

Shark! (Outsider) ~ USA/MEX 1969
Directed By: Samuel Fuller


Der mittellose Abenteurer Caine (Burt Reynolds) landet in einer kleinen sudanesischen Hafenstadt am Roten Meer. Dort lernt er neben einem kleinen Taschendieb (Carlos Beriochoa) und einem versoffenen Arzt (Arthur Kennedy) auch den mysteriösen Professor Mallare (Barry Sullivan) und dessen Assistentin Anna (Silvia Pinal) kennen. Diese benötigen für ihre angeblich der reinen Forschung dienenden Tauchgänge einen neuen Mitarbeiter, nachdem ihr letzter Opfer eines vor der Küste jagenden Hais geworden ist. Caine findet über Umwege heraus, dass Mallare und Anna das Wrack der "Victoria" durchsuchen, in dem Goldbarren lagern. Er lässt sich von dem Paar anheuern...

Dass der "Sudan" dieses Films tatsächlich in Mexiko liegt, lässt sich ebenso verschmerzen wie manch anderes eigenartiges Faktum um diese kleine Produktion. Wenn es in Analysen und Beschreibungen von Fullers Œuvre zu "Shark!" kommt, werden stets apologetische Umschreibungen benutzt wie "um überhaupt nochmal einen Film machen zu können, wandte sich Fuller dieser kleinen Independent-Produktion zu.." et al., als gelte es, den Film irgendwie rechtfertigen oder entschuldigen zu müssen. Gut, das Zeug zu einer der vorrangigen Arbeiten Fullers deklariert zu werden, hat "Shark!" möglicherweise nicht; dazu ist er schon etwas zu verschroben. Dafür gibt es andere Qualitäten, die eigentlich ein jeder, der den Regisseur schätzt, wird anerkennen können. Hitze, Dreck und Schweiß, die allesamt eine große Rolle spielen im Film, werden förmlich riech- und spürbar durch die pulsierenden Bilder und Arthur Kennedy, der nach meiner Ansicht in manchen seiner Szenen wirklich so besoffen war, wie er es eigentlich zu spielen hätte, ist gigantisch. Ansonsten mag man sich einfach eine kurze Weile treiben lassen von Fullers Film, dazu ist er bestens geeignet.

7/10

Samuel Fuller Sudan Schatz Hai Alkohol


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THE SAVAGE INNOCENTS (Nicholas Ray/UK, I, F 1960)


"This man is hungry."

The Savage Innocents (Im Land der langen Schatten) ~ UK/I/F 1960
Directed By: Nicholas Ray


Der erste Kontakt mit der sogenannten Zivilisation endet für den Eskimo Inuk (Anthony Quinn) in einer Katastrophe: Er erschlägt im Affekt einen Geistlichen (Marco Guglielmi), der die in den Augen der Inuit unverzeihliche Unverschämtheit besitzt, Inuks Angebot, mit seiner Frau (Yoko Tani) zu schlafen, abzulehnen. Was für das an das raue Naturleben gewöhnte Paar einen unglücklichen Zwischenfall darstellt, ist im Auge des weißen Gesetzes ein Kapitalverbrechen. Zwei Polizisten (Peter O'Toole, Carlo Giustini) jagen Inuk durch die Wildnis und verhaften ihn schließlich. Erst ein zäher Begreifensprozess führt dazu, dass Inuk nicht der Gerichtsbarkeit übergeben wird.

"Nicholas Ray ist das Kino" verkündete Godard einst und angesichts so herzzereißender Filme wie "Johnny Guitar" und auch "The Savage Innocents" ist man sehr geneigt, ihm dieses hochtrabende Postulat abzunehmen. Der culture clash zwischen der untechnisierten Welt der Inuit, die ein Kleinkalibergewehr für ein geradezu göttliches Wunder halten und dem okzidentalen Lebensstil, in der es nebenbei noch Flugzeuge, Bücher, Häuser, Musikboxen, Alkohol und, am schlimmsten, Gesetzbücher und Bibeln gibt, endet für die einfach, aber umso lebensbejahender gestrickten Menschen des Nordens in einem Meer des Zweifelns und der Verständnislosigkeit. Schnell wird Inuk und ganz besonders Asiak klar, dass die vermeintlichen Bequemlichkeiten und Verlockungen der Parallelwelt nichts anderes sind als Schwachmacher und korrumpierende Luxusartikel. Ray erzählt dieses berührende, zutiefst humanistische Märchen im Stile eines Bilderbuches für Kinder, lässt einen Off-Erzähler Wissenswertes über die arktische Hemisphäre verkünden und wirft zivilisationskritische Fragen auf, deren Immanenz sich wohl niemand entziehen kann, der diesen wunderbaren Film genossen hat.

9/10


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HELL AND HIGH WATER (Samuel Fuller/USA 1954)


"Acting independently for a common cause. Against a common enemy."

Hell And High Water (Inferno) ~ USA 1954
Directed By: Samuel Fuller


Der U-Boot-Kapitän und Kriegsveteran Jones (Richard Widmark) soll den Atomphysiker Professor Montel (Victor Francen) zu einer Insel im Nordpazifik bringen, auf der sich möglicherweise Kernwaffen befinden. Nach einem Unterwasser-Scharmützel mit Rotchinesen und einer ersten Fehlexpedition an Land werden Jones und Montel fündig. Tatsächlich besteht bereits höchste Gefahr: Auf der Insel wird soeben ein Flugzeug mit Atombomben bestückt und startklar gemacht.

In diesem U-Boot-Actionfilm mit sanftem SciFi-Touch ließ Samuel Fuller seine Protagonisten auf einem kalten Nebenschauplatz gegen die kommunistische Weltverschwörung zu Felde ziehen und unter Aufbietung des eigenen Lebens am Ende auch reüssieren. Helden wie diese, so der stolz formulierte Tenor von "Hell And High Water", garantierten das Überleben der freien Welt. Innerhalb des fuller'schen Œuvre bietet diese zweite Starproduktion mit Richard Widmark vor allem zwei Novi: Den Einsatz von Farbe und den von Scope, wo Fuller bislang stets mit den althergebrachten Schwarzweiß-Linsen gearbeitet hätte. Der Übergang in die bildnerische Breite hat zugleich etwas unbestimmt Vulgäres; als käme mit der formalen Herrlichkeit zugleich ein Stückchen Ausverkauf. Wenigstens habe ich es latent so empfunden. Gegen die zerklüftete Poesie der beiden weit weniger spektakulär hergestellten Koreakriegsfilme und wahrscheinlich auch die zwei weiteren Eclipse-Produktionen kommt dieses betont schicke Unterwasser-Abenteuer nach meinem Dafürhalten jedenfalls nicht an.

7/10

Samuel Fuller Kalter Krieg U-Boot Atombombe Insel Pazifik


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THE WORLD IN HIS ARMS (Raoul Walsh/USA 1952)


"We go!"

The World In His Arms (Sturmfahrt nach Alaska) ~ USA 1952
Directed By: Raoul Walsh


San Francisco, 1850: Der erfolgreiche Robbenjäger Jonathan Clark (Gregory Peck) plant, Alaska für zehn Millionen Dollar von den Russen zu kaufen, vornehmlich, um das von Westen her inflationär betriebene Geschäft des Pelzhandels in moderate Bahnen zu lenken. Da verliebt er sich in eine russische Gräfin (Ann Blyth), die jedoch kurz vor der Hochzeit nach Sitka entführt wird, wo sie eine vorab arrangierte Heirat mit einem adligen Landsmann (Carl Esmond) begehen soll. Schließlich gelingt es Clark, sie mithilfe seines Lieblingsrivalen, des schurkischen Portugiesen Manuel (Anthony Quinn), zu befreien.

Ein großes Versäumnis meinerseits, diesen wahrhaft prachtvollen Film bislang nicht gekannt zu haben. "The World In His Arms" ist ein, wenn nicht das Musterbeispiel für flamboyantes Abenteuerkino, wie es Hollywood vor einem guten halben Jahrhundert noch zu fertigen verstand: Formidabel aufgelegte Stars, herrliche Farben, eine wunderbare, mit immenser Sorgfalt arrangierte Ausstattung, eine wildromantische Geschichte, dazu knackiger Humor und ein paar geheuchelte Versprechen von echtem Mannestum, die der Regisseur mit der Augenklappe vermutlich selbst geglaubt haben wird, so selbstsicher, wie er dieses Werk in Szene gesetzt hat. "The World In His Arms" ist genau von der Werkssorte, die mein Herz im Sturm zu erobern vermag, so wie es denn dann heuer auch geschehen musste.
Nimm mich mit, Käpt'n Clark, auf die Reise...

10/10

Raoul Walsh Alaska San Francisco Historie period piece


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SIGN OF THE PAGAN (Douglas Sirk/USA 1954)


"I'm Attila."

Sign Of The Pagan (Attila, der Hunnenkönig) ~ USA 1954
Directed By: Douglas Sirk


Um das Jahr 450 begegnet der hunnische Eroberer Attila (Jack Palance) auf seinen Feldzügen dem römischen Zenturio Marcian (Jeff Chandler). Tief beeindruckt von Marcians Tapferkeit und Mut will Attila von ihm das römische Kriegshandwerk erlernen. Doch der Zenturio flieht nach Konstantinopel, von wo aus Kaiser Theodosius (George Dolenz) das östliche Reich beherrscht. Attila folgt ihm und schließt mit Theodosius einen Nichtangriffspakt. Stattdessen plant der Feldherr, Rom selbst zu erobern und zieht über Umwege nach der Ewigen Stadt. Einige göttliche Warnsignale flößen Attila zwar Respekt ein, können ihn aber nicht aufhalten. Erst die warnenden Worte von Papst Leo (Moroni Olsen) lassen Attila seine Angriffstaktik überdenken. Marcian ersetzt derweil die scheidenenden Ost- und Westkaiser Theodosius und Valentinian (Walter Coy).

Wenn Sirk mal einen richtigen Genrefilm gemacht hat, dann blieb dies zumeist eine singuläre Erscheinung: "Taza, Son Of Cochise" war sein einziger Western, "Captain Lightfoot" sein einziger Swashbuckler und "Sign Of The Pagan" eben sein einziger Monumentalfilm. Wie in Hollywood-Verfilmungen üblich, wurden die historischen Fakten dabei fast völlig ignoriert und zugunsten einer flüssigen und in kurzem Erzählrahmen präsentierten Geschichte jedweder Komplexität beraubt. Davon abgesehen ist "Sign Of The Pagan" natürlich erstklassiger Kintopp und wunderbares Sandalenkino: In Scope gefilmt präsentiert der Film mit Jack Palance vermutlich den einen Darsteller, dessen Physiognomie zumindest ich schon wie automatisiert mit der Attilas in Übereinstimmung bringen kann. Anthony Quinns aus dem gleichen Jahr stammende Interpretation ist mir noch unbekannt, aber ich kann mir bei aller Sympathie für Quinn nicht vorstellen, dass er dem auch sonst außerordentlich fabelhaft spielenden Palance das Wasser reichen könnte. Da bleibt selbst für den grauen Wuschelkopf eines Jeff Chandler wenig Raum.

7/10

Historie Duell Roemisches Reich Attila Douglas Sirk period piece


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SWASHBUCKLER (James Goldstone/USA 1976)


"I'm not a fool. I'm an Irishman."

Swashbuckler (Der scharlachrote Pirat) ~ USA 1976
Directed By: James Goldstone


Im frühen 18. Jahrhundert machen die beiden Piratenfreunde Ned Lynch (Robert Shaw) und Nick Debrett (James Earl Jones) die Karibik unsicher. Besonders mit Lord Durant (Peter Boyle), dem Gouverneur von Jamaica, geraten sie ständig aneinander. Als Lynch die junge Edelmanns-Tochter Jane Barnet (Geneviève Bujold) kennenlernt, kann er ihr schwerlich den Wunsch abschlagen, ihren Vater aus Durants Fängen zu befreien und dem grausamen Statthalter den Garaus zu machen.

Drei Filme habe ich von Regisseur James Goldstone gesehen, und deren Kenntnis vermittelt mir ein recht verqueres Bild dieses Filmemachers bzw. seiner Auftraggeber. "Swashbuckler" darf wohl als repräentativ für die Arbeitweise dieses Auftragsfilmers angesehen werden: Aufwändig arrangiert, hochkarätig besetzt, technisch routiniert, aber seltsam unbeteiligt, ja, sogar desinteressiert muten seine Werke an. Goldstones Arbeiten scheinen stets müde und unerquicklich, als müssten sie tonnenschwere Lasten auf ihren Schultern tragen; als könnten sie die Bürde, ein Millionenpublikum unterhalten zu wollen oder zu müssen, kaum verkraften. Es ist schon bizarr, wie sehr "Swashbuckler" seine Lebensfreude als reformiertes Mantel- und Degen-Abenteuer förmlich aus allen Poren zu schwitzen sucht, dabei aber doch nur zaghafte Behauptung bleibt. Der Film rauscht mit all seiner schönen Ausstattung, der exotischen Kulisse, der hübschen Bujold und dem verrückten, hässlichen Boyle an einem vorbei und ist schon wieder vorüber, bevor man sich überhaupt recht zu orientieren weiß...

5/10

Piraten period piece Historie Karibik James Goldstone Jamaica


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THE REEF (Andrew Traucki/AU 2010)


"I'll stay."

The Reef ~ AU 2010
Directed By: Andrew Traucki


Für fünf junge Leute (Damian Walshe-Howling, Gyton Grantley, Adrienne Pickering, Zoe Naylor, Kieran Darcy-Smith) wird ein lustiger Bootstörn zu einer kleinen Insel vor der nordaustralischen Küste zu einer Reise in den Tod: Nachdem ihre Yacht gekentert ist, bewegen sich vier von ihnen schwimmend zum bereits zwölf Meilen entfernten Festland zurück, mitten durch das Jagdrevier eines weißen Hais, der schon die Serviette umgebunden hat...

Der vermutlich einzige, kombinierte Grund sich "The Reef" anzuschauen besteht in der notwendigen Vorliebe für 1.) Tierhorror- bzw. Haihorror-Filme und/oder 2.) maritime Terrorszenerien. Entsprechende Liebhaber werden sich wohlfeil unterhalten finden von Trauckis permanent kribbelig und unangenehm gehaltener Atmosphäre. Filmisch geriert sich "The Reef" als ein recht unverhohlen plagiierter Mix aus "Open Water" (von dem sogar das Kinoplakat schamlos geklaut wurde) und "Jaws 2" sowie all den anderen Hai-, Krokodil- und Sonstwas-Filmen der letzten Jahre, die die Belagerungs-, Einkesselungs- und Isolierungstaktiken der - wie man mittlerweile weiß - hochintelligenten Menschenfresser aus Mutter Naturs alter Hexenküche in der Regel recht spannend aufs Tapet brachten und bringen. Wer also sowohl mit dergleichen als auch mit mit vorsätzlich reduzierten Mitteln arrangierten Thrillern etwas anfangen kann, mag gern auch bei dem ansonsten ziemlich unoriginellen "The Reef" einen Blick riskieren. Alle anderen können's lassen und verpassen letzten Endes auch nicht viel.

6/10

Andrew Traucki Australien Hai Tierhorror Pazifik Seenot


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KING KONG (John Guillermin/USA 1976)


"Lights! Camera! Kong!"

King Kong ~ USA 1976
Directed By: John Guillermin


Der Paläontologe Jack Prescott (Jeff Bridges) schleicht sich als blinder Passagier auf einen Tanker der Firma Petrox, der von Surabaya aus Kurs auf eine bislang unentdeckte Insel im Indischen Ozean nimmt, unter der womöglich riesige Ölvorkommen lagern. Prescott interessiert sich jedoch mehr für den Wahrheitsgehalt der Sagen, die um die Insel kreisen und sich um einen gigantischen Tiergott drehen. Während der Fahrt nimmt die Schiffsbesatzung, der Jack sich mittlerweile zu erkennen gegeben hat, die schiffbrüchige Dwan (Jessica Lange) an Bord, ein junges Hollywood-Starlet. Auf der Insel angekommen findet die erste Landexpedition einen Eingeborenenstamm vor, der sich soeben auf eine bizarre Hochzeitszeremonie vorbereitet. In der folgenden Nacht wird Dwan entführt und zur Braut eines wie sich herausstellt haushohen Gorillas auserkoren. Nach einigen Abenteuern kann Dwan aus dessen Klauen befreit werden. Der raffgierige Petrox-Manager Wilson (Charles Grodin) fängt derweil das Monster ein und transportiert es als Schauattraktion nach New York, wo es ausbricht, ein Riesenchaos anrichtet und schließlich vom World Trade Center heruntergeschossen wird.

Guillermins respektive Dino De Laurentiis' erstes offizielles Remake des Ur-"King Kong" von 1933 hat es zeitlebens bei Publikum und Kritik nicht leicht gehabt. Allzu durchsichtig schienen die Spezialeffekte, die sich an den japanischen Kaijū orientierten und im Wesentlichen einen Rick Baker im Affenkostüm respektive dessen animatronische Riesenhand zeigten sowie Rückprojektionen, Modelllandschaften und den ganzen dazugehörigen Schnickschnack. Dann wird gern bemängelt, dass die überbordernde Phantasie, die eine im prähistorischer Zeit verharrende Insel zutage fördert, in der 76er-Version überhaupt nicht hinreichend berücksichtigt wird. Im Klartext: Es fehlt an Nebenmonstern. Lediglich eine Riesenschlange (möglicherweise dieselbe, die später in "Conan The Barbarian" zum Einsatz kommt) darf es für ein fix entschiedenes Kurzduell mit King Kong aufnehmen. Außerdem belächelte man die noch junge Jessica Lange und ihre exponiert-naive Interpretation des blonden Dummchens. Soviel zu den allerorten gemachten Vorwürfen, denen ich im Großen und Ganzen nichts entgegensetzen kann oder will. Dennoch bedeutet "King Kong" '76 für mich seit jeher sehr viel, ich habe ihn bereits als Kind sehr häufig gesehen und liebe noch heute viele Aspekte des Films, der in dieser Form nur 1976 entstehen konnte. Die Romanze zwischen Riesenaffe und Menschenfrau, die seltsam deutlich umschriebene Erotik zwischen ihnen, die die entsprechenden Motive des Originals mit deutlich gewichtigerer Darstellung herauskehren, funktioniert für mich noch immer tadellos. Herzzerreißend etwa die Szene, in der die Lange an Bord des Schiffes ihren duftigen Schal verliert, der dann in Kongs Verlies hineinweht, was ihn zu einer einzig durch die Intervention der Schönen wieder zu besänftigenden Weißglut treibt. Und dann natürlich das blutige Ende Kongs, das hier kommentarlos bleibt und wie eh und je zu hemmungslosem Weinen anstiftet. Dann war es stets die faktisch viel zu lange Exposition des Films, mit Bridges' beschwörenden Schauerfabeln und John Barrys absolut herrlicher Musik, die mir feuchte Hände bescherte, dazu die obligatorische Szene auf dem phallischen Baumstamm über der Schlucht und Grodins verdientes Ende.
"King Kong" liefert nachgerade nicht viel mehr als dickes, aufgebauschtes Plastikkino aus der Katastrophenfilm-Ecke, mit aufgesetzter Zivilisations- und Kapitaklismuskritik sowie einem modisch-schicken Kommentar zur damaligen Energiekrise. Für mich ist er jedoch viel mehr als bloß oberflächlicher Kunststoffkintopp, nämlich ein noch immer zum Träumen einladendes Stück konservierter Kindheit.

8/10

Monster John Guillermin Tierhorror King Kong New York Affen


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LA GUERRA DEL FERRO - IRONMASTER (Umberto Lenzi/I, F 1983)


Zitat entfällt.

La Guerra Del Ferro - Ironmaster (Er - Stärker als Feuer und Eisen) ~ I/F 1983
Directed By: Umberto Lenzi


In grauer Vorzeit entdeckt der böse Urmensch Vood (George Eastman) nach einem Vulkanausbruch ein schwertgleich geformtes Stück Eisen. Mit der neuen Waffe verscheucht er seinen Nebenbuhler Ela (Sam Pasco) und führt künftig den Rest seines Stammes als Eroberer an. Ela freundet sich derweil mit der flotten Isa (Elvire Audray) an, deren Vater Mogo (William Berger) Häuptling eines pazifistisch lebenden Vegetarierstammes archaischer Hippies ist. Vood unterjocht auch Mogos Dorf und es kommt zum finalen Duell zwischen ihm und Ela.

Putziger Rip-Off-Mix nach "La Guerre Du Feu" und "Conan The Barbarian", wobei die Einflüsse von ersterem - der Originaltitel verrät es schon - deutlich überwiegen. Auch bei Lenzi geht es - attenzione, interpretazione - darum, dass die Annalen der schrittweisen Zivilisierung der Welt stets mit dem infolge der Entdeckung neuer Waffen vergossenen Blut geschrieben wurden. Der etwas doofe Held Ela wird dabei von einem leicht stieläugigen Bodybuilder namens Sam Pasco, welcher durchaus physiognomische Ähnlichkeiten mit einer gewissen "steirischen Eiche" aufweist, in dessen einzigem Filmauftritt verkörpert. Der wahre Jakob aber ist und bleibt natürlich Signore Montefiori, der mit seinem um den Kopf gewickelten Löwenfell aus dem Hause Steiff ungefähr so bescheuert aussieht wie selten, ohne den der Film jedoch auch nur halb so gut (oder schlecht, je nach Augenmaß) wäre.
Die meiste Freude fand Lenzi wohl daran, eine wo auch immer herstammende Bisonherde zu fotografieren, inmitten derer wahlweise Pasco oder Montefiori mit erhobenen Armen umherrennen und so tun als wären sie in höchster Lebensgefahr. Eine Gruppe Mammuts sieht bzw. hört man ganz zu Beginn nur in der Ferne trompeten. Wohl auch besser so, denn die Tierchen wirken auch so schon ziemlich traurig animiert. Dann hat es noch eine Horde Affenmenschen, einige lepröse Zombies, ein paar schicke matte paintings und einen satten, zufriedenen Löwen in einer Doppelrolle. Dass man aus solchen Ingredienzien große Kinokirmes für Gummigourmets machen kann, führt uns Lenzi in einem Film vor, der den Niedergang des italienischen Plagiatfilmens wenn schon nicht einläutet, so doch offenkundig macht.

4/10

Trash Umberto Lenzi Europloitation Vorzeit


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CAPTAIN CLEGG (Peter Graham Scott/UK 1962)


"This is my private inventory!"

Captain Clegg (Die Bande des Captain Clegg) ~ UK 1962
Directed By: Peter Graham Scott


Im 18. Jahrhundert: Die Leute eines englischen Moordorfes fühlen sich nicht ganz zu Unrecht ertappt, als der königliche Marine-Offizier Captain Collier (Patrick Allen) bei ihnen nach Schnapsschmugglern sucht. Tatsächlich scheint der örtliche Vikar Reverend Blyss (Peter Cushing) deutlich mehr zu wissen als er sagt. Stellt sich noch die Frage, welcher Herkunft die im Moor herumspukenden Geisterreiter sind und wieso der "Mulatte" (Milton Reid), der stumme Gehilfe Colliers, beim Anblick des Reverends dermaßen in Rage gerät.

Ein hübscher kleiner Abenteuerfilm der Hammer, der von Piraten über Moorgeister, knarrige alte Windmühlen, schaurige Vogelscheuchen und vollbusige Schönheiten (Yvonne Romain) so ziemlich alles auffährt, was die Produktionen dieses Studios ehedem so liebenswert machte. Neben Peter Cushing und Oliver Reed, der hier ausnahmsweise einen waschechten Helden zum Besten geben durfte, hat es noch Studio-Faktotum Michael Ripper in einer seiner schönsten Rollen und Fleischklops Milton Reid, letzterer von unverwechselbar ungeschlachter Physiognomie. Leider entpuppt sich der Geisteranteil der Geschichte am Ende als inszenierter Mummenschanz, ansonsten wäre "Captain Clegg" noch viel sympathischer geraten und hätte sich nebenbei als "Reitende Leichen"-Vorläufer rühmen können. So bleibt halt eben alles bodenständig-irdisch.

7/10

period piece Piraten Hammer Peter Graham Scott Alkohol Sumpf





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Funxton

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