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In meinem Herzen haben viele Filme Platz 2.0


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THE TOMB (Fred Olen Ray/USA 1986)


"The more things change, the more they stay the same."

The Tomb (Das Geheimnis des Grabmals am Nil) ~ USA 1986
Directed By: Fred Olen Ray


Die beiden Grabräuber John (David O'Hara) und Tyler (Craig Hamann) stoßen bei Kairo nichtsahnend auf das Grab der bösen, altägyptischen Vampirpriesterin Nefratis (Michelle Bauer) und befreien diese aus ihrem Sarkophag. Während Tyler sogleich zum Opfer der Blutsaugerin wird, kann John zurück nach L.A. entkommen. Dort verkauft er einige der Reliquien aus Nefratis' Grabkammer an die zwei Wissenschftler Manners (Jack Frankel) und Phillips (Cameron Mitchell), was Nephratis gar nicht gefällt - sie benötigt die Gegenstände nämlich zur Wiedererstarkung ihrer Macht. Die Monsterfrau kommt also nach Kalifornien und nur Manners' wackerer Sohn David (Richard Hench) kann mithilfe von Phillips' Nichte Helen (Susan Stokey) und Dr. Stewart (George Hoth) Nephratis aufhalten.

Anno 86 liefen solche Sauergürkchen tatsächlich noch auf der Leinwand hierzuland - heutzutage absolut nicht mehr vorstellbar. Schon damals war Fred Olen Ray einer der Regisseure, die lange, bevor jemand wie Quentin Tarantino den Film B zum schicken Salonthema erhob, ihren eigenen kleinen "Kult" fabrizierten; und das - zumindest auf kleiner Flamme - sogar hinreichend gewinnträchtig. "The Tomb" versteht sich selbst (neben seinem unvermeidlichen Status als schneller Monetenberapper natürlich) von vorn bis hinten als Hommage. Die Genrealtstars Cameron Mitchell und John Carradine lassen sich kurz blicken, für Sybil Danning gibt es einen prologischen Kurzauftritt und sogar Meyer-Muse Kitten Natividad lässt in einer Stripshow die Möpse kreisen. Angereichert wird dieses Potpourri mit fast dokumentarischen Bildern des nächtlichen Sunset Strip nebst seiner diversen Bars und Sexbunker. Dass die angeblich in Ägypten spielenden Anfangsszenen unverhohlen im kalifornischen Hinterland aufgenommen wurden, läst sich dabei ebenso gut verkraften wie die Tatsache, dass die nominelle Prominenz trotz ihres Cameostatus an den ersten Besetzungslistenstellen rangiert. Vorsätzlicher Nepp gehört hier schlicht zum Usus und kann den wahren Trashgourmet sowieso nicht er-, geschweige denn abschrecken...

5/10

Fred Olen Ray Trash Independent Mumie Los Angeles Vampire


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ASHANTI (Richard Fleischer/USA, CH 1979)


"You gave your word. I didn't."

Ashanti ~ USA/CH 1979
Directed By: Richard Fleischer

Der britische Arzt Linderby (Michael Caine) und seine schöne, eingeborene Frau Anansa (Beverly Johnson) leisten in Afrika vorbildliche Arbeit für die WHO. Als Anansa eines Tages in die Fänge des Sklavenhändlers Suleiman (Peter Ustinov) gerät, versucht Linderby mit allen Mitteln, sie ihm wieder abzujagen.

Dass Exploitationkino nicht unbedingt Tonnen von Blut, Gewalt und Sex benötigt, beweisen zahlreiche, spekulative Spätwerke früherer Hollywood-Pros, die in den späten Siebzigern unter zumeist europäischer Privatfinanzierung entstanden sind und eine der vielen businessinternen Reaktionen auf New Hollywood bildeten. "Ashanti" gehört genau in diese Kategorie: Eine Bestseller-Verfilmung, produziert von irgendeiner französischen No-Name-Firma, mit einer ganzen Latte Altstars garniert und von einem einstmals renommierten Regisseur inszeniert; das Ganze von vorbildlicher Unterhaltsamkeit. Und trotzdem entrinnt der Film niemals seiner latent-schäbigen Konnotation. Lustvoll berichtet er uns von unhaltbaren, archaischen Zuständen im entwicklungsrückständigen Afrika und fängt im schönsten Widerspruch dazu parallel jede Möglichkeit menschlicher Barbarei hechelnd mit der Kamera ein - Exploitation eben. Dennoch, allein die Besetzung ist ein köstliches Créme-Törtchen: Die alternden Schauspielgardisten Rex Harrison, William Holden und Omar Sharif geben sich jeweils die Ehre in (wahrscheinlich annehmbar entlohnten) charmanten Fünf-Minuten-Auftritten, Peter Ustinov in einer Eigenreprise seiner "Spartacus"-Rolle spielt famos, demonstriert jedoch, dass er bloß augenzwinkernde Schurken konnte und keine echten Bösewichte, Kabir Bedi, damals noch als "Sandokan" in aller Munde, ist als Heldenbuddy dabei, Winston Ntshona, "Wild Geese"-Enthusiasten sicher bestens als geschundener Präsident Limbani bekannt, als Schurkengehilfe. Und Michael Caine, der damals ein eigenartiges berufliches Faible entwickelte für die Niederungen des grellen Trash-Kinos, ist sowieso immer eine Bank.
Ich fand "Ashanti" auf seine spezielle Art wieder sehr faszinierend.

6/10

Independent Sklaverei Afrika Exploitation Richard Fleischer


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SKELETON COAST (John 'Bud' Cardos/USA, SA 1987)


"Shoot these dumb idiots, shoot 'em all!"

Skeleton Coast (24 Stunden bis zur Hölle) ~ USA/SA 1987
Directed By: John 'Bud' Cardos


Nachdem der mit angolanischen Partisanen zusammenarbeitende Militärberater und CIA-Agent Michael Smith (Jonathan Rands) von dem ostdeutschen Colonel Schneider (Robert Vaughn) entführt und in eine alte portugiesische Feste verbracht wird, eilt sein Vater (Ernest Borgnine), ein retitrierter Marine-Offizier, flugs zur Befreiung. Mithilfe seines alten Kumpels Rick (Daniel Greene) hat Colonel Smith im Nu eine kleine, aber umso schlagkräftigere Söldner-Truppe zusammen, die auf der Gegenseite nicht nur die bösen Kommunisten, sondern auch einen schurkischen Diamantenhändler (Oliver Reed) zu bekämpfen hat.

Recht infantiles Actionmärchen unter Aufbietung südafrikanischer Kooperation, das ich wahrscheinlich gerade seiner freundlich formulierten Unkompliziertheit wegen so positiv in Erinnerung hatte. Tatsächlich bietet "Skeleton Coast" aber allerhöchstens ein Stürmchen im Wasserglas. Für die Altherrenriege Borgnine - Vaughn - Reed und Herbert Lom, allesamt zum Drehzeitpunkt bereits sichtlich betagt, bis auf den vom Suff dahingerafften Reed jedoch immer noch in irdischen Sphären befindlich (wobei der lustige und unverwüstliche Borgnine ja sogar jetzt noch äußerst fabulierfreudig durch die Making Ofs seiner Filme krebst und dies vermutlich auch in dreißig Jahren noch tun wird), ergibt das freilich ein schönes Stelldichein. Leider haben jedoch nur Borgnine und Vaughn als Hauptantagonisten gemeinsame Szenen. Die Parts von Lom und Reed scheinen rein alibimäßig ins leichtfüßige Script hineingedichtet worden zu sein. Dazu gibt es immerhin noch die damaligen Genrecracks Daniel Greene und Leon Isaac Kennedy sowie einen noch sehr jungen Arnold Vosloo.
Durch die Besetzung de netten Opas Borgnine in der Hauptrolle erscheint der ganze Film dennoch hoffnungslos wie eine Kaffeefahrt mit anschließendem MG-Verkauf zum Sonderpreis; dass hier und da ein paar Kubaner zur Hölle gejagt werden, gehört eben zum Tagesgeschäft. Eine kleine Hommage an "The Flight Of The Phoenix" ist auch vorhanden, ansonsten könnte einer der zahlreichen Privatsender "Skeleton Coast" trotz seiner Altersfreigabe nunmehr vermutlich im Nachmittagsprogramm zeigen, ohne groß aufzufallen. Kinderfreundliches, betont unbelastetes Genrekino.

4/10

Afrika Militaer John 'Bud' Cardos Angola Soeldner


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I PREDATORI DI ATLANTIDE (Ruggero Deodato/I, PH 1983)


Zitat entfällt.

I Predatori Di Atlantide (Atlantis Inferno) ~ I/PH 1983
Directed By: Ruggero Deodato


Die beiden Söldner Mike (Christopher Connelly) und Washington (Tony King) schippern gerade auf ihrer Yacht durch die Karibik als ein gigantisches Seebeben das Meer erschüttert. Ursache: Bei der versuchten Bergung eines Atom-U-Boots kam es kurz zuvor zu einer Kettenreaktion, die dafür sorgt, dass das versunkene Atlantis wieder auftaucht. Da sich dieses unter einer Art Glaskuppel befindet, haben die kriegerischen Einwohner die Zeit überdauern können und fangen nun sogleich an, die benachbarten Inseln zu attackieren. Zusammen mit einigen Freunden wie dem Piloten Bill (Ivan Rassimov) und Professor Saunders (George Hilton) kommt Mike bald hinter die Motive der Atlantiden: Diese wollen der hellsichtigen Forscherin D. Rollins (Gioia Scola) habhaft werden, auf dass sie zu ihrer Hohepriesterin werde!

"I Predatori Di Atlantide" ist wahrscheinlich eins der vordringlichsten Beispiele dafür, dass und warum es mit der italienischen Filmindustrie nach vielen fruchtbaren Jahren um die Mitte der Achtziger nunmehr überaus schlecht stand. Obschon Deodato ganz sicher kein unintelligenter Regisseur ist und sich die Besetzung aus einer ganzen Latte beliebter B-Film-Veteranen rekrutiert - wenn der Kopf nicht weiß, was der Arsch tut, sind Hopfen und Malz verloren! "I Predatori" ist geradezu angefüllt von ungeheurem Dilettantismus. Diverse Plotfügungen bleiben wahlweise im Unklaren oder sind einfach nur völlig sinnlos und die Montage dazu gibt sich, gelinde gesagt, abenteuerlich. Handlungselemente aus allem, was um diese Zeit dafür bekannt war, dem Box-Office Geld anzutragen, kommen irgendwo vor: Ein wenig Science-Fantasy, ein bisschen Abenteuer Marke "Indiana Jones", der Söldnerfilm wird nochmals ausgeschlachtet und ganz besonders gibt sich das Endzeit-Kino, das nach "Mad Max 2" bekanntermaßen eine ganze Welle von Italo-Plagiaten lostrat, ein weiteres Stelldichein - die Atlantiden, zumindest deren kriegerische Variante (wie wir im Laufe des Films erfahren, gab und gibt es dort nämlich zum einen jene Kriegstreiber und zum anderen eine technisierte Hochkultur...), sehen durch die Bank aus wie postapokalyptische Lederpunks und knattern auf entsprechend feingetuntem Motorengefährt durch die Landschaft. Es wird massig geballert und gestorben und in all dem Gewirr weiß irgendwann keiner mehr so recht, wohin und woher, am allerwenigsten der bemitleidenswerte Zuschauer.
Für den Europloitation-Chronisten ist "I Predatori" natürlich ein Muss, allein schon seiner filmhistorischen Bedeutung wegen. Dass ein solch chaotisch entwickeltes und hanebüchnes Projekt überhaupt jemals das Licht der Kinoleinwände erblickt hat, mutet allerdings selbst für Euro-Verhältnisse erstaunlich an, dies ist nämlich kaum mehr denn reinster Giftschrank-Inhalt für jeden halbwegs bei Verstand befindichen Produzenten.

5/10

Atlantis Soeldner Europloitation Ruggero Deodato Apokalypse


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THE MUMMY'S SHROUD (John Gilling/UK 1967)


"Superstitious idiots!"

The Mummy's Shroud (Der Fluch der Mumie) ~ UK 1967
Directed By: John Gilling


Ägypten, 1920: Als eine Gruppe englischer Archäologen, finanziert von dem ebenso reichen wie unangenehmen Stanley Preston (John Phillips) und geleitet von dem Experten Sir Basil Walden (André Morell) das Grabmal des jugendlichen Pharao Kah-To-Bey (Toolsie Persaud) öffnet, sehen sie sich mit einem Fluch konfrontiert, den der radikale Grabwächter Hasmid (Roger Delgado) über sie spricht. Des Pharaos ebenfalls mumifizierter Leibwächter Prem (Dickie Owen) knöpft sich einen nach dem anderen von den Frevlern vor.

Mit "The Mummy's Shroud" erlebt das Mumien-Franchise der Hammer wieder einen kleinen Aufschwung: Anders als Carreras im Vorgänger begeht Gilling nicht den Fehler, die Story allzu sehr schleifen zu lassen und macht sich die Exotik der Fremde zunutze: Für die Grabschänder erfüllt sich der Fluch jeweils auf ägyptischem Boden, da sie teilweise auch gar keine Möglichkeit haben, von dort wegzukommen. Dass Gilling seinen Film mit der zuverlässigen Professionalität versah, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Schade ist bloß, dass der wie üblich sympathisch besetzte André Morell bereits relativ früh aus dem Film scheiden muss. Für Michael Ripper indes, dessen kleine Auftritte in Hammer-Produktionen Legion sind, hält "The Mummy's Shroud" einen seiner schönsten Parts als duckmäusiger Butler Longbarrow bereit.

7/10

John Gilling Hammer Mumie period piece


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KING ARTHUR (Antoine Fuqua/USA, UK, IE 2004)


"What is this madness?"

King Arthur ~ USA/UK/IE 2004
Directed By: Antoine Fuqua

467 n.Chr.: Die Römer geben bereits die ersten nördlichen Provinzen auf, als ihnen auf der britannischen Insel von Norden her die Sachsen unter ihrem Anführer Cerdic (Stellan Skarsgård) den Krieg erklären. Der Hadrianswall wird derweil tapfer gehalten von dem sarmatischen Ritter Arthur (Clive Owen) und seinen Männern, die ihrer baldigen Entlassung aus der Armee entgegensehen. Ihr letzter Auftrag besagt, einen im nördlichen Teil der Insel lebenden römischen Edelmann (Ken Stott) vor den Sachsen in Sicherheit zu bringen und nach Süden zu eskortieren. Unterwegs schließt Arthur Waffenstillstand mit den kriegerischen Pikten und ihrem Anführer Merlin (Stephen Dillane), ständig verfolgt von den sächsischen Häschern. Am Hadrianswall angelangt, entschließt sich Arthur gegen Rom und zum Verbleiben in Britannien und es kommt zur alles entscheidenden, letzten Schlacht.

"King Arthur", den, soviel gleich vorweg, man sich ausschließlich im nicht von den Mickymäusen geschändeten Director's Cut ansehen darf, bietet ein opulentes Festmahl für das Auge. Wie Fuqua das Frühmittelalter an der historischen Zeitgrenze des römischen Reichs ins Bild fasst, das ist ein Musterbeispiel ästhetisch gefälligen Filmemachens. Nicht nur Ausstattung, Sets, Drehorte und Licht sind schmerzhaft perfekt aufeinander abgestimmt, auch die zudem sehr natürlich wirkenden Farbkompositionen lassen einen dahinschmelzen. So muss großes Historienkino aussehen. Die Action- und Schlachtensequenzen sind angemessen wuchtig und deftig arrangiert, die Besetzung mit Bolzbirnen wie Ray Winstone, Ray Stevenson, Mads Mikkelsen und Ioan Gruffudd und deren Spiel mehr als erfreulich. Selbst Til Schweiger als Sachsensohn kommt absolut unverdorben herüber. Der Ansatz, die üblicherweise als Mär in der Kulturgeschichte verankerte Artussage unter weitgehender Aussparung oder Umformulierung der üblichen Requisiten und Artefakte wie Arthurs Erziehung durch den Zauberer Merlin, dem Schloss Camelot, dem Heiligen Gral oder Excalibur im Stein in einen historisch weitgehend authentischen Kontext zu überführen, ist nicht uninteressant, kann aber, besonders angesichts ihrer natürlich hollywoodreinen Transponierung sicherlich diskutiert werden.
Ich mag diesen Film in seiner Gesamtheit jedenfalls sehr und empfinde ihn auch als Bestandteil des Fuqua'schen Werks als seinen im Modernen angesiedelten Actiondramen vollkommen ebenbürtig.

8/10

Ritter Director's Cut period piece Artussage Mittelalter Historie Roemisches Reich Antoine Fuqua


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ARMY OF DARKNESS (Sam Raimi/USA 1992)


"Gimme some sugar, baby."

Army of Darkness (Die Armee der Finsternis) ~ USA 1992
Directed By: Sam Raimi


Nachdem Ash (Bruce Campbell) in die Vergangenheit befördert wurde und dort auf zwei verfeindete Ritterorden trifft, die jeweils Probleme mit den allseits bekannten Dämonen haben, muss er feststellen, dass er nur eine Möglichkeit für die Rückkehr in seine eigene Zeit gibt: Er muss das Necronomicon mithilfe einer Zauberformel aus den Klauen des Bösen befreien. Dummerweise erweist sich Ash als Trottel, der keine drei Worte behalten kann und die Armee der Finsternis tritt an...

Mit dem zweiten Sequel zu "The Evil Dead", das als solches konsequenterweise erst gar nicht mehr verkauft wurde, vollzog Raimi den Schritt zum familienfreundlichen Spaßkino. Selbstverständlich sind sein inszenatorischer Fundus und sein Ideenreichtum nach wie vor beachtlich, mit Horror oder gar Splatter hat "Army Of Darkness" aber nurmehr wenig bis gar nichts zu tun. Stattdessen lässt Raimi den liebgewonnenen Horrorhelden und Splatter-Don-Quijote Ash jetzt zum modernen, sprücheklopfenden Quasi-Jerry-Lewis mutieren, der sich irgendwann in zwei Hälften dividiert und fortan selbst verprügeln muss. Zum Showdown gibt es dann den beeindruckend perfekt gemachten Stop-Motion-Aufmarsch einer Knochenarmee, die Ray Harryhausen einigen Respekt abgenötigt haben wird. Ob man das Ganze nun braucht oder gar will, sei jedem selbst überlassen; mir hat die Entwicklung von der irrwitzigen Horrorachterbahn hin zum lustigen Fantasyspektakel nie so recht zugesagt, schon damals im Kino nicht, als ich mit der (allerdings bereits durch die Altersfreigabe gedämpften) Erwartung einen "echten" dritten "Tanz der Teufel" zu sehen das Ticket gezogen hatte. Immerhin kann ich heuer vermelden, mit der Erstbetrachtung der Originalfassung zumindest in einer Beziehung dazugelernt zu haben: Die deutsche Synchronisation von "Army Of Darkness" ist nämlich aller Professionalität zum Trotze eine reine Zumutung, unter deren Aussparung der Film sich gleich deutlich weniger albern geriert.

6/10

Sam Raimi Sequel period piece Mittelalter Dämon Groteske Slapstick Zeitreise


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THE WAR LORD (Franlin J. Schaffner/USA 1965)


"Who's not pagan in some matters?"

The War Lord (Die Normannen kommen) ~ USA 1965
Directed By: Franklin J. Schaffner


Im Hochmittelalter erhält der Ritter Chrysagon (Charlton Heston) vom Herzog von Kent ein Lehen in den Sümpfen der Normandie, die regelmäßig von den kriegerischen Friesen heimgesucht werden. Zunächst abgestoßen von den heidnischen Bräuchen der Provinzbevölkerung, verguckt sich Chrysagon alsbald in ein schönes Bauernmädchen (Rosemary Forsyth). Die sich rasch anbahnende Liebesbeziehung erweist sich als unvorteilhaft für alle Beteiligten und bald muss Chrysagon nicht nur gegen seine Leibeigenen, sondern auch gegen die wiederum heranrückenden Friesen und seinen verräterischen Bruder Draco (Guy Stockwell) zu Felde ziehen.

Erfreulich gescheiter Ritterfilm von dem stets für eine Überraschung guten Franklin J. Schaffner, der es bewerkstelligt, sich von der dem Genre bislang wie selbstverständlich innewohnenden Hollywood-Infantilie zu emanzipieren und sein Werk als zuweilen beinahe künstlerisch relevant durchwinken zu lassen. Besonders bemerkenswert sind Schnitt und Photographie, die maßgeblich für die rundum gelungene Kreierung einer seltsam schwebenden, transzendenten Atmosphäre verantwortlich sind und so gar nicht zu jenem Studio-Brauchtum passen, das noch wenige Jahre zuvor Sterilität, Farbe und Breitwand als maßgebliche Faktoren für das Leinwand-Mittelalter wähnte. "The War Lord", der auf einem romantischen Bühnenstück basiert, ist somit in jeder Hinsicht deutlich näher an Hustons "A Walk With Love And Death" anzusiedeln als etwa bei einem "Ivanhoe". Die Belagerungsszenen um Chrysagons Turm zählen in punkto Dynamik und Inszenierung wohl zu den Besten ihrer Art. Klasse.

8/10

Franklin J. Schaffner Historie Ritter period piece Mittelalter


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ROBIN HOOD (Ridley Scott/USA, UK 2010)


"You're English?" - "When it suits me."

Robin Hood ~ USA/UK 2010
Directed By: Ridley Scott


Gegen Ende des 12. Jahrhunderts: Der Ritter Robin Longstride (Russell Crowe) kehrt im Gefolge Richard Löwenherz' (Danny Huston) vom Dritten Kreuzzug in Palästina zurück. Während der Belagerung einer französischen Burg kommt Richard ums Leben; später wird auch sein Botschafter Robert Loxley (Douglas Hodge) ermordet. Longstride nimmt Loxleys Identität an, um mit seinen Begleitern gefahrlos nach England überschiffen zu können. Daheim wird Richards Bruder John (Oscar Isaac) umgehend zum neuen König gekrönt, derweil die Adligen im Lande über die hohen Staatsabgaben jammern und gegen das Staatsoberhaupt zu revoltieren beginnen. Angesichts der von Frankreich herannahenden Armeen Philipps II benötigt der König jedoch jegliche Unterstützung und sichert den Dissidenten die Unterzeichnung einer Rechte garantierenden Charta zu. Nachdem die Franzosen unter entscheidender Beteiligung des mittlerweilec "offiziell" legitimierten "Ersatz-Loxley" zurückgeschlagen werden konnten, bricht John sein Versprechen und erklärt Robin offiziell zum Vogelfreien.

Mit dem streitbaren Anspruch, die historisch plausible Fassung einer Legende zu erzählen und diese somit zu entromantisieren ging Ridley Scott an dieses neuerliche Version der bereits dutzdenfach für das Kino aufbereiteten Mär um den titelspendenden Volkshelden Robin. Dass dabei viele ihrer beliebten, klassischen Bestandteile weichen mussten, steht bereits bei einer ersten rationalen Betrachtung außer Frage. Tatsächlich fielen Löwenherz' Gefangenschaft in Österreich und Robin Hoods Wirken im Sherwood Forest bei genauerer Betrachtung zeitlich nicht zusammen und auch die Mär von Robins Bekanntschaft mit seinem hünenhaften Busenfreund Little John (Kevin Durand) muss einer weitaus nüchterneren Betrachtung weichen. berhaupt spielen Robins Vasallen bei Scott eine sehr untergeordnete Rolle. Trösten kann/muss sich der wehmütig an Errol Flynn und Kevin Costner denkende Mittelalter-Romantiker damit, dass Scott ja im Prinzip nur von der Vorgeschichte des Mythos berichtet; tatsächlich endet seine Erzählung an dem Punkt, da Longstride/Loxley sich in die Wälder zurückziehen und sein berühmtes Outlaw-Dasein führen muss. Ob Scott jemeils eine Fortsetzung dreht, in der John ein Bogenschießen veranstaltet, zu dem Robin als Kesselflicker verkleidet erscheint, bleibt allerdings mehr als fraglich. Hier geht es weniger darum, Männer im grünen Wams durchs Unterholz hüpfen zu lassen, sondern um die kompromisslose Darstellung des grauen Mittelalters, politischer und gesellschaftlicher Ränke und die mögliche Identitätenbildung einer Sagengestalt. Auf diesen Gebieten punktet Scotts Film; hat man sich einmal damit abgefunden, dass der neue Robin Hood mit seinen früheren Inkarnationen (abgesehen vielleicht von der von Richard Lester aus den Siebzigern) nur wenig bis gar nichts mehr zu schaffen hat, mag man auch diese Perspektive der Dinge schätzen lernen. Da ich zweierlei an und in Film besonders liebe; nämlich sowohl ausufernd illustrierte Historizität als auch Ridley Scotts stets sorgfältige, penible Inszenierung; fiel mir das Aufbringen der erforderlichen Grade an Empathie und Sympathie nicht schwer. Kurz gesagt: Ich halte Scotts "Robin Hood", trotz einem gerade im Bereich monumentalen Kostümkinos gefährlichen Mangel an Emotionalität, für einen guten Film.

8/10

Kreuzzuege Robin Hood Ridley Scott England period piece Mittelalter Ritter Historie


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IM JULI (Fatih Akin/D, HU, TR 2000)


"Und das hast du alles erlebt?"

Im Juli ~ D/HU/TR 2000
Directed By: Fatih Akin


Als die Hamburger Tandverkäuferin Juli (Christiane Paul) den Referendar Daniel Bannier (Moritz Bleibtreu) entdeckt, verliebt sie sich schnurstracks in ihn und versucht, ihn zu Gegenseitigem zu bewegen. Die mittels metaphysischem Symbolismus durchgeführte Aktion geht jedoch nach hinten los: Daniel verguckt sich am selben Abend in die Türkin Melek (Idil Üner), soeben auf dem Weg nach Istanbul, um dort ihren freund zu treffen. Kurzentschlossen reist Daniel ihr per PKW hinterher - zusammen mit Juli, die ihm zufällig bei Anbruch seiner Tour als Tramperin über den Weg läuft. Eine turbulente Reise folgt, die für alle Seiten unerwartet endet.

Trotz sehr differierender stilistischer und geistiger Orientierung ist die direkte Blutsverwandtschaft zwischen "Kurz und schmerzlos" und "Im Juli", mit dem Akin zugleich der letzten großen Sonnenfinsternis im August 99 ein Denkmal setzte, unübersehbar: Der eine Film endet mit dem prägnanten Antlitz Mehmet Kurtulus', der andere beginnt mit selbigem - wobei die jeweils von ihm interpretierten Parts beinahe identisch sein könnten. In beiden Werken inszeniert Akin sich selbst in Minirollen als wichtigen Stichwortgeber für den Plot; ganz abgesehen davon, dass diverse weitere Bekannte aus "Kurz und schmerzlos" hier wieder auftauchen. Allerdings hat es auch feine Gastauftritte wundebarer "neuer" Gesichter, darunter die atemberaubende, zuvor Kusturicas fulminantem "Crna Macka, Beli Macor" aufgetretene Serbin Branka Katic sowie erstmals Birol Ünel, die vermutlich coolste Sau des deutschen Films seit der Jahrtausendwende. Dass "Im Juli" nebenbei als eine einzige große Liebeserklärung an sein Protagonistenpaar durchgeht, beweist, wie mit welch familiärer Warmherzigkeit der Regisseur seine Darsteller beäugt. Ansonsten demonstriert Akin erneut, dass er in Filmgeschichte aufgepasst hat: Christiane Paul und Moritz Bleibtreu sind späte Nachfahren der Screwball-Urkonstellation Hepburn und Grant (bzw. später dann Streisand und O'Neal) und auch die Road-Movie-Kiste, die wesentlich beinhaltet, dass am Reiseende ein anderer Mensch ankommt als jener, der sie einst angetreten hat, beläuft sich auf klassisches Kinogut (s. "Sullivan's Travels"). Dabei will "Im Juli" nicht innovativ sein, er will berühren. Und das schafft er, mühelos sogar. Falls es die Porno-Verballhornung "In Juli" übrigens noch nicht geben sollte, beanspruche ich hiermit schonmal gleich die Rechte.

8/10

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